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PR-Berater/-in: Kommunikation auf allen Ebenen

Auf dem Schreibtisch stapelt sich das Papier, die Zigarette qualmt im Aschenbecher, per Email kommt gerade die Anfrage nach Fotomaterial von einer großen Zeitschrift, mit den Kollegen müssen Einzelheiten zu einem Messetermin besprochen werden und jetzt klingelt auch noch das Telefon: Ein ganz normaler Tag für Tamara Emken, von Beruf PR-Beraterin bei Borgmeier Media Communication. Die PR-Agentur in Delmenhorst bei Bremen sucht zurzeit Verstärkung.

„Multitasking“ nennt es die PR-Frau – 1000 Dinge muss sie oftmals gleichzeitig koordinieren. Dabei darf sie keines der Anliegen oder organisatorischen Details vergessen. Für die 28jährige kein Problem, sie übt ihren Beruf aus Leidenschaft aus. Die Vielseitigkeit, und nicht der Stress, macht für sie diese Tätigkeit aus.

Nur auf den ersten Blick ein Schreibtisch-Job

Auf den ersten Blick ein Schreibtisch-Job: Viel telefonieren, Briefe und Emails schreiben und Termine absprechen – aber es gehört noch mehr dazu. Ähnlich wie beim Journalisten, recherchiert sie Themen, sammelt Ideen und verfasst Texte. Daneben gehören Außentermine, beispielsweise Kundenbesuche, Messeauftritte oder Events zu den Aufgaben von Tamara Emken. Für Unternehmen, die das PR-Team betreut, schreibt sie Pressemitteilungen, Fachartikel und Messe-Einladungen, plant Events oder lanciert Redaktionsgespräche. Die Ausarbeitung von öffentlichkeitswirksamen Auftritten wie Messen, Pressekonferenzen, Mitarbeiterversammlungen oder Tage der offenen Tür gehören in ihren Terminkalender. Für solche Anlässe stellen die PR-Berater zusätzlich Pressemappen zusammen und betreuen das interessierte Publikum vor Ort.

Bindeglied zwischen Unternehmen und Öffentlichkeit

PR-Berater fungieren als Vermittler zwischen den Unternehmen und der Öffentlichkeit: Wechselseitiger Austausch von Informationen und Förderung eines Dialoges spielen dabei die Hauptrolle. Hier darf keiner auf den Mund gefallen sein, da der größte Teil der Arbeit in Gesprächen stattfindet. Außer einem guten Schreibstil sollte da schon gewisse rhetorische Fähigkeiten vorhanden sein. „Wer schüchtern ist oder den Kontakt mit anderen Menschen scheut, ist hier wohl fehl am Platz“ schätzt Tamara Emken.

Während des BWL-Studiums auf den PR-Geschmack gekommen

Sie selbst kam als Werksstudentin während ihres BWL-Studiums auf den PR-Geschmack. In einer Marketing-Beratung stellte sie ihre ersten Pressetexte und Pressemappen zusammen und entdeckte dabei ihr Interesse an der Öffentlichkeitsarbeit. Den Schwerpunkt des BWL-Studiums an der Hochschule Bremen legte sie auf den Bereich Marketing, Tourismusmanagement und Personalwirtschaft – dabei hatte sie die PR-Arbeit schon fest im Blick. Nach dem Studium folgte gleich das Volontariat in der Medienagentur Borgmeier Media Communication, in der sie mittlerweile die Leitung der Delmenhorster PR-Unit übernommen hat.

Bei Zwischenfällen einen kühlen Kopf bewahren

Organisationstalent, ein Gespür für Trends und Themen, schnelle, kreative und zielsichere Arbeit sollte wie in anderen Berufen der Medienbranche schon vorhanden sein. „Wir müssen manchmal sehr rasch reagieren, unerwartete Zwischenfälle müssen immer einkalkuliert werden. Da hilft nur einen kühlen Kopf bewahren und nach Lösungen suchen, auch mal über die normale Arbeitszeit hinaus.“ Tamara Emken merkt man an, dass sie nicht erst seit gestern in der PR-Branche tätig ist. Seit drei Jahren verhilft sie Kunden aus den Bereichen IT/TK, Internet, Kosmetik oder Lifestyle, durch die Gestaltung von PR-Kampagnen zu einem größeren Bekanntheitsgrad. Jeder Tag ist anders, neue Ideen und Themen müssen in die Tat umgesetzt werden, damit Unternehmensaktivitäten oder einzelne Produkte ihren Weg in die Öffentlichkeit finden.

Berufseinstieg in die PR-Branche

Public Relations: Ein spannendes Tätigkeitsfeld, das für Frauen und Männer gleichermaßen interessant sein kann. Voraussetzung hierfür sind ein gewisses Kommunikationstalent und eine solide Ausbildung in einer PR-Abteilung/PR-Agentur. Vielen gelingt nach einem Hochschulstudium der Einstieg in die PR-Branche durch ein mehrmonatiges Praktikum oder ein 1- bis 2-jähriges Volontariat. Hier wird der Volontär nach und nach in alle Bereiche eingearbeitet und kann dieses Wissen sofort in die tägliche Arbeit einbringen. Einige Unternehmen bieten auch hausinterne Traineeprogramme an. Studienrichtungen wie Kommunikations- und Medienwissenschaften sind oftmals erwünscht, aber auch andere Studiengänge stellen kein Hindernis dar.
Der weitere Berufsweg führt dann je nach Firmenstruktur über Junior-Berater, PR-Berater und/oder zum PR-Referent und Pressesprecher.

PR – Fakten zum Beruf

Aufgaben und Tätigkeiten: Unter Public Relations (PR) versteht man im Kern die Gestaltung der Beziehungen zwischen Unternehmen und Öffentlichkeit. Es geht um den wechselseitigen Austausch von Informationen und die Förderung eines Dialoges. Das Aufgabengebiet umfasst u.a.die Konzeption von PR-Strategien für die interne und externe Kommunikation. Weiterhin gehört dazu auch die Ausarbeitung von öffentlichkeitswirksamen Auftritten wie Messen, Pressekonferenzen, Mitarbeiterversammlungen oder Tage der offenen Tür. Sonstige wichtige Bereiche sind der direkte Dialog mit Medienpartnern, Erstellung von Kunden- oder Mitarbeiterzeitschriften oder die Erhaltung und Verbesserung der Kommunikation zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitern.
PR-Fachleute müssen äußerst kommunikativ und sprachsicher sein. Sie haben ein Händchen für Organisation und Zeitmanagement und verfügen über kreatives und strategisches Talent. Sie verfolgen aktuelle gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen, um schnell auf neue Trends reagieren zu können.

Ausbildung

Voraussetzungen sind ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Je nach Wunsch-Branche macht ein Abschluss in einer entsprechenden Studienrichtung Sinn. Häufigster Einstieg in eine PR-Karriere ist ein 1-2jähriges Volontariat in einer Agentur. Einige Unternehmen bieten auch Traineeprogramme an. Dort wird der Volontär nach und nach in alle Bereiche eingearbeitet und kann dieses Wissen sofort in der täglichen Arbeit einsetzen.
Der weitere Berufsweg führt dann je nach Firmenstruktur über Junior-Berater, PR-Berater und/oder PR-Referent zum Pressesprecher.

Literaturtipp:

PR-Beratung: Qualitative Analyse der Zusammenarbeit zwischen PR-Agenturen und Kunden
Von Reinhold Fuhrberg. UVK Verlagsgesellschaft mbH. ISBN-13: 978-3867642477. Preis 49,00 Euro.

PR im Social Web
Von Marie-Christine Schindler. O’Reilly Verlag. ISBN-13: 978-3955616267. Preis 29,90 Euro.

Berufsbild Bauingenieurin: Durchsetzungsfähigkeit gefragt

Vor einiger Zeit warb die Bundesministerin für Bildung und Forschung bei Abiturientinnen für ein noch neues Berufsbild. Die jungen Frauen sollten sich für einen typischen Männerberuf entscheiden, den des Ingenieurs. Lohnt sich für Frauen ein Berufseinstieg im Baubereich? Karriereführer ging der Frage auf den Grund.

Mädchen machen Technik

Doch nicht nur von politischer Seite soll Frauen ein Ingenieurstudium schmackhaft gemacht werden. Auch die technischen Hochschulen selbst entdecken dieses Potenzial. „Mädchen machen Technik“ heißt die Aktionswoche der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (FHTW). Für Schülerinnen der neunten und zehnten Klasse werden hier Vorlesungen und Experimente angeboten. So will man die späteren Abiturientinnen für ein Ingenieurstudium begeistern.

Frauen in die Technik!

Dieser Ruf ist alt. Trotzdem gibt es noch immer so genannte Männerberufe und Frauenberufe. Was bedeutet das für junge Frauen, die Bauingenieurin werden wollen? Wie sehen ihre Berufsaussichten aus?

Frauen, die sich für den Beruf der Bauingenieurin entscheiden, geht es dabei selten um Emanzipation. Fragt man Studentinnen nach den Gründen ihrer Berufswahl, so wird meist das persönliche Umfeld angeführt. Sind Eltern oder Geschwister in Ingenieurberufen tätig, entscheidet sich eine Abiturientin eher für diesen Berufszweig. Manchmal sind es auch ganz praktische Gründe. Etwa wenn beim gemeinsamen Hausbau die Tochter ihre Neigung für das Bauen entdeckt. Oder ein engagierter Lehrer erkennt die mathematische Begabung einer Schülerin und unterstützt ihren Berufswunsch. Immer ist es eine bewusste Entscheidung. Denn gerade weil Bauingenieurin ein ungewöhnlicher Berufswunsch ist, wird eine junge Frau genau abwägen, ob ihre Neigungen und Begabungen wirklich in diese Richtung gehen.

Diese starke Motivation ist ein großer Vorteil für das Studium. So verwundert es kaum, dass Studentinnen oft bessere Noten haben als ihre Kommilitonen und weniger Zeit für ihr Studium benötigen. Sind dann noch die Praktika strategisch geplant, entsteht der Wunschabsolvent: jung, engagiert, erfolgreich – und weiblich.

