Mein Berufsweg bei: Hochtief

Trotz meiner erst 33 Jahre blicke ich schon auf einige Jahre Geschichte bei Hochtief zurück. Denn bereits 1996 startete ich bei dem Essener Unternehmen eine Ausbildung zum Beton- und Stahlbetonbauer. Von Sven Gaebel

Sven Gaebel, Foto: Hochtief Name: Sven Gaebel Alter: 33 Jahre Studienort: FH Aachen Hochschulabschluss als: Bauingenieur (FH) Warum Hochtief? Interessante Groß- und Auslandsprojekte, enge Verbindung zum Unternehmen Position: Section Engnieer Sprachen: Englisch, Spanisch und ansatzweise die Sprachen der Länder, in denen ich für Projekte eingesetzt werde
Diese Zeit hilft mir bis heute – sowie auch ein ebenfalls inzwischen abgeschlossenes Bauingenieurstudium. Denn ich sammelte früh praktische Erfahrungen und hatte daher eine gute Grundlage, um Situationen einschätzen zu können. Außerdem war ich auf diesem Weg von Beginn meines Berufslebens an mit Hochtief verbunden. Hier absolvierte ich während meines Studiums etwa sieben Praktika, eines davon in Australien, ein zweites in Schottland. Und ich schrieb eine projektbezogene und englischsprachige Diplomarbeit. Allerdings musste ich mich danach trotzdem noch einmal bei Hochtief bewerben, wenn auch nicht über den ansonsten üblichen Bewerbungsweg: Ende 2008 reichte ich bei der Personalabteilung meinen Lebenslauf ein und führte anschließend ein etwa einstündiges Einstellungsgespräch. Dann war alles klar, und ich startete in der Abteilung für Major International Projects, kurz MIP. Und der Abteilungsname hält, was er verspricht: Schon eine Woche nach dem Vorstellungsgespräch ging es für mich direkt für dreieinhalb Jahre ins Ausland, nach Katar. Dort bauten wir einen über acht Kilometer langen Gebäudekomplex, der aus fünf Einheiten besteht – die Barwa Commercial Avenue in Doha. In einer dieser Einheiten war ich als Section Engineer zuerst für 650 Meter Rohbau verantwortlich, später für den Dachbau und den Ausbau dieses Bereichs. Super war, dass ich ein gutes Team an Polieren und Vorarbeitern hatte, die Planungen gut gelaufen waren und die Arbeitsabläufe stimmten. So meisterten wir vor allem die schwierigen logistischen Herausforderungen erfolgreich und hielten die Termine. Im Frühjahr 2012 kam ich zurück nach Deutschland. Hier arbeitete ich für ein Jahr in der Zentrale an der Erstellung eines Angebots für ein Großprojekt in Saudi-Arabien mit und betreute interne Genehmigungsprozesse. Bei uns durchlaufen die Projekte immer unterschiedliche Phasen und Gremien, in denen festgelegte Richtlinien eingehalten werden müssen. Ich achtete darauf, dass diese Prozesse eingehalten werden, und begleitete sie. Seit Ostern dieses Jahres bin ich nun wieder unterwegs. Allerdings nicht in einem so brütend heißen Land wie Katar, sondern eher im Gegenteil: Etwa 80 Kilometer nördlich von Norwegens Hauptstadt Oslo bin ich innerhalb eines großen Infrastrukturprojekts für einen Tunnelbau verantwortlich. Der Tunnelbau ist, im Gegensatz zum Hochbau in Katar, ganz neu für mich, sodass dies eine riesige Herausforderung ist. Doch genau das habe ich mir gewünscht. Hier kann ich wieder neue Erfahrungen sammeln, mich beweisen und mein Netzwerk ausbauen. Und schließlich ist, insofern ich meine Aufgaben gut erfülle, ein solches Großprojekt auch karrierefördernd – auf dass meine Geschichte bei Hochtief fortgeschrieben wird.

Jung und erfolgreich bei: DB Netz

Heute weiß ich: Mein späterer Weg wurde überwiegend durch die Wahl meiner Vertiefungsrichtung im Studium geebnet. Ich hatte mich für das Verkehrswesen entschieden, der Bereich Eisenbahnwesen gehört dazu. Von Olga Kubacki

Name: Olga Kubacki Position: Bauherrenvertreterin für Großprojekte Stadt: Berlin Alter: 28 Jahre Abschlussjahr: 2010 Fremdsprachen: Polnisch, Englisch, Spanisch Interessen: Reisen, Kochen, Musik Ziel: Arbeit in einem internationalen Team
Der das Institut leitende Professor arbeitete selbst für die Deutsche Bahn. Dank seiner vielen Erfahrungen, konnte er uns ein umfangreiches Fachwissen mitteilen und einen guten Überblick über das System Bahn vermitteln. Mit wachsendem Fachwissen kam auch das Interesse. Da die Deutsche Bahn das größte Schienennetz Europas betreibt, war klar: Wenn ich viele Erfahrungen sammeln will, bewerbe ich mich bei der Bahn. Nach einer Initiativbewerbung durchlief ich erfolgreich den Bewerbungsprozess. Schließlich wurde mir eine Traineestelle mit der Zielposition Bauherrenvertreterin für Großprojekte angeboten. Ich nahm an und wurde in zwölf Monaten auf meine heutige Arbeit vorbereitet. In Stationen lernte ich das Unternehmen kennen. Ich wurde mit Fragen der Bauüberwachung, der Finanzierung und des Controllings konfrontiert. Zeitweise war ich aber auch ganz nah am Gleis: Ich inspizierte mit Anlagenverantwortlichen Weichen. So lernte ich bis April 2012 schon viele der Abteilungen kennen, mit denen ich auch heute noch zusammenarbeite. Als Bauherrenvertreterin ist es meine Aufgabe, die Interessen von DB Netz, dem größten Infrastrukturunternehmen des Bahn-Konzerns, in dem jeweiligen Großprojekt zu vertreten. In meiner Organisationseinheit handelt es sich vor allem um Bedarfsplanprojekte. Ich bin für die Finanzierung zuständig, fordere zum Beispiel Bundesmittel an, habe insgesamt ein Auge auf die Kosten und überwache die Einhaltung der Termine. Zudem beauftrage ich unseren internen Dienstleister. Direkt nach der Trainee- Zeit bekam ich die Verantwortung für das Projekt Nordkreuz-Karow, 2. Baustufe übertragen. Dabei handelt es sich um den zweigleisigen Fernbahnausbau eines Streckenabschnitts der Stettiner Bahn nördlich von Berlin unter Einbeziehung der Berliner S-Bahn. In der Phase der Entwurfsplanung des Projekts gab es eine Menge an Abstimmungen zwischen allen Projektbeteiligten zu organisieren. Während der Bauausführung habe ich die Aufgabe der sekundären Bauüberwachung. Vor Ort erkundige ich mich über den Baufortschritt und versichere mich über die Vollständigkeit der bei dem Bau vorzuhaltenden Unterlagen. Genau darin liegt eine der Faszinationen des Jobs: Ich arbeite an sehr unterschiedlichen Aufgaben mit verschiedensten Menschen zusammen. Nach ungefähr einem Jahr habe ich mich intern für ein anderes Projekt in der gleichen Funktion beworben. Seit Mitte dieses Jahres vertrete ich meinen Arbeitgeber bei der Realisierung einer großen Schnellumschlaganlage für den kombinierten Ladeverkehr, dem Mega- Hub Lehrte. Dort werden unter anderem sechs Umschlaggleise gebaut, Hochleistungsportalkräne errichtet sowie das Gleisbild des bereits bestehenden Bahnhofs an die neuen Funktionen angepasst. Solche interdisziplinären und komplexen Aufgaben machen den Reiz meiner Arbeit bei der Bahn aus.

Wissen gepaart mit Kommunikation

Betül H. Sali und Felix Füllgraff arbeiten beide als Bauleiter für ein bayerisches Unternehmen, das deutschland- und europaweit Bauprojekte abwickelt. Sie berichten von ihren ersten Projekten bei Markgraf sowie den damit verbundenen Herausforderungen und benennen geforderte Fähigkeiten, die im Studium nicht erlernt werden. Von Christoph Berger

