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Die Security-Spezialistin Prof. Dr. Claudia Eckert im Interview

Die Informatikerin Prof. Dr. Claudia Eckert zählt zu den gefragtesten Sicherheits-Expertinnen Deutschlands. Die Institutsleiterin am Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC sowie Leiterin des Lehrstuhls für Sicherheit in der Informatik der TU München wirbt im Interview für mehr unternehmerische Investitionen im Bereich der Cybersecurity. Zudem definiert sie neue Job- Profile und Anforderungen für ambitionierte Nachwuchskräfte. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Prof. Dr. Claudia Eckert, Jahrgang 1959, ist Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC in Garching und Professorin an der Technischen Universität München, wo sie den Lehrstuhl für Sicherheit in der Informatik an der Fakultät für Informatik innehat. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die Entwicklung von Technologien zur Erhöhung der System- und Anwendungssicherheit, die Sicherheit eingebetteter Systeme und die Erforschung neuer Techniken zur Erhöhung der Resilienz und Robustheit von Systemen gegen Angriffe. Als Mitglied verschiedener nationaler und internationaler industrieller Beiräte und wissenschaftlicher Gremien berät sie Unternehmen, Wirtschaftsverbände sowie die öffentliche Hand in allen Fragen der ITSicherheit. In Fachgremien wirkt sie mit an der Gestaltung der technischen und wissenschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland sowie an der Ausgestaltung von wissenschaftlichen Förderprogrammen auf EU-Ebene.

Frau Prof. Dr. Eckert, warum verlangt der Transformationsprozess hin zur Industrie 4.0 noch deutlich mehr Investitionen und Know-how in Sachen Security?
Die Digitalisierung geht einher mit der Vernetzung und Öffnung vormals abgeschotteter Systeme, zum Beispiel für die Kommunikation über das Internet oder den Zugriff von außen zur Fernwartung. Gleichzeitig wachsen interne Systeme zusammen. Zum Beispiel wird die IT in den Produktionsanlagen direkt mit der Büro-IT verbunden, um zum Beispiel die Auftragsplanung direkt mit der Produktion zu verknüpfen. Das bringt Chancen, unter anderem in Bezug auf Kostenersparnis oder Qualitätssteigerung, es birgt aber auch Gefahren, da digitalisierte Systeme viele Angriffspunkte für Cyberattacken bieten. Zudem wächst mit dem Grad der Vernetzung auch das Schadenspotential, wenn sich Schadsoftware im Netz verbreitet. Diese Risiken müssen Unternehmen einschätzen können, sie müssen wissen, welche technologischen, aber auch organisatorischen Schutzmaßnahmen geeignet sind, um die Restrisiken akzeptieren zu können. Dies erfordert sowohl viel Know-how im Themenfeld Cybersecurity als auch die Bereitschaft, in erforderliche Technologien zu investieren, um die digitalisierten Systeme vor Angriffen nachhaltig zu schützen. Das gilt im Übrigen für alle Domänen, nicht nur für die Industrie 4.0.

Wie bewerten sie aktuell die Sicherheits- Lage in den deutschen Unternehmen?
Aktuelle Studien zeigen, dass 70 bis 80 Prozent der Unternehmen bereits erfolgreich angegriffen wurden. Das führt zu jährlichen Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe. Der Sicherheitsstatus ist also alles andere als zufriedenstellend. Ransomware, die Verschlüsselung oder der Diebstahl von Daten mit einer darauffolgenden Lösegeld- Erpressung, ist aktuell das populärste Angriffsszenario. Aber man muss genauer hinsehen: Große Konzerne haben mehr Kapazitäten, um eigenes Security-Know-how im Haus aufzubauen. Betreiber kritischer Infrastrukturen, wie zum Beispiel Energieversorger, unterliegen gesetzlichen Vorgaben und Regulierungen in Bezug auf die Risiko und Cybersicherheitsvorsorge. Dies hat in der Regel einen besseren Sicherheitsstatus zur Folge, als er insbesondere im Mittelstand anzutreffen ist. Hier muss deutlich mehr gemacht werden, um die Resilienz der Unternehmen gegen Cyberattacken zu verbessern.

Es wird gefordert, Unternehmen müssten in Zukunftstechnologien wie die Künstliche Intelligenz investieren.
In KI-Lösungen fließt deutlich mehr Geld, weil man sich davon positive Effekte für das eigene Geschäft erhofft, beispielsweise durch das Anbieten von neuen Dienstleistungen für die Kunden. Auch wenn die Budgets der Cybersecurity in den letzten Jahren stetig angestiegen sind – nicht zuletzt, weil die Geschäftsführung durch die aktuelle Gesetzeslage bei Cybervorfällen haftbar gemacht werden kann, wenn sie ihrer Sorgfaltspflicht in Bezug auf die Cybersicherheit nicht nachgekommen ist – so reichen die Anstrengungen noch lange nicht aus. Noch haben viele Bereiche nicht ausreichend erkannt, wie kritisch mangelhafte Cybersecurity für die eigene Geschäftsentwicklung ist.

Übergeordnetes Ziel muss es sein, eine Sicherheitskultur im gesamten Unternehmen auszubilden, die auch gelebt wird.

Wie lässt sich eine bessere IT-Security in Unternehmen umsetzen, technisch und personell?
Technisch ist das konsequente Umsetzen des Zero-Trust-Prinzips wichtig. Zero Trust bedeutet: Es gibt kein grundsätzliches Vertrauen, jeder Zugriff muss überprüft werden. Denn durch Vernetzung und Homeoffice gibt es kein „Innen“ und „Außen“ mehr. Um das zu kontrollieren, müssen geeignete Prozesse und Cybersecurity-Technologien eingeführt werden. Dazu gehört zum Beispiel ein tragfähiges Identitäts- und Zugriffsmanagement. Die Bereitstellung von Informationen muss auf das Need-to-know-Prinzip beschränkt werden, also reduziert werden auf das, was zur Aufgabenerfüllung erforderlich ist. Basis aller Aktivitäten muss eine umfassende IT-Sicherheitsanalyse sein, um die eigenen Bedarfe zu verstehen und Handlungsnotwendigkeiten daraus ableiten zu können.

Cybersecurity muss dabei als kontinuierlicher Prozess verstanden werden, der nicht mit einem einmaligen Audit abgeschlossen ist. Nicht jeder kann sich eine eigene Cybersecurity-Abteilung leisten. Aber man kann seine Mitarbeitenden für das Thema sensibilisieren und schulen. Dabei muss klar werden, welchen wichtigen Beitrag jeder zur Aufrechterhaltung der IT-Sicherheit im Unternehmen leisten kann und welche Schwachstellen es bei jedem von uns gibt, zum Beispiel das leichtfertige Klicken auf Links in E-Mails. Übergeordnetes Ziel muss es sein, eine Sicherheitskultur im gesamten Unternehmen auszubilden, die auch gelebt wird.

Gibt es dabei neue Job-Profile für IT-Expert* innen, die auf diesem Weg entstehen?
Beim Thema Usability gibt es neue Bedarfe. Der Begriff steht für ein Jobprofil, das die wichtige Aufgabe übernimmt, die Akzeptanz von Cybersecurity- Technologien bei den Nutzer*innen zu erhöhen. Dafür schauen sich die Expert*innen die Bedürfnisse und das Verhalten der Nutzer*innen genau an und transformieren die Technologie entsprechend. Immer mit dem Ziel, IT-Sicherheit so nutzbar wie möglich zu machen.

Cybersecurity-Expert*innen müssen die Weltmodelle und auch Begriffswelten, in denen ihre Nutzer*innen agieren, verstehen – und damit auch verstehen, wie diese mit IT-Technologien umgehen.

Welche Skills – abseits des IT-Knowhows – sind nötig, um als Nachwuchskraft in der Security gut unterwegs zu sein?
Abseits des erforderlichen, fundierten IT-Know-hows sind heute vor allem Soft-Skills gefragt: Die Fähigkeit zur Teamarbeit oder auch zur zielgruppenspezifischen Kommunikation sind Beispiele. Cybersecurity-Expert*innen müssen die Weltmodelle und auch Begriffswelten, in denen ihre Nutzer*innen agieren, verstehen – und damit auch verstehen, wie diese mit IT-Technologien umgehen. Daraus ergibt sich, wie man IT gestalten muss, damit sie akzeptiert und genutzt wird. Heute ist alles sehr schnelllebig. Das verlangt eine große Agilität. Neue Entwicklungen müssen schnell erfasst, analysiert und umgesetzt werden, bei gleichbleibend hoher Qualität. Nur wer bereit ist, seine Komfortzone zu verlassen, wer interdisziplinär denkt und über Fachgrenzen hinweg zusammenarbeitet, wer offen und aufgeschlossen bleibt, wird heute und in Zukunft Erfolg haben.

