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„Haus der 100 Berufe“

Die Versicherungswirtschaft kam im Vergleich zu anderen Bereichen der Finanzwirtschaft relativ glimpflich durch die Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise – und steht doch vor weiteren Herausforderungen. Welche das sind, wie sie bewältigt werden sollen und was das alles für Hochschulabsolventen mit sich bringt, darüber sprach Christoph Berger mit Dr. Michael Gold, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands der Versicherungsunternehmen in Deutschland.

Herr Dr. Gold, nach außen wirken Versicherungsunternehmen oft konservativ. Was unternimmt die Versicherungswirtschaft, um Hochschulabsolventen für die Branche zu begeistern?
Versicherungsunternehmen bieten jungen Menschen ein interessantes und weitreichendes Beschäftigungsfeld mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten, anspruchsvollen Herausforderungen und attraktiven Verdienstmöglichkeiten bis hin zur betrieblichen Altersversorgung. Daneben bestehen umfassende Möglichkeiten der Weiterbildung und -qualifizierung für die Mitarbeiter. Die Unternehmen investieren viel, um ihren Mitarbeitern ein gesundes, motivierendes und leistungsförderndes Arbeitsumfeld zu schaffen. Angebote, wie zum Beispiel zur gesunden Ernährung, Work-Life- Balance, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, stehen in vielen Häusern im Zentrum der Personalarbeit.

Was macht die Arbeit in einem Versicherungsunternehmen spannend?
Die Tätigkeiten sind sehr abwechslungsreich. Versicherungsunternehmen werden häufig als „Haus der 100 Berufe“ bezeichnet. Damit bündeln sie die unterschiedlichsten Charaktere, Professionen und Ausbildungsausrichtungen unter einem Dach. Die Unternehmensstruktur in der Branche ist sehr unterschiedlich. Dies führt dazu, dass die Einsteiger entweder in international tätigen Unternehmen, aber auch bei kleinen, mittelständischen Versicherern arbeiten können.

Welche Rolle spielt das Thema Personal für die Versicherungsunternehmen?
Personal spielt für die Versicherungsunternehmen auch vor dem Hintergrund der Herausforderungen natürlich eine zentrale Rolle. Wie alle Branchen, die auf qualifizierte Mitarbeiter angewiesen sind, steht auch die Versicherungswirtschaft mittel- und langfristig vor der Herausforderung, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Die Versicherungswirtschaft gehört ja leider in Bezug auf die Außenwahrnehmung häufig nicht zu den Top-Adressen bei potenziellen Bewerbern. Diese Meinung ändert sich jedoch in fast allen Fällen, wenn die Absolventen den ersten Schritt in die Branche wagen. Dann zeigt sich nämlich, wie spannend, vielseitig und abwechslungsreich die Arbeit in einem Versicherungsunternehmen sein kann.

Wie bewerten Sie die Einstiegschancen für Absolventen, und wie sieht die Einstellungspolitik der Branche aus?
Die Chancen von Absolventen und Young Professionals in der Versicherungswirtschaft sind auch weiterhin hervorragend. Seit Jahren steigt der Anteil der Akademiker in der Assekuranz kontinuierlich an. Dieser Trend wird sich auch weiterhin fortsetzen. Wirtschaftswissenschaftler, Juristen und auch Absolventen der sogenannten MINT-Fächer – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – werden vermehrt gesucht. Aber auch alle anderen Akademiker sollten die Assekuranz im Blick haben, da ein breitgefächerter Bedarf bei den Unternehmen besteht.

Was erwarten die Unternehmen von den Einsteigern?
Neben den fachlichen und inhaltlichen Fähigkeiten sollten die Bewerber insbesondere Kreativität, Teamfähigkeit, Eigeninitiative, Dynamik, Überzeugungs- und Entschlusskraft sowie soziale Kompetenz und Kundenorientierung mitbringen. Außerdem sollten sie die Fähigkeit haben, komplexe Zusammenhänge schnell zu erfassen und zu abstrahieren. Fremdsprachenkenntnisse sind auf jeden Fall von Vorteil.

Für welche Versicherungsbereiche wird besonders Personal gesucht?
Die Versicherer suchen in den Bereichen Risikomanagement, Controlling, Rechnungslegung, Compliance, IT sowie Produktentwicklung überdurchschnittlich häufig Nachwuchskräfte und Young Professionals. Ferner haben potenzielle Mitarbeiter mit Interesse am Vertrieb beziehungsweise hoher Kundenorientierung sehr gute Einstiegschancen. In all diesen Bereichen wird auch zukünftig hoher Bedarf bestehen.

Steht auch die Versicherungswirtschaft vor dem Problem des Fachkräftemangels?
Natürlich ist auch für die Assekuranz der Fachkräftemangel ein nicht zu vernachlässigendes Thema. Je nach Einsatzbereich und Ausrichtung fällt es den Unternehmen bereits heute unterschiedlich schwer, die passenden Mitarbeiter zu finden. Diese Herausforderung wird auch zukünftig nicht abnehmen.

Vor welchen fachlichen Herausforderungen steht die deutsche Versicherungswirtschaft, was sind ihre momentanen Kernthemen?
Der Umgang mit den Folgen der Banken- und Staatsschuldenkrise ist derzeit eine der größten Herausforderungen für die Finanzindustrie insgesamt, aber auch für die Versicherungswirtschaft. Gerade Lebensversicherer, die ihren Kunden über Jahrzehnte eine bestimmte Verzinsung garantieren, bekommen das anhaltende Niedrigzinsniveau zu spüren. Mit Solvency II steht zudem ein neues Aufsichtsgremium in den Startlöchern, das von den Unternehmen eine risikogerechtere Kapitalausstattung, eine bessere interne Risikokontrolle und mehr Transparenz und Berichterstattung fordert. Obwohl die konkreten Anforderungen noch nicht endgültig feststehen, müssen sich die Unternehmen schon auf eine Anwendung der Regeln ab Mitte 2013 vorbereiten.