Während die Hochschulen einen geschützten Bereich darstellten, geht es nun hinaus in die Praxis. Das bedeutet zunächst, den Berufseinstieg zu schaffen. Besonders attraktiv sind große Bauunternehmen wie zum Beispiel die Bilfinger Berger AG. Das Unternehmen bietet Aufstiegsmöglichkeiten, einen festen Arbeitsplatz und gute Bezahlung.

Baustelle bei Frauen unbeliebt

So verwundert es nicht, dass der Anteil weiblicher Bewerber 27 Prozent beträgt. Während nur 20 Prozent der Studierenden Frauen sind. Dennoch sind nur 8,5 Prozent der im Unternehmen beschäftigten Hochschulabsolventen Bauingenieurinnen. Dr. Horst Arnoldt aus dem Zentralbereich Personal hat dafür eine einfache Erklärung: Das Unternehmen hat im operativen Bereich den größten Personalbedarf – das bedeutet auf der Baustelle. Und das heißt, sich gegenüber Bauhandwerkern durchzusetzen. Die meisten Bauingenieur-Absolventinnen ziehen jedoch eine Innendiensttätigkeit dem harten Job auf der Baustelle vor. Da im technischen Innendienst der Personalbedarf niedriger ist, sind die Einstellungschancen gegenüber den männlichen Ingenieurabsolventen insgesamt geringer.

Trotzdem gibt es nach Arnoldts Ansicht einige hervorragende junge Bauleiterinnen im Hochbau wie im Ingenieurbau. Ihre Anzahl sei jedoch gegenüber den Bauleitern eher niedrig einzuschätzen.

Noch ein anderer Fakt wirkt sich negativ auf die Chancen von Frauen aus: Sie können schwanger werden. Entscheidet sich eine Ingenieurin für Kinder, so fällt die Familienpause meist in die Zeit, in der der erste Karriereschritt erfolgen sollte. Gerade dann, wenn 150-prozentiger Einsatz nötig ist, geht die Frau nicht arbeiten. Oft wird die Babypause zunächst recht kurz geplant, dann aber doch verlängert oder es folgt ein zweites Kind. So die Erfahrung von Liselotte Gruse, die ebenfalls im Zentralbereich Personal von Bilfinger Berger tätig ist. Kehrt die Frau schließlich ins Unternehmen zurück, dann meist in den Innendienst. Die Arbeit in der Bauleitung ist in der Regel nicht mehr möglich, da hier sowohl örtlich als auch zeitlich Flexibilität nötig ist.

Studienanfängerzahlen zurückgegangen

Die Möglichkeit, als Ingenieurin oder Ingenieur halbtags zu arbeiten, bietet das Unternehmen nicht. Jobsharing zu ermöglichen erweist sich als äußerst schwierig im Hinblick auf die in diesem Fall erfolgende Teilung der betrieblichen Abläufe und Prozesse. Obwohl, so Gruses Erfahrung, Teilzeitkräfte ihre Arbeitszeit intensiver nutzen als Mitarbeiter, die Vollzeit arbeiten. Aber gerade zurzeit sind genug arbeitslose Ingenieure bereit, acht oder mehr Stunden täglich zu arbeiten. In Zeiten mit schwacher Konjunktur sind Bauingenieurinnen daher stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als ihre männlichen Kollegen. Das geht aus einer Studie des VDI aus dem Jahr 2000 hervor. Die Lage wird sich mit dem Anziehen der Konjunktur entspannen. Auch der sich abzeichnende Ingenieurmangel – die Zahlen der Studienanfänger sind um 44 Prozent eingebrochen – wird sich positiv auf die Chancen von Bauingenieurinnen auswirken.

Weitere Informationen:

Baulinks
Internet – Stellenmarkt für die Bauwirtschaft

Im Moment jedoch, so Arnoldt, können sich die Unternehmen aus einer Vielzahl von Bewerbern den Idealkandidaten aussuchen, und der ist meist männlich. Der Personalmanager sieht aber auch weibliche Qualitäten. Seine Erfahrung zeigt, dass Frauen in Verhandlungen das Eis brechen, wenn die Situation verfahren ist. Auch Liselotte Gruse schätzt die problemorientierte Verhandlungsführung und Arbeitsweise von Frauen. Nach ihrer Ansicht geht es ihnen weniger um Selbstprofilierung und Image.

Anderen Bauunternehmen dürfte es ähnlich ergehen. Sie wissen weibliche Qualitäten zu schätzen, scheuen sich jedoch noch immer Frauen einzustellen, da das Risiko der Babypause besteht. Hier ist Hilfe von außen nötig. Etwa durch ein Projekt wie FRAU AM BAU, das in der Schweiz initiiert wurde. Hier bemühen sich mehrere Träger den Anteil von Frauen in der Bauplanungsbranche gezielt zu erhöhen. Der Erfolg der Pilotphase beweist, dass Veränderungen möglich sind.

Trotzdem, hätte Horst Arnoldt eine Tochter, würde er ihr eher abraten, Bauingenieurin zu werden. Zu schwierig scheint es ihm, Familie und Beruf in diesem Berufsfeld zu vereinigen. Liselotte Gruse hingegen würde eine Tochter in diesem Berufswunsch bestärken. Vielleicht weil es auch ihr gelungen ist, sich in einem großen Unternehmen zu behaupten. Nur kernig müsste die Tochter sein – und bloß nicht zimperlich.

Hubertus Meyer-Burckhardt

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Hubertus Meyer-Burckhardt lebt eine Medienkarriere, wie sie vielfältiger und individueller nicht sein kann. Er war in der Geschäftsleitung der Werbeagentur BBDO und saß im Vorstand der Medienkonzerne Axel Springer AG und ProSiebenSat.1 Media AG. Heute ist er Vorsitzender Geschäftsführer einer großen TV-Produktionsgesellschaft, Journalist, Romanautor, Talkshow-Gastgeber, bildet als Professor für Film und Produktion den kreativen Nachwuchs in Hamburg aus und baute eine Kooperative mit der Filmhochschule in Kalkutta auf. Dem karriereführer erklärte er im Vorfeld seines Besuchs des World Business Dialogue, warum er einige Begriffe aus der Unternehmenswelt grausam findet und zu viel Vernunft das Träumen erschwert.

Zur Person Hubertus Meyer-Burckhardt

Hubertus Meyer-Burckhardt, geboren am 24. Juli 1956 in Kassel, studierte nach dem Abitur zunächst Geschichte und Philosophie in Berlin und Hamburg und wechselte dann zur Hochschule für Fernsehen und Film in München. Nebenbei arbeitete er als Regieassistent am Theater bei Boy Gobert. Ab 1984 entwickelte er Werbespots für große Marken wie Pepsi, Wrigley und Audi. 1988 stieg er als Creative Director und Member of the Board bei der internationalen Werbeagentur BBDO ein. 1992 wechselte er in die Filmbranche und gründete mit der Produktionsgesellschaft ndF die Akzente Film- und Fernsehproduktion. Für seine Produktionen erhielt er mehrere Adolf-Grimme-Preise und als erster deutscher Produzent eine Emmy-Nominierung.

Ab 2001 war er Vorstandsmitglied der Axel Springer AG; 2004 war er zunächst Aufsichtsrats- und dann auch Vorstandsmitglied des TV-Konzerns ProSiebenSat.1. Seit 2005 ist er Professor an der Hamburg Media School und leitete bis Januar 2012 den Bereich Produktion. Seit 2006 ist er Vorsitzender Geschäftsführer der Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft, die Erfolgsserien wie „Doctor’s Diary“ und „Das Traumschiff“ sowie Kinoproduktionen wie den Monologfilm „Kleine Lichter“ mit Franka Potente verantwortet. Zudem moderiert er zusammen mit Barbara Schöneberger die „NDR Talk Show“ und ist Gastautor der Musikzeitschrift „Rolling Stone“. 2011 veröffentlichte er seinen ersten Roman „Die Kündigung“. Nebenbei engagiert er sich im Beirat seiner Heimatstadt Kassel – international bekannt für die Kunstausstellung dOCUMENTA. Hubertus Meyer-Burckhardt ist Vater von zwei Kindern und lebt – wenn er nicht unterwegs ist – in Hamburg.

Der World Business Dialogue ist ein Ort der Begegnung. Aus allen Ecken der Welt sind Studenten und Referenten nach Köln aufgebrochen. Wie ist das bei Ihnen: Brechen Sie lieber irgendwohin auf oder kommen Sie lieber irgendwo an?
Ersteres, ganz eindeutig. Ich habe schon als Kind Lufthansa-Piloten, Hochseekapitäne und Fernfahrer bewundert. Ich habe meine Heimat in der Welt gesehen und mein Glück in der Bewegung.

Wie zeichnet sich dieses Glück aus?
Ich empfinde Bewegung als etwas Befreiendes. Wahrscheinlich bin ich damit das krasse Gegenteil des sogenannten Schollenmenschen. Also von Leuten, zu deren Glücksgefühl es gehört, in der Region zu leben, in der sie geboren und aufgewachsen sind. Dieses Gefühl besitze ich kaum.
Leider. Oder Gott sei Dank.

Was denn nun, leider oder Gott sei Dank?
Es ist sicher eher Gott sei Dank, da ich dieses Heimatgefühl nicht vermisse. Was ich dagegen genieße, ist Freiheit und Unabhängigkeit. Ich kann zu jeder Zeit dort hingehen, wo es mir gefällt. Ich kann aber auch jederzeit wieder gehen.

Sind Sie kein bisschen neidisch auf Menschen, die ihr Leben lang an einem Ort ihre Heimat finden?
Das Wort Neid ist mir fremd. Aber ich verspüre doch eine Melancholie, wenn ich zum Beispiel in Bayern bin und Menschen beobachte, die sich dort wohlfühlen und eine echte Verbindung zu ihrer Heimat besitzen. Ich glaube, jede komplexe Persönlichkeit – und als solche sehe ich mich bei aller Bescheidenheit – trägt eine Dialektik in sich. Die Frage ist nun: Welcher Seite gebe ich den Vorzug? Und ich entscheide mich in der Regel für die Seite des Aufbruchs, für das Abenteuer.

