2. CSR-Preis der Bundesregierung vergeben

Die Bundesregierung hat am Abend des 17. September 2014 in einer feierlichen Preisverleihung in Berlin fünf wirtschaftlich, sozial und ökologisch verträglich handelnde Unternehmen mit dem CSR-Preis ausgezeichnet.

Die Auszeichnungen wurden in unterschiedlichen Größenkategorien an Bischof + Klein, Lebensbaum, die Otto Group und SPEICK Naturkosmetik vergeben. Zudem wurde die Micas AG mit dem Sonderpreis der Jury geehrt. Der CSR-Preis der Bundesregierung wurde 2014 zum zweiten Mal vergeben.

Die Schirmherrin und Bundesministerin für Arbeit und Soziales Andrea Nahles: „Wer nachhaltig wirtschaftet, investiert in den eigenen Unternehmenserfolg. Viele Unternehmen in Deutschland haben dies bereits erkannt und verantwortliches Handeln bewusst im betrieblichen Alltag verankert. Die in diesem Jahr ausgezeichneten Unternehmen haben bewiesen, dass beständiges Engagement nicht nur die Gesellschaft in Deutschland stärkt und Entwicklungschancen in anderen Ländern eröffnet, sondern auch die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Kundinnen und Kunden begeistern kann. Wir hoffen, dass dieser Einsatz viele Nachahmer findet.“

Verbreitung von CSR-Strategien in zehn Jahren, aus: Verbreitung, Entwicklung und Erfolgsfaktoren von Corporate Social Responsibility (CSR) – eine Expertenbefragung
Verbreitung von CSR-Strategien in zehn Jahren, aus: Verbreitung, Entwicklung und Erfolgsfaktoren von Corporate Social Responsibility (CSR) – eine Expertenbefragung

Die prämierten Unternehmen sind: Otto Group, Hamburg (Kategorie 5.000 und mehr Beschäftigte) Bischof + Klein GmbH & Co. KG, Lengerich (500 bis 4.999 Beschäftigte) Lebensbaum / Ulrich Walter GmbH, Diepholz (50 bis 499 Beschäftigte) SPEICK Naturkosmetik, WALTER RAU GmbH & Co. KG, Leinfelden-Echterdingen (1 bis 49 Beschäftigte) MICAS AG, Oelsnitz/Erzgebirge (Sonderpreis der Jury für herausragende CSR-Maßnahmen in KMU – kleinen und mittleren Unternehmen).

Mit dem CSR-Preis der Bundesregierung werden seit 2013 Unternehmen mit Sitz in Deutschland ausgezeichnet, die ökonomisch, ökologisch und sozial verantwortungsvoll wirtschaften. Besonderer Wert wird bei der Methodik auf die Einbettung von verantwortungsvollem Handeln in die Gesamtstrategie eines Unternehmens gelegt. Die Preisträger wurden von einer achtköpfigen Jury aus 21 nominierten Unternehmen ausgewählt. Die Jury besteht aus Mitgliedern des Nationalen CSR-Forums, das die Bundesregierung zu CSR-Themen berät.

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR

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Branche
Forschung in den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Energie, Verkehr, Sicherheit und Digitalisierung

Produkte/Dienstleistungen
+ Wir suchen immer kluge Köpfe für das DLR – auch in dieser besonderen Situation. Unsere aktuellen Stellenangebote finden Sie unter www.DLR.de/jobs +

Das DLR ist das Forschungszentrum für Luft- und Raumfahrt sowie die Raumfahrtagentur der Bundesrepublik Deutschland.
Etwa 8.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter forschen gemeinsam an einer einzigartigen Vielfalt von Themen.
Ihre Missionen reichen von der Grundlagenforschung bis hin zur Entwicklung von innovativen Anwendungen und Produkten von morgen.

Anzahl der Standorte
27 Standorte: Köln (Sitz des Vorstands), Augsburg, Berlin, Bonn, Braunschweig, Bremen, Bremerhaven, Cochstedt, Cottbus, Dresden, Göttingen, Hamburg, Hannover, Jena, Jülich, Lampoldshausen, Neustrelitz, Oberpfaffenhofen, Oldenburg, Rhein-Sieg-Kreis, Stade, Stuttgart, Trauen, Ulm, Weilheim und Zittau

Anzahl der MitarbeiterInnen
8.900

Bedarf an HochschulabsolventInnen
Über 350 pro Jahr

Gesuchte Fachrichtungen
Elektro-, Fahrzeug-, Luft- und Raumfahrttechnik, Maschinenbau, Mechatronik, Nachrichten- und Verfahrenstechnik, Verkehrswissenschaften, Informatik, Mathematik, Chemie, Physik, Geowissenschaften

Einstiegsprogramme
Praktikum, Studien-/Abschlussarbeit, Doktorand/in oder Direkteinstieg

Einstiegsgehalt
Die Vergütung orientiert sich am TVöD

Angebote für StudentInnen
Praktikum, Studentische Tätigkeit, Studienabschlussarbeit

Nähere Infos zu Bewerbung und Veranstaltungen:
www.DLR.de/jobs/Veranstaltungen

Interview mit Bruder Paulus

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(Aus Berufsziel 1.2009) In seiner Institution wird die Moral verwaltet. Bruder Paulus leitet das Kapuzinerkloster Dieburg bei Darmstadt (bis April 2009, heute ist er Guardian des Kapuzinerklosters Liebfrauen in Frankfurt am Main. Anm. der Red.). Der medien affine Referent, Buchautor und TV-Talker bietet Online-Seelsorge auf www.bruderpaulus.de an und Predigten per RSS. BERUFSZIEL bat ihn um ein Wort zum Samstag.

Viele sehen in der Finanzkrise eine moralischethische Krise.
Viele haben ja auch nach dem Motto gelebt: „Wenn jeder an sich selber denkt, ist an jeden gedacht.“ Das hat sich als falsch erwiesen. Wir können nicht ein Marktsystem aufbauen, in dem sich nur der Stärkste durchsetzen kann. Wir gedenken dieses Jahr Charles Darwin, da ist es wichtig, noch einmal zu betonen, dass der Mensch nicht darauf angelegt ist, nach einem Ausleseverfahren mit dem anderen zu leben. Wenn alle nur auf Kosten des anderen zu Reichtum kommen wollen, muss irgendwo eine Bremse eingebaut werden, die besagt: Nein, das mache ich nicht.

Was hilft, sich alter Tugenden zu besinnen?
Tugend kommt von tauglich: Der Mensch braucht etwas, mit dem er sich tauglich macht für ein wertorientiertes Leben. Die alten Kardinaltugenden Glaube, Hoffnung und Liebe sind es, mit denen der Mensch sich fit dafür macht, dass er nicht als Maschine lebt und automatisch reagiert. Er ist vielmehr ein vom Geist Bewegter, jemand, der die Herzensgründe achtet.

Bruder Paulus im Web:
www.bruderpaulus.de

Was würde sich ändern, wenn wir uns mehr vom Geist lenken lassen?
Wir würden unser Leben kreativer gestalten, weil wir merken, dass wir wirklich Individuen sind.
Führende Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Volksökonomie daran krankt, dass wir einer Mathematisierung erlegen sind. Wir glauben, dass wir alles ausrechnen und vorhersagen können. Das ist aber eben nicht so: Der größte Unsicherheitsfaktor ist der Mensch. Er muss zu einer freien Entscheidung eingeladen werden, die sich an Werten orientiert und nicht an Bilanzen.

Was bekommen die Verzocker aus der Wirtschaft beim Jüngsten Gericht zu hören?
Ich glaube, jeder Einzelne hat die Wirtschaftswelt verzockt. Wer ein T-Shirt für drei Euro kauft, hat die gleiche Mentalität wie die vielgescholtenen Bankenmanager. Wir werden alle zur Rechenschaft gezogen, weil wir glauben, nur unseren persönlichen Vorteil aus dem Leben ziehen zu dürfen. Übrigens: Die Hölle ist ja nicht etwas, das später kommt, sie ist eine Strafe Gottes, die wir jetzt schon erleben. Schauen Sie, wie viel Angst die Menschen voreinander haben: all die Sicherheitssoftware, Ketten und Zäune. Es macht ja auch wirklich Angst, wenn man den Eindruck hat, dass der andere immer möglichst viel aus einem herausholen will.

