Digital Life! Kultur-, Buch- und Linktipps

0

Eternal You – vom Ende der Endlichkeit

Foto: Eternal You Vom Ende der Endlichkeit
Foto: Eternal You Vom Ende der Endlichkeit
Wie verändert Künstliche Intelligenz unseren Umgang mit Trauer und Tod? Mit dieser Frage und dem tiefen menschlichen Wunsch nach Unsterblichkeit beschäftigt sich der ARD Dokumentarfilm von Hans Block und Moritz Riesewieck. Er zeigt eine Art „digitale Auferstehung“: Mithilfe Künstlicher Intelligenz schaffen Start-Ups digitale Avatare, die es Trauernden ermöglichen, mit einer Simulation ihrer verstorbenen Liebsten in Kontakt zu treten. Der Film zeigt sowohl die Pioniere, die diese Avatare erschaffen, als auch die ersten User dieser Technologie. Welche ethischen Probleme ergeben sich – und welche regulatorischen Notwendigkeiten? Eternal You: Vom Ende der Endlichkeit ist in der ARD Mediathek abrufbar.

Das Potenzial einer neuen Aufklärung

Cover Mega-IntelligenzWarum zerstören wir unsere Welt trotz aller Intelligenz? Umweltschäden, Erschöpfung natürlicher Ressourcen, massiver Anstieg von Depressionen, unbeherrschbare Krankheiten und explodierende Gesundheitskosten zeigen die Grenzen unseres heutigen Intelligenzbegriffs. Fritz Kröger ruft in seinem neuen Buch zu einer radikalen Neudefinition der Intelligenz in einer von Logik dominierten Welt auf. Ein Buch für alle, die sich fragen, wohin uns die reine Logik führt. Für jene, die nach alternativen Denkansätzen suchen und für junge, engagierte Menschen, die von einer gerechteren, nachhaltigen Gesellschaft träumen. Fritz Kröger: Mega-Intelligenz – natürliches Gegengewicht zur KI. Edition Estrany 2025. 22,00 Euro.

Ausstellung „Licht und Materie“

Licht und Materie, Foto: Deutsches Museum
Licht und Materie, Foto: Deutsches Museum
Die Sonne am Strand, der Scanner an der Supermarktkasse oder das Signal in einer Glasfaser: Wenn Licht auf Materie trifft geschehen spannende Dinge! Einige davon sind uns aus dem Alltag vertraut, andere völlig unbekannt und für den Menschen unsichtbar. Die Sonderausstellung „Licht und Materie“ im Deutschen Museum in München präsentiert bis zum 26. Oktober 2025 die Grundlagen der Quantenoptik und zeigt, wie sich das Verständnis von Licht und Materie im letzten Jahrhundert gewandelt hat. Diese neuen Erkenntnisse sind Voraussetzung für die Quantenwissenschaften und Quantentechnologien, die heute intensiv erforscht werden.

„Alles überall auf einmal“

Cover Alles ueberallMiriam Meckel und Léa Steinacker sind Gründerinnen von ada, einer Initiative, die unternehmerisch denkende Menschen dazu befähigt und aktiviert, treibende Kraft für Transformation zu sein. Gemeinsam haben sie „Alles überall auf einmal“ geschrieben, ein Buch über die großen Veränderungspotenziale der Künstlichen Intelligenz. Der Untertitel gibt die optimistische Richtung vor: „Wie Künstliche Intelligenz unsere Welt verändert und was wir dabei gewinnen können“. Die Autorinnen verschweigen die Problemfelder der KI nicht, verweisen aber immer wieder darauf, dass wir Menschen alle Gestaltungsmöglichkeiten besitzen. Was das Buch insbesondere leistet: Es motiviert dazu, intensiver über KI nachzudenken, bestimmte Meinungen zu hinterfragen und neue Geschäftsmodelle und Arbeitsweisen anzudenken. Miriam Meckel und Léa Steinacker: „Alles überall auf einmal: Wie Künstliche Intelligenz unsere Welt verändert und was wir dabei gewinnen können“, Rowohlt 2024, 26,00 Euro.

Playlist zum Glück

Cover Playlist zum GlueckMichael Behrendt hat die Playlist zum Glück zusammengestellt, mit 99 ½ Songs für ein erfülltes Leben. Diese Sammlung stellt er in einem Buch vor – und natürlich sind die Songs in einer Spotify-Playlist abrufbar. Darunter sind Titel von Bob Dylan, Dua Lipa, Ariana Grande, Herbert Grönemeyer, Lady Gaga, Reinhard Mey, Taylor Swift, Tears for Fears und vielen mehr. Sie sollen in unterschiedlichsten Lebenssituationen hilfreich sein, denn Musik kann trösten, inspirieren, motivieren und therapeutisch wirken. Doch wie tragen Pop-, Rock-, Rap- oder Soulsongs zu einem glücklichen Leben bei? Welche Lebensweisheiten, welchen Rat zur Lebensführung vermitteln ihre Lyrics? Michael Behrendt erklärt es in seinem musikalischen Lebensratgeber. Michael Behrendt: Playlist zum Glück. 99 ½ Songs für ein erfülltes Leben. Reclam 2025. 18,00 Euro.

Forum für künstliche Intelligenz im Deutschen Museum Bonn

Foto: Deutsches Museum/Lichtenscheidt
Foto: Deutsches Museum/Lichtenscheidt
Künstliche Intelligenz ist die bedeutendste Technologie unserer Zeit – deshalb widmet das Deutsche Museum Bonn dem Thema bunt gestaltete Erlebnisräume, in denen das vielseitige und komplexe Thema KI sehr zugänglich vermittelt wird: Interaktive und unterhaltsame Exponate und Demonstrationen machen Grundlagen und aktuelle Entwicklungen der KI verständlich. Da gibt es interaktive Stationen zum Ausprobieren und Anfassen statt trockener Texte und Erläuterungen. Für ein aktives Museumserlebnis sorgen die Museotainer*innen, die den Besucher*innen zur Seite stehen und das abstrakte Thema KI mit Leben füllen. Ihre „KI:ckstarts“ – kurze dialogische Rundgänge – eröffnen den Museumsgästen einen verständlichen Zugang zur Welt der Künstlichen Intelligenz.

Mutig Karriere wagen

Cover Mutig Karriere wagenWas ist, wenn es mehr gibt als Start-ups, um Sinn und Gestaltungsmöglichkeiten bei der Arbeit zu finden? Die ehemalige VW-Vorständin Hiltrud Werner will junge Menschen für eine Karriere im DAX-Konzern begeistern. Entlang ihrer eigenen beruflichen Stationen zeigt sie Erfolgsprinzipien für die Corporate World, die aus ihrer Sicht enorme Chancen für die Karriere bietet. Das Buch erlaubt spannende Einblicke hinter die Kulissen der DAX-Konzerne. Wertvolle Impulse und konkrete Tipps für Menschen am Beginn ihrer Karriere runden es ab. Hiltrud D. Werner: Mutig Karriere wagen. Gestalten und wachsen in der Welt der DAX-Konzerne. Campus 2025. 25,00 Euro.

Fit für die digitale Wirtschaft

Die fortschreitende Digitalisierung führt dazu, dass die Abhängigkeit von digitalen Technologien zunimmt. Für Unternehmen ist deshalb ein hohes Maß an IT-Sicherheit wichtig, das kritische Infrastrukturen vor Bedrohungen und Angriffen schützt. Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums ist die Zahl der Beschäftigten im Bereich Cyber Security in den Jahren 2022 und 2023 weltweit um 12,6 % gestiegen. Dennoch fehlen der Branche nach wie vor rund vier Millionen Fachkräfte. Besonders IT-Security-Experten sind gefragt, da in diesem Bereich bis zu 76 Prozent der Stellen unbesetzt bleiben. Für Studierende bietet diese Ausgangssituation die perfekte Gelegenheit, den Grundstein für eine erfolgreiche IT-Karriere mit hervorragenden Zukunftsaussichten zu legen. Von Kerstin Neurohr

Cyber Security an der Universität Bonn

In sechs Semestern fit werden für eine Tätigkeit in der IT-Security – das ermöglicht der Bachelor-Studiengang Cyber Security am Institut für Informatik der Universität Bonn. Das Studium vermittelt Kompetenzen aus der Mathematik, der Informatik und der Psychologie, die nötig sind, um komplexe IT-Systeme wirksam zu sichern, und schafft überdies eine Brücke zwischen Theorie und Praxis z. B. durch Lehrangebote von Fachexpert*innen aus großen Unternehmen im Cyber-Security- Cluster Bonn.

Digital Technologies (DigiTec) an der TU Clausthal und der Ostfalia Hochschule

„Grundstein für eine Karriere in der digitalen Transformation“ möchte der Studiengang Digital Technologies (DigiTec) sein, der mit dem Bachelor oder Master abgeschlossen werden kann. Das Studienprogramm verbindet Wissen aus der Informatik mit praxisorientierten Projekten und der Möglichkeit, eigene Innovationen bis hin zu einem Start-up zu entwickeln. Im ersten Studienjahr ist Goslar der Standort, ab dem zweiten Jahr wird je nach Spezialisierung auch in Clausthal-Zellerfeld und Wolfenbüttel studiert.

