Social-Media-Bewerbung

Nach dem Studium stellt sich für Hochschulabsolventen die Frage: Wie knüpfe ich erfolgreich Kontakt zu interessanten Arbeitgebern? Eine mögliche Antwort darauf lautet: über Social Media. Denn das Recruiting über soziale Netzwerke liegt gerade voll im Trend. Wir zeigen, worauf Sie bei der zeitgemäßen Bewerbung über Xing, Twitter oder Facebook achten müssen. Von Leonie Pohlmann

Buchtipp

Friederike Gonzalez Schmitz, Effektives Selbstmarketing auf LinkedIn. BoD 2020.
9,99 Euro. ISBN 978-3752606065

Die meisten Unternehmen präsentieren sich ihren Kunden mittlerweile über soziale Netzwerke. Auch das Recruiting-Verhalten der Personaler hat sich in diesem Zuge verändert: Laut der Studie „Recruiting Trends 2014“ des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Frankfurt am Main werden mittlerweile zwei von zehn Stellen über Social Media ausgeschrieben. Dabei werden nicht mehr nur Business-Portale wie Xing oder LinkedIn für das Recruiting genutzt, sondern auch die privaten Kanäle wie Facebook und Twitter. Immer mehr Unternehmen richten dort eigene Karriereseiten ein.

Für die Bewerber bietet diese Entwicklung viele Vorteile: Über Social Media können sie nach Stellenanzeigen suchen, und ein gelungenes und gut verlinktes Profil kann schnell die Aufmerksamkeit von Personalern auf sich ziehen. Das Social Web kann so den Weg zum Traumjob eröffnen. Aber wie machen Sie Unternehmen in sozialen Netzwerken auf sich aufmerksam?

Eine digitale Visitenkarte erstellen
Die Studie des CHRIS zeigt, dass vor allem Xing, LinkedIn, Twitter und Facebook von den Unternehmen für das Recruiting genutzt werden. Die Karrierenetzwerke Xing und LinkedIn haben eine besonders hohe Suchmaschinenrelevanz – wer hier ein Profil hat, den finden Personaler schneller.

Um darüber hinaus möglichst präsent zu sein und im Social Web einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, lohnt es sich, alle angelegten Profile, also auch die der privaten Netzwerke, miteinander zu verlinken. So erstellen Sie sich eine digitale Visitenkarte, die schnell zur Initiativbewerbung werden kann. Wichtig ist dabei: Die Profile müssen miteinander übereinstimmen, aktuell und seriös sein – das gilt für Pinterest und den eigenen Blog genauso wie für Xing, denn auch eine Bewerbung über Social Media bleibt eine Bewerbung.

Es gilt also, die Profile auf Vordermann zu bringen. Dabei müssen Sie sich die Frage stellen, welche persönlichen Informationen Sie öffentlich preisgeben möchten – Urlaubs- und Partyfotos sollten nicht für jedermann zugänglich sein. Also: Auf die Privateinstellungen achten!

Auch bei Postings und Tweets ist Vorsicht geboten – inhaltlich und sprachlich, denn Personaler achten auch auf Rechtschreibung und Ausdrucksweise. Absolut tabu sind Lästerattacken gegen Arbeitgeber. Generell gilt: Wer sich online an Diskussionen beteiligt, sollte immer sachlich argumentieren und freundlich bleiben – alles andere wirkt unprofessionell. Auch zu viel Aktivität vermittelt schnell einen falschen Eindruck – während der Arbeitszeit also lieber mit Kommentaren zurückhalten.

Ein Bewerbungsprofil mit Stil
Wer diese Social-Media-Fallen umgehen möchte, kann in den privaten Netzwerken ein extra Bewerberprofil anlegen, auf dem ausschließlich karriererelevante Informationen veröffentlicht werden. Hier sollten Sie dann alle Gepflogenheiten beachten, die auch bei schriftlichen Bewerbungen üblich sind: Spaßnamen sind unangebracht, und ein seriöses Bewerbungsfoto als Profilbild ist ein Muss.

Das Bewerbungsprofil muss aber nicht völlig steril bleiben, Interessen und Eigenschaften sind dann erwünscht, wenn sie den Kandidaten von anderen Bewerbern abheben und die eigenen Kompetenzen positiv unterstreichen. Zur Ergänzung können Unterlagen, zum Beispiel ein Lebenslauf und Arbeitszeugnisse, zum Download bereitgestellt werden. Damit können Sie sich dann auf ausgeschriebene Stellen direkt bewerben.

Wenn Sie das Profil mit Karriereseiten von potenziellen Arbeitgebern verlinken, können Sie es auch als Initiativbewerbung nutzen: Sie können entweder die Personaler direkt anschreiben oder mit qualitativen Kommentaren auf den Seiten auf sich aufmerksam machen. Das können beispielsweise interessante Anmerkungen zu Entwicklungen im gewünschten Berufsfeld sein. Aber auch hier gilt: auf Stil und Inhalt achten. Nur weil es sich um ein privates Netzwerk handelt, können nicht alle Personaler automatisch geduzt werden. Der Grad der Förmlichkeit hängt vom Unternehmen ab, aber die Ansprache sollte in jedem Fall höflich sein.

Mit diesen Tipps im Gepäck steht Ihrer erfolgreichen Social-Media-Bewerbung nichts mehr im Weg.

Transfer zur Crossmedialität

Was bedeutet Crossmedia eigentlich für Absolventen, die in die Medienbranche einsteigen wollen? Welche Berufsfelder entwickeln sich dadurch, dass Verlage, Fernsehsender und Hörfunkanstalten ihre Zielgruppen auch im Web erreichen wollen? Wir haben uns bei großen Medienunternehmen umgehört. Von Anna Beutel.

Buchtipp

Noch nie gab es eine solche Menge an Daten, und noch nie bot sich die Chance, in der Datenflut konkrete Zusammenhänge zu entschlüsseln. Die Autoren Viktor Mayer-Schönberger und Kenneth Cukier beschreiben in ihrem Buch, was Big Data ist, welche Möglichkeiten sich eröffnen und welche Risiken damit verbunden sind.
Viktor Mayer-Schönberger, Kenneth Cukier
Big Data: Die Revolution, die unser Leben verändern wird.
Redline Verlag 2013.
ISBN 978-3868815061.
24,99 Euro

Medien werden nach wie vor gerne und häufig konsumiert: sowohl offline als auch online. Laut der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (agma) bleibt die Zeitschriftennutzung in Deutschland im Juli 2014 im Vergleich zur letzten Analyse im Januar 2014 auf hohem Niveau fast stabil. 91,3 Prozent der über 14-Jährigen lesen Zeitschriften, das sind mehr als 64 Millionen Leser.

Die aktuelle ARD/ZDF-Onlinestudie 2014 besagt, dass der Durchschnittsnutzer täglich 166 Minuten im Netz ist – damit ist die Dauer stabil. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 169 Minuten. Dafür hat sich die Unterwegs- Nutzung in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt: Lag der Anteil der Onliner, die unterwegs surfen, 2012 noch bei 23 Prozent, ist er aktuell auf 50 Prozent gestiegen. Treiber für die Ausweitung sind vor allem Tablet-PCs, Smartphones und andere mobile Geräte. Video- und Fernsehinhalte im Netz werden immer beliebter. Die Nutzung der Mediatheken der Fernsehsender stieg von 28 Prozent (2013) auf 32 Prozent (2014). Bereits heute macht der Fernsehkonsum über das Internet rund 8 Minuten der gesamten TV-Nutzung (248 Minuten) aus, das sind drei Prozent des täglichen Fernsehkonsums. 2013 waren es 5 Minuten bei einem Anteil von zwei Prozent. Unternehmen in der Medienbranche bleiben also auch in Zukunft unersetzbar. Die Gründe: ihre große Reichweite und eine über Jahre etablierte Fachkompetenz. Aber es findet ein Transfer zur Crossmedialität statt. Das heißt, dass Inhalte aus den klassischen Medien auch im Web in Aktion treten. Doch was bedeutet der Transfer für moderne Medienunternehmen?

Die meisten Verlage, Fernsehsender und Hörfunkanstalten setzen darauf, neue Medienkanäle zu nutzen, ohne die alten Stärken zu vergessen. Für die Bauer Media Group mit Sitz in Hamburg zum Beispiel ist ein solcher crossmedialer Ansatz entscheidend. „Auf der einen Seite stehen die Stärkung bestehender Printtitel und Investitionen in innovative Zeitschriftenkonzepte – auf der anderen Seite eine Ausweitung der Printinhalte in digitale Medien sowie die Entwicklung eigener Digitalformate in den Bereichen Online und Mobile“, erläutert PR-Referentin Anika Otto.

Auch Hubert Burda Media hat das Privatkundengeschäft im Internet früh als wichtiges Standbein für das Medienhaus identifiziert und für sich erschlossen. „Wir setzen auf die Entwicklung von Digitalprodukten und Beteiligungen an Internet-Firmen wie Xing, Zooplus, Cyberport oder Holidaycheck“, erläutert Marianne Lena Reif, Manager Corporate PR. Wichtig sei es, so Ulrich Bensel, Leiter des Konzernbereichs Personal bei der Südwestdeutschen Medienholding GmbH mit Sitz in Stuttgart, dem steten Wandel unserer Märkte nicht mit Nervosität und Furcht zu begegnen. Den sich ständig wechselnden Herausforderungen in Sachen Innovations- und Gestaltungskraft sollten wir vielmehr mit wachsender Begeisterung entgegen treten.

