Der Ersatzneubau der Leverkusener Brücke ist ein Mega-Projekt. Nicht nur wegen der ungefähr 70.000 Quadratmeter Brückenfläche nach Fertigstellung, sondern auch weil der Bau sowie der Rückbau der alten Brücke unter laufendem Verkehr stattfinden – direkt an einem der meistbefahrenen Autobahnkreuze Deutschlands. Von Franziska Immel-Andrä
Am 5. September 2023 war es so weit: Der erste Teil des rund einen Kilometer langen Neubaus der Leverkusener A1-Brücke feierte Brückenhochzeit. Ein Kran setzte die letzten beiden 90 Tonnen schweren Hauptträger von einem Schiff aus direkt über dem Rhein in die fast 18 Meter breite Lücke, die noch zwischen den von den beiden Pylonen an den gegenüberliegenden Rheinufern aus frei vorgebauten Brückenträgern klaffte.
Bei Schrägseilbrücken kann nämlich ein besonders schlanker Überbau ohne Lehrgerüst von gegenüberliegenden Pylonen aus abschnittsweise vorgebaut und Zug um Zug an Seilen aufgehängt werden, die am Pylon verankert sind. Am Folgetag wurden die fehlenden Teile der Fahrbahntafel zwischen den Brückenträgern ebenfalls von einem Schiff aus eingehoben und verschweißt.
Das derzeit wichtigste Brückenbauprojekt Deutschlands, der Ersatzneubau der Rheinbrücke Leverkusen, besteht aus zwei einzelnen, parallelen Brückenüberbauten. Baubeginn für den bereits errichteten ersten Teil war Ende 2017. Im September und Oktober 2022 wurden die beiden Pylone aufgebaut, an denen die Brückenseile verankert sind. Jeder Pylon wiegt knapp über 1.000 Tonnen. Der höchste Punkt des Seilträgers befindet sich in rund 57 Metern Höhe über der Fahrbahn. Ein gesamter Tag der Brückenbautage am 14. und 15. November 2023 in Köln widmete sich gerade dem Projekt – inklusive Besichtigung.

Ab Ende Januar 2024 soll der gesamte Pkw- und Lkw-Verkehr in beide Richtungen über den Neubau fließen. Dann wird die alte Rheinbrücke zurückgebaut – in einem europaweit einmaligen Verfahren wird sie quasi rückwärts abgebaut wie sie einst aufgebaut wurde. Dann wird an gleicher Stelle das zweite neue Brückenbauwerk errichtet.
Doch weshalb muss die alte Schrägseilbrücke überhaupt ersetzt werden? Bei ihrer Errichtung 1965 war sie mit zwei Fahrspuren und einem zusätzlichen Standstreifen in jeder Fahrtrichtung zukunftsweisend. Allerdings war sie für 40.000 Kraftfahrzeuge täglich und nicht für das heutige Verkehrsaufkommen konzipiert – im Laufe der Jahre überquerten sie jeden Tag dreimal so viele Fahrzeuge.
Und nicht nur das: Unter den 120.000 Fahrzeugen waren immer mehr Schwerlastfahrzeuge, die zum Zeitpunkt der Errichtung der Brücke noch gar nicht für den Straßenverkehr zugelassen waren. Durch größeres Gewicht und immer engeren Fahrzeugabstand entstehen zyklische Beanspruchungsspitzen in der Stahlkonstruktion, die zu Rissen in den Schweißnähten in und an den Hohlkästen führten. Diese Schweißnahtverbindungen können an einem bestehenden Bauwerk nur mit sehr hohem Aufwand saniert werden.
Die neue Rheinbrücke Leverkusen besteht aus zwei parallelen Geschwisterbrücken, die sich durch die Symmetrie im Endzustand zu einem Gesamtbauwerk zusammenfügen. Der zweite Teil soll 2027 fertig gestellt werden, sodass im Anschluss für jede Richtungsfahrbahn ein eigenes Brückenbauwerk zur Verfügung steht. Beide Brücken zusammen haben acht durchgängige Fahrstreifen und sind für 150.000 Fahrzeuge täglich ausgelegt. Weiterhin werden die Ein- und Ausfahrten auf beiden Rheinseiten, also sowohl im Kreuz Leverkusen-West als auch in Köln-Niehl, zweispurig auf die Brücke herauf- bzw. von der Brücke heruntergeführt. Durch diese Verflechtungsstrecken ergibt sich eine maximale Anzahl von 12 Spuren. Hinzu kommt ein je 3,25 Meter breiter Rad- und Fußweg auf beiden Seiten.
Die neue Rheinbrücke in Zahlen
Schrägseilbrücken mit Pylonen in A-Form
Gesamtlänge (zwischen den Endauflagern): 1.068 Meter
Größte Spannweite: 280 Meter
Größte Nutzbreite der Brücke: 2 x 33 Meter
Brückenfläche (beide Fahrtrichtungen): Ca. 70.000 Quadratmeter
Pylonhöhe über der Fahrbahn: Rund 55 Meter
Baustart: Dezember 2017
Fertigstellung des ersten Brückenbauwerks: 2023 Nach Vollendung der ersten Brücke wird die alte Rheinbrücke zurückgebaut.
Fertigstellung des Gesamtbauwerks: 2027
Fahrstreifen nach Fertigstellung: 8 durchgängige sowie zum Teil zweistreifige VerflechtungsstreckenMehr Informationen:
www.a-bei-lev.de
www.autobahn.de








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