Sabine Asgodom: Ausstrahlung

Foto: Fotolia/Achim Lücking
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(Aus BerufSZiel 2.2010) Ausstrahlung – ein wunderbares Wort, das alles sagt. Strahlen kann ich jedoch nur aus mir heraus. Zwar kann jede/r äußerlich das volle Highlight-Programm abfahren lassen: „Pimp your Image“ – tunen, aufstylen, aufpolieren. Aber wenn dies alles um ein leeres Gesicht herum geschieht, ist die Mühe umsonst. Von Sabine Asgodom

Sabine Asgodom, Foto: Asgodom Live
Sabine Asgodom, Foto: Asgodom Live

Sabine Asgodom coacht Führungskräfte aus Medien, Politik und Wirtschaft.
www.asgodom.de

Ausstrahlung kommt von innen, stärkt die Knochen, richtet das Rückgrat auf, aktiviert das Hirn, lässt die Haut schimmern, bringt die Augen zum Leuchten, und aus dem Mund kommt auch noch etwas Spannendes heraus. Also ran ans Putzprogramm von innen: Als Erstes wird das Ich freigelegt: Wer bin ich, was kann ich, was habe ich in meinem Leben schon geleistet? Ich empfehle dazu „Meister Stolz“, der hilft, den überkritischen Blick zu mildern und Selbstzweifel und Selbstbeschimpfungen wegzuputzen. Viele (vor allem weibliche) Menschen verwechseln Stolz mit Arroganz und sind deshalb vorsichtshalber viel zu bescheiden. Weg mit den Kleinmachern! Ab in den Müll mit Konjunktiven wie „Ich könnte vielleicht …“. Bescheidenheit gilt als Tugend, heißt aber nicht, dass Sie sich selbst unter Wert verkaufen sollen.

Das Erfolgsprinzip heißt: „Einfach sagen, was ist.“ Dazu eine lohnenswerte Übung: Gerade stehen, den Kopf hoch tragen (nicht die Nase!), tief ein- und ausatmen und dann in einem Satz formulieren, was Sie können: „Ich kann gut …“, „Ich bin Expertin für …“, „Ich habe mich spezialisiert auf …“, „Ich bin …“, „Ich habe …“. Probieren Sie aus, was stimmt und Sie gleichzeitig froh macht. Diesen Satz wiederholen Sie so lange, bis die Augen dasselbe sagen wie Ihr Mund. Das funktioniert nur, wenn Sie glauben, was Sie sagen. Also: Bei der Wahrheit bleiben und die Formulierung stärken. Wenn Sie diese Übung allein nicht schaffen, bitten Sie einen Freund, Ihnen zu helfen: „Ja, so bist du.“ „Ja, so sehe ich dich.“ Und bitten Sie Ihren Sparringspartner, dazu immer tüchtig mit dem Kopf zu nicken (wegen der Spiegelneuronen) – bis Sie es selbst glauben.

Die zweite Übung ist für Fortgeschrittene: Zeigen Sie, dass Sie gut sind, ohne zu sprechen. Schreiten Sie statt zu hasten, stehen Sie statt zu lümmeln, sitzen Sie wie eine Königin. Und strahlen Sie dabei die Menschen um sich herum an: Augen auf, Augenbrauen einen Hauch nach oben – das zeigt Interesse – und lächeln. So laden Sie die Welt ein, sich mit Ihnen zu beschäftigen. Dazu muss man natürlich Menschen mögen. Und genau das ist Ihre dritte Putzstelle: Raus mit Gedanken wie „Alle doof außer mir“, „Lauter Idioten“, „Die haben doch alle einen an der Waffel“. „Wer nicht lächeln kann, sollte keinen Laden aufmachen“, sagt ein chinesisches Sprichwort. Und wer andere Menschen nicht mag, achtet, respektiert, hat auch keine Ausstrahlung, sage ich.

Wertschätzung ist tausendmal besser als andere sofort zu bewerten. Nur so schaffen Sie Platz für Neugier auf und Interesse an Menschen. Begeistern Sie sich für andere: Schauen Sie hin, hören Sie hin, versuchen Sie zu verstehen. Die Menschen um Sie herum werden das spüren und schätzen. Und Sie Ihrerseits wahrnehmen. Der findet mich gut? Dann finde ich ihn auch gut. Ach, was für ein interessanter Mensch. Und das sind Sie ja schließlich, oder? Prima, Sie nicken. Räumen Sie das Putzzeug weg und strahlen Sie.