Als Felix Füllgraff (30 Jahre, Bauleiter bei Markgraf) 2011 bei der Bayreuther Bauunternehmung Markgraf einstieg, war der Bau für ihn keine unbekannte Welt mehr. Der heute 30-Jährige hatte damals bereits eine Zimmererlehre sowie ein Bachelor- und Masterstudium im Bauingenieurwesen abgeschlossen, hatte für einige Zeit in Nigeria und auf deutschen Baustellen gearbeitet. Auf seinen heutigen Arbeitgeber stieß er schließlich über eine Anzeige im Internet. Er sagt: „Die darin beschriebenen Aufgaben klangen sehr interessant, die Unternehmensbeschreibung sehr sympathisch. All das bestätigte sich in dem späteren Bewerbungsgespräch.“ Gleich sein erstes Projekt führte er in Abstimmung mit seinem Projektleiter fast alleine. Es ging um einen Bau im Bestand: In einer Villa sollte der Keller für die Büronutzung tiefergelegt werden. Dazu mussten die kompletten Außenwände unterfangen und die Bodenplatte erneuert werden. Füllgraff verantwortete vier Monate lang die Ausschreibung, die Vergabe und die Ausführungen als Bauleiter.
Felix Füllgraff, Foto: Markgraf
Felix Füllgraff, Foto: Markgraf
An seinem derzeitigen Projekt arbeitet Felix Füllgraff schon länger: Seit Oktober 2012 begleitet er als Bauleiter in einem Projektteam einen Schlüsselfertigbau. Das bedeutet, dass von den Planungen über den ersten Spatenstich bis hin zur Schlüsselübergabe alles von einem Generalunternehmer organisiert wird. Daher sind auch viele Baubereiche in dem Projekt vertreten: Erdbau, Spezialtiefbau, Rohbau und Ausbau. Es geht um insgesamt 23.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Diesmal wurde ihm schon ein Jungbauleiter zur Seite gestellt, der ihm assistiert. „Mir kommt es vor allem auf Fairness, gute Teamführung und Kostenbewusstsein an“, beschreibt er seine Arbeitsweise. Wenn ein Nachunternehmer gute Arbeit leistet, erkennt Füllgraff diese auch offen an. Doch genauso misstraut er dem Satz: „Passt schon.“ Den gibt es für ihn nicht, der widerspricht seinem Gründlichkeitsverständnis und somit seiner Verantwortung gegenüber seinem Arbeitgeber und den Kunden. Das bedeutet nicht, dass es auf der Baustelle nicht auch mal zu persönlichen Gesprächen kommen kann. „Ich versuche, den richtigen Mix zwischen geschäftlicher Professionalität und persönlicher Kommunikation zu finden“, sagt er zu seinem Anspruch.
Betül H. Sali, Foto: Privat
Betül H. Sali, Foto: Privat
Anders als Felix Füllgraff hatte Bauingenieurin Betül H. Sali (26 Jahre, Bauleiterin bei Markgraf) schon vor ihrem Einstieg Kontakt zu Markgraf. Im Frühjahr 2010 hatte sie bei der Bauunternehmung bereits ein 16-wöchiges Pflichtpraktikum absolviert, danach arbeitete sie als Werkstudentin dort weiter. Der 26-Jährigen gefielen die unterschiedlichen Aufgaben, das Lösen von Problemen und die Koordinationsarbeit. Und: „Es ist immer wieder spannend, was einen auf den Baustellen erwartet, da jeder Tag neue Herausforderungen mit sich bringt.“ Direkt nach ihrem Bachelorabschluss stieg sie als Bauleiterin ein. In ihrem ersten Projekt verantwortete sie zusammen mit einem Kollegen die Sanierung eines Wohnhauses. Sie erklärt: „Die Sanierung ist ein sehr schwieriger Bereich, über den man im Studium nicht viel lernt.“ Sie koordinierte die Nachunternehmer, handelte mit ihnen die Vertragsdetails aus, überwachte die technischen Ausführungen und war auch Kontaktperson für die Bauherren. Dabei fiel ihr auf, wie wichtig neben all dem fachlichen Know-how ein Gespür für Menschen ist: „Die Kommunikation ist eine Gratwanderung. Es kommt auf die richtige Mischung zwischen Lernbereitschaft und Durchsetzungsvermögen an“, sagt sie. „Viele am Bau Beteiligte haben schon etliche Jahre Erfahrungen. Da kann ich noch eine Menge lernen.“ Andererseits muss sie auch ihre Entscheidungen vertreten und durchsetzen. Bisher hat sie diese Balance gut halten können: Mit einer offenen Persönlichkeit und Authentizität begegnet sie erfolgreich dem hin und wieder rauen Baustellenton. In ihrem aktuellen Projekt ist Betül H. Sali abseits vom Baustellenleben – zumindest momentan. Seit Mai unterstützt sie die Projektleitung bei den Vorbereitungen zum Bau einer Wohnanlage in München. Sie nimmt an Vergabeverhandlungen teil, prüft Angebote, kommuniziert mit dem Kunden und erstellt Bauzeitenpläne. Doch irgendwann geht es in die Umsetzung all dieser Planungen – ab dem Innenausbau wird sie das Projekt wieder als Bauleiterin vor Ort verantworten.

Start mit Verantwortung

Von der Hochschule direkt in den Job: Das ist der Weg vieler Bauingenieurabsolventen – egal ob sie mit Bachelor, Master oder Diplom ihr Studium abgeschlossen haben. Dieser Übergang in den Beruf ist spannend und birgt eine Vielzahl von Möglichkeiten. Eine davon ist die Übernahme von Verantwortung. Wer entsprechende Aufgaben übertragen bekommt, weiß: Das Unternehmen vertraut mir als Einsteiger. Von Christoph Berger

Die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten stehen ganz oben auf der Liste der Motivatoren. Sie sind Grund für das Engagement der Mitarbeiter in Unternehmen und ihre Bindung zum Arbeitgeber. Dies ist das Ergebnis einer weltweiten Befragung von 3,8 Millionen Mitarbeitern in 2500 Unternehmen durch das auf Personallösungen spezialisierte Unternehmen Aon Hewitt. Schaut man sich vor diesem Hintergrund die Ein- und Aufsteigerporträts dieser aktuellen Magazinausgabe sowie die der vorangegangen an, kommt man zu dem Schluss: Auch Bauingenieure treten nach ihrem Abschluss in eine Welt reichhaltiger Chancen. Absolventen des Fachs Bauingenieurwesen übernehmen meist direkt verantwortungsvolle Positionen, und ihre Verantwortungsbereiche wachsen schnell – sofern sie sich in den ersten Projekten bewähren. Bauingenieure starten in Bauunternehmen oft als Bauleiter, entweder mit Alleinverantwortlichkeiten für kleinere Projekte oder sie übernehmen die Führung auf der Baustelle zusammen mit einem Kollegen, oder sie leiten Teilprojekte. Schnell dürfen und sollen sie mitgestalten. Um die neuen Herausforderungen zu meistern, werden sie von den Unternehmen auf vielfältige Weise unterstützt: Zum einen bekommen sie erfahrene Mitarbeiter zur Seite gestellt, die bei kniffligen Fragen und Situationen helfen, zum anderen erhalten sie Weiterbildungen. Nach Abschluss ihres technischen Studiums geht es dabei oft erst einmal um die Themen Kommunikation, Präsentation und Verhandlungsführung sowie auch um betriebswirtschaftliches Know-how. Und schließlich gibt es noch die Projektleiter, die ein Auge auf das Gesamtprojekt haben und darauf achten, dass mögliche Probleme möglichst früh erkannt werden und rechtzeitig gegengesteuert werden kann. Durch die schnelle Eingliederung in die Projektarbeit ist es zudem nicht verwunderlich, dass der Direkteinstieg mit Training-on-the-Job die gängigste Einstiegsvariante ist. Auffällig ist auch: Viele der Absolventen haben bereits während ihres Studiums Kontakt zu ihrem späteren Arbeitgeber geknüpft: Praktika sowie projekt- und unternehmensbezogene Studienabschlussarbeiten mündeten nicht selten in einer Anstellung. Das ist nicht verwunderlich, denn Absolvent und Unternehmen kennen sich durch die Zusammenarbeit bereits. Die Unternehmen können daher die Fähigkeiten ihrer zukünftigen Mitarbeiter besser einschätzen, und die Absolventen haben ein Gefühl für Aufgaben, Entwicklungsmöglichkeiten und die jeweilige Unternehmenskultur entwickelt. Sie wissen, ob all das zu ihren Vorstellungen passt. „Onboarding-Phase“ wird diese Zeit im Fachjargon genannt. Nicht selten starten die Absolventen sogar direkt in den Teams, in denen sie bereits zu Studienzeiten mitgearbeitet haben. Traineeprogramme werden hingegen vor allem von den größeren Unternehmen angeboten. Sie gewähren den Einsteigern einen Einblick in unterschiedliche Unternehmensbereiche. In den Bau-, Dienstleistungs- und Serviceunternehmen des Bauhauptgewerbes sind die Programme hingegen meist auf eine Zielposition ausgerichtet. Absolventen lernen in dieser Zeit die Abteilungen kennen, mit denen sie später zusammenarbeiten werden. So kennen sie die Aufgaben, Arbeitsweisen und Personen, die an den Bauprojekten beteiligt sind. Kleine Unternehmen können Traineeprogramme oft aufgrund des Personal- und Organisationsaufwands nicht bieten. Laut dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erwirtschafteten die 75.000 Unternehmen des Bauhauptgewerbes insgesamt 93 Milliarden Euro. 37 Prozent des Umsatzes stammen dabei aus dem Wirtschaftsbau, 35 Prozent entfallen auf den Wohnungsbau und 28 Prozent auf den Öffentlichen Bau. Und die Umsätze wachsen seit 2005 in der Branche – wenn auch mit Schwankungen. Der Verbandspräsident Professor Dipl.-Kfm. Thomas Bauer erklärte anlässlich der Jahrespressekonferenz am 5. Juni zum „Tag der Deutschen Bauindustrie“: „Die Bauunternehmen werden ihre Beschäftigung 2013 auf Vorjahresniveau halten.“ Damit bleibt die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe im Jahresdurchschnitt bei 745.000 Personen. Das sind 40.000 mehr als 2009, dem damaligen Tiefpunkt der Branche. Diese Zahlen festigten sich im Verlauf des Jahres. Mit Bezug auf eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags DIHK aus dem September sagte Bauer, dass 91 Prozent der Bauunternehmen ihre personellen Kapazitäten in den kommenden Monaten halten beziehungsweise erweitern wollen, lediglich neun Prozent würden eine Reduzierung planen. Gehälter von Bauingenieuren, Quelle: www.personalmarkt.de Bleibt schließlich noch die Frage nach dem Gehalt. Dieser Aspekt spielt laut verschiedener Studien zwar für die heutigen Absolventen nicht mehr die gleiche Rolle wie für ihre Vorgängergenerationen, trotzdem ist es interessant, welches Gehalt sie beim Einstieg erwartet. Das auf Gehaltsanalysen spezialisierte Unternehmen Personalmarkt hat für den karriereführer bauingenieure 2084 aktuelle Datensätze ausgewertet: Unterschiede gibt es im Gehalt nicht nur hinsichtlich der Jahre an Berufserfahrung, sondern auch in Bezug auf die Unternehmensgröße. Im Median – also: 50 Prozent verdienen mehr, 50 Prozent weniger – erhalten Bauingenieure mit weniger als drei Jahren Berufserfahrung 38.975 Euro. Mit elf Jahren Berufserfahrung bekommen Bauingenieure im Median 52.971 Euro. Professor Dr.-Ing. Josef Zimmermann, Ordinarius des Lehrstuhls für Bauprozessmanagement und Immobilienentwicklung an der TU München, sagte im Rahmen der Präsentation der Gewinner „Bauunternehmen des Jahres“ Mitte Juni in München: „Die Dienstleistung ‚Bauen‘ erfordert ein hohes Maß an Problemlösungskompetenz in der Umsetzung der Kundenwünsche.“ Nehmen sich Bauingenieure noch diesen Satz zu Herzen, kann mit dem Berufsstart eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Angeklickt