Welchen Zinssatz halten Sie für moralisch vertretbar?
In der Bibel gibt es das Zinsverbot. Dies war damit begründet, dass wir unsere Gaben von Gott empfangen haben und wir sie anderen zur Verfügung stellen sollen, damit sie auch wirtschaften können. Zinsen müssen heute so gut berechnet sein, dass der Ausleihende selber nicht zu Schaden kommt, aber daran auch nicht reich wird. Mit Geld Geld zu verdienen, ist eines der unmoralischsten Dinge, die ich mir vorstellen kann. Ich kenne aber auch Menschen, die Studenten Geld für ein Studium zur Verfügung stellen. Was für eine Investition vom Menschen in den Menschen!

Würde in Ihrem Zeugnis stehen, dass Sie ehrlich, pünktlich und fleißig waren?
Darin würde stehen: Wenn er ein Wort gesagt hat, dann deshalb, weil er davon überzeugt war, dass es gesagt werden musste – ohne Rücksicht auf Verluste. Er kam auch mal zu spät, wenn es erforderlich war, den Menschen höher zu stellen als irgendwelche übergeordneten Erwartungen. Und hoffentlich würde darin stehen, dass ich zuverlässig war und man von mir nichts verlangen konnte, das meinen Werten widersprach. Dass ich eher bereit war, arm und moralisch als reich und unmoralisch zu sein.

Interview mit Werner Tiki Küstenmacher

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(Aus BerufSZiel 1.2009) Was ist passiert mit der edlen Tugend Pünktlichkeit? Sie scheint heute überholt, vom schlampigen Alltag aufgefressen, von einer omnipräsenten „Aufschieberitis“ an den Rand gedrängt. Dabei ist die auch als „Höflichkeit der Könige“ bezeichnete Tugend so wichtig wie eh und je – besonders in der Arbeitswelt. Welche Bedeutung sie hat und wie man sie sich dauerhaft zum Freund macht, erläutert Werner Tiki Küstenmacher. Kurioserweise ist der Erfolgsautor, Karikaturist und evangelische Pfarrer zum vereinbarten Termin nicht zu Hause. Er ist unterwegs, das Auto in die Werkstatt bringen. Das Interview mit BerufSZiel-Autorin Tanja Binder findet mit zwei Stunden Verspätung statt.

Zur Person

Werner Tiki Küstenmacher, 1953 in München geboren, wurde 2001 mit dem Ratgeberbuch „Simplify your Life“ (Co-Autor ist Lothar J. Seiwert) berühmt. Das Buch war noch 2007 auf der „Spiegel“-Bestsellerliste zu finden und wurde mittlerweile in 30 Sprachen übersetzt.

Sind Sie ein pünktlicher Mensch?
(verzweifelt) Leider nein. Ich gehöre zu den Menschen, die sich zu viel vornehmen und unterschätzen, wie lange die einzelnen Arbeiten dauern. Sie wollen den anderen nicht schaden, sondern helfen – weshalb sie selbst dann oft zu spät kommen. Sie versuchen, allen zu gefallen. Das ist das tiefer liegende Problem bei uns Unpünktlichen.

Notorische Zuspätkommer behaupten gerne, sie könnten nichts gegen ihre Unpünktlichkeit tun. Existiert so etwas wie ein Gendefekt?
Das würde ich nicht sagen. Ich kenne sehr genau den Anteil meiner Schuld, wenn ich mich verspäte. Ich setze mich beispielsweise gerne selber unter zeitlichen Druck, damit mein Leben nicht so langweilig ist. Eigentlich haben wir Unpünktlichen Angst vor der Leere in unserem Lebene.

Das heißt, unpünktliche Menschen sind weder Egoisten noch schlechte Teamplayer?
Ich kenne viele unpünktliche Leute, die zu wenig egoistisch sind. Vor allem Frauen sind davon betroffen.

Weil sie nicht Nein sagen können?
Genau. Das ist übrigens auch meine Schwäche. Das muss man richtig gehend üben.

Wie?
Wenn mich jemand bittet, etwas zu machen, sage ich nie direkt zu, sondern dass ich es mir erst noch überlegen muss. Das Problem beim Ja-Sagen ist, dass es sich so schön anfühlt und der andere glücklich strahlt. Doch wenn man es nicht schafft, obwohl man zugesagt hat, ist der andere doppelt unglücklich. Also kein spontanes „Ja“, sondern erst einmal ein „Vielleicht“ oder ein „Nein“.

Ist Pünktlichkeit eine altmodische Tugend, die überkommen ist in unserer schnelllebigen Zeit?
Das glaube ich nicht. Pünktlichkeit wird sogar immer wichtiger. Wenn sich bei mir die Termine sehr dicht drängeln, sage ich mir: Zeit ist nicht etwas, das auf mir lastet, sondern etwas, das mir gehört. Wir haben in unserer Sprache Bilder wie „unter Zeitdruck sein“. Damit stellt man sich als Opfer dar. Ich dagegen stelle mir vor, dass der Tag ein Garten ist, durch den ich gehe – mal schnell und mal langsam. Die Zeit steht mir zur Verfügunge; sie ist ein wunderbares Geschenk.

Ist Pünktlichkeit für die berufliche Karriere wichtig – auch als eine Form der Höflichkeit anderen gegenüber?
Ja. Andere Menschen warten zu lassen, ist respektlos. Pünktlichkeit ist eine Kunst, die manche Menschen aber erst lernen müssen. Zum Beispiel Arbeitslose: Wenn der äußere Zwang nachlässt, ist das bei vielen Menschen so, als ob aus einem Ballon die Luft entweicht. Wir haben uns daran gewöhnt, von einem äußeren Korsett zusammengehalten zu werden, und das von frühster Kindheit an – in der Krippe, im Kindergarten, in der Schule. Deshalb fürchten sich manche Menschen richtiggehend davor, selbstständig zu arbeiten, weil sie sich selbst disziplinieren müssten.

Kann man sich denn mit Terminschlamperei ins berufliche Abseits befördern?
Das allein reicht nicht aus. Wenn jemand gut ist, verzeiht man ihm ab und an seine Unpünktlichkeit. Das merke ich bei mir: Ist die Zeichnung gut, sieht man mir nach, dass ich zu spät geliefert habe. Wenn man aber immer zu spät ist und zusätzlich seine Arbeit nicht gut macht, dann befördert man sich ins Abseits. Denn Unpünktlichkeit ist etwas, das leicht messbar ist – im Gegensatz zur Qualität der Arbeit.

Muss auch der Chef pünktlich sein?
Ja, absolut. Wobei ich festgestellt habe, dass Menschen, die überkorrekt und sehr pünktlich sind, eher negativ bewertet werden. Heutzutage will man Angestellte, die sich voll fürs Unternehmen einsetzen und auch mal zu einer verrückten Nachtstunde arbeiten. Dafür dürfen sie am nächsten Morgen auch mal zu spät kommen. Die überkorrekten Malen-nach-Zahlen-Typen sind nicht mehr gefragt. Wir sollten aber nicht nur über „Pünktlichkeit von vorne“ sprechen, sondern auch über die „Pünktlichkeit nach hinten“, wie ich das nenne: Ein Vortrag soll zwanzig Minuten dauern, doch der Sprecher wird und wird nicht fertig.