Glauben Sie, dass sich viele Menschen zu Beginn ihrer Karriere für die andere Seite entscheiden?
Ich habe tatsächlich den Eindruck, dass junge Frauen und Männer heute vernunftbegabter sind. Sie nähern sich ihren Emotionen nur mit Vorsicht und lassen ihr Bauchgefühl nur zu, wenn absolut keine Gefahr im Verzug ist. Ich habe das immer genau andersherum gemacht. Mich führen bis heute meine Emotionen durchs Leben.

Das klingt nach dem Geist des Rock ’n’ Roll.
Rock ’n’ Roll ist eine Lebenshaltung, die impliziert, dass das Leben aus Siegen und Niederlagen besteht – auf jeden Fall aber aus Freiheit und Unabhängigkeit. Rock ’n’ Roll steht für ein pralles Leben. Dafür, dass ich Risiken eingehe und mich dabei eher an den Chancen orientiere als an den Gefahren.

Ist diese Idee der Freiheit denn mit einer beruflichen Karriere vereinbar?
Warum denn nicht? Ich kann doch sehr wohl Verantwortung für mich und auch für andere übernehmen und mir dennoch vornehmen, kein von Sicherheiten bestimmtes und amplitudenarmes Leben zu führen, sondern die Höhen und Tiefen meines Lebens zu genießen.

Wie genießen Sie denn die Tiefen Ihres Lebens?
Lächelnd.

Und mit der Gewissheit, dass es bald wieder aufwärtsgeht?
Nicht mit der Gewissheit, sondern mit einer begründeten Zuversicht.

Woher bekommt man eine solche Gelassenheit?
Ich nehme seit jeher mich selber nicht sehr wichtig – die Menschen um mich herum aber ernst. Für mich bedeutet das: Ich bin mir der Zerbrechlichkeit meiner beruflichen und körperlichen menschlichen Existenz bewusst. Man sagt, in jedem Sieg stecke der Keim der Niederlage und in jeder Niederlage der Keim des Sieges. Da ist was dran. Überlegen Sie doch mal, wie viele Menschen Sie kennen, denen ein ununterbrochen erfolgreiches Leben beschert ist. Ich freue mich für jeden Menschen, dem das gelingt. Aber viele sind es nicht.

Director’s Cut
Foto: Gerald von Foris; Interview mit Hubertus Meyer-Burckhardt als PDF ansehen
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Englische Version lesen.

Glauben Sie nicht, dass viele Unternehmen heute eine Unternehmensphilosophie nach außen tragen, die ihre Mitarbeiter dazu ermutigen soll, eine eigene Work-Life-Balance zu finden?
Solche Unternehmen wird es sicher geben. Aber gestatten Sie mir, dass ich auf zwei grausame Begriffe eingehe, die Sie in Ihrer Frage benutzt haben. Erstens „Unternehmensphilosophie“: Der anspruchsvolle Begriff der „Philosophie“ sollte nicht mit der strategischen Ausrichtung eines Unternehmens in einen Topf geschmissen werden. Zweitens „Work-Life-Balance“: Dieser Begriff impliziert, dass „Life“ nur existieren kann, wenn „Work“ nicht ist. Ich bin ein strikter Gegner dieser protestantischen Zweiteilung in Leben und Arbeit. Ich bin nie privat. Ich bin aber auch nie im Dienst. Darf ich Ihnen in diesem Zusammenhang noch einen Begriff nennen, den ich nicht mag?

Nur zu.
„Zukunftsfähig“. Ich könnte platzen, wenn ein Manager sagt, er halte sein Unternehmen oder seine Branche für „zukunftsfähig“ – und dafür sogar noch ein positives Feedback erhalten möchte. Man sollte als junger Mensch, der sich für ein Unternehmen interessiert, unbedingt die Außendarstellung auf solche Worthülsen abklopfen. Wer an dieser Stelle genau hinschaut, wird fabelhafte Unternehmen entdecken, die wirklich etwas zu bieten haben. Aber man wird auch Arbeitgeber entdecken, die sich mit solchen Hülsen eingedeckt haben – wobei die Chance groß ist, dass Sie in diesen liederlich geführten Unternehmen niemanden finden werden, der auch nur ansatzweise an diese Begriffe glaubt.

Sie sind als Professor an der Hamburg Media School hin und wieder in Kalkutta. Was lernt jemand, der noch nie in Indien war, in einer Woche Indien über das Leben?
Es gibt in der bengalischen Sprache ein Sprichwort, das übersetzt lautet: „Ob Sie glücklich sind, ist zunächst eine Frage der persönlichen Entscheidung und erst dann eine Frage des Schicksals.“ Das mag ich. Ich schätze an der indischen Gesellschaft auch, dass die eigenen individuellen Ansprüche im Schatten der Gemeinschaftsleistung stehen. Zudem ist die Stimmung des Aufbruchs schon alleine wegen der demografischen Besonderheiten faszinierend: Von den rund 1,1 Milliarden Indern sind 40 Prozent jünger als 25. In der 13-Millionen-Einwohner-Stadt Kalkutta leben und wirken damit fünf bis sechs Millionen Menschen unter 25. Diese Gesellschaft ist also im Vergleich zu Europa unglaublich jung. Und sie mag den Wettbewerb, sie versteht ihn als eine natürliche Energie. Gegenüber Lehrenden sind die Studierenden zwar diszipliniert, aber auch kritisch.

Haben die Menschen dort mehr Mut zu träumen – und diese Träume auch zu verwirklichen?
Es fällt mir als gelegentlicher Besucher Indiens schwer, über die Träume der Menschen dort zu urteilen. Was ich aber beobachte, ist, dass die jungen Menschen in Europa scheinbar schon Schwierigkeiten dabei haben, überhaupt Träume zuzugeben – geschweige denn, sie zu leben.

Sie haben einmal erzählt, dass Sie sich vor dem Einschlafen vorstellen, wie Ihr Leben in Ihrem Lieblingsfilm aussehen würde.
Eine stets sehr beglückende Vorstellung, ja.

Warum aber fällt es der jungen Generation so schwer, überhaupt Träume zu entwickeln?
Zum einen liegt es sicher daran, dass viele europäische Frauen und Männer Mitte 20 sogenannte Helikopter-Eltern hatten. Also partnerschaftlich denkende Mütter und Väter, gegen die es sich nicht zu rebellieren lohnte und die ihren Söhnen und Töchtern sehr vernunftorientierte Empfehlungen gegeben haben, die alles waren, nur nicht abenteuerlich. Hinzu kommt, dass viele der europäischen Mittzwanziger aus einem eher vermögenden Elternhaus stammen und die Söhne und Töchter nun davon geleitet sind, dieses Vermögen zu verteidigen oder am Vermögen zu partizipieren.

Sie sind Jahrgang 1956. Spielte das Materielle eine andere Rolle, als Sie Mitte 20 waren?
Geld und Vermögen waren deutlich weniger wichtig. Wir kamen irgendwie durch. Und das reichte uns. Die jungen Männer brauchten damals übrigens auch keine materiellen Dinge, um dem anderen Geschlecht zu imponieren. Ich komme nicht aus reichen Verhältnissen, aber das hat die Mädchen damals nicht gestört. Ganz weit vorne war, wer die regenbogenfarbene Suhrkamp-Taschenbuchreihe komplett im Regal hatte – und so teuer war die nicht.

Noch einmal zurück zu den Mittzwanzigern von heute: Was raten Sie dieser Generation? Wie kann sie die Abenteuerlust für sich entdecken?
Sie sollte zunächst einmal nicht die Eltern dafür verantwortlich machen, dass Abenteuerlust und Träume fehlen. Stattdessen sollte sie sich ihren Ängsten stellen – und vor allem nicht darauf setzen, dass diese Ängste irgendwann ganz von alleine verschwinden. Aufbrechen muss jede Generation schon selbst!

Professur an der Hamburg Media School

Hubertus Meyer-Burckhardt ist seit 2005 Professor an der Hamburg Media School (HMS) und leitete dort seit 2007 mit Richard Reitinger den Masterstudiengang Film sowie seit 2012 die internationale Koproduktion. Im Januar 2012 gab er die Leitung an Richard Reitinger ab. Für die HMS baute er eine Kooperation mit der Filmhochschule Kalkutta, der Roopkala Kendro, auf und lehrt dort mehrfach jährlich.

Inzwischen sind auch seine Studierenden erfolgreiche Filmemacher und werden mit Preisen ausgezeichnet: Jüngstes Beispiel ist Max Zähle, dessen Film „Raju“ internationale Preise gewann, darunter den Student Academy Award („Studenten-Oscar“), und für den Oscar 2012 in der Kategorie „Live-Action-Kurzfilm“ nominiert wurde. Neben dem Filmstudium bietet die Hamburg Media School auch Masterstudiengänge für Medienmanagement und Journalismus an.

Vielleicht fehlt es an Themen?
Aber nein, die gibt es doch in Hülle und Fülle! Wir hatten damals den Vietnamkrieg, gegen den wir protestiert haben – unabhängig von der Frage, ob der Protest politisch richtig war. Ich denke aber, dass die hässliche Seite des Kapitalismus, zum Beispiel unser Verhältnis zu Afrika, das man durchaus auch als Ausbeutung bezeichnen kann, ein genauso starkes Protestthema ist. Und es hätte der jungen Generation gut angestanden, nicht darauf zu warten, von den Eltern wachgeküsst zu werden, sondern selber zu definieren: Das ist nicht die Welt, in der wir leben wollen.

Aber die Impulse, endlich etwas zu tun, werden von Älteren gesetzt. Stéphane Hessel landete mit seiner Aufforderung „Engagiert Euch!“ einen Bestseller. Der Mann ist 94 Jahre alt.
Und es ist doch bezeichnend, dass die friedliche Nutzung der Atomenergie in Deutschland jetzt auf Initiative der fast 60 Jahre alten Christdemokratin Angela Merkel beendet worden ist und nicht von jungen Konservativen! Ich glaube, die junge Generation muss aufpassen, dass sie nicht eine neue Biedermeierepoche anstrebt und die Sehnsucht nach Idylle und Überschaubarkeit alles andere überdeckt.