Die TU München und das Fachmagazin tHIS (Tiefbau, Hochbau, Ingenieurbau, Straßenbau) vergaben im Juni erstmals einen Preis für erfolgreiche und innovative deutsche Bauunternehmen: die Bauunternehmen des Jahres 2013. Gesamtsieger war das Unternehmen Krieger+Schramm. Die Sieger in den weiteren Kategorien waren: Hochbau: Goldbeck Entwicklung und Ausführung von Systemlösungen: Schwörer Bauindustrie Tief-, Straßen- und Ingenieurbau: Heitkamp Hülscher Bauen im Bestand: K. Baumann Ausbau: Baierl + Demmelhuber Quelle: www.bauunternehmen-des-jahres.de

Interview mit Jan-Hendrik Goldbeck

Der Baudienstleister Goldbeck versteht sich als Familienunternehmen. Jan-Hendrik Goldbeck steht für die zweite Generation, schon mit Anfang 30 stieg er in die Geschäftsführung auf. Im Interview erzählt der heute 37-Jährige, wie wichtig für ihn praktische Erfahrungen in Transsilvanien waren und welche Rolle Psychologie auf der Baustelle spielt. Das Gespräch führte André Boße.

Zur Person

Jan-Hendrik Goldbeck, 1976 in Bielefeld geboren, studierte Wirtschaftsingenieurwesen in Karlsruhe und Lausanne und verfasste seine Diplomarbeit in München zum Thema Immobilien. Als Einsteiger arbeitete er bei IVG Immobilien, erst als Trainee, später als Assistent des Vorstands. Ende 2005 stieg er dann in das Unternehmen seines Vaters ein. Er war zunächst als Bauleiter bei Goldbeck International tätig. Später verantwortete er als Projektleiter unter anderem den Bau eines neuen Nokia-Werkes in Rumänien. 2008 wechselte Goldbeck in die Geschäftsführung der übergeordneten Gesellschaft, der Goldbeck GmbH mit Sitz in Bielefeld. Zudem ist er Geschäftsführer der Goldbeck Süd, die sich auf die Geschäfte des Bauunternehmens in Süddeutschland fokussiert.
Herr Goldbeck, wie haben Sie das Bauunternehmen Ihres Vaters als Teenager erlebt?
Positiv, weil mein Vater vor allem seine unternehmerische Leidenschaft mit nach Hause brachte. Er berichtete uns von neuen Errungenschaften und Erfolgen, von Innovationen und Wachstum. Solche Erzählungen prägen natürlich auch die eigene Berufswahl. Genau. Mit 14 oder 15 hatte ich kurz überlegt, eher in eine musikalische oder literarische Richtung zu gehen. Das hätte durchaus meinen Neigungen entsprochen. Aber dann habe ich mich doch entschieden, darauf hinzuarbeiten, auch ins Unternehmen einzusteigen. Was gab letztlich den Ausschlag? Ich habe geschaut, welcher Bereich mir die größeren Einflussmöglichkeiten und Gestaltungsfreiräume gibt. Und da lag der Vorteil beim Familienunternehmen und der Baubranche – zumal mir dieser Gestaltungsfreiraum auch die Möglichkeit gibt, das kreative Element einzubringen. Sprich, ich kann meine Ideen einbringen und dafür Verantwortung übernehmen. Wo erleben Sie konkret das Kreative in Ihrer Arbeit? Der universitäre Kosmos war sehr stark von der Problembehandlung innerhalb einer gegebenen Situation geprägt, die Parameter waren limitiert. Kommt man dann in die Realität der Bauwirtschaft, erlebt man plötzlich einen Raum mit unendlich vielen Parametern. Der Rahmen ist also deutlich komplexer. Nichts ist schwarz oder weiß, es müssen immer Abwägungen vorgenommen werden. Genau das mag ich. Wie verbinden Sie im Unternehmen diese freie Arbeit mit den systemischen Vorgaben der Bauwirtschaft? Unser Unternehmen basiert auf zwei Säulen. Da ist zunächst einmal die technisch-prozessuale Säule. Wir versuchen, das Bauen zu systematisieren, indem wir Prozessschritte vordenken und Lösungen vorfertigen. Wir nennen dieses Vorgehen „Elementiertes Bauen mit System“. Die zweite Säule verstehen wir als kulturelle und organisatorische Säule, die durch Begriffe wie Vertrauen und Verantwortung sowie durch Dezentralität geprägt wird. Beide Säulen greifen ineinander: Die technisch-prozessuale Komponente gibt mir die Sicherheit, bei der Nutzung der Freiräume die Risiken zu beherrschen. Das führt dazu, dass wir im Unternehmen jungen Kräften sehr früh Verantwortung übergeben. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ausgewählte Einsteiger schon nach zwei oder drei Jahren eigenverantwortlich ein Projekt leiten. Worauf kommt es bei diesen Tätigkeiten an? Für Absolventen ist die Realität eigentlich immer eine Überraschung. Zu den technischen Aspekten, die man an der Hochschule gelernt hat, gesellen sich eine Menge neuer Herausforderungen hinzu. Bei Bau- und Projektleitern sind das vor allem die organisatorischen und psychologischen Dimensionen. Diese Dinge kann man nicht im Studium lernen, man muss sie im Beruf erleben. Wie haben Sie damals den Schritt von der Uni in den Beruf erlebt? Ich habe nach dem Studium zunächst einmal drei Jahre lang in der Vorstandsassistenz eines börsennotierten Unternehmens gearbeitet. Danach ging es dann in die Bauleitung eines Projekts – und das war schon ein kleiner Kulturschock. Trotzdem würde ich jeder Nachwuchskraft raten, diese Erfahrung zu machen. Als Bauleiter erhält man die embryonalen Stammzellen für eine Karriere in der Baubranche. Aus einem Bauleiter von heute kann morgen alles werden, weil er weiß: Was passiert auf der Baustelle? Wie sind die Zusammenhänge? Wann läuft etwas gut, wann schlecht? Alle diese Dinge sind wichtig, um später ein gutes Bauchgefühl für unternehmerische Entscheidungen zu entwickeln – wobei das Bauchgefühl ja nichts mit dem Bauch zu tun hat, sondern sich als Substrat meiner individuellen Erfahrungen ergibt. Nun befand sich Ihre erste Baustelle als Projektleiter nicht in heimischer Umgebung, sondern in Transsilvanien. Da hat Sie Ihr Vater aber direkt ins kalte Wasser geworfen. Kann man so sagen. Für mich war es in dieser Situation natürlich besonders wichtig zu wissen, dass es ein erprobtes technisches System gibt, auf das ich auch auf einer Wiese in Transsilvanien zurückgreifen kann. Auf der technischen Seite war also klar, wie man an das Projekt herangeht, und erfahrene Mitarbeiter waren an meiner Seite. Nun ging es also darum, sich den organisatorischen und kulturellen Herausforderungen zu stellen. Und welche waren das? Auf der Baustelle befanden sich Mitarbeiter aus 15 verschiedenen Nationen. So ein Team muss man erst einmal organisieren. Meine Arbeit war daher weniger technisch orientiert. Entscheidend war es herauszubekommen, wen man wann anspricht, wie direkt diese Ansprache sein darf und welche Prioritäten man setzt – diese Fragestellungen waren vor allem zum Kunden hin von höchster Wichtigkeit. Wie entscheidend sind diese soziokulturellen Aspekte für den Erfolg eines Bauprojekts? Sie sind mitentscheidend, jedoch nicht alleinentscheidend. Die Prozess- und Technikthemen müssen schon auf sehr hohem Niveau abgearbeitet werden. Das ist die Basis. Es ist die hohe Schule, dazu auch noch die psychologischen Themen zu beachten: Projektleiter, die auch auf dieser Klaviatur spielen, haben später in der Regel die größeren Erfolge. Wobei man sagen muss, dass es in der Baubranche auch heute noch Positionen gibt, in denen es verstärkt auf das numerische oder zeichnerische Abarbeiten ankommt und in denen soziokulturelle und psychologische Aspekte keine so große Rolle spielen. In den operativen Führungspositionen, die zum großen Teil auf Interaktion basieren, jedoch schon. Da ist die menschliche Komponente unverzichtbar. Von welchen Personen reden wir hier? Neben den Projektleitern zum Beispiel von den Vertriebs- und Konzeptingenieuren, die beim Kunden agieren, die Bauvorhaben anhand des Kundennutzens durchdenken, die Preise gestalten und den Auftrag schließlich an Land ziehen. Aber auch von den Planungsmanagern, die den gesamten Planungsprozess eines Baus koordinieren.

Zum Unternehmen

Goldbeck ist ein familiengeführter Baudienstleister mit Stammsitz in Bielefeld. Das Unternehmen wurde 1969 von Ortwin Goldbeck gegründet und fokussierte sich zunächst auf klassischen Stahlbau. Im Laufe der Jahre kamen immer neue Geschäftsfelder hinzu. Das Unternehmen wuchs und ist heute als Generalunternehmer Spezialist für gewerblichen und kommunalen Hochbau. 2008 zog sich Unternehmensgründer Ortwin Goldbeck aus dem operativen Geschäft zurück. Seine Nachfolge traten die drei Söhne an: Während Jörg-Uwe und Jan-Hendrik Goldbeck die Geschäfte leiten, führt Joachim Goldbeck die Solar-Sparte. Derzeit beschäftigt das Unternehmen in 38 Niederlassungen in Deutschland und Europa sowie sechs Werken rund 3300 Mitarbeiter.