Der nächste Schritt im IT-Bereich könnte das Quanten Computing sein. Droht uns das Sicherheits-Thema endgültig um die Ohren zu fliegen, weil die Komplexität dieser Technologie noch größer ist oder kann Quanten Computing sein Versprechen für mehr Sicherheit einlösen?
In der aktuellen Forschung werden Technologien entwickelt, die ich gerne wie folgt charakterisiere: Es geht um die Gestaltung der Cybersicherheit „trotz, mit und für“ Quanten Computing. Die Forderung nach Sicherheit „trotz“ ist von hoher Aktualität, da Quanten-Computer, wenn sie denn in einigen Jahren ausgereift genug sind, eine Bedrohung für alle jetzigen Sicherheitsmechanismen darstellen, weil die Verschlüsselungsverfahren leichter gebrochen werden können. Denn diese basieren größtenteils auf mathematischen Hürden, die zwar nicht von einem klassischen Rechner, aber eben von einem Quantenrechner genommen werden können. Aus diesem Grund müssen wir uns mit Post- Quanten-Kryptografie beschäftigen. Also mit Verfahren, die auch dann noch sicher sind, wenn Angriffe unter Verwendung von Quanten-Computern gegen sie gerichtet sind. Quanten Computing kann aber auch helfen, das IT-Sicherheits-Niveau anzuheben.

Damit sind wir beim Thema „mit“.
Genau, man kann zum Beispiel mit Quantum-Machine-Learning-Verfahren frühzeitig Anomalien, die auf Angriffsversuche hindeuten, oder Betrugsabsichten erkennen. Wenn wir damit auf Angriffe besser vorbereitet sind oder schneller auf sie reagieren können, kann die Resilienz erhöht und der Schaden begrenzt werden. Sicherheit „für“ QC bedeutet schließlich, dass wir bereits bei der Entwicklung der Quanten-Hardware und -Software die Sicherheit der Verarbeitung berücksichtigen.

Fraunhofer CCIT

Seit 1.1.2018 ist Claudia Eckert Sprecherin des Fraunhofer Clusters of Excellence Cognitive Internet Technologies CCIT, mit dem die Fraunhofer-Gesellschaft an Schlüsseltechnologien für das kognitive, industrielle Internet arbeitet. Ziel ist die Einrichtung einer tragfähigen Infrastruktur für eine agile, flexible und digitalisierte Industrie. Der Fraunhofer CCIT vereint über 20 Fraunhofer Institute aus der Mikroelektronik, der Informations- und Kommunikationstechnik und der Produktion. Die gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten konzentrieren sich auf die Technologiefelder IoT-Kommunikation, vertrauenswürdige Datenräume und Maschinelles Lernen.

Kompetenzen für die digitale Zukunft

Informatik wird inzwischen als Querschnittsdisziplin angesehen, die für alle Branchen äußerst relevant und wettbewerbsentscheidend ist. Und auch wenn jeder Wirtschaftszweig seine ganz eigenen Voraussetzungen und Anforderungen an die IT hat, gibt es Überschneidungen. So lässt sich ein Anforderungsprofil für benötigte Kompetenzen bei IT’ler*innen formulieren. Von Christoph Berger

Das Statistische Amt der Europäischen Union untersuchte für 2021, ob und inwiefern Bürger*innen in der Europäischen Union zumindest über grundlegende digitale Kenntnisse verfügen, gehören digitale Kompetenzen doch zu den wichtigsten Leistungsindikatoren im Rahmen der Digitalen Dekade. So wird im Digitalen Kompass das Ziel formuliert, dass 80 Prozent der EU-Bürger* innen im Alter von 16 bis 74 Jahren bis 2030 wenigstens über grundlegende digitale Kompetenzen verfügen sollten. Deutschland liegt laut den Ergebnissen mit 49 Prozent derzeit gerade mal auf Rang 18. Angeführt wird die Liste von den Niederlanden mit 79 Prozent. Es folgen Finnland mit ebenfalls 79 Prozent und Irland mit 70 Prozent. Wird bei den digitalen Kompetenzen hierzulande also nicht schnell aufgeholt, droht der Anschlussverlust. Die Rede ist schon heute von einem Skill-Gap, der zu einem bedrohlichen Problem für die Wirtschaft werden könnte. Doch welche Kompetenzen werden benötigt, um diese Lücke zu schließen?

Anhaltspunkte auf diese Frage liefert der für die IT-Branche vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales herausgebrachte Kompetenz-Kompass. Darin heißt es, dass zukünftige Kompetenzanforderungen hochgradig berufs- und arbeitsplatzspezifisch sind, dass aber die Bereitschaft, sich mit den jeweils aktuellsten Hard- und Softwaresystemen und -verfahren auseinanderzusetzen, mit Kunden und Anwendern bei der agilen Softwareentwicklung zu kooperieren, sowie das Designen neuer Produkte, Geschäfts- oder Produktionsprozesse Grundvoraussetzungen seien. Damit einhergehend wird es auch zu neuen Rollen- und Berufsinhalten kommen, die die Veränderungsbereitschaft eines jeden einzelnen zusätzlich notwendig macht. Aber, so eine weitere Kernaussage: „In den zahlenmäßig bedeutendsten Berufen in der IT-Branche, den Informatik-, Informations- und Kommunikationstechnologieberufen, ist – entgegen dem allgemeinen Trend – keine Verschiebung der Tätigkeitsprofile hin zu Routine-Tätigkeiten festzustellen, stattdessen nimmt die Bedeutung von interaktiven bzw. kognitiven Nicht-Routine-Tätigkeiten zu.“

Nicht verwunderlich ist, dass in der IT-Branche selbst digitale Technologien deutlich häufiger genutzt werden als im Durchschnitt aller für den Leitfaden befragten Betriebe in sämtlichen Branchen. Vielmehr ist deren Nutzung zentraler Bestandteil der Geschäftsmodelle. Zudem sei die Branche durch stetiges Wachstum geprägt, Beschäftigungsverluste seien in ihr kaum festzustellen. Hingegen ein Trend hin zur Suche nach Fachkräften mit Expertenniveau, für das typischerweise ein Hochschulabschluss notwendig sei, wie die Autor*innen schreiben.

Zudem werden in der Broschüre die für die IT-Branche relevanten Aspekte aufgelistet. Demnach geht es aktuell vor allem um Cobots, also kollaborierende Roboter, cyberphysische Systeme, digitalisierte Wertschöpfungsketten, eine optimierte Mensch-Maschine-Interaktion, um Natural Language Processing und Sprachassistenten, die Bilderkennung, Quanten Computing, künstliche Intelligenz in der Softwareprogrammierung, IT-Sicherheit, die Blockchain, Datenqualität, digitalisierte Verwaltung und Personalentwicklung sowie die Digitalisierung der Aus- und Weiterbildung. Fazit: Neben ausgeprägtem Fach- und Expert*innen-Know-how braucht es auch zahlreiche Soft Skills, um erfolgreich in der Branche zu bestehen. Allen voran Veränderungsbereitschaft sowie den Willen, sich beständig weiterzuentwickeln und -bilden.

Im Pool der Datenmengen: Data Scientists

Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts, heißt es gerne. Doch auch dieser Schatz muss gehoben werden. Dafür sind Data Scientists da. Von Christoph Berger

Sie sind gesucht, aber nur schwer zu finden. Die Rede ist von Data Scientists. Laut dem Branchenverband Bitkom werden Menschen mit dieser Berufsbezeichnung zu den wichtigsten Kompetenzträgern in den Unternehmen. Und dies quer durch alle Branchen. Dafür gibt es einen handfesten Grund: Der Geschäftserfolg der Unternehmen wird immer stärker davon abhängen, ob und wie sie Daten einsetzen können. Die Daten dafür stammen aus der fortschreitenden Digitalisierung aller Arbeits- und Lebensbereiche. Sie können gesammelt, verknüpft und so aufbereitet werden. Dies geschieht mit Algorithmen. Auf Grundlage der dann vorliegenden Ergebnisse können Entscheidungen getroffen werden, die im besten Fall zu entscheidenden Wettbewerbsvorteilen führen. Daten sind also Wissen. „Hier eröffnet sich ein Berufsfeld, das in den kommenden Jahren enorme Bedeutung erlangen wird“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg über Data Scientists.

Doch um diese Herausforderungen zu meistern und als Data Scientist erfolgreich zu sein, bedarf es tiefgehenden Wissens aus mehreren Wissenschaftsdisziplinen. Der von der Universität Mannheim angebotene Master-Studiengang Data Science kombiniert beispielsweise Kurse in Statistik und Mathematik mit Kursen in Datenmanagement und Datenanalyse, angeboten werden Veranstaltungen aus den Fachbereichen Wirtschaftsinformatik, Soziologie, Politikwissenschaft und Mathematik. An der TU Braunschweig ist der Studiengang „Data Science“ ein gemeinsames Lehrangebot der Departments Informatik und Mathematik. Überdies wirken auch die Anwendungsbereiche aller anderen Fakultäten der TU am Studiengang mit. Die Freie Universität vermittelt in ihrem Masterstudiengang „Data Science“ die zentralen Aspekte der modernen Datenwissenschaft, die durch eine Verschmelzung der zentralen Felder Mathematik, Statistik, Informatik und maschinellem Lernen unter Berücksichtigung anwendungsbezogener Fragestellungen gekennzeichnet sind. An diesen Beschreibungen wird bereits die Komplexität an erforderlichen Kompetenzen deutlich.