IT-Affinität mit Vertriebsgen
Starke Marken können sich also auch im Netz behaupten. Doch was bedeutet die crossmediale Aufbereitung von Inhalten für Berufseinsteiger in die Medienbranche? Welches Know-how müssen Hochschulabsolventen mitbringen? Für Studenten der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie Wirtschaftsinformatiker, die sich im Studium mit Sachverhalten und Vorgängen innerhalb eines Unternehmens, dessen wirtschaftlicher Entwicklung und IT-Strategien beschäftigen, eröffnet sich hier ein interessantes Arbeitsfeld. Mit ihrer Fachkompetenz sind sie beispielsweise in den Bereichen Marktforschung, Marketing, Vertrieb oder Statistik wertvolle Mitarbeiter.

„Gesucht wird, wer mit der deutschen Sprache umzugehen weiß, eine sehr hohe IT-Affinität mitbringt und aus Zahlen die richtigen Schlüsse zu ziehen weiß“, so Dr. Wolfgang Achilles, Geschäftsführer von Jobware, einer Jobbörse für Fach- und Führungskräfte. „Wer dann noch ein Vertriebsgen mitbringt, wird sich umworben fühlen.“ Marianne Lena Reif wiederum sagt zu den gesuchten Qualifikationen: „Von speziellem Interesse sind Berufseinsteiger, die in einem journalistischen, grafischen, kaufmännischen oder technischen Bereich ihre ersten beruflichen Erfahrungen sammeln wollen.“ In den vergangenen Jahren sind die Erwartungen an das technische und analytische Verständnis bei neuen Fachkräften deutlich gestiegen. Die IT liefert „Big Data“, also riesige Datensammlungen und -auswertungen. Die Analyse dieser Informationen hilft dem Unternehmen bei rationalen Entscheidungen.

Ein riesiges Feld
Zunächst sollten sich Berufseinsteiger darüber klar werden, in welchen Bereich sie einsteigen möchten. Schließlich ist „die Medienbranche“ ein riesiges Feld. Pflicht-Praktika während des Studiums führen die Absolventen in ein erstes berufliches Netzwerk, sagt Ulrich Bensel. „Danach gibt es immer wieder Chancen für Werkstudent-Tätigkeiten, die weitere praktische Erfahrungen bieten.“

In Zukunft, davon ist Ulrich Bensel überzeugt, werden wir weiterhin mit einer Mischung unterschiedlicher Mediengattungen leben. Die Vielfalt der Kanäle erfordere mehrdimensionale Produktantworten, was der Medienbranche ungeahnte Möglichkeiten eröffne. „In diesem Sinne“, so Bensels Einschätzung, „werden Medienunternehmen sich zu agilen und sehr viel flexibleren, aber für Absolventen sehr spannenden Unternehmen wandeln müssen. Wir freuen uns auf die Zukunft.“

Linktipps

www.medien-studieren.net
www.hochschulkompass.de

Service

Eine Auswahl zu Masterstudiengängen sowie Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Medienbranche.

Interview mit Dr. Immanuel Hermreck

Bertelsmann zählt zu den weltweit größten Medienkonzernen. Dort ist Dr. Immanuel Hermreck als Konzernpersonalchef für die Mitarbeiter verantwortlich. Im Interview beschreibt der Wirtschaftswissenschaftler, worauf es bei einem Unternehmen dieser Branche heute ankommt, und erläutert, welche besonderen Hoffnungen er in die Nachwuchskräfte setzt. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Dr. Immanuel Hermreck, geboren am 22. März 1969 in Rheda-Wiedenbrück, studierte Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaften in München, Münster sowie an der kalifornischen Stanford University. Seine Promotion schloss er 1998 ab. Als Berufseinsteiger startete er seine Karriere zunächst bei der Bertelsmann Stiftung, wo er das Team Medienwirtschaft leitete. Von 2000 bis 2006 war er Leiter der Bertelsmann University, einer der ersten deutschen Unternehmensuniversitäten. Nach sechs Jahren in dieser Position wurde er 2006 im Alter von 37 Jahren zum Personalchef des Konzerns ernannt, nachdem er schon seit 2005 Aufgaben in der Managemententwicklung wahrgenommen hatte.

Herr Dr. Hermreck, was zeichnet einen modernen Medienkonzern aus?
Medienkonzerne sind in erster Linie Vermittler von Inhalten. Das war gestern so. Und das wird auch morgen so sein. Was sich ändert, sind die Kanäle, über die wir diese Inhalte vermitteln, diese werden digitaler und fragmentierter. Kern unserer Arbeit ist jedoch weiterhin, die nötige Kreativität zu entwickeln, damit diese Inhalte entstehen.

Dennoch hat sich die Medienlandschaft in den vergangenen Jahren sehr stark gewandelt.
Rund um diesen Kern, ja. Deshalb dürfen Medienkonzerne nicht statisch sein, sondern müssen den Wandel mitgehen und mitgestalten. Aber noch einmal: Was für uns im Kern wichtig bleibt, sind qualitativ hochwertige Inhalte. Hier können wir uns zum Beispiel gegenüber Unternehmen aus dem Silicon Valley wie Google oder Facebook positionieren. Wir haben diese Firmen vor Kurzem besucht, und uns ist dort einmal mehr bescheinigt worden, dass kreative Inhalte essenziell für das digitale Zeitalter sind.

Sie sprachen bereits von Facebook und Google. Diese neuen Medienunternehmen sind eine Konkurrenz für Sie, wenn es darum geht, die besten Talente der jungen Generation zu gewinnen. Was können Sie bieten, was diese Unternehmen nicht bieten können?
Wir sind hier selbstbewusst und scheuen den Vergleich nicht. Bertelsmann ist bereits heute mehr als ein klassisches Medienunternehmen, denken Sie an unsere Dienstleistungssparte Arvato oder unsere Aktivitäten im Bereich Bildung, die wir in den kommenden Jahren weiter ausbauen werden. Dazu kommt, dass die neue Generation ganz andere Ansprüche mit in die Konzerne bringt: Junge Nachwuchskräfte wollen kreativ arbeiten, wollen Freiräume – und möchten möglichst unternehmerisch denken können. Genau diesen Ansprüchen werden wir gerecht.

Was macht Ihr Unternehmen in dieser Hinsicht speziell?
Wir sind als Konzern kein Monolith, sondern bestehen aus vielen kleinen Unternehmungen, die den Mitarbeitern und auch schon den Nachwuchskräften die Freiräume geben, die sie suchen. Gleichzeitig genießen unsere Mitarbeiter die großen Vorteile eines Konzerns, darunter beispielsweise international geprägte Netzwerke. Und nicht zuletzt bieten wir etwas, was in heutiger Zeit immer häufiger auch von Nachwuchskräften nachgefragt wird, nämlich Sicherheit.

Sie sprachen gerade von vielen kleineren Unternehmen unter dem Dach eines Konzerns. Wie wirkt sich diese Besonderheit im Arbeitsalltag aus?
Wir sprechen hier von einem „Small Company Feeling“. Dazu zählt zum Beispiel, die Bürokratie möglichst klein zu halten. Man kommt bei uns schnell in Kontakt mit dem Top-Management und erhält von dort auch Rückmeldungen. Wir ermuntern unsere neuen Mitarbeiter dazu, Aufgaben möglichst selbstständig zu lösen. Es gibt keine vorgestanzten Wege, an die man sich zu halten hat. Daher erhalten auch Nachwuchskräfte sehr schnell Verantwortung für Geschäfte – und für Menschen.

Was müssen denn die Einsteiger ins Medienmanagement mitbringen, damit sie dieser Verantwortung und diesen Freiräumen auch gerecht werden?
Es ist gut, wenn Kandidaten wissen, was sie erreichen wollen. Wenn sie wissen, was sie antreibt und für was sie eine Leidenschaft entwickeln. Natürlich müssen Bewerber bestimmte fachliche Fähigkeiten sowie passende Abschlüsse mitbringen. Auch eine gewisse Medienaffinität ist in vielen unserer Geschäfte von Vorteil.

Wie vereinbaren Sie diesen hohen Anspruch mit dem Thema Work-Life- Balance, das für die junge Generation von großer Bedeutung ist?
Ich sehe uns hier gut aufgestellt, und zwar nicht, weil wir irgendwo besondere Leitlinien für die Work-Life-Balance festgeschrieben haben, sondern weil wir den Begriff Freiraum ernst nehmen: In allen Abteilungen, und zwar nicht nur bei den sogenannten Kreativen, sondern auch in allen Managementbereichen, genießen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr viel Freiraum. Man sollte ihn natürlich nutzen. Und zwar eben auch für sich persönlich.

Dann müssten sie von der Generation Y also begeistert sein, die ja nicht nur diesen Freiraum fordert und nutzt, sondern obendrein noch Kompetenzen für die digitalen Medien mitbringt.
Ganz genau. Wir setzen große Hoffnungen in den Nachwuchs, weil wir in der Breite gelebtes Unternehmertum und Kreativität benötigen. Denn eines ist klar: Am Ende entstehen die besten Ideen und damit auch die stärksten Innovationen genau dort, wo Mitarbeiter – und zwar Junge wie Erfahrene, Frauen wie Männer – mit ihren diversen Stärken zusammenkommen. Also in der Mitte des Unternehmens. Je besser es uns gelingt, diese Leute zu gewinnen und zu verbinden, desto stärker sind wir als Konzern aufgestellt.

