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Ambidextrie in Kanzleien

Die 11. Herbsttagung des Bucerius Center on the Legal Profession stand unter dem Thema „Ready for the Future?!“. Dazu gehört auch, dass Kanzleien und Rechtsabteilungen sich nicht ausschließlich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, sondern ebenso einen Fokus auf zukünftige Geschäftsfelder legen sollten. Doch wie können diese beiden Ansprüche gleichzeitig erfüllt werden? Mit Ambidextrie. Von Christoph Berger

Ambidextrie bedeutet in seinem Ursprung „Beidhändigkeit“. Also die Fähigkeit, die linke und rechte Hand gleich gut benutzen zu können. Übertragen auf Organisationen beinhaltet er laut den Wissenschaftlern Michael Tushman und Charles A. O‘Reilly die Fähigkeit, sich sowohl um das Tagesgeschäft und die schrittweise Einführung von Innovationen zu kümmern – also die schrittweise Verbesserung von bestehenden Produkten, Dienstleistungen, Prozessen oder Geschäftsmodellen, als auch ganz neue und disruptive Entwicklungen voranzutreiben. Wichtig sind Exploitation und Exploration. Allerdings ist dies keine ganz so leicht umsetzbare Methode, da Unternehmen es einerseits schaffen müssen, die zur Verfügung stehenden Ressourcen und Kompetenzen so zu nutzen, dass sie die aktuellen Bedürfnisse decken, andererseits braucht es sie auch für den Raum zum Entwickeln neuer Ideen. Ohne Kompromisse ist beides zusammen selten umsetzbar.

Doch „Organisationale Ambidextrie“ wird zum Überlebensfaktor, heißt es in einer vom auf Change-Prozesse spezialisierten Unternehmen Mutaree veröffentlichten Studie. Demnach ist Innovation genauso wichtig wie die einst dominierende Effizienz. Diese Entwicklung spreche für den Trend zu einer ausbalancierteren Verteilung von Zeit und Ressourcen und stelle einen wichtigen Schritt für die Entwicklung erfolgreicher, ambidextrer Organisationsformen in den Unternehmen dar. „Führungskräfte und Mitarbeiter sollten im Spannungsfeld dieser äußerst anspruchsvollen Herausforderung eine gesunde Balance finden.

Damit aus dieser Anforderung kein Gesundheitsrisiko wird, müssen menschliche Bedürfnisse ins Zentrum rücken und Beachtung finden. Dabei ist die personale Seite wichtiger als jemals zuvor“, erklärt Claudia Schmidt, Geschäftsführerin von Mutaree. O‘Reilly, Professor an der Stanford Graduate School of Business, stellte den Ansatz der Ambidextrie im November 2021 im Rahmen der 11. Herbsttagung des Bucerius Center on the Legal Profession vor. Anhand weiterer Expert*innen- Vorträge wurde daraufhin deutlich, dass innovative Projekte vom Kerngeschäft strukturell zu trennen, jedoch auf strategischer Ebene der Führung zu integrieren sind.

Zudem brauche es für die Erhaltung der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen drei Schritte: Erstens müssten potenzielle Geschäftsmodelle anhand geeigneter Methoden, zum Beispiel Design Thinking, identifiziert werden. Diese Modelle sind daraufhin im Hinblick auf ihre Tragfähigkeit zu untersuchen. Möglich sei dies beispielsweise mit Business Model Canvas, einem Framework für die Visualisierung und Strukturierung von Geschäftsmodellen. Und drittens gelte es, aus all dem die erfolgversprechendsten Geschäftsmodelle herauszufiltern. Dabei sollte der Kundennutzen, also die Sicht der Mandant* innen im Mittelpunkt stehen.

Buchtipp

cover ambidextrieChristoph Frey, Gudrun L. Töpfer: Ambidextrie in Organisationen. Schäffer-Poeschel 2021, 34,95 Euro

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