Das letzte Wort hat Matthias Pfeffer, TV-Journalist, Autor, Produzent und Philosoph

Herr Pfeffer, Sie bewerten Künstliche Intelligenz als eine Hochrisikotechnologie. Warum? KI kann in sehr unterschiedlichen Bereichen eingesetzt werden. Es kommt dann darauf an, wo und in welcher Entwicklungsstufe sie eingesetzt wird. Wenn ich von gefährlicher KI spreche, dann meine ich eine KI, die auf dem Prinzip des Deep Learning basiert, auf neuronalen Netzen, und sich damit selbst verändert. Eine solche KI ist nur in Teilen beherrschbar, wenn sie sich zum Beispiel in Formen des unüberwachten Lernens selbst entwickeln kann. Zum anderen gibt es Risiken bei bestimmten Anwendungen. Hier muss im Rahmen der aktuellen Lage das Thema „Autonome Waffen“ genannt werden.

Zur Person

Matthias Pfeffer, Foto: Wolf Heider-Sawall
Matthias Pfeffer, Foto: Wolf Heider-Sawall
Matthias Pfeffer, geboren 1961, ist freier TVJournalist, Produzent, Philosoph sowie Gründer von PfefferMedia. Er hat Philosophie studiert und war 20 Jahre lang Geschäftsführer und Chefredakteur von FOCUS TV. Er hat zahllose TV-Formate entwickelt und produziert und verant wortet, darunter mit Future Trend für RTL das erste Wissenschaftsformat im Privat fernsehen (1997–2013) sowie mit Eins gegen Eins für Sat.1 (2011–2013) ein neuartiges Talkformat. Er hat mit FOCUS GESUNDHEIT (2005– 2010) den ersten 24-Stunden-Gesundheitssender in Deutschland gegründet und war als Produzent maßgeblich an der Entwicklung des konstruktiven ZDF-Formates Plan B beteiligt. Sein Buch »Prinzip Mensch« (mit Paul Nemitz) schaffte es auf die Shortlist „Das Politische Buch“ der Friedrich-Ebert-Stiftung. Er lebt in Berlin und in München. www.pfeffermedia.de
Was muss getan werden, um diese Risiken zu minimieren? Es muss als erstes das Bewusstsein für die Folgen der Technologie geschärft werden. Und es muss viel mehr öffentlich debattiert werden, bevor KI-Anwendungen in den öffentlichen Verkehr gebracht werden. Wir sprechen hier von Technologiefolgenabschätzung. Es geht nicht nur um unbeabsichtigte Folgen der Technik, sondern bei selbstlernenden und sich selbst verändernden Instrumenten wird die Technologiefolgenabschätzung nochmals erhöht, weil gewisse Dinge nicht ausgeschlossen werden können und sich ganz neue Haftungsfragen ergeben. Was bedeutet das für die Arbeit von KI-Entwickler*innen? Es ist eine ganz wesentliche Aufgabe von Entwicklern und Programmierern sich über das Thema zu informieren. Mit ihren unfassbaren Auswirkungen ist die Technologiefolgenabschätzung bei KI, auch die Ethik – heute spricht man auch von Ethics by Design, unabdingbar. Schon zu Beginn eines Programmiervorgangs muss man sich mit ethischen Fragestellungen befassen. Der Mensch neigt aufgrund der von KI präsentierten Ergebnisse eventuell zur Bequemlichkeit, nimmt die Ergebnisse unhinterfragt an. Wie kann er sich das kritische Denken und Hinterfragen in einem zunehmend von Algorithmen bestimmten Umfeld erhalten? Indem er es anwendet. Das Denken wird wie ein Muskel trainiert. Und wenn Sie das Training einstellen, ist es ganz schnell verschwunden. Wenn Sie alle Entscheidungen nicht mehr selbst treffen, weil Sie dafür einen digitalen Assistenten haben, dann werden Sie untrainiert im Denken sein. Das ist fatal, da in dem Begriff „Künstliche Intelligenz“ ein Trugschluss enthalten ist: KI ist keine Intelligenz, sondern einfach eine ganz schnelle und stochastische Wahrscheinlichkeitsberechnung. Worin ist das menschliche Denken einer KI überlegen? Unsere in der Evolution ausgebildete Intelligenz ist vielschichtiger. Sie umfasst auch emotionale, moralische, ästhetische und praktische Intelligenz. Das sind Bereiche, in denen eine KI über grobe Simulationen auf lange Sicht nicht hinauskommen wird. Auch in der Philosophiegeschichte ist das menschliche Denken immer in Vernunft und Verstand unterteilt worden: ratio und intellectus. Die KI ist nur ein Teilbereich des Vernunftsegments, den die Philosophie entwickelt hat. Sind die Prämissen jedoch falsch gesetzt, ist auch ein logischer Schluss falsch. Menschliches Denken kann hingegen reflektieren. Wir können unsere Annahmen überprüfen und die Daten bewerten. Die KI kann nur auswerten. Daher mein Appell an die jungen KI-Entwickler*innen: Seid euch darüber im Klaren, ihr habt eine große Verantwortung! Gibt es auch Positives, das Sie Künstlicher Intelligenz abringen können? Wir leben in einer so komplexen und vernetzten Welt, dass KI uns tatsächlich bei der Informationsgewinnung unterstützen kann. Insofern wir zwischen Fakes und den echten Berichten unterscheiden können. Die Welt ist aufgrund des Austausches und der Vernetzung kleiner geworden. Aber: Sie fordert uns zu Verantwortung auf. Die Fragen stellte Christoph Berger

Zum Buch:

Matthias Pfeffer: Menschliches Denken und Künstliche Intelligenz. Dietz 2021, 18 Euro.

Volle Cloud voraus! Jetzt die STACKIT Cloud mitgestalten

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Digitalisierung ist alles – vor allem alles andere als langweilig! Du kannst dabei sein, wenn wir bei STACKIT nicht nur die Schwarz Gruppe digitalisieren, sondern auch eine nachhaltige, leistungsstarke europäische Ergänzung zu den großen Cloud-Anbietern aufbauen.