Bereits 2012 titelte der Harvard Business Review einen Text mit der Überschrift „Data Scientist: The Sexiest Job oft the 21st Century“. Im Juli dieses Jahres, also zehn Jahre später, nahmen sich die Autoren nochmal des Themas an und fragten: „Is Data Scientist Still the Sexiest Job of the 21st Century?“ Sie kommen zu dem Schluss, dass der Beruf an Beliebtheit gewonnen hat und gut bezahlt wird. Zudem seien die Zukunftsprognosen rosig, da prognostiziert werde, dass der Bereich bis 2029 mehr Wachstum als fast jeder andere erfahren werde. Allerdings habe sich der Beruf in den letzten zehn Jahren auch verändert. Er sei institutionalisiert und die Aufgabenbereiche neu definiert worden. Außerdem habe sich die Technologie enorm fortentwickelt und die Bedeutung nichttechnischer Fachkenntnisse wie Ethik und Veränderungsmanagement habe für Data Scientists zugenommen.

Laut Bitkom setzen vor allem größere Unternehmen heute schon auf Data Scientists & Co. Und sie wollen weiter aufstocken. In einer aktuellen Befragung hätte jedes dritte Unternehmen mit 500 und mehr Beschäftigten angegeben, derzeit Spezialistinnen und Spezialisten für die datengetriebenen Geschäftsmodelle zu beschäftigen, 38 Prozent würden dies für die Zukunft planen. Unter den Unternehmen mit 100 bis 499 Beschäftigten hätten bereits 15 Prozent Data Scientists an Bord, 10 Prozent Einstellungen planen. Unter den kleineren Unternehmen mit 20 bis 99 Beschäftigten hätten hingegen erst drei Prozent Expertise für datengetriebene Geschäftsmodelle im Haus, doch auch unter ihnen planen 15 Prozent Einstellungen von Data Scientists.

Kuratiert

IT-Fachkräftelücke wächst

Wie der Branchenverband Bitkom Anfang des Jahres 2022 bekanntgab, fehlt für die Digitalisierung der Wirtschaft immer mehr Personal. Branchenübergreifend sei die Zahl freier Stellen für IT-Fachkräfte 2021 auf 96.000 gestiegen. Das seien zwölf Prozent mehr als im Vorjahr, als quer durch alle Branchen 86.000 Jobs unbesetzt geblieben seien. Dieser Mangel werde sich zudem noch verschärfen, heißt es weiter. Mit Abstand am gefragtesten sind Software-Spezialist*innen. Vier von zehn Unternehmen mit vakanten IT-Jobs suchen Software-Entwicklerinnen beziehungsweise Software-Architekten. Dahinter folgen IT-Projektmanagerinnen beziehungsweise IT-Projektkoordinatoren, die von jedem sechsten Unternehmen mit freien IT-Stellen gesucht werden. 13 Prozent suchen IT-Anwendungsbetreuerinnen beziehungsweise IT-Administratoren, sieben Prozent Data Scientists beziehungsweise Big Data Experts. In jeweils vier Prozent dieser Unternehmen sind Stellen für Datenschutz-Profis mit IT-Qualifikation sowie IT-Sicherheitsexpertinnen und -experten vakant.

Cyberkriminalität weltweit größte Bedrohung

Cyberkriminalität wird vor Betrug durch Kunden und Vermögensdelikten die größte aktuelle Bedrohung für Unternehmen weltweit. In Zukunft werden zusätzlich Risiken wie Plattformbetrug, Manipulation im Kontext der ESG-Berichterstattung und in der Lieferkette eine große Rolle spielen. Am stärksten von wirtschaftskriminellen Aktivitäten betroffen ist die Technologie-Branche: Fast zwei Drittel der Unternehmen aus den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation sind in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden. Das sind die Kernergebnisse des aktuellen „Global Economic Crime and Fraud Survey“ der Wirtschaftsprüfungsund Beratungsgesellschaft PwC.

Forderung: Digitalisierung muss sozial-ökologischem Wandel dienen

Im Vorfeld der diesjährigen „Bits & Bäume“, einer Konferenz für Digitalisierung und Nachhaltigkeit, richteten 13 Organisationen aus Umwelt,- Klima- und Naturschutz, Digitalpolitik, Entwicklungszusammenarbeit und Wissenschaft einen Appell an die Bundesregierung, die Europäische Union und politische Akteure weltweit. In dem fordern sie, dass sich die Digitalisierung stärker in den Dienst der Gesellschaft und des sozial-ökologischen Wandels stellen muss. Digitale Technologien sollten durch gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe und innerhalb der planetaren Grenzen zur Verbesserung von Lebensbedingungen und der Umwelt beitragen, anstatt durch explodierenden Energiebedarf, Ressourcenverbrauch und mangelnde Teilhabe existierende Krisen noch weiter zu verschärfen. Download als PDF

InformierT: Kultur-, Buch- und Linktipps

Maschinelles Lernen

Cover Maschinelles LernenMaschinelles Lernen ist die künstliche Generierung von Wissen aus Erfahrung. Dieses Buch diskutiert Methoden aus den Bereichen Statistik, Mustererkennung und kombiniert die unterschiedlichen Ansätze, um effiziente Lösungen zu finden. Diese Auflage bietet ein neues Kapitel über Deep Learning und erweitert die Inhalte über mehrlagige Perzeptrone und bestärkendes Lernen. Eine neue Sektion über erzeugende gegnerische Netzwerke ist ebenfalls dabei. Ethem Alpaydin: Maschinelles Lernen. De Gruyter 2022, 72,95 Euro

Roman: Dieser Beitrag wurde entfernt

Cover Dieser Beitrag wurde entferntMindestens 500 Beiträge pro Tag, maximal 7 Minuten Pause, beim Gang aufs Klo läuft die Stoppuhr – die Arbeitsbedingungen bei HEXA sind hart. Aber Kayleigh gefällt der neue Job, das Gehalt ist gut, und die schrecklich verstörenden Bilder, die sie für die Plattform prüfen muss, behandelt sie mit professioneller Distanz. Als sie sich in ihre Kollegin Sigrid verliebt, scheint ihr Glück vollkommen. Bis ihre Kollegen plötzlich zusammenbrechen oder Verschwörungstheorien anhängen, und Sigrid sich immer mehr distanziert. Ist Kayleigh dem Job als Einzige gewachsen? Oder merkt sie nur nicht, wie auch ihr moralischer Kompass sich auf gefährliche Weise zu verschieben beginnt? „Dieser Beitrag wurde entfernt“ ist ein Roman darüber, wer oder was bestimmt, wie wir die Welt sehen, in der wir heute leben. Hanna Bervoets: Dieser Beitrag wurde entfernt. Hanser 2022, 20 Euro

Ausstellung: IMAGE CAPITAL

Armin Linke HLRS University of Stuttgart – High Performance Computing Center, Stuttgart, Germany, 2019 (Detail) © Armin Linke 2019
Armin Linke
HLRS University of Stuttgart – High Performance Computing Center, Stuttgart,
Germany, 2019 (Detail) © Armin Linke 2019

Noch bis zum 11. Dezember 2022 ist im Museum Folkwang die Ausstellung „IMAGE CAPITAL“ zu sehen. In ihr wird die Geschichte und Gegenwart der Fotografie als eine Informationstechnologie thematisiert. So ist die Verschmelzung von Bild- und Metadaten die Grundlage für die verschiedenen Technologien zum Sammeln und Verwerten von Bildern, die in der heutigen Datenverarbeitung in Forschung, Wissenschaft und Industrie allgegenwärtig sind. Fotografie ist beispielsweise in der Robotik oder in Bilddatenbanken unverzichtbar geworden, durch sie werden industrielle Prozesse weiter automatisiert oder Methoden des maschinellen Lernens optimiert.

Machste dreckig – machste sauber: Die Klimalösung

Cover KlimawandelDie Diskussion über Klimaschutzmaßnahmen ist fast noch heftiger ist als die Auswirkungen des Klimawandels selbst. Daher und aufgrund der Fülle an Informationen fällt es oft schwer, einen Überblick zu behalten und es gibt zahlreiche Vorbehalte: Was machen wir, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint? Dürfen wir in Zukunft gar kein Fleisch mehr essen? Ist Kernenergie wirklich so gefährlich? Werden wir alle in Holzhäusern leben? Brauchen wir Verbote? Ist es nicht ohnehin zu spät? Um Ordnung in diese Debatte zu bringen und um mit Missverständnissen aufzuräumen, haben die Studenten David Nelles und Christian Serrer mit der Unterstützung von über 250 Wissenschaftler*innen das Buch „Machste dreckig – Machste sauber: Die Klimalösung“ geschrieben. David Nelles, Christian Serrer: Machste dreckig – Machste sauber: Die Klimalösung. KlimaWandel 2021, 19 Euro

Das Sonnensystem in 3D

Die NASA und Google Arts & Culture haben sich zusammengeschlossen, um mehr als 60 3D-Modelle von Planeten, Monden und NASA-Raumschiffen in die Google-Suche einzubinden. Dies geschieht über die Google-Suche, in der „In 3D anzeigen“ angeklickt werden kann. Diese 3D-Anmerkungen werden auch für Zellen, biologische Konzepte, wie zum Beispiel Skelette, und andere Lehrmodelle in der Suche verfügbar sein. Mit dem Smartphone können die Objekte sogar direkt dank der Kamera via Augmented Reality in den eignen Raum projiziert werden.