Welche Strategie empfehlen Sie einem Absolventen der Wirtschaftswissenschaften, der sich für Ihren Konzern interessiert: Sollte er sich zunächst einen Bereich suchen und sich gezielt bewerben? Oder darf er sagen: „Das bin ich“ – um dann gemeinsam mit Ihnen auf die Suche zu gehen?
Letzteres, eindeutig. Wir suchen keine Leute, die sich in eine Aufgabe hineindefinieren. Wir möchten, dass die Bewerber uns erzählen, was sie begeistert, was sie können und was sie erreichen wollen. Und dann reden wir gemeinsam darüber, wo es im Konzern eine passende Einstiegsmöglichkeit für diese Person gibt. Hier ist vom Traineeprogramm über eine Assistenzstelle bis hin zu einer Aufgabe als Referent für ein bestimmtes Thema sehr viel möglich.

Ist die Anforderung an den Nachwuchs, sich früh zu spezialisieren, damit nicht mehr zeitgemäß?
Das hat sich tatsächlich gewandelt, wobei hier natürlich auch die geänderte Erwartungshaltung der Kandidaten eine Rolle spielt, die sich eben vielfach nicht in eine Funktion hineinpressen lassen wollen. Ich empfinde das als sehr inspirierend, weil schon im Bewerbungsprozess spannende Ideen entstehen. Wir führen häufig genug keine formalisierten Gespräche mehr, sondern reden über persönliche Stärken und Leidenschaften. Es geht um Inhalte. Und weil wir als moderner Medienkonzern genau diese benötigen, bin ich von diesem Wandel sehr angetan.

Zum Unternehmen

Der internationale Medienkonzern Bertelsmann zeichnet sich im Bereich der klassischen Medien durch seine starken Marken aus: Die RTL Group gehört zum Konzern, aber auch die weltweit größte Publikumsverlagsgruppe Penguin Random House sowie der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr. Teil des Unternehmens sind aber auch der Business-IT-Dienstleister Arvato, die Druckereigruppe Be Printers sowie verschiedene zentral geführte Geschäfte, darunter das Musikrechteunternehmen BMG. Die Strategie von Bertelsmann basiert auf vier Stoßrichtungen: Neben der Stärkung des Kerngeschäftes sowie der Transformation von Medien- und Servicegeschäften in die digitale Welt definiert der Konzern neue Geschäftsfelder wie zum Beispiel das Wachstumsfeld Education. Zudem fokussiert sich der Konzern auf die internationalen Wachstumsmärkte Brasilien, Indien und China.

„Ein Top-Job mit Anspruch“

Als Leiterin der Aus- und Fortbildung des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) kennt Brigitte Rothkegel-Hoffmeister die Branche und die Anforderungen an Einsteiger. Ihr Rat: Je weiter der Horizont, desto besser die Karrierechancen. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Brigitte Rothkegel-Hoffmeister, Foto: Privat
Brigitte Rothkegel-Hoffmeister, Foto: Privat

Brigitte Rothkegel-Hoffmeister war nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre mehrere Jahre bei einer internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft tätig. Seit 1992 ist sie Leiterin Aus- und Fortbildung beim Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland (IDW). Der Verein ist eine freiwillige Vereinigung der deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Zu seinen Aufgaben zählen Aus- und Weiterbildungsprogramme, die fachliche Unterstützung der Mitglieder sowie die Entwicklung fachlicher Regeln für den Arbeitsalltag. Zudem unterstützt der IDW über sein Infocenter auch angehende Wirtschaftsprüfer.
www.idw.de

Frau Rothkegel-Hoffmeister, wie hat sich der Beruf des Wirtschaftsprüfers in den vergangenen Jahren gewandelt?
Einem Irrtum unterliegt, wer glaubt, Wirtschaftsprüfer prüfen nur Jahres- und Konzernabschlüsse. Ihre Tätigkeiten sind viel breiter gefächert: Zunehmende Bedeutung kommt den sonstigen Prüfungen – ob auf gesetzlicher Grundlage oder freiwillig – sowie der Beratungstätigkeit zu.

Was genau wird geprüft?
Zum Beispiel die Wirtschaftlichkeit, die Kontroll- und IT-Systeme oder auch die Risikomanagementsysteme von Unternehmen. Beim Kauf oder Verkauf von Unternehmen oder Unternehmensanteilen nehmen Wirtschaftsprüfer Bewertungen vor. Außerdem beraten sie Unternehmen in vielen Fragen: im Steuerrecht, bei der Unternehmensführung und Organisation, bei der Finanzierung oder auch bei der Unternehmensnachfolge.

Werden Wirtschaftsprüfer somit zu echten Kennern der Unternehmen, für die sie arbeiten?
Das müssen sie, denn nur so können sie prüfen, ob das Unternehmen in seinem Jahresabschluss richtige Angaben gemacht hat. Die Jahresabschlussprüfung von Unternehmen ist per Gesetz ausschließlich den Wirtschaftsprüfern und vereidigten Buchprüfern vorbehalten. Die dabei erlangten Einblicke – vereint mit einem breiten Wissen über Zusammenhänge und Entwicklungen der Wirtschaft – machen Wirtschaftsprüfer zu einem unverzichtbaren Gesprächspartner für die Entscheidungsträger im Unternehmen.

Warum ist Wirtschaftsprüfung ein gutes Feld für Berufseinsteiger?
Wirtschaftsprüfung ist ein Job mit Zukunft. Der Beruf bietet ein breites Einsatzgebiet. Prüfer sind vom mittelständischen Familienunternehmen ebenso gefragt wie von der öffentlichen Hand oder den börsennotierten Unternehmen aus jeder Branche. Zudem sind die Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten in der Wirtschaftsprüfung für leistungsorientierte Menschen hervorragend, zumal sich Wirtschaftsprüfern auch Karriereoptionen in Unternehmen bieten.

Wo sind sie dort besonders gefragt?
Sie können Spitzenpositionen in der Industrie, in Banken oder Versicherungen bekleiden, zum Beispiel als Leiter des Finanz- und Rechnungswesens, des Beteiligungscontrollings oder der internen Revision. Den Titel Wirtschaftsprüfer dürfen sie dann allerdings nicht mehr führen, da eine weisungsgebundene Tätigkeit in einem Unternehmen mit der den Beruf prägenden Unabhängigkeit unvereinbar ist.

Was ist in Ihren Augen der Königsweg zu einer erfolgreichen Karriere als Wirtschaftsprüfer?
Um Wirtschaftsprüfer zu werden, ist keine bestimmte Studienrichtung vorgeschrieben. Es empfiehlt sich aber ein BWL-Studium, weil der Beruf ein umfassendes betriebswirtschaftliches Wissen erfordert. Ebenfalls gut geeignet sind Studiengänge wie Volkswirtschaftslehre, Jura oder IT. Gefragt sind sowohl Bachelor- als auch Masterabsolventen. Die nächste Etappe sind praktische Erfahrungen bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, wobei der Tätigkeitsschwerpunkt auf der Teilnahme an Jahresabschluss- und Konzernabschlussprüfungen liegt. Am Ende des Weges folgt das Examen als Wirtschaftsprüfer, das aufgrund der hohen Verantwortung des Wirtschaftsprüfers anspruchsvoll ist. Die Prüfungsgebiete sind aus dem Berufsbild des Wirtschaftsprüfers abgeleitet: wirtschaftliches Prüfungswesen, angewandte BWL und VWL, Steuer- und Wirtschaftsrecht.

Ihr Tipp für Absolventen für den Karrierestart?
Nutzen Sie alle Möglichkeiten, Ihren Horizont zu erweitern. Am besten durch branchen- und themenübergreifende Einsätze, auch im Ausland. Und entwickeln Sie sich auch außerhalb Ihrer beruflichen Tätigkeit weiter, zum Beispiel durch Schulungen oder berufsbegleitende Masterprogramme.

Der Kunde will mehr

Ob Einstieg bei den großen Vier der Branche oder in einer mittelständischen Gesellschaft: Als Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater besitzt man sehr gute berufliche Karten, weil die Unternehmen nicht nur die konventionellen Prüfungen nachfragen, sondern auch großen Beratungsbedarf haben. Von André Boße

Der Weg zum Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater

Folgende Wege in den Beruf sind laut den Personalverantwortlichen der befragten Unternehmen besonders erfolgversprechend:

  • Grundlage: Bachelor in den Fachdisziplinen BWL, VWL, Controlling oder Wirtschaftsrecht.
  • Vertiefung: während des Masters in den Fächern Rechnungslegung/Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Wirtschaftsrecht.
  • Zusatzqualifikationen: Praxiserfahrungen in Unternehmen im In- und Ausland, zweite Fremdsprache neben dem obligatorischen Englisch, sehr sicherer Umgang mit Office-Software.
  • Quereinsteiger: Gefragt sind Juristen (Schwerpunkt: Steuer- und Gesellschaftsrecht) und Informatiker oder Mathematiker (Schwerpunkt: Wirtschafts- und Versicherungsmathematik).

Wie ermittelt man den Wert eines Pinguins? Und kann man ein Zebra abschreiben? Ein Team von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte erhielt vor einiger Zeit den Auftrag, einen Zoo zu prüfen. Also mussten sich die Profis mit einigen ungewöhnlichen Aspekten beschäftigen, die auch für einen perfekt ausgebildeten Wirtschaftsprüfer absolutes Neuland bedeuteten. Nun ist die Prüfung eines Zoos ein sehr besonderer Auftrag. Doch auf Überraschungen und Ungewöhnlichkeiten sollten sich Wirtschaftsprüfer und Steuerberater heute immer einstellen. „Jeder Mandant und jede Branche ist unterschiedlich“, sagt Alexandra Hövel aus dem Team Personalmarketing von Deloitte Deutschland. Sich auf diverse Menschen und Themen einzustellen – das gehört für sie daher zu den wichtigsten Karrierefaktoren im Bereich der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung.