Und stiehlt den Zuhörern die Zeit …
Ganz genau. Ein anderes Beispiel ist die Super-Seuche der Meetings. Ich plädiere für weniger Meetings, denn sie sind das teuerste, was man in einer Firma veranstalten kann. Ich empfehle den Firmen probehalber einfach mal die Hälfte der Meetings wegzulassen. Meine Erfahrung zeigt, dass es auch so funktioniert. Ein weiterer großer Zeitfresser sind E-Mails …

… weil sie den Arbeitstag so zerfasern?
Genau. Die Zeitmanagement-Expertin Julie Morgenstern hat ihr neustes Buch genannt: „Never check Email in the Morning“. Nicht mit dem Mikro-Management starten, sondern mit etwas Großem. Das entspricht auch der Großmann-Methode, deren Kern besagt, man soll den Tag mit etwas Unangenehmem beginnen, das man gerne vor sich herschieben würde. Wenn man das gemacht hat, kann man sich um elf oder nachmittags dem Kleinkram widmen. Das ist der effizienteste Zeitspartipp, den es gibt.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Unordnung am Arbeitsplatz und Unpünktlichkeit?
Ja. Unordnung auf dem Schreibtisch ist wie Sand im Getriebe. Die Schnelligkeit leidet ungemein, wenn man viele Stapel um sich herum hat.

Also ist es sinnvoll, erst einmal Zeit ins Aufräumen zu investieren?
Ja. Es ist falsch, erst aufzuräumen, wenn man Zeit hat. Man muss mitten im Stress aufräumen. Das ist gut investierte Zeit und ein gutes Gefühl, wenn man die Schreibtischoberfläche wieder sieht.

Aber nimmt man nicht auch oft das Aufräumen als Vorwand, um mit einer wichtigen Tätigkeit nicht zu beginnen?
Damit sind wir beim Thema Prioritätensetzen. Es heißt, man solle die wichtigsten Dinge zuerst tun. Mit dieser Weisheit habe ich meine Schwierigkeiten, denn oft wissen wir erst hinterher, was wichtiger gewesen wäre. Ich selbst bin zu einer Art Lotterie übergegangen, bei der das Los entscheidet, mit welcher Arbeit ich anfange. Ich mache das eine fertig, bevor ich etwas anderes anfange. Bloß nicht Multitasking, denn dann leiden beide Arbeiten, und man braucht länger, als wenn man die Arbeiten hintereinander macht.

Es gibt eine Art der „Aufschieberitis“, die dem Perfektionismus entspringt. Man will etwas so gut machen, dass man den Anfang scheut. Wie kann man das überwinden?
Wir wissen aus der Arbeitspsychologie, dass die drei Tage vor dem Urlaub die effizientesten Arbeitstage sind. In dieser Zeit erledigen die Menschen unglaublich viel und schnell. Denn dann wartet man nicht, bis man etwas besser machen kann, sondern macht es einfach. Der Rat müsste also lauten: Machen Sie öfter im Jahr Urlaub oder verhalten Sie sich zumindest so, als ob. Machen Sie die Sachen schlecht, erledigen Sie einfach alles, schreiben Sie nur ganz kurze, unhöfliche Antwortmails, schaffen Sie alles weg – egal wie. Kurzum: Abschied vom Perfektionismus.

Wie kann man mit wenig Aufwand seine Termintreue verbessern?
Was gut funktioniert: Mit dem Chef vereinbaren, dass E-Mails nicht am Vormittag beantwortet werden müssen. Und man sollte das Bimmelsignal abstellen und die Mails nur an ein oder zwei festgelegten Zeiten am Tag abarbeiten.

Ein weiterer Zeitfresser sind die Kollegen, die just dann auf ein Schwätzchen vorbeikommen, wenn man mitten im Arbeitsfluss ist. Wie wird man sie wieder los, ohne unhöflich zu sein?
Ein Tipp: Wenn ein Besucher reinkommt, steht man auf und geht ihm entgegen, damit dieser nicht auf die Idee kommt, sich zu setzen. Mit dem Aufstehen macht man klar, dass man an etwas arbeitet. Das hilft übrigens sogar beim Telefonieren.

Wenn man eine funktionierende Struktur gefunden und den Arbeitsplatz aufgeräumt hat, wie schafft man es, nicht in alte Muster zurückzufallen?
Suchen Sie sich Verbündete. Ob Diät oder Arbeitsvereinfachungen – es ist immer blöd, allein gegen den Strom zu schwimmen.

Wie kann man einen Kollegen, der durch seine Unpünktlichkeit immer wieder die Arbeitsabläufe stört, zu mehr Termintreue motivieren?
Auch dazu sollte man sich Mitstreiter suchen. Wenn zwei oder drei an einem Strang ziehen und unabhängig voneinander den Kollegen auf seine Unpünktlichkeit ansprechen, ist das wirkungsvoller.

Wie kann man als Chef zu mehr Pünktlichkeit motivieren?
Wenn ich jemanden hätte, der alles zu spät abliefert, würde ich größere Aufgaben aufteilen. Wenn er am Freitag einen 30-seitigen Bericht abliefern soll, würde ich am Dienstag um einen Entwurf bitten, weil ich weiß, dass er sonst erst am Freitag anfängt. Ich finde, es gehört zu den Aufgaben eines Chefs, seinen Untergebenen Struktur und Führung zu bieten, sie zu ermutigen und ihnen auch große Aufgaben zuzutrauen. Das berühmte Fördern und Fordern also – wobei „Fördern“ ganz groß und „Fordern“ ganz klein geschrieben werden sollte.

Sabine Asgodom: Ausstrahlung

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(Aus BerufSZiel 2.2010) Ausstrahlung – ein wunderbares Wort, das alles sagt. Strahlen kann ich jedoch nur aus mir heraus. Zwar kann jede/r äußerlich das volle Highlight-Programm abfahren lassen: „Pimp your Image“ – tunen, aufstylen, aufpolieren. Aber wenn dies alles um ein leeres Gesicht herum geschieht, ist die Mühe umsonst. Von Sabine Asgodom

Sabine Asgodom, Foto: Asgodom Live
Sabine Asgodom, Foto: Asgodom Live

Sabine Asgodom coacht Führungskräfte aus Medien, Politik und Wirtschaft.
www.asgodom.de

Ausstrahlung kommt von innen, stärkt die Knochen, richtet das Rückgrat auf, aktiviert das Hirn, lässt die Haut schimmern, bringt die Augen zum Leuchten, und aus dem Mund kommt auch noch etwas Spannendes heraus. Also ran ans Putzprogramm von innen: Als Erstes wird das Ich freigelegt: Wer bin ich, was kann ich, was habe ich in meinem Leben schon geleistet? Ich empfehle dazu „Meister Stolz“, der hilft, den überkritischen Blick zu mildern und Selbstzweifel und Selbstbeschimpfungen wegzuputzen. Viele (vor allem weibliche) Menschen verwechseln Stolz mit Arroganz und sind deshalb vorsichtshalber viel zu bescheiden. Weg mit den Kleinmachern! Ab in den Müll mit Konjunktiven wie „Ich könnte vielleicht …“. Bescheidenheit gilt als Tugend, heißt aber nicht, dass Sie sich selbst unter Wert verkaufen sollen.

Das Erfolgsprinzip heißt: „Einfach sagen, was ist.“ Dazu eine lohnenswerte Übung: Gerade stehen, den Kopf hoch tragen (nicht die Nase!), tief ein- und ausatmen und dann in einem Satz formulieren, was Sie können: „Ich kann gut …“, „Ich bin Expertin für …“, „Ich habe mich spezialisiert auf …“, „Ich bin …“, „Ich habe …“. Probieren Sie aus, was stimmt und Sie gleichzeitig froh macht. Diesen Satz wiederholen Sie so lange, bis die Augen dasselbe sagen wie Ihr Mund. Das funktioniert nur, wenn Sie glauben, was Sie sagen. Also: Bei der Wahrheit bleiben und die Formulierung stärken. Wenn Sie diese Übung allein nicht schaffen, bitten Sie einen Freund, Ihnen zu helfen: „Ja, so bist du.“ „Ja, so sehe ich dich.“ Und bitten Sie Ihren Sparringspartner, dazu immer tüchtig mit dem Kopf zu nicken (wegen der Spiegelneuronen) – bis Sie es selbst glauben.

Die zweite Übung ist für Fortgeschrittene: Zeigen Sie, dass Sie gut sind, ohne zu sprechen. Schreiten Sie statt zu hasten, stehen Sie statt zu lümmeln, sitzen Sie wie eine Königin. Und strahlen Sie dabei die Menschen um sich herum an: Augen auf, Augenbrauen einen Hauch nach oben – das zeigt Interesse – und lächeln. So laden Sie die Welt ein, sich mit Ihnen zu beschäftigen. Dazu muss man natürlich Menschen mögen. Und genau das ist Ihre dritte Putzstelle: Raus mit Gedanken wie „Alle doof außer mir“, „Lauter Idioten“, „Die haben doch alle einen an der Waffel“. „Wer nicht lächeln kann, sollte keinen Laden aufmachen“, sagt ein chinesisches Sprichwort. Und wer andere Menschen nicht mag, achtet, respektiert, hat auch keine Ausstrahlung, sage ich.

Wertschätzung ist tausendmal besser als andere sofort zu bewerten. Nur so schaffen Sie Platz für Neugier auf und Interesse an Menschen. Begeistern Sie sich für andere: Schauen Sie hin, hören Sie hin, versuchen Sie zu verstehen. Die Menschen um Sie herum werden das spüren und schätzen. Und Sie Ihrerseits wahrnehmen. Der findet mich gut? Dann finde ich ihn auch gut. Ach, was für ein interessanter Mensch. Und das sind Sie ja schließlich, oder? Prima, Sie nicken. Räumen Sie das Putzzeug weg und strahlen Sie.

Sebastian Purps: Potenziale entfalten

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(Aus BerufSZiel 1.2013) Der Neurobiologe und Hirnforscher Gerald Hüther ist davon überzeugt: „Wir sind alle nur eine Kümmerversion dessen, was wir sein könnten.“ Damit das nicht so bleibt, hat der Wissenschaftler zusammen mit Führungskräftecoach Sebastian Purps die Initiative „Kulturwandel in Unternehmen und Organisationen“ gegründet, die zeigt, dass ein positives Arbeitsumfeld die Potenziale von Einzelpersonen, Teams und sogar ganzen Organisationseinheiten zur Entfaltung bringen kann. Was steckt hinter dem Kulturwandel? Und wie können Young Professionals sich einbringen? Von Sebastian Purps

Die Führungsetagen zahlreicher Unternehmen bestätigen, wie wichtig die Entfaltung ungenutzter Potenziale für den Erfolg von morgen ist. Bereits in der Global CEO Studie von IBM aus dem Jahr 2010 sagte die Mehrheit der darin befragten 1500 CEOs, dass die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so komplex sind wie nie zuvor. Viele Chefs waren sich einig, dass nur durch den Zugriff auf das kreative Potenzial der Mitarbeiter die aktuellen und kommenden Herausforderungen gelöst werden können. Zwei Jahre später hatten die inzwischen 1700 befragten CEOs bereits erkannt, dass eine offenere Unternehmenskultur hilft, das Potenzial einer zunehmenden Vernetzung besser zu nutzen. Auch der Stellenwert ethischer Unternehmenswerte ist laut der Studie enorm gestiegen.

Beispiele von Unternehmen, in denen Kulturwandel bereits erfolgreich umgesetzt wurde:
www.kulturwandel.org

Ein Blick auf die Voraussagen der Weltgesundheitsorganisation WHO und die Analysen mancher Krankenversicherung zeigt jedoch, dass es um diesen „Zugriff auf das kreative Potenzial“ und eine positive Unternehmenskultur immer noch eher düster bestellt ist: Die WHO geht davon aus, dass im Jahr 2020 die psychischen Erkrankungen die physischen überholt haben werden. Bereits jetzt entstehen der deutschen Wirtschaft aufgrund psychischer Erkrankungen der Mitarbeiter jährliche Kosten im zweistelligen Milliardenbereich. Das deutet darauf hin, dass die Arbeitskulturen in vielen Unternehmen weder positiv noch nachhaltig sind – geschweige denn zur Potenzialentfaltung beitragen können. Dass es einen Wandel in vielen Unternehmen braucht, ist also kein „weiches“ Thema einzelner Personalentwickler mehr.

Das Thema interessiert inzwischen auch zahlreiche Firmenlenker, die harte wirtschaftliche Zahlen im Blick haben. Hier wächst die Erkenntnis: Ein Kulturwandel ist die Voraussetzung dafür, dass Mitarbeiter sich wieder voll einbringen und Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben können.

Grundbedürfnisse erfüllen

Das erfolgreiche Unternehmen von morgen sollte sich also heute die Frage stellen: Was genau müssen wir verändern, um auf das kreative Potenzial unserer Mitarbeiter zugreifen zu können? Überdurchschnittlicher Verdienst, Dienstwagen und steile Aufstiegschancen sind längst nicht mehr die Antwort. Studien des Massachusetts Institute of Technology legen dar, dass gerade hohe Bonusanreize kognitive Leistungen reduzieren. Auch die Erfolgsbeispiele der Initiative „Kulturwandel in Unternehmen und Organisationen“ zeigen, dass Firmen ihre Arbeitsumfelder attraktiver gestalten müssen, um bisher ungenutzte Poten ziale zur Entfaltung zu bringen.

Erfolgreiche Organisationen erfüllen dabei insbesondere zwei wichtige neurobiologische Grundbedürfnisse ihrer Mitarbeiter. Zum einen das Bedürfnis nach Verbundenheit und Zugehörigkeit: Wenn Menschen dieses Gefühl bemerken – beispielsweise weil der Unternehmenschef wahrnehmbarer wird, die Führungskraft zugewandter agiert oder das Team harmonischer arbeitet –, werden sie innerlich ruhiger und fokussierter. Zum anderen erkennen wir in diesen Unternehmen Rahmenbedingungen, die es Mitarbeitern ermöglichen, selbstbestimmt und selbstwirksam zu arbeiten. Auf diese Weise messen Mitarbeiter dem eigenen Handeln eine viel größere Bedeutung bei. So können sich wahre Feuer der Begeisterung entzünden. Die Hirnregionen, in denen ungenutzte Potenziale verborgen sind, beginnen dann besonders aktiv zu werden.

Young Professionals können das Wissen um diese zwei Schlüsseleigenschaften für sich nutzen, indem sie im eigenen Unternehmen nach Führungskräften suchen, die ihren Teams Freiraum zur Gestaltung bieten und von ihren Mitarbeitern als wichtige Bezugsperson anerkannt sind. Die Chancen für die eigene Potenzialentfaltung steigen beträchtlich, wenn man als Teil eines solchen Teams arbeitet. Zudem können Führungskräfte, die solche Teams leiten, als Rollenmodell für Young Professionals dienen. Sie können vom Verhalten dieser Chefs lernen. Fast noch wichtiger ist es jedoch zu verstehen, mit welcher inneren Haltung und Motivation diese Führungskräfte agieren – das kann ein wichtiger Schlüssel sein, um eigene Veränderungen erfolgreich voranzutreiben.

Haltung und Handlung

Ein Experiment der Sozialpsychologie zeigt, wie bedeutend die innere Haltung sein kann: Der sogenannte Rosenthal-Effekt bezeichnet ein bekanntes Experiment zwischen Lehrern und Schülern. Wissenschaftler haben darin 20 Prozent der Schüler einer Klasse willkürlich ausgewählt – und sie dem Klassenlehrer, unabhängig von der tatsächlichen Begabung oder Leistung, als High Potentials verkauft. Das erstaunliche Ergebnis: Nach einem Jahr konnten die Wissenschaftler bei diesen 20 Prozent eine überdurchschnittliche Leistungssteigerung feststellen. Offensichtlich haben die Überzeugung und innere Haltung des Lehrers sein Verhalten gegenüber diesen Schülern derart beeinflusst, dass seine Arbeit letztlich zu einer Potenzialentfaltung bei den ursprünglich zufällig ausgewählten Schülern geführt hat.