Digitale Betriebswirtschaftslehre an der Universität des Saarlands

Der Studiengang „Digitale Betriebswirtschaftslehre“ kann auf Bachelor und auf Master studiert werden und bereitet auf die Herausforderungen einer digitalisierten Wirtschaftswelt vor. Er vermittelt die fachlichen Grundlagen und Methoden der Betriebswirtschaftslehre, ergänzt durch Kompetenzen aus dem Bereich der Digitalisierung. Die Studierenden arbeiten mit in der Praxis gängiger Software, um auf den späteren Berufseinstieg vorzubereiten.

Digital Entrepreneurship an der OTH Regensburg

Der Masterstudiengang Digital Entrepreneurship richtet sich an potentielle Gründer* innen im digitalen Umfeld – er soll fit machen für die Start-Up-Welt. In drei Semestern werden die Studierenden vorbereitet auf eine Gründung oder Unternehmensnachfolge. Besondere Chancen ergeben sich aus der Möglichkeit, physische Produktideen mit digitalen und virtuellen Konzepten zu verschmelzen. Das Start-up Lab bietet als Makerspace mit Werkstätten, Co-Working Spaces sowie Seminar- und Design-Thinking Laboratorien Raum für die Entwicklung von Ideen.

Digital Engineering an der Universität Magdeburg

Der Masterstudiengang Digital Engineering wendet sich an Studierende mit einem Bachelorabschluss aus einem ingenieurwissenschaftlichen Bereich oder der Informatik. Das Studium vermittelt umfangreiche Kenntnisse für die Entwicklung, Konstruktion und den Betrieb komplexer, technischer Produkte und Systeme wie sie beispielsweise in der Produktionstechnik oder der Automobilindustrie vorkommen. Die vorwiegend praxisorientierten Inhalte des Studiengangs werden in Zusammenarbeit mit den Ingenieurfakultäten sowie Partner der industrienahen Forschung angeboten.

IT-Sicherheit und Cyber Security an der Hochschule Furtwangen

Das Bachelor-Studium IT-Sicherheit und Cyber Security (ITS) beinhaltet neben den technischen Aspekten der Netzwerksicherheit auch digitale Forensik, System Monitoring und die Entwicklung von Cyber Security-Strategien. Im Studium gibt es drei Kompetenzfelder: Informatik, IT-Sicherheit und Digitale Forensik. Eines von sieben Regelsemestern ist als Praxissemester in einem Softwareunternehmen vorgesehen. Auch ein Auslandssemester ist optional möglich.

Cyber Security an der Technischen Hochschule Deggendorf

Das Bachelor-Studium Cyber Security bildet Informatiker*innen mit speziellen Kenntnissen in den Bereichen Netzwerksicherheit, angewandte Kryptographie, Auditierung und Management von IT-Sicherheitsvorfällen sowie Digitale Forensik aus. Im Rahmen des Studiums werden die Studierenden auch in das Thema Unternehmensgründung eingeführt. Darüber hinaus kann der Bachelor Cyber Security auch dual – im Verbundstudium oder im Studium mit vertiefter Praxis – studiert werden: In Kooperation mit der Technischen Hochschule Deggendorf bieten diverse Unternehmen an, nach dem dualen Modell bei ihnen im Betrieb zu arbeiten und an der TH Deggendorf zu studieren.

Cyber Security Management an der Hochschule Mainz

Neben einem hohen technologischen Anteil – Kenntnisse in Informatik, Programmierung und der Technologie der Cybersecurity – werden zusätzlich Kompetenzen in den Bereichen Management, Betriebswirtschaftslehre (BWL) sowie die wesentlichen rechtlichen Grundlagen in diesem Kontext vermittelt. Studierende sollen so eine ganzheitliche Sichtweise auf das komplexe Thema der IT-Sicherheit erlangen. Der Bachelor of Science in Cyber Security Management wird in der Regel nach 6 Semestern erworben.

Cyber Security & Privacy an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Experten für Cyber Security & Privacy will der gleichnamige Bachelor-Studiengang ausbilden. Vertiefen können Studierende ihr Fachwissen in Angewandte Kryptographie, Netzwerksicherheit, Sicherheit von Webanwendungen, Management von Informationssicherheit, Digitale Forensik oder Identitätsmanagement und Public-Key-Infrastruktur (PKI). Wer sein Wissen noch weiter vertiefen möchte, kann sich anschließend in den forschungsorientierten konsekutiven Masterstudiengang Cyber Security & Privacy einschreiben.

Cyber Security Management an der Hochschule Niederrhein

Hochschule Niederrhein und Hochschule Bonn-Rhein-Sieg kooperieren zum „Cybercampus NRW“. Am Standort Mönchengladbach wird in diesem Rahmen der Bachelor-Studiengang Cyber Security Management angeboten. In sechs Semestern beschäftigen sich Studierende mit dem Management von Informationssicherheit, Datenschutz & Privacy, dem sicheren Betrieb von IT-Systemen, problembasierten Lernen, digitaler Transformation sowie einem Hackathon und Anwendungsprojekten.

Das letzte Wort hat: Daria Razumovych, Digitalberaterin und Buchautorin

0

Es war DIE Social-Media- Geschichte des Jahres 2024. Überregionale und regionale Medien berichteten über den Kölner Antiquar Klaus Willbrand, der in kürzester Zeit zum Social- Media-Star avancierte und einen neuen Hype auslöste. Zu verdanken war der Erfolg Daria Razumovych, Germanistin und Literaturliebhaberin. Sie hat mit Ihrer Digitalberatung den Über- Achtzig-Jährigen zum TikTok- Star gemacht. Ende Januar ist er verstorben. Wir haben bei Daria Razumovych nachgefragt, wie es ihr heute geht – und ob sie den Plan umsetzen wird, das Antiquariat weiterzuführen. Die Fragen stellte Kerstin Neurohr

Das Antiquariat Instagram:@buchantiquariat_willbrand TikTok:@antiquariat.willbrand Frau Razumovych, Sie haben Klaus Willbrand im letzten Jahr seines Lebens zur Kultfigur auf Social Media gemacht und damit auch das Antiquariat gerettet. Wie blicken Sie heute auf diese unglaubliche Entwicklung? Manchmal kann ich es selbst noch gar nicht fassen – ich blicke zugleich glücklich und nostalgisch auf das letzte Jahr zurück. Ich hätte mir gewünscht, wir hätten noch ein bis zwei Jahre weitermachen können, Klaus hätte unsere Buchveröffentlichung noch erlebt und wir hätten mindestens doppelt so viele Literaturvideos gedreht. Trotz des schweren Verlusts bin ich sehr dankbar, dass wir das letzte Jahr so intensiv miteinander teilen durften. Gerade ist ihr gemeinsames Buch erschienen. Wie kam es dazu – und warum sollten die karriereführer-Leser*innen es unbedingt lesen? Ein paar Monate nach unserem Erfolg auf Social Media kam der S. Fischer Verlag mit der Buchidee auf uns zu. Klaus lehnte zunächst ab – er sei schließlich kein Schriftsteller –, aber ich konnte ihn vom Gegenteil überzeugen. Das Ergebnis bietet eine einmalige Gelegenheit, in das Leben eines echten Buchmenschen einzutauchen. Zugleich ist es eine unterhaltsame Einführung in Literatur, geeignet für erfahrene Leser*innen ebenso wie für Einsteiger*innen. Nachdem wir Literatur zuerst über unseren Social‑Media‑Kanal vermittelt haben, bringen wir sie nun – quasi als geschlossener Kreis – zurück ins klassische Buchformat. Neben zahlreichen Leseempfehlungen finden sich persönliche Anekdoten von Klaus, unsere gemeinsame Geschichte und Einblicke in seine Stationen im Buchhandel. Kurz: Es ist informativ, kurzweilig und alles andere als trocken. Das Antiquariat in Köln ist weiterhin geschlossen. Wie geht es damit weiter, werden Sie es weiterführen? Dass das Antiquariat weiterbesteht, war Klaus’ großer Wunsch. Sobald die erbrechtlichen Fragen geklärt sind, werde ich mich dafür einsetzen, es fortzuführen. Den Bestand von rund 25.000 Büchern habe ich bereits übernommen – sein Vermächtnis wird also in welcher Form auch immer weiterleben. Wen würden Sie noch gerne auf Social Media bringen? Ich glaube, die Frage müsste eher „was“ als „wen“ lauten. Mein Herz schlägt für Literatur und Kunst, deshalb freue ich mich über alle großen und kleinen Projekte, die diese Themen aufgreifen. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte und seine eigene Leidenschaft. Einen Klaus wird es kein zweites Mal geben, aber es gibt viele, die sich für Kunst und Literatur begeistern. Ich hoffe, in Zukunft an zahlreichen Projekten mitzuwirken, die diese Themen in den Mittelpunkt unserer kulturellen Bildung stellen.

Buchtipp

Cover Einfach LiteraturKlaus Willbrand, Daria Razumovych: Einfach Literatur. Eine Einladung. Fischer 2025. 22,00 Euro.