Was 2018 als Corporate Start-up begann, um eine eigene Unternehmenscloud für die Schwarz Gruppe aufzubauen, wurde in nur drei Jahren zum Großprojekt. Die Vision: Wir sind einer der führenden Anbieter für sichere Cloud-Dienste in Europa! Ein agiles Viererteam, das sich schnell als STACKITeers identifizierte, ging daran, Ideen in funktionsfähige Cloud-Services zu verwandeln. Agil ist das Team auch heute noch – allerdings mit mehr als 100 STACKITeers an vier Standorten. Tendenz steigend! Schnell wurde uns klar: Wenn wir für unsere eigenen Unternehmen (u.a. Lidl und Kaufland) eine perfekte, unabhängige Cloud auf die Beine stellen, warum sollen nur wir davon profitieren? Wäre es nicht ein Gewinn für alle, wenn wir in Europa einen verlässlichen Cloud-Anbieter hätten, mit dem wir die volle Daten- und Kostenkontrolle behalten? Die Idee schlug ein. Da wir hierbei von 3.500 Expert:innen der Schwarz IT und ihrem Knowhow unterstützt werden, können wir unsere Vision bald verwirklichen. Apropos Vision: Nachhaltigkeit und Community Spirit gehören natürlich auch dazu! Unsere Cloud wird nämlich in eigenen Green-IT-Rechenzentren in Deutschland und Österreich gehosted. STACKIT ist ein buntes und extrem motiviertes Team aus Cloud-, Rechenzentrums- und Business-Development-Expert:innen. Als kleine unabhängige Einheit in Start-up-Atmosphäre leben wir flache Hierarchien und offene Türen. Augenhöhe? Geht klar. Kleidung sehen wir als Wohlfühlfaktor und Duzen gehört zum guten Ton. Wir sind pragmatisch und echte Macher. Kompetenz & Co. sind wichtig für deinen Job bei STACKIT. Doch am wichtigsten ist uns, dass du richtig Lust auf Cloud hast und dir nichts Besseres vorstellen kannst, als in einem eingeschworenen Team die europäische Cloud-Landschaft zu verändern und mitzugestalten.

Wer ist eigentlich STACKIT?

STACKIT als digitale Marke der Schwarz IT trägt mit dem Aufbau der eigenen Unternehmenscloud maßgeblich zur Digitalisierung der größten Handelsgruppe Europas bei.

KONTAKT

Schwarz IT KG – STACKIT Stiftsbergstraße 1 74172 Neckarsulm marketing@stackit.de www.stackit.de/karriere

Traineeprogramm Bauleitung (m/w/d) Langenhorn / Kiel

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Wir gestalten Infrastruktur. Unser Ziel ist es, Deutschlands Verkehrswege in den allerbesten Zustand zu bringen. Mit bundesweit über 125 Standorten und ca. 3.600 Mitarbeitern zählt EUROVIA zu den führenden Unternehmen im Asphalt- und Straßenbau. Unsere Niederlassungen sind fest in ihren Regionen verankert und entsprechend ihrer Spezialisierung zusätzlich überregional tätig.

Die Kollegen aus der EUROVIA Teerbau GmbH suchen Dich am Standort Langenhorn (NF) und Kiel zum nächstmöglichen Zeitpunkt im

Traineeprogramm Bauleitung (m/w/d) Schwerpunkt Straßen- und Tiefbau

Foto: Eurovia
Foto: Eurovia
DEINE ZUKÜNFTIGEN AUFGABEN
  • Kennenlernen der Organisation und Abläufe sowie Unterstützung der Bauleitung / Oberbauleitung
  • Umsetzung von eigenen Bauvorhaben nach individueller Einarbeitungszeit – von der Planung bis zur Abnahme
  • Erkennen und Verfolgen von Nachträgen
  • Koordination und Führung von Personal und Nachunternehmern
  • Unterstützung und Mitarbeit in Fachabteilungen Kalkulation, Einkauf, Recht und Maschinentechnik
DAS BRINGST DU MIT
  • Abgeschlossenes technisches Studium oder bautechnische Ausbildung mit entsprechender Fortbildung
  • Erste Praxiserfahrungen in der Baubranche – vorzugsweise Straßen- und Tiefbau
  • Einsatz- und Lernbereitschaft, Ideenreichtum sowie Flexibilität
  • Selbstständiges und zielstrebiges Arbeiten sowie Teamgeist
  • Solide Anwenderkenntnisse in MS-Office
UNSER ANGEBOT
  • Teilnahme an einem 24-monatigen Entwicklungsprogramm zur Führungskraft
  • Attraktive Vergütung gemäß Bautarif + ausgezeichnete Sozialleistungen
  • Flexible Arbeitszeiten und moderne Technik
  • Einen Dienstwagen – Nutzung auch zu Privatzwecken
  • Eine qualifizierte Einarbeitung sowie Begleitung und Unterstützung durch Mentor
  • Förderung durch interne Weiterbildungsmöglichkeiten
  • Unbefristete Einstellung von Beginn an
  • Möglichkeit zur schnellen Übernahme von Verantwortung
  • Kostengünstiger Erwerb von VINCI Aktien im Rahmen des Mitarbeiterbeteiligungsprogramms
DEINE BEWERBUNG Neugierig geworden? Dann bewirb dich direkt über https://jobs.eurovia.de EUROVIA Teerbau GmbH, Zweigstelle Langenhorn, Herr Frank Manke, Kieler Kamp 99, 24145 Kiel, Tel.: +49 431 666888-13

Studienabbruch – Alles umsonst?!

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Werde in verkürzter Zeit staatl. anerkannte*r Erzieher*in oder Heilerziehungspfleger*in, staatl. geprüfte*r Techniker*in oder Betriebswirt*in!

Studienabbrecher*innen können sich unter bestimmten Voraussetzungen ihre vorgängig hochschulisch erworbenen Kompetenzen auf Fachschulbildungsgänge in NRW anrechnen lassen. Der vom Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen verabschiedete Runderlass vom 09.11.2021 ermöglicht eine pauschale Anrechnung von hochschulischen Kompetenzen auf die Fachschulbildungsgänge der Fachrichtungen Betriebswirtschaft, Elektrotechnik, Heilerziehungspflege, Maschinenbau oder Sozialpädagogik an Berufskollegs in NRW. Mit einer Anrechnung können ein bis mehrere Schulhalbjahre erlassen werden. Studierende können somit schneller den Bildungsgang abschließen und im Arbeitsleben durchstarten.

Fachschulbildungsgänge – Eine attraktive Alternative für Studienabbrecher*innen

Das Kompetenzniveau eines Fachschulbildungsgangs ist dem eines Bachelorstudiengangs gleichwertig (vgl. B-L-KS DQR (Hrsg.) 2021, 3). Fachschulbildungsgänge erlauben eine gewisse Flexibilität, da sie in Teil- und in Vollzeit besucht werden können. Viele bieten die Möglichkeit, sich aufbauend auf eine vorhandene Berufsausbildung weiter zu qualifizieren. Der erfolgreiche Abschluss eines Fachschulbildungsgangs berechtigt, je nach Fachrichtung, die Führung der Berufsbezeichnung staatl. anerkannte*r Erzieher*in, staatl. anerkannte*r Heilerziehungspfleger*in, staatl. geprüfte*r Techniker*in und staatl. geprüfte*r Betriebswirt*in (vgl. Anlage E der APO-BK vom 26. Mai 1999). Abhängig von der Fachrichtung des Fachschulbildungsgangs sind für eine Aufnahme zum Teil einschlägige Berufsausbildungen und/oder Praxiserfahrungen vorzuweisen. Die jeweiligen Aufnahmevoraussetzungen sind bei den Fachschulen in NRW zu erfragen.

