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Interview Dr. Albert Dürr, Geschäftsführender Gesellschafter der Wolff & Müller Gruppe

Das Stuttgarter Bauunternehmen Wolff & Müller hat es sich auf die Fahnen geschrieben, die Nachhaltigkeit in der Baubranche zu stärken. Was man dabei vom Firmengründer Gottlob Müller lernen kann, erzählt dessen Enkel Dr. Albert Dürr im Interview. Der 39-Jährige führt das Familienunternehmen als Geschäftsführender Gesellschafter in dritter Generation.

Zur Person

Dr. Albert Dürr, Jahrgang 1975, ist Geschäftsführender Gesellschafter der Wolff & Müller Gruppe. Er studierte Betriebswirtschaft mit den Schwerpunkten Zwischenbetriebliche Beziehungen und Projektmanagement an den Universitäten Tübingen, Berlin und Wien, die Promotion folgte 2004. Seit 2005 ist er in dem Stuttgarter Familienunternehmen tätig. Als Enkel des Firmengründers Gottlob Müller führt er die Unternehmensgruppe in dritter Generation. Zudem ist Albert Dürr seit 2008 Geschäftsführer der Wolff & Müller Beteiligungs-Holding und verantwortet somit die Bereiche Rohstoffe, Baustoffe und Dienstleistungen.

Herr Dr. Dürr, viele Konzepte zur Nachhaltigkeit bestehen aus modern klingenden Anglizismen. Bei Ihnen findet man dagegen das Gottlob-Müller-Prinzip. Was hat es damit auf sich?
Wenn man über Nachhaltigkeit spricht, wird es schnell abstrakt. Wir haben uns daher früh das Ziel gesteckt, dem Begriff inhaltlich etwas Futter zu geben. Gottlob Müller, mein Großvater und Gründer des Unternehmens, lief von Beginn an über die Baustellen und wies seine Mitarbeiter sehr ernsthaft darauf hin, wenn sie achtlos mit dem Material umgingen. Wenn da eine Kiste mit Nägeln im Dreck lag, schimpfte er: ,So geht man mit Ressourcen nicht um.‘ Am Ende des Tages definiert genau diese Haltung den Begriff der Nachhaltigkeit: Man muss versuchen, Verschwendungen zu vermeiden. Ob mit Blick auf Nägel oder eben auch auf Energie.

Wie füllen Sie das Prinzip Ihres Großvaters heute im Unternehmen mit Leben?
Wir belassen es nicht bei symbolischen Dingen wie Elektroautos vor der Tür oder fair gehandeltem Kaffee in den Kaffeemaschinen. Das sind hübsche Marketingideen, die jedoch mit der wirklichen Arbeitswelt draußen eher wenig zu tun haben. Auch wir müssen ehrlich feststellen, dass wir auf den Baustellen noch nicht überall optimal nachhaltig arbeiten. Aber wir möchten uns immer weiter verbessern, weshalb wir zum Beispiel einen Arbeitskreis ins Leben gerufen haben, der sich aus dem Unternehmen heraus gegründet hat und sich mit nachhaltigen Ideen beschäftigt. Einige unserer Ansätze klingen beinahe profan, wirken aber effektiver, als man zunächst denkt.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Wir haben im alltäglichen Betrieb 115 Bagger im Einsatz, die an einem normalen Baustellentag rund 30 Prozent der Zeit im Leerlauf stehen und vor sich hintuckern – weil sie zum Beispiel warten müssen, während andere Arbeiten erledigt werden. Das verursacht hohe Energiekosten und erhöht den Ausstoß von CO2. Also haben wir die Bagger mit einer Start-Stopp-Automatik versehen, die man heute auch aus vielen Neuwagen kennt. Das war eine Investition, die zunächst Geld kostete. Wir werden aber über die gesamte Betriebszeit hinweg einen sechsstelligen Betrag einsparen – und dazu noch unseren CO2-Ausstoß verringern. Für mich zeigt sich an diesem Beispiel sehr schön, dass Nachhaltigkeit eben auch wirtschaftlich sinnvoll sein kann. Und das ist ein wichtiger Aspekt, denn wir sind als Bauunternehmen in einer Branche tätig, in der seit Jahrzehnten ein intensiver Preiskampf das Denken bestimmt und damit wenig Zeit für neue Ideen erlaubt scheint.