„Fachlich und methodisch stark“

Als Baumediator wird Prof. Dr. Bernd Kochendörfer dann gerufen, wenn sich zwei Vertragspartner am Bau einigen wollen, ohne dafür vor Gericht zu ziehen. Im Gespräch mit André Boße beschreibt der 66-Jährige seinen Job und zeigt auf, worauf es in erfolgreichen Projektteams ankommt.

Zur Person:

Bernd Kochendörfer, Foto: Bernd Kochendörfer
Bernd Kochendörfer, Foto: Bernd Kochendörfer
Prof. Dr. Bernd Kochendörfer, Jahrgang 1947, machte 1971 seinen Diplom-Abschluss in Bauingenieurwesen an der Uni Stuttgart. Seit 1991 ist er Professor im Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb der TU Berlin. Zudem arbeitet er als Schlichter und Baumediator und sitzt im Vorstand des Verbandes der Baumediatoren.
Herr Prof. Dr. Kochendörfer, was ist die Aufgabe eines Baumediators, und wann treten Sie auf den Plan? Konflikten in Bauprojekten liegen in der Regel vertragliche Auseinandersetzungen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer zugrunde. Wenn eine außergerichtliche Konfliktlösung in Form einer Mediation gesucht wird, dann rufen uns idealerweise beide Vertragsparteien an. Was genau tun Sie dann? Im ersten Arbeitsschritt klären wir mit den Vertragsparteien, genannt Medianten, nach welchen Regeln die Mediation ablaufen soll. Ziel ist es, eine entsprechende Mediationsvereinbarung abzuschließen. Ist diese unterzeichnet, startet das Verfahren. Der eigentliche Job ist es dann, die Medianten dabei zu unterstützen, das Gespräch miteinander nach den verabredeten Spielregeln zu führen und eigenständig Lösungen zu finden. Worin liegt die größte Herausforderung? Die Medianten dazu zu bewegen, sich weg von einer konfrontativ geprägten Haltung und hin zu einem kooperativ ausgerichteten Verfahren zu bewegen. Ist der ursprüngliche Konflikt gelöst und sind beide Medianten mit dem gefundenen Ergebnis zufrieden, haben wir unseren Job gemacht. Unter den Baumediatoren finden sich in der Regel Anwälte und Bauingenieure. Was können die Bauingenieure unter den Mediatoren, was die Anwälte nicht können? Die Ingenieure können ihren technisch-wirtschaftlichen Hintergrund in der Gesprächsführung einsetzen. Umgekehrt gelingt es den Juristen eher und mit höherer Akzeptanz, die Medianten in ihren juristischen Standpunkten abzuholen. Da den Baukonflikten meistens nicht ausschließlich technische Probleme zugrunde liegen, sondern auch juristisch komplexe Sachverhalte, finden oftmals Co-Mediationen von Ingenieuren und Juristen statt. Gilt Ihrer Erfahrung nach die Faustregel: Ein Bauprojekt kann nur so gut gelingen, wie das Projektteam zusammengestellt ist? Die Faustregel ist zutreffend, jedoch mit der wichtigen Erweiterung, dass auch der Auftraggeber – vertreten durch seine Projektleitung – eine wichtige Erfolgskomponente darstellt. Wenn es dem Auftraggeber nicht gelingt, seinen Bedarf und seine Ziele umfassend zu definieren, dann birgt das Projekt gewaltige Risiken in sich. Sichtbar werden diese dann meistens zu spät. Das ideale Projektteam zeichnet sich dadurch aus, dass die Projektleitung fachlich und methodisch stark und als Teamleader akzeptiert ist. Die Teammitglieder müssen, unter Berücksichtigung der zwangsläufig vorhandenen Partikularinteressen, kooperativ und problemorientiert agieren – und nicht vorrangig interessengesteuert. Mit Blick auf Bauingenieure: Wie wichtig ist es für Einsteiger, sich neben dem typischen Know-how der Bauingenieure auch mit Soft Skills zu beschäftigen? Neben den notwendigen Säulen Technik, Wirtschaft und Recht ist es für eine erfolgreiche Projektarbeit unerlässlich, dass Bauingenieure auch Grundlagen der sozialen Kompetenz vermittelt bekommen, also Gesprächs- und Verhandlungsführung. Dies gilt sowohl für Aufgaben in der internen Personalführung als auch für Aufgaben in der Projektleitung mit externen Teammitgliedern. Man hat heute den Eindruck, dass sich große Bauprojekte so komplex gestalten, dass sie mit den üblichen Methoden des Projektmanagements gar nicht mehr zu stemmen sind. Stimmen Sie zu? Ja – allerdings wäre das eine zu einfache Antwort. Die zu Recht in der Kritik stehenden Leuchtturmprojekte sind zwar von unterschiedlichsten Problemen gekennzeichnet, aber gemeinsam ist ihnen, dass von Anfang an mit wichtigen Zielgrößen wie Anforderungen, Umfang sowie den daraus resultierende Kosten nicht transparent umgegangen worden ist – und dass wahrscheinlich auch kein konsequentes Änderungsmanagement umgesetzt worden ist.

Zusammen sind wir stark

Je komplexer Bauvorhaben werden, desto wichtiger sind gut zusammengestellte und organisierte Teams. Bauingenieure können hier selbstbewusst auftreten: Ihr Know-how wird gebraucht. Es hilft jedoch, sich Extrawissen anzueignen und an seinen Soft Skills zu arbeiten. Von André Boße

Wenn Torsten Haubold auf dem Papier die Zusammensetzung eines Projektteams für ein großes Bauvorhaben analysiert, benötigt der Bau- und Immobilienexperte der Unternehmensberatung Ernst & Young nicht lange, um vermeidbare Fehler zu entdecken. Da ist zunächst einmal die Größe: „Wenn Teams zu groß werden, lähmt das den Entscheidungsprozess“, so der Berater. Auch fehlende Hierarchien machen sich negativ bemerkbar: Basisdemokratie klingt in der Theorie gut, führt aber in Projektteams häufig nicht zu den besten Lösungen. Haubold: „Teamgeist ist zweifelsohne wichtig und gut, aber letztendlich brauchen gerade Großprojekte klare, eindeutige Entscheidungen und weniger faule Kompromisse.“ Was zudem häufig falsch laufe, sei die Zusammensetzung der Teams. Oft würden nicht alle fachlichen Kompetenzen abgebildet werden. „Unter den Teammitgliedern dominieren Manager mit kaufmännischem oder betriebswirtschaftlichem Hintergrund“, sagt Haubold. „Die baulichen und ingenieurwissenschaftlichen Kompetenzen werden jedoch bei der Besetzung oft vernachlässigt.“ Eigentlich seltsam: Es wird gebaut – doch in den Teams, in denen entschieden wird, wie gebaut wird, fehlt es nach Expertenmeinung häufig an der Kompetenz der Bauingenieure. Diese Fehlentwicklung begann, als die Ökonomie des Bauens ins Zentrum rückte. Viele Bauingenieure kamen da zunächst einmal nicht mehr mit. Ihnen fehlte das methodische Werkzeug, das zum Beispiel Wirtschaftswissenschaftlern im Studium beigebracht wird. Doch nun fehlt das Know-how der Bauingenieure in den Projektteams. Damit schlägt die Stunde für die neue Generation von Bauingenieuren. Für Leute, die sich zutrauen, ihre Fähigkeiten so zu erweitern, dass sie als Bauingenieure zu unverzichtbaren Mitgliedern der Projektteams werden. Doch was benötigen Bauingenieure, um sich in den Projektteams zu behaupten? Bauexperte Torsten Haubold glaubt, dass Nachwuchskräfte heute besonders mit kommunikativen und sozialen Fähigkeiten punkten, die weit über das Fachwissen von Bauingenieuren hinausgehen. „Die Zeit der lauten, autoritär agierenden Bauleiter ist vorbei, heute kommt es auf Kommunikation an“, sagt der Unternehmensberater. Das bedeute nicht, dass immer alles endlos ausdiskutiert werden müsse. „Aber auch in Teams mit klaren Vorgaben sind Teamfähigkeit und Moderationsqualitäten hilfreich.“ Wichtig seien zudem eine schnelle Auffassungsgabe und Zielorientiertheit: „Besonders gerne sind Bauingenieure gesehen, die sich nicht auf der Detailebene verlieren, sondern die Detailprobleme verstehen, diese aber dann auf der übergeordneten Ebene abstrahieren und lösen.“ Dies, so Haubold, sei bei den Bauingenieuren eine „seltene Gabe“.