Autoren

Prof. Dr. Axel Benning, Prof. Dr. Heiko Burchert und Claudia Küper M.A. FH Bielefeld Fachbereich Wirtschaft
Die Anrechnungsmöglichkeit besteht für in „affinen“ und „bedingt affinen“ Studiengängen erworbene Kompetenzen. Darunter werden Studiengänge verstanden, die eine identische oder ähnliche fachliche Ausrichtung oder deren fachliche Ausrichtung zum großen Teil der Fachrichtung des jeweiligen Fachschulbildungsgangs entspricht, allerdings nicht ausschließlich. Darüber hinaus bedarf es einer gewissen Anzahl an in vorgängigen Studiengang erzielten Gesamtcredits. Je affiner ein Studiengang und je höher die erzielte Creditzahl umso mehr Schulhalbjahre können angerechnet werden. Der Antrag auf Anrechnung ist mit dem Aufnahmeantrag zum Fachschulbildungsgang einzureichen. Zu beachten ist, dass bei einer Anrechnung durch die verkürzte Bildungsdauer ggf. entstehende Kompetenz- und Wissenslücken von den Studierenden eigenverantwortlich aufzuholen sind. Nähere Informationen zur Anrechnung, darunter auch die Anrechnungsaussichten je nach Studien-, Fachschulbildungsgang und Creditzahl sind im Runderlass vom 09.11.2021 zu finden. Die Fachschulen in NRW sind Ansprechpartner für individuelle Beratungen.

Literatur

Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (Hrsg.) (2021). Liste der zugeordneten Qualifikationen. Aktualisierter Stand: 1. August 2021. Unter: www.dqr.de/dqr/de/service/downloads/deutscher-qualifikationsrahmen-downloads.html. Datum des Abrufs: 26.11.2021.   Fachhochschule Bielefeld, Projekt ReziprAn (Hrsg.) (2021): Pauschale Anrechnung von in vorgängigen Studiengängen erworbenen Qualifikationen auf Fachschulbildungsgänge am Berufskolleg in NRW gemäß Verwaltungsvorschrift zu § 4 Absatz 4 APO-BK Anlage E. Handreichung für Lehrkräfte in den Fachschulbildungsgängen.   Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen (2021). RdErl. d. Ministeriums v. 09.11.2021. In Bereinigte Amtliche Sammlung der Schulvorschriften des Landes Nordrhein-Westfalen (BASS) unter der Ziffer 13-73 Nr. 32.   Verordnung über die Ausbildung und Prüfung in den Bildungsgängen des Berufskollegs (Ausbildungs- und Prüfungsordnung Berufskolleg – APO-BK) vom 26. Mai 1999. Zuletzt geändert durch Verordnung vom 1. Mai 2020. In: SGV.NRW. S. 223.

karriereführer handel/e-commerce 2021-2022 – Handel schaut aufs Ganze: Digitale und stationäre Handlungskonzepte vereinen

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Cover karrierefuhrer handel/e-commerce 2021-2022

Handel schaut aufs Ganze: Digitale und stationäre Handlungskonzepte vereinen

Der Handel steht heute einmal mehr vor besonderen Herausforderungen. Alle Akteure müssen bei digitalen und stationären Themen den Anforderungen der Zeit gerecht werden. Nur so können Verbraucher*innen überzeugt werden, die immer kritischer werden. Dazu kommen Megatrends wie die Digitalisierung, der demografische Wandel oder der Klimaschutz und nicht zuletzt Corona. Wie diese damit einhergehenden Umbrüche erfolgreich gemanagt werden können, erfahren Sie in der vorliegenden Ausgabe des „karriereführer handel“.

Handel schaut aufs Ganze

Sichere Kundendaten, ökologisch sanierte Filialen, smarte Logistikkonzepte für den Lieferservice: Der Handel steht vor der Herausforderung, bei digitalen und stationären Themen den Anforderungen der Zeit gerecht zu werden. Nur so können die kritischen Verbraucher*innen überzeugt werden. Das führt zu neuen Jobprofilen in den Handelsunternehmen. Wobei die Erfolgsmanager*innen von morgen alle Aspekte zusammenbringen, um ein ganzheitliches Erfolgskonzept zu entwickeln, in dem stationärer und digitaler Handel zusammengedacht werden. Ein Essay von André Boße

„Deutschland europaweit nur Vorletzter“ – solche Meldungen sorgen sofort für große Aufmerksamkeit, schließlich sieht sich die Bundesrepublik gerne als Vorreiter. Die Rede ist von einem Ranking, das die Unternehmensberatung McKinsey im Mai 2021 erstellt hat. Die Forschungsfrage lautete: Wie viele Verbraucher*innen haben in den vergangenen sechs Monaten für ihren Konsum oder für Behördenerledigungen digitale Dienste genutzt? 20.000 Menschen aus 19 Ländern Europas haben an der Studie teilgenommen, der Durchschnittsanteil für Europa liegt bei 80 Prozent der Verbraucher*innen. Vorne liegen die Briten mit 86 Prozent vor den Franzosen mit 82 Prozent. Es folgt eine Reihe von Nationen mit Anteilen zwischen 80 und 72 Prozent. Abgeschlagen auf Rang 18: Deutschland mit 65 Prozent, dahinter nur noch die Schweiz mit 64 Prozent. „Es zeigt sich, dass wir als Gesellschaft noch stärker die Chancen der Digitalisierung betonen müssen, wenn wir nicht dauerhaft als digitale Bummler wahrgenommen werden wollen“, wird Gérard Richter, Leiter von McKinsey Digital in Deutschland, in einer Pressemitteilung zum Ergebnis der Studie zitiert.

Deutschlands kritische Konsument*innen

Woran es liegt? Zum einen zeigt die Studie, dass die deutschen Verbraucher*innen nicht vollends mit den digitalen Diensten zufrieden sind. Störend werde vor allem wahrgenommen, wenn online nicht alle Produkte und Dienstleistungen des jeweiligen Anbieters zur Verfügung stehen oder der Kundenservice zu Wünschen übriglässt. Sowieso seien die deutschen Konsument*innen kritischer als in anderen Ländern. „In keinem europäischen Land ist das Misstrauen gegenüber digitalen Angeboten so ausgeprägt wie in Deutschland“, heißt es in der McKinsey-Studie.

Wer verkauft wie viel?