Beobachten Sie denn die Tendenz, dass Bauherren und Investoren verstärkt darauf achten, nachhaltig zu bauen – und nicht mehr vor allem günstig?
Ein solches Umdenken findet statt. Noch sind die Veränderungen, die sich daraus ergeben, mit Blick auf die gesamte Branche jedoch überschaubar. Wir haben bislang rund 20 Projekte begleitet, die nachhaltig zertifiziert waren. Das ist noch ein recht kleiner Teil der Gesamtprojekte, was mich ehrlich gesagt verwundert. Man muss ja nur einmal einen Blick auf den Produktlebenszyklus einer Immobilie werfen: Der eigentliche Bau einer Immobilie macht lediglich rund 30 Prozent der Kosten aus, die im gesamten Lebenszyklus entstehen. Die restlichen 70 Prozent setzen sich aus dem Betrieb und Reparaturen zusammen, aus dem Austausch von Anlagen und Komponenten. Es ist also absolut sinnvoll und wirtschaftlich, sich schon beim Bau zu überlegen, wie es gelingen kann, diese späteren Kosten möglichst gering zu halten. Und das funktioniert über Qualität und Nachhaltigkeit.

Warum geschieht das so selten?
Immobilien haben einen sehr langen Produktlebenszyklus. Die Kosten für nachhaltiges Bauen entstehen aber sofort. Häufig fehlt es am Weitblick, aber auch an der Motivation, schon jetzt ein paar Jahre weiter zu denken. Doch viele Akteure beginnen, neu zu denken. Projektentwickler erkennen, dass sich mit zertifizierten Gebäuden mehr Geld verdienen lässt. Und unsere Kunden aus dem Mittelstand prüfen genauer, welche Rolle die Nachhaltigkeit und die Energieeffizienz bei ihren Gebäuden spielen sollte. Für sie muss es nicht zwingend der Zertifikatsnachweis sein, wohl aber Nachhaltigkeitsüberlegungen.

Wie kann es denn gelingen, nachhaltiger zu bauen?
Aspekte der Nachhaltigkeit müssen unbedingt schon in den Planungs- und Entscheidungsprozess eingebunden werden. Denn wenn die Arbeit auf der Baustelle beginnt, es ist in der Regel schon zu spät. Hier helfen neue Methoden wie BIM, also das Building Information Modeling. Es handelt sich dabei um ein Projektmanagementtool, das die relevanten Projektbeteiligten viel stärker diszipliniert, sich frühzeitig und sehr intensiv zum Projekt auszutauschen – auf Basis einer integrierten Softwarelösung. So wird es zum Beispiel auch möglich, an jeder Stelle und immer wieder darauf hinzuweisen, wo nachhaltige Lösungen möglich sind und welche Auswirkungen sie haben. Die Herausforderung ist es, das Thema in den Köpfen aller Beteiligten präsent zu halten, um sie tatsächlich für Nachhaltigkeit zu sensibilisieren.

Was erhoffen Sie sich vom Nachwuchs, der in Ihr Unternehmen einsteigt? Welche nachhaltigen Denkweisen überzeugen Sie?
Der Nachwuchs, der jetzt von der Uni kommt, ist in der Regel sehr empfänglich für das Thema Nachhaltigkeit. Wichtig ist jedoch, dass die jungen Leute auch in der Praxis dranbleiben. Man muss sich vor Augen führen, dass praktisch jedes Bauprojekt unter Zeitdruck abgewickelt wird. Es ist daher eine echte Herausforderung, Aspekte der Nachhaltigkeit auch dann einzubringen, wenn andere das Projekt lieber schnell durchwinken möchten. Man benötigt viel Selbstbewusstsein, Standfestigkeit und Begeisterungsfähigkeit, um auch in so einer Atmosphäre weiter an allen Zahnrädern zu drehen. Aber es zahlt sich aus, denn wir erkennen, dass nachhaltig gebaute Immobilien unsere Kunden in aller Regel auch nachhaltig zufriedenstellen. Und da wir als Familienunternehmen sehr viel Wert auf langfristige Kundenbindungen legen, schätzen wir diesen Effekt sehr hoch ein.

Zum Unternehmen

Das Bauunternehmen Wolff & Müller wurde 1936 von Gottlob Müller gegründet, dem Großvater des heutigen Geschäftsführenden Gesellschafters Albert Dürr. Das Unternehmen ist in den drei Geschäftsfeldern Bauleistungen, Baustoffe/Rohstoffe und Dienstleistungen tätig. 2014 wurde die Firma wegen ihrer Projekte und Initiativen zur Nachhaltigkeit beim „Deutschen Nachhaltigkeitspreis“ als eines der drei nachhaltigsten Unternehmen mittlerer Größe in Deutschland ausgezeichnet. Wolff & Müller arbeitet als erstes deutsches Bauunternehmen gruppenweit CO2-neutral und engagiert sich im Klimaschutz. Zum Beispiel unterstützt das Unternehmen ein Wiederaufforstungsprojekt auf den Philippinen.