Großer Beratungsbedarf am Bau

Gesucht werden Bauingenieure mit diesen Fähigkeiten besonders von Arbeitgebern, die sich nicht mehr nur als klassische Bauunternehmen verstehen, sondern als Dienstleister für Projekte mit hohem Beratungsanteil. Ein solches Unternehmen ist Bilfinger Bauperformance mit Hauptsitz in Frankfurt am Main. Die Tochter des Baukonzerns Bilfinger versteht sich als Dienstleister, der je nach Aufgabe steuert, plant und berät. Entscheidend für die Zusammenstellung der Teams sind die Bedürfnisse des Kunden. „Die veränderten gesetzlichen Vorgaben haben zum Beispiel eine stärkere Nachfrage in den Bereichen Energieeffizienz und Zertifizierungen bewirkt“, sagt Thomas-M. Vogt, Vorsitzender der Geschäftsführung. Darüber hinaus steige der Bedarf in den Bereichen Projektplanung. Das gelte auch im Hinblick auf die Optimierung von Bestandsgebäuden, der Betrachtung der Lebenszyklen sowie der Zukunftsfähigkeit von Immobilien. Zudem ist die Branche weiterhin mit wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert: Viele Immobilien werden heute aus ökonomischer Sicht viel strenger bewertet als noch vor einigen Jahren. Auch damit steige der Beratungsbedarf – wobei die Beratung im besten Fall dazu führt, dass Kostenexplosionen und ewige Verzögerungen von großen Bauvorhaben verhindert werden. „Dies setzt aber neben der nötigen Fachkompetenz auch das konstruktive Miteinander aller Beteiligten voraus“, sagt Vogt, „inklusive dem expliziten Willen, Beratung, Planung und Steuerung auch anzunehmen und in die bestehenden Prozesse zu implementieren – und zwar zum richtigen Zeitpunkt.“

Bunte Teams erfordern Extrawissen

Ist damit die Zeit vorbei für Bauingenieure, die sich als reine Experten verstehen und damit eher intro- als extrovertiert auftreten? Oder anders gefragt: Zählen für die Karrieren auf dem Bau heute nur noch Management- und Führungsqualitäten? „Nein“, sagt Thomas- M. Vogt. „Bei uns sind Generalisten mit Managementqualitäten genauso gefragt wie ausgewiesene technische Spezialisten.“ Aus seiner Sicht lasse das heutige Berufsbild des Bauingenieurs eine extreme Bandbreite zu. Dennoch: Auch für technische Experten sei es mit Blick auf die zunehmende Komplexität der Branche wichtig, Projekte in ihrer Ganzheit zu betrachten und die Perspektiven aller Projektbeteiligten einzubeziehen. „Jeder Auftraggeber ist anders, jedes Projekt auch. 08/15-Lösungen werden heute nicht mehr honoriert“, sagt der Chef von Bilfinger Bauperformance. Was sein Unternehmen daher benötige, seien junge, gut ausgebildete und motivierte Studienabgänger, die bereit sind, nach dem Studium weiter zu lernen, die Erfahrungen „alter Hasen“ anzunehmen und in Teams Lösungen zum Wohl des Kunden zu erarbeiten.

Wie arbeite ich an meiner Teamfähigkeit?

    • Trainieren Sie Ihre Kommunikation.
    • Analysieren Sie mit professioneller Hilfe Ihre Persönlichkeit.
    • Seien Sie authentisch. Denn wer als introvertierter Mensch den extrovertierten mimt, wird scheitern.
    • Lernen Sie aus der Praxis. Beobachten Sie die am Bauprozess beteiligten Menschen und ihre Entscheidungsprozesse.
    • Analysieren Sie die Ursachen für Erfolg oder Misserfolg der Menschen, denen Sie auf der Baustelle begegnen.
Quelle: Torsten Haubold, Ernst & Young
Dabei ist es heute eine Selbstverständlichkeit, dass Bauingenieure in diesen Teams auf Personen mit ganz anderem beruflichen Hintergrund treffen: So begegnen sie zum Beispiel neben Baukaufleuten oder Architekten auch zunehmend Anwälten, die von Beginn an Teil der Teams sind, um juristische Fallen zu umgehen. „Man mag dies bedauern, aber das Projektumfeld für größere Projekte ist heute in ganz wesentlichem Umfang auch juristisch bestimmt“, sagt Dr. Klaus Eschenbruch, Experte für Immobilien- und Baurecht in der Düsseldorfer Kanzlei Kapellmann & Partner – und denkt dabei vor allem an die Gestaltung und Einhaltung des komplizierten Vertragswesens eines Bauprojekts. Dabei hat der Rechtsanwalt beobachtet, wie schwer sich die Vertreter der verschiedenen Disziplinen häufig damit tun, einen gemeinsamen kommunikativen Nenner zu finden. Schließlich verfügen alle Professionen über ihre eigenen Sprachen und Sichtweisen. „Eine gelungene Teamarbeit setzt deshalb Beteiligte voraus, die sich darauf verstehen, die unterschiedlichen Denk- und Handlungsansätze zusammenzuführen“, sagt Eschenbruch. Nun ist es aber nicht so, dass schon Einsteiger sich mit allen juristischen Detailproblemen auskennen müssen. Dennoch empfiehlt Eschenbruch dem Nachwuchs, sich das Basiswissen über rechtliche Rahmenbedingungen anzueignen – zum Beispiel zur VOB/B (siehe Kasten). „Es muss so viel juristisches Wissen vorhanden sein, dass Bauingenieure erkennen, wann eine juristische Expertise eingeholt werden muss“, stellt der Anwalt als Faustregel auf. Insbesondere sei es wichtig, dass Bauingenieure nicht selbst über juristische Probleme stolpern, die sie fachlich nicht überblicken könnten. Denn das kann unangenehme persönliche Folgen haben. Eschenbruch warnt: „Bauingenieure neigen dazu, Problemstellungen sehr erfolgs- und zielorientiert zu überwinden. Bei komplexeren Themenstellungen kann dies jedoch sehr schnell zu einer persönlichen Haftung führen.“

Kritische Öffentlichkeit überzeugen

Damit es nicht soweit kommt und das Bauprojekt stattdessen zur Zufriedenheit aller Beteiligten realisiert wird, sollten Nachwuchskräfte das bunt zusammengesetzte Miteinander nicht als Klotz am Bein wahrnehmen, sondern als ein Team, in dem die Stärken der Mitglieder das Vorhaben vorantreiben. Nur so ist es auch möglich, ein Bauprojekt erfolgreich in der Öffentlichkeit zu vertreten, denn Kommunalpolitik und Bevölkerung blicken derzeit sehr kritisch auf alle großen Vorhaben. Daher ist es wichtig, als Team einheitlich aufzutreten, um die Unsicherheit nicht noch zu verstärken. Vor allem die Bauingenieure sollten dabei selbstbewusst auftreten: Sie sind die Teammitglieder mit dem größten Wissen bei allen Fragen zur Technik am Bau. Wer sich in seinem Team bewährt, hat beste Chancen, beim nächsten Mal nicht nur wieder mit dabei zu sein, sondern das Team sogar zu führen.

Soft Skills

Seminare für Studenten: Das Meyer-Camberg-Institut bietet in mehreren Städten Soft-Skills-Seminare speziell für Studierende an. Themen sind beispielsweise Kommunikation, Präsentation und Umgangsformen. Aktuelle Studie: Die Personalberatung Boyden hat in Kooperation mit der EBS Business School die Umfrage „Recruiting 2020“ entwickelt. Ergebnis: Top-Managern mit Soft Skills gehört die Zukunft www.boyden.de/mediafiles/attachments/7673.pdf Soft Skills online testen: Die Technische Universität Bergakademie Freiberg stellt ein kostenloses Onlinetool zur Verfügung, mit dem man seine eigenen Soft Skills testen und auswerten lassen kann: http://tu-freiberg.de/career/individuelle-beratung/soft-skill-analyse

Konzept gegen die Gier

Ein cooles Produkt, mit dessen Kauf man Gutes tut – das ist die Idee von I Wish U Sun und der Gründer-Geschwister Cathy Boom und Patrick Andrist. Der Kauf einer Jacke finanziert eine Operation der Augenkrankheit Grauer Star in Bangladesch – mit jedem verkauften T-Shirt bezahlt das Sozialunternehmen dort eine Brille für bedürftige Schulkinder. Aufgezeichnet von Stefan Trees