Wie begegnen die Unternehmen diesen Herausforderungen?
Dass die deutschen Versicherer die Auswirkungen der Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise für ihre Kunden bisher weitgehend abfedern konnten, ist einerseits auf die Stärke ihres Geschäftsmodells zurückzuführen, das sich von dem der Banken erheblich unterscheidet. Beispielsweise legen Versicherer ihr Kapital langfristig, sicher und breit gestreut an, sodass sie von kurzfristigen Marktturbulenzen kaum betroffen sind. Es hat sich ebenfalls ausgezahlt, dass Versicherer in den letzten Jahren – als Lehre aus der Finanzkrise 2002 und in Vorbereitung auf Solvency II – ihre Risikomanagementsysteme konsequent verbessert und ausgebaut haben.

Hat sich die Branche in den letzten Jahren gewandelt?
Die Versicherungswirtschaft bietet nicht nur Risikoschutz und Vorsorge für private Haushalte, Industrie, Gewerbe und öffentliche Einrichtungen an, sie ist auch ein großer institutioneller Kapitalanleger und Arbeitgeber. Damit ist sie von Entwicklungen in allen Bereichen von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft betroffen. Einen Wandel hat es zuletzt vor allem im Bereich der gesetzlichen Rahmenbedingungen gegeben. Die Anforderungen an die Versicherungsunternehmen, beispielsweise was den Vertrieb von Versicherungsprodukten betrifft, steigen stetig. Die Versicherer haben dies konsequent und nachhaltig umgesetzt und nehmen damit in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle im Vergleich zu anderen Branchen ein.

Welchen Tipp können Sie jungen Leuten mit auf den Weg geben?
Ich empfehle allen jungen Leuten, den Schritt in die Assekuranz zu wagen, denn unsere Branche bietet fast jedem eine hervorragende Perspektive mit vielen interessanten und verantwortungsvollen Aufgaben. Versuchen Sie möglichst früh, die Branche kennenzulernen, zum Beispiel durch ein Praktikum oder eine Studienarbeit.

Mit Sicherheit Karriere machen

Versicherungen haben es im Gegensatz zu anderen Bereichen in der Finanzwirtschaft geschafft, ohne nennenswerte Verluste durch die letzten Jahre zu kommen. Sie hielten nicht nur das Beschäftigungsniveau, sondern haben sogar die Sorge: Wo bekommen wir ausreichend Fachkräfte für die Zukunft her? Von Christoph Berger

Gute Noten, einen Masterabschluss und Praxiserfahrung im Versicherungsbereich: Dominique Zeh brachte zu ihrem Berufsstart bei der Allianz alles mit, was sich ihr Arbeitgeber erhoffte und was die Wunschanforderungen vieler Versicherer sind. Bereits während ihres Studiums hatte die heute 29-jährige Betriebswirtin begonnen, Kontakte zu Deutschlands größtem Versicherer zu knüpfen. Erst arbeitete sie als Werkstudentin in dem Unternehmen, später schrieb sie dort ihre Masterarbeit zum Thema Marktmanagement im Bereich Alternative Vertriebswege. Darin analysierte sie die Vertriebsstrukturen von Versicherungen und arbeitete alternative Wege des Verkaufs von Finanzdienstleistungsprodukten heraus. „Nach dieser strategischen Arbeit wollte ich das operative Geschäft eines Versicherungsunternehmens kennenlernen. Deshalb habe ich mich um eine der Traineestellen beworben“, sagt sie. Ein Jahr lang lernt sie nun die unterschiedlichen Personenversicherungsbereiche des Unternehmens kennen – also die Sparten Leben und Kranken. Gerade hat sie zehn Wochen Schulung zum Thema betriebliche Altersversorgung hinter sich. Im ersten Jahr des Traineeprogramms sind auch einige Stationen im Vertrieb vorgesehen. Im zweiten Jahr sind Stationen geplant, die sie auf ihre weitere Laufbahn vorbereiten. Zum Ende wird sie eine Projektarbeit durchführen.

Dominique Zeh hat sich für ihren Berufseinstieg eine Branche ausgesucht, die zu einem der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren in Deutschland zählt. Die Versicherungswirtschaft wird im Umsatzvergleich mit anderen Branchen nur vom Maschinenbau und der Chemischen Industrie überflügelt. Laut dem Statistischen Taschenbuch der Versicherungswirtschaft 2011, das vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft herausgegeben wird, arbeiten in und für die 582 Versicherungsunternehmen in Deutschland 561.600 Menschen. 53 Prozent von ihnen sind abhängig beschäftigt, 47 Prozent selbstständige Versicherungsvermittler und -berater. Die meisten Versicherer haben sich auf Schaden und Unfall spezialisiert. Es folgen die Pensionskassen, Lebensversicherungen, Krankenkassen und Rückversicherer.

Legt man das Prämienaufkommen zugrunde, ist Deutschland im Segment der Rückversicherung der führende Standort weltweit, eines der größten Unternehmen ist die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, bekannt unter der Marke Munich Re. Dort arbeitet seit 2010 die Mathematikerin und Geowissenschaftlerin Linda Gleser. In der Abteilung Global Clients/North America ist die 28-Jährige zuständig für die Risikomodellierung von Sachversicherungen im nordamerikanischen Markt. Ihre Kunden sind zumeist Erstversicherer, die sich mögliche Schäden ihrer Klientel absichern lassen wollen. Gleser schätzt anhand stochastischer Modelle zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit, mit der Industrieanlagen in verschiedenen Regionen von Naturkatastrophen getroffen werden. „Die Berechnung von Naturkatastrophen- Risiken besteht vor allem in der Plausibilisierung, zu der eine intensive Auswertung eigener Daten und Ergebnisse gehört“, erklärt sie. Neben den Modellen nutzt Gleser aber auch Satellitenbilder, weitere Experteneinschätzungen und Datenmaterial. Auf der Grundlage ihrer Ergebnisse wird schließlich für jeden Versicherungsbestand, der rückversichert werden soll, entschieden, zu welchen Bedingungen das passieren kann und was dafür der risikoadäquate Preis ist. Beides fließt in den Vertrag mit dem Kunden ein, den ein Underwriter zeichnet. Der Rückversicherer übernimmt bei Naturkatastrophendeckungen oft das Spitzenrisiko aus dem Bestand des Erstversicherers und sorgt durch seine Internationalität für geografische Streuung der Risiken. Immer behält der Risikomodellierer dabei die Grenzen des eigenen Risikoappetits im Auge. „Unsere Modelle dienen auch der Kontrolle unseres gesamten Versicherungsbestandes“, sagt sie. „Das heißt, dass wir in besonders gefährdeten Regionen Haftungen deckeln; das Risiko kann ansonsten auch für den Rückversicherer zu hoch werden.“