Geschäfte gehen gut
Bei Absolventen der Wirtschaftswissenschaften wird diese Branche zunehmend beliebter. Egal, ob der Einstieg bei einer der vier großen Gesellschaften, den sogenannten „Big 4“ Deloitte, PricewaterhouseCoopers, Ernst & Young und KPMG, oder bei einer der vielen mittelständischen Gesellschaften: Die Geschäfte der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater gehen gut, weil der Beratungs- und Prüfungsbedarf der Unternehmen in einer komplexer werdenden Wirtschaftswelt weiter steigt, wie Alexandra Hövel sagt: „Global operierende und kapitalmarktorientierte deutsche Mittelständler suchen verstärkt Unterstützung bei großen internationalen Prüfungsgesellschaften.“

Doch nicht nur die Auftragsbücher sind voll, auch die Arbeitsweise ändert sich. „Das Bild vom Wirtschaftsprüfer und Steuerberater im stillen Kämmerlein entspricht nicht dem heutigen Arbeitsalltag“, sagt Sarah Düvel, Personalentwicklerin bei BDO, in Deutschland die größte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft jenseits der Big 4. Geprägt wird der Job heute von der interdisziplinären Zusammenarbeit in häufig internationalen Projekten. Von wegen trockenes Themengebiet: Es ist an der Zeit, sich von dem Klischee der wenig aufregenden Branche zu verabschieden. „Berufseinsteiger stehen mit Mandanten aus ganz unterschiedlichen Branchen in Kontakt, lernen verschiedene Wirtschaftsbereiche und Unternehmenskulturen kennen und erhalten somit tiefe Einblicke in die Strukturen von Unternehmen“, verdeutlicht Sarah Düvel.

Nicht nur Prüfer, auch Berater
Diese Eindrücke sind spannend, aber Wirtschaftsprüfer und Steuerberater müssen heute auch etwas aus diesem Wissen machen. Wer sich mit eingeengtem Blick in die Arbeit stürzt, wird nicht glücklich werden. „Die Mandanten erwarten, dass ihr Prüfer und Berater nicht nur Experte in seiner Fachdisziplin ist, sondern mit Hilfe der Kollegen im In- und Ausland eine umfassende Beratung anbietet“, sagt Dr. Michael Rödl, Personalleiter der Gesellschaft Rödl & Partner aus Nürnberg. Daher stehen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater heute im ständigen Dialog mit dem Top-Management der Unternehmen, für die sie arbeiten. Denn nur dann sind sie in der Lage, die Mandanten bei allen relevanten Fragestellungen zu unterstützen.

Damit wandelt sich das Aufgabenfeld der Prüfer und Berater: „Unter Wahrung der Unabhängigkeit sind sie vertrauensvolle Ansprechpartner, Ratgeber und Coachs“, definiert Michael Rödl das Spektrum. Aus den Menschen für die Zahlen werden also wertvolle Wegbegleiter, was nicht ohne eine Vielzahl von Fähigkeiten funktioniert, die in dieser Branche immer wichtiger werden. „Der Wirtschaftsprüfer ist heute nicht nur Belegprüfer, sondern muss sich mit den komplexen Prozessen des Unternehmens beschäftigen“, sagt Rödl. „Schließlich kann er mit Hinweisen zur Verbesserung der internen Prozesse das Unternehmen in seiner Entwicklung unterstützen.“ Zum Beispiel sei es vor allem für Wirtschaftsprüfer wichtig, die internen Kontroll- und IT-Systeme des Mandanten zu verstehen – was dazu führt, dass die Gesellschaften verstärkt an Informatikern interessiert sind und die klassisch ausgebildeten Wirtschaftsprüfer und Steuerberater mit diesen neuen Kollegen im Team arbeiten.

Teamarbeiter gefragt
Generell steige die Nachfrage nach multifunktionalen und industriespezifischen Dienstleistungen, wie Alexandra Hövel von Deloitte erläutert. „Immer häufiger erarbeiten Teams aus verschiedenen Fachbereichen Lösungen und Konzepte. So wird beispielsweise die Expertise von Mitarbeitern aus den Bereichen Beratung, Versicherung und Steuern kombiniert.“ Wirtschaftsprüfer und Steuerberater müssen also in der Lage sein, sich in andere Disziplinen hineinzudenken, von den Rechtswissenschaften bis hin zur Informatik. Dieser Trend macht das Berufsbild komplexer. Und es geht noch weiter: Da die Kommunikation und Verarbeitung der Informationen heute durchweg digital funktioniert, können Wirtschaftsprüfer und Steuerberater heute effizienter denn je arbeiten. „Zum einen entlastet diese Entwicklung, zum anderen jedoch ist sie für immer kürzere Bearbeitungszeiten und höhere Geschwindigkeiten verantwortlich, wobei die Qualitätsanforderungen der Mandanten unverändert hoch bleiben“, erläutert Stephan Michels, Geschäftsführender Gesellschafter der mittelständischen Gesellschaft Dornbach aus Koblenz.

Die Folge ist auch bei den kleineren Gesellschaften ein starker Trend zur Spezialisierung – „vor allem, wenn man berücksichtigt, dass insbesondere im Steuerrecht die Halbwertzeiten von Kenntnissen immer kürzer werden“, so Michels. Einsteigern werde viel geboten, „aber es werden auch hohe Ansprüche gestellt“. Bei den Bewerbern achtet Stephan Michels auf eine breite, bevorzugt betriebswirtschaftliche Ausbildung. „Man kann ein Unternehmen nur prüfen und beraten, wenn man seine Geschäftsmodelle versteht.“ Dabei sei exzellentes Fachwissen natürlich die Grundlage. „Dieses Wissen muss allerdings in einem zweiten Schritt in- und extern vermittelt und schließlich durchgesetzt werden.“

Hinter die Zahlen schauen
Diesen Anspruch formulieren auch die großen Arbeitgeber. „Neugierde und Spaß an der Arbeit mit Menschen sind genauso wichtig wie die Affinität zu Zahlen. Im Arbeitsalltag hat die Beratung unserer Mandanten, der persönliche Austausch zu Sachfragen und die Lösung schwieriger Probleme im Team eine ganz besondere Bedeutung. Fachkenntnisse sind dann ,nur’ die Grundlage der Arbeit“, sagt Dr. Folke Werner, Leiter Employer Branding, Personalmarketing & Recruiting bei PricewaterhouseCoopers (PwC) Deutschland. Besonders wichtig ist der Spaß am Umgang mit Menschen im Bereich der Compliance: Da die geschäftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen immer komplexer und globaler werden, stehen die Wirtschaftsprüfer und Steuerberater immer häufiger vor der Aufgabe, genau hinzuschauen, ob der Mandant innerhalb der Regeln handelt. „Um zu klären, ob die Zahlenwerke der Unternehmen den Regeln entsprechen, müssen die Wirtschaftsprüfer hinter die Zahlen blicken“, so Folke Werner. „Dazu müssen sie die Geschäftsabläufe verstehen und die jeweilige Branche kennen. Um eventuelle Manipulationen entdecken zu können, braucht es nicht nur Fachkenntnisse, sondern auch viel Kreativität und detektivischen Spürsinn.“ Ähnlich formuliert es Sarah Düvel von BDO: „Es geht darum, ein Gespür zu entwickeln, wo Fehler auftreten könnten.“

Arbeitsreiche Zeiten in der Busy Season
Ob als Einsteiger in einem großen Prüfungs- und Beratungsunternehmen oder in einer mittelständischen Gesellschaft: Keiner der Personalexperten verhehlt, dass der Karrierestart anspruchsvoll ist. Thematisch – aber auch mit Blick auf die Arbeitszeiten. Das gilt besonders für die sogenannte Busy Season, die Zeit zwischen Oktober und April, wenn bei den Mandanten die Jahresabschlussprüfungen anstehen. „Wer sich für den Beruf des Wirtschaftsprüfers entscheidet, weiß in der Regel, dass ihn kein Nine-to-Five- Job erwartet“, sagt Alexandra Hövel von Deloitte. Jedoch wissen die Gesellschaften sehr genau, dass es nach der besonders stressigen Zeit einen Ausgleich geben muss. Daher führen die Arbeitgeber in der Regel Jahresarbeitszeitkonten mit der Möglichkeit, die Bilanz zwischen Arbeits- und Freizeit in den Sommermonaten auszugleichen. „Die Flexibilität, die unsere Mitarbeiter zeigen müssen, zeigen wir auch als Arbeitgeber“, sagt PwC-Recruiting- Chef Folke Werner stellvertretend für die Branche. Und weil es immer gut ist, wenn ein Personalverantwortlicher mit gutem Beispiel voran geht, rät Michael Rödl von Rödl & Partner jungen Kollegen, die Möglichkeiten für den inneren Ausgleich zu nutzen. „Da es sich bei unserem Beruf um eine sitzende Bürotätigkeit handelt, ist für mich persönlich Bewegung, sei es ein Waldlauf am Abend oder ein Spaziergang in der Mittagspause, sehr wichtig.“ Und wer Arbeit und Entspannung verbinden möchte, kann ja auch in den Zoo gehen und versuchen, den Wert eines Pinguins zu ermitteln.