Man sprach im Biedermeier vom Vollglück in der Beschränkung. Was wäre daran so fatal?
Die junge Generation wird gebraucht! Es ist ja nicht so, dass sich unsere Welt in einem vorzüglichen Zustand befindet, und es ist sehr problematisch, dass jemand, der offen sagt, er wolle die Welt verbessern, ein unverständiges Lächeln erntet. Ich bin jemand, der da gerne belächelt wird. Ich habe diese romantische Idee, meinen minimalen Beitrag dazu zu leisten, die Welt einen Hauch zu verbessern. Wenn ich in rund 25 Jahren von der Erde abtrete, möchte ich es in dieser Hinsicht zufrieden tun.

Ihr Zwischenfazit?
Fällt positiv aus. Muss es auch, denn ich halte nichts davon, ein solches für mich zentrales Anliegen auf später zu verschieben.

Ist es heute einfacher möglich, auch als Führungskraft eines Unternehmens diesen Unterschied auszumachen? Eine Reihe von Companies rühmt sich ja damit, mit ihren Produkten die Welt verbessern zu wollen.
Ich befürchte, das ist heute so schwer, wie es schon immer war. Sie müssen bedenken, dass Sie in Unternehmen immer auf Menschen treffen werden, die eben nichts verändern möchten. Die vor allem hoffen, dass sie den Job behalten, den sie haben. In Unternehmen Veränderungen durchzusetzen, ohne dass einige Mitarbeiter zu Verlierern werden, sondern möglichst alle von dem Wandel profitieren, klingt in der Theorie sehr verlockend, ist in der Praxis aber eine enorm große Herausforderung. Die großen Segnungen eines großen Unternehmens sind anderer Natur als die Förderung der Selbstständigkeit. Und je länger man diese Annehmlichkeiten genießt, desto schwerer ist es, im Unternehmen zur eigenen Persönlichkeit zurückzufinden. Irgendwann wird es dann sogar unmöglich. Daher lohnt es sich, möglichst früh auf seine Selbstständigkeit zu beharren.

Welche Rolle spielt in der Debatte um die geringe Abenteuerlust der jungen Generation der Medienkonsum? Glauben Sie, dass im Internet und in den sozialen Netzwerken Zeit vergeudet wird, die man anderswo besser nutzen könnte?
Ich halte nicht viel von solchen kulturpessimistischen Gedanken. Die gab es schon im 19. Jahrhundert, als die ersten Straßenlaternen installiert wurden; manch kritischer Geist vermutete damals, Straßenbeleuchtungen generierten die Sünde. Bei der Erfindung des Radios befürchteten diese Stimmen, damit werde die Hausmusik abgeschafft. Und spätestens bei der Einführung des Privatfernsehens in Deutschland stand der definitive Untergang der abendländischen Kultur an. Es wird Ihnen gelingen, jede Medieninnovation mit der Gefahr, die sie mit sich bringt, zu spiegeln. Ich finde es aber viel spannender, den Fokus auf die jeweils neuen Möglichkeiten zu legen.

Ich würde gerne zum Abschluss noch einmal auf den Rock ’n’ Roll zurückkommen. Welche Rocksongs sind besonders eng mit Ihrer Persönlichkeit verbunden?
„Tumbling Dice“ von den Rolling Stones und „Born Loose“ von Rod Stewart

Was haben diese beiden Songs, was andere nicht haben?
Rauheit. Direktheit. Ein guter Rocksong hat viel Hauptsatz, wenig Nebensatz. Viel Indikativ, wenig Konjunktiv. (überlegt) Ich finde, dass derzeit in der Welt wahnsinnig viel moderiert wird. Die Hauptanstrengung gilt der Suche nach dem Konsens. Getan wird dagegen viel zu wenig. Ein guter Rocksong lehnt sich gegen diese Konsensgesellschaft auf. Darum ist in meinen Augen der Geist des Rock ’n’ Roll gerade heute wieder sehr zeitgemäß.

Wenn nicht sogar zukunftsfähig …
Das haben Sie gesagt.

Sie sind Gast des World Business Dialogue und nehmen an einer Paneldiskussion teil. Angenommen, Sie dürften kurz vor der Mittagspause die Konferenz mit einem Song beschallen, welchen würden Sie da wählen?
„Born to Run“ von Bruce Springsteen.

Ein Lied über den Aufbruch.
Auf jeden Fall. Aber auch ein sehr männlicher Song, denn ich habe das Gefühl, dass ein bestimmter Männertypus, zu dem ich mich noch zählen darf, langsam, aber sicher verschwindet. Die Frauen werden immer mächtiger. Das ist sehr gut. Nur: Ich glaube, dass die jungen Männer von heute eine Prise Testosteron mehr gebrauchen könnten.

Das Buch: „Die Kündigung“

Hubertus Meyer-Burckhardt – Die Kündigung (Hörbuch)Was passiert mit einem Menschen, der sein gesamtes Leben auf seine Karriere ausgerichtet hat und dann erfährt, dass er gekündigt ist? In seinem ersten Roman erzählt Hubertus Meyer-Burckhardt die Geschichte von Simon Kannstatt, einem Controller, dessen einziger Lebenssinn die Arbeit ist. Als ihm sein Chef kündigt, fällt er aus allen Wolken.

Unter Schock lebt er zunächst einmal weiter, als sei nichts geschehen, igelt sich in der Vielflieger-Lounge ein und plant gedanklich einen Rachefeldzug gegen seinen Exchef. Doch nach und nach verliert er die Kraft, weiterhin die Fassade des erfolgreichen Karrieristen aufrechtzuerhalten. Es entpuppt sich ein anderer Simon Kannstatt: der Träumer und Idealist, der er früher einmal war. Nach einem Transatlantikflug zieht er in eine schräge Pension ein und nimmt einen Job in einem Plattenladen an. In diesem Gegenentwurf zu seiner alten Businesswelt beginnt der Protagonist, endlich wieder auf seinen Bauch zu hören und sich seinen Träumen zu stellen.

Ein unterhaltsamer Roman – aber auch ein sprachgewaltiges Plädoyer für mehr Freiheit und Abenteuergeist.

Hörprobe
Verlag: Ullstein Hardcover 2011. ISBN: 978-3550088490. 18,00 Euro.
Verlag: Ullstein Taschenbuch (ab 13. Juli 2012). ISBN: 978-3548284576. 8,99 Euro.
Audio CD Verlag: Edel Germany CD/DVD. ISBN: 978-3981474008. 17,99 Euro, erschienen bei www.hypertension-music.de.
Facebook-Seite zum Hörbuch „Die Kündigung“

Hubertus Meyer-Burckhardt – Die Kündigung (Hörbuch)
Hubertus Meyer-Burckhardt liest aus seinem Buch „Die Kündigung“ auf www.erlesentv.de.

karriereführer ingenieure 1.2012

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Titelthema: Kreative Köpfe für das Gesamtkunstwerk Auto gesucht

Visionen. Ein Blick ins Jahr 2030: Autos bestimmen weiterhin das Straßenbild. Aber sie sind leiser und sauberer, geben uns Tipps, um den Stau zu umfahren, bieten höchsten Komfort und lassen sich nicht nur genauso einfach, sondern sogar kostengünstiger betanken als heute. Lust, als Ingenieur diese Zukunft mitzugestalten? Mehr…

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Interview: Jürgen Kühn, Deutsche Telekom
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Interview mit Jürgen Kühn

Jürgen Kühn ist bei der Deutschen Telekom nicht nur Manager, sondern vor allem ein großes Vorbild: Der Leiter des Work-Life-Programms des Konzerns hat zwei Kinder und hat zusammen mit seiner ebenfalls berufstätigen Partnerin einen Weg gefunden, Arbeit, Familie und Privatleben unter einen Hut zu bringen. Im Interview mit André Boße erklärt er, wie das funktioniert.

Zur Person

Jürgen Kühn, 45 Jahre, schloss 1993 sein Studium der Nachrichtentechnik ab und stieg 1994 bei der Telekom ein. Nach verschiedenen Funktionen im Sales Supportund Vertrieb wurde er 1998 Account Manager und stieg 2002 als Leiter des Central Sales Supports ins mittlere Management auf. Seit 2009 leitet er das Programm work-life@telekom, das Konzepte, Strategien und Maßnahmen zum Thema Work-Life-Balance erarbeitet und durchführt. Seine Kinder sind heute sieben und zehn Jahre alt. Seit der Geburt seines ersten Kindes übernimmt er zusammen mit seiner Partnerin gleichberechtigt und gleichwertig Kindererziehung und Haushaltsführung.

Herr Kühn, Sie und Ihre Partnerin arbeiten seit mehr als zehn Jahren wechselweise in Vollzeit, Elternzeit sowie in einer, wie Sie selber sagen, „vollzeitnahen Teilzeit“ und erziehen gleichberechtigt Ihre zwei Kinder. Wie gelingt es Ihnen, Beruf, Familie und Privatleben in Einklang zu bringen?
Wir haben ein ausgeklügeltes Kalendersystem erstellt, das sehr genau reguliert, wer wann wie lange arbeitet. Wobei auch das beste System nicht ausschließt, dass es im Alltag zu Situationen kommen kann, bei denen große, detailliert ausgearbeitete Familienpläne auf sehr kleine Zeitfenster treffen.

Aber es ist machbar?
Ja, mit viel Selbstdisziplin sowie einer gewissen Lockerheit, die besonders dann wichtig ist, wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht. Und das kommt im Berufsleben und mit zwei Kindern recht häufig vor.

Wie lange hat es denn gedauert, bis dieses System aus Absprachen optimal funktioniert hat?
Das ist vergleichbar mit einem Marathonlauf. Sprich: Es dauert seine Zeit, und ohne Höhen und Tiefen geht es nicht. Es ist daher wichtig, dass man sich als Paar sehr früh die Frage stellt, wie das Zusammenspiel aus Arbeit und Familie funktionieren soll. Und dass man dann auch zu seinem Wort steht.

Folgt daraus automatisch eine Karriere mit Einschränkungen?
Nicht unbedingt. Es gibt teilweise kleinere Einschränkungen beim Thema Dienstreisen oder Meetings. Ein echter Malus ist das nicht, es erfordert aber entsprechende Koordination.