Schon etwas länger in der Versicherungsbranche ist die 31-jährige Nicole Heidemeyer. Nachdem sie Ende 2006 bei der Generali Deutschland Gruppe ein zwölfmonatiges Traineeprogramm begonnen und durchlaufen hat – inzwischen wurde es auf 18 Monate ausgeweitet –, arbeitete sie im Personalmanagement des Unternehmens. Dort baute sie das strategische Personalmarketing auf. „Der Reiz lag für mich darin, mitzugestalten und gemeinsam mit Mitarbeitern der unterschiedlichen Konzernunternehmen eine Strategie für den Auftritt der Generali Deutschland im Bewerbermarkt zu entwickeln“, erinnert sie sich an ihr erstes Projekt. Schon während ihres Traineeprogramms konnte sie von dem großen Unternehmensverbund und der Markenvielfalt des Unternehmens profitieren, verschiedene Tätigkeitsfelder bei unterschiedlichen Konzernunternehmen kennenlernen. So wurde sie auf eine zukünftige Führungsaufgabe im Konzern Schritt für Schritt vorbereitet. Seit einem halben Jahr leitet sie nun die Gruppe Projekte im Projekt-und Anforderungsmanagement der Generali Deutschland Schadenmanagement, einer internen Dienstleistungsgesellschaft des Konzerns. „Unser Betätigungsfeld sind die aus der jährlichen Maßnahmenplanung abgeleiteten IT-Projekte zur Erweiterung und Optimierung der Anwendungslandschaft im Schadenmanagement“, erklärt sie. Zu ihren Aufgaben gehört dabei nicht nur, die Projekte mit ihrem Team abzuwickeln und zu begleiten. Sie muss auch die Schnittstellenfunktion zwischen IT und Fachbereich sicherstellen und dafür sorgen, dass die fachlichen Anforderungen in den IT-Systemen abgebildet werden. Ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten und auf Fakten basierende Überzeugungsarbeit sind dafür extrem wichtig.

Fragt man die drei Versicherungsexpertinnen nach ihren Motivationen und den Gründen dafür, warum sie sich die Versicherungsbranche für ihren Karrierestart ausgesucht haben, sind die Antworten ähnlich: „Auch wenn es nach außen hin nicht immer den Anschein macht: Die Versicherungsbranche ist eine spannende und interessante Branche.“ Das beginne schon bei der Vielfalt im Mitarbeiterstamm. Fast sämtliche Berufsgruppen sind in einem Versicherungsunternehmen vertreten: vom Betriebswirt über den Informatiker und Ingenieur, vom Zahnarzt und Juristen bis hin zum Kunsthistoriker – dieser Mix macht die Arbeit nach Ansicht der drei äußerst interessant. Hinzu kommt, dass die Branche ständigen Veränderungen und Anpassungen unterworfen ist – hervorgerufen durch rechtliche Vorgaben, den technischen Fortschritt sowie durch soziale und gesellschaftliche Entwicklungen. Die Unternehmen müssen zum einen reagieren, zum anderen vordenken. Dies mache sie innovativ, ständig sei man dabei, Lösungen zu suchen und zu entwickeln.

Nicht nur die drei Einsteigerinnen sind sich bezüglich der Attraktivität der Branche einig, sondern auch die Personalverantwortlichen, wenn es um das Anforderungsprofil von Absolventen geht. An erster Stelle steht dabei der zu Beginn erwähnte sehr gute Notendurchschnitt im Studium. Dominik Hahn, Personalreferent im Personalmarketing bei der Allianz, sagt: „Für unsere Einstiegsprogramme suchen wir die 10 bis 15 Prozent der Besten.“ Wer in das Vorstandsassistentenprogramm aufgenommen werden will, sollte außerdem einen MBA oder die Promotion in der Tasche haben. Verena König, Personalverantwortliche bei Munich Re, fügt hinzu: „Wir suchen außerdem Absolventen international ausgerichteter Studiengänge und erwarten sehr gute Fremdsprachenkenntnisse, Praktikums- und Auslandserfahrungen.“ Dafür wird einiges geboten: Neben einer intensiven Betreuung, einem gegenüber anderen Branchen überdurchschnittlichen Gehalt und vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten weiten die Unternehmen ihr Angebot aus. Christoph Zeckra, Leiter Konzernpersonal bei der Generali Deutschland, sagt: „Die Vereinbarkeit von Karriere und Familie wird durch unterschiedliche Familien- und Betreuungsangebote und flexible Arbeitszeitmodelle auch für Führungskräfte besonders gefördert.“

Interview mit Andreas Schmitz

Begonnen hat Andreas Schmitz seine Banker-Karriere bei HSBC Trinkaus vor 23 Jahren als Assistent eines persönlich haftenden Gesellschafters. Heute ist er Sprecher des Vorstandes und zudem Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken. Im Interview erzählt der 52-Jährige über seinen Weg nach oben und die Anforderungen, auf die Einsteiger heute in der Bankenbranche treffen. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Andreas Schmitz, Jahrgang 1960, beendete sein Studium der Volkswirtschaft und der Rechtswissenschaften an der Universität Bonn nach Abschluss des zweiten Staatsexamens als Rechtsanwalt. Seine berufliche Laufbahn bei HSBC Trinkaus begann er als Assistent eines der persönlich haftenden Gesellschafter. Anschließend arbeitete er im Firmenkundengeschäft und baute später die Investmentbanking-Aktivitäten der Bank auf. 2002 wurde Andreas Schmitz persönlich haftender Gesellschafter der Bank, 2004 zum Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter berufen und mit dem Rechtsformwechsel 2006 zum Sprecher des Vorstands ernannt.

Heute ist er verantwortlich für die Bereiche Global Banking und Investment Banking sowie für das Emissions- und Konsortialgeschäft. Er ist zudem Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, Präsident der Börse Düsseldorf, Vizepräsident der IHK Düsseldorf und Mitglied des Verwaltungsrats der KfW sowie der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Andreas Schmitz ist verheiratet und hat drei Kinder.