Das EHI Retail Institute, ein Datendienstleister für die Handelsbrache, hat mit der Studie „Stationärer Einzelhandel in Deutschland 2021“ im September 2021 eine umfangreiche Marktanalyse vorgelegt. Danach ist der Lebensmittelhandel unter den Segmenten der mit weitem Abstand umsatzstärkste: Hier werden 60,5 Prozent der Gesamt-Handels- Umsätze erwirtschaftet. Es folgen die Baumärkte und Einrichtungsgeschäfte mit 15,7 Prozent, wobei die Baumärkte mit einem Anteil von 6,4 Prozent laut Studie von der Pandemie profitieren, weil erstens viele Menschen die Lockdown-Zeit zum Renovieren nutzten und zweitens die Baumärkte unter Auflage geöffnet blieben, als viele Einzelhändler schließen mussten. So auch die Mode- und Accessoires-Händler, die einen 6,4-Prozent-Anteil erwirtschafteten.
Der wichtigste Vertrauensfaktor sei dabei der sorgsame Umgang mit persönlichen Daten. „Allerdings fürchtet jeder fünfte Befragte, dass die Daten nicht entsprechend geschützt werden“, so die Studie. Interessant: Die Sorge vor einem unsicheren Online-Bezahlvorgang spiele dagegen kaum eine Rolle. „Unsere Umfrage zeigt einen deutlichen Mangel an Vertrauen in die Fähigkeit von Organisationen, persönliche Daten zu schützen“, so Gérard Richter. „Organisationen müssen dieses wachsende Problembewusstsein sehr ernst nehmen und Datenschutz als Differenzierungsmerkmal oder sogar Wettbewerbsvorteil nutzen.“ Dafür sei es nötig, wirksame Maßnahmen für die sichere Datenverarbeitung und -infrastruktur zu ergreifen sowie verständlich und transparent zu kommunizieren – nur so könne verloren gegangenes Vertrauen wieder aufgebaut werden.

Jo-Jo-Effekt: Lust auf stationären Handel steigt

Dieses Vertrauen ist essenziell, wenn der Handel den digitalen Schwung, der sich aus der Pandemie heraus ergeben hat, nicht wieder verlieren möchte. Dass es diesen Boost gab, zeigt die McKinsey-Befragung, nach der die deutschen Konsument*innen den Einzelhandel in den sechs Monaten vor der Befragung als die „digital innovativste Branche“ wahrnahmen. Die Folge: Mit 61 Prozent „volldigitaler“ Nutzung besitzt der Einzelhandel den zweigrößten Anteil, übertroffen nur vom digital-affinen Bereich Medien und Unterhaltung – wobei für 49 Prozent der Befragten die Pandemie der entscheidende Grund dafür war, im Einzelhandel digitale Kanäle zu nutzen. Die entscheidende Frage ist nun: Wird das so bleiben, wenn der stationäre Handel wieder geöffnet hat und die Konsumgesellschaft Schritt für Schritt die Normalität der Prä-Corona- Zeit wieder herstellt?
Viele sehnen sich nach physischer Nähe und werden – zumindest teilweise – wieder zu ihren bevorzugten analogen Kanälen zurückkehren.
Entscheidend sei, so die McKinsey-Studie, wie sehr die Unternehmen den Wünschen ihrer Kund*innen gerecht werden und wie viel Innovationskraft sie entwickeln. Wobei es im Handel (anders als zum Beispiel in den Medien) keinen Automatismus zu noch mehr digitalem Konsum gibt. Eher sei das Gegenteil der Fall, man kann von einem Jo-Jo-Effekt sprechen. „Viele sehnen sich nach physischer Nähe und werden – zumindest teilweise – wieder zu ihren bevorzugten analogen Kanälen zurückkehren“, schätzt Gérard Richter laut McKinsey-Pressemitteilung. Nun liege es am Handel, dieses Jo-Jo optimal auszupendeln.

Gefragt ist Know-how im Datenschutz

„Das Ende der Pandemie kommt nicht so plötzlich, wie sie begonnen hat“, so Richter. Es stehe eine längere Phase der Erholung und Normalisierung bevor, die vor allem digital rückständigere Segmente nutzen müssten, um weiter aufzuholen. Digitale und analoge Angebote sollten gleichwertig betrachtet und verbraucherfreundlich gestaltet werden, dabei komme es darauf an, das wachsende Problembewusstsein der Deutschen ernst zu nehmen und Datenschutz als Differenzierungsmerkmal oder sogar Wettbewerbsvorteil zu nutzen. „Dafür ist es nötig, wirksame Maßnahmen für die sichere Datenverarbeitung und -infrastruktur zu ergreifen, und sehr verständlich und transparent zu kommunizieren. Nur so kann verloren gegangenes Vertrauen wieder aufgebaut werden”, zitiert die Pressemitteilung.

Erstes Halbjahr 2021: Online-Handel legt kräftig zu

Im Sommer verunsicherten Nachrichten aus den USA selbst die überzeugtesten E-Commerce-Verfechter: Im zweiten Quartal 2021 entsprach die Umsatzprognose von Amazon nicht den (hohen) Erwartungen. Zwar fiel der Gewinn höher als die Zielgröße aus, dennoch geriet die Amazon-Aktie unter Druck und starteten die Diskussionen, ob das Wachstum im E-Commerce doch Grenzen kennt. Die Zahlen für den deutschen Online-Handel sprechen nach der Marktanalyse des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland jedoch eine andere Sprache: Erwirtschaftete der Online- Handel im ersten Halbjahr 2020 36,7 Milliarden Euro, sind es im ersten Halbjahr 2021 45,2 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wachstum von 23,2 Prozent – und das, „obwohl die Restriktionen im stationären Handel mittlerweile gelockert wurden und wieder mehr Menschen in die Geschäfte gehen, ist der Wachstumstrend der Branche ungebrochen“, wie es in der Studie heißt.
Hier zeigt sich, welche Qualitäten den Mitarbeiter*innen im Einzelhandel in dieser Situation weiterhelfen: Know-how in Sachen Datenschutz wird zum Erfolgsfaktor für digitales Wachstum. Den Kund*innen zu verdeutlichen, was ein Handelsunternehmen in diesem Bereich leistet, schafft Transparenz und Vertrauen. Einsteiger*innen im Handel, die im Bereich IT oder Marketing tätig werden, finden hier Handlungsmöglichkeiten, mit denen sich wirklich ein Unterschied machen lässt.

