Interview mit Margarete Heidler

Die Vielseitige.

Margarete Heidler, Foto: ifp
Margarete Heidler, Foto: ifp

Bevor Margarete Heidler als Partnerin bei der Kölner Personalberatung ifp einstieg, war die 48-Jährige Erste Bürgermeisterin in Heilbronn. Als Beraterin nutzt sie ihr Know-how, um Kunden aus der Verwaltung und Energieversorgung bei Personalthemen zu helfen. Im Interview erzählt sie, warum der Wechsel zur richtigen Zeit kam und wie man ein gutes Bauchgefühl für Berater entwickelt. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Margarete Heidler, geboren 1965 in Schwäbisch-Gmünd, begann ihre Berufslaufbahn als OP-Fachschwester in Stuttgart und bildete sich zur Betriebwirtin im Bereich Krankenhaus und Sozialmanagement weiter. Ab 1994 studierte sie in Tübingen Jura, ihr zweites Staatsexamen schloss sie 1999 ab. Sie arbeitete von 1999 bis 2003 als Justiziarin in der Uniklinik Freiburg, bevor sie 2003 von den Bürgern der Gemeinde Eningen unter Achalm zur hauptamtlichen Bürgermeisterin gewählt wurde. 2007 wechselte sie als Erste Bürgermeisterin in die Stadtverwaltung von Heilbronn, im Februar 2013 nahm sie ihre Tätigkeit in der Personalberatung als Partnerin beim ifp in Köln auf.

Frau Heidler, warum sind Sie Anfang 2013 als Erste Bürgermeisterin in die Beraterbranche gewechselt?
Wie so oft spielte der Zufall eine Rolle. Ich hatte mich entschieden zu wechseln, vor Augen hatte ich jedoch eher einen Wechsel in die Geschäftsführung eines Unternehmens aus einem Bereich, in dem ich bereits Erfahrungen gesammelt hatte. Um den Markt zu sondieren, wandte ich mich an einen Partner vom ifp – und nach und nach entwickelte sich die Idee eines Wechsels in dieses Haus.

Als studierte Juristin und langjähriger Verwaltungsprofi gehören Sie in der Beratung zu den Quereinsteigerinnen. Fühlen Sie sich im Unternehmen als Exotin?
Nein, denn es gibt hier Kollegen mit den unterschiedlichsten Werdegängen. In der Beratung ist es so, dass man entweder im Consulting beginnt und über die Beratung Erfahrungen in den Branchen sammelt, oder man steigt später aus einer dieser Branchen ins Consulting ein.

Als Beraterin sind Sie nun hinter den Kulissen tätig, haben aber nicht mehr so viel direkte Einflussmöglichkeiten wie als Erste Bürgermeisterin. Fällt Ihnen diese neue Rolle leicht?
Ich habe mich bewusst für den Wechsel entschieden, um ein wenig von der öffentlichen Bühne zu verschwinden. Als Verantwortliche in der Kommunalpolitik kann man nicht das Haus verlassen, ohne für jeden ansprechbar zu sein. Man muss sein Handeln erklären und rechtfertigen – und das kann schon kräfteraubend sein. Der Wechsel in die Beraterrolle ist für mich eine Art Rolle vorwärts hinter die Mauer: Ich nehme mein Wissen und meine Erfahrungen mit, als Person verschwinde ich jedoch hinter den Kulissen. Ich kann mich auf die fachliche Arbeit mit den Kunden konzentrieren, ohne mich dabei einer diffusen Öffentlichkeit zu stellen. Was den Einfluss betrifft: Die finale Entscheidung trifft nun in der Tat der Kunde. Wir Berater machen Vorschläge und begründen sie. Wir liefern Argumente und vertreten eine Meinung. Aber am Ende ist der Kunde am Zug. Das ist für mich eine andere Situation, und man muss in dieser Branche das Rollenverständnis verinnerlichen: Wir sind Berater – wenn auch mit Meinung und Rückgrat.