Die innere Haltung von Führungskräften kann also den wesentlichen Unterschied machen. Führungskräfte, die mit einem Mangel an Überzeugung eine neue Führungskultur „probieren“, scheitern öfter. Die Belegschaft spürt, dass der Chef nur eine Methode übernommen hat, und erkennt den Mangel an Authentizität. Eine Führungskraft, die überzeugend eine Arbeits- und Führungskultur verändern will, braucht also starke innere Bilder, an die sie glaubt und die das Handeln leiten. Innere Bilder sind nichts anderes als neuronale Netzwerke. Solche Netzwerke entstehen durch zwei Faktoren: Erstens muss der Führungskraft klar sein, was genau sie durch den Wandel im Unternehmen erreichen will. Das geschieht durch wiederkehrende, fokussierte Reflexion sowie durch Gespräche mit anderen. Die moderne Hirnforschung weiß, dass gerade der Austausch und das Eingehen von Beziehungen einen günstigen Einfluss auf die Bildung neuer neuronaler Netzwerke haben.

Zweitens braucht die Führungskraft genügend inneren Antrieb. Sie muss sich fragen, warum ihr das Erreichen des Wandels wichtig ist. Es muss etwas sein, das sie berührt, etwas, das unter die Haut geht. Nur dann schüttet das Gehirn sogenannte neuroplastische Botenstoffe aus, die dafür sorgen, dass sich die neuen Netzwerke stabilisieren und fest verankern. Das Gehirn ist bestrebt, dass innere Bilder und Realität zusammenpassen. Daher wirken diese starken inneren Bilder als ein intensiver Antrieb: Sie sorgen dafür, dass der Mensch sich aufmacht, die Außenwelt so zu verändern, dass sie zu den eigenen inneren Bildern passt. Dadurch wird das Handeln der Führungsperson authentisch und ermöglicht es anderen, Vertrauen zu fassen, um die eigenen Potenziale noch mehr zu entfalten.

Das ideale Umfeld für so eine Führungskraft und Mitarbeiter, die dann ihre Potenziale entfalten können, ist ein Unternehmen, in dem eine offene Kultur herrscht. Bisher passe diese neue Offenheit jedoch oft kaum zu den traditionellen hierarchischen Kontrollstrukturen, meint Gregor Pillen, Geschäftsführer IBM Deutschland, in einem Interview im Rahmen der Global CEO Studie 2012. Aber es gibt Hoffnung:

„Die Chefs scheinen zunehmend bereit, starre Prozesse zu lockern und durch flexiblere Rahmenwerke zu ersetzen. Sie sind deutlich bestrebt, offenere und kollaborative Kulturen zu fördern und ihre Mitarbeiter zu ermutigen, sich zu vernetzen, voneinander zu lernen und so Veränderungen voranzutreiben.“

Das hieße im Gegenzug aber auch, so Pillen, dass neue Kernkompetenzen von der Belegschaft erwartet werden: Kommunikationsfähigkeit, Kollaborationsskills und die Bereitschaft, möglichst flexibel in wechselnden Teams zu arbeiten. „Die CEOs suchen also Mitarbeiter, denen Veränderungen Spaß machen, die neugierig sind und sich gerne in Netzwerken bewegen.“ Das ist eine gute Nachricht für Young Professionals, denn genau diese Eigenschaften sind in ihrer Generation nachweislich stark ausgeprägt.

Interview mit Matthias Horx

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(Aus BerufSZiel 1.2011) Frauen sind auf dem Vormarsch – nicht nur in Deutschland. Warum wir im Vergleich zu anderen Ländern jedoch noch zu wenige weibliche Führungskräfte haben, erklärt Zukunftsforscher Matthias Horx. Die Fragen stellte Sabine Olschner.

Sie haben den „Megatrend Frauen“ definiert. Woran machen Sie diesen Trend fest?
Die Entwicklung hat schon in den späten 1970er-Jahren begonnen: Immer mehr Frauen rücken seitdem in Führungspositionen auf, ihr Einkommen steigt. In den verschiedenen Ländern vollzieht sich dieser Wandel unterschiedlich schnell. Deutschland ist hier noch nicht so weit wie manches andere Land, aber auch hier steht der Wandel unmittelbar bevor.

Unternehmen, die Frauen fördern

Auf der Informationsplattform genderdax finden hoch qualifizierte Frauen einen umfassenden Überblick über Beschäftigungsmöglichkeiten bei Unternehmen in Deutschland, die sich aktiv für Frauenkarrieren einsetzen:
www.genderdax.de

Warum steigen immer mehr Frauen beruflich auf?
Grund ist die Bildungsverschiebung: In allen westlichen und zunehmend auch in östlichen Ländern steigen die Bildungspotenziale der Frauen im Vergleich zu den Männern rapide an. In Deutschland sind zum Beispiel mittlerweile 56 Prozent der Abiturienten Frauen. Die Folge ist: Frauen mit einem hohen Bildungsgrad wollen sich beruflich ausprobieren. Und leider landen sie dabei in Deutschland immer noch im Work-Life-Balance-Dilemma, sich zwischen Familie und Karriere entscheiden zu müssen. Das Bild wird sich bei uns erst wandeln, wenn die Anzahl der Frauen, die einen sehr familienzentrierten Lebensentwurf haben, auf unter 40 Prozent fällt. Denn dann entstehen neue gesellschaftliche Mehrheiten, die andere Bedingungen für karrierewillige Mütter schaffen werden.

Wird die Zahl der Frauen im Management in den nächsten Jahren also auch in Deutschland weiter steigen?
Seit einigen Jahren gibt es die Tendenz, dass Unternehmen aktiv nach Frauen suchen oder sogar, wie etwa die Telekom, Frauenquoten einführen. Wir werden um solch eine Quote nicht mehr herumkommen, denn die Frauen werden langsam ungeduldig und fordern ihren Anteil an den Karrieremöglichkeiten. Aber eine einzige Frau in der Führungsriege ändert gar nichts, sie würde nur vermännlichen. Man braucht eine kritische Masse, um die Karrierekultur von innen zu verändern. Ich glaube daher, dass wir in fünf, sechs Jahren Frauenquoten auf der gesamten gesellschaftlichen Ebene haben werden.

Warum ist es derzeit für Frauen noch so schwer, an die Macht zu kommen?
Männer haben eine bestimmte Arbeitskultur etabliert: Man kann bei uns nur Karriere machen, wenn man überdurchschnittlich viel Zeit investiert und sein Privatleben vernachlässigt. In den oberen Etagen der deutschen Unternehmen kann man ohne einen 12-Stunden-Tag keine Karriere machen. Diese Bedingungen wurden vor langer Zeit von Männern gesetzt, weil sie sich nicht um familiäre Angelegenheiten kümmern müssen. Aus diesem Grund schaffen viele Frauen es nicht in höhere Positionen. Im Grunde sind sie aber einfach schlauer, denn sie wollen nicht ihr Privatleben dem Beruf opfern. Wenn sich bei uns also das Zeitbild von Karriere nicht ändert, werden wir immer noch eine Minderheit von Frauen in Führungspositionen haben.

Was müssen junge, karriereorientierte Frauen tun, um den Megatrend ihres Geschlechts nicht zu verpassen?
Ihnen muss klar sein, dass sie für die Karriere derzeit noch einen hohen Preis zahlen müssen, nämlich ihre sozialen und familiären Bindungen aufzugeben. Es wird noch eine ganze Zeit dauern, bis sich das kulturelle Umfeld für sie ändern wird. Viele entscheiden sich aus dem Grund noch gegen die Karriere. Wer es wagen will, sollte sich seinen Arbeitgeber genau anschauen: Es gibt mittlerweile Firmen, die andere Kulturen haben. Wenn die guten, leistungsfähigen Frauen dort hingehen und diese Firmen stärken, wird sich auch bei anderen Unternehmen etwas ändern.