Herr Schmitz, für Ihr Unternehmen spielen Begriffe wie „Tugend“, „Werte“ und „Nachhaltigkeit“ eine große Rolle. Wie sehr verschlechtert sich Ihre Laune, wenn Sie in der Zeitung lesen müssen, wie andere Banker mit diesen Begriffen umgehen?
Ich staune da manchmal nicht schlecht. Das trifft mich auch. Denn es ist einfach nicht nachvollziehbar, wie man nach fast vier Jahren seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers noch immer nicht verstanden hat, welche Lehren zu ziehen sind. Banken können ihre Existenz nur durch ein verantwortungsbewusstes Geschäft als integraler Bestandteil der Gesellschaft begründen. Durch die Finanzkrise ist viel Vertrauen verlorengegangen. Dieses wiederzuerlangen, ist unsere größte Herausforderung. Denn ohne Vertrauen ist Bankgeschäft nicht denkbar. Aber: Übertrieben haben nur einige wenige. Die große Mehrheit der Mitarbeiter in Banken macht einen engagierten Job für die Kunden.

Aber das Fehlverhalten dieser wenigen hat das Image der gesamten Branche negativ geprägt. Was erhoffen Sie sich daher von Bankern der Zukunft?
Wer heute in diesen Beruf einsteigt, wird es sicherlich nicht wegen der Aussicht auf exorbitante Einkommen tun, denn die Zeiten großer Boni sind in unserer Branche definitiv vorbei. Banken sind der Blutkreislauf der Wirtschaft. Wer hier arbeitet, befindet sich mitten im Wirtschaftsleben und kann viel gestalten. Besonders bemerkenswert finde ich, dass unser Nachwuchs sich der großen Verantwortung gegenüber den Kunden bereits von Anfang an bewusst ist. Und darin liegt auch meine Hoffnung: dass für die Banker der neuen Generation wieder stärker die Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns im Vordergrund stehen. Das muss die jeweilige Unternehmensführung dann aber auch vorleben.

Welche Eigenschaften und Qualitäten benötigt ein Banker, um seinem Unternehmen zu helfen, die Krise zu überstehen und nachher gestärkt aus der Krise hervorzugehen?
Unser Haus ist jetzt 227 Jahre alt. Hat vier Revolutionen, ein halbes Dutzend Kriege, sechs Währungsumstellungen sowie elf verschiedenen Staats- und Herrschaftssysteme überlebt. Es ist damit mehr als krisengestählt und sogar stets gestärkt aus jeder Krise hervorgegangen. Die wichtigsten Eigenschaften hierfür sind vorausschauendes Denken und ein konservatives Risikomanagement. Diese Bank hat es immer verstanden, sich den veränderten Marktbedingungen anzupassen, ohne ihre Unternehmenskultur zu beschädigen. Nachhaltigkeit ist hier mehr als nur ein Schlagwort. Es ist die Grundlange für ein langfristig angelegtes Wirtschaften, und in Krisenzeiten wie diesen sehen uns unsere Kunden als sicheren Hafen, weil wir als stabil und beständig anerkannt sind.

Wie erleben Sie persönlich hoch ambitionierte Einsteiger, die direkt von der Uni kommen? Welche Eigenschaften faszinieren Sie, wo sehen Sie Nachholbedarf?
Erfrischend ist bei unserem Nachwuchs diese Neugier und Offenheit, mit der sich junge Menschen ihre Welt erschließen. Da werden Fragen gestellt, die sich keiner sonst mehr zu stellen traut. Oder es werden eingefahrene Prozesse hinterfragt, die sich aufgrund des Prinzips, man habe es immer schon so gemacht, längst überholt haben. Viele bringen von der Uni auch neues theoretisches Wissen sowie innovative wissenschaftliche Methoden mit, die eine Organisation immer wieder beleben. Was wir aber bei vielen Bewerbern zunehmend vermissen, ist das, was man heute als soziale Kompetenz bezeichnet. Sei es, dass sich Studierende so sehr in die Theorie verbissen haben, dass sie ihr Wissen in der Praxis nicht nutzen können, oder sei es beim Umgang miteinander, wo wir manchmal einfache Benimmregeln vermissen. Bankgeschäft ist Kundengeschäft – da gehören diese einfach dazu.

Die Finanzbranche hat ungeheuer an Komplexität zugenommen. Sollen sich junge Banker sehr früh spezialisieren, oder sind Sie ein Befürworter von Generalisten?
Ich glaube, Banken brauchen – wie jedes andere Unternehmen auch – beides. Spezialisten sind gefragt, wenn es um die Entwicklung hochkomplexer Finanzprodukte geht, die ganz spezifische Kundenbedürfnisse erfüllen. Generalisten brauche ich, wenn es um die Kundenberatung geht. Da muss ich als Berater die Übersicht über die verschiedensten Produkte haben, um meinem Kunden das für ihn richtige empfehlen zu können. Unsere Berater im Bereich Vermögende Privatkunden bezeichnen sich selbst scherzhaft als „Hausärzte in allen Finanzdingen“. Da steckt viel Wahrheit drin.

Sie sind seit 1989 bei HSBC Trinkaus, eine so lange Karriere in einem Bankhaus ist eher ungewöhnlich. Was ist aus Ihrer Sicht der große Vorteil einer so konstanten Karriere?
Ich kenne unsere Bank in- und auswendig, da macht mir keiner mehr etwas vor. Zudem konnte ich die Strategie über einen langen Zeitraum mitgestalten. So entwickelt man ein ganz anderes Verhältnis zum Unternehmen, als wenn man immer wieder neu kurzfristigen Erfolgen hinterherlaufen muss. Man könnte jetzt einwenden, dass man dadurch andere Erfahrungen verpasst, die einen persönlich weiterbringen können. Aber unser Vorstand ist nicht nur mit strategischen Themen befasst, wir betreuen alle selbst noch Kunden. Das Gespräch mit ihnen gibt mir nicht nur immer wieder neue Blickwinkel – es erdet auch ungemein.