Examen zum Wirtschaftsprüfer

Nach dem Studium (Master oder Bachelor) und ersten praktischen Erfahrungen ist das Examen für Wirtschaftsprüfer der dritte Karriereschritt. Das Examen ist anspruchsvoll und nicht ohne Vorbereitung nebenbei zu absolvieren. Derzeit sieben Hochschulen in Deutschland bieten einen speziellen Masterstudiengang für angehende Wirtschaftsprüfer an, der auf das Wirtschaftsprüferexamen vorbereitet. In diesen berufsbegleitenden Studiengängen wechseln sich Studien- und Praxisphasen ab, sodass das theoretische Wissen unmittelbar in der Praxis umgesetzt wird. Wer diesen Master absolviert, kann das Wirtschaftsprüferexamen bereits nach dem Studium ablegen. Die nötige Praxis muss er erst vor seiner Bestellung zum Wirtschaftsprüfer nachweisen. Infos zu diesem Master über das Institut der Wirtschaftsprüfer IDW.

karriereführer recht 2.2014 – Anwälte mit Fremdsprachen-Kenntnissen

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Cover karriereführer recht 2.2014

Mehrsprachige Anwälte sind gefragt

Kommunikativ. Anwälte gibt es viele. Juristen, die neben Englisch noch eine zweite Fremdsprache beherrschen, schon weniger. Ob Hebräisch, Chinesisch, Russisch oder Französisch: Wer seine Mandanten in deren Muttersprache beraten kann, verbessert nicht nur die Wettbewerbsposition seiner Kanzlei, sondern auch die eigenen Aufstiegschancen. Wichtig zu wissen: Für das Lernen einer neuen Sprache ist es nie zu spät.

„Priester-Sein ist eine Lebensform“

Nach einem Jura-Studium in Tübingen, einer Anstellung als Rechtsanwalt und der Gründung einer eigenen Kanzlei erkannte Uwe Stier, 47 Jahre, dass sein Kindheitswunsch, Priester zu werden, immer noch vorhanden war. So entschied er sich nach reiflicher Überlegung, den Anwaltsberuf an den Nagel zu hängen, und studierte von 2004 bis 2011 noch einmal: Katholische Theologie in Tübingen. Seit September 2013 ist er Vikar der Ulmer St.-Georg-Gemeinde. Die Fragen stellte Meike Nachtwey.

Uwe Stier, Foto: Katholisches Sonntagsblatt
Uwe Stier, Foto: Katholisches Sonntagsblatt

Warum haben Sie Jura studiert?
Ich selbst wäre vielleicht gar nicht auf diesen Gedanken gekommen. Denn nach dem Abitur und dem Grundwehrdienst war ich immer noch unentschlossen, welchen Beruf ich ergreifen wollte, bis mir mein älterer Bruder vorschlug, mich einmal an der Juristischen Fakultät umzusehen. Besonders hat mir am Jura-Studium gefallen, dass entgegen allen Vorurteilen nicht nur stupides Auswendiglernen gefragt war. Es galt immer, das notwendige Grundwissen anzuwenden, um kleine oder größere Fälle zu lösen, und dabei waren besonders auch eigene Argumente und die eigene Meinung maßgeblich.

Was hat Ihnen an Ihrer Anwaltstätigkeit besonders gut gefallen?
Dass nie Langeweile aufkam. Und dass selbst bei Fällen, die auf den ersten Blick hoffnungslos erschienen, es nach längerem Grübeln oft doch noch einen Ausweg gab. Spannend waren auch immer die Gerichtsverhandlungen, wo sich letztlich gezeigt hat, ob man gute Vorarbeit geleistet hat. Das Größte war für mich aber, wenn ich von Zeit zu Zeit Mandanten aus schweren Krisen heraushelfen konnte, die ihnen sonst für Jahre oder gar Jahrzehnte jede wirtschaftliche Perspektive genommen hätten.

Wie kam es zu Ihrer Entscheidung, noch einmal einen völlig neuen Beruf zu erlernen, Theologie zu studieren und Priester zu werden?
Da kamen verschiedene Dinge zusammen. Da sind zum einen die Schattenseiten des Anwaltsberufs. Zwar lernt man schon im ersten Semester Zivilrecht, dass Recht und Gerechtigkeit durchaus auseinanderfallen können, je nachdem, wer die Beweislast hat und wer seinen Sachvortrag dann auch beweisen kann. Aber in der Praxis muss man es dann doch erst verarbeiten, wenn man erkennt, wie oft vor Gericht gelogen wird. Zudem dreht sich der berufliche Alltag eines Zivilrechtsanwalts meist um Geld. Ich habe aber im Laufe der Jahre immer mehr erkannt, dass mir Geld nicht so wichtig ist, dass sich mein ganzes Berufsleben nur darum drehen soll. Hinzu kommt, dass mir der Glaube an Jesus Christus schon von Kindheit an wichtig war. Schon mit sechs Jahren wurde ich Ministrant und habe damals aller Welt erzählt, dass ich einmal Pfarrer werden würde. Erst in der Oberstufe des Gymnasiums habe ich mich gegen diesen Berufswunsch entschieden, doch er hat mich nie völlig losgelassen. Bis ich mich schließlich in einem mehrere Jahre dauernden Prozess dazu durchgerungen habe, beruflich noch einmal ganz von vorne zu beginnen.

Was gefällt Ihnen an Ihrer jetzigen Tätigkeit am besten?
Ich bin jetzt schon von Berufs wegen gehalten, regelmäßig Eucharistie zu feiern und zu beten. Das sind die Energiequellen, aus denen ich meine Kraft schöpfe. Und ich finde es einfach schön, für die Menschen einer Kirchengemeinde da sein und ihnen in wirklich existenziellen Dingen beistehen zu können, ohne damit irgendwelche wirtschaftlichen Interessen verbinden zu müssen.

Welche Kenntnisse und Fähigkeiten aus Ihrer Anwaltstätigkeit fließen in Ihre heutige Tätigkeit ein?
Natürlich haben die Jahre als Rechtsanwalt sowohl meine Persönlichkeit als auch mein Menschen- und Gesellschaftsbild nachhaltig geprägt. Nicht zuletzt habe ich dabei meinen Weg gefunden, mit Behörden, der Presse und Menschen aller Gesellschaftsschichten umzugehen. Dabei habe ich auch die Scheu vor Menschen mit beeindruckenden Titeln verloren, ebenso wie die Scheu, vor einem Saal voll Menschen zu reden. Bevor ich selbst eine oder, was heute üblich ist, mehrere Pfarreien leiten kann, liegen noch dreieinhalb Jahre Ausbildung vor mir. Da aber in jeder Pfarrei Mitarbeiter beschäftigt sind, Immobilien zu verwalten und zu erhalten und ein Pfarrer letztlich für all das verantwortlich ist, werden spätestens dann natürlich arbeits- und vertragsrechtliche Kenntnisse weiter von großem Vorteil sein.

Welche Gemeinsamkeiten haben beide Berufe? Und worin liegen die größten Unterschiede?
Die offensichtliche Gemeinsamkeit ist, dass Menschen sowohl Rechtsanwälten als auch Priestern Geheimnisse anvertrauen und dabei strikte Verschwiegenheit voraussetzen dürfen. Beide Berufsgruppen tragen dafür aber auch oft eine große Verantwortung. Bei beiden Berufen sind auch Fachwissen und eine überdurchschnittliche Kommunikationsfähigkeit höchst hilfreich. Der größte Unterschied ist meines Erachtens, dass es nicht nur ein Beruf ist, Priester der katholischen Kirche zu sein. Es gibt keinen Feierabend und keine Ferien, in denen ich nicht mehr Priester, sondern nur noch Privatperson bin. Priester- Sein ist letztlich weniger ein Beruf als eine Lebensform.

Welchen Fall würden Sie als Rechtsanwalt noch einmal übernehmen wollen?
Am liebsten erinnere ich mich an einen meiner allerersten Fälle: Als ich meinen ersten Arbeitstag als Rechtsanwalt antrat, fand ich in meinem Büro eine Handvoll Akten vor. Darunter eine arbeitsrechtliche Akte, bei der es darum ging, dass ein Mann der Berechnung seiner Betriebsrente widersprach. Nachdem er über vierzig Jahre bei der gleichen Firma gearbeitet hatte, die ihm eine großzügige Betriebsrente vertraglich zugesichert hatte, ging diese Firma pleite. In solchen Fällen haftet in Deutschland der Pensionssicherungsverein (PSV) in Köln für sogenannte unverfallbare Rentenanwartschaften. Die Akte stammte vom Chef höchstpersönlich, seines Zeichens Fachanwalt für Arbeitsrecht, und endete damit, dass er dem Mandanten von einer Klage abriet, da er keinerlei Erfolgsaussichten sehe. Als der Mandant darauf antwortete, dass er trotzdem eine Klage wünsche, zumal er rechtsschutzversichert sei, sah mein Chef die Zeit gekommen, lieber die Zeit des Neulings zu vergeuden als seine eigene. Doch entgegen allen Erwartungen gewann ich nicht nur die erste Instanz, sondern auch die zweite, worauf der PSV kapitulierte und die Betriebsrente des Mandanten gegenüber der beanstandeten Berechnung vervierfachte.