Die Psyche des Homo Digitalis

Cover Psyche des Homo DigitalisDer Psychologe und Psychotherapeut Johannes Hepp zeigt, was uns im Zuge der rasant voranschreitenden Digitalisierung neurotischer werden lässt, welche Gründe dafür verantwortlich sind, wie wir uns dieser Entwicklung bewusst werden und wie wir selbstbestimmt und selbstwirksam gegensteuern können. Unterteilt in Liebe, Arbeit und Sinn stellt Hepp dazu 21 Neurosen des 21. Jahrhunderts vor. Er spannt dabei einen Bogen von Internet- und Online-Sexsucht, Beziehungsängsten und wachsender Einsamkeit (trotz globaler Vernetzung), von der Dating- und Profilneurose über Erziehungswettstreit und krank machenden Perfektionismus, Selbstoptimierungs- und Einzigartigkeitszwängen bis hin zu den Ewigkeitsversprechen der Altersforschung und neuen Datenreligion. Johannes Hepp: Die Psyche des Homo Digitalis. Kösel 2022, 22 Euro

Die Automatisierung des Schreibens

Cover Die Automatisierung des SchreibensExperimente mit computergenerierten Texten sorgen zunächst für Erstaunen, um dann zu beruhigtem Abwinken zu verleiten: Gute Romane, heißt es, schreibt der Computer (noch) nicht. Doch vor dem Hintergrund des Siegeszugs der Künstlichen Intelligenz gerät die Geschichte der Mechanisierung des Schreibens in den Blick. Wie sich Schreiben und Programmieren zueinander verhalten, rekonstruiert Philipp Schönthaler in dieser groß angelegten Studie. Sein überraschender Gang durch die Geschichte der Literatur eröffnet der gegenwärtigen Diskussion einen faszinierenden Tiefenraum, der Alarmismen wie Heilsversprechen fraglich werden lässt. Philipp Schönthaler: Die Automatisierung des Schreibens. Matthes & Seitz 2022, 38 Euro

Anleitung: Werde ein Digital Head

Cover Werde ein Data-HeadAuch wenn Sie von Haus aus kein Data Scientist sind, im Job aber viel mit Daten zu tun haben: Mit diesem Buch werden Sie zu einem echten Data Head. Zumindest laut des herausgebenden Verlags. Demnach gibt der kompakte Datenanalyse-Leitfaden Führungskräften, Quereinsteigern und all denen, die häufig mit Data Scientists zusammenarbeiten, das Wissen, die Fachsprache und die nötigen Werkzeuge an die Hand, um informiert und kritisch über die Auswertung von Daten zu sprechen und die richtigen Fragen zu stellen. Nach der Lektüre dieses Buchs können Projekte aus den Bereichen Data Science, Statistik und Machine Learning beurteilt und aktiv mitgestaltet werden – auch ohne einen technischen Background. Alex Gutman und Jordan Goldmeier veranschaulichen unterhaltsam und verständlich die aktuellen, zum Teil komplexen Data-Scienceund Statistik-Konzepte anhand einfacher, gut nachvollziehbarer Beispiele, Denkübungen und Analogien. Alex J. Gutman, Jordan Goldmeier: Werde ein Data Head. O‘Reilly 2022, 34,90 Euro

Roman: Candy Haus

Cover Candy HausIn ihrem aktuellen Roman „Candy Haus“ knüpft Jennifer Egan über unsere Gegenwart ein schillerndes Netz aus Lebensläufen. Im Mittelpunkt steht der charismatische Bix Bouton, Gründer eines atemberaubenden Start-ups in Amerika. Sein Coup ist eine App, die unsere Erinnerungen ins Netz hochlädt. Ein gefährliches Glück, denn die Erinnerungen werden für andere sichtbar. Und da ist Bennie Salazar, Ex-Punk-Rocker, der als Musikproduzent in Luxus driftet und seinen Sohn an die Sucht verliert. New York, Chicago, Los Angeles – die Wüste, der Regenwald: Mit vor Energie funkelnden Figuren erzählt Egan von der Suche nach Familie und Geborgenheit in einer Zeit, in der die digitale Welt unsere Sehnsüchte auffrisst. Jennifer Egan: Candy Haus. S. Fischer 2022, 26 Euro

Das letzte Wort hat Dr. Stefan Seegerer, Researcher, Developer, Speaker, Educator

Dr. Stefan Seegerer hält Vorträge und Workshops zu Themen wie Künstlicher Intelligenz, Maschinellem Lernen oder Bildung in einer digitalen Welt und hilft als Quantum Education Manager Menschen, mehr über das Thema Quanten Computing zu lernen. Für seine didaktische Vermittlung informatischer Themen erhielt er den erstmals 2022 vergebenen Balzert-Preis für Digitale Didaktik. Die Fragen stellte Christoph Berger

Zur Person

Dr. Stefan Seegerer studierte an der FAU Erlangen-Nürnberg Informatik und Mathematik auf Lehramt und schloss das Studium 2017 mit Staatsexamen ab. An der Freien Universität Berlin promovierte er und trägt seit 2021 den wissenschaftlichen Titel Dr. rer. nat. Er war Dozent an der FAU Erlangen-Nürnberg sowie der Universität Regensburg. Seit Oktober 2021 ist er Quantum Education Manager beim auf die Herstellung von Quantencomputern spezialisierten Unternehmen IQM Quantum Computers. Für seine Methoden, mit denen er zum Beispiel angehende Lehrkräfte entsprechend für die Informatik begeisterte, erhielt er Ende September 2022 den erstmals vergebenen Balzert- Preis für Digitale Didaktik. Bereits 2021 wurde er von der Gesellschaft für Informatik zum „AI Newcomer 2021“ ernannt.

Herr Dr. Seegerer, wie sind Sie zur Informatik gekommen?
Das Fach Informatik in der Schule fand ich zu Beginn ehrlicherweise nicht so spannend. Als Jugendlicher begann ich aber, erst mit Tabellenkalkulationssoftware Spiele zu entwickeln, mit denen man zum Beispiel seine Stadt verwalten konnte. Da ging es um logische Zusammenhänge, und ich konnte Beziehungen in Formeln ausdrücken. Das habe ich dann auch mit anderen Werkzeugen gemacht. Da wurde mir bewusst, dass man in dem Bereich sehr kreativ werden kann. Spiele sind natürlich ein aussagekräftiges Mittel, die Kreativität bezieht sich aber auch auf viele andere Bereiche. Später studierte ich dann Mathematik und Informatik auf Lehramt. Ich wollte mit der Wahl des Studiengangs flexibel bleiben.

Was reizt Sie an dem Fach, dass Sie Ihre Faszination daran weitergeben wollen?
Zum einen reizen mich die Möglichkeiten kreativ zu werden. Zum anderen finde ich es toll, an den neuesten technologischen Entwicklungen in der Forschung mitwirken zu können. Das spiegelt sich auch in meiner derzeitigen Tätigkeit als Quantum Education Manager bei IQM Quantum Computers wider. Hier bin ich sehr nah an einem spannenden und zukunftsgerichteten Thema. Gleichzeitig kann ich in der Vermittlung kreativ werden. Während meiner Zeit an der Uni war ich bereits in der Erwachsenenbildung tätig, gab Kurse für Unternehmen und Institutionen – damals vor allem noch in den Bereichen der Künstlichen Intelligenz und dem Maschinellen Lernen.

Für die dabei eingesetzten Methoden der Wissensvermittlung haben Sie den Balzert-Preis für Digitale Didaktik erhalten.
Ja, genau. In einem der Projekte, auf die sich der Preis bezieht, haben wir angehende Lehrer*innen aller Fächer und Schularten auf das Unterrichten in der digitalen Welt vorbereitet. Es ging darum: Was bedeutet die Digitalisierung für mein eigenes Fach? Dabei ist mir aktives, schrittweises Lernen wichtig, etwa mit einem Use-Modify-Create- Ansatz: Ich nutze etwas Existierendes, modifiziere es und erzeuge mir etwas Eigenes. Hilfreich ist es außerdem, das Lernen entdeckend zu gestalten, damit sich Teilnehmende die Prinzipien einer Technologie auf spielerische Weise selbst erschließen können.

Prinzipiell nimmt die Notwendigkeit und der Bedarf an Bildung und Wissensvermittlung in der sich rasant verändernden Welt zu, auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. Hinzu kommt, dass von den Unternehmen immer häufiger Services statt Produkte verkauft werden, deren Nutzen erklärt werden muss. Sehen Sie damit in der didaktischen Aufbereitung von informationstechnischen Themen eine zukunftsträchtige Karriereoption für Informatiker*innen?
Absolut. Das bekomme ich auch in meiner derzeitigen Tätigkeit mit. Wir helfen Partnern oder potenziellen Kunden einerseits dabei, sich das Thema Quanten Computing zu erschließen. Parallel nehmen wir zum Beispiel aber auch an Hackathons teil, um junge Menschen für das Thema zu begeistern. Prinzipiell nimmt der Stellenwert der Wissensvermittlung in vielen Unternehmen zu. Manchmal heißt das dann Customer Education. Es ist festzustellen, dass es dabei weg von einer Produkt- hin zu einer Problemlösungsschulung geht. In dem Bereich gibt es sehr spannende Karriereoptionen, gerade für Leute, die an der Schnittstelle Technik-Mensch arbeiten möchten, die ihr Wissen weitergeben wollen.

karriereführer ingenieure 2.2022 – Megatrend Neo-Ökologie

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Cover karriereführer ingenieure 2-2022

Megatrend Neo-Ökologie

Ist die Zeit des Wirtschaftswachstums vorbei? Neo-Ökologie ist das Schlagwort der Stunde: Statt auf Wachstums- und Profitmaximierung fokussiert sich die Wirtschaft von morgen auf Nachhaltigkeit, Postwachstum und Gemeinwohl. Ingenieur*innen spielen in dieser neuen Ära eine besondere Rolle: Ihre Aufgabe ist es, zukunftsfähige und pragmatische Lösungsansätze zu entwickeln. Ein Beispiel für eine solche Lösung ist der Einsatz von Photovoltaikanlagen, die direkt in Fahrzeuge integriert werden und damit ihre eigene Antriebsenergie erzeugen. Marc Andre Schüler vom Fraunhofer ISE berichtet über den aktuellen Stand dieser Technologien. Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick vom Wuppertal Institut gibt ebenfalls Anstöße, wie sich die Wandlung in eine nachhaltigere Welt gestalten lässt. Auf jeden Fall brauche es dazu viel Pioniergeist, weil es für die derzeitigen Transformationsprozesse keine Blaupausen gibt.