23 Jahre in einem Unternehmen – da gab es sicher auch schwierige Momente. Können Sie rückblickend sagen, wie Sie diese Probleme und Herausforderungen überwunden haben?
In solch einem Zeitraum passiert natürlich einiges: Ein vielversprechender Deal mit dem Kunden ist nicht zustande gekommen. Oder Vorgesetzte haben anders entschieden, als man hoffte. Es gibt Ratschläge, die wie Binsenweisheiten klingen, sich aber auch im Verlauf meiner Karriere bewährt haben: „Nicht alles persönlich nehmen“, „sich nicht unterkriegen lassen“, „aus Erfahrungen und Fehlern lernen“. Ich bin jemand, der immer nach vorne schaut. Vergangenes muss man abhaken. Ich bin daher nicht nachtragend. Das Wichtigste aber ist: Man muss sich treu bleiben.

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Zum Unternehmen

HSBC Trinkaus ist eine international aufgestellte, kundenorientierte Geschäftsbank. Das Haus versteht sich als Bank, die zum einen als Tochter der britischen Mutterbank HSBC Teil einer der weltweit größten Bankengruppen ist, zum anderen ihre Kunden individuell und persönlich mit den Werten einer 227-jährigen Geschichte betreut.

Das Mutterhaus HSBC hat rund 7200 Niederlassungen in mehr als 80 Ländern und Regionen. Für die deutsche Tochter HSBC Trinkaus sind rund 2500 Mitarbeiter tätig, von denen mehr als ein Drittel länger als zehn Jahre im Unternehmen arbeiten. Das Durchschnittsalter liegt bei 39 Jahren. Der Fokus liegt auf der Beratung von vermögenden Privatkunden sowie Firmen- und institutionellen Kunden. Stammsitz des Unternehmens ist Düsseldorf. Zudem verfügt die Bank über Standorte in Baden-Baden, Berlin, Frankfurt/Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Luxemburg. Mit „AA“ besitzt HSBC Trinkaus das beste Fitch-Rating einer privaten Geschäftsbank in Deutschland.

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„Hohe Nachfrage im Vertrieb“

Als Recruiting-Spezialistin für die Finanzbranche weiß Daniela Schmidt, wie man für einen erfolgreichen Karriereeinstieg gestrickt sein muss und was dem Nachwuchs wichtig ist, wenn er sich für ein Unternehmen entscheidet. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Daniela Schmidt ist studierte Soziologin und Psychologin und gründete 1995 die Recruiting-Agentur DS Connection. Ihre Spezialgebiete sind Direktsuche, Eignungsdiagnostik und Auswahlverfahren in der Finanzdienstleistungsbranche. Zu ihren Kunden gehören Regionalbanken, Großbanken und Versicherungsgesellschaften. Seit 2005 ist Daniela Schmidt auch in der Organisationsberatung tätig.

Frau Schmidt, wie schätzen Sie derzeit für Einsteiger das Arbeitsumfeld bei den Banken ein?
Losgelöst von der konjunkturellen Situation werben die Häuser aufgrund der demografischen Prognosen weiterhin um qualifizierte Nachwuchskräfte. Entsprechend selbstbewusst treten die Bewerber auf. Gut ausgebildete Absolventen mit den passenden Abschlüssen und guten Noten kennen ihren Marktwert sowie ihre Optionen und formulieren ihre Erwartungen an den zukünftigen Arbeitgeber entsprechend deutlich. An Bedeutung gewinnt dabei der Punkt Work-Life-Balance: Der Wunsch nach einem ausgewogenen Verhältnis von Arbeitszeit und Privatleben wird von einigen Absolventen im Bewerbungsgespräch ganz offen angesprochen.

Gibt es Bereiche, in denen sich branchenübergreifend derzeit außergewöhnlich gute Karrierechancen ergeben?
Wir beobachten schon seit längerem, dass sich die Nachfrage nach Personal in vertriebsnahen Bereichen, beispielsweise in der Vermögens- und Firmenkundenberatung, auf einem gleichbleibend hohen Niveau bewegt und sich tendenziell sogar noch verstärkt. Zudem werden generell die Aufgaben im Bankwesen vertriebsorientierter interpretiert. Dadurch ist eine ausgeprägte Vertriebskompetenz auch in Funktionen gefragt, in denen sie früher keine oder nur eine untergeordnete Rolle einnahm.

Können Sie für diesen Trend ein Beispiel nennen?
Nehmen Sie den klassischen Privatkundenberater: Wo früher der Bankberater hinter seinem Schalter auf den Kunden wartete, werden heute perfekt geschulte Verkäufer mit ausgeklügelten Vertriebsstrategien auf die Kundschaft angesetzt. Ein Privatkundenberater führt heute im Schnitt acht und mehr Akquisitionsgespräche am Tag. Zum Vergleich: Vor 15 Jahren lag die durchschnittliche Anzahl eigeninitiativ vereinbarter Verkaufsgespräche bei geschätzten fünf pro Woche.

Die andauernden Probleme auf dem Finanzmarkt gefährden Jobs in den Banken. Aber schaffen sie auch neue Perspektiven für Spezialisten?
Durchaus. Wir verzeichnen eine gestiegene Nachfrage in internen Bereichen, die von staatlicher Regulierung und bankaufsichtsrechtlichen Fragestellungen betroffen sind. Diese Fragestellungen haben derzeit Konjunktur – nicht zuletzt aufgrund der mit der Finanzmarktkrise einhergehenden verschärften Anforderungen durch nationale und internationale Aufsichtsbehörden.

Welche Qualifikationen und Talente sind bei Einsteigern derzeit besonders gefragt?
Der Grad der Spezialisierung nimmt zu, und somit differenzieren sich zunehmend auch die fachlichen Anforderungen an Bewerber. Anders als früher erwartet man zudem heute von den Absolventen, dass sie – neben guten Noten, den richtigen Praktika und Fachqualifizierungen – auch die passende Persönlichkeitsbildung mitbringen. Das betrifft natürlich insbesondere die vertriebsorientierten Bereiche mit direktem Kundenkontakt. Aber auch in den internen Spezialistenfunktionen spielen Persönlichkeit und Sozialkompetenz des Bewerbers eine immer größere Rolle.