Sie haben als Erste Bürgermeisterin von Heilbronn häufig die Beratung auch aus Kundensicht kennengelernt. Welche Art von Beratung hat Ihnen damals besonders gut gefallen?
Mir war ein selbstbewusster Berater mit fundierten Kenntnissen am liebsten. Man begegnet auch Beratern, bei denen man den Eindruck gewinnt, dass sie den Auftrag schnell abarbeiten und das Geld mitnehmen möchten – aber man kann in diesen Fällen davon ausgehen, dass die Geschäftsbeziehung zu diesen Beratern nicht lange halten wird. Wenn wir uns damals bei der öffentlichen Hand für ein Beratungsunternehmen entscheiden mussten, war daher immer auch die persönliche Ebene ausschlaggebend. Letztlich entscheidet häufig die Frage: „Kann ich mir vorstellen, mit dieser Person partnerschaftlich zusammenzuarbeiten?“

Sie beraten hier im Unternehmen schwerpunktmäßig Verwaltungen und Energieversorger. Was macht diese Branchen interessant?
Verwaltungen sind eine eigene Welt. Hier begegnen Sie anderen Entscheidungsstrukturen und Zeithorizonten. Die Menschen, die dort arbeiten, sind geprägt von einer anderen Art von Ausbildung und Arbeitsweise. Das zu verstehen ist für einen Außenstehenden eher schwierig. Mir macht es Spaß, weil ich die Mechanismen kenne und daher bei manchen Entwicklungen vorhersagen kann, dass als nächstes dieses oder jenes Argument kommen wird. Bei den Energieversorgern haben wir es häufig mit Stadtwerken als den größten Ausgründungen der städtischen Verwaltungen zu tun, die nicht erst seit der Energiewende hohe Ansprüche an ihre Mitarbeiter stellen. Aufgabe der Personalberatung ist es hier, Führungskräfte für ein kommunales Unternehmen zu gewinnen oder Spitzenkräfte von dort in die freie Wirtschaft hinauszuführen. Das geht nicht ohne Fingerspitzengefühl.

Wenn Sie als Personalberaterin auf Kandidaten für eine Position treffen, woran machen Sie fest, ob die Person passt oder nicht?
Wir arbeiten zunächst einmal mit Interviews, das übrige Instrumentarium nutzen wir, wenn der Kunde es wünscht. Dabei spüre ich in der Regel recht schnell, ob ein Kandidat funktionieren kann. Zwar fällen wir Entscheidungen erst nach dem Gespräch und in Zweierteams, aber häufig bestätigt sich dann der Eindruck vom ersten Auftreten: Wie reagiert jemand, wenn die Personalberater in den Raum kommen? Wie begrüßt er Sie, wie steigt er ins Gespräch ein, wie lässt er sich durch das Gespräch führen, wie reagiert er auf die Fragen?

Mit wem arbeiten Sie in diesen Zweierteams zusammen?
Unsere Berater sind häufig Diplom-Psychologen, die eine fundierte Methodik in der Eignungsdiagnostik mitbringen. Ich bringe in meinen Branchen das fachliche Wissen ein und verlasse mich bei den menschlichen Eindrücken auf meine Erfahrungen. Der Abgleich mit den Psychologen ist dann natürlich sehr sinnvoll.

Zum Abschluss: Welchem Absolvententypen raten Sie, sofort ins Consulting einzusteigen – und wer sollte besser erst Erfahrungen in anderen Branchen sammeln?
Für Diplom-Psychologen ist es durchaus möglich, direkt in die Beratung einzusteigen. Wer als Wirtschaftswissenschaftler außerhalb des Studiums bereits viele Erfahrungen gesammelt hat oder ehrenamtlich in einem Verein oder in der Jugendarbeit tätig war, hat sicherlich an vielen Stellen bereits Dinge gelernt, die einen direkten Einstieg möglich machen. Ansonsten rate ich jungen Menschen aber eher, zunächst in ein Unternehmen zu gehen, um dort die Strukturen und Abläufe kennenzulernen. Ich zumindest hätte mir meinen jetzigen Job nicht ohne meinen Erfahrungshorizont zugetraut, denn irgendwo muss das Gefühl, das einen guten Berater auszeichnet, eine Basis haben.

Zum Unternehmen

Das ifp – Institut für Personal- und Unternehmensberatung in Köln wurde 1964 gegründet und besteht aus den Geschäftsfeldern Personalberatung und Managementdiagnostik. In der Personalberatung fokussiert sich das Geschäft auf den Bereich Executive Search, also die Suche und Auswahl von Führungskräften. Im Geschäftsbereich Managementdiagnostik, seit 2005 ein eigenes Geschäftsfeld, widmet sich das Beratungsunternehmen der Begutachtung und Entwicklung von Führungskräften, Teams und Organisationen. Beim ifp arbeiten derzeit rund 100 Mitarbeiter, das Unternehmen hat über 14 Partner.