Klimafreundlichkeit? Online punktet gegen stationär

Schaut man auf weitere potenzielle Negativeffekte des Online-Handels, reicht ein Blick auf die Straße: Die Zahl der Lieferfahrzeuge, die Bestellungen zu den Kund*innen bringt, hat deutlich zugenommen, dazu drängen Radkurier*innen lokalerer Dienste, insbesondere für Essens-Lieferdienste, sowie Bring-Services für Getränke oder Lebensmittel auf die Straße. Klar, dass es dort eng wird. Und klar, dass sich die Frage aufdrängt: Wie viel CO2 stößt der Online-Handel aus, der Produkte bis zur Haustür bringt? Sind auf den digitalen Kanälen die heimlichen Klimakiller unterwegs? Eine Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman in Zusammenarbeit mit den Logistics Advisory Experts, einem Spin-off der Universität St. Gallen, kommt zu dem Ergebnis, dass der „Online-Handel im Vergleich zu stationären Non-Food- Händlern in acht europäischen Ländern pro verkaufter Wareneinheit um den Faktor 1,5 bis 2,9 besser abschneidet“, wie es in einer Pressemeldung zur Studie heißt. In der Studie untersuchten die Expert*innen die gesamte Lieferkette und ermittelten, dass beim stationären Kauf eines Produktes im Schnitt 2000 Gramm CO2 freigesetzt werden, bei einer Online-Lieferung 800 Gramm. Was nicht unerwähnt bleiben soll: Den Auftrag erhielten die Forscher*innen und Strategieberater*innen vom Online-Giganten Amazon, jedoch sei diese Studie „unabhängig“ durchgeführt worden. Während Konsument*innen beim Online-Handel kaum bis gar keinen Einfluss auf die Klimabilanz haben, ist das im stationären Handel anders. „Wer zu Fuß zum Buchladen geht, kommt auf die gleiche Klimabilanz wie der Online-Käufer“, stellt Joris D’Incà, Partner und Global Sector Head Logistics von Oliver Wyman, in der Pressemitteilung fest. Die Emissionen nach oben treiben die vielen Autos, die sich auf dem Weg in die Citys oder Malls machen: „Der gebündelte Lieferverkehr in der Paketauslieferung spart das vier- bis neunfache an Individualverkehr ein und entlastet damit Innenstädte“, formuliert Eva Sprengnetter, Beraterin bei Oliver Wyman.

Alte Filialen als Klimasünder

Beim Online-Handel gibt es in Sachen Klimaschutz Optimierungsmöglichkeiten: gebündelte Lieferungen, Kooperationen verschiedener Anbieter, elektrische Logistikfl otten, Mirco-Mobilität für die letzte Meile.
Doch nicht nur die Mobilität hin zu den Stores sorgt für Belastung. Deutschlands stationäre Non-Food-Händler hinterlassen im europäischen Vergleich den größten ökologischen Fußabdruck. „Ursache sind die hohen CO2-Emissionen der Gebäude“, stellt Joris D’Incà in der Pressemeldung klar. Daraus ergibt sich eine große Aufgabe, vor der die Besitzer*innen und Mieter*innen der Immobilien in Zentren und Malls stehen: Kommen in den Stores mehr Erneuerbare Energien zum Einsatz, sinken die Emissionen. „Moderne Filialen setzen hier bereits neue Standards“, stellt Joris D’Incà fest – und fordert, dass die Öffentliche Hand durch Förderungen Anreize für weitere Sanierungen gibt. Wer heute im Handel einsteigt, findet also im Energiemanagement von Filialen ein weiteres neues und innovatives Tätigkeitsfeld: Im Zusammenspiel mit den Vermietern und Behörden kommt es darauf an, klimafreundliche und nachhaltige Energiekonzepte zu entwickeln. Auch beim Online-Handel gibt es in Sachen Klimaschutz Optimierungsmöglichkeiten: gebündelte Lieferungen, Kooperationen verschiedener Anbieter, elektrische Logistikflotten, Mirco-Mobilität für die letzte Meile – dem Gedränge der unzähligen Lieferfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren lassen sich smarte und klimafreundliche Konzepte entgegensetzen. Diese zu entwickeln und umzusetzen, zählt zu den spannenden Zukunftsaufgaben, die den Einstieg in den Handel so interessant machen. Schon das Kerngeschäft ist herausfordernd: Es geht darum, Synergien aus Online- und stationärem Handel zu finden. Zusätzlich ergibt sich eine weitere attraktive Ebene, bei der es darauf ankommt, den Handel klimafreundlich zu gestalten – digital wie stationär.

Neu auf Netflix: „Superstore“

Die US-Serie „Superstore“ zählt zu den Geheimtipps unter den Comedy-Formaten. Gezeigt wird das Arbeitsleben der Belegschaft eines amerikanischen Groß-Supermarktes der fiktiven Kette „Cloud 9“. Neben allerhand lustigen und diversen Charakteren sowie sehr behutsam erzählten Liebesgeschichten, zeigt das Format sehr schön, auf welche Herausforderungen Megastores und ihre Mitarbeiter*innen in dieser komplexen Welt treffen – sowohl auf der Verkaufsfläche als auch im Management. In der letzten Staffel thematisiert die Sitcom sogar die Pandemie. Nachdem die Serie lange in Deutschland nicht zu sehen war, ist sie seit September 2021 bei Netflix abrufbar.