Megatrend Neo-Ökologie

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Die junge „Generation Global“ fordert ein höheres Tempo bei der Gestaltung einer nachhaltigen Welt. Auf diese Weise entsteht der Trend der Neo-Ökologie, die Wirtschaft und technischen Entwicklungen neuen Sinn gibt: Gemeinwohl statt Wachstum. Ingenieur*innen sind gefragt, für die Umsetzung das Mindset optimistischer Gestalter zu entwickeln. Ein Essay von André Boße

Nachhaltig zu leben und zu wirtschaften ist heute für Individuen und Unternehmen zu einer Lebensaufgabe geworden. Oder, überspitzt formuliert: zu einer Überlebensaufgabe. Es ist offensichtlich, dass Klimakrise, bedrohte Artenvielfalt und Umweltverschmutzung zu Problemlagen führen, die mittlerweile direkt vor unserer Haustür erkennbar sind. Ein Blick auf die Themen des Sommers 2022 bestätigt das: Dürre und Hitze in fast ganz Europa, in der Folge Waldbrände, Wassermangel und Flüsse mit rekordverdächtigen Niedrigständen – und das alles ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands. Dazu die Umweltkatastrophe in der Oder, wo mutmaßlich eine Kombination aus warmen Außentemperaturen und Wasserverschmutzung zu einem Fischsterben nicht gekannten Ausmaßes führte. Hinzu kommt noch die Energiekrise, die deshalb eine so große Wucht annimmt, weil Deutschland trotz des Beschlusses einer Energiewende vor mehr als zehn Jahren weiter abhängig von der Lieferung fossiler Brennstoffe ist.

Nachhaltigkeit ist zentraler Wirtschaftsfaktor

Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit avancieren zunehmend vom individuellen Lifestyle und Konsumtrend zur gesellschaftlichen Bewegung.

Im Zuge dieser Entwicklungen hat sich die Nachhaltigkeitsdebatte verändert. „Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit avancieren zunehmend vom individuellen Lifestyle und Konsumtrend zur gesellschaftlichen Bewegung – und zu einem zentralen Wirtschaftsfaktor, der alle unternehmerischen Sphären beeinflusst“, formulieren die Trendforscher*innen vom Zukunftsinstitut auf ihrer Homepage in einem Aufsatz, der sich dem Megatrend Neo-Ökologie widmet. Dieser etabliere ein neues Werte-Set, das in jeden Bereich unseres Alltags hineinreiche: „Das Nachhaltigkeitsparadigma reprogrammiert die Codes der globalen Gesellschaft, der Kultur und der Politik – und richtet unternehmerisches Handeln sowie das gesamte Wirtschaftssystem fundamental neu aus.“ Interessant ist hier der Begriff „Werte-Set“: Behalten die Expert*innen vom Zukunftsinstitut Recht, dann ist erstmals in der Geschichte des Kapitalismus nicht mehr permanentes Wachstum der bestimmende Sinn des wirtschaftlichen Handelns: „Statt auf Wachstums- und Profitmaximierung fokussiert die Wirtschaft von morgen auf Nachhaltigkeit, Postwachstum und Gemeinwohl.“

Generation Global für eine bessere Welt

Welche demografische Gruppe die Treiberin dieses Paradigmenwechsels sein wird, macht das Zukunftsinstitut sehr klar: „Die nachwachsende Generation prägt ein neues globales Mindset.“ Für sie stellten Sinn sowie sozialer Mehrwert elementare Kriterien dar, mit dem Ziel, als „Generation Global“ eine nachhaltigere, gerechtere Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten.

Quantentechnologie: kurz erklärt

Die Grundsätze der Quantenphysik entstanden bereits Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Kanon der Theorien ist die Quantenphysik ein alter Hut, ihre Gesetze begegnen uns im technischen Alltag ständig: als GPS-Systeme oder bei modernen Augenoperationen, in Smartphone-Displays oder CD-Spielern. Während normale Computer mit Bits arbeiten, die entweder den Zustand null oder eins annehmen, arbeiten Quantencomputer mit Qubits, die ebenfalls Zustand null oder eins annehmen können, darüber hinaus aber auch alle anderen Zustände dazwischen. Und zwar nicht der Reihe nach, sondern in einem einzigen Moment. Man nennt diese Fähigkeit Superposition. Und noch eine zweite bemerkenswerte Eigenschaft bringen Quanten mit: Selbst wenn Teilchen räumlich getrennt werden, bleiben sie doch miteinander verschränkt. Kombiniert man die beiden Eigenschaften Verschränkung und Superposition, ergibt sich eine Vorstellung davon, wie gigantisch die Rechenleistung eines Quantencomputers ist: Aufgaben, die ein klassischer Computer Schritt für Schritt durchrechnen muss, erledigen Qubits parallel.

Welche Rolle nehmen dabei die Ingenieur*innen der nachwachsenden Generation ein? In der 2022 veröffentlichten „Dokumentation Megatrends“, die sich intensiv den zentralen Entwicklungen widmet, beschreiben die Autor*innen vom Zukunftsinstitut eine Fähigkeit, die die Arbeit der Ingenieur*innen in Zukunft prägen werde: „positiver Pragmatismus“. Es gehe schon heute nicht mehr um Verzicht und schlechtes Gewissen, sondern um „zukunftsfähige und pragmatische Lösungsansätze, die Mensch und Technik nicht als Problem, sondern als Schlüssel für eine neo-ökologische Zukunft sehen“.

Verfolgt man diesen Gedanken weiter, dann steht Green Tech nicht mehr für eine zwar nachhaltige, aber teurere und komplizierte ökologische Alternative zu herkömmlichen Techniken, sondern schlicht und einfach für die bessere Lösung. Konkrete Beispiele aus der Praxis gibt es bereits heute genug. So stehen Ingenieur*innen vor der Herausforderung, die Mobilität sowie die Energieversorgung zu dekarbonisieren, mit Hilfe von Elektrizität, erzeugt von erneuerbaren Energien, sowie von chemischen Prozessen wie der Nutzbarmachung von Wasserstoff in Brennstoffzellen. Eine weitere Schlüsselaufgabe ist es, die Wirtschaft mit technischen Entwicklungen zu einer „Circular Economy“ umzustellen – weg von der Ressourcenausbeutung, hin zur Verwendung in Kreisläufen.

Energiekrise fördert Innovationen

Dass diese nachhaltigen Ziele in der neuen Ära der NeoÖkologie nicht nur einem Zeitgeist entsprechen, sondern zur Notwendigkeit werden, zeigt ein Thema, dass seit Monaten die Nachrichten bestimmt: die Energieversorgung. Heizen mit Gas und Öl war viele Jahrzehnte lang in Deutschland Normalität. Nicht, weil diese Systeme zwangsläufig die besten waren – schon gar nicht mit Blick auf die Öko-Bilanz. Sondern, weil es nun einmal der günstigste Weg war, die Wohnungen zu heizen – wobei diese Sichtweise die Folgeschäden der fossilen Verbrennung komplett ausgeblendet hat. Durch die Energiekrise, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, verliert plötzlich das ökonomische Argument jegliche Kraft. In der Folge gibt es einen Innovationsschub: Ingenieur*innen entwickeln unter Hochdruck moderne Heizungsanlagen, die effizienter denn je mit Holzpellets, Solarthermie, Photovoltaik oder grünem Wasserstoff betrieben werden können.

Quantentechnologie – der nächste Schritt

Von der Heizung zur Quantentechnik ist es ein großer Sprung. Was beide Themen jedoch gemeinsam haben, ist die gegenwärtige Innovationsdynamik. Den Entwickler*innen gelingen im Feld der Quanten mittlerweile erstaunliche Fortschritte, was dazu führt, dass diese Zukunftstechnologie für immer mehr Unternehmen zum Thema wird. Die internationale Studie „Quantum technologies: How to prepare your organization for a quantum advantage now“ der Beratungsgesellschaft Capgemini (siehe oben) hat im März 2022 festgestellt, dass aktuell 23 Prozent der befragten Unternehmen an der Nutzung der Quantentechnologie arbeiten oder beabsichtigen, dies zu tun. „Sie rechnen mit mindestens einer größeren kommerziellen Anwendung innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre“, heißt es in der Studienzusammenfassung auf der Capgemini-Homepage.