Interview mit Antje von Dewitz

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(Aus BerufSZiel 1.2011) Vor zwei Jahren übernahm Antje von Dewitz von ihrem Vater die Unternehmensleitung des Outdoor-Ausrüsters Vaude. Seitdem ist die 37-jährige Mutter von vier Kindern Chefin von über 500 Mitarbeitern. Mit Sabine Olschner sprach die promovierte Ökonomin über den Spagat, den sie als Führungskraft und Mutter vollbringen muss.

Zur Person

Studium der Kulturwirtschaft in Passau. Praktika bei Medien, NGOs und kulturellen Einrichtungen. Letztes Praktikum während des Studiums bei Vaude: Aufbau des neuen Bereichs Packs & Bags. Nach dem Studium Einstieg ins Familienunternehmen, nach einem zweieinhalbjährigen Abstecher an den Lehrstuhl für Entrepreneurship
und der Dissertation im Bereich Ökonomie 2009 Übernahme der Unternehmensleitung. Mutter von vier Kindern.

Wann war für Sie klar, dass Sie das Unternehmen Ihres Vaters übernehmen wollen?
Ich habe es immer als Option im Kopf gehabt, denn als Unternehmerkind kann man sich der Frage nach der Unternehmensnachfolge kaum entziehen. Zu Schul- und Studienzeiten war mir aber noch gar nicht klar, was es bedeutet, ein Unternehmen zu leiten. Daher war für mich die Orientierungsphase mit vielen Praktika so wichtig. Nachdem ich dann rund drei Jahre bei Vaude gearbeitet hatte, habe ich mir die Frage gestellt, ob ich die Leitung der Firma übernehmen will – und habe mich dafür entschieden.

Was gabden Ausschlag für diese Entscheidung?
Das Gefühl, angekommen zu sein. Die Arbeit bei uns war offenbar genau das, was ich immer wollte. Getrieben war ich dabei von dem Wunsch, Verantwortung zu übernehmen und viel bewirken zu können. Ich war fasziniert von den zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten, die solch ein Unternehmen bietet. Weil ich zu diesem Zeitpunkt schon eine Weile hier gearbeitet hatte, kannte ich sowohl das Unternehmen als auch mich im Unternehmen und habe mir die Aufgabe deshalb zugetraut. Außerdem hat mir mein Vater immer die Freiheit gelassen, eigene Entscheidungen zu treffen und meinen eigenen Weg zu gehen.

Wie reagieren Ihre Mitarbeiter auf eine so junge Frau an der Unternehmensspitze?
Das ist nie ein Thema gewesen, weil bei uns über 60 Prozent Frauen arbeiten. Daher habe ich nie Ablehnung oder Vorurteile gespürt. Dass ich so jung bin und viele Mitarbeiter mich schon als Kind kannten, war am Anfang schon ungewohnt. Aber ich hatte ja lange genug Vorlauf im Unternehmen und konnte mich beweisen, sodass ich den Mitarbeitern auf Augenhöhe begegnen konnte.

Wie schaffen Sie es als Mutter von vier Kindern, auch noch ein Unternehmen zu leiten?
Wir sind als Familie sehr gut durchorganisiert und haben ein großes Netzwerk, das uns unterstützt. Zwei
Kinder sind im unternehmensinternen Vaude-Kinderhaus, mein Lebensgefährte arbeitet nur halbtags, meine Mutter und meine Schwiegermutter kommen zu uns, und wir haben eine Haushaltshilfe. Außerdem versuche ich an meinen „Familiennachmittagen“, schon um 17 Uhr das Büro zu verlassen, und vermeide Termine am Wochenende.

Darüber hinaus habe ich die Entscheidungswege im Unternehmen umgestaltet: Es läuft nicht mehr alles über meinen Schreibtisch, die Führungskräfte haben mehr Eigenverantwortung als früher, und ich delegiere mehr an sie. Daher arbeite ich auch nicht soviel, wie es früher mein Vater in dieser Position getan hat.

Ihr Lebensgefährte arbeitet halbtags. Glauben Sie, das ist notwendig, wenn Frauen Karriere machen wollen?
Wenn wir eine Vollzeit-Haushaltshilfe hätten, könnte ich mir schon vorstellen, dass beide Eltern Vollzeit arbeiten. So wie wir uns organisiert haben, jedoch nicht, denn dann würde etwas auf der Strecke bleiben.

Standen Sie jemals vor der Wahl Kind oder Karriere – oder wollten Sie immer beides?
Eigentlich wollte ich nie Kinder bekommen. Oder wenn überhaupt, dann erst nachdem ich meine Karriere angestoßen habe. Das erste Kind kam ungeplant – und dann bin ich auf den Geschmack gekommen. In meinem Umfeld hier im katholischen, konservativen Oberschwaben hatte ich vor zwölf Jahren noch kein Vorbild: Ich kannte keine Frauen mit Kindern in der Position wie der meinen. Aber mit der wachsenden Erfahrung, im Beruflichen wie im Privaten, war mir dann klar: Ja, man kann beides miteinander vereinbaren. Es ist alles eine Frage der Organisation und der persönlichen Einstellung.

Würden Sie jungen Frauen raten, sich zwischen Kind und Karriere zu entscheiden?
Das Wichtigste ist herauszufinden, was man will. Man sollte sich völlig freimachen von externen Erwartungen, Rabenmütter-Vorwürfen und äußeren Bedingungen und dann für sich entscheiden, was das Richtige ist. Das ist schwer, weil es noch zu wenige Vorbilder gibt. In dem Alter hat man zudem wenig Übung darin, so langfristige Lebensentscheidungen zu treffen. Schwierige Rahmenbedingungen sprechen oft gegen eine Vereinbarkeit von Kind und Karriere. Ich finde es daher schwieriger, die freie Entschei-
dung zu treffen, als sie dann auch wirklich durchzuziehen, egal für was man sich letztlich entscheidet.

Ist es im Mittelstand einfacher als in einem großen Unternehmen, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen?
Im Mittelstand sind individuelle Lösungen sicherlich leichter zu organisieren. Das Beziehungsgeflecht zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten ist in der Regel enger. Wenn eine Mitarbeiterin schwanger ist, will man sie nicht verlieren und findet schnell eine Lösung. Ein Großunternehmen muss prinzipiell erst einmal familienfreundlich orientiert sein, damit es Wege findet, die ins ganze Unternehmen passen.

Was sind Ihre Tipps für den Aufstieg von Frauen im Mittelstand?
Sie sollten ein klares Bild von ihren Erwartungen an sich selbst und an ihren Beruf haben. Männer sind in diesem Punkt oft schneller, während Frauen eher in der Warteposition verharren, bis sie entdeckt werden. Stattdessen sollten sie klar und selbstsicher kommunizieren, was und wohin sie wollen.

„Bausteine des Neuen schon vorhanden“

Beim neuen Buch des zeitkritischen Autors Reiner Klingholz (60) sollte man auf den Untertitel achten. Da heißt es: „Sklaven des Wachstums“. Dann aber: „Eine Befreiung“. Der renommierte Autor für wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen hat also ein positives Buch über das aus seiner Sicht nahende Ende des Wachstums geschrieben. Im Interview erklärt er, was das für die junge Manager-Generation bedeutet. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Reiner Klingholz, Foto: Sabine Sütterlin
Reiner Klingholz, Foto: Sabine Sütterlin

Reiner Klingholz (geboren am 9. Oktober 1953 in Ludwigshafen) studierte Chemie und Molekularbiologie. Von 1984 bis 2000 arbeitete er als Journalist und Redakteur unter anderem bei der ZEIT ONLINE GmbH und GEO. Seit 2001 ist er als freier Autor tätig und verfasste viel beachtete Bücher zu Themen wie dem demografischen Wandel, Integration und Klimawandel. Zudem ist er Vorstand des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Reiner Klingholz ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Potsdam.