Veränderungstreiberin Petra Scharner-Wolff im Interview

Als Konzern-Vorständin bei der Otto Group ist Petra Scharner-Wolff verantwortlich für Finanzen, Controlling und Personal. Im Gespräch erklärt die Diplomkauffrau, warum die Veränderung heute zu einer Notwendigkeit wird, wie sie diesen Prozess in ihrem Unternehmen leitet und welche Art von Wandel insbesondere für den Handel von Bedeutung ist. Was sie Nachwuchskräften rät: eine innere Unruhe zu entwickeln – und zu nutzen. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Petra Scharner-Wolff, Jahrgang 1971 und geboren in Göttingen, war nach Abschluss ihres Studiums an der Universität Göttingen ab 1995 als Unternehmensberaterin bei der Gruppe Nymphenburg in München tätig. 1999 wechselte die Diplomkauffrau ins Controlling der Otto Group in Hamburg, 2007 wurde sie in die Geschäftsführung der Schwab Gruppe in Hanau berufen. Zum 1.7.2009 übernahm sie dort die Sprecher-Funktion der Geschäftsführung. Verantwortlich für die Geschäftsbereiche Planung und Controlling, Finanzen und Rechnungswesen, IT, Warenwirtschaft und Technik sowie Personal prägte sie hier den erfolgreichen Aufbau des Mode-Konzepts Sheego. 2012 wechselte Scharner-Wolff zurück nach Hamburg und übernahm zunächst die Position als Otto-Bereichsvorstand. Seit dem 1. Juni 2015 ist sie im Konzern-Vorstand der Otto Group verantwortlich für Finanzen, Controlling und Personal. Petra Scharner-Wolff ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern.
Frau Scharner-Wolff, Sie begleiten bei der Otto Group seit einiger Zeit den Prozess des Kulturwandels. Wenn sich etwas wandeln muss, dann war davor etwas weniger gut. Welche Dinge können Sie benennen, die dringend einer Veränderung bedurften? Wir hatten den Fokus, die Zukunftsfähigkeit der Unternehmensgruppe zu sichern – der Kulturwandel war also eine Folge unseres gesamtstrategischen Ansatzes. Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon viele Jahre durch Transformationen gegangen und wollten noch einen Schritt weiterkommen, vor allem mit Blick auf die Digitalisierung. Tradierte Strukturen haben uns gehindert, flexibler, schneller und besser zusammenzuarbeiten – und damit auch wettbewerbsfähiger und innovativer zu werden. Wir brauchten also neue Denk- und Handlungsmuster, eine veränderte Unternehmenskultur, um der rasanten Veränderungsgeschwindigkeit der Digitalisierung zu begegnen. Nun hält der Mensch gern selbst an offensichtlich wenig guten Dingen fest. Warum mag der Mensch Veränderungen oft nicht? Veränderungsbedarf zu erkennen, ist das eine. Eine ehrliche Bereitschaft, diesen auch anzugehen, das andere. Es ist immer ein Kraftakt. Die Freude am Wandel ist den Menschen nicht in die Wiege gelegt. Dennoch wird die Veränderung in Gesellschaft, Wirtschaft und in unser aller Leben exponentiell weitergehen. Umso wichtiger ist es, dass wir uns mit diesem Gedanken anfreunden und dem Wandel positiv begegnen. Inzwischen haben wir als Otto Group gelernt, Veränderungen aktiv und mit Freude zu gestalten. Durch den Kulturwandel sind wir resilienter geworden. Wir haben gelernt, gemeinsam auch schwierige, herausfordernde Aufgaben erfolgreich und agil zu meistern. Wie gelingt es Ihnen, Menschen davon zu überzeugen, dass sich Veränderungen lohnen? Indem ich mit gutem Bespiel vorangehe, authentisch bin und transparent mache, dass es für jede*n anstrengend ist, an sich zu arbeiten. Für mich und meine Vorstandskolleg*innen genauso wie für alle anderen Kolleg*innen auch. Dazu gehört, positive Erfahrungen ebenso zu teilen wie Misserfolge. Nur so können wir unser Mindset verändern und lernen, Gestaltungsspielraum als etwas Positives zu begreifen. Welche Rolle spielen Führungskräfte, wenn es darum geht, Wandel in Gang zu bringen? Führungskräfte müssen Leuchtfeuer entfachen. Dieses Bild ist im Kontext des Kulturwandels entstanden und beschreibt sehr gut, wie wichtig es ist, dass das Management Veränderungen ehrlich lebt und diese damit vorantreibt. Uns war von Anfang an klar, dass wir Veränderung nicht delegieren können, sondern dass wir sie authentisch vorleben müssen. Wir haben daher direkt hierarchie- und firmenübergreifend gearbeitet. Es war gleichermaßen ein Top-down- und Bottom- up-Prozess – und damit zwar eine große Kraftanstrengung für alle Beteiligten, aber unglaublich wichtig, um eine echte Veränderung anzustoßen.
Veränderungsbedarf zu erkennen, ist das eine. Eine ehrliche Bereitschaft, diesen auch anzugehen, das andere.
Kaum ein Bereich hat sich so sehr gewandelt wie der Handel, mit seinem Shift vom stationären in Richtung Online-Geschäft. Ist ein positiver Bezug zu Veränderungen in Ihrer Branche besonders notwendig? Absolut. Der Strukturwandel, das Innenstadtsterben und die damit verbundenen Veränderungsnotwendigkeiten sind schon lange ein Thema, wurden durch Corona zusätzlich befeuert. Es braucht neue und innovative Konzepte, die auf den richtigen Mix aus stationär und online setzen. Denn ohne eine Digitalisierung von Geschäftsmodellen wird der Handel der Zukunft nicht funktionieren. Wie wird sich der Handel in den kommenden Jahren weiterentwickeln? Fakt ist: Die Kund*innen wählen ihren Kaufkanal längst abhängig von Situation und Produkt. Der Einkaufsprozess verläuft selten linear, sondern über eine Vielzahl von Kanälen. Damit wird die Verzahnung der Kanäle, im Verbund mit einer intelligenten Digitalisierung, immer wichtiger, schon jetzt – und erst recht in Zukunft. Erst das Zusammenspiel der Kanäle führt dazu, perfekte Shoppingerlebnisse zu kreieren. Dabei gilt es, Technologie von den Kund*innen her zu denken. Undifferenzierte Retailer werden auf kurz oder lang verschwinden. Eine klare Positionierung als Spezialist oder Generalist ist zwingend. Gleichzeitig müssen Stores zu Orten der Begegnung zwischen Menschen und Marken werden. Sie müssen unterhalten, inspirieren und vernetzt sein, mit dem klaren Fokus auf Kund*innen-Zentrierung und Kund*innen-Bindung. Die Pandemie hat Dynamiken zusätzlich verstärkt. Welche Chancen bietet in dieser Hinsicht Corona Ihrem Unternehmen, gerade mit Blick auf New bzw. Remote Work? Corona hat die Arbeitswelt vielerorts komplett auf den Kopf gestellt und aus vielen Tendenzen Fakten und bleibende Veränderungen gemacht. Die klassische Bürowelt mit ihrer gewohnten Präsenzund Schreibtischkultur „from nine to five“ hat vor allem bei den Wissensarbeiter* innen ausgedient – und sie wird auch nicht mehr zurückkommen. Uns hat die Pandemie gezeigt, dass wir technisch und kulturell fit sind für Remote Work. Nun gilt es, für die Zukunft das Beste aus beiden Welten zu verbinden. Sind Jahrhundertereignisse wie eine solche Pandemie wirksame Signale, um Unternehmen und den Menschen zu zeigen, dass es die viel besungene „Normalität“ nicht mehr gibt? Derlei Ereignisse wirken wie ein Brennglas und beschleunigen vieles. Die Entwicklung selbst ist aber nicht neu. Wir haben es schon seit geraumer Zeit mit sehr hohen Veränderungsdynamiken zu tun. Die digitale Transformation hat uns auch schon lange vor Corona vor Herausforderungen gestellt. Die Pandemie hat nun noch einmal deutlich gemacht, dass das vermeintliche „New Normal“ eigentlich ein „Never Normal“ ist: Wenn Veränderungsgeschwindigkeiten zunehmen, sich alles permanent wandelt – was ist dann eigentlich normal? Deswegen ist der Umgang mit dieser Herausforderung – das Mindset also – so maßgeblich: Wer versucht, Veränderung lediglich auszuhalten, kommt nicht weiter, reibt sich auf. Nur, wer die positiven Möglichkeiten in der Veränderung erkennt, kann sie aktiv gestalten.
Gerade der Handel braucht einen vielseitigen Blick auf seine Kund*innen, verbunden mit dem Mut, neue Wege zu gehen.
Haben Sie die Befürchtung, dass bestimmte Errungenschaften wie zum Beispiel die Annäherung an die Gender- Gerechtigkeit durch Corona in Gefahr geraten? Corona hat uns gezeigt, wie fragil unsere Gesellschaft in vielen maßgeblichen Bereichen ist. Die größte Herausforderung bildet sicherlich die Kluft, die aktuell unsere Gesellschaft spaltet. Hier gilt es Brücken zu bauen und Lösungen zu finden für die großen Probleme unserer Zeit. Das gilt für die gerechte Verteilung von Care-Arbeit in Familien genauso wie für eine Chancengleichheit von Wissensarbeiter* innen und systemrelevanten Arbeitnehmer*innen, die ihren Job nur in Präsenz ausüben können. Hier müssen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft im Schulterschluss aktiv werden. Was bedeuten diese Entwicklungen für Nachwuchskräfte im Handel: Mit welchem Mindset sollten sie in die Unternehmen kommen, um als junge Generation ihre Stärken auszuspielen? Jedes Unternehmen profitiert davon, wenn Mitarbeitende – egal welcher Generation – ihre individuellen Stärken und Standpunkte einbringen. Diese Diversität der Perspektiven und Ideen machen Unternehmen erfolgreich und innovativ. Gerade der Handel braucht einen vielseitigen Blick auf seine Kund*innen, verbunden mit dem Mut, neue Wege zu gehen. Das bietet für Nachwuchskräfte viele Chancen. Es hilft, sich eine positive Unruhe zuzugestehen. Es ist gut, Lust dazu zu haben, nach vorne zu gehen, sich zu zeigen und unerschrocken in ein neues Projekt einzutauchen. Dieses Zutrauen wird belohnt: Mut zur Veränderung und das Wachsen mit und an Aufgaben bringen jede*n auf dem eigenen beruflichen Weg voran.  

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Die Otto Group ist eine weltweit agierende Handels- und Dienstleistungsgruppe mit rund 50.000 Mitarbeiter*innen und einem Umsatz von 15,6 Milliarden Euro. Mit 30 wesentlichen Unternehmensgruppen ist sie in mehr als 30 Ländern Europas, Nord- und Südamerikas und Asiens präsent. Die Otto Group gehört mit einem Online-Umsatz von 9,9 Milliarden Euro zu den weltweit größten Onlinehändlern. Tätig ist die Unternehmensgruppe in den drei Bereichen Multichannel-Einzelhandel, Finanzdienstleistungen und Service. Im Segment Multichannel-Einzelhandel agiert die Otto Group mit den drei Geschäftsmodellen „Plattform & Händler“, „Markenkonzepte“ und „Corporate Ventures“. Im Geschäftsmodell „Plattform & Händler“ wird die Otto Marke durch hohe Investitionen zu einer intelligenten E-Commerce-Plattform ausgebaut.

Warenkorb Kultur-, Buch- und Linktipps

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„Wirf mich nicht weg“

Cover Wirf mich nicht wegLebensmittelverschwendung geht uns alle an, und wir alle können etwas dagegen tun! Vom Acker bis zum Teller geht etwa ein Drittel aller Lebensmittel verloren, rund die Hälfte davon wird in Privathaushalten weggeworfen. Mit diesem Buch wird gezeigt, wie jeder von uns zu Hause sowie entlang der gesamten Wertschöpfungskette wirksam Lebensmittelverschwendung verhindern, die Umwelt schützen und auch Geld sparen kann – mit mehr als 333 nachhaltigen Rezepte und Ideen. Wirf mich nicht weg. Smarticular 2020. ISBN: 978-3-946658-43-6. 16,95 Euro.

Food Report 2022

Cover FoodreportHanni Rützlers Food Report 2022 zeigt, welche Food-Trends durch die Corona-Pandemie befeuert wurden – und was Unternehmen jetzt tun müssen, um in Zukunft resilienter aufgestellt zu sein. Die österreichische Ernährungswissenschaftlerin und Foodtrendforscherin analysiert die systemrelevante Food-Branche mit gewohnter Finesse und Expertise. Sie beschäftigt sich mit dem Wandel des Konsumverhaltens hin zu mehr Nachhaltigkeit und Lokalität, beschreibt den Vormarsch von E-Food und zeigt auf, wieso die Post-Corona-Gastronomie gemüsereicher sein wird – wie immer veranschaulicht durch Best-Practice-Beispiele, Zahlen und Fakten.

Das Leben ist einfach …

Cover Das Leben ist einfachDer erfahrene Psychotherapeut Holger Kuntze erklärt in seinem neuen Buch, warum wir persönlichen Krisen nicht hilflos ausgeliefert sind – und warum sie manchmal geradezu sinnvoll sein können. Er gewährt uns mithilfe moderner Verhaltenstherapie sowie neuester Erkenntnisse der Neurowissenschaft und Evolutionsforschung einen Blick hinter die Kulissen unseres eigenen Fühlens und Denkens. Mit kleinen Notfallinterventionen und zwanzig Begriffspaaren, die das Leben leichter machen, öffnet er einen Zugang zu unseren inneren Freiräumen. Konkret und mit Beispielen aus seiner eigenen Praxis benennt er Ressourcen, die uns auf der Basis akzeptanzbasierter Strategien ermöglichen, die Zumutungen des Lebens anzuerkennen und uns mit ihnen auseinanderzusetzen. Holger Kuntze: Das Leben ist einfach, wenn du verstehst, warum es so schwierig ist. Kösel 2021. 18 Euro.

Stimmtraining

Cover sei deine StimmeStarke Stimme – starker Auftritt: Unsere Stimme ist der Spiegel unserer Seele. Sie hat großen Einfluss darauf, wie unsere Umwelt uns wahrnimmt. Habe ich überhaupt eine Stimme? Was habe ich der Welt zu sagen? Wie verschaffe ich mir Gehör? Wer bin ich? Was sagt meine innere Stimme? Der Musikwissenschaftler, Theologe und Coach Gerrit Winter macht in seinen Trainings den Menschen ihre schlummernden Fähigkeiten bewusst und birgt lange vergessene Potenziale. Gerrit Winter: Sei eine Stimme, nicht nur Echo. ZS-Verlag 2021. 16.99 Euro

EHI Retail Institute

Das EHI ist ein wissenschaftliches Institut des Handels. Zu den rund 800 Mitgliedern des EHI zählen internationale Handelsunternehmen und deren Branchenverbände, Hersteller von Konsum- und Investitionsgütern und verschiedene Dienstleister. Es bietet ein regelmäßiges Veranstaltungsprogramm an: Messen, Kongresse, Workshops zu den verschiedensten Handels- und E-Commerce-Themen.