Darüber hinaus planten 20 Prozent der Unternehmen, ihre Investitionen in diese Technologien im nächsten Jahr zu erhöhen. „Die jüngsten Durchbrüche bei Quantentechnologien werden in den nächsten fünf Jahren eine neue Ära für Computing, Sensoren und Cybersicherheit einläuten“, wird Iftikhar Ahmed, deutscher Ansprechpartner für das auf Quantentechnologie spezialisierte internationale Entwicklungslabor Q-Lab von Capgemini, zitiert. Nachdem die Finanzbranche ein Vorreiter gewesen sei, zeige sich aktuell „in der Automobilindustrie eine große Dynamik“.

Einsatzbereiche Quantentechnologie

Die Capgemini-Studie „Quantum technologies: How to prepare your organization for a quantum advantage now“ definiert drei Felder, in denen die Quantentechnologie Umsetzungen erfährt. In einer Pressemeldung der Beratungsgesellschaft werden sie wie folgt zusammengefasst: * Quantencomputing hat von allen Quantendisziplinen das größte Potenzial, ist aber zugleich die am wenigsten ausgereifte. Das Entwicklungstempo hat aber zugenommen. Im Schnitt glaubt die Mehrheit der Organisationen, die auf diesem Gebiet arbeiten, dass die ersten kommerziellen Anwendungen fünf Jahre entfernt sind. * Quantenkommunikation besitzt das Potenzial, den Informationsaustausch mit externen Organisationen sicherer zu machen, sodass höchste Standards erfüllt werden. Quantenkryptografische Lösungen werden bereits eingeführt, allerdings wartet die Mehrheit auf die Definition von Standards, bevor sie dem Thema Priorität einräumt. * Quantensensorik ist bereits ausgereifter: „Je kleiner, energieeffizienter und preiswerter Sensoren werden, umso mehr könnten sie in allen Branchen eine transformative Rolle spielen.“ So könnten Quantensensoren die Messgenauigkeit erhöhen – insbesondere in der medizinischen Diagnostik und Versorgung, im Verteidigungssektor, in der Automobilindustrie, im Bauwesen, in der Öl- und Gasindustrie, der Raumfahrt sowie der Telekommunikation.

KI im Ingenieur-Alltag?

Aber aufpassen vor zu viel Optimismus bei Zukunftstechnologien: Das Beispiel Künstliche Intelligenz (KI) zeigt, dass das erhoffte nicht zwingend dem realen Tempo entspricht. Ein Statusreport des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) über „Künstliche Intelligenz im Ingenieuralltag“ belegt die schleppende Geschwindigkeit der Umsetzung in der unternehmerischen Praxis. Der überwiegende Teil der befragten Ingenieur*innen gab an, „dass das eigene Unternehmen noch keine KI-basierten Produkte oder Dienstleistungen anbietet“, heißt es in der Zusammenfassung der Studie. Unternehmen, die bei einer Umfrage im Jahr 2018 noch große Erwartungen und Pläne an die KI formuliert hatten, ruderten bei der neuen Umfrage vier Jahre später zurück. „Die Prognosen aus der letzten Umfrage im Jahr 2018 erfüllen sich nicht“, heißt es in der Studie. „Die seinerzeit geäußerten Erwartungen im Hinblick auf die Nutzung von KI-Methoden sind signifikant nicht erreicht worden.

Unter dem Strich ergibt sich ein ernüchterndes Bild darüber, welchen aktuellen Stellenwert KI-Methoden im Alltag von Ingenieurinnen und Ingenieure tatsächlich haben.“ Woran liegt’s? Zum einen, schreiben die Autor*innen in der Studie, werde der Einsatz von KI in den Unternehmen noch zu selten als „durchgängiges Ziel“ kommuniziert. Es fehlten „Leitplanken“ bei der Umsetzung. Dadurch besteht die Gefahr, dass die KI bis auf Weiteres Zukunftstechnologien bleiben, um die man sich morgen kümmert – aber eben noch nicht heute. Zudem fehle in vielen Fällen die Datenmenge, um KI-Modelle erstellen zu können. Aber auch die Ingenieur*innen selbst hätten häufig noch kein passendes Denkmuster entwickelt. „KI-Methoden erfordern eine Ergänzung der üblichen Denkweise von Ingenieurinnen und Ingenieuren, um die Wirkzusammenhänge in Prozessen vollständig zu durchdringen“, schreiben die Autor*innen der VDI-Studie. „Es muss ein ‚Vertrauen‘ in KI-Methoden entwickelt werden, ohne die Zusammenhänge zunächst physikalisch vollständig durchdrungen zu haben. Dies bedeutet einen Verlust an Tiefe mit dem Gewinn an Umsetzungsgeschwindigkeit.“

Wandel ist möglich

Sprich: Tempo ist gefragt. Und die junge Generation hat genau das zu bieten: „Die Antriebskraft der Generation Global speist sich nicht zuletzt aus der Erfahrung, dass Veränderung möglich ist“, heißt es im Aufsatz des Zukunftsinstituts zum Megatrend Neo-Ökologie. „Diese Generation hat erlebt, wie ihr Anliegen, den Klimawandel zu stoppen, innerhalb von Wochen zur globalen Bewegung wurde – Millionen Jugendliche demonstrierten rund um den Globus für die Rettung der Erde vor einem brutalen Klimawandel.“ Übertragen auf die Zukunftstechnologien: Fehlt der jungen Generation die Umsetzungsgeschwindigkeit, kann sie diese einfordern. Geht nicht gibt’s nicht: Ein Klassiker unter den geflügelten Ingenieursworten erhält damit eine neue Dringlichkeit. Schließlich geht es heute nicht mehr nur um gute Jobs und erfolgreiche Karrieren – sondern um die Zukunft der jungen Generation.

VDI-Studie: KI-Kenntnisse sind gefragt

Für den VDI-Statusreport „Künstliche Intelligenz im Ingenieuralltag“ haben die Studienleiter Ingenieur*innen gefragt, wie sie ihre Rolle bei der Umsetzung von KI-Systemen in Unternehmen betrachten. Hohe Zustimmungswerte gab es bei den Aussagen, dass das Ingenieurwesen nur zusammen mit der Informatik die anstehenden Herausforderungen lösen kann, wobei die Ingenieur*innen hier die Aufgabe übernehmen, die Anbindung der technischen Systeme an den realen Prozess zu verantworten.

Der Transformationsexperte Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick im Interview

Als wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie beschäftigt sich Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick mit der Frage, wie sich die Transformation in eine nachhaltigere Welt gestalten lässt. Eine Schlüsselposition nehmen dabei die Ingenieur*innen mit ihrer technischen Lösungskompetenz ein. Denn ohne diese würde die Umsetzung der Konzepte nicht funktionieren. Die Fragen stellte André Boße

Zur Person

Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick studierte Chemie- und Verfahrenstechnik an der Uni Dortmund und promovierte in Stuttgart im Bereich der Energietechnik und Energiewirtschaft. 1993 kam er ans Wuppertal Institut, wo er bis 2006 in verschiedenen Positionen tätig war und unter anderem die Forschungsgruppe „Zukünftige Energie- und Mobilitätsstrukturen“ leitete. Ab 2006 war er Vizepräsident des Instituts, seit 2008 ist er außerplanmäßiger Professor des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften – Schumpeter School of Business and Economics an der Bergischen Universität Wuppertal. Im Januar 2020 übernahm Fischedick den Posten als wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts. Er berät die Europäische Union, die Bundes- und die Landesregierung, ist Mitglied in vielen wissenschaftlichen Gremien und Leitautor im Weltklimarat.

Herr Prof. Fischedick, ich habe auf YouTube ein elf Jahre altes Video- Interview gefunden, aufgenommen kurz nach den Ereignissen in Fukushima. Ihre Aussage damals, sinngemäß: Jetzt beginnt sie, die Transformation der Energieversorgung. Wie sieht heute Ihr Fazit aus: Startete damals tatsächlich die Energiewende?
Das ist eine berechtigte Frage. Ich würde aber schon sagen, dass der Transformationsprozess damals startete, weil 2011 wegweisende politische Entscheidungen getroffen wurden. Es gab die Ausstiegsbeschlüsse aus der Atomkraft. Unter dem Druck, handeln zu müssen, wurde mehr oder weniger über Nacht nicht nur die Vorstellung der damaligen Regierung einer Laufzeitverlängerung fallengelassen, sondern ein klarer Fahrplan für die Stilllegung der Kernkraftwerke fest vorgegeben. Hiermit wurde nicht nur Risikovorsorge getroffen, sondern ein lange schwelender Grundsatzkonflikt in der Energiepolitik befriedet. Dazu hatte Deutschland damals bereits vergleichsweise ambitionierte Klimaziele formuliert: Es ging 2011 zwar noch nicht um Treibhausgasneutralität, also nicht um eine Minderung von 100 Prozent, aber immerhin schon um 80 Prozent. Entscheidend war nun, dass diese Ziele vor dem Hintergrund des Atomausstiegs nicht aufgeweicht worden sind, das war eine gute Entwicklung.

Wo hat es gehakt?
Es hätte zum Beispiel einen gesellschaftlichen Diskurs darüber gebraucht, welche Art von Energie man statt Kohle, die aus Klimaschutzgründen schon damals als Auslaufmodell feststand, und statt Atom haben möchte. Diese Debatte hat in der Breite und mit der notwendigen Ehrlichkeit nicht stattgefunden. Man hat das Thema eher laufenlassen, nach dem Motto: „Es ist ausreichend, Ziele zu setzen – der Rest findet sich schon.“

Tat er aber nicht.
Genau. Zwar sind wir bei der Versorgung mit erneuerbaren Energien zumindest im Bereich der Stromerzeugung substanziell vorangekommen, beim Thema Energieeffizienz ist das aber nicht der Fall. Kurz: Man hat sich hohe Ziele gesetzt, es aber an Steuerungsinstrumenten vermissen lassen, um diese auch zu erreichen.