Leben und Lernen an der Technischen Universität München (TUM) am Bildungscampus in Heilbronn. Der Campus für das digitale Zeitalter.

0
Die Studierenden der Technischen Universität München (TUM) haben einiges gemeinsam: Sie sind motiviert, engagiert und ambitioniert. Die Verzahnung von Management und digitalen Technologien und Information Engineering sowie Mittelstand und Familienunternehmen am Standort Heilbronn erfüllt dabei genau die Anforderungen, die der digitale Wandel für Unternehmen mit sich bringt. Ein Studium auf höchstem Niveau wird geboten, das dem TUM Campus Heilbronn in Rankings im weltweiten Vergleich stets Top Positionen einbringt. Neben der Lehre sind es aber auch noch viele andere Vorteile, die den Campus auszeichnen: Da ist zum einen die internationale Atmosphäre mit über 80 Prozent internationaler Studierender aus der ganzen Welt. Die Lehrveranstaltungen finden zu 100% auf Englisch statt. Das Professor-Studenten Verhältnis ist sehr gut und der Campus familiär und hochmodern. Das gemeinsame Lernen mit Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen sowie der rein englischsprachige Unterricht bieten Internationalität quasi „vor der Haustür“. Heilbronn liegt in einer Region des starken Mittelstands, der Weltmarktführer und Hidden Champions. Diese prägen die wirtschaftliche Stärke der Region und eröffnen vielfältige berufliche Perspektiven. Zudem entwickelt sich Heilbronn auch zu einem Innovationsstandort mit starkem Fokus auf Künstliche Intelligenz (KI). Mit dem Innovationspark für Künstliche Intelligenz (IPAI), dem KI-Campus-Hub und Institutionen wie dem TUM Campus Heilbronn entsteht ein Netzwerk aus Unternehmen, Start-ups und Forschung. Dies schafft ideale Voraussetzungen für technologische Entwicklungen, Talente und Investitionen. Logo-TUM-CHNUm die Herausforderungen des digitalen Wandels zu meistern, brauchen Unternehmen qualifizierte Expertinnen und Experten. Sind Themen wie Digital Leadership, Information Engineering, Management, Datenwissenschaften und Innovationen für dich attraktiv? Mit unseren beiden englischsprachigen Bachelorstudiengängen sowie drei Masterstudiengängen haben wir ein umfassendes Angebot mit zukunftsweisenden Inhalten. Erlerne die Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre an der Schnittstelle zur Ingenieurwissenschaft mit Vertiefung Data Science im Bachelorprogramm „Management & Data Science“. Oder bereite Dich mit dem Bachelorstudium in „Information Engineering“ darauf vor, IT-Systeme über den gesamten Lebenszyklus der Ressourceninformation zu entwerfen. Der wirtschaftsstarke Heilbronner Raum bietet ideale Vernetzungsmöglichkeiten. Beispielsweise Unternehmensbesuche, die jährliche Career Factory, die Projektreihe „1000+“ in Zusammenarbeit mit Unternehmen, die Corporate Campus Challenge und die CEO Leadership Series ermöglichen wertvolle praxisnahe Einblicke und Kontakte. Die enge Verbindung von Studium und Wirtschaft legt den Grundstein für eure berufliche Zukunft.

TUM Campus Heilbronn – For the Digital Age

Am TUM Campus Heilbronn werdet ihr nicht nur fachlich exzellent ausgebildet, sondern auch in eurer persönlichen Entwicklung gefördert. Sportliche, kulturelle und inspirierende Angebote ergänzen das Studium. Ob in der Bildungscampus-Sportmannschaft, beim Firmenlauf oder dem Drachenbootcup – hier könnt ihr euch sportlich auspowern und den Teamgeist stärken! Für leistungsorientierte Athlet:innen bietet das Spitzensportstipendium die perfekte Unterstützung, um Studium und Training optimal zu vereinen. Ein besonderer Fokus liegt auch auf den Bereichen Kunst, Kultur, Ethik und Werten: Seminare des Weltethos-Instituts, interkulturelle Trainings, eine Europawoche und Kooperationen mit dem Württembergischen Kammerorchester fördern eure Kreativität und euer Verantwortungsbewusstsein. Besonders wertvoll: das Buddy Program, bei dem erfahrene Studierende Neulinge begleiten – für einen schnellen Anschluss, echte Zugehörigkeit und Freundschaften, die weit über das Studium hinaus bestehen. Heilbronn selbst bietet dir das Flair einer pulsierenden Stadt am Fluss. Sie ist überschaubar und strahlt dennoch die Attraktivität einer jungen, dynamischen Großstadt aus. Hier findest du die perfekte Kombination von kulturellem Leben, Genuss und der ländlichen Atmosphäre der umliegenden Weinberge. Zum Bildungscampus Heilbronn

E-Paper karriereführerfrauen in führungspositionen 2025.2026 – Im Gespräch mit Yvonne Groth, Preisträgerin des Engineer Woman Award

0
Ausgabe als PDF downloaden

E-Paper karriereführer ingenieure 1.2025 – Magie des Aufbruchs: Glücks-Erzwinger mit Improvisationstalent gesucht

0
Ausgabe als PDF downloaden

Gesucht: Glücks-Erzwinger

0

Der deutsche Maschinenbau steckt in der Krise – und sucht händeringend Ingenieurnachwuchs. Nun kommt es auf die junge Generation an. Mit Lust auf Leistung und mutigem Handeln muss es gelingen, die Stimmung zu drehen. Ein Ereignis aus dem Bereich der KI zeigt, dass Überraschungen möglich sind. Wenn man mutig ist. Dinge ausprobiert. Und aus der Not eine Tugend macht. Ein Essay von André Boße

„Meine Blicke so wie Lottoscheine, ich glaube weiter an mein Glück.“ Was hat der Song „Lottoscheine“ von AnnenMayKantereit mit Maschinenbauingenieuren zu tun? Schauen wir uns die Lage der Maschinenbaubranche an: Man kann sich das Maschinenbaubarometer der Unternehmensberatung PwC wie einen Blick aus dem Fenster vorstellen, um zu schauen: Wie ist die Lage? Für den Report befragt werden regelmäßig Entscheidungsträger*innen aus allen relevanten Bereichen des Maschinen- und Anlagenbaus. Im Dezember 2024 erschien die jüngste Studie mit dem Untertitel „Ausblick 2025“. Der zentrale Satz klingt ernüchternd: „Der Pessimismus unter den deutschen Maschinen- und Anlagenbauern erreicht ein Rekordhoch.“ Oder anders gesagt: Die Lage ist mies. Überraschend kommt das nicht. „Bundesrepublik vor längster Rezession der Geschichte“, titelte das Handelsblatt zu Beginn des Jahres. Drei Jahre ohne wirtschaftliches Wachstum: Das hat Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg nicht erlebt. Der Maschinenbau wird häufig als Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. In guten Zeiten stützt er sie. In weniger guten Zeiten hat gerade diese Branche große Probleme. Die jüngste Konjunkturerhebung des Maschinenbauverbands VDMA zeichnete Ende 2024 ein düsteres Bild: Mehr als 37 Prozent der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau beurteilen ihre aktuelle Lage als schlecht oder sehr schlecht.

Krise – und doch Personalbedarf

Zunächst einmal: Von der Krise betroffen ist die junge Ingenieurgeneration nicht direkt. Wer ein Ingenieurstudium abgeschlossen hat und sich bewirbt, hat auch weiterhin beinahe freie Wahl. „Rechnerisch fallen auf jeden Interessenten mehr als drei offene Stellen“, fasste eine Meldung der Tagesschau Ende 2024 die Lage des Arbeitsmarktes für Ingenieur*innen zusammen. Dieser sei damit weiterhin ein „Angebotsmarkt“, was bedeutet, dass das Angebot an Arbeitskräften unter der Nachfrage liegt. Das gilt insbesondere für den Maschinenbau – eine Branche, in der bei der letzten Erhebung des Statistischen Bundesamts der Anteil der Ingenieur*innen unter allen Beschäftigten bei 17,1 Prozent lag.
Foto: AdobeStock/Icons-Studio
Foto: AdobeStock/Icons-Studio