Global Forum for Food and Agriculture (GFFA)

Foto: adobe.stock/exclusive-design
Foto: adobe.stock/exclusive-design
Das GFFA ist eine internationale Konferenz zu zentralen Zukunftsfragen der globalen Land- und Ernährungspolitik. Sie findet jährlich parallel zur Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin statt. Das GFFA wird unter anderem veranstaltet vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Mit zahlreichen Veranstaltungen bietet das Forum einem internationalen Fachpublikum aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft die Gelegenheit, sich über Fragen und Herausforderungen der globalen Agrarpolitik und Ernährungssicherung auszutauschen und zu verständigen.

„Endlich Montag“

Heiko Link, der Spezialist für den Wochenanfang bietet mit seinem Podcast professionelle Karriereberatung für Jobsuchende. Er interviewt dazu Experten und hat seit 2016 bereits fast 100 Folgen produziert.

„Wie eine Auster das Zarenreich rettete“

Cover Wie eine Auster das Zarenreich retteteEs ist angerichtet! Feinschmecker und Musikmogul Dieter Weidenfeld sammelt die schönsten Anekdoten rund ums Essen: Wie kam Crêpe Suzette zu ihrem Namen? Wer ist der Erfinder des Sauerkrauts? Und was hat eine Schweinshaxe mit der Hinrichtung Ludwig XVI. zu tun? Abgeschmeckt wird die kleine, aber feine kulinarische Sammlung mit Rezepten von Sternekoch-Legende Heinz Winkler. Dieter Weidenfeld: Wie eine Auster das Zarenreich rettete. EFM 2020. ISBN: 978-3-7459-0167-2. 20 Euro.

Jens Klein Kaffee-Importeur

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Jens Klein ist 35 Jahre alt und von Hause aus Journalist. Heute importiert er Kaffee, aber auch Kakao und Gewürze aus Nicaragua und vertreibt sie über eine Genossenschaft. Das Besondere ist, dass er und seine Mitstreiter*innen hohe ethische Maßstäbe haben: Sie zahlen den Bäuerinnen und Bauern vor Ort Preise, von denen ihre Familien leben können. Sie unterstützen selbstverwaltete Kooperativen. Und sie fördern Eigenverantwortlichkeit und eine hohe Produktqualität. Die Fragen stellte Christiane Martin

Wie bist du auf die Idee gekommen, mit Kaffee zu handeln? Ich war 2013 für mehrere Monate in Lateinamerika unterwegs. Dort wollte ich ganz gezielt kleinbäuerliche Genossenschaften besuchen, um mir ein eigenes Bild davon zu machen, ob die Idee des fairen Handels nicht nur bei uns in Deutschland nett klingt, sondern auch vor Ort in den Ländern des Südens funktioniert. Ich erlebte dort engagierte Produzent*innen und hochmotivierte Kooperativen. Doch fast alle eint ein Problem: Die Nachfrage nach fair gehandelten Bio-Produkten ist noch nicht groß genug. Café Chavalo war geboren. Wie sieht bei Euch die Kette von Anbau über Erzeugung und Lieferung bis zum Verkauf aus? Was ist dir dabei besonders wichtig? Derzeit arbeiten wir mit zwei Produzentenvereinigungen in Nicaragua zusammen, der UCA Miraflor und der UCA Tierra Nueva. Beide sind inzwischen auch Mitglied unserer Genossenschaft in Deutschland. Unser Verhältnis geht also weit über eine reine Handelspartnerschaft hinaus. In der Regel bin ich einmal im Jahr vor Ort, um die Kooperativen zu besuchen und gemeinsam zu planen, wie es weitergeht. Die Kooperativen kümmern sich selbst um den Export ihres Kaffees und wir fungieren in Deutschland als Importeur. Es sind also keine anderen Händler zwischengeschaltet. Für den Transport arbeiten wir teilweise mit klassischen Reedereien zusammen, aber eigentlich versuchen wir, von Jahr zu Jahr mehr Kaffee per Frachtsegler zu transportieren. Das ist unser sogenannter Segelkaffee. Warum hast du 2017 die Genossenschaft gegründet? Anfangs war noch unklar, in welche Richtung sich Café Chavalo entwickeln würde. Daher habe ich die Firma zunächst als Einzelunternehmen gegründet. Es zeigte sich dann relativ schnell, dass mehr als eine Nebentätigkeit daraus werden könnte. Deswegen habe ich dann alle Weichen gestellt, um die Einzelfirma 2017 in eine Genossenschaft umzuwandeln. Das hatte vor allem ideologische Gründe: Das Modell der Genossenschaften ist für mich die überzeugendste Unternehmensform. Café Chavalo will dieses Modell im globalen Süden unterstützen. Dann ist es auch nur konsequent, hier in Deutschland auch genossenschaftlich zu arbeiten. Es wirkt, als würdest Du mit diesem Projekt genau das tun, was Du tun möchtest. Wie findet man deiner Erfahrung nach seine Berufung? Das klingt wahrscheinlich nach einer Plattitüde, aber ich bin davon überzeugt: Folge deinem Herzen und lass dich nicht stressen. Am Ende kräht kein Hahn danach, ob man mit 25 oder mit 35 beruflich angekommen ist. Mein Lebenslauf wirkt auf den ersten Blick nicht total geradlinig, aber ich habe von jedem Schlenker profitiert und würde eigentlich keine Erfahrung missen wollen. Gerade Praktika haben mir dabei geholfen, mich beruflich weiterzuentwickeln. Dabei fand ich für mich selbst den Mix aus größeren und kleineren Firmen sehr wertvoll. Das schafft ein gutes Gespür für die verschiedenen Realitäten in der Wirtschaftswelt.

E-Paper karriereführer handel/e-commerce 2021-2022 – Handel schaut aufs Ganze: Digitale und stationäre Handlungskonzepte vereinen

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karriereführer bauingenieure 2021-2022 – Ran ans Klima!

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Cover karriereführer bauingenieure 2021-2022

Ran ans Klima!

Die Größe der Aufgabe, aus der Bauindustrie ein Segment zu machen, das das Klima schützt, statt es zu belasten, ist immens. In den Bereichen Sanierung und Energie sowie Ressourcen und Recycling gibt es Lösungsansätze, die jetzt angegangen werden müssen. Angetrieben von den Chancen der Digitalisierung und der Innovationskraft der jungen Generation an Bauingenieur*innen.

E-Paper karriereführer bauingenieure 2021-2022 – Ran ans Klima!

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