Cathy Boom, Foto: IWISHUSUN
Cathy Boom, Foto: IWISHUSUN
Cathy Boom, Projekt: I Wish U Sun Ort: Berlin Web: www.iwishusun.de
Wie alles begann und warum ich das mache Mehr als 15 Jahre lang habe ich als Herausgeberin und Chefredakteurin das Berliner Mode- und Kulturmagazin „Style & the Family Tunes“ und die zugehörige Onlineplattform stylemag.net geleitet. Mode, Kunst und Musik – in diesem Feld kenne ich mich gut aus. Nun wollte ich meine Fähigkeiten einsetzen, um etwas an die Welt zurückzugeben. Gemeinsam mit meinem Bruder habe ich begonnen zu recherchieren, was das sein kann. Und egal, wohin wir geschaut haben, erkannten wir: Es gibt viel zu viel zu tun. Da ist es eigentlich nebensächlich, was man tut, Hauptsache, man tut etwas. Ich finde, man sollte Großes wollen, kann aber auch erst mal Kleines tun und dabei sein Thema finden. Wir sind schließlich verschieden und werden alle von anderen Themen angesprochen. Mich sprechen ganz klar Augen an, denn in all dem, was mit Fotografie und unserer visuellen Welt zu tun hat, darin bewege ich mich jeden Tag – ohne Augen könnte ich meinen Job nicht machen. Fotos: IWISHUSUN In Studien der Weltgesundheitsorganisation bin ich darauf gestoßen, das es 39 Millionen blinde Menschen auf dieser Welt gibt, wovon 80 Prozent gar nicht blind sein müssten. Das hat mich schockiert. 80 Prozent ist eine ungeheuerliche Anzahl. Katarakt beispielsweise, der sogenannte Graue Star, ist eine Augenerkrankung mit hervorragenden Aussichten der Heilung, wenn sie rechtzeitig operiert wird. Es ist kein medizinisches, sondern ein soziales Problem, dass viele Menschen nicht operiert werden. Denn die Katarakt- Operation kostet rund 45 US-Dollar – für uns ist das nicht viel. Wie es weiterging Ich habe jahrelang mit popkulturellen Inhalten gearbeitet, die Menschen in diesem Feld sind nicht affin für den Ansatz einer normalen Charity. Sie reagieren nicht auf diese Welt, die sie hier dargestellt bekommen. Ich habe mir deshalb vorgenommen, diese Menschen davon zu begeistern, dass der Kauf eines Produkts von I Wish U Sun eine Win-Win-Situation ist: Ihr bekommt ein cooles Produkt UND ihr tut was Gutes, weil mit jedem Kauf eine Augen-Operation bezahlt werden kann. Es gibt bereits viele tolle Charity-Projekte, die ich gerne mag, aber oftmals finde ich sie so unpräzise kommuniziert, dass ich das Gefühl habe: Wo geht mein Geld denn eigentlich hin? Kommt es da auch wirklich an? Was erreiche ich denn mit meinem Geld? Uns war es deshalb wichtig, ein Konzept zu erarbeiten, das sehr direkt und leicht verständlich ist. Wir wollten aus dem großen Feld der Möglichkeiten eine einzige Organisation heraussuchen: Mit Orbis haben wir den geeigneten Partner gefunden. Er hat jahrzehntelange und weltweite Erfahrung bei der Behandlung und Operation von Katarakt. I Wish U Sun unterstützt geografisch nur ein kleines Wirkungsfeld dieser Organisation, die eigentlich weltweit aufgestellt ist. Es soll klar und transparent sein: Da geht das Geld hin, und es wird mit diesem Geld wirklich gemacht, was wir versprechen. Unsere Gelder gehen nach Bangladesch, das eines der ersten Länder war, in denen Orbis tätig geworden ist, und zwar an das Ispahani Islamia Eye Institute, die größte und älteste Augenklinik des Landes. Hier können wir sicher sein, dass unsere Gelder wirklich zur Finanzierung von Operationen und nicht zum Aufbau einer Organisation verwendet werden. Warum wir es ernst meinen Ich habe vor Kurzem mit einem Marketingexperten gesprochen, der mich ernsthaft fragte, ob wir mehr als einen Euro vom Gewinn zurückgeben. Ich habe geantwortet: I Wish U Sun ist als Hilfsprojekt ernstgemeint und kein Marketing-Coup. Ein Großteil des Gewinns fließt deshalb zu den Bedürftigen. Die Frage kam nicht von ungefähr, denn viele große Unternehmen tun genau das: Sie wissen, sie müssen ihre Kollektionen verkaufen, also gibt es innerhalb der Kollektion ein einziges Kleidungsstück, das nachhaltig produziert wurde und den „Nachhaltigkeits- Gutmenschen-Charity-Button“ bekommt. Was es bislang gebracht hat Wir arbeiten jetzt ein Jahr an I Wish U Sun und sind letzten November mit unserer Webseite online gegangen. Wir freuen uns über viel positives Feedback. Mit dem Verkauf jeder Jacke haben wir eine Katarakt-Operation finanziert. Jetzt haben wir neue Produkte lanciert – die T-Shirts sind nicht ganz so teuer wie die Jacken, weshalb wir davon keine Operation mehr finanzieren können. Nun bezahlen wir mit jedem Kauf eines T-Shirts eine Brille für ein Schulkind in Bangladesch. Dennoch: Innerhalb eines halben Jahres haben wir rund 200 Operationen finanziert. Ich wünschte allerdings, es wären noch mehr. Als Verlagschefin war ich viele Jahre lang Unternehmerin, insofern verstehe ich die Systematik der Wirtschaftswelt und der Märkte. Es geht heute um die Frage: Was müssen wir in dieser modernen Welt, in der wir uns bewegen, verändern, und wie kann man sie global in die richtige Richtung treiben? Ich bin der Meinung, wir müssen innerhalb des kapitalistischen Systems neue Systeme schaffen, die dieses Zurückgeben als selbstverständlich ansehen. Worum es letzendlich geht Es sollte sich einfach richtig für uns anfühlen, etwas abzugeben und sich der Welt gegenüber korrekt zu verhalten. Ich glaube, dass wir diesen Wandel nur durch Unternehmen vollziehen können. Deshalb muss man das vorhandene kapitalistische System nutzen, und es ist aus meiner Sicht auch Aufgabe der großen Unternehmen, hier viel aktiver zu werden. Am Ende des Tages geht es doch nur um eines: Es geht um ein Konzept gegen die Gier.

Eigentum war gestern – heute wird geteilt

Bisher ging man in einen Laden oder zu einem Onlineshop, kaufte eine Ware ein und war fortan ihr Besitzer. Das neue Wirtschaftsmodell der Share Economy stellt dieses Prinzip infrage: Muss man wirklich alles besitzen, was man benötigt? Oder reicht es vielleicht aus, sich die Dinge für einen begrenzten Zeitraum zu leihen? Durch diese Idee ergeben sich ganz neue Geschäftsmodelle und auch neue Chancen für Absolventen. Von Sabine Olschner

Stadtbüchereien machen es schon seit Jahren vor: Wer ein Buch lesen will, nimmt es für ein paar Tage mit nach Hause und bringt es dann wieder zurück in die Bücherei, wo es der Nächste ausleihen kann. Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich die Freude am Teilen auch auf viele andere Lebensbereiche ausgeweitet: Stadtbewohner nutzen Carsharing statt jeden Abend einen Parkplatz für das eigene Auto zu suchen; mit Leihrädern an der Straßenecke hat man einen fahrbaren Untersatz, wenn man ihn gerade braucht; Kostümverleiher bieten komplette Karnevals-Outfits, die nach der Feier zurückgegeben werden … Die Beispiele für Share Economy ließen sich noch weiter ausführen und zeigen eindrücklich: Teilen ist „in“ – alles selber besitzen wollen ist „out“. Sieht man von Familien ab, in denen man schon immer die täglichen Dinge des Lebens gemeinsam besaß, hat die öffentliche Teilen-Kultur im Internet ihre Anfänge: Über Social Media wie Facebook oder Twitter ist es besonders leicht, auf die Suche nach benötigten Gegenständen zu gehen – sei es nach dem Bohrer fürs neue Regal oder einem Buch, das man unbedingt lesen will. Suchanfragen verbreiten sich schnell, und ehe man sich versieht, ist jemand anderes bereit, genau das, was man sucht, zu verleihen. Die Suche geht weit über die bisherige Nachbarschaftshilfe hinaus – bietet doch das Internet einen viel größeren Kreis an potenziellen Besitzern. Noch steht das kommerzielle Prinzip Leihen am Anfang: Laut einer aktuellen Bitkom-Umfrage haben gerade einmal neun Prozent der Internetnutzer in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren Bikesharing genutzt, drei Prozent das Carsharing. Couchsurfing – also das Vermieten der eigenen beziehungsweise das Mieten einer fremden Privatwohnung – haben bislang nur zwei Prozent getestet. Doch 73 Prozent der Befragten sind laut Bitkom der Meinung, dass solche Dienste in Zukunft populärer werden. Fakt ist: Das Thema Share Economy ist nicht mehr nur eine Privatangelegenheit – auch die Wirtschaft wittert Geschäftsmodelle. Die CeBIT, die Messe der Informations- und Telekommunikationsindustrie, hatte Shareconomy – der Kunstbegriff wurde von der Deutsche Messe AG kreiert – in diesem Jahr sogar zum Leitthema ihrer Ausstellung gemacht. Die Handelsbranche wird diese Kultur des Teilens wahrscheinlich zunächst weniger freuen. Die Befürchtung: Wenn Menschen sich Dinge demnächst immer öfter teilen, werden diese nicht so häufig verkauft. Doch diese Gefahr sieht Daniel Bartel nicht. Er beschäftigt sich seit mehreren Jahren in seinem Blog kokonsum.org mit dem Thema kooperativer Konsum und berät Share-Economy-Start-ups. In einem Interview auf der Plattform „Let‘s Share“ sagte er: „Die Konsumgüterindustrie geht nicht kaputt. Wir kaufen ja weiterhin, manchmal mehr denn je. Die Unternehmen produzieren weiterhin die Güter, aber enablen sie fürs Sharing.“ Sprich: Sie bereiten die Güter fürs Teilen vor. Laut Bartel gilt es, sein Geschäftsmodell zu öffnen und statt nur auf Verkaufen auch auf Vermieten zu setzen. Ein Beispiel sind etwa Automobilunternehmen wie BMW, Daimler, VW und Ford, die ihre Autos nicht mehr nur über den Handel verkaufen, sondern auch ins Carsharing-Geschäft eingestiegen sind und damit einen Teil ihrer Produkte vermieten. Nachwuchskräfte mit kreativen Ideen zur Share Economy können also auch bei eingesessenen (Handels-)Unternehmen für frischen Wind sorgen. Für junge Absolventen, die auf der Suche nach einer Geschäftsidee für ein eigenes Start-up sind, bietet Share Economy noch viel mehr Chancen. Ein paar Beispiele erfolgreicher Gründungen:
  • Milk the Sun bringt Menschen, die ihre Dächer oder andere Freiflächen vermieten wollen, mit Anlagenbetreibern und Investoren von Fotovoltaikanlagen zusammen. Für die Vermittlung erhebt Milk the Sun eine Provision vom Käufer.
  • Die Firma flinc organisiert Fahrgemeinschaften zwischen Kollegen in großen Unternehmen, damit nicht jeder mit dem eigenen Auto zur Arbeit fahren muss. Finanzieren lassen sie sich ihre Arbeit über die Unternehmen.
  • Carzapp vermittelt Autos von Privatanbietern an interessierte Fahrer und verlangt dafür einen Anteil vom Mietpreis.
  • Airbnb vermittelt weltweit Unterkünfte an Privatpersonen. Der Reisende zahlt eine Gebühr an das Onlineunternehmen.
Die Ideen, was sich alles teilen lässt, sind schier unbegrenzt: Ob man ganze Inseln auf www.visiwa.com anbietet, Dienstleistungen tauscht oder in Coworking-Häusern eine Zeitlang den Arbeitsplatz teilt – findige Geschäftsleute müssen einfach einen Weg finden, damit Nutzer bereit sind, fürs Ausleihen auch zu zahlen. Denn eines ist klar: Das Teilen bringt viele Vorteile, nicht nur für den Nutzer. Die Umwelt wird geschont, weil weniger Ressourcen für die Herstellung neuer Produkte verbraucht werden und weniger weggeworfen wird; man benötigt keinen Platz, um seinen Besitz unterzubringen; und der Geldbeutel freut sich auch. Wenn das keine guten Gründe zum Teilen sind.

„Sich selbst immer wieder herausfordern“

Es gibt ein Leben vor dem Tod, doch leider verpassen es viele Menschen. Wie man das Glück findet – im Privaten und im Beruf – zeigt der Coach und frühere Handelsexperte Hermann Scherer in seinem neuen Buch „Schatzfinder“ und im karriereführer-Interview. Die Fragen stellte Christiane Martin.

Hermann Scherer, Foto: Hermann Scherer
Hermann Scherer, Foto: Hermann Scherer
Hermann Scherer, geboren 1964, lebt in Zürich. Nach einer Lehre zum Einzelhandelskaufmann studierte er BWL und arbeitete erfolgreich im Lebensmittelhandel. Heute ist er Bestseller-Autor, Vortragsredner, Coach und anerkannter Business-Experte.
Herr Scherer, leben Sie das Leben Ihrer Träume? Nein, weil mit Erreichen meiner Träume neue Träume in mein Leben treten und diese größer werden und ich somit weit hinter meinen eigenen Erwartungen zurückliege – und dennoch ein traumhaftes Leben führe. Was also empfehlen Sie, um das Glück zu finden? Glück ist unter anderem eine Überwindungsprämie, deshalb empfehle ich, sich selbst immer wieder herauszufordern. Für langfristiges Glück gilt es, sich seiner Ziele und des Grades der Erreichung bewusst zu werden. Auf die Frage „Angenommen, Sie würden heute sterben, hätten Sie Ihre Ziele erreicht?“ antworten über zwei Drittel mit „Nein“. Und auf die Folgefrage: „Wenn Nein, würden Sie die Ziele noch erreichen, ohne Ihr Leben zu ändern?“ antworten wieder über zwei Drittel mit „Nein“. Wir sterben also nicht zu früh – wir leben zu wenig oder zumindest zu wenig auf unsere Lebensziele fokussiert. Das ist doch gar nicht so schwer. Warum verpassen dann so viele Menschen ihre Erfüllung? Es ist nicht eine Frage des Schwierigkeitsgrades – es ist eine Frage des Umsetzungsgrades. Wir haben viele Gegner: unsere Angst, unsere Mutlosigkeit. Doch unser größter Feind sind unsere Selbstzweifel. Und so verharren wir im Mittelmaß. Und was genau verstehen Sie unter Mittelmaß? Wie kann man es bekämpfen? Erfolg ist eben nicht durch das Mit-, sondern ausschließlich durch das Voranmarschieren realisierbar. Und solange Menschen oder Unternehmen nur das bieten, was alle bieten, werden sie auch nur das bekommen, was alle bekommen: durchschnittliche Erlöse, durchschnittliche Anerkennung, durchschnittliche Aufmerksamkeit. Und alles das ist letztlich nicht viel wert. Dort, wo alle sind, ist wenig zu holen. Jeder sucht die goldene Mitte, und wer sie gefunden hat, der wundert sich, dass sie verstopft ist – und versinkt im Mittelmaß. Dabei ist mir natürlich bewusst, dass die Normalen das Passepartout sind, damit sich die Außergewöhnlichen auch wirklich außergewöhnlich fühlen können. Für mich ist „Mitte“ häufig schlecht und unmoralisch, weil sie oft den eigenen Werten entgegensteht. Denn in der lauwarmen Mitte wird das Leben verleumdet. Sie ist der Tatort der schlimmsten Unterlassungssünden.
Buchtipp Hermann Scherer: Schatzfinder. Warum manche das Leben ihrer Träume suchen – und andere es längst leben. Campus Verlag 2013. ISBN 978-3593398310. 19,99 Euro. Jetzt probelesen!
Was empfehlen Sie Hochschulabsolventen für ihre berufliche Laufbahn? In Problemen zu denken – denn jedes Problem ist ein noch nicht gegründetes Unternehmen. Alle Unternehmen sind nur auf dem Markt, weil sie Probleme lösen. Je mehr Probleme jemand identifizieren kann, desto mehr Potenziale für Firmengründungen hat er gefunden. Und damit lässt sich Karriere machen oder gleich ein Unternehmen gründen. Und worauf kommt es konkret bei einer Karriere im Handel an? Gerade der Handel hat noch extremes Wachstumspotenzial. Doch wir sehen oft den Baum vor lauter Wald nicht, da wir zu wenig über den nationalen Tellerrand blicken. Gerade Beispiele in New York oder Asien zeigen auf, wie Kaufpotenziale von Anbietern generiert und in Geschäftsmodelle umgesetzt werden und wie viele Chancen und Potenziale vom Handel nicht erkannt werden. Man darf vor lauter Arbeit einfach seine Ziele nicht aus den Augen verlieren. Und zum Schluss: Was kann man tun, wenn es mal nicht so rund läuft und die Ziele weiter wegrücken? Zuerst sollten wir unser Commitment uns selbst gegenüber überprüfen. Für sich abklären, ob einem die Sache wirklich noch wichtig ist. Wenn Ziele wegrücken, dann haben sie für uns häufig an Zielmagnetismus verloren. Wenn uns das Ziel nicht mehr magisch anzieht und wir Energie, Zeit und Geld in andere Ziele oder Ablenkungen setzen, dann ist das ein Zeichen dafür, dass uns die Alternativen wichtiger sind, und im schlimmsten Fall ist das ein Zeichen für Faulheit. Denn die Taten bringen den Willen ans Licht, die Worte nur die Wünsche.

Im richtigen Business-Outfit durchstarten

Was ist die optimale Bekleidung im Berufsleben? Was trägt man in Banken und Versicherungen? Was in der Werbeagentur? Julika Mücke, Abteilungsleiterin bei der Peek&Cloppenburg KG Hamburg und Expertin in Sachen Kleidung, erklärt, was geht und was nicht geht. Von Julia Mücke

Zur Person

Julika Mücke, Foto: Julika Mücke
Julika Mücke, Foto: Julika Mücke
Julika Mücke ist nach dem BWL-Studium 2011 als Trainee bei der Peek&Cloppenburg KG Hamburg eingestiegen. Während des Programms hat sie mehrere Stationen durchlaufen und die Abläufe im Verkauf, den Zentraleinkauf und die unternehmensinternen Zusammenhänge kennengelernt, um später eine Position in der Zentrale oder die Leitung eines P&C-Hauses zu übernehmen.Ihr erster Verantwortungsbereich nach Programmabschluss ist aktuell die Leitung einer Abteilung mit rund 20 Mitarbeitern in Bremen. Ferner ist sie als interne Verkaufstrainerin tätig und unterstützt die Kollegen im Zentraleinkauf bei der Sortimentszusammenstellung.
Nach der Schulzeit oder dem Studium im lässigen und bequemen Look stellt das optimale Business-Outfit für den Berufseinstieg für viele Absolventen eine Herausforderung dar. Meistens finden sich nur Jeans, Hoody und Sneakers im Kleiderschrank. Doch was ist angemessen, um im Berufsalltag selbstsicher auftreten zu können? Das Wichtigste zuerst: Ganz gleich, was und wie es getragen wird – der eigene Stil und die Individualität dürfen nicht verloren gehen. Das Outfit sollte zur Person passen und authentisch wirken. Nur dann ist ein selbstsicheres Auftreten möglich. Dennoch gibt es ein paar Regeln, um auf der sicheren Seite zu sein: Allgemein ist ein gepflegtes Erscheinungsbild selbstverständlich und entscheidend, aber auch eine ansprechende Frisur sowie bei den Damen ein dezentes Make-up. Wenn es um die Bekleidung geht, wird es schon etwas individueller: In jeder Branche gelten unterschiedliche Kriterien und Auffassungen zur angemessenen Kleidung. Sich über die unterschiedlichen Berufsgruppen zu informieren, ist deshalb ganz wichtig. In manchen Unternehmen gibt es auch individuelle Kleiderordnungen. Deshalb am besten vor dem Start beim Unternehmen nachfragen, ob es bestimmte Vorgaben gibt. Banken, Versicherungen und Beratungsunternehmen Bei den Damen haben sich in der Branche der Banken, Versicherungen und Beratungsunternehmen Hosenanzug, Kostüm oder Kleid mit Blazer oder feiner Strickjacke in gedeckten Farben fest etabliert. Blazer können mit Blusen, feinen T-Shirts und Tops getragen und mit Stoff- oder Chino-Hose kombiniert werden. Der Trend geht zu kombinierten Outfits. Tiefe Ausschnitte sind ein No-Go. Ein Tuch oder ein Schal setzen Farbakzente. Abrunden lässt sich das Ganze durch Schmuck. Weniger ist dabei allerdings häufig mehr. Wobei ein einziges größeres und besonderes Teil schöner ist als viele kleine. Derzeit im Trend liegen zum Beispiel sogenannte Statementketten. Die Lederhandtasche sollte zur Kleidung passen, zeitlos und hochwertig sein; Sporttaschen oder Rucksäcke gehen natürlich nicht. Bei der Schuhwahl bieten sich Pumps, Ballerinas, Collegeschuhe oder Stiefeletten an. Schuhe, Gürtel und Handtasche sollten farblich aufeinander abgestimmt sein. Wird ein Rock oder Kleid getragen, ist eine Strumpfhose Pflicht (am besten immer Ersatz dabei haben). Foto: ARTENS/Fotolia Für die Herren gilt: Ein klassischer Anzug ist der Standard. In vielen Unternehmen – weniger jedoch in der Bankenbranche – ist eine dezente Kombination aus Chino- oder Stoffhose und Sakko genauso gängig. Der Businessanzug wird als Zweiteiler in den Farben grau, schwarz und marineblau getragen. Die Schnittform wird nach klassischer und modischer Slim- Form unterschieden und sollte der Figur entsprechen. Die richtige Länge der Anzughose ist abhängig von der Hosenweite um den Fuß herum und dann korrekt, wenn die Hose vorne einen leichten Bruch wirft. Der junge Businessmann trägt ein leicht tailliertes, klassisch weißes oder hellblaues Langarmoberhemd in uni, gestreift oder kariert. Kurzarmhemden gehen nicht. Ein Shirt unter dem Hemd ist dagegen ein Muss. Es sollte aus Naturfasern bestehen und nicht unter dem Hemdkragen zu sehen sein. Oft sind es die Details, die das perfekte Erscheinungsbild abrunden: Die Hemdmanschette schaut unter dem Sakkoärmel hervor, die Krawatte ist so gebunden, dass das Ende der Krawatte auf den Gürtel stößt, und die Knotenbindung ist an die Kragenform angepasst. Manschettenknöpfe oder Einstecktuch verleihen zusätzliche Eleganz. Die Krawatte wird in schmaler Form und dezenter Farbe getragen. Vervollständigt wird das Outfit durch den richtigen Schuh. Dunkle Glattleder-Schuhe in schwarz oder braun mit Ledersohle sind immer eine gute Wahl und werden mit dem passenden und dezenten Ledergürtel kombiniert. Wobei ein schwarzer Schuh niemals zu blauem oder anthrazitfarbenen Anzug getragen wird, sondern der braune. Der modische Herr wählt Velourleder-Schuhe und zur Slim-Fit-Hose knöchelhohe Stiefeletten. IT, Handel und Handwerk In der IT-Branche, dem Handwerk oder dem Handel wird die Bekleidungsordnung meist etwas lockerer gehandhabt und ein junges, frisches, aufgeschlossenes Auftreten verlangt. Das Äußere sollte leger und gepflegt sein, zum Beispiel eine Strick- oder gepflegte Sweatjacke in Kombination mit Jeans oder Chinohose. Vervollständigt wird das Outfit durch ein sportliches Sakko oder einen Blazer. Die Damen, die es etwas modischer bevorzugen, tragen in dieser Saison auch gerne eine Lederoder Bikerjacke als Blazerersatz. Hierzu können auch hochwertige Sneakers getragen werden. Marketing und Werbeagenturen Im Kreativbereich ist alles möglich, hier gibt es keine Grenzen. Es kann alles miteinander kombiniert werden: Sakkos mit Shirts und Pullis, Kleider mit Jeansjacken und großen Tüchern, schmale Krawatten. In diesem Bereich sollten Kleidung, Schmuck und sonstige Accessoires allerdings unbedingt hip und trendy sein. Viel Spaß und Erfolg bei der Zusammenstellung des eigenen Business-Outfits!

Aufgestiegen zum District Manager

Mit meinem späteren Einstieg in den Handel hatte ich während der Schulzeit noch nicht gerechnet – obwohl ich damit aufgewachsen bin. Meine Mutter betrieb ein Modegeschäft. In dem Privatraum hinter dem Kassenbereich habe ich oft meine Hausaufgaben gemacht und war beim Einkauf der neuen Ware dabei. Ein Erfahrungsbericht von Alexander Blang

Alexander Blang, Foto: s.Oliver
Alexander Blang, Foto: s.Oliver

Duales Studium Betriebswirtschaft (BA) eingestiegen 2006 als Assistant Store Manager bei s.Oliver aufgestiegen 2012 zum District Manager

Als ich nach dem Abitur den Zivildienst in einer sozialen Einrichtung ableistete, konnte ich sehen und erleben, wie man Menschen gezielt fördern kann. Das machte mir klar, dass ich für mich einen Beruf wählen möchte, in dem ich sehr viel mit Menschen zu tun habe. In Verbindung mit dem Spaß, den ich schon früh am Verkaufen hatte, kam dann die Erkenntnis, dass eine Karriere im Handel möglicherweise genau das Richtige für mich ist. Damit war auch die Entscheidung für ein entsprechendes Studium gefallen. Entspannte Atmosphäre Für das duale Studiensystem entschied ich mich aufgrund der abwechslungsreichen Studienzeit. Durch den hohen praktischen Anteil kann man die fachlichen Inhalte gleich anwenden. Eines meiner Vorstellungsgespräche führte mich zu s.Oliver. Das Interview lief sehr gut und fand in einer entspannten Atmosphäre statt. Ich fühlte mich direkt wohl und konnte mir das Unternehmen als Partner im Rahmen meines Dualen Studiums sehr gut vorstellen. Als mir ein Vertrag angeboten wurde, sagte ich sofort zu. Den theoretischen Teil des Dualen Studiums leistete ich an der Berufsakademie Lörrach ab. Den halbjährigen Wechsel von Studium an der Akademie und Einsatz im Unternehmen fand ich sehr spannend und sinnvoll. Durch die Ergänzung von Theorie und Praxis kam ich schnell voran. Mein erster Tag in der Praxis war allerdings ziemlich chaotisch. Es dauerte einige Tage, bis ich mich zurechtfand und selbstbewusst durchstarten konnte. Rückblickend würde ich sagen, ich habe intuitiv vieles richtig gemacht. Ich wurde in verschiedenen Stores eingesetzt und erhielt Einblicke in die Verkaufs- und Organisationstätigkeiten im Einzelhandel. Dadurch lernte ich auch viele Menschen und Regionen kennen und war an Eröffnungen in Frankfurt und Maastricht beteiligt. Nach drei Jahren Studienzeit schloss ich meinen Bachelor in Betriebswirtschaft ab und startete bei s.Oliver als Assistant Store Manager. Große Verantwortung von Anfang an Als Assistant Store Manager hatte ich die stellvertretende Leitung des Store Managers inne. Ich unterstützte ihn bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter, machte die Einsatzplanung des Teams und half, die Vorgaben der Zentrale erfolgreich umzusetzen. Dazu gehörten Warenbestückung, Warenpräsentation sowie diverse administrative Aufgaben. Mein damaliger Vorgesetzter war terminbedingt oft unterwegs, sodass ich von Anfang an große Verantwortung übernahm. Ich hatte rasch die Gelegenheit, mich zu beweisen, und konnte bereits nach einem dreiviertel Jahr zum Store Manager aufsteigen. Mit 26 Jahren trat ich dann meine erste Führungsposition in der Filiale in Frankfurt an, die ich bereits während meiner Studienzeit miteröffnen durfte. Während meiner Zeit in Frankfurt konnte ich mich enorm weiterentwickeln: Ich hatte die Freiheit, mich kreativ zu entfalten, bildete meinen persönlichen Führungsstil aus, lernte aufmerksam aus Beobachtungen und beschäftigte mich in meiner Freizeit mit Fachliteratur zum Thema Führung. Ich war topmotiviert. Nach einiger Zeit bewarb ich mich unternehmensintern zurück in meine Heimat Trier, um dort eine Neueröffnung zu leiten und einen neuen Store zu managen. Aufgrund meiner bisherigen positiven Entwicklung wollte mein Arbeitgeber mich weiter fördern und gab mir die Chance, mich dieser neuen Herausforderung zu stellen. Im Rahmen dieser Neueröffnung rekrutierte ich das gesamte Personal für den Store selbstständig und führte das Team eigenverantwortlich. Die Filiale wurde ein voller Erfolg. Kurz darauf wurde mir die Leitung einer weiteren Neueröffnung in Trier übertragen. In dieser Zeit besuchte unser Inhaber und CEO Bernd Freier den Store. Er hatte von den guten Ergebnissen gehört, die ich mit meinen Teams erreicht habe. Er setzte sich aktiv für meine weitere Förderung im Unternehmen ein. Unbesetzte Stelle in der Schweiz Durch Zufall und gutes Timing konnte ich den nächsten Schritt zum District Manager nehmen. Es sollte mir ein Flagshipstore, ein Aushängeschild unseres Unternehmens, anvertraut werden. Während eines Besuchs in der Zentrale in Rottendorf unterhielt ich mich zufällig mit unserem früheren Leiter des Retail-Business über die zum damaligen Zeitpunkt unbesetzte Stelle des District Managers in der Schweiz. Spontan bekundete ich mein Interesse und gelangte daraufhin tatsächlich für zwei Jahre in die Schweiz, wo ich alle Retail Stores und Outlets betreute. Es war eine einzigartige Erfahrung und eine spannende Zeit. Optimierung von Prozessen Seit 2012 arbeite ich nun als District Manager Retail im Bezirk Süd-West- Deutschland und habe 18 Filialen unter mir. Ich vertrete die Store Manager und leite die Stores zur Zielerreichung an. Neben der Rekrutierung und Weiterentwicklung der Mitarbeiter steht die kontinuierliche Optimierung von Prozessen im Store Management im Mittelpunkt. Dafür sowie für die Ergebniskontrolle analysiere ich regelmäßig die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen für alle Filialen in meinem Bezirk. Ich reise viel, bin jeden Tag in meinem Gebiet unterwegs und übernachte öfters in Hotels. In einer Woche bleibt oft nur ein halber Tag für das Erledigen administrativer Aufgaben. Die Anforderung an mich, Ergebnisse oder Situationen zu hinterfragen, Ideen für Verbesserungen zu entwickeln und diese umzusetzen, stellt immer wieder auch eine Herausforderung dar. Die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, das Streben, stets die Ergebnisse verbessern zu wollen, und die Abwechslung, immer wieder von anderen Teams umgeben zu sein, spornt mich an. Im Handel ist kein Tag gleich, und genau das macht die Faszination meines Jobs aus.