Wege aus der Krise: Kosten runter und Automatisieren

Die Managementberatung Horvarth legte im zweiten Halbjahr 2024 eine Studie vor, die für den Maschinenbau Wege aus der Krise vorzeichnet. Befragt wurden mehr als 700 Vorstände und Geschäftsführungsmitglieder großer international agierender Unternehmen. Was diese laut Horváth-Partner und Industrieexperte Dr. Ralf Sauter richtig machen: Sie setzen auf „knallharte Kostenoptimierung und Automation“, wie er in der Studie zitiert wird. Mehr als acht von zehn Unternehmen lassen laut Untersuchung weiterhin Maßnahmen zur Kostenreduktion laufen, zwei Drittel setzen darauf einen starken strategischen Fokus. Ähnlich viele Unternehmen digitalisieren und automatisieren sich mit Hochdruck weiter, auch mit Unterstützung von KI-Systemen.
Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) wertet regelmäßig die zu erwartenden Absolventenzahlen der verschiedenen Fachbereiche aus. Das Ergebnis der Untersuchung von Ende 2024: Es studieren immer noch zu wenige junge Menschen Ingenieurwissenschaften, um den Bedarf der Unternehmen zu decken. Da halfen auch die arbeits- und bildungspolitischen Maßnahmen der vergangenen Jahre nichts. „Diese Bemühungen waren leider nicht in ausreichendem Maße erfolgreich“, wird Studienautor Marc Hüsch auf der Homepage des CHE zitiert. „Trotz zahlreicher Kampagnen ist in den vergangenen Jahren in vielen Ingenieurstudiengängen eher ein Rückgang der Erstsemester- und Studierendenzahlen zu beobachten.“ Größter Verlierer sei der Studienbereich Maschinenbau/ Verfahrenstechnik. Mit einem Minus von fast 16.000 Studienanfänger* innen im Zehn-Jahres-Vergleich gibt es hier einen Rückgang um rund 45 Prozent, heißt es in der Studie. Die Situation ist also besonders: Der Maschinenbau steckt in der Krise, er braucht händeringend neue Leute. Wer diese gewinnen will, muss für den Nachwuchs attraktiv sein. Das funktioniert aber nur, wenn ein Unternehmen trotz der Krise als innovativ gilt und wenn es sich nicht scheut, gerade in schwierigen Zeiten zu investieren. Doch tut sich hier nur wenig: Das PwC-Maschinenbaubarometer zeigt, dass die Branche weiterhin nicht den Mut aufbringt, der Krise mit Investitionen zu begegnen. 56 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Investitionen in naher Zukunft nicht steigen. 25 Prozent glauben sogar, sie werden sinken. Die Gewerkschaft IG Metall sieht hier einen Grund für die Schwierigkeiten der Branche. „Mit ihrer Investitionsbremse setzen die Chefetagen die Zukunftsfähigkeit einer der deutschen Kernbranchen aufs Spiel“, wird der zweite Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Kerner, in einer Pressemitteilung der IG Metall zitiert. Für die Branche verlangt er eine „Investitionsoffensive“. Für den Nachwuchs attraktiv zu sein, funktioniert für die Maschinenbauunternehmen auch mit Hilfe von Arbeitsmodellen, die das Thema New Work nicht als illusionäre Vorstellung der Generationen Y und Z betrachten. Sondern als Möglichkeit, den Bedürfnissen des Nachwuchses entgegenzukommen. Und nicht zuletzt funktioniert es über Gehälter: Laut PwC-Maschinenbaubarometer gehen mehr als 70 Prozent der befragten Entscheider*innen davon aus, dass die Personalkosten 2025 steigen werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren es lediglich 35 Prozent. Besonders interessant: Bei den Kosten für Rohstoffe für Vorprodukte sowie für die Energie erwarten rund die Hälfte der Befragten, dass sie stabil bleiben. Nicht wenige glauben sogar, dass die Preise in diesem Jahr sinken werden.

Mit Freude an der Zukunft

Wenn also das Personal der zentrale Kostentreiber für die Unternehmen ist – dann ist das doch im Kern eine Entwicklung mit Potenzial. Für Strom oder Rohstoffe muss man bezahlen. In Personal kann man investieren. Mit der Aussicht, dafür belohnt zu werden, und zwar in Form einer motivierten und leistungsbereiten Belegschaft, die durch ihr Engagement in der Lage ist, den Maschinenbau wieder in den Bereich des Wachstums zu führen. Die junge Generation der Ingenieur*innen kann sich das zunutze machen. Denn auf sie kommt es im Maschinenbau jetzt an. Auf Einsteiger*innen und junge Führungskräfte, die jetzt sagen: Wir sind bereit! Wir haben Lust! Und wir machen es auf unsere Art – nämlich mit Freude an der Zukunft.
Foto: AdobeStock/SkyLine
Foto: AdobeStock/SkyLine

Ingenieurfachkräfte aus dem Ausland

Die Untersuchung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) über die Entwicklung in den Ingenieurstudiengängen belegt, dass die deutschen Hochschulen nicht genug Absolvent*innen ausbilden, um sowohl die aktuelle Lücke als auch den kommenden Fachkräftebedarf in den Ingenieurwissenschaften zu decken. Noch herausfordernder wäre diese Entwicklung „ohne den gleichzeitigen deutlichen Anstieg bei den ausländischen Studierenden“, wie es in der Studie heißt. Die Ingenieurwissenschaften haben mit 25,6 Prozent den höchsten Anteil an ausländischen Studierenden aller Fächergruppen. Bemerkenswert ist der laut Studie vergleichsweise hohe Frauenanteil bei ausländischen Studierenden in den Ingenieurwissenschaften: Ein Viertel ausländischer Erstsemester seien Frauen, bei den deutschen Starter*innen ist es nur ein Neuntel.
Klar, da kann es Widerstand geben. Jeder frische Wind sorgt dafür, dass sich einige so fühlen, als ständen sie in der Zugluft. Aber wie heißt es im Song „Zukunft“ des Rappers FiNCH: „Wir sind Zukunft – und damit müssen sie klarkommen!“ Wobei er mit „sie“ die älteren Generationen meint. In seinem Song lässt FiNCH auch einige der Klischees vom Stapel, die Nachwuchskräfte in Unternehmen häufig zu hören bekommen. „Du bist zu jung, das ist kein Spiel“, zum Beispiel. „Werd‘ erstmal so alt, (…) dann wirst du es kapieren.“ Oder: „Denk an deine Zukunft und unsern guten Ruf.“ Das mögen gut gemeinte Ratschläge sein. Doch ist es in der Zeit einer Krise nicht angebracht, so vorsichtig einzusteigen, dass jegliche Anfangseuphorie nach wenigen Wochen abflaut. Die Zeiten sind zu kritisch, um sich als junger Mensch bremsen zu lassen – und dann darauf zu warten, genügend Erfahrungen gesammelt zu haben. Stattdessen geht es um Mut. Um Leidenschaft. Um die Lust an der Veränderung. Es klingt paradox, aber vielleicht ist da was dran: Je ernster die Zeiten, desto wichtiger ist der Spaß an der Sache. Daran, der Konkurrenz zu zeigen: Wir können auch anders.

Erfolg mit begrenzten Ressourcen

Ein aktuelles Beispiel aus der Welt der künstlichen Intelligenz, das dem Maschinenbau Mut machen kann, weil es zeigt, dass es möglich ist, mit Mut und Eigenwilligkeit überraschende Entwicklungen in Gang zu setzen: Im Januar 2025 sorgte das in China entwickelte KI-Sprachmodell DeepSeek für Aufmerksamkeit und Turbulenzen. Weil es dafür sorgte, dass die vermeintlichen Platzhirsche plötzlich recht klein wirkten. Im Tech-Magazin 1E9 veröffentlichte der leitende Redakteur und KI-Experte Michael Förtsch einen Meinungsbeitrag, der die Folgen des Launches analysierte. Seine Kernfrage: „Das chinesische KI-Start-up DeepSeek lehrt amerikanische Tech-Giganten wie OpenAI, Google und Meta das Fürchten: Sein KI-Modell DeepSeek R1 kann mit deren Topmodellen mithalten – obwohl es für einen Bruchteil der Kosten und auf schwacher Hardware entwickelt worden sein soll. Kann das sein?“
Limitierung ist die Mutter aller Erfindungen. Weil sie sich mit Behelfslösungen auseinandersetzen mussten, haben sie am Ende etwas viel Effizienteres geschaffen.
Im Silicon Valley habe sich Unsicherheit breitgemacht, sogar Panik sei zu spüren, schreibt Förtsch. Dass da aus China ein Modell auf den Markt kommt, das wesentlich schlanker, günstiger und offener daherkommt, bei mindestens gleicher wenn nicht sogar besserer Leistung – das passt nicht ins Konzept der Marktführer aus den USA. Es wurden Zweifel laut: Ist DeepSeek wirklich so gut, wie behauptet wird? Ja, schreibt Förtsch: „Wie KI-Enthusiasten, -Entwickler und -Forscher in der vergangenen Woche festgestellt haben, entsprechen die Angaben von DeepSeek der Wahrheit.“ Doch die Leistung ist nicht der einzige Vorzug von DeepSeek. Hinzu komme, dass das R1-Modell von DeepSeek unter einer MIT-Open-Source-Lizenz stehe. „Diese erlaubt es jedem, es völlig kostenlos zu nutzen, zu modifizieren und weiterzuentwickeln – auch für kommerzielle Zwecke“, schreibt Michael Förtsch. Und noch ein zentraler Aspekt sorgte für die Unruhe bei den bisherigen Marktführern aus den USA: „DeepSeek R1 soll um ein Vielfaches effizienter sein als die Konkurrenz“, schreibt Michael Förtsch. „Für den Betrieb soll weniger Rechenkraft nötig sein, was direkt den Preis für die Nutzung drückt.“ So verlange OpenAI mehr als das Fünfzigfache für die Verarbeitung der Zeichenketten. Das Fazit des KI-Experten: „Das stellt sowohl das Geschäftsmodell als auch die Technologie des gefeierten US-Unternehmens in Frage.“ Wie das gelungen ist? Not macht erfinderisch. Oder, in den Worten von Aravind Srinivas, Chef des KI-Suchmaschinen-Unternehmens Perplexity: „Limitierung ist die Mutter aller Erfindungen. Weil sie sich mit Behelfslösungen auseinandersetzen mussten, haben sie am Ende etwas viel Effizienteres geschaffen“, wird er in einem Analysebeitrag der US-Nachrichtenmediums CNBC zitiert. Weil dem Entwicklerteam aus China nur begrenzte Hardware-Ressourcen zur Verfügung standen, ist es ihm durch zahlreiche Optimierungen und die Entwicklung eigener Methoden gelungen, die Effizienz enorm zu steigern.