Ihr Karriereweg begann vor rund 20 Jahren. Hatten Sie denn schon damals die Familienplanung im Fokus?
Ich bin im Vertrieb eingestiegen: mit großer Freude, viel Engagement und noch ohne jeden familiären Hintergrund. Die Familie wurde ausgerechnet bei meiner ersten Position im mittleren Management ein Thema. Meine Partnerin und ich hatten zu dieser Zeit die Vereinbarung geschlossen, dass ich noch zwölf Monate arbeite und danach in Elternzeit gehe, um ihr den Wiedereinstieg zu ermöglichen. Ich bekam also das Angebot, als Führungskraft ein eigenes Team aufzubauen, und sagte im Personalgespräch: Ich mache das gerne, auch mit großer Leidenschaft und viel zeitlichem Einsatz – aber eben nur für ein Jahr.

Wie war die Reaktion?
Mir saßen zwei Führungskräfte gegenüber. Beide haben erst einmal geschluckt, mich dann angeschaut und gesagt: Ja, machen wir.

Hatten Sie nicht die Befürchtung, dass die beiden sagen könnten: Dann halt nicht, danke, Herr Kühn?
Wie gesagt: Meine Befürchtung mit Blick auf die eigene Karriere musste in dieser Situation ganz eindeutig hinter die Absprache mit meiner Partnerin zurücktreten. Ohne Stringenz geht es nicht.

Nun sind Sie im Konzern für das Thema Work-Life-Balance verantwortlich. Abseits von Vorstandserklärungen und Broschüren: Wird dieses Thema tatsächlich in allen Bereichen des Unternehmens als essenziell wahrgenommen?
Es gibt sicher Bereiche, in denen Führungskräfte tätig sind, die das Thema noch als sehr weich einschätzen. Als Personalthema eben. Doch genau diese Manager gehören zu unseren wichtigsten Adressaten, denn die Führungskräfte sind der Dreh- und Angelpunkt, um das Thema dauerhaft in der Konzernkultur zu verankern.

Was kann ich denn als Einsteiger tun, wenn ich merke: Moment mal, in meinem Bereich gibt mir die Führungskraft nicht den Raum, den sie mir eigentlich geben sollte?
Alle Mitarbeiter sollten genügend Eigenverantwortung und Selbstbewusstsein besitzen, um Dinge zu kommunizieren, die gegen die Richtlinie des Konzerns laufen. Wir pflegen eine offene Unternehmenskultur, in der die Kollegen im direkten Gespräch so etwas besprechen können. Sollte es dabei zu Konflikten kommen, können sie zum Beispiel die sogenannten Diversity Consultants hinzuziehen, die dann als Mediatoren in den Bereich gehen, um zu schauen, wo und warum es hakt.

Wie gelingt es Ihnen, beim Thema Work-Life-Balance den vielfältigen Bedürfnissen der Mitarbeiter gerecht zu werden – auch denen der Young Professionals?
Unser Programm ist nach Lebensphasen strukturiert. Wir schauen auf die Lebensumstände und beruflichen Phasen, in denen sich ein Mitarbeiter befindet, und analysieren, was wir ihm in dieser Phase anbieten können. Young Professionals haben erfahrungsgemäß vor allem den Wunsch, nach Möglichkeit flexibel zu arbeiten. Sie möchten daran gemessen werden, welche Ergebnisse sie erzielen – und nicht daran, wie viele Stunden sie in ihrem Büro anwesend sind. Zudem wollen sie Aufgaben, die sie fordern und erfüllen – jedoch möchten sie diese Aufgaben selbstbestimmt erledigen und legen Wert darauf, dass auf eine Phase der Belastung auch eine Phase der Entlastung folgt.

Ein Personaler alter Schule würde auf diese Bedürfnisse vielleicht mit dem Argument reagieren: „Es hat noch jedem Absolventen gutgetan, nach der Uni erst einmal in der festen Struktur eines straff geführten Unternehmens zu arbeiten.“ Ist diese Denkweise überholt?
Zunächst einmal: Die Arbeitswelt hat sich komplett verändert; die Ansprüche eines technischen Konzerns wie der Telekom lassen sich nicht mit einer Belegschaft erfüllen, die geschlossen von 9 bis 17 Uhr im Büro arbeitet. Daher ist diese strikte Denkweise tatsächlich ein wenig altbacken. Jedoch glaube ich schon, dass man gerade als Einsteiger in ein großes Unternehmen tatsächlich Eckpfeiler und eine gewisse Struktur benötigt.

Steht das im Widerspruch zu Ihrem Work-Life-Programm?
Nein, denn Flexibilität und Selbstbestimmung schweben ja nicht im luftleeren Raum. Es gibt Rahmenbedingungen und im Kern feste Abläufe und Strukturen. Um diesen Kern herum jedoch gibt es genügend Raum, um Dinge selbstbestimmt zu lösen – wobei es dann eben auch Young Professionals gibt, die sagen: Ich möchte lieber viel Zeit im Büro verbringen, weil ich hier besser arbeiten kann.

Zum Unternehmen

Die Deutsche Telekom ist weltweit eines der führenden Dienstleistungsunternehmen der Telekommunikations- und Informationstechnologie-Branche. Als international ausgerichteter Konzern ist sie in rund 50 Ländern vertreten. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen weltweit rund 247.000 Mitarbeiter.

Zum Mestemacher-Preis „Spitzenvater des Jahres“

Seit 2006 verleiht die Großbäckerei Mestemacher diesen Preis und würdigt damit das praktizierte partnerschaftliche Ehe- und Familienmodell. Initiiert und umgesetzt wird das Projekt von Prof. Dr. Ulrike Detmers. Die Frauenrechtlerin ist Mitglied der Geschäftsführung und Gesellschafterin in der Mestemacher-Gruppe. Zudem lehrt sie als Professorin für Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Personalmanagement und Organisationsmanagement an der Fachhochschule Bielefeld. Ziel des Preises ist es, die Leistungs- und Wettbewerbskraft von Wirtschaft und Unternehmen zu stärken, das partnerschaftliche Ehe- und Familienmodell mit zwei berufstätigen Partnern zu fördern und den väterlichen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes zu stärken.
Weitere Infos

Manager in die Wüste schicken

Reisen ist nicht nur erholsam, sondern schafft auch einen inneren Ausgleich. Der Extremreisende Bruno Baumann weiß das aus Erfahrung: Regelmäßig verschlägt es ihn in die entlegensten Gegenden der Welt. Dort trifft er auf unbekannte Kulturen und Menschen mit komplett anderen Ansichten, und er lernt immer wieder Neues über sich selbst. Seine Erkenntnis, die er in Vorträgen an Manager weitergibt: Reisen hilft dabei, die innere Balance zu finden – schließlich gehört es zu einem ausgeglichenen Leben dazu, immer wieder seine Komfortzone zu verlassen. Von Franziska Andrä

Bruno Baumann ist mit Kamelen auf den Spuren alter Karawanenwege entlang der Seidenstraße gereist, hat als erster den Sutley-Canyon in Tibet mit Wildwasserschlauchbooten befahren und die erste Alleindurchquerung des Herzstücks der Wüste Gobi geschafft. Kaum ein Mensch war schon an so vielen Orten dieser Erde. Und wohl kaum einer hat sich schon so oft und so weit aus seiner Komfortzone hinaus bewegt. Dabei hat Baumann elementare Erfahrungen gesammelt, die er in Managerseminaren und bei Vorträgen weitergibt. „Besonders in der Wüste lernt man, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen“, sagt er. „Das ist eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde Karriere und ein Leben, in dem man auch mit schwierigen Situationen und Krisen gut fertig wird.“

Aber fangen wir von vorne an: Schon bei der Wahl seiner Studienfächer Ethnologie und Geschichte hatte Bruno Baumann das Ziel, später beruflich in die Ferne zu reisen. Um diesen Traum verwirklichen zu können, jobbte er während des Studiums und finanzierte damit immer wieder Reisen in fremde Länder, zum Beispiel nach Ostafrika. „Zu erkennen, dass ich über meine eigenen Grenzen gehen kann, war bei den ersten Reisen für mich besonders prägend“, meint der Weltenbummler. „Ich habe mein eigenes Potenzial gesehen, und ich wusste auch: Was ich dort, außerhalb meiner Komfortzone, erlebe, muss ich anderen Menschen mitteilen.“ Also hielt Baumann Vorträge, anfangs vor allem vor Schülern. „Das war eine Herausforderung“, erinnert sich der gebürtige Österreicher. „Schüler sind ein anspruchsvolles Publikum, denn sie hören einem nur zu, wenn man es schafft, sie zu begeistern.“

Um sich neben den Vorträgen noch weitere Einnahmequellen zu sichern, begann Baumann auch, zu fotografieren und Reiseberichte für Zeitungen zu schreiben. Heute profitiert er davon: Einerseits habe er es dadurch nach dem Studium geschafft, seine Berufung zum Beruf zu machen. Andererseits habe diese Vielseitigkeit seinen Blickwinkel vergrößert, erklärt der Abenteurer. Und bis heute macht es ihm Spaß, in verschiedenen Berufen zu arbeiten: als Dokumentarfilmer, Seminarleiter, Managercoach, Key Note Speaker, Fotojournalist und Buchautor. Die Wüste betrachtet Baumann als seinen größten Lehrmeister. „Für Wüstennomaden bedeutet Stillstand Tod“, erklärt er. „Wenn es nicht regnet, müssen sie sich bewegen, um Wasser zu finden. Das lässt sich gut auf das Berufsleben übertragen: Man muss immer bereit sein, sich zu verändern und Neues zu lernen.“ Nur wer nach Veränderung suche und sie nicht als Kontrollverlust empfinde, könne Innovationen hervorbringen. Und noch etwas sei wichtig: Zur Innovation gehöre auch das Scheitern. Baumann selbst ist fast verdurstet, als er das erste Mal versuchte, die Wüste Gobi alleine zu durchqueren. „Und nur weil ich damals Fehler gemacht habe und aus diesen lernen konnte, ist mir der zweite Versuch gelungen. Das war der Schlüssel zum Erfolg.“ Keiner muss – wie Baumann – sein Leben aufs Spiel setzen, um diese Erkenntnis zu gewinnen. Es sei nur wichtig, sich klarzumachen, dass es keine hundertprozentige Erfolgsgarantie gebe, und dass ohne Fehler meist keine Innovationen zustande kämen.

Es überrascht nicht, dass Baumann auch mit den Führungskräften, die an seinen Managerseminaren teilnehmen, am liebsten in die Wüste fährt. „Wenn man im Team durch die Wüste Gobi wandert, muss man seine Komfortzone verlassen und in der Herausforderungszone agieren. Dabei lernt man unglaublich viel über Teamwork und über sich selbst. Dort gibt es nämlich keine Scheinkompetenzen. Man kann sich nicht hinter Hierarchien verstecken und von den anderen erwarten, dass sie schon alles regeln.“ Ganz abgesehen davon helfe die Stille in der Wüste dabei, wieder hellhörig zu werden und Prioritäten zu hinterfragen. „Wer sich weiterentwickeln will“, so der erfahrene Wüstengänger, „braucht manchmal eine distanzierte Sicht auf sich und die Dinge. Dann kann man wichtig und unwichtig wieder neu ordnen und sich selbst ausbalancieren. Dazu muss man natürlich nicht in die Wüste fahren, aber sie ist ein großartiger Lehrmeister.“

Literaturtipp:

Von seinen Reisen in die Wüste berichtet Bruno Baumann auch in seinem neuestem Buch:
Der Wüstengänger. Meine Reisen durch die Sandmeere der Welt.
Malik 2011.ISBN 978-3890294018. 22,99 Euro

www.bruno-baumann.de

„Auftanken auch im Job“

Leistung bringen, ohne sich zu verausgaben? Für Brigitte Pajonk ist das kein Widerspruch. Warum es gerade für Einsteiger wichtig ist, früh ein Experte für Energiemanagement zu werden, erklärt die Leiterin des Instituts für Work-Life-Balance im Interview mit André Boße.

Zur Person:

Brigitte Pajonk, Foto: Pajonk
Brigitte Pajonk, Foto: Pajonk

Brigitte Pajonk studierte bis zum ersten Staatsexamen auf Lehramt und absolvierte dann eine Coachingausbildung. Sie arbeitete zunächst als Trainerin und Beraterin für das Personalentwicklungsunternehmen Train, bevor sie sich als Coach selbstständig machte und im Jahr 2000 das Institut für Work-Life-Balance mit Sitz in Starnberg gründete. Dort bietet sie mit ihrem Team branchenübergreifend Seminare, Workshops und Einzelcoachings für Unternehmen und Konzerne wie Bosch, Siemens oder Ergo an.

Frau Pajonk, Sie haben Ihr Institut für Work-Life-Balance im Jahr 2000 gegründet. Welcher Trend gab damals den Ausschlag?
Um die Jahrtausendwende beobachteten wir eine Generation junger Menschen, die sich sagten: Wenn ich zwischen mehreren Arbeitgebern wählen kann, dann gehe ich nicht automatisch zu dem, der mir das beste Gehalt oder den schnellsten Weg nach oben bietet, sondern die meiste Lebensqualität am Arbeitsplatz.

Ein echter Paradigmenwechsel?
Ja, und viele Unternehmen haben dieses Signal auch sofort verstanden. Diese schnelle Reaktion war aber auch notwendig, denn zeitgleich begann in vielen Branchen der „War for Talents“, also der Wettbewerb um die besonders talentierten Absolventen. Heute begreifen die besten Arbeitgeber ihre Angebote zur Work-Life-Balance als gute Möglichkeit, um sich von anderen Unternehmen zu unterscheiden und im Wettbewerb um den talentierten Nachwuchs die Nase vorn zu haben.

Was ist denn der Grund dafür, dass das Thema Work-Life-Balance plötzlich einen so hohen Stellenwert besitzt?
Dass Absolventen in ihrem Innersten nicht ausschließlich daran interessiert sind, viel Geld zu verdienen, ist kein neues Phänomen. Der amerikanische Organisationspsychologe Edgar Schein hat schon in den 70er- Jahren durch Interviews mit Abgängern einer Elite-Universität in Boston festgestellt, dass die Absolventen immer auch dauerhafte Wertvorstellungen in ihre Karriereplanung einbeziehen. Er hat diese Werte „Karriereanker“ genannt – ein treffender Begriff, weil es einen Menschen im Verlauf seiner Laufbahn tatsächlich immer wieder zu seinen inneren Werten zurückführt. Entfernt man sich immer wieder von diesen Ankern, wird das Zurückrudern schnell sehr mühsam. Es entsteht Unzufriedenheit. Das gute Gehalt ist nur noch eine Art Schmerzensgeld, oft ist der Burnout nicht fern.

Wie unterscheiden sich die verschiedenen Karriereanker untereinander?
Im Laufe seiner Studie hat Edgar Schein zunächst sieben Karriereanker definiert. Das geht von „Sicherheit und Stabilität“ über „Unternehmerische Kreativität“ bis zur „Totalen Herausforderung“. Heute sehen wir, dass zunehmend ein achter Karriereanker in den Vordergrund rückt, den Schein zunächst gar nicht auf dem Schirm hatte, nämlich die Lebensstil-Integration – also der Wunsch, Arbeits- und Privatleben unter einen Hut zu bekommen.

Wer oder was hat diesen Wandel vorangetrieben?
Eine große Rolle spielen die Frauen, die heute selbstverständlich genauso berufstätig sind wie die Männer. Dadurch hat sich das Steinzeitmodell erledigt, nach dem allein der Mann zur Arbeit geht, dort viel Energie lässt, um dann zu Hause von der Frau wieder aufgepäppelt zu werden. Heute dagegen ergibt sich für Männer und Frauen gleichberechtigt neben der beruflichen Arbeit noch eine weitere verpflichtende Zeit in der Familie. Und damit diese Rechnung aufgehen kann, muss im Beruf Raum für Lebensqualität sein. Nur so kann das Energiemanagement funktionieren.

Was bedeutet Energiemanagement genau?
Nehmen wir den Tank eines Autos. Ist er voll, kann der Fahrer guten Gewissens Vollgas geben. Um schnell ein Ziel zu erreichen. Um volle Leistung zu bringen. Läuft das Auto aber schon auf Reserve und gibt der Fahrer Vollgas, endet die Fahrt schnell auf dem Seitenstreifen. Übertragen auf die Karriere muss die Frage lauten: Wie kann es gelingen, bei der Arbeit sowohl Leistung zu erbringen als auch parallel aufzutanken?

Klingt wie ein Widerspruch.
Darf aber keiner sein. Die Vorstellung, dass das Arbeitsleben eine mühsame Plage für die Männer ist, von der sie sich am Feierabend erholen müssen, ist überholt. In diese Steinzeit will keiner zurück. Übrigens auch die männlichen Young Professionals nicht, denn die haben unter ihren abwesenden Vätern gelitten und möchten es selber anders machen.

Was kann denn ein Einsteiger dafür tun, um sein Energiemanagement zu optimieren?
Er muss sich früh in der Karriere die Frage stellen, welche Aspekte des Berufs ihm Energie rauben und welche ihm wiederum Energie geben. Er muss dafür in die Tiefe bohren, um schließlich herauszufinden, welche Aufgaben und Situationen an den Reserven zehren – wobei ich als Einsteiger heute durchaus den Anspruch erheben darf, dass auch meine Führungskraft ein Gespür für mein Energiemanagement besitzt. Moderne Führung bedeutet, zu wissen, welche Karriereanker den jeweiligen Mitarbeitern wichtig sind – und ihnen dementsprechend individuelle Möglichkeiten zu bieten.

Und was kann man tun, wenn die Führungskraft in dieser Hinsicht wenig Sensibilität beweist?
Meckern und Schmollen ist eine ausschließlich negative Reaktion und hilft wenig. Stattdessen benötigt man die emotionale Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit, um bei der Rückmeldung an die Führungskraft auch die Themen und Aufgabenfelder anzusprechen, von denen man glaubt, dass sie dem Energiehaushalt guttun. Damit zeigt man seinem Vorgesetzten, dass man sich nicht drücken will, sondern zur Leistung bereit ist – was ja übrigens nur menschlich ist, denn unser Gehirn kann gar nicht anders, als uns jeden Tag anzuspornen, unser Bestes zu geben. Unser Motor läuft also. Wir müssen nur aufpassen, dass uns niemand so viel Energie raubt, dass wir ihn abwürgen.

Literaturtipp: Konzepte der Work-Life-Balance

Es gibt ein reichhaltiges Angebot an Büchern zum Thema Work-Life-Balance – darunter sogar „Crashkurse“, die der Idee, auch mal innezuhalten, eher widersprechen. Empfehlenswert ist das Buch „Work-Life-Balance“ der Autorinnen Annelen Collatz und Karin Gudat. Sie beleuchten diverse Konzepte der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben und setzen dabei nicht auf flotte To-do-Listen, sondern geben den unterschiedlichen Ansätzen genügend Raum. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf High Potentials und dem Führungsnachwuchs: Leistungsbereite Einsteiger erhalten konkrete Tipps, wie es gelingen kann, ohne negative Folgen für die Karriere eine gute Work-Life-Balance zu erreichen.
Annelen Collatz, Karin Gudat: Work-Life-Balance
Hogrefe 2011. ISBN 978-3801723262. 24,95 Euro.

Top oder Flop

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Aus der Personalabteilung: Pia Palmu

Natürlich erwarte ich keine spannenden Krimis, wenn ich bei Ikea im Büro meine Post durchlese. Schon gar nicht, wenn ich eine Bewerbung in die Hand nehme. Dennoch gibt es Bewerber die mich so fesseln, dass ich ihre Unterlagen nie ungelesen zur Seite legen würde.

Bei anderen Bewerbungen dagegen fühle ich mich wie bei einem dieser schlechteren Krimis, den ich zum dritten Mal weglege, weil ich einfach nicht den Einstieg finde. Wie bei einem Roman, dessen Handlung so langweilig ist, dass ich nicht weiter als bis zur Seite 50 komme.

Was haben die einen Bewerbungen, was die anderen nicht haben?

Bewerben früher
Bis vor einigen Jahren habe ich vor allem Bewerbungen bekommen, die sich an relativ klaren Regeln orientierten. Leider hatte die Standardisierung zur Folge, dass sich alle Bewerbungen mehr oder weniger ähnelten. Die Anschreiben waren alle nach dem gleichen Strickmuster verfasst. Jeder Zweite hat die blaue Klemm-Mappe gekauft und immer war das farbige Passbild rechts oben auf der zweiten Seite. Bei bis zu 150 Bewerbungen pro Tag, von denen ein Großteil sehr ähnlich gehalten war, fiel mir die Auswahl nicht gerade leicht.

Bewerben heute
In den letzten Jahren hat sich vieles geändert. Die Standard-Papier-Bewerbungsmappe hat elektronische Konkurrenz erhalten. Die Informationsmöglichkeiten für Absolventen haben sich vervielfacht. Es gibt unzählige Ratgeber, Kurse, Job-Messen und Webseiten. Doch wer entscheidet heute, bei den riesigen Auswahl- und Gestaltungsmöglichkeiten, was eine „gute Bewerbung“ ausmacht? Wie sich die eine Bewerbung von der großen Masse abhebt?

Bewerbungs-Strategien
Machen Sie sich klar, was Sie anstreben und was gerade Sie besonders für diese Stelle qualifiziert.

Informieren Sie sich gründlich über den Arbeitgeber. Eine der besten Informationsquellen ist das Internet. Hier finden Sie in der Regel alles zum Job, aber auch viele Auskünfte über Werte, Visionen und Ziele des Unternehmens.

Finden Sie heraus, was für einen Mitarbeiter das Unternehmen sucht. Was hilft dem Unternehmen weiter, welche Werte sind dafür wichtig? Passen diese Angaben zu Ihrer Person, Ihren Qualifikationen, Ihrem Werdegang? Wenn Sie die Kernaussagen gefunden haben, können Sie sich in Ihrer Bewerbung genau darauf beziehen und deutlich machen, welchen Nutzen Sie für das Unternehmen haben. Eine Bewerbung gleicht einem Verkaufsgespräch. Stellen Sie Ihre Vorteile, Ihren Nutzen und Ihre Einzigartigkeit in den Vordergrund.

Ein weiterer, entscheidender Faktor: Aufmerksamkeit erwecken – aber bitte nicht um jeden Preis. Es geht vielmehr darum, den einen, zu Ihnen passenden Aspekt zu finden, um sich von der Masse der Bewerber abzuheben. Bei einem kreativen Beruf erwarte ich eine entsprechend gestaltete Bewerbung, die quasi schon als Arbeitsprobe dient. Bei EDV-bezogenen Berufen hingegen kann eine gut gemachte Homepage als Aushängeschild dienen. Und warum nicht mal ein sehr gutes Schwarz-Weiß-Foto, wenn es besser zu Ihnen passt? Beim Foto rate ich allerdings, ganz besonders aufmerksam zu sein und keine überzogene Effekthascherei zu betreiben.

Bewerbungs-Basics
Darüber hinaus gelten immer noch die Basics von früher. Wer diese missachtet, landet garantiert in einem Fettnäpfchen:

Die Bewerbung sollte sauber und ordentlich sein (keine Kaffeeflecken, Eselsohren usw.).

Verwenden Sie keine komplizierten, zigfach gefalteten Mappen und verpacken Sie bitte nicht jedes Blatt in Folien. Das ist nur umständlich und nicht umweltfreundlich.

Verschicken Sie nur vollständige Unterlagen. Achten Sie also genau darauf, was das jeweilige Unternehmen haben möchte.

Versenden Sie die Bewerbung nicht mit der Firmenpost des jetzigen Arbeitgebers.

Achten Sie auf Aktualität und vergessen Sie nicht die Unterschrift.

Verwenden Sie keine Ganzkörperfotos aus dem eigenen Wohnzimmer. Eine Bewerbung muss immer seriös bleiben.

Geben Sie Ihre Telefonnummer (Festnetz und Handy) an und denken Sie daran, dass der witzige Spruch auf dem AB einem Arbeitgeber nicht immer genauso gut gefällt.

Verzichten Sie bei E-Mail-Bewerbungen auf unnötige Attachements. Beschränken Sie sich aufs Wesentliche oder nutzen Sie gleich – wenn möglich – ein Online Formular.

Wenn Sie diese Tipps beachten, erhöhen Sie Ihre Chancen, von den Personalern gelesen und eingestellt zu werden.

Pia Palmu hat über 14 Jahre in verschiedenen Personalfunktionen bei der Graetz GmbH, Aral AG und NOKIA GmbH gearbeitet. Heute ist sie Leiterin Personalmarketing bei der IKEA Deutschland GmbH & Co. KG

Tipp:
Lassen Sie das Anschreiben und den Lebenslauf unbedingt von einer weiteren Person
gegenlesen. Auch wenn es manchmal schwer fällt, stellen Sie sich der Kritik: Sind
meine Gedankengänge klar? Passt das Anschreiben auf die Stellenbeschreibung? Sehen
die Unterlagen gut aus? Stimmen Rechtschreibung und Grammatik?

Klassische Kontaktwege

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„Jung – erfolgreich – entlassen“ titelte der Spiegel im August 2002. „Die Arbeitslosigkeit erreicht den Mittelstand und damit auch die Hochschulabsolventen.“ In der derzeitigen Krise erinnern sich viele Bewerber an alte Tugenden: Saubere schriftliche Bewerbungsmappen kommen wieder in Mode.

Bei der Bewerbungsstrategie sollten Hochschulabsolventen genau überdenken, wie und auf welchem Weg sie den künftigen Chef ansprechen. Form und Art der Zustellung einer Bewerbung spielen eine große Rolle und müssen auf die Erwartungen des neuen Arbeitgebers abgestimmt sein.

Der wohl einfachste Weg, einen ersten Eindruck beim neuen Arbeitgeber zu hinterlassen, ist die Karrieremesse. Zahlreiche Veranstalter haben sich etabliert und praxiserprobte Konzepte entwickelt, um den „Matching-Prozess“ zwischen Unternehmen und Arbeitsuchenden zu begleiten. Bei den Messen der IQB Career Services AG – zum Beispiel auf der JOBcon – wird die reale Begegnung durch ein Online-Tool begleitet. Hier wird das Internet ergänzend eingesetzt und dient der Vorabinformation über „Hard-Facts“ des Bewerbers sowie der Koordination von Terminen mit Unternehmensvertretern. Wer sich Zeit und Enttäuschungen ersparen will, bereitet sich auf den Messetag und auf die vereinbarten Termine intensiv vor. Zu einem gepflegten Äußeren (business like!) gehört eine optimierte Bewerbermappe: Lebenslauf, ein professionell gefertigtes Bild und Zeugniskopien sollten perfekt gestaltet und formvollendet präsentiert werden.

Keine Stromlinienform
Es lohnt sich, Zeit und Energie in die Bewerbungsmappe zu stecken. Oft werden hier ärgerliche Fehler gemacht. Neben dem Ausbildungsweg und ersten beruflichen Stationen – zum Beispiel als Tutor oder wissenschaftlicher Mitarbeiter – gehören in den Lebenslauf auch Praktika und Auslandsaufenthalte. Ebenso wichtig ist es für Personaler, sich einen Eindruck von der Persönlichkeit zu machen. Gute Zeugnisse haben viele. Personaler beachten daher immer, ob sie es mit einem stromlinienförmigen „Streber“ oder mit einer Person zu tun haben, die sich auch für Interessen und Belange des Gemeinwohls einsetzt. Es empfiehlt sich deshalb, den Lebenslauf um ein Kapitel „Ehrenamtliches Engagement“ zu ergänzen: Mitarbeit in Hochschulgremien gehört genauso dazu wie Engagements im Sportverein oder in einer Kirchengemeinde. Der künftige Chef unterstellt durch solche Angaben, dass ein Bewerber seine Persönlichkeit gebildet hat, sich im Team bewähren und für die übergeordneten Ziele eines Unternehmens arbeiten wird.

Wer eine musische Ader hat, sollte auch dies erwähnen. Es reicht, wenn man in seinem Lebenslauf am Ende unter der Rubrik „Sonstige Kenntnisse“ seine musikalischen Talente aufnimmt. Hier sollten auch die Sprach- und EDV-Zertifikate stichwortartig aufgeführt werden.

A-B-C-Stapel
Die Bewerbermappe ist die Grundlage für einen nachhaltigen Eindruck. Deshalb sollten Bewerber auch die Herrschaft über die Präsentation ihrer Mappe behalten. Bei einer Online-Bewerbung ist zu bedenken, dass die Formatierung auf einem fremden Computer und Drucker anders ausfallen kann. Wer seltene Schriftarten verwendet, läuft selbst bei einem pdf-File Gefahr, dass der verwendete Schrifttyp beim Empfänger nicht installiert und das Dokument nicht darstellbar ist. Außerdem ist die Verbindlichkeit einer Online-Bewerbung vergleichsweise geringer als bei einer per Snail-Mail versandten Bewerbung. Und es muss berücksichtigt werden, dass die meisten Unternehmen ihre internen Arbeitsabläufe nicht geändert haben, nur weil sie im Internet Stellenausschreibungen veröffentlichen und E-Mails empfangen können.
Als Faustregel empfiehlt es sich, den vom Unternehmen angegebenen Weg zur Kontaktaufnahme zu beschreiten. Ein Mittelständler, der eine klassische Printanzeige schaltet, erwartet eine schriftliche Bewerbungsmappe per Post – nach allen Regeln der Kunst. Wo keine explizite Aufforderung zur Online-Bewerbung steht, sollte ebenfalls eine schriftliche Bewerbung erfolgen, selbst wenn die Anzeige online veröffentlicht wurde. Nur wenige Großkonzerne bilden ihre Recruitingprozesse in einem Online-Tool ab, mit dem die Behandlung von Online-Bewerbungen geregelt ist. Gerade mittelständische Unternehmen arbeiten weiterhin mit Bewerbermappen, die sie auf A-, B- oder C-Stapeln verteilen.

Fazit: Die Regeln der Old Economy sind im Bewerbungsverfahren uneingeschränkt gültig.

Web:

Think positiv!

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Wer andere von sich überzeugen will, sollte selbst wissen, mit welchen Pfunden er wuchern kann. Also welche Kompetenzen wurden während des Studiums und in Praktika aufgebaut? Welche Fähigkeiten und Stärken kennzeichnen die eigene Person?
Offensichtlich provoziert eine schlechte wirtschaftliche Lage der Unternehmen einen engen Stellenmarkt. Wer sich dennoch einen der begehrten Jobs sichern will, sollte sich gut auf den Berufseinstieg vorbereiten. Das Wichtigste dabei ist, frühzeitig das eigene Kompetenzprofil zu schärfen und die Marktkriterien im Auge zu behalten.

Persönliche Marketingstrategien
Nun gilt es, dieses Kompetenzprofil in ein maximal einseitiges Anschreiben und einen circa zweiseitigen Lebenslauf zu transformieren. Das individuelle(!) Anschreiben sollte den Bewerbungsgrund, den persönlichen Background und den Nutzen für das Unternehmen nennen – prägnant, aber höflich formuliert. Auch der Lebenslauf sollte eine klare Struktur aufweisen. Neben den wichtigen Daten aus dem Leben des Bewerbers gehören stichwortartige Informationen aus den beigelegten Bescheinigungen dazu, etwa eine Endnote aus dem Zeugnis oder Hauptinhalte eines Praktikums. Es lohnt sich immer, die Unterlagen auch von fachfremden Freunden checken zu lassen, ob wirklich alles übersichtlich, prägnant und nachvollziehbar zu Papier gebracht ist.

Zeit der Geduld
Sind Unterlagen eingereicht, ist die Zeit des Wartens gekommen. Die Personalauswahl ist ein Prozess und kann drei bis sechs Monate dauern. Also nicht entmutigen lassen, wenn ein Unternehmen nicht gleich antwortet. Damit keine wertvolle Zeit verloren geht, sollten frühzeitig Informationen eingeholt und der Stellenmarkt geprüft werden. (Karriere)- Messen etwa bieten sich an, um erste Kontakte zu Unternehmen zu knüpfen, aber auch, um mehr über potenzielle Arbeitgeber zu erfahren.

Der persönliche Eindruck
Die Unterlagen haben überzeugt, nun steht die nächste Auswahlstufe an – ein Telefoninterview. Die Personaler gehen dabei gern auf so genannte Hard und Soft Skills ein, die nicht aus den Unterlagen hervorgehen. Gern werden zum Beispiel im Lebenslauf erwähnte Sprachkenntnisse hinterfragt.
Nun steht ein Assessment Center (AC) oder ein Vorstellungsgespräch an. Vorbereitung ist auch hier oberste Devise, denn jedes Argument, jede Aussage sollte gut sitzen. Dabei sollte man sich nicht unter Wert verkaufenEhrlichkeit währt auch in Vorstellungsgesprächen am längsten.

Die Nacharbeit
Es lohnt sich, das Gespräch im Nachhinein zu reflektieren. Wie war die Atmosphäre? Welchen Eindruck machte das Gegenüber? Ist es vorstellbar, in diesem Unternehmen mit diesen Personen zu arbeiten? Ehrliche Antworten beugen späteren Frust vor.
Auch aus missglückten Bewerbungen kann man lernen, erst recht aus einem konstruktivem Feedback. Oftmals erhält es wertvolle Informationen, mit denen der Erfolg der nächsten Bewerbung erhöht wird.

Autorin: Juliane Grauer

Lufthansa HR-Beraterin Juliane GrauerDie Human Resource-Beraterin der Lufthansa School of Business studierte an den Universitäten Würzbug und Cardiff Arbeits- und Organisationspsychologie. Sie konzipiert und implementiert für School of Business-Kunden Personalauswahl- und Personalentwicklungssysteme, Assessment Center als Gruppen- und Einzelveranstaltung zur Personalauswahl und –entwicklung und begleitet Organisationsveränderungen.

Bewerbung im Biotech-Bereich: Fit for Success

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Auf die Vorbereitung der Bewerbungsphase sollte auch im Bereich Biotechnologie nicht verzichtet werden. Dr. Carmen Zirngibl verrät erfolgversprechende Tipps und Tricks, die nicht nur für Berufseinsteiger im Biotech-Sektor Gültigkeit haben.

Die technischen Entwicklungen und der Aufschwung der Biotechnologie-Industrie haben in den vergangenen Jahren zur Generierung zahlreicher neuer Arbeitsplätze geführt. Dabei haben sich die Möglichkeiten und Jobinhalte für Naturwissenschaftler stark verändert und vervielfältigt. Daher ist eine frühzeitige Auseinandersetzung mit diesem Thema wichtig für einen erfolgreichen Berufseinstieg.

Mit dem persönlichen Bewerbungs-USP auf Erfolgskurs gehen
Mit der Unique Selling Proposition (USP) bezeichnet man das Einzigartige, das Besondere eines Produkts, das sich von allen anderen positiv abhebt. Das Produkt sind Sie selbst, mit Ihren persönlichen und fachlichen Qualifikationen. Um aufzufallen, ist es notwendig, dass Sie die einzigartigen Möglichkeiten Ihres Produktes kennen. Nur wenn Sie Ihr USP kennen, wenn Sie wissen, was Sie von anderen unterscheidet, was Ihr potentieller Arbeitgeber davon hat, wenn er genau Sie einstellt, können Sie auch ihr Selbstmarketing danach ausrichten. Um dies herauszufinden ist es wichtig, folgende Fragen ernsthaft und ehrlich zu beantworten:

Welcher Persönlichkeitstyp bin ich und welche Qualifikationen bringe ich mit?
Hier geht es nicht darum möglichst gut abzuschneiden, sondern es geht darum, dass Ihnen Ihre persönlichen Stärken, aber auch die Defizite bewusst werden. Das Wissen um Ihre eigene Persönlichkeit stärkt Ihr Selbstbewusstsein, lässt Sie Kompetenz ausstrahlen und verbessert deutlich Ihre Position in der Bewerbungssituation. Zu der optimalen Vermarktung Ihrer fachlichen und persönlichen Qualitäten müssen Sie sich mit Ihrer bisherigen beruflichen Entwicklung, Ihren Erfahrungen und mit der Frage, was Sie sich zutrauen, auseinander setzen. Die intensive Reflexion dieser Fragen wird Ihnen ermöglichen, sich Ihrer persönlichen USP bewusst zu werden.

Welche Ziele verfolge ich?
Das größte Manko vieler Absolventen schon bei der schriftlichen Bewerbung ist, dass sie keine konkreten Zielvorstellungen haben und dass sie dadurch ihre Motive nicht überzeugend darstellen können. Unbewusst erwarten sie, dass die potentiellen Arbeitgeber sich die Zeit und Mühe machen, ihren schwammigen Aussagen konkrete Zielvorstellungen zuzuordnen. Damit manövrieren sie sich jedoch oft ins Abseits, da Personalentscheider erwarten, vom Bewerber überzeugt zu werden. Nur wenn Sie ihre Kompetenzen und Ziele kennen, können Sie diese überzeugend kommunizieren. Bei der Zieldefinition stehen folgende Aspekte im Mittelpunkt:
Was will ich mit meinen fachlichen und persönlichen Qualifikationen machen?
Was will ich beruflich erreichen?

Wie sieht der Arbeitsmarkt aus?
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Arbeitsmarktanalyse. Es ist nie zu früh für den Beginn der Marktrecherchen. Damit erhalten Sie einen Gesamtüberblick und erkennen bestimmte Tendenzen innerhalb dieses Marktes. Die Fragestellung lautet:

Wo gibt es welche Unternehmen, was machen sie?
Wie sehen Jobinhalte aus?
Welche Jobinhalte würde ich mir zutrauen, würden mir Spaß machen?

Der dadurch gewonnene Überblick wird Ihnen dann auch im Vorstellungsgespräch von immensem Vorteil sein, denn Sie können kompetent „mitreden“. Die Marktrecherche eröffnet Ihnen die Möglichkeit sich ganz gezielt zu bewerben. Die Erfahrung zeigt, dass nicht die Menge an Bewerbungen, die verschickt werden den Erfolg bringt, sondern die spezifische, zielorientierte Bewerbung.

Das Vorstellungsgespräch
Mit der Einladung zum Vorstellungsgespräch haben Sie die größte Hürde bereits geschafft. Jetzt kommt es darauf an, sich überzeugend und selbstbewusst zu präsentieren, dabei aber die eigene Natürlichkeit nicht zu verlieren. Auch hier ist eine gute Vorbereitung vonnöten, die Zeit, die Sie investieren ist eine Investition in Ihre Zukunft. Recherchieren Sie über das Unternehmen und über die Position und planen Sie auch Details wie die Anreise sehr genau. Trainieren Sie Antworten auf Fragen, die immer gestellt werden und die aufgrund Ihres Lebenslaufes auftauchen werden. Je mehr Sie wissen, je besser Sie vorbereitet sind, desto souveräner werden Sie sich präsentieren, und um so mehr Freude und Motivation werden Sie ausstrahlen. Diese Kombination aus Selbstbewusstsein und Motivation lässt Sie zwangsläufig sympathisch und damit kompetent wirken, und dessen wird sich Ihr Gesprächspartner nicht entziehen können.
Die Entscheidungen von Arbeitgebern sind bis zu 80 Prozent von ihrer Persönlichkeit und ihrer Motivation abhängig. Wenn dann noch die fachlichen Eckdaten zum Profil passen, steht dem Vertrag nichts mehr im Wege.

Zur Autorin:

Dr. Carmen Zirngibl
Dr. Carmen Zirngibl

      • Jahrgang 1964
      • Diplom-Biologin
      • Studium der Biologie – Diplom an den Universitäten Regensburg und Marburg
      • Promotion in Mikrobiologie bei Professor Thauer in Marburg
      • 1 Jahr Postdoc an der University Oxford, UK
      • 3 Jahre Personalberatung (Ray & Berndtson in Frankfurt, Dr. Rochus Mummert Partner in Düsseldorf)