Sie sprachen vom selbstbewussten Auftreten der Bewerber. Was ist einem ambitionierten Einsteiger denn wichtig, worauf pocht er beim Arbeitgeber seiner Wahl?
Für High Potentials auf dem Finanzsektor waren Bekanntheit, Internationalität und Reputation eines Bankhauses schon immer die wichtigsten Entscheidungsparameter bei der Wahl der ersten Arbeitsstelle. Daran hat sich grundlegend nichts geändert. Aber es rücken weitere Faktoren in den Fokus. Neben der schon genannten Work-Life- Balance ist mitentscheidend, ob der Arbeitgeber dem Kandidaten eine am Menschen orientierte, positive Unternehmenskultur bietet. Auch Sicherheit im Beruf ist ein Aspekt, der in den vergangenen Jahren bei der Wahl des Arbeitgebers bedeutsamer geworden ist. Gerüchte über eine mögliche Fusion oder gar Stellenabbau wirken extrem abschreckend auf Nachwuchskräfte.

karriereführer banken/versicherungen 2012.2013

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Titelthema: Sie können es! – Den Wandel gestalten

Fokussiert. Die Finanzbranche befindet sich im Wandel. Die Zocker und Jongleure mag es zwar noch geben, doch die Banken erwarten von ihrem Nachwuchs keine neuen Risikonummern mehr: Sie suchen Absolventen mit einem Verständnis für das, was die Kunden wollen. Diesen Grundsatz wollen sie nicht nur propagieren, sondern leben. Dazu gehören verstärkt langfristige Geldanlagen und ein ungetrübtes Vertrauensverhältnis des Kunden zu Bank und deren Beratern.
Mit alten Tugenden zum Erfolg
„Hohe Nachfrage im Vertrieb“

Top-Interview:

Andreas Schmitz, Vorstandssprecher von HSBC Trinkaus

Special Versicherungen

Mit Sicherheit Karriere machen
„Haus der 100 Berufe“

Einsteigen

Privatbank versus Großbank
Jung und erfolgreich bei: Horbach

Aufgestiegen

Aufgestiegen zur Associate der UniCredit Group

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Ahoi, MBA

Projekt

Was macht eigentlich ein Aktuar?

Sichtweise

Schwester Katharina Rohrmann, früher Bankerin, heute Ordensschwester

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AXA Konzern AG Bayerische Landesbank (BayernLB) BERENBERG BANK Deloitte HFH · Hamburger Fern-Hochschule Hannover Rück SE HORBACH Wirtschaftsberatung GmbH ING-DiBa AG Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG R+V Versicherung Steria Mummert Consulting AG

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IQB JOBWARE TALENTS – Die Jobmesse

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E-Paper karriereführer banken/versicherungen 2012.2013
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Mit alten Tugenden zum Erfolg

Die Bankbranche sucht nach Einsteigern, die mehr im Blick haben als trockene Zahlen. Ob im Investmentbanking oder im Beratungsgeschäft: Gefragt sind Persönlichkeiten, für die solide Lösungen im Sinne der Kunden wichtiger sind als kurzfristige Erfolge. Von André Boße

Der Banker von heute? Ein Zahlenspezialist muss er immer noch sein. Ohne dieses Know-how geht es nicht. Aber das alleine reicht nicht aus. Der Banker von heute muss mehr können als jeder noch so hyperschnelle Algorithmus, jede noch so intelligent programmierte Software. „Viele meinen, dass sich bei einer Bankkarriere immer noch alles um trockene Zahlen dreht“, sagt Claudia Gutscher, Personaldirektorin der Targobank, und schüttelt dabei mit dem Kopf. Dann definiert sie, was einen Banker von heute wirklich auszeichnet: „Es geht vor allem um den Menschen.“

Seit dem Crash der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 steckt die Bankenbranche in einer ungeheuer heraufordernden Zeit. Das Wort „Krise“ passt schon deshalb nicht, weil Krisen als Zuspitzung zu verstehen und daher eher von kurzer Dauer sind. Krisen bedeuten Einschnitte: weniger Arbeitsplätze, weniger Freiräume, weniger Chancen. Doch die Situation für Hochschulabsolventen gestaltet sich anders. Die Banken sind auf der Suche nach talentierten Nachwuchskräften, weil sie sich von ihnen neue Impulse und neue Ideen für das Geschäft erhoffen. Auf eines legen die Häuser dabei besonderen Wert: Gefragt sind keine Kandidaten, die sich nach der Uni sofort ein Dutzend Anzüge oder Kostüme zulegen, sich den vermeintlich passenden Sprachduktus der Banker draufschaffen und mit dem Ziel ins Vorstellungsgespräch ziehen, dem potenziellen Chef neue Möglichkeiten für riskante Anlagestrategien zu präsentieren.

Risikoreich rechnen können Computer nämlich auch. Und zwar wesentlich schneller. Was Computer aber nicht besitzen, sind menschliche Tugenden. Und genau nach diesen sucht die Branche. Weil – und da sind die meisten Häuser ganz ehrlich – es eine Zeit gab, in der klassische Werte im Geschäft eine zu geringe Rolle gespielt haben. Anke Kirn ist bei der Deutschen Bank für die Talentsuche verantwortlich und nennt die Tugenden, auf die es in ihrem Unternehmen ankommt: „Höflichkeit, Fleiß, Pünktlichkeit, Disziplin und Maßhalten. Hinzu kommen die Werte, die beim redlichen Kaufmann selbstverständlich sein sollten: Ehrlichkeit, Anstand und Integrität.“ Wobei die Personalverantwortliche klarstellt, dass dies keine lobenswerten Kann- Eigenschaften sind. „Kunden, Aktionäre und die Gesellschaft als Ganzes verlangen von jedem Mitarbeiter einer Bank, insbesondere von ihren Führungskräften, dass sie sich untadelig verhalten. Daher sind das die Kriterien, nach denen wir bei der Personalsuche entscheiden, ob jemand zu uns passt.“ Zudem hat die Deutsche Bank laut Kirn einen „unmissverständlichen Verhaltenskodex“ definiert, den jeder Mitarbeiter kennen und leben muss.

Und noch etwas ist den Banken wichtig: Sie sind auf der Suche nach Talenten, deren Horizont weit über die Zahlenanalytik hinausgeht. Die Branche hat begriffen, dass es ein Problem ist, wenn sich einige Bereiche eines großen Bankhauses vom Bedürfnis der Gesellschaft nach Sicherheit oder Nachhaltigkeit abkoppeln. Daher haben derzeit auch Kandidaten eine Chance, die als Seiteneinsteiger in die Finanzbranche einsteigen und die Teams mit anderen Ansichten und Perspektiven ergänzen. „Ein wirtschaftswissenschaftlicher oder mathematischer Studienhintergrund ist nicht zwangsläufig Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung“, sagt Anke Kirn. „Wir suchen neben Wirtschaftswissenschaftlern auch Naturwissenschaftler, Juristen, Informatiker und Ingenieure mit wirtschaftlichem Schwerpunkt.“ Doch auch für Seiteneinsteiger gilt: Der Studienabschluss sollte gut bis sehr gut sein. Wichtiges Kriterium ist in den meisten Bereichen zudem ein verhandlungssicheres Englisch – am besten erworben in einem Auslandssemester oder durch praktische Erfahrungen im Ausland.

Gute Chancen im Bereich Compliance
Wer wissen möchte, welche weiteren Talente und Kenntnisse für Einsteiger in der sich wandelnden Bankenbranche wichtig sind, ist bei Thomas Haibach an der richtigen Adresse. Der Personalberater ist Geschäftsführer der Personalberatungsgesellschaft Haibach & Cie., die sich auf die Beratung von Banken und Asset-Management- Gesellschaften spezialisiert hat. Seit 1994 unterstützt er Kunden aus der Finanzbrauche beim Auf- oder Ausbau von Abteilungen. Sein Credo: „Banken suchen authentische Bewerber, die im Rahmen ihrer Ausbildung und während des Studiums bereits praktische Erfahrungen in Unternehmen gesammelt haben.“ Wichtig seien auch eine schnelle Auffassungsgabe sowie das Talent, sich flexibel auf wechselnde, stetig neue Herausforderungen einzustellen. „Die Arbeitgeber erwarten zudem, dass man es versteht, ganzheitlich zu denken sowie komplexe Sachverhalte adressatengerecht darzustellen“, sagt Haibach. Mit Blick auf die Abteilungen und Themen, in denen sich aktuell die besten Karrierechancen ergeben, nennt der Personalberater die Bereiche Risikomanagement, Controlling, Rechnungswesen und Recht – wobei besonders die immer neuen Regulierungen weiterhin einen steigenden Bedarf nach Compliance- Spezialisten hervorrufen werden.

Absolventen und Einsteiger sind also gut beraten, ihren Blick auf Bereiche zu richten, in denen die Banken an soliden Lösungen für die Stärkung ihrer Geschäftsgrundlage arbeiten. Sich kreativ austoben zu können, gehört aktuell dagegen nicht zu den besonders stark nachgefragten Eigenschaften. Das gilt auch für das Investmentbanking, der Sparte, die besonders von den Veränderungen der gesamten Branche betroffen ist. Trotz aller negativer Schlagzeilen: Die großen Asset-Manager haben ihre Talentsichtung nicht eingestellt und suchen wieder nach Top-Nachwuchs. So beginnt J.P. Morgan im Spätsommer mit dem Recruiting und hält dabei Ausschau nach Kandidaten, die den aktuellen Anforderungen der Branche gerecht werden. „Wir erkennen einen klaren Trend hin zu konservativen Anlagestrategien“, sagt Marketing- Direktor Jean Guido Servais. Die Verunsicherung vieler Anleger sei noch immer groß – nun komme es für Investmentbanker darauf an, dem Kunden überzeugend darzustellen, dass auch langfristig orientierte Anlagen attraktive Erträge erwirtschaften können.

Den Wandel mitgestalten
Gefragt sind also Nachwuchsberater, denen es gelingt, die Vorsicht der Anleger zu respektieren und auf dieser Basis Anlagestrategien zu entwickeln, die kurzfristig vorsichtig wirken mögen, langfristig aber in der Lage sind, die Renditen der risikoreichen, auf Kurzfristigkeit orientieren Strategien in den Schatten zu stellen. „Gerade bezüglich des Themas Altersvorsorge ist der langfristige Erfolg elementar“, sagt Servais – was wiederum zeigt, worauf es beim Investmentbanking heute ankommt: Die Aussicht auf schnelles Geld spielt eine immer geringere Rolle, stattdessen investieren Anleger in eine sichere Zukunft. Wer als Nachwuchskraft dieses Bedürfnis versteht, wird erleben, dass die Investmentbranche weiterhin ausgezeichnete Karrierechancen bietet. Und zwar, wie es bei J.P. Morgan heißt, in allen Bereichen – von Sales, Trading und Research über Risikomanagement bis zum Quantitative Research, also der Bewertung von Produkten, Preisen, Märkten und Anlegerbedürfnissen.

Wenn der Trend bei den Banken zur soliden Nachhaltigkeit geht, stellt sich die Frage: Regiert die Angst das Geschäft? Spielt persönlicher Freiraum keine Rolle mehr? Targobank-Personaldirektorin Claudia Gutscher beruhigt alle Absolventen, die beim Einstieg besonderen Wert darauf legen, persönliche Gestaltungskraft zu entwickeln und anzubringen: „Die Branche befindet sich nicht nur in einer herausfordernden, sondern auch in einer spannenden Situation. Der Bankenmarkt verändert sich, und Veränderungen sind immer mit neuen Möglichkeiten und Perspektiven verbunden.“ Der Wandel in der Bankenbranche stelle die Geldhäuser vor eine große Aufgabe. Gutscher ist daher überzeugt: „Daraus ergeben sich Chancen – insbesondere für die Mitarbeiter, die in diesem Wandelprozess vieles mitgestalten können.“

So komme es zum Beispiel bei Bankberatern darauf an, einen Beratungsansatz zu entwickeln, der besonders auf die Individualität der Kunden Rücksicht nimmt. Claudia Gutscher nennt weitere Fähigkeiten, die man mitbringen muss, um in diesem Bereich nach vorne zu kommen: „Die wichtigen Kriterien sind Kundenorientierung, Beratungskompetenz, Verhandlungs-geschick und Einfühlungsvermögen.“ Und es gilt: Zahlen sind die Grundlage – doch besitzen diese für jeden Kunden eine andere Bedeutung. Bei jedem von ihnen erzählt der Bedarf für eine Geldanlage oder Investition eine eigene Geschichte. Diese muss ein Anlageberater herauskitzeln, verstehen und in eine Strategie umsetzen. Gutscher sagt: „Jeder Kunde ist anders, es gibt keine einheitliche Vorgehensweise und gerade das macht vieles spannend.“

karriereführer consulting 2012.2013

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Im Fokus der Berater – Die Personalwirtschaft sucht Consultants

Leidenschaft. Wer als Consultant in die Personalmanagement-Beratung einsteigen möchte, sollte kaufmännisch denken können und sich nicht nur für Instrumente interessieren, sondern auch für Prozesse und die Umsetzbarkeit von Konzepten. Hierfür ist neben fundiertem Fachwissen auch einschlägige Praxiserfahrung, unternehmerisches Denken sowie psychologisches Talent gepaart mit Sozialkompetenz nötig. Und wenn zu alledem noch die Leidenschaft hinzukommt, sind die Aussichten auf einen etwas anderen Beraterjob hervorragend.
Unternehmerische Denke und psychologisches Talent
Die Consultingbranche sucht Berater für die Personalwirtschaft.
„Spezialisieren Sie sich erst später“
Dr. Walter Jochmann, Mitglied der Geschäftsführung von Kienbaum Consultants International sowie Vorsitzender der Geschäftsführung von Kienbaum Management Consultants, im Interview.

Top-Manager:

Interview mit Dr. Frank Wierlemann, Gründer und Vorstand von Inverto
Der Gründer und Vorstand von Inverto im Interview.

Bewerben

Der Weg zur klaren Aussage
Case Studies sind beliebte Methoden im Bewerbungsgespräch.

Special Top-Player

Steile Lernkurve
Kaum eine Branche ist dynamischer und vielseitiger als die Topmanagement-Beratung.
Flexibel, engagiert, spontan
Bei Charlotte Pallua kam alles anders als geplant.
Heute Finanzdienstleistung, morgen Industriegüter
Nicolas Schweizer arbeitet als Consultant beim Top-Player The Boston Consulting Group.

Einsteigen

Jung und erfolgreich bei: Volkswagen Consulting
Jens-Olav Jerratsch berichtet über seine Arbeit als Berater.
Verantwortung von Anfang an
Studentische Unternehmensberatungen bieten professionelle Praxiserfahrung.

Aufsteigen

Ganzheitliche Sichtweise
Christine Neeb über die Besonderheit, kleine und mittelständische Unternehmen zu beraten.
Up or Out ist out
Das langjährige Karrieremodell der Beraterbranche hat ausgedient.

Projekt

Die kreative Kraft des Einkaufs
In der Consulting-Szene arbeiten immer mehr Einkaufsberater.

Handzeichen

Jonathan Briefs, Businesscoach und Humorberater
Handschriftliches vom Businesscoach und Humorberater, der die österreichischen Skispringer auf Wettkämpfe vorbereitet.

Service: Aktuelle Firmenporträts (Consulting) für Ihre Bewerbung

Booz & Company GmbH CTcon GmbH Deloitte Deutsche Post DHL Inhouse Consulting Ebner Stolz Mönning Bachem Unternehmensberatung GmbH Horváth & Partner GmbH INVERTO AG Rölfs RP Management Consultants GmbH RWE Consulting GmbH Siemens Management Consulting SimCorp GmbH Steria Mummert Consulting AG Stern Stewart & Co. GmbH

Partner

Entrepreneurs-Club IQB JOBWARE Career Venture TALENTS – Die Jobmesse

Komplette Ausgabe

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Karriere in der Automobilbranche

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Willkommen bei karriereführer automobile – dem Karriereportal für die Automobilbranche!

Studiengänge mit Schwerpunkt Automobil

An welchen Hochschulen lassen sich Fahrzeugtechnik, Kraftfahrwesen oder Automobildesign studieren? Welche Zulassungsbeschränkungen gibt es, und wann kann ich mit dem Studium beginnen? Hier finden Sie eine Zusammenstellung der Studiengänge mit dem Schwerpunkt Automobil.
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Hochschulen mit Schwerpunkt Automobil

An welchen Universitäten, Fachhochschulen oder Berufsakademien kann ich Fahrzeugtechnik, Kraftfahrzeugwesen oder Automobildesign studieren? Wo werden verwandte Studiengänge angeboten?
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Förderung

Ein Studium kann ganz schön ins Geld gehen, kommt dann noch ein Semester oder Praktikum im Ausland hinzu, ist der finanzielle Spielraum schnell ausgeschöpft. Stipendien, Bafög oder Auslands-Bafög bieten Unterstützung und Sicherheit. Der karriereführer gibt hilfreiche Tipps zu Antrag und Bewerbung.
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Links

Sie brauchen mehr Informationen, Anregungen oder Einblicke rund um die Automobilbranche? Verbände, Portale, Universitäten und Fachhochschulen – Der karriereführer hat eine Auswahl wichtiger, interessanter und nützlicher Links für Sie zusammengestellt.
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Recruitingevents

Sie möchten wissen, wann dieses Jahr Recruitingmessen stattfinden? Dann schauen Sie in unserer Rubrik Recruiting-Events vorbei, dort finden Sie alle
Termine.

Interview mit Hans-Joachim Stuck

Die Rennsportlegende
Hans-Joachim StuckHans-Joachim Stuck ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Rennfahrer Deutschlands. Seit Januar 2008 arbeitet er als Motorsport-Repräsentant für Volkswagen.

Zum Interview.

Special aus dem karriereführer ingenieure

Einstieg in die Automobilbranche
Eine besondere Faszination geht seit jeher vom Auto aus. Grund genug für den karriereführer ingenieure, diesem ein Special zu widmen. Darin lassen sich Ingenieure über die Schulter schauen, die abseits der großen Hersteller ihrer automobilen Leidenschaft frönen – sei es bei Kleinstmanufakturen oder Tuningbetrieben.
Das Special finden Sie hier.

 

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Links zur Automobilbranche

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