Prognosen auf den Kopf stellen

Die Welt der Technik ist nie ausgereizt. Es gibt immer noch etwas zu optimieren. Hier liegt die große Chance für den Maschinenbau.
Was dieses Beispiel aus der KI-Welt für den Maschinenbau aussagt? Die Zeit von in festem Fundament gegossenen Strukturen ist vorbei. Die Welt und die Märkte sind volatil. Man kann diese Flüchtigkeit als Grund für die Krisen sehen. Man kann sie aber auch als Chance begreifen: Es ist möglich, auch im Maschinenbau durch das Hinterfragen von etablierten Prozessen, durch das mutige Ausprobieren, durch Investitionen in Zukunftsteams und durch das ernsthafte Umsetzen neuer Ideen Innovationen zu entwickeln, die in Sachen Effizienz alles in den Schatten stellen, was es vorher gab. Das funktioniert bei Produktionsanlagen in den Nischen des Maschinenbaus genauso gut wie bei IT-Themen aus dem KI-Kosmos. Wenn Ingenieur*innen eines wissen, dann doch das: Die Welt der Technik ist nie ausgereizt. Es gibt immer noch etwas zu optimieren. Hier liegt die große Chance für den Maschinenbau. Die Branche ist längst nicht so festgefahren, wie es in der Krise erscheint. Die junge Generation hat die Chance, alle Prognosen auf den Kopf zu stellen. Indem sie aus der Not eine Tugend macht. Mit wenig viel erreicht. Für Überraschungen sorgt. Was man dafür benötigt: Fachwissen, klar. Dazu ein Unternehmen als Arbeitgeber, das Möglichkeiten bietet, sich zu entwickeln. Das den Mut fördert und eine motivierende Fehlerkultur besitzt. Und natürlich Einsteiger*innen, die Lust mitbringen, die Lage zu ändern – oder eben, wie im Song „Lottoscheine“, das Glück zu erzwingen.
Foto: AdobeStock/sahila
Foto: AdobeStock/sahila

Rückkehr aus dem Ruhestand

Wer heute im Maschinenbau einsteigt, wird in den Unternehmen auf viel Erfahrung treffen. Ein weiterer Weg vieler Arbeitgeber, den Fachkräftemangel abzufedern, ist es nämlich, Mitarbeitende aus dem Ruhestand zurückholen. Laut einer Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) setzten bereits mehr als die Hälfte der Maschinenbauunternehmen auf die Beschäftigung von Ruheständler*innen. Jedoch bemängelt das IW zahlreiche regulatorische Hürden. Und auch mit Blick auf die Arbeitskultur müsse sich etwas tun: „Arbeiten bis zum gesetzlichen Rentenalter und darüber hinaus sollte nicht länger als Zumutung gelten, sondern als Chance“, wird Oliver Stettes vom IW in der Zusammenfassung der Studie zitiert.

Familienunternehmer André E. Barten im Interview

Mit einer mehr als 570 Jahre langen Geschichte zählt Achenbach Buschhütten zu den ältesten Unternehmen Deutschlands. Im Bereich des Maschinenbaus fürs Walzen dünnster Aluminiumfolien ist das Unternehmen Weltmarktführer. André E. Barten leitet das Unternehmen in achter Generation. Worauf es dabei ankommt, erzählt er im Interview. Die Fragen stellte André Boße

Zur Person

André E. Barten, Foto: Achenbach Buschhütten
André E. Barten, Foto: Achenbach Buschhütten
André E. Barten, Jahrgang 1981, ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Achenbach Gruppe und führt das Familienunternehmen in der achten Generation. Nach seinem Studium des Wirtschaftsingenieurswesens stieg er 2008 in das Unternehmen ein, wurde ab 2012 Geschäftsführer der verschiedenen Unternehmensteile und übernahm 2020 die Gesamtverantwortung. Zusammen mit seinem Vater und dem Betriebsratsvorsitzenden erhielt er 2021 den renommierten „Preis für soziale Marktwirtschaft“ der Konrad-Adenauer- Stiftung. Als Mitglied des Industry Advisory Board des Exzellenzclusters „Internet of Production“ der RWTH Aachen ist André E. Barten in verschiedenen Aktivitäten rund um die Digitalisierung der Produktionstechnik engagiert.
Herr Barten, wann wird Ihnen im Alltag die lange Historie Ihres Unternehmens bewusst? Man merkt an vielen Stellen, dass hier seit 573 Jahren unternehmerisch gearbeitet wird. Das Unternehmen befindet sich noch an dem Standort, an dem es 1452 gegründet wurde. Man kann diese Stelle benennen, anhand einer Wasserrechtszuteilung des damaligen lokalen Prinzen. Und genau dort steht heute unser Campus, wo Studierende und Auszubildende all das lernen, was sie für die Zukunft brauchen. Sie tun das in einer Halle, die zwar komplett modernisiert wurde, aber auch schon mehr als 100 Jahre auf dem Buckel hat. Wie hilft diese Historie beim innovativen Denken? Unsere lange Historie ist ein Fundament, das sich zum Beispiel bei den Werten, die wir als Unternehmen leben, niederschlägt. Beim innovativen Denken hilft die Geschichte aber nicht. Im Gegenteil, sie darf uns nicht daran hindern, immer wieder neu zu denken, Neues zu entwickeln. Wir sind Weltmarktführer in einer Nische des Maschinenbaus, in einem sehr dezidierten Bereich. Unsere ganze Historie und die guten Entwicklungen der vergangenen 50 Jahre nützen uns in dem Augenblick nichts mehr, wenn es so weit kommen sollte, dass ein anderes Unternehmen das, was wir heute besonders gut machen, plötzlich noch ein wenig besser macht. Deshalb sind Innovationen für uns überlebenswichtig. Sie leiten das Unternehmen in achter Generation. Wie haben Sie Ihren eigenen Weg gefunden, es zu führen? Dieser Weg ergibt sich von allein, weil sich ein Unternehmen in der heutigen Zeit ständig neu erfinden muss. Alle zehn Jahre, vielleicht sogar alle fünf Jahre. Das ist eine große Aufgabe, aber natürlich auch eine große Chance. Ich will zwei Beispiele aus dem Maschinenbau nennen: Eines ist die enorme Entwicklung im Bereich von Werkstoffen und Werkstoffverbunden. Hier gibt es Möglichkeiten, immer wieder andere Materialien einzusetzen. Ein zweites Beispiel sind die Vernetzungslösungen: Wir sind ein Systemanbieter und arbeiten mit einem Cloud-System, das alle Maschinen miteinander vernetzt. Wir nutzen es schon seit Jahren, weil es gerade für unser Geschäft von großer Bedeutung ist. Warum? Weil es uns hilft, unser Nischenwissen in die digitale Welt zu führen. Im Prinzip ist das nichts Neues: Wir machen etwas, sammeln Daten – und sorgen in der Analyse dafür, dass wir Muster erkennen und noch besser werden. So arbeitet der Maschinenbau seit vielen Jahren. Wobei uns heute digitale Methoden dabei helfen, diese Lern- und Erneuerungseffekte zu vergrößern. Die Digitalisierung unterstützt den Maschinenbau also dabei, das, was er kann, noch besser zu machen.
Innovation kommt immer aus dem Ingenieur heraus. Was dieser früher in der Mechanik und später dann in der Automatisierung gemacht hat, findet nun in der Welt der digitalen Daten statt.
Heißt aber auch: Die Innovation entsteht nicht durch die Technik allein. Nein, sie kommt immer aus dem Ingenieur heraus. Was dieser früher in der Mechanik und später dann in der Automatisierung gemacht hat, findet nun in der Welt der digitalen Daten statt. Weshalb es so wichtig ist, den Menschen die digitale Transformation nicht aufzudrücken. Ohnehin ist die Art des Denkens bei den Ingenieuren oder Technikern bereits angelegt. Sie sind Weltmarktführer. Was bedeutet das für Ihre tägliche Arbeit? Wir sind Weltmarktführer in einer Nische. Diese ist für große Anbieter nicht skalierbar und damit nicht interessant. Marktführerschaft wird immer dann ein Problem, wenn der Bereich zu groß wird. Weil man dann einen Großteil des Marktes verteidigen muss. Das müssen wir nicht. Wir müssen aber aufpassen, dass wir nicht eine Veränderung des Marktes verschlafen – und plötzlich andere Akteure auftauchen, die das, was mir machen, besser oder günstiger können. Und Sie müssen aufpassen, dass die Nische nicht zu klein wird. Genau. Daher ist es so wichtig, dass die Produkte, die wir liefern, Zukunftspro dukte sind. Wir bedienen in unserem Spezialgebiet Megatrends. Zum Beispiel die Elektromobilität und die Entwicklung von Batterien. Es gibt einen wahnsinnigen Bedarf an Speicher. Wenn Sie heute einen Staubsauger kaufen, finden Sie bei den meisten Geräten kein Kabel mehr. Immer mehr Maschinen oder Powertools laufen mit Batterien. Der Markt wächst, die Technologie wird immer besser und preisgünstiger, weil mehr Geld investiert wird. Ein weiterer Zweig, der wächst, ist der Markt für nachhaltige Verpackungen. Die Kreislaufwirtschaft hat erkannt, dass das Aluminium zwar bei der Erstherstellung sehr energieintensiv ist, es aber danach sehr lange im Kreislauf bleibt. Das heißt, ich kann aus einer Espresso- Kapsel wieder eine Espresso-Kapsel und wieder eine Espresso-Kapsel machen. Gleiches gilt bei Blister-Verpackungen für Tabletten. Was fasziniert Sie als Wirtschaftsingenieur an dem, was Sie mit dem Unternehmen machen? Der tatsächliche Prozess, der mit unseren Maschinen abläuft. Wir beginnen mit einem dicken Walzbarren, am Ende haben wir Folien mit einer Stärke von 0,0045 Millimetern. In dem Prozess drücken wir mit einer Kraft von 600 bis 800 Tonnen auf den Barren, sprühen bis zu 10.000 Liter Öl drauf. Wir ziehen und erwärmen die Walzen, pumpen sie teilweise auf 500 bar auf. Da wirken die Kräfte einer Diesel-Lok. Und wenn man dann sieht, dass sich eine unserer Batteriefolien in einem Akku befindet und diese Batterie dafür sorgt, dass ein Auto damit fährt – dann ist das für einen Ingenieur schon sehr spannend.
Neben Tiefe und Ernsthaftigkeit für eine Sache braucht es Mut, den einen Schritt weiter zu machen und Dinge auszuprobieren.
Wie gelingt es Ihnen im Unternehmen, die Innovationskraft der verschiedenen Generationen zu bündeln? Das funktioniert über gegenseitigen Respekt. Hier hat die junge Generation heute einen Vorteil: Sie bringt Erfahrungen mit, die die Älteren nicht unbedingt haben. Nämlich die Erfahrung, wie sich digitale Methoden gewinnbringend einsetzen lassen. Das kennt jeder aus der Familie: Früher war es immer der Opa, der dem Enkel etwas beigebracht hat. Heute kann der Enkel bei bestimmten digitalen Themen auch dem Opa helfen. Diese Form von Kollaboration ist nicht einfach zu organisieren, sie ist aber eine Riesenchance für traditionelle Unternehmen aus dem deutschen Maschinenbau. Weil man von beiden Seiten innovatives Denken einbringen kann. Damit das funktioniert, darf es kein Hierarchie- Gefälle von Alt nach Jung geben. Und: Die Kollaboration muss im Unternehmen gut moderiert werden. Weil alles, was disruptiv ist, bei den Jungen dazu führen kann, dass sie ein bisschen zu hoch fliegen – und den Älteren sagen: „So, wie Ihr das macht, ist’s Mist.“ Wodurch die Älteren eine Abwehrhaltung entwickeln könnten. Diese Fronten dürfen sich nicht bilden. Ein Spannungsfeld soll es aber bleiben, denn ein solches bewirkt Innovationen. Durch Ihren Campus kommen Sie regelmäßig mit der jungen Generation in Interaktion. Was würden Sie den Ingenieuren von morgen gerne mitgeben? Dass man zwei Dinge benötigt: Tiefe und Ernsthaftigkeit. Innovationen im Maschinenbau entstehen nicht, wenn man sich viele Videos im Internet ansieht. Und sie entstehen auch nicht durch endlose theoretische Reden. Man muss stattdessen Sachen machen, um sie zu verstehen. Genau das ist bei uns im Campus möglich: Er bietet ein Reallabor, eine Demonstrationsfabrik. Das passt zur Arbeit als Ingenieur: Der Maschinenbau ist dann erfolgreich, wenn er ins Machen kommt. Es gibt diesen Spruch, den ich gerne nutze: „Machen ist wie wollen, nur krasser.“ Um die nötige Tiefe und Ernsthaftigkeit zu erreichen, braucht man Disziplin, braucht man Biss, und zwar auf langer Strecke, nicht nur bei bestimmten Projekten. Und man braucht Mut. Mut, auch mal ins Risiko zu gehen, den einen Schritt weiter zu machen, Dinge auszuprobieren, auch wenn der Ausgang nicht zu einhundert Prozent sicher ist. Ich glaube, dieser Mut fehlt der jungen Generation manchmal ein bisschen. Weil die Angst, Fehler zu machen oder sich auf unsicheres Terrain zu begeben, heute größer ist, als es bei den Generationen davor der Fall war. Haben Sie denn im Unternehmen eine Fehlerkultur, die der jungen Generation diesen Mut gibt? Ich glaube noch nicht. Das ist natürlich abhängig von der individuellen Führungskraft, aber ich denke schon, dass wir selbst noch eines lernen müssen: Es gibt gute Fehler und dumme Fehler. Gute Fehler zu erlauben, das ist die Königsdisziplin. Und da müssen wir als Organisation sicher noch ein paar weitere Schritte machen.

Zum Unternehmen

1452 installieren die Brüder Busch an einem Bach in Kreuztal im Siegerland einen mit einem Wasserrad angetriebenen Eisenhammer, um schmiedbares Eisen herzustellen. Es ist der Beginn einer Unternehmensgeschichte, die sich bis heute fortsetzt. Mitte des 19. Jahrhunderts kauft die Familie Achenbach den Eisenhammer und baut an Ort und Stelle eine Gießerei. Acht Generationen später ist das Unternehmen Achenbach Buschhütten Systemanbieter und in wesentlichen Teilen Weltmarktführer für die Herstellung von Maschinen zum Flachwalzen und Folienschneiden von Nicht-Eisen-Metallen. Das Unternehmen ist weiterhin im Familienbesitz und beschäftigt aktuell rund 550 Mitarbeiter. Im Campus Buschhütten, beheimatet in einer alten Produktionshalle des Unternehmens, entwickeln Partner von technischen Universitäten und regionalen Industrieunternehmen praxisnah neue Produktionstechniken.

Kuratiert

0

Schutz vor Krankenhauskeimen

Die Bioingenieurin Christina Scherzer und ihr Team an der Hochschule München haben einen neuartigen Katheter entwickelt, der während einer Operation kontinuierlich durch Licht desinfiziert wird. Dieses neue Konzept soll Patienten effektiv vor Krankenhauskeimen schützen. Für ihre Innovation erhielt Christina Scherzer 2024 von der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik (VDE DGBMT) und dem Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) den Preis für Patientensicherheit in der Medizintechnik. Klinische Studien für den Harnwegskatheter sind für Ende 2025 geplant.

Mehr Frauen fürs Ingenieurwesen

Das Projekt F-SIE – Frauen für Sicherheit, Innovation und Einsatz – an der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) will den Frauenanteil in MINT- und vor allem in Ingenieurberufen durch Informationsaustausch, Karrierehilfen und Weiterbildung erhöhen. Die Karriereförderung setzt auf Begeisterung, Wissensvermittlung sowie eine alters- und disziplinübergreifende gegenseitige Unterstützung von Frauen im Ingenieurwesen. Die Projektpartner decken alle Zielgruppen des Projekts ab: Die Hochschule Furtwangen setzt ihren Schwerpunkt auf junge Studentinnen und Studieninteressierte, die Otto-von-Guericke- Universität Magdeburg und die BAM auf Studentinnen höherer Semester sowie auf Doktorandinnen und Post-Docs.

Zwei Ingenieurinnen ausgezeichnet

Der mit jeweils 3.000 Euro dotierte Dr. Wilhelmy VDE Preis geht jährlich an hervorragende Ingenieurinnen der Elektro- und Informationstechnik. 2024 wurde der Preis zum einen Dr. Liana Khamidullina für ihre Dissertation an der TU Illmenau zum Thema Signalverarbeitung gewidmet. Für medizinische Anwendungen wie EEGs hat sie ein Modell entwickelt, das auf Datenfusion basiert und somit in der Lage ist, die Informationen vieler Sensoren gleichzeitig zu verarbeiten. Dr.-Ing. Julia Rosenberger von der Universität Duisburg-Essen erhielt den Preis für ihre Industriepromotion über die Verarbeitung von industriellen Datenflüssen. Sie wollte damit Möglichkeiten aufzeigen, wie sich Datenflüsse softwarebasiert und damit wirtschaftlich handhaben lassen.

Erster Quantencomputer in Hessen

An der Frankfurter Goethe-Universität wurde der Quantencomputer „Baby Diamond“ in Betrieb genommen. Der erste Quantencomputer in Hessen verfügt über fünf Quantenbits. Das Besondere: Er läuft bei Raumtemperatur und muss nicht, wie andere Quantencomputer, mit flüssigem Helium gekühlt werden. Forschende und Studierende wollen untersuchen, wie „Baby Diamond“ Spezialaufgaben in großen Superrechnern übernehmen kann. Sie wollen Algorithmen für den Quantencomputer entwickeln und die Erzeugung der Quantenbits verändern. Von Sabine Olschner

Was macht eigentlich ein Software Engineer bei Dräger?

„Hi! Ich bin Jan Hendryck Wandschneider. Ich spiele seit meinem 11. Lebensjahr Schlagzeug – aktuell bei der Big Band Bad Schwartau. Zum Ausgleich fahre ich gerne eine längere Strecke mit dem Fahrrad durchs Lübecker Umland. Ich habe in Berlin, Reykjavík und Wismar studiert und einen Master in Informations- und Elektrotechnik. Seit 2023 bin ich bei Dräger als Software Engineer angestellt und arbeite an einem neuen Anästhesiegerät. Auch nach der Arbeit bastle ich öfters mit Elektronik und Mikrocontrollern.“

Von Elektrotechnik habe ich zum ersten Mal auf dem Open Flair Festival 2015 gehört, wo ich mich mit einer Doktorandin unterhielt. Im Rahmen ihrer Dissertation programmierte sie ein MRT-System. Ich war begeistert. Als ich dann noch herausfand, dass Elektrotechnik eine Mischung aus meinen Lieblingsschulfächern Mathe, Physik und Informatik ist, war ich überzeugt. Studiert habe ich im Bachelor an der HTW Berlin. Für Elektrotechnik nicht sehr bekannt, aber besonders gefallen hat mir die Internationalität. Während eines Auslandssemesters im isländischen Reykjavík konnte ich den Informatik-Schwerpunkt vertiefen und Erfahrung mit der Programmiersprache C++ sammeln. Zum Master bin ich an die Hochschule Wismar gewechselt und habe dort Informations- und Elektrotechnik studiert. Der große Vorteil dieser kleinen Hochschule liegt in der nahezu individuellen Betreuung und dem direkten Kontakt zu den Professoren. Mit einem Elektrotechnik-Studium hat man viele Möglichkeiten. Anfangs habe ich als Werkstudent bei einem Übertragungsnetzbetreiber, also in der Energiebranche, gearbeitet. Am meisten Spaß hatte ich dort beim Programmieren der Visual- Basic-Makros zur automatisierten Datenauswertung. Meinen ersten Kontakt zu Dräger habe ich durch meine Masterarbeit hergestellt, als ich in der Grundlagenentwicklung einen neuartigen Stickstoffdioxid-Sensor in eine IoT-Plattform eingebunden habe. Zum Ende meiner Arbeit hat Dräger in der Medizintechnik eine Stelle als Softwareingenieur*in ausgeschrieben. Embedded Softwareentwicklung in C++, hardwarenah arbeiten, Tests schreiben und die vielen Komponenten eines Anästhesiegeräts verknüpfen: Genau das wollte ich machen. Konkret auf diese Tätigkeit hat mich mein Elektrotechnik-Studium natürlich nicht vorbereitet. Es hat aber die Grundlagen gelegt. Vieles war mir während des Berufseinstiegs unbekannt und ich musste immer bereit sein, mich mit neuen Themen zu beschäftigen, vor allem in den Bereichen Anästhesie und Beatmung. Derzeit befinden wir uns in der Entwicklung eines neuen Anästhesiegeräts. Meine Aufgabe ist dabei, neue Funktionen zu implementieren und zu testen. Dazu gehört auch die Vervollständigung von Tests für bestehende Implementierungen. Außerdem wollen wir die Stabilität des Geräts stetig verbessern, wozu ein klein wenig detektivisches Gespür hilfreich ist, um die Bugs zu finden. Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich eine Fehlerursache finde oder komplexe Zusammenhänge verstehe. Bei der Implementierung neuer Funktionalitäten habe ich oft ein unbeschriebenes Blatt und kann dann darauf achten, intuitiv verständlichen Code zu schreiben – das macht die Arbeit interessant. Ich finde es erfüllend, damit etwas Sinnvolles für eine bessere Medizintechnik beitragen zu können.

Was macht eigentlich eine Ingenieurin im Vertrieb?

Elisa Finck arbeitet als Lebensmitteltechnologin und Vertriebsingenieurin bei einem Maschinenbauunternehmen in Paderborn. Im karriereführer berichtet sie über ihre Aufgaben im Vertrieb und warum Hundefutter und Pflegecremes sehr spannend sein können. Aufgezeichnet von Sabine Olschner

Mein Interesse für die Lebensmitteltechnologie wurde schon in der Schulzeit durch ein Praktikum bei einem Schokoladenhersteller geweckt. Hier haben mich besonders die Geheimnisse der Verfahrenstechnik fasziniert. Daher habe ich mich nach der Schule für ein Studium der Lebensmitteltechnologie entschieden. Nach meinem Bachelor of Science in Lebensmitteltechnologie an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) in Lemgo habe ich direkt den Master in Life Science Technologies dort angeschlossen. Während meines Masterstudiums habe ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin zwei Jahre lang in der Labor- und Verfahrenstechnik im Labor an der TH OWL gearbeitet. Nach Ende meines Studiums habe ich als Lebensmitteltechnologin bei einem Start-up in Bielefeld in der Produktentwicklung angefangen und bin ein Jahr später zum Maschinenbauunternehmen Glass nach Paderborn gewechselt. Das inhabergeführte Unternehmen baut Mischer und Prozessanlagen für die Lebensmittelbranche, aber auch für Tierfutter oder Pharmaprodukte. Am Anfang steht immer die grundsätzliche Frage, ob das Produkt schonend, wie bei einem Feinkostsalat, oder intensiv, wie zum Beispiel bei Mayonnaise, vermischt werden soll. Je nach Applikation werden verschiedene Inhaltsstoffe zum Beispiel zu Suspensionen oder Pulvermixturen vermengt. Dazu sind die Prozesse sehr unterschiedlich: von einfachem Vermischen über Erhitzen, Kühlen oder Homogenisieren. Neben unseren Mischern bauen wir auch Plätter, Steaker, Tumbler und automatisierte Woks, um zu plätten, zu marinieren oder zu braten.
Schließlich lässt sich eine Maschine nur dann verkaufen, wenn der Kunde sein Produkt damit bestmöglich fertigen kann. Meine Aufgabe ist es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass dies der Fall ist.
Ich arbeite bei Glass im Vertrieb und begleite Kunden auf dem gesamten Weg, von der ersten Beratung bis zur Inbetriebnahme der Maschine in der Produktion. Ich bin dabei das Bindeglied zwischen dem Kunden und unserer Fertigung. Dazu besprechen wir zunächst die Anforderungen, die für die individuelle Anlage des Kunden bestehen. Danach machen wir bei uns im Technikum mit den Produkten des Kunden Tests, denn Mischen heißt Versuchen. Nach den Versuchen erstelle ich ein passgenaues Angebot. Auf dieser Basis konstruieren meine Kollegen aus der Fertigung die maßgeschneiderte Maschine, die nach Fertigstellung wiederum im Technikum mit dem Produkt des Kunden getestet wird. Auch in dieser Phase bin ich wieder die Schnittstelle zwischen Technikern und dem Kunden. Ist die Maschine fertig gebaut, verfolge ich die finale Funktionsprüfung hier vor Ort und bei der anschließenden finalen Werksabnahme. Am Ende wird die Maschine ausgeliefert. Ich fahre mit raus zum Kunden und gebe den Mitarbeitern Einweisungen, wie sie die Maschine bedienen. Darüber hinaus stelle ich sicher, dass die Maschine ordnungsgemäß installiert wurde und betriebsbereit ist.
Arbeit im Technikum, Foto: Privat
Arbeit im Technikum, Foto: Privat
Neben dem intensiven Projektmanagement und dem Vertrieb besuche ich Messen und bin selbst im Ausstellungsteam auf unseren Messeständen vertreten. Zu guter Letzt betreue ich noch die Praktikanten und die Studierenden bei uns im Haus, erkläre Besuchern unser Technikum und halte Fachvorträge über die Entwicklung in der Branche, zum Beispiel auf Kongressen oder bei Vorlesungen an Hochschulen. Am Vertrieb gefallen mir die Vielfalt und der Praxisbezug. Durch unsere Arbeitsweise im Team bin ich als Projektverantwortliche von Anfang an an allen Prozessschritten beteiligt. Mal führe ich Versuche an der Maschine durch, mal gebe ich Schulungen.

Vielfältige Aufgaben

Meist kommen Unternehmen zu uns, weil ihre Prozesse komplexe Anforderungen an die Anlagen stellen und wir eine individuelle Lösung finden müssen. Letztens hatte ich zum Beispiel einen Kunden, der eine sehr hohe Bandbreite von Produkten fertigt, die nur in kleineren Chargen hergestellt werden. Daher findet bei der Verarbeitung ein häufiger Wechsel von Inhaltsstoffen sowie Aggregatzustand statt. Dies wurde bisher umständlich aus gewachsenen Prozessen mit zwei Maschinen durchgeführt. Durch Versuche im Technikum und eine individuelle Planung der Maschine konnte aus den bisher verwendeten zwei Maschinen der Prozess auf eine Maschine übertragen werden. Unsere Techniker haben ein neues Mischwerkzeug entwickelt, eine neue Motorserie verwendet und die Maschine kompakter gebaut, damit sie weniger Platz benötigt. Meine Aufgabe bestand in der Leitung des Projekts: Was fordert der Kunde? Wie können unsere Techniker das umsetzen? Was für Möglichkeiten gibt es? Ist das Ganze überhaupt realisierbar? Ich habe bei unseren Kunden schon so viele spannende Produkte kennengelernt. Es macht mir jedes Mal viel Spaß, die Projekte mit all ihren Herausforderungen umzusetzen und am Ende positives Feedback von den Kunden zu bekommen. Es freut mich immer wieder, wenn sie begeistert sind und ihre Produkte mit unserer Hilfe herstellen können – oft mit besserer Leistung oder nachhaltiger als zuvor. Mein Tipp für Lebensmitteltechnologen, die ebenfalls in den Vertrieb gehen möchten: Man sollte keine Angst vor dem Vertrieb haben, auch wenn es dabei um kaufmännische Fragen geht, die im Ingenieurstudium nicht unbedingt vorkommen. Man lernt vieles bei den täglichen Aufgaben. Ich finde es schön, als Ingenieurin weiterhin den Kontakt auch zur technischen Seite zu haben. Der Vertrieb spielt in einem Unternehmen ja eine sehr entscheidende Rolle. Schließlich lässt sich eine Maschine nur dann verkaufen, wenn der Kunde sein Produkt damit bestmöglich fertigen kann. Meine Aufgabe ist es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass dies der Fall ist.

Trends in der Lebensmitteltechnologie

  • Zunehmende Nachfrage nach pflanzlichen Lebensmitteln und alternativen Proteinen, wie Fleisch aus dem Labor und pflanzenbasierter Milch
  • Personalisierte Ernährung
  • Hohe Automatisierung in der Produktion
  • Intelligente Verpackungslösungen (Smart Packaging), die die Haltbarkeit verlängern und die Bequemlichkeit für den Verbraucher verbessern
  • Blockchain-Technologien für die Rückverfolgbarkeit der Inhaltsstoffe
  • Technologien zur Abfallreduzierung (von Verpackung und Lebensmittelabfällen)
Quelle: Global Market Insights Zusammengestellt von Sabine Olschner.

Lese-Training Buchtipps

0

Vom Videospiel zum Superrechner

Cover NvidiaVor zehn Jahren verkaufte Nvidia Grafikkarten für Videospiele zum Stückpreis von 200 Dollar. Heute verkauft es mehrere Millionen Dollar teure Ausrüstung für Superrechner. Alle großen KI-Applikationen – unter anderen Midjourney, ChatGPT, Copilot – sind auf Nvidia-Maschinen entwickelt worden. Wie wurde Nvidia zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt? Der US-Journalist Stephen Witt erzählt die Geschichte, wie Jensen Huang, ein Entwickler von Videospielgeräten, den Markt für KI-Hardware eroberte und dabei den Computer neu erfand. Stephen Witt: The Thinking Machine. Jensen Huang, Nvidia und der begehrteste Mikrochip der Welt. Campus 2025. 32 Euro.

Für eine erfolgreiche Digitalisierung

Cover DigitalisierungsmanagementDie Digitalisierung verändert nicht nur die Art und Weise, wie Unternehmen Geschäfte machen, sondern sie verändert auch unsere Vorstellung von Business. Gleichzeitig ist die Digitalisierung eine der wichtigsten Grundlagen für die Entwicklung von künstlicher Intelligenz. In seinem Buch „Digitalisierungsmanagement“ stellt Roman Stöger Konzepte und Instrumente für eine erfolgreiche Digitalisierung vor. Von einem gemeinsamen Digitalisierungsverständnis über eine solide Digitalisierungsstrategie bis zu einer effizienten -struktur und einer robusten -kultur. Sein Buch bietet nützliche Werkzeuge und Methoden zur effektiven Umsetzung der Digitalisierung in Unternehmen und zeigt, wie künstliche Intelligenz dabei helfen kann. Roman Stöger: Digitalisierungsmanagement. Digitale Geschäftsmodelle und künstliche Intelligenz nutzen. Schäffer-Poeschel 2025. 49,99 Euro

Von der Küchenrenovierung bis zur Marsmission

Cover Gardner How big things get doneOb Elbphilharmonie, Berliner Flughafen oder Stuttgart 21 – Großprojekte gehen in der Regel schief. Sie werden zu teuer, dauern zu lange oder erfüllen nicht den Zweck, für den sie gedacht waren. Aber auch bescheidenere Unternehmungen scheitern häufig, sei es die Gründung eines kleinen Unternehmens, die Organisation einer Konferenz oder einfach nur das Zusammenbauen eines Kleiderschranks. Oxford-Professor Bent Flyvbjerg ist der weltweit renommierteste Megaprojekt-Forscher. Er identifiziert die Fehler, die dazu führen, dass Projekte scheitern und zeigt die Prinzipien auf, die den Erfolg eines Projektes sicherstellen. Sein Buch „How Big Things Get Done“ erklärt, wie man jedes ambitionierte Projekt erledigt – pünktlich und im Budget. Bent Flyvbjerg, Dan Gardner: How Big Things Get Done. Wie Projekte gelingen: von der Küchenrenovierung bis zur Marsmission. Droemer Knaur 2024 . 20 Euro

Kein Stress in der hybriden Arbeitswelt

Cover Praxisbuch StressmanagementDie Arbeit zwischen Homeoffice und Büro bringt viele Vorteile, erfordert jedoch eine neue Art des Stressmanagements für jeden Einzelnen. Besonders der Wechsel zwischen Präsenzarbeit und Homeoffice kann eine große Herausforderung darstellen. In ihrem „Praxisbuch Stressmanagement für die hybride Arbeitswelt“ erklärt die Psychologin Dr. Sandra Waeldin unter Berücksichtigung neuester Forschungsergebnisse und mithilfe zahlreicher alltagstauglicher Übungen, wie multimodales Stressmanagement erfolgreich gelingt. Sandra Waeldin: Praxisbuch Stressmanagement für die hybride Arbeitswelt. Übungen für einen gesunden Alltag zwischen Homeoffice und Büro. Wiley-VCH GmbH 2024. 19,99 Euro

THINK POSITIV!

Cover positiv fuehrtGute Führung spürt man kaum – schlechte umso mehr. Positive Leadership lenkt die Aufmerksamkeit auf die positive Abweichung, also auf das Gelingende und positiv Herausragende. Der Ansatz befähigt Führungskr.fte, ihre Teams und Organisationen durch authentisches, empathisches und inspirierendes Handeln zu stärken. Das Buch „Positiv führt!“ zeigt, welches Führungsverhalten heute zeitgemäß ist, und versteht sich als Anleitung, um eine zukunftsfähige, resiliente und positive Führungs- und Unternehmenskultur zu gestalten. Elke Katharina Meyer, Thomas Achim Werner, Frank Nesemann: Positiv führt! Mit Positive Leadership Teams und Organisationen empowern. BusinessVillage 2024. 34,95 Euro

Nachhaltig erfolgreich!

Cover-Annahita EzmailzadehAnnahita Esmailzadeh ist als Tochter iranischer Einwanderer in einem sozialen Brennpunkt aufgewachsen. In ihrem Buch berichtet die mittlerweile vielfach ausgezeichnete Wirtschaftsinformatikerin und Microsoft- Managerin über ihre Erfolgsgeheimnisse. Sie deckt die unsichtbaren Spielregeln auf, die entscheidend sind, um in der modernen Geschäftswelt zu überleben und nachhaltig erfolgreich zu sein. So entlarvt sie die subtilen Mechanismen und Machtstrukturen und zeigt, worauf es wirklich ankommt. Annahita Esmailzadeh und Swantje Allmers: Was du nicht hören willst. Aber wissen solltest, um erfolgreich zu sein. Haufe 2025. 18 Euro

Neue Leadership-Komptenzen

Cover-FuehrungskraefteDie Wirtschaftslage in Deutschland war lange Zeit stabil und wachstumsorientiert, die Fachkräftedeckung hinreichend. Doch der Wind hat sich gedreht, Krisen und Veränderungen brachen wie gigantische Wellen über die Unternehmen herein. Business-Coach Ben Schulz fordert daher eine neue Betrachtung der Leadership- Kompetenzen: eine „radikale Perspektive“, ein radikales Umdenken und Handeln – für ein höheres Veränderungstempo, eine deutliche Aufbruchstimmung, für mehr Motivation und Handlungsfähigkeit. Sein Ziel: Führungskräfte zu Hoffnungsträgern und Perspektivenmachern zu entwickeln. Ben Schulz: Führungskräfte als Hoffnungsträger. Durch Selbstreflexion und adaptive Strategien in Krisenzeiten bestehen. Remote Verlag 2025. 19,99 Euro