Herr Klingholz, die deutsche Gesellschaft altert und schrumpft. Was bedeutet das für die junge Generation, darf sie sich freuen, weil sie gebraucht wird? Oder sollte sie sich fürchten, weil man sie überfordert oder verdrängt?
Junge Menschen in dieser Gesellschaft werden zu einem raren Gut, und damit steigt ihr Wert. Sie haben es künftig leichter einen Job zu finden und können sich vermutlich auch über ordentliche Gehälter freuen – allerdings nur, wenn sie ausreichend qualifiziert sind. Aber sie haben es eben auch als Minderheit mit einer Mehrheit der Älteren zu tun, die sich im schlimmsten Fall nur für ihre eigenen Belange einsetzt.

Die ältere Generation ist mit der Idee des ewigen Wachstums aufgewachsen. Für viele ist Wachstum die Voraussetzung für Wohlstand. Wo liegt hier der Denkfehler?
Die Wirtschaft, unsere Sozialsysteme und die Finanzmärkte sind auf Wachstum angewiesen. Erst Recht unsere Schuldenpolitik. Denn man kann Schulden nur machen, wenn man davon ausgeht, dass künftiges Wachstum einmal eine Rückzahlung ermöglicht. Das Problem ist, dass dauerhaftes Wachstum auf einem begrenzten Planeten nicht funktionieren kann. Denn Wachstum benötigt immer mehr Rohstoffe und erzeugt immer mehr Abfälle. Der Klimawandel zeigt, wohin das führt. Was wir daher brauchen, ist ein Wirtschafts- und Finanzsystem, das ohne Wachstum ein Wohlergehen der Menschen sichert.

Wer wird der entscheidende Impulsgeber für dieses neue Wirtschafts- und Finanzsystem sein?
Sicher nicht die heutigen Volkswirtschaftler. Für die allermeisten dieser Spezies ist Wachstum weiterhin die Grundlage des Wirtschaftens. Es wird gar nicht in Frage gestellt und erlangt damit den Charakter einer Religion. Wir werden erst nach weiteren Krisen zu der Erkenntnis kommen, dass wir uns an eine veränderte Welt anpassen müssen.

Was für Krisen meinen Sie?
Das Wachstum in allen entwickelten Volkswirtschaften, aber auch in den ersten Schwellenländern wird immer geringer. Deutschland liegt im Zehnjahresmittel unter einem Prozent, Japan praktisch bei null. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Sättigungseffekte, die Alterung der Gesellschaft oder stagnierende Realeinkommen. In diesen Ländern reicht das Geld kaum mehr, um in klassischer Weise den Staat zu finanzieren. Also verschulden sich die Staaten und die Notenbanken, sie fluten den Markt mit Geld, in der Hoffnung, die Unternehmen würden wieder mehr investieren und das Wachstum komme zurück. Das tun die Unternehmen aber nicht. Stattdessen fließt das viele Geld in die Spekulation und schon entsteht die nächste Blase, die in der nächsten Finanzkrise platzen wird. Hinzu kommen Klima- und Umweltkrisen, Verteilungskrisen in den armen Ländern, Flüchtlingskrisen – alles Folgen des grenzenlosen Wachstums.

Aktuelles Buch:

Cover Sklaven des Wachstums, Bild: Campus-Verlag
Cover Sklaven des Wachstums, Bild: Campus-Verlag

Reiner Klingholz: Sklaven des Wachstums. Eine Befreiung. Campus, 2014. ISBN-13: 978-3593397986

Wie finden wir aus diesem Kreislauf heraus?
Diese Krisen werden uns irgendwann so sehr erschüttern, dass wir nach einem neuen, krisenrobusteren System suchen werden. Das tun wir aber nicht aktiv, sondern eben erst als Reaktion auf solche Schocks. Wir hätten nach dem, was wir Wissen, ja schon viel früher handeln müssen.

Wir sitzen bei diesem Wandel also gar nicht am Steuer.
Genau. Das Ganze ist ein Prozess der Evolution, keine Revolution. Wir haben ja auch erst die Energiewende in Deutschland auf den Weg gebracht, nachdem ein Tsunami an Japans Küsten geschlagen war – und nicht weil wir vorausschauend in Sorge um das Weltklima gehandelt hätten.

Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die junge Generation der Wirtschaftswissenschaftler, die sich verstärkt auch für andere Denkrichtungen interessiert? Ich denke da an Netzwerke wie die PluraloWatch-Kampagne oder auch die von Studierenden in Manchester gegründete „Post-Crash Economics Society“.
Es gibt diese Gruppen, in denen Menschen zusammenkommen, die sich Gedanken machen, ob unsere Weltgesellschaft nicht anders und im wirklichen Sinne nachhaltig organisiert werden könnte. Diese Ideen sind nicht neu. Schon Klassiker wie John Stuart Mill oder John Maynard Keynes haben die Vorteile eines stationären Zustands von Kapital und Vermögen gegenüber endlosem Wachstum beschrieben. Der Amerikaner Herman Daly, ehemals Chefökonom der Umweltabteilung bei der Weltbank, schreibt seit Jahrzehnten über das Phänomen eines „unwirtschaftlichen Wachstums“, das sich durch hohe Umwelt- und Sozialkosten auszeichnet. Aber diese Leute haben noch immer keinerlei Einfluss auf die große Wirtschafts- und Finanzpolitik.

Sind alternative Ideen daher vergebene Liebesmüh?
Nein, sie sind wichtig. Alle diese Ideen können einzelne Bausteine für ein neues System liefern, das wir nach den nächsten Krisen brauchen werden. Genauso funktioniert Evolution, ob biologisch oder gesellschaftlich: Die Bausteine für das Neue müssen schon vorhanden sein, bevor die Krise kommt. Sie können sich aber erst entfalten, wenn neue Rahmenbedingungen herrschen. Stehen wir nach der Krise jedoch ohne Bausteine da, entsteht gar nichts. Nur Chaos.

Was raten sie einem Manager-Talent, das nun vor dem Beginn seiner Karriere steht. Noch schnell ein bisschen Wachstum mitnehmen – und dann umdenken? Oder direkt versuchen, das System zu erneuern?
Sie sollten sich in krisensicheren Unternehmensformen engagieren. Zum Beispiel sind Stiftungsunternehmen, Genossenschaften oder Personengesellschaften des Mittelstandes vor Krisen geschützt. Auch diese Firmen benötigen die Aussicht auf Gewinne, aber nicht notwendigerweise Wachstum. Diese Arbeitgeber sind also gut aufgestellt für Zeiten, in denen die Aussichten auf Wachstum schwinden.

Konsum quo vadis

Dem Kapitalismus kommt der Konsum abhanden. Besitzen ist out. Teilen ist in. Diesen Blog-Beitrag teilt Stefan Trees

Ich habe kein Auto. Wenn ich eines benötige, leihe ich mir es bei meinem Carsharing-Anbieter. Das mache ich seit zwölf Jahren so. Offenbar bin ich damit ein Trendsetter der Shareconomy, denn das Autoteilen wird von den Erklärbären in den Medien als liebstes Beispiel für den gesellschaftlichen Trend des Teilens zitiert. Dabei ist das Teilen von Gütern und Produkten ein alter Hut, jahrzehntealte Geschäftsmodelle basieren auf dem Teilen und sind damit erfolgreich. Doch die Shareconomy bringt auch neue, zeitgemäße Ideen hervor: Beim Couchsurfing teilt man das Gästebett für die Nacht, beim Flincern das Auto mit Kollegen auf dem Weg zur Arbeit.

Fernsehtipp

ARD, 14.08.2014, Beckmann: “Verzicht auf Konsum – ist weniger wirklich mehr?”