Sie sprachen vom Druck, handeln zu müssen: Vor elf Jahren hat Fukushima die Energiewende eingeleitet, jetzt sorgen der Angriffskrieg von Russland in der Ukraine und seine Folgen dafür, dass die Frage nach einer nachhaltigen Energie eine ganz neue Dynamik erhält. Warum brauchen wir immer den Schock, um ins Handeln zu kommen?
Die Menschen und auch die Politik reagieren im Normalfall besonders stark auf unmittelbare Gefährdung. Ein Atom-GAU war eine solche, wobei die Katastrophe in Fukushima recht schnell wieder in Vergessenheit geriet, weil der Mensch dazu neigt, Gefahren, die nicht mehr unmittelbar sind, zu verdrängen. Der Krieg auf europäischem Boden ist nun aber eine neue unmittelbare Gefährdung. Es wird offenkundig, dass sich energiepolitische Gewissheiten, die über Jahrzehnte Gültigkeit hatten, plötzlich auflösen.

Und der Klimawandel?
Der ist in der Wahrnehmung vieler noch keine unmittelbare Gefährdung in der Breite. Dies scheint sich aber gerade zu ändern, nicht zuletzt aufgrund der Starkregenfälle im vergangenen Jahr und der Dürre und Hitze in diesem Sommer. Die Waldbrände finden nicht mehr nur wie üblich in den USA oder in Australien statt, sondern in Italien und Frankreich, also dort, wo wir Urlaub machen. Sie sind aber auch in Brandenburg, verbunden mit sinkenden Grundwasserspiegeln und Flüssen mit historischem Niedrigwasser. Ich denke schon, dass diese Unmittelbarkeit zum entscheidenden Booster für den Klimaschutz werden wird. Dies gilt auch für die Lehren, die wir aus dem Krieg in der Ukraine ziehen müssen. Die Vorteile liegen ja auf der Hand: Jede Form von erneuerbarer Energie und Energieeffizienz stärkt nicht nur den Klimaschutz, sondern ist auch ein Schritt in eine verbesserte Versorgungssicherheit und in Richtung Unabhängigkeit von anderen Staaten.

Ich muss mich fragen, ob eine Lösung, die ich entwickelt habe, an anderer Stelle zu negativen Folgen führen kann.

Was muss passieren, damit der Booster zündet?
Neben der bereits erwähnten gesellschaftspolitischen Debatte liegt ein großes Problem in den langen Planungsund Genehmigungszeiten und in fehlender vorausschauender Planung. Nehmen Sie die Flüssiggas-Terminals, die gerade entstehen: Es wäre sehr sinnvoll, sie so zu konstruieren, dass sie später problemlos zu Wasserstoff-Terminals umgebaut werden können. Das Flüssiggas brauchen wir jetzt, aber Wasserstoff ist die Energieform der Zukunft, hierfür müssen wir die Grundlagen schaffen. Was wir also jetzt brauchen, ist kein Aktionismus, sondern einen systemischen Wandel.

Welche Rolle können Ingenieurinnen und Ingenieure hier spielen?
Es gibt in meinen Augen vier Akteursgruppen, die jetzt eine entscheidende Rolle einnehmen und die Transformationsprozesse voranbringen. Es braucht mutige politische Entscheidungsträger, die trotz aller Unsicherheiten ganz klare Vorgaben machen und notwendige Konditionen formulieren, so wie das Beispiel von gerade: Flüsiggas-Terminals ja, aber nur, wenn sie in einigen Jahren auch fit für Wasserstoff sein werden. Gefordert ist auch die Wissenschaft, um Konzepte und Lösungsstrategien zu entwickeln. Die Welt mit ihren Herausforderungen ist komplexer geworden, Wissenschaft kann hier helfen, Orientierungswissen bereitzustellen. Dann geht es auf die Umsetzungsebene, wo es zunächst einmal auf das Handwerk ankommt: Wir sehen schon jetzt, dass die Fachkräfte fehlen, um die Lösungen, die es bereits gibt, auch in der Breite umzusetzen, zum Beispiel im Bereich der Heizungssysteme oder Gebäudesanierungen. Gefragt sind aber natürlich auch und gerade die Ingenieure, denn sie besitzen die für die komplexe Gemengelage wichtige Lösungskompetenz. Es braucht heute mehr und mehr sektorübergreifende Systemlösungen, das ist ebenso eine Herausforderung, der sich Ingenieure stellen müssen, wie etwa der Umgang mit immer mehr radikalen statt primär inkrementellen Verbesserungen.

Was bedeutet das konkret?
Es kommt darauf an, das große Ganze im Blick zu haben und Wechselwirkungen mitzudenken. Das heißt, sich zum Beispiel zu fragen, ob eine Lösung, die ich entwickelt habe, an anderer Stelle zu negativen Folgen führen kann. Oder wie es gelingen kann, mit einer technischen Lösung zwei, drei positive Synergieeffekte zu gestalten. Auf diese Systemlösungskompetenz kommt es bei Ingenieuren heute mehr denn je an. Zusammen mit dem Handwerk ist das Ingenieurwesen der Berufszweig, der uns als Gesellschaft überhaupt die Chance gibt, die Erkenntnisse der Wissenschaft sowie die Entscheidungen der Politik umzusetzen. Auf neudeutsch würde man sagen: Handwerk und Ingenieurwesen sind die Enabler der Energiewende.

Es braucht eine gehörige Portion Pioniergeist, denn für die Transformationsprozesse, in denen wir uns befinden, existieren keine Blaupausen.

Ist diese Lösungskompetenz der Ingenieurinnen und Ingenieure in Ihren Augen gegeben?
Es gibt da schon einen gewissen Nachholbedarf. Was an vielen Universitäten noch fehlt, ist die Beschreibung der breiteren Landschaft. Neue Techniken betten sich in Landschaften ein, die sich außerordentlich schnell verändern, zum Beispiel durch die Digitalisierung, einen der Megatrends der Gegenwart. Oder durch Konsumtrends wie Vegetarismus oder Veganismus sowie nachhaltiges Shoppingverhalten. Oder auch durch die vielen Risikofaktoren, die sich kaum im Vorfeld bestimmen lassen. Nehmen Sie den Krieg in der Ukraine: Er dreht die Welt mal eben von links auf rechts. Ich denke, es ist in vielen Ingenieurstudiengängen noch nicht genügend angekommen, dass sich die Lösungen heute in einem sich sehr schnell verändernden Umfeld bewähren müssen. Und noch ein zweiter Punkt ist wichtig: Ingenieure arbeiten heute an Embedded Technologies, also Technologien, die nicht nur in den ökonomischen Rahmen eingebettet sind, sondern auch in den politischen, gesellschaftlichen und institutionellen. Die beste technische Lösung bringt nichts, wenn sie nicht gesellschaftlich akzeptiert wird, wenn die Politik ihr einen Riegel vorschiebt oder die Infrastruktur nicht gegeben ist. Es ist nicht so, dass diese Aspekte an den Unis gar nicht gelehrt werden. Aber ich denke, dass es hier noch Luft nach oben gibt. Diese übergeordneten Fähigkeiten sind es, die Ingenieure wirklich benötigen, die aber den Berufszweig gleichzeitig auch so interessant machen.

Wie lassen sich diese vermitteln?
Das Studium muss deutlich interdisziplinärer und der Blick über technologische Aspekte deutlich ausgeweitet werden. Zudem braucht es eine gehörige Portion Pioniergeist, denn für die Transformationsprozesse, in denen wir uns befinden, existieren keine Blaupausen. Es geht aufgrund der Vielschichtigkeit der Herausforderungen darum, Synergien zu suchen, Konflikte zu verhindern oder, falls dies nicht möglich ist, offen zu verhandeln – und vor allem Lösungen zu entwickeln, die eine gewisse Flexibilität besitzen. Stichwort Resilienz: Eine technische Lösung ist dann zeitgemäß, wenn sie in der Lage ist, sich immer wieder an neue Gegebenheiten anzupassen.

Zum Wuppertal Institut

Das Wuppertal Institut versteht sich als führender internationaler Thinktank für eine wirkungs- und anwendungsorientierte Nachhaltigkeitsforschung. Im Fokus der Arbeiten steht die Gestaltung von Transformationsprozessen hin zu einer klimagerechten und ressourcenleichten Welt. Übergeordnetes Ziel der Institutsarbeit ist es, einen Beitrag zur Einhaltung der planetaren Grenzen zu leisten. Dafür stellt das Institut, wie es auf der Homepage heißt, Zukunftswissen bereit, das Ziel-, System- und Transformationswissen bündelt.

www.wupperinst.org

Kuratiert

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Digitaler Infotag #StudyGreenEnergy

Hochschulen mit technischen Studiengängen aus dem Bereich Erneuerbare Energien haben sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen und informieren über Studienangebote im deutschsprachigen Raum. Die digitale Informationsveranstaltung #StudyGreenEnergy fand bereits zweimal statt und soll 2023 wiederholt werden. Referent*innen geben Tipps zu den Voraussetzungen für ein Studium und Ausblicke auf Karrieremöglichkeiten als Ingenieur*in mit dem Schwerpunkt Umwelt- und Klimaschutz. Die Teilnehmenden können in digitalen Meetings mit den Hochschulen in Kontakt treten oder an virtuellen Labor-Führungen teilnehmen. Bei der ersten Veranstaltung im Frühjahr 2022 hatten sich bis zu 300 Interessierte zugeschaltet.