Das liebe Geld

Bis Juristen das Zweite Staatsexamen in der Tasche haben, ist es ein weiter Weg. Doch die lange Ausbildungszeit wird belohnt: Die Einstiegsgehälter für Anwälte können sich sehen lassen. Und auch Referendare können sich zu ihren meist recht mageren Unterhaltsbeihilfen etwas hinzuverdienen. Von Sabine Olschner

„Viel hilft viel.“ Dieser Spruch hat bei der Frage nach dem Einstiegsgehalt von Rechtsanwälten durchaus einen wahren Kern. Denn je mehr Qualifikationen ein Absolvent vorzuweisen hat, umso besser ist seine Verhandlungsbasis im Vorstellungsgespräch. Prädikatsexamen gehören, vor allem bei den Großkanzleien, zur Pflicht. Wer darüber hinaus noch einen LL.M.-Abschluss oder eine Promotion, einen Auslandsaufenthalt und gute Englischkenntnisse, BWL-Wissen aus einem Zweitstudium oder andere Spezialkenntnisse für ein bestimmtes Rechtsgebiet vorweisen kann, erhöht die Chance auf ein hohes Einstiegsgehalt.

Bei den Großkanzleien bewegen sich die Starteinkommen um die 100.000 Euro – plus/minus zehn Prozent. Einige große Kanzleien, die bisher unter der magischen Grenze lagen, haben nachgezogen und zahlen nun ebenfalls sechsstellige Einstiegsgehälter. Und der Trend zeigt weiter nach oben, meint das Karriereportal azur, das jährlich Gehaltserhebungen bei über 200 Wirtschaftskanzleien in Deutschland anstellt. „Die Gehälter steigen weiter, aber nur langsam. Die Steigerungsrate bei Kanzleien fällt moderat aus, große Sprünge gab es im vergangenen Jahr nicht“, so das Fazit des Portals. Kleinere Kanzleien können mit den Spitzenzahlungen der Großen natürlich nicht mithalten, so dass sich über alle befragten Unternehmen hinweg ein durchschnittliches Einstiegsgehalt von rund 74.400 Euro ergibt – rund 1,5 Prozent mehr als 2013.

Zu den mittelständischen Playern der Branche gehört zum Beispiel die Rechtsanwaltskanzlei Menold Bezler. Sie zahlt ihren Anwälten Einstiegsgehälter zwischen 65.000 und 75.000 Euro plus einen Bonus bis zu 5000 Euro für das erste Jahr. „Wir sind der Ansicht, dass dies angemessen ist für das, was unsere Anwälte bei uns leisten“, sagt Personalleiterin Stefanie Müller. „Auch wenn unsere Ansprüche ebenfalls hoch sind: Im Gegensatz zu großen Kanzleien müssen unsere Mitarbeiter keine 60 bis 70 Stunden in der Woche arbeiten.“ Die Frage nach dem Gehalt wird in den Vorstellungsgesprächen natürlich gestellt, „aber Geld spielt nicht mehr die Hauptrolle bei der Entscheidung für eine Kanzlei“, so Stefanie Müllers Erfahrung. „Das Klima innerhalb der Firma, die Familienfreundlichkeit und die Work-Life-Balance sind heute mindestens ebenso, wenn nicht sogar wichtiger für die jungen Anwälte.“ Auch eine langfristige Bindung und Aufstiegschancen, bis hin in die Partnerschaft, sind Punkte, mit denen Kanzleien bei ihren Bewerbern punkten können. Neben der monetären Vergütung kann es auch eine Rolle spielen, welche sonstigen Vergünstigungen eine Kanzlei ihren Mitarbeitern bietet. Bei Menold Bezler etwa bekommt jeder Anwalt nach einem halben Jahr ein iPhone, das er auch privat nutzen darf. Berufshaftpflichtversicherungen, Kammerbeiträge, Mitgliedschaften und Fortbildungskosten, zum Beispiel für die Ausbildung zum Fachanwalt, werden übernommen. Außerdem bekommen die Mitarbeiter Vergünstigungen beim Autokauf, einen monatlichen Kinderbetreuungszuschuss und eine Bahncard. Rechnet man den Wert der Vergünstigungen zusammen, kann es sich durchaus lohnen, beim angebotenen Gehalt der Kanzleien zweimal hinzuschauen.

(Neben-)Verdienst für Referendare
Bevor ein Jurist sich für einen Arbeitgeber entscheidet, muss er das Referendariat durchlaufen. In dieser Zeit erhält er eine Unterhaltsbeihilfe. Diese ist in jedem Bundesland unterschiedlich und liegt derzeit zwischen 900 und über 1200 Euro, davon wird noch die Lohnsteuer abgezogen. Da Rechtsreferendare mittlerweile – außer in Thüringen – keinen Beamtenstatus mehr haben, müssen sie Sozialversicherungsbeiträge abführen – jedoch keine Rentenversicherungsbeiträge. Manche Bundesländer zahlen ihren Referendaren vermögenswirksame Leistungen, einen Familienzuschlag, Weihnachts- oder Urlaubsgeld. Sofern sie die Zeit dazu haben, können Referendare sich durch Mandate etwas dazuverdienen. Wie viel das sein darf, hängt von den Regelungen im Bundesland ab. In Nordrhein- Westfalen zum Beispiel wird der Verdienst aus der Nebentätigkeit angerechnet, sobald er die Unterhaltsbeihilfe zuzüglich der Familienzuschläge um das Anderthalbfache übersteigt. Das Bundesland Berlin erlaubt Nebentätigkeiten von maximal zehn Wochenstunden. In allen Bundesländern müssen Nebentätigkeiten vorab über einen Antrag genehmigt werden.

„In welches Bundesland ein Referendar nach seinem Studienabschluss geht, kann er frei wählen“, erklärt Kristina Wiese, Referentin bei der Bundesrechtsanwaltskammer und dort zuständig für die Juristenausbildung. „Man sollte aber weder das Bundesland noch die Anwaltsstationen danach auswählen, wo man am meisten verdient.“ Vielmehr sollten Referendare bei der Wahl auf die Inhalte und ihre persönlichen Interessensgebiete schauen, so Kristina Wiese. Ein weiterer Rat der Referentin: „Tauchen Sie in der letzten Anwaltsstation nicht einfach unter, um sich nur noch dem Lernen zu widmen.“ Die Praxiserfahrung, die man in dieser Station erhalte, sei viel zu wertvoll, um sie zu verschwenden.

Und nicht zuletzt legt sie jedem Referendar ans Herz, während der Wahlstation ins Ausland zu gehen. Sie selber hat einige Monate in Afrika gearbeitet und profitiert noch heute von den dort gemachten Erfahrungen. Unter Umständen gewähren die Länder einen Zuschuss für die Wahlstation im Ausland. „Doch auch wenn man sich das Geld selber zusammensparen muss, lohnt es sich auf jeden Fall.“

Linktipps zur Gehaltsrecherche

azur, das Karriereportal für Juristen, recherchiert jedes Jahr das Gehalt für den Berufseinstieg von Anwälten und anderen Rechtsberufen. Gehaltstabellen mit Antworten von Arbeitgebern in ganz Deutschland finden sich im Internet:
www.azur-online.de/geld

Auch der Deutsche Anwaltverein erstellt jährlich einen Einstellungs- und Gehälterreport:
http://anwaltsblatt-karriere.anwaltverein.de

Linktipps zur Referendariatsvergütung

Referendarswelt, das Portal für Rechtsreferendare:
www.juristenkoffer.de

Gemeinsam für Bildungsperspektiven

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Die gemeinnützige Bildungsinitiative Antripolis setzt die Begegnung von Nachwuchsjuristen und Wirtschaftssozietäten in einen neuen Kontext – den gemeinsamen Einsatz für die Bildungsperspektiven von Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Verhältnissen. Absolventen, die sich mit den teilnehmenden Partnersozietäten vernetzen, kommen beruflich voran und helfen zugleich jungen Menschen auf ihrem Weg in die Gesellschaft. Denn für jedes Mitglied entrichten die Partnersozietäten Beiträge, die zur Bildungsförderung eingesetzt werden. Von Meike Nachtwey

Es geht ein Riss durch unsere Gesellschaft: Dem Wirtschaftsstandort Deutschland geht es gut, exzellente Hochschulabsolventen sind im Wettbewerb der Unternehmen um junge Talente gefragter denn je. Personaler großer Wirtschaftssozietäten sprechen vom „War for Talents“ um Nachwuchsjuristen mit hervorragenden Examensnoten. Allerdings steht denjenigen, für die am Arbeitsmarkt der rote Teppich ausgerollt wird, eine große Anzahl perspektivloser Jugendlicher mit gebrochenen Bildungswegen gegenüber.

Markus Haag und Alexander Eisenfeld sind Initiatoren der Bildungsinitiative Antripolis, die dieser Bildungsschere mit einem neuen Konzept begegnet. Als ehemalige Klassenkameraden verbindet die Berliner Absolventen eine lange Freundschaft. Alexander Eisenfeld studierte nach dem Abitur Jura in Berlin, absolvierte seinen LL.M. in London und schreibt nun an der Promotion. Markus Haag entschied sich für ein Studium des Ingenieurwesens und machte dabei Station bei großen deutschen Industrieunternehmen. Beiden sind die Schwierigkeiten, mit denen junge Menschen auf ihrem Bildungsweg zu kämpfen haben, jedoch nicht fremd. Eisenfeld etwa wuchs in der Thermometer-Siedlung auf, einem sozialen Brennpunkt im Süden Berlins: „Im sozialen Wohnungsbau landete meine Familie nach der Zwangsaussiedlung aus der ehemaligen DDR Ende der 80er-Jahre. Aber auf Bildung haben meine Eltern stets größten Wert gelegt. Andere Jugendliche aus unserem damaligen Umfeld hatten dieses große Glück nicht.“

Haag und Eisenfeld erkannten Handlungsbedarf. „Vor allem, weil die enge Kopplung von Herkunft und Bildungserfolg ungerecht ist. Aber auch, weil wir als Gesellschaft zu viel Potenzial verschenken“, beschreibt Haag ihre Motivation. Ihre Idee: Gerade die Nachfrage nach erfolgreichen Absolventen sollte zur Förderung der Bildungsperspektiven von Kindern und Jugendlichen aus bildungsfernen Verhältnissen genutzt werden: „Unternehmen investieren viel Geld, um Talente kennenzulernen. Und sie haben ein ureigenes Interesse an einer positiven Entwicklung der Bildungssituation in Deutschland, von der Kinder aller Herkunft profitieren. Wenn wir an der Bildungsmisere zahlreicher Jugendlicher etwas ändern wollen, steht uns Absolventen also ein Mittel zur Verfügung: unser eigener Lebenslauf, vermarktet zugunsten der Bildungsperspektiven von Kindern und Jugendlichen.“

Aus dieser Überlegung entstand Antripolis: Nachwuchsjuristen zwischen Universität und Berufseinstieg vernetzen sich auf einer Online-Plattform mit sieben Partnersozietäten, die vom Anliegen der Bildungsförderung überzeugt sind: Noerr, Linklaters, Milbank Tweed Hadley & McCloy, GSK Stockmann + Kollegen, Taylor Wessing, Heuking Kühn Lüer Wojtek und Mayer Brown. Die Partnersozietäten laden die Studenten und Absolventen über Antripolis zu Karriereveranstaltungen ein und unterbreiten ihnen Angebote für wissenschaftliche Mitarbeit, das Referendariat oder den Berufseinstieg. Für jedes Mitglied, das seinen Lebenslauf einstellt und mit dem sie über das Netzwerk persönlich in Kontakt treten können, entrichten die Partnersozietäten Beiträge. Jene Beiträge fließen jedoch nicht in private Taschen, sondern kommen Einrichtungen zugute, die nachhaltige Bildungsarbeit zur Förderung von Kindern und Jugendlichen leisten. Antripolis kooperiert zu diesem Zweck mit dem Kinder- und Jugendwerk „Die Arche“, dem „Start-Schülerstipendium“ der gemeinnützigen Hertie- Stiftung und der Bildungsinitiative „Teach First Deutschland“.

Besonders wichtig ist den Gründern von Antripolis, die gemeinnützig und ehrenamtlich arbeiten, dass die Absolventen selbst über die Aufteilung der Fördersumme unter den drei Bildungseinrichtungen entscheiden können. Allein durch die Mitgliedschaft fördert jeder teilnehmende Absolvent die Bildungseinrichtung seiner Wahl mit mindestens 120 Euro im Jahr. Darüber hinaus versteht sich die Initiative als Plattform, um soziales Engagement im Bildungswesen durch junge Menschen und die Wirtschaft zu stärken. Die geförderten Bildungseinrichtungen berichten auf der Plattform über ihre Tätigkeiten und informieren die Mitglieder, wenn helfende Hände benötigt werden – etwa bei der Veranstaltung eines Sommercamps oder bei der Hausaufgabenhilfe.

Antripolis gibt Nachwuchjuristen also eine denkbar einfache Möglichkeit, ihren Bildungserfolg mit benachteiligten Jugendlichen zu teilen und zugleich die eigene berufliche Zukunft voranzutreiben. Mit ihrem Anliegen stehen die Initiatoren nicht allein. Antripolis erfährt Unterstützung durch einen Beirat renommierter Professorinnen und Professoren, wie Bundesverfassungsrichterin Prof. Susanne Baer, Bundesverfassungsrichter a.D. Prof. Dieter Grimm, Prof. Reinhard Zimmermann, Prof. Barbara Dauner-Lieb, Prof. Stephane Lorenz, Prof. Petra Pohlmann, Prof. Werner Beulke sowie Prof. Ulrich Haltern. Auch zahlreiche rechtswissenschaftliche Fakultäten deutschlandweit stehen hinter der Initiative. Und das zeigt Wirkung: Seit ihrem Start konnte die Initiative innerhalb von acht Monaten bereits rund 19.500 Euro für wichtige Bildungsarbeit zugunsten von Kindern und Jugendlichen spenden.

Unzureichende Bildung und ihre Folgekosten

1,5 Millionen 25- bis 34-Jährige haben heute in Deutschland weder einen Ausbildungsabschluss noch ein Abitur. Jahr für Jahr starten rund 150.000 junge Menschen ohne Ausbildungsabschluss ins Berufsleben. Wenn es nicht gelingt, diese Zahl zu halbieren, entstehen für die öffentlichen Haushalte Belastungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro pro Altersjahrgang. Das zeigt eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.
Quelle: Bertelsmann Stiftung

Mehr Infos zur Bildungsinitiative unter: www.antripolis.de

Zeitmanagement im Aktenvortrag

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Damit der Aktenvortrag im Examen gelingt, ist es wichtig, ein gutes Zeitmanagement hierfür zu entwickeln. Von Dr. Kerstin Bock, Rechtsanwältin bei Clifford Chance, Düsseldorf

Die mündliche Prüfung im Assessorexamen beginnt in fast allen Bundesländern mit einem Aktenvortrag. Diese Aufgabe verlangt beispielsweise in Nordrhein- Westfalen, innerhalb einer Stunde einen Fall zu lösen und diesen, innerhalb von zehn, maximal zwölf, Minuten zu präsentieren. Richtiges Zeitmanagement ist daher ein wichtiger Bestandteil der Prüfungsleistung. Folgende praktische Tipps können dabei helfen, die vorgegebene Zeit einzuhalten.

Ein Zeitgefühl stellt sich durch das wiederholte Üben von Aktenvorträgen automatisch ein, wenn dabei die Zeit ehrlich gestoppt wird. Das Aufzeichnen auf Band kann eine nützliche Kontrolle sein. Während der Vorbereitung und des Vortrags sollte eine Uhr auf den Tisch liegen, damit die Zeit kontrolliert werden kann. Um den Zeitfresser „Aufregung“ einzukalkulieren, sollte während der Übungsphase die Vorbereitungszeit um etwa fünf Minuten gekürzt werden.

Man sollte keine Zeit durch „Abtauchen“ im Kommentar vergeuden. Dieser sollte nur für gezieltes, kurzes Nachschauen genutzt werden. Auch sollte während der Vorbereitung möglichst keine Zeit für Fragen verwendet werden müssen, die nicht fallspezifisch sind und sich im Vorfeld lernen lassen, zum Beispiel die Struktur des Aktenvortrags oder griffige Einleitungs- und Überleitungssätze.

Die Vortragsnotizen sollten immer gleich aussehen, das heißt, in etwa gleiche Schriftgröße, gleiche Zeilenabstände und einseitige Beschriftung. Dann verrät die Anzahl der beschriebenen Blätter bereits, wie lang der Vortrag werden dürfte. Weniger relevante Passagen sollten in den Notizen markiert werden, die im Vortrag bei Zeitnot gegebenenfalls weggelassen werden können.

Es gilt, das richtige Sprechtempo zu finden. Zu langsames Sprechen kostet wertvolle Zeit. Zu schnelles Sprechen führt dazu, dass die Prüfer wichtige Aspekte nicht mitbekommen. Und wenn es mit dem Zeitmanagement beim Aktenvortrag nicht geklappt hat? Nach vorne schauen. Jeder einzelne Prüfungsteil bietet eine neue Chance, sich zu bewähren.

Professionelle Anleitung zum Aktenvortrag gibt es zum Beispiel in der Referendarakademie bei Clifford Chance. Hier kann anhand von Originalfällen der Ernstfall geprobt werden.

Karriereleiter: Verwaltungsstation

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Auf dem Weg zum Partner einer Kanzlei müssen junge Juristen nach dem ersten Staatsexamen zunächst mehrere Stationen im Referendariat durchlaufen. Zu den Pflichtstationen gehört auch die Verwaltungsstation. Anke Krause absolvierte diese Station bei der IHK Berlin. Von Anke Krause, Rechtsanwältin bei Linklaters in Frankfurt

Entgegen dem zum Teil doch weit verbreiteten Bild von staubigen Bergen von Bescheiden bietet die Verwaltungsstation auch die Möglichkeit, über den verwaltungsrechtlichen Tellerrand hinauszublicken. In Berlin, wo ich mein Referendariat gemacht habe, schließt sich die Verwaltungsstation als dritte Station an die Zeit bei der Staatsanwaltschaft an und dauert drei Monate, die man bei der Behörde seiner Wahl verbringt. Da die Ausbildungsbehörde frei gewählt werden kann, stehen den Referendaren in Berlin unter anderem aufgrund der Bundesministerien vielfältige Möglichkeiten offen, sich nicht nur mit „Standardklausurstoff“ zu beschäftigen.

Ich habe mich für eine Station in der Rechtsabteilung der IHK Berlin entschieden, wo ich im Justiziariat eingesetzt wurde und so die Möglichkeit hatte, über das klassische Verwaltungsrecht hinaus in die Arbeit der Kammer hineinzuschnuppern. Neben dem Verwaltungsrecht liegen die Schwerpunkte der Arbeit der Rechtsabteilung im Handels- und Gesellschaftsrecht, Gewerbe- und Steuerrecht, Vertragsund Wettbewerbsrecht sowie im Arbeitsrecht. Diese lange Liste zeigt schon, wie vielfältig die Arbeit auch für die Referendare ist. Neben der Vertretung der IHK in verwaltungsgerichtlichen Prozessen (insbesondere bei Prüfungsanfechtungen) ist die Arbeit vor allem durch die Interessen der Mitgliedsunternehmen geprägt. So gehört es neben dem Entwerfen von Schriftsätzen auch zu den Aufgaben der Referendare, Merkblätter zu aktuellen Rechtsthemen mit Unternehmensbezug zu erstellen, wie zum Beispiel zu steuerrechtlichen Neuerungen, AGBThemen, Gewährleistungsrechten oder Gesellschaftsgründungen. Dazu kommt die telefonische und schriftliche Beantwortung von Anfragen der Mitglieder – sei es zu den rechtlichen Rahmenbedingen des Crowdfunding, zu den Folgen eines Ausfalls von Gesellschaftern oder dem Umgang mit sogenannten Adressbuchschwindlern. Gelegentlich kommen auch Anfragen von Handelskammern aus dem Ausland, beispielsweise zu den unterschiedlichen Haftungsverhältnissen einzelner Gesellschaftsformen.

Neben diesen rein rechtlichen Themen ist die IHK auch an der Schnittstelle von Politik und Wirtschaft tätig und beteiligt sich an der Diskussion um gesetzgeberische Initiativen und der Gestaltung von rechtlichen Rahmenbedingungen für die Mitgliedsunternehmen. Neben Recherchen zu aktuellen Entwicklungen habe ich in diesem Rahmen zum Beispiel auch Veranstaltungen mit Vertretern von Politik und Wirtschaft vorbereitet. Ich habe meine Verwaltungsstation als insgesamt sehr abwechslungsreich und kurzweilig empfunden. Gerade wenn die Interessen eher abseits von klassischen Verwaltungsbescheiden liegen, bietet die Arbeit bei den Industrie- und Handelskammern eine gute Alternative für die von manchen vielleicht als sehr trocken empfundene Verwaltungsstation.

Linktipp

Weitere Berichte zu Referendariatsstationen finden sie bei uns unter:
karrieref.walhalla0299.nbsp.de/?s=pflichtstation

Ni hao China! Hallo China!

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Aus der Wohnung im 39. Stockwerk in die U-Bahn und anschließend mit dem Motorrad-Taxi zum Büro in einem der zehn höchsten Wolkenkratzer der Welt: Die Arbeit als Jurist in China gestaltet sich nicht nur bei der Anreise zum Arbeitsplatz aufregend. Die chinaerfahrenen Juristen Christian Atzler und Kai Schlender zeigen, worauf es beim Arbeiten in diesem Boommarkt ankommt und wie ein chinesisches Sprichwort zum „Eisbrecher“ in Verhandlungen werden kann.

Christian Atzler, Foto: Baker & McKenzie
Christian Atzler, Foto: Baker & McKenzie

Christian Atzler ist Partner bei Baker & McKenzie in Frankfurt am Main und berät Mandanten bei internationalen Transaktionen, vor allem mit China-Bezug. Von 2005 bis 2008 war er als deutscher Rechtsanwalt bei Baker & McKenzie in Hongkong und Shanghai tätig. Er studierte Rechtswissenschaften in Passau und an der National Taiwan University in Taipei sowie Chinesisch am Mandarin Training Center in Taipei.

Kai Schlender, Foto: Baker & McKenzie
Kai Schlender, Foto: Baker & McKenzie

Kai Schlender ist – nach Stagen bei Baker & McKenzie in Shanghai und Berlin – wissenschaftlicher Mitarbeiter von Baker & McKenzie in Frankfurt am Main. Zudem ist er Lehrbeauftragter der Sinologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er studierte Rechtswissenschaften, Sinologie und Volkswirtschaftslehre in Berlin und Shanghai.

China hat sich binnen weniger Jahre von einem Markt der Zukunft zum Wachstumsmarkt der Gegenwart entwickelt. Wer diesen Markt näher kennenlernen will, für den ist ein längerer Aufenthalt in China ein Muss. Bereits ein altes chinesisches Sprichwort sagt, dass zehntausende Meilen zu reisen sich nicht durch das Lesen von Zehntausenden Büchern ersetzen lässt. Doch was erwartet einen deutschen Juristen in China, wann bietet sich ein Aufenthalt an, und welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um diesen gewinnbringend zu gestalten? Möglichkeiten für einen Aufenthalt in China bieten sich während des Jura- Studiums und auch danach: im Rahmen eines Praktikums, einer Wahlstation oder während eines Secondments, einem Aufenthalt im chinesischen Büro einer internationalen Kanzlei, nach dem Berufseinstieg.

Wer für eine Zeitlang nach China gehen möchte, sollte gute Kenntnisse der chinesischen Sprache mitbringen. Das zeigt bereits ein Blick auf die tägliche Arbeit in einer internationalen Kanzlei im M&A-Bereich mit Chinabezug. So beraten M&A-Anwälte zum einen ausländische Mandanten bei ihren Aktivitäten in China („China Inbound“), etwa bei der Gründung von Tochtergesellschaften in China, bei Joint Ventures mit chinesischen Partnern oder bei Übernahmen chinesischer Unternehmen durch ausländische Investoren. Zum anderen begleiten sie chinesische Unternehmen rechtlich bei Investitionen und Übernahmen außerhalb des eigenen Landes („China Outbound“) – gemeinsam mit Fachkollegen in den jeweiligen Jurisdiktionen. Überwog in der Vergangenheit vor allem bei internationalen Kanzleien meist das China-Inbound- Geschäft, spielt das Outbound- Geschäft derzeit wegen des anhaltenden Wirtschaftswachstums in der Volksrepublik eine zunehmend stärkere Rolle. Dieser Trend lässt sich auch daran erkennen, dass die Kanzleien aus dem Reich der Mitte es den Unternehmen mittlerweile gleichtun und ebenfalls den Schritt ins Ausland wagen, mit ersten kleineren Dependancen hierzulande.

Als Anwalt, der im chinesischen Markt aktiv ist, ist es wichtig, die Landessprache gut sprechen und auch lesen zu können. Viele Entscheidungsträger in chinesischen Unternehmen besitzen oft keine ausreichenden Englischkenntnisse, und auch im China- Inbound-Bereich kommt es auf gute chinesische Sprachkenntnisse an, beispielsweise bei Vertragsverhandlungen mit chinesischen Joint-Venture-Partnern oder bei Besprechungen mit chinesischen Behörden. Ein Verständnis chinesischer Texte ist besonders bei Gesetzen und Verordnungen des Landes erforderlich. Denn da sich die chinesische Rechtsordnung permanent ändert, werden nur wenige Gesetze und Verordnungen ins Englische übersetzt. Auch bei Verträgen oder bei der Due Diligence spielt das Leseverständnis eine wichtige Rolle.

Arbeitssprache in internationalen Kanzleien in China ist nichtsdestotrotz regelmäßig Englisch, auch wenn im Kanzleialltag die chinesische Sprache stark an Bedeutung gewinnt. Insofern sind auch fließende Englischkenntnisse ein Muss. Weniger erwartet werden hingegen fundierte Kenntnisse des chinesischen materiellen Rechts. Zu den Herausforderungen eines ausländischen Juristen in China gehört es, sich – auf Basis der Rechtskenntnisse aus der eigenen Jurisdiktion – rasch in die relevanten Bereiche des internationalen und chinesischen Rechts einzuarbeiten. Dass das chinesische Zivilund Wirtschaftsrecht umfassende Entleihungen aus dem deutschen Recht erfahren hat, ist daher gerade für hiesige Juristen ein großer Vorteil. Unserer Erfahrung nach lässt die abstrakte Herangehensweise deutscher Juristen einen bei unbekannten Rechtsproblemen auch in China selten ohne Ansatz dastehen.

Interessant ist, dass in solchen Fällen der Griff in China oft eher zum Telefon statt – wie hier üblich – zur Kommentarliteratur oder zu Gerichtsentscheidungen geht. Das liegt vor allem daran, dass viele Gesetze und Verordnungen stark von der Umsetzung durch die Behörden vor Ort geprägt sind. Es ist üblich, Vorhaben und Projekte vorab mit diesen zu besprechen, um eine Einschätzung zu erhalten, ob diese in der Praxis umgesetzt werden können. Auch das gehört zu den typischen Tätigkeiten eines ausländischen Anwalts in China. Sprichwörter wie das eingangs erwähnte kommen in China zwar seltener vor, als wir es in unserer westlichen Welt vielleicht vermuten. Ein solches Sprichwort kann aber durchaus „Eisbrecher“ bei einer Verhandlungsrunde mit den Behörden werden.

China

Landesinformationen:
Größe: 9,57 Mio. qkm
Einwohner: ca. 1,3 Mrd.
Hauptstadt: Peking
Landessprache: Chinesisch (Mandarin)

Währung:
1 Euro (EUR) = 8,20 Chinesische Renminbi Yuan (CNY)
Stand: 19.8.2014

Flugdauer:
Frankfurt/Main – Shanghai: 12 Stunden
Kosten: ab 600 Euro

Zeitverschiebung:
+ 6 Stunden MEZ (+ 7 Stunden Winterzeit)

Aufenthaltsgenehmigung:
Die Aufenthaltsgenehmigung in Form des Visums ist an den Arbeitsvertrag gekoppelt und wird in der Regel vom Arbeitgeber in China organisiert. Ein Muss ist außerdem eine Registrierung bei den örtlichen Behörden innerhalb von 24 Stunden nach Ankunft.

Kosten für einen Aufenthalt:
2-Zimmer-Wohnung in der Stadtmitte mit günstiger Verkehrsanbindung in Peking oder Shanghai: circa 700 Euro pro Monat.
Mittagessen in einem einfachen Restaurant : circa 6 Euro.