3sat, 08.09.2014: “Weniger ist mehr – Vom Trend, mit Nichts glücklich zu sein

Auch Fahrräder kann man teilen. Aber das ist nichts für mich. “Zu unflexibel” höre ich mich sagen und finde, ich klinge wie ein Autobesitzer, dem schon beim Gedanken an Carsharing Schweißperlen auf der Stirn stehen. Aber für Besucher, Touristen, Gelegenheitsradfahrer? Super Sache.

Mein Rad hat mir ein Hinterhof-Schrauber aus gebrauchten Teilen zusammengebaut zu einer Zeit, als das Wort Upcycling noch nicht erfunden war. Jahrelang habe ich damit meinen Nachwuchs im Kinderanhänger durch die Stadt kutschiert, manchmal auch den Wocheneinkauf oder Farbeimer vom Baumarkt. Jetzt geht das Rad aus dem Leim und ich stehe vor einer Gewissensfrage: Reparatur oder Neukauf?

Konsum ist, wenn die Wirtschaft lacht.

Die Auslagen der Fahrradläden sind wirklich sehr verlockend. Und ich fühle, dass ich meine Entscheidung nicht ausschließlich sachlich begründet fällen werde. Allerdings gibt es da einen Vortrag des Hirnforschers Prof. Gerald Hüther. Der erklärt mir, wie das Glücksversprechen materiellen Wohlstands in unserer westlichen Kultur mein Konsumverhalten beeinflusst. Und wie Glücksgefühle durch Konsum stimuliert werden. Ich werde wohl meinen Schrauber zunächst mit einem Kostenvoranschlag betrauen.

Teilen ist ein probates Rezept gegen Konsum. Doch selbst hier setzt voraus, das es einen Besitz in Händen eines Besitzers gibt. Das StartupLeihbar aus Berlin hat eine andere Idee: In den Städten sollen vollautomatisierte Schränke mit verschiedensten Produkten stehen, die man sich gegen eine Gebühr für den Hausgebrauch ausleiht. Nützliche Dinge wie eine Bohrmaschine also, die man nur gelegentlich braucht. Der Clou: Strategische Partnerschaften mit Produktherstellern sollen garantieren, dass die Fächer mit neuesten Gebrauchsgegenständen gefüllt sind. Das Kaufen würde somit überflüssig.

Und wer weiß, was auf der Degrowth-Konferenz, die dieser Tag in Leipzig stattfindet, noch alles an neuen Ideen ausgeheckt wird und unsere Gesellschaft bereichert.

Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen – ZFH

Auf einen Blick
Die ZFH – Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen ist der bundesweit größte Anbieter von Fernstudiengängen an Fach-/Hochschulen mit akademischem Abschluss. Sie ist eine wissenschaftliche Einrichtung des Landes Rheinland-Pfalz mit Sitz in Koblenz. Auf der Grundlage eines Staatsvertrages der Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland kooperiert sie mit den 13 Fach-/Hochschulen dieser Bundesländer und länderübergreifend mit weiteren Fach-/Hochschulen in Bayern, Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen.

Der Fernstudienverbund besteht seit mehr als 17 Jahren – das Repertoire umfasst über 70 Angebote wirtschaftswissenschaftlicher, technischer und sozialwissenschaftlicher Fachrichtungen, darunter 22 MBA- und Masterstudiengänge sowie 18 Bachelorstudiengänge unterschiedlicher Ausrichtung.

Alle ZFH-Fernstudiengänge mit dem akademischen Ziel des Bachelor- oder Masterabschlusses sind durch Akkreditierungsagenturen zertifiziert und somit international anerkannt.
Derzeit sind über 5.700 Fernstudierende an den Hochschulen des ZFH-Verbunds eingeschrieben.

Blended Learning: Der Mix macht´s
Das Konzept des Fernstudiums ermöglicht ein weitgehend zeit- und ortsunabhängiges Studieren – Beruf, Familie und Studium lassen sich gut vereinbaren. Eine abwechslungsreiche Mischung aus Selbststudium, virtuellen Lernkomponenten und Präsenzveranstaltungen vereint mit fachlicher Begleitung und intensiver Betreuung führen zum Studienerfolg. Die Fernstudiengänge im ZFH-Verbund bestehen aus 75% Selbststudienphasen im Wechsel mit – meist freiwilligen – Präsenzphasen. Die Präsenzveranstaltungen dienen der Vertiefung und Anwendung des selbsterworbenen Wissens, der Klärung offener Fragen und dem persönlichen Kontakt.

Flexibel durch modularen Aufbau
Innerhalb eines Fernstudienangebotes stehen vielfach verschiedene Module zur Auswahl, die einzeln, in Kombination oder auch in Form eines Gesamtstudiums belegt werden können. Wer sich nicht gleich für ein komplettes Studium entschließen möchte, kann in vielen Studienangeboten zunächst einzelne Module zur gezielten Qualifizierung belegen und nach jedem Semester entscheiden, ob er weiterstudieren möchte. Bereits absolvierte Module können auf das Gesamtstudium angerechnet werden, wenn die Zulassungsvoraussetzungen erfüllt sind.

Logo ZFH

Ansprechpartner
Dr. Margot Klinkner

Anschrift
Konrad-Zuse-Straße 1
56075 Koblenz

Fon
0261 91538-16

Fax
0261 91538-23

E-Mail
m.klinkner@zfh.de
beratung@zfh.de

Internet
www.zfh.de
www.zfh.de/master
www.zfh.de/bachelor
www.zfh.de/zertifikat

Die Zukunft

Al Gore, der ehemalige Vizepräsident der USA, Friedensnobelpreisträger und Bestsellerautor, wagt in seinem neuen Buch einen Blick in die Zukunft. Er identifiziert diejenigen Kräfte, die unser Leben in den kommenden Jahrzehnten am stärksten verändern werden, und zeichnet so ein beeindruckend detailliertes Bild der Welt von morgen. Denn, so Gore, nur wem es gelingt, die Chancen und Risiken der Zukunft zu erkennen, kann sie auch gestalten. Eine Buchempfehlung von Stefan Trees

Cover Al Gore, Die Zukunft, Bild: Siedler
Cover Al Gore, Die Zukunft, Bild: Siedler

Al Gore Die Zukunft
Siedler Verlag 2014
ISBN 978-3827500427
26,99 EUR

Wir leben in einer Zeit umwälzender Veränderungen. Aus der Vielzahl der Kräfte, die unsere Welt formen, greift Al Gore diejenigen heraus, die unsere Zukunft am radikalsten prägen werden: Neben der weiter zunehmenden Globalisierung der Wirtschaft sind das die Verschiebung der geopolitischen Machtverhältnisse, eine fehlgeleitete, allein auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaftspolitik, der nicht nachhaltige Umgang mit unserer Umwelt und unseren Ressourcen sowie die Revolutionen in der digitalen Kommunikation, in der Biotechnik, den Neurowissenschaften und der Gentechnik. Inwiefern wir diese Entwicklungen gewinnbringend nutzen können und ab wann sie für uns zum Risiko werden, das debattiert Gore in seinem neuen, umfassenden Bestseller über unsere Zukunft.

Gores Betrachtung unserer Zukunft ist so umfassend, dass es erstaunt, wie all die Details, die Gore penibel zusammengetragen hat, in einem einzigen Buch Platz finden können. Sein Lektor muss einen aufreibenden Job gehabt haben. Und er hat ihn gut gemacht. Jede Zeile ist so gehaltvoll, dass man meint, das Wissen tropfe wie der Saft einer reifen Frucht zwischen den Buchdeckeln heraus, sobald man sie zuklappt.

In-einem-durch-Lesern sei empfohlen: Nehmt euch Zeit. Und schnallt euch an. Der Geist der Zukunft, den der Visionär Gore eingefangen hat, hat die Kraft eines Orkans. Das faktenreiche Buch ist in seiner Sachlichkeit zwar nicht düster geraten. Aber die zum Teil drastischen, weil ungeschönten Darstellungen Al Gores berühren den bewussten Leser tief.

Gut, dass zwischen den Zeilen die Möglichkeit durchscheint, alles jederzeit verändern zu können.