Biosensor für Kampf gegen Antibiotikaresistenz

Aufgrund von Resistenzen helfen viele Antibiotika bei Krankheiten nicht mehr. Die Doktorandin Hatice Ceren Ates vom FIT Freiburger Zentrum für interaktive Werkstoffe und bioinspirierte Technologien und Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) hat nun einen elektrochemischen Multiplex- Biosensor zur zeitlichen Überwachung von Antibiotika entwickelt, der mit verschiedenen Körperflüssigkeiten arbeiten kann – beispielsweise mit Blut-, Plasma-, Urin-, Speichel- oder Atemgasproben. Das Ziel ist, die Medikamentenkonzentration im Blut des Patienten innerhalb eines bestimmten therapeutischen Bereichs zu halten. Eine schwierige Aufgabe, da dieser Bereich von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ist. Für ihre Erfindung wurde die Chemieingenieurin, die bereits ihren Masterabschluss in Mikro- und Nanotechnologie mit Auszeichnung abgeschlossen hat, mit dem mit 5000 Euro dotierten Klee-Preis ausgezeichnet. Quelle: Deutsche Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE

Neuer Masterstudiengang „User Experience Management & Design“

Zentral bei allen Digitalisierungsmaßnahmen ist die Benutzerperspektive und das Schaffen einer guten User-Experience (UX). Daher hat die PFH Private Hochschule Göttingen den Masterstudiengang „User Experience Management & Design“ entwickelt. In drei Semestern erlernen die Studierenden praxisorientiert das Management und Design digitaler Produkte und Services – von der Geschäftsidee über die Entwicklung bis zur Vermarktung eines fertigen digitalen Produkts oder Services. Vermittelt werden interdisziplinäre Kenntnisse aus Management, Psychologie und Technologie, denn die Gestaltung nutzerorientierter digitaler Services wird zu einer immer komplexeren Aufgabe.

Quantentechnologie sucht Talente

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Der Markt für Quantentechnologien wächst rasant, ihre wirtschaftliche Relevanz steigt. Dabei gibt es Einsatzmöglichkeiten in fast allen Branchen. Doch Expert*innen sind rar und werden dringend gesucht. Von Christoph Berger

Die Investitionssummen in Quantentechnologien steigen weiter. Daran hat auch die Pandemie nichts geändert. Laut dem Quantum Technology Monitor der Unternehmensberatung McKinsey & Company hat sich die Finanzierung von Quanten-Start-ups von 700 Millionen US-Dollar im Jahr 2020 auf über 1,4 Milliarden US-Dollar in 2021 mehr als verdoppelt. Unter den drei Quantentechnologien verzeichneten die Quantensensorik und Quantenkommunikation im zweiten Halbjahr 2021 die höchsten Finanzierungszuwächse. Im Bereich Quanten Computing wurden mit insgesamt drei Milliarden US-Dollar seit 2011 jedoch nach wie vor die meisten finanziellen Mittel investiert. Darüber hinaus sind hier mit 228 Akteuren die meisten Unternehmen aktiv.

Eine Analyse zum Ursprung der Investitionen zeigt, dass vor allem private Investoren aktiv sind. Der weltweit größte Anteil entfällt dabei nach wie vor auf US-Unternehmen, gefolgt von Großbritannien (17 %) und Kanada (14 %). Ziel der Investitionen sind vorrangig etablierte Start-ups. Was den Einsatz öffentlicher Mittel betrifft, übertrifft China alle anderen Länder. Die angekündigten Investitionen der Volksrepublik betragen mehr als das Doppelte der Investitionen der Regierungen der Europäischen Union (15,3 Milliarden US-Dollar gegenüber 7,2 Milliarden US-Dollar) und achtmal mehr als die Investitionen der US-Regierung (1,9 Milliarden US-Dollar). Innerhalb der EU entfällt der größte Teil der angekündigten öffentlichen Mittel für die Entwicklung von Quantentechnologien auf Deutschland (41 %), gefolgt von Frankreich (29 %).

Schnelligkeit, Sicherheit und Genauigkeit

Der mit der Technologie verbundene Reiz ist zum einen deren Schnelligkeit: Quantencomputer versprechen in Zukunft exponentiell schneller zu sein als aktuelle Großrechner oder Server. Doch dies ist nicht der einzige Vorteil. Während Quantenkommunikation im Kern eine sicherere Übertragung von Quanteninformationen verspricht, handelt es sich bei Quantum Sensing um eine neue Generation von Sensoren. Diese können Messungen verschiedener Größen – zum Beispiel Schwerkraft, Zeit, Elektromagnetismus – durchführen und sensibler messen als klassische Sensoren, heißt es von Seiten der Unternehmensberatung.

Buchtipp

Cover Chancen und Risiken von QuantentechnologienIn diesem Buch teilen führende Vertreter aus Industrie und Forschung ihre Erfahrungen und Empfehlungen zur wirtschaftlichen Nutzbarmachung der Quantentechnologien. Verständlich geschrieben erklären sie, was Quantentechnologie ist, beleuchten aktuelle industrielle Anwendungen und ordnen die Herausforderungen für eine wirtschaftliche Nutzung ein. Alissa Wilms, Florian Neukart (Hrsg.): Chancen und Risiken von Quantentechnologien. Springer Gabler 2022, 54,99 Euro

Laut den Analysten werden die ersten Profiteure der rasanten Quantentechnologie- Entwicklung voraussichtlich die Pharma-, Chemie-, Automobil- und Finanzindustrie sein. Im Jahr 2035 könnten diese Branchen Wertschöpfungspotenziale in Höhe von fast 700 Milliarden US-Dollar erzielen. Langfristig würden Quantentechnologien für Finanzdienstleistungen und Biowissenschaften die wertvollsten Anwendungsfälle entwickeln. „Quantentechnologien haben das Potenzial, einige der schwierigsten globalen Herausforderungen zu lösen – von der bahnbrechenden Verkürzung der Arzneimittelentwicklungszeiten bis zur Begrenzung der globalen Erwärmung“, sagt Niko Mohr, Partner im Düsseldorf Büro von McKinsey und globaler Leiter des Bereichs für Quantentechnologien. Das Capgemini Research Institute hat in seiner Studie „Quantum technologies: How to prepare your organization for a quantum advantage now“ ermittelt, dass weltweit fast jedes vierte Unternehmen an der Nutzung von Quantentechnologien arbeitet oder plant, dies zu tun. Die Firmen rechnen mit mindestens einer größeren kommerziellen Anwendung innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre.

Herausforderung Talentsuche

Doch um diese Potenziale zu heben, braucht es die dafür ausgebildeten Expert*innen. Allerdings offenbaren die Analysen von McKinsey eine erhebliche Talentlücke. Demnach würden die universitären Kapazitäten nur etwa einem Drittel der derzeitigen Nachfrage entsprechen: Im Dezember 2021 habe es weltweit 851 offene Stellen für Quanten- Jobs gegeben, denen jedoch nur rund 290 jährliche Hochschulabsolvent* innen gegenüberstehen, die für diese Stellen infrage kommen könnten. Dabei verfüge die EU im globalen Vergleich derzeit noch über die höchste Konzentration von Quantentechnologie- Talenten. Hier kommen laut der Analyse 231 Talente auf eine Millionen Einwohner. In Großbritannien liege der Wert bei 169, in den Vereinigten Staaten bei 126 und in China bei 33.

Die Lücke zwischen Nachfrage und Angebot könnte nach Einschätzung des Beratungshauses potenziell durch Weiterbildungsprogramme geschlossen werden. So gebe es rund 350.000 Absolvent* innen aus Studiengängen wie Biochemie, Chemie, Elektronik und Chemieingenieurwesen, Informations- und Kommunikationstechnologie, Mathematik, Statistik und Physik, die über Wissen verfügen, das gezielt weiterentwickelt werden könnte. „Wenn wir in Deutschland und Europa Technologieführerschaft erlangen wollen, müssen wir eine Kultur geschaffen, die rasche technologische Fortschritte und den Aufbau eines wettbewerbsfähigen Talentpools begünstigt. Diese Kultur muss durch das öffentliche Bildungssystem und Weiterbildungsmaßnahmen von Unternehmen vollumfassend gestützt werden“, sagt Niko Mohr.

Wie wichtig eine solche Kultur ist, betonte auch Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder im Rahmen der Ergebnis-Veröffentlichung einer repräsentativen Befragung von Unternehmen aller Branchen zum Einsatz von Quantencomputern: „Quanten Computing ist eine der wichtigsten Grundlagentechnologien. Nachdem Deutschland in der traditionellen IT den Anschluss an die USA und China verloren hatte, bietet Quanten Computing die Chance auf einen echten Neuanfang. In der Quantentechnologie sind alle wieder zurück auf Start, und diese einmalige Chance muss Deutschland nutzen.“

Quantencomputer: Funktionsweise und Anwendungen