Energieeffizienz – Überzeugungstäter gesucht

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Ob bei der Dämmung oder Heiztechnik: Energieeffizienz garantiert Nachhaltigkeit. Während die Technikspezialisten bei der Suche nach innovativen Lösungen bis an die Grenzen der Physik gehen, kommt es im Vertrieb darauf an, Kunden und Verbrauchern die Vorteile zu vermitteln. Von André Boße

Energieeffizienz ist ein Ziel, aus dem sich viele Vorteile ergeben. Je mehr Energie gespart wird, desto geringer ist die Gefahr für dramatisch steigende Strompreise. Deutschland wird unabhängiger von Energieimporten. Und der Ausstoß von CO2 wird verringert, was wiederum sehr wichtig für das Klima ist. Für die Green-Tech-Branche gehört die Energieeffizienz deshalb zu den bedeutsamsten Leitmärkten. Bei bestimmten Verbrauchergruppen gibt es ein besonders großes Einsparungspotenzial, sie bilden die Segmente dieses Leitmarkts. So sollen neue Techniken und Methoden dabei helfen, die Energieeffizienz in der industriellen Produktion sowie von Gebäuden und Geräten zu erhöhen.

Es geht um viel Geld
Wie stark dieser Markt ist, zeigt die Größe des Weltmarktvolumens. Dieses lag 2013 laut der Zahlen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) bei 825 Milliarden Euro – und damit fast doppelt so hoch wie das Volumen für die umweltfreundliche Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Energie (2013: 422 Milliarden Euro). Bis ins Jahr 2025 werde das weltweite Volumen des Leitmarkts Energieeffizienz bis auf 1365 Milliarden Euro steigen, schätzt das BMUB. Treiber des Wachstums soll vor allem die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden sein: Um 6,4 Prozent werde das Segment jährlich wachsen, prognostiziert das BMUB.

In genau diesem Segment ist das Unternehmen Steico tätig. Die Firma mit Sitz in Feldkirchen bei München stellt nicht nur Baustoffe mit sehr guten Dämmeigenschaften her. Sie nutzt dafür auch nachwachsende Rohstoffe und ist bei der Herstellung von Holzfaser-Dämmstoffen weltweit führend. Viele Jahre lang stand vor allem das Energiesparpotenzial von Dämmstoffen im Fokus der Kunden. „Zunehmend bestimmen aber auch weitere Faktoren den Entscheidungsprozess, zum Beispiel die Auswirkungen auf das Wohnklima, die Dauerhaftigkeit der Produkte oder der ökologische Fingerabdruck“, sagt der Leiter Marketing bei Steico, Andreas Schulze. Hier zeigt sich, dass die Kunden heute weiterdenken: Sie wünschen sich verstärkt allumfassende grüne Lösungen. „Es ist ein klarer Trend hin zu natürlichen Baumaterialien zu beobachten“, sagt Schulze. „Die Bauherren legen heute viel mehr Wert auf umweltfreundliche und baubiologisch einwandfreie Produkte. Immerhin umgibt man sich mit diesen Materialien für viele Jahrzehnte.“

Öko-Dämmung: effizient und nachhaltig
Viele Unternehmen der Branche erwarten daher eine gewisse Sonderkonjunktur, die noch dadurch verstärkt wird, dass ab 2020 sämtliche Neubauten dem Niedrigstenergiestandard entsprechen müssen: Dieser verlangt laut EU-Gesetzestext, dass der bei „fast Null liegende oder sehr geringe Energiebedarf zu einem ganz wesentlichen Teil durch Energie aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden sollte“. Wer als Arbeitnehmer bei einem Baustoffhersteller einsteigen möchte, kann dies auf technischer Seite tun, wobei hier „profunde Kenntnisse über Holz und Holzbau von Vorteil sind“, wie der Marketingleiter sagt. „Je nach Ausrichtung lassen sich solche Kenntnisse zum Beispiel über universitäre Studiengänge wie Forstwirtschaft und Chemie erwerben.“ Zudem sind Nachwuchskräfte in den kaufmännischen und Marketingbereichen gefragt, wobei es auch hier wichtig sei, Know-how über den ökologischen Baustoff und seinen Nutzen für Umwelt und Mensch zu erlangen.

IT hilft bei Energiemanagement
Dass auch neueste IT bei Energieeffizienz hilft, zeigt ein Blick auf Energiedienstleistungsunternehmen wie Ista Deutschland. Das Unternehmen mit Sitz in Essen managt Energiedaten, um den Verbrauch transparent zu machen und die Eigentümer und Verbraucher dabei zu unterstützen, Energie zu sparen. Zum Beispiel visualisieren moderne Wärme- und Wasserzähler sowie Heizkostenverteiler den Verbrauch; übertragen werden die Daten bei Bedarf per Funk, sodass Vermieter nicht mehr die Büros oder Wohnungen der Mieter betreten müssen. Intelligente Systeme sorgen zudem dafür, dass der Verbrauch gerecht abgelesen wird – und zwar permanent und von zentraler Stelle aus, sodass der Energieverbrauch wirksam gesteuert werden kann. „Dazu setzen wir verstärkt digitale Technologien ein“, sagt Jana Eggerding, Senior Vice President Corporate HR bei Ista. Gefragt sind daher hier Nachwuchskräfte aus den Bereichen Softwareentwicklung und strategisches Business Development. „Der ideale Kandidat ist analytisch stark und hat Spaß daran, neue Ideen und Projekte in die Tat umzusetzen“, so die Personalverantwortliche. Wichtig sei zudem, Lernbereitschaft mitzubringen und sich in einem internationalen Umfeld wohlzufühlen, denn Ista Deutschland ist Teil der internationalen Gruppe mit Standorten in 26 Nationen und mit knapp 4800 Mitarbeitern.

Entwickelt werden die Produkte für die weltweiten Kunden zentral im Head Office in Essen, wo Ingenieure und IT-Experten in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung tätig sind. „Wir machen die Erfahrung, dass Energieeffizienz längst kein spezifisch deutsches Thema mehr ist, sondern international immer wichtiger wird“, sagt Jana Eggerding zur globalen Perspektive des Markts. „Jedoch sind die Rahmenbedingungen von Land zu Land unterschiedlich. Daher versuchen wir, ganz gezielt auf die Bedürfnisse unserer Kunden in den verschiedenen Ländern einzugehen.“ Dass sich das Unternehmen selbst ebenfalls bemüht, nachhaltig zu wirtschaften, ist eine Frage der Glaubwürdigkeit. „Wir haben fünf Unternehmenswerte, die wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitern entwickelt haben und die weltweit für alle Standorte gelten. Das Thema Nachhaltigkeit ist dabei prominent in unserem Wert ‚Taking Responsibility’ verankert. Für uns bedeutet das, ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Interessen miteinander in Einklang zu bringen.“

Bis an die Grenze der Physik
Auch Heiz-, Lüftungs- und Klimatechnikspezialisten fokussieren sich verstärkt auf den Leitmarkt Energieeffizienz. In den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen arbeiten die Experten daran, die Effizienz bis an die physikalischen Grenzen zu steigern. Dabei geht es aber auch darum, im Labor erprobte Technologien in Bezug auf Kosten, Qualität und Lebensdauer weiterzuentwickeln. Von Nachwuchskräften erwartet man hier, dass sie sich gerne mit komplexen Systemen beschäftigen und dass sie diese immer aus der Sicht des Kunden betrachten. Einsteiger im Vertrieb müssen deshalb eine technische Affinität und ein gutes Gespür für die Bedürfnisse der Kunden mitbringen.

Green-Tech – die sechs Leitmärkte

Die verschiedenen Bereiche von Green-Tech haben eine Gemeinsamkeit: Ihre Produkte, Verfahren und Dienstleistungen tragen zum Schutz der Umwelt und zur Minimierung des Ressourcenverbrauchs bei. Als Querschnittsbranche hat Green-Tech Überschneidungen mit vielen anderen Branchen, zum Beispiel der Baubranche, dem Maschinen- und Anlagenbau oder der Elektrotechnik. Um Green-Tech besser zu analysieren, hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) die Branche in sechs Leitmärkte eingeteilt. Neben Energieeffizienz sind das: Umweltfreundliche Erzeugung, Verteilung und Speicherung von Energie, Rohstoff- und Materialeffizienz, Nachhaltige Mobilität, Kreislaufwirtschaft sowie Nachhaltige Wasserwirtschaft.

Daimler: Neue Ideen junger Mitarbeiter für die Arbeitswelt der Zukunft

Die Daimler AG hat einen intensiven Austausch mit jungen Kolleginnen und Kollegen gestartet, um die Arbeitswelt der Zukunft zu gestalten.

In einem Workshop haben 60 Teilnehmer im Alter von 20 bis 35 Jahren insgesamt 223 Ideen entwickelt. Dabei wurden die Anforderungen und Bedürfnisse der nachrückenden Generationen an einen attraktiven Arbeitgeber erarbeitet und diskutiert. Die Vorschläge der jungen Mitarbeiter beschäftigen sich unter anderem mit neuen Formen der Zusammenarbeit, mehr Flexibilität bei Arbeitszeit und Arbeitsort, den Einsatzmöglichkeiten von Informationstechnologie, der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie alternativen Vergütungsmodellen. Einige der besten Ideen wird Daimler direkt umsetzen.

„Gerade bei jungen Menschen in den Fabriken und Büros hören wir ganz genau hin, wie sie sich die Arbeitswelt der Zukunft vorstellen“, sagte Wolfgang Nieke, Betriebsratsvorsitzender Mercedes-Benz Werk Untertürkheim. Die Teilnehmer des Daimler-Workshops kamen aus 21 Standorten in ganz Deutschland und gehören der so genannten Generation Y an.

„Print is not dead“ – Gespräch über Gedrucktes

Gerhard Steidl ist Verleger von Günter Grass und Karl Lagerfeld, leidenschaftlicher Büchermacher und Papierliebhaber. Sein Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung ist ein Plädoyer für die Haptik einer gedruckten Zeitung und ein Ausblick auf die neue „Gier nach Papier“.

Hochglanz-Magazine waren gestern, heute glänzen die Bildschirme von Tablets und Smartphones. Als Gegenbewegung macht Steidl eine neue Lust an haptischer Erfahrung und sinnlicher Berührung aus: Matt gestrichenes Papier, verwelkte Farben. Das macht er an einem analogen Lifestyle aus, den er beobachtet: Gärtnern, Vinylplatten hören und ähnlich geerdete Retroerfahrungen.

Dass das auch zum Geschäftsmodell taugt, bestätigt er der Süddeutschen Zeitung. Deren Großformat, die Erstveröffentlichung eines Fotos, in der Wochenendausgabe hinge jeweils über Wochen an seiner Wand. Zu schade zum Wegwerfen. Das neue Geschäftsmodell der SZ, so Steidl, bestehe offenbar darin, „ein hochwertiges Printprodukt zu machen, das eine längere Verweildauer beim Leser hat. Man verlangt etwas mehr Geld, der Leser bekommt aber auch mehr geboten. Und für den Fluss der Nachrichten und den schnellen Konsum gibt es das Internet.“

Wird so in Zukunft das Nebeneinander von Print und Digital aussehen? Mehr Einsicht gibt es im vollständigen Beitrag auf Süddeutsche.de.

Mitmach-Film „Made by Germany“

Der neue Sönke Wortmann-Film entsteht ohne Drehbuch und Filmcrew: Am 20. Juni 2015 kannst du selber die Kamera in die Hand nehmen und dein Leben in Deutschland und deine Geschichten dokumentieren. „Deutschland. Made by Germany“ heißt das 24-Stunden-Projekt.

„Genre: Komödie? Drama? Doku? … Wir werden sehen!“, betonen die Macher die Improvisation des Mitmachkinos, und „Directed By: Alle, die mitmachen“, lautet die Einladung für die Crowd. Künstlerisch verantwortet Sönke Wortmann den Film, und wie das Ganze funktionieren soll, seht ihr in diesem Trailer auf Facebook.

Wie man dort sieht hat die Idee ordentlich Chaos-, aber auch Spaßpotenzial. Und wie das Deutschland-Selfie hinterher wird – Wir werden sehen!

Zukunft der Arbeit: Die App für den neuen Job

„Recruiting muss einfacher werden“, sagt Martin Tall. Er hat eine Job-App für Bewerber und Arbeitgeber auf den Markt gebracht, die nach dem Prinzip der Dating-App „Tinder“ funktioniert. Aber funktioniert die Arbeitsuche wirklich wie ein Rendezvous?

Als er die Dating-App zum ersten Mal gesehen habe, habe es „Klick“ gemacht, sagt der schwedische Recruiting-Unternehmer im Interview mit dem Wired-Magazin. Das Prinzip des Matching ermögliche eine „Arbeitsvermittlung in der Hosentasche“. Bis 2018 wolle er Selfiejobs zur „most loved job app“ in Europa machen. Das ganze Interview gibts bei Wired.

 

karriereführer consulting 2015.2016

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Cover Consulting 2015.2016

Umsetzer gesucht: Perspektivreiche Karrieren in der Beratung

Kunden möchten, dass die Konzepte ihrer Consultants direkt umgesetzt werden und Mehrwert stiften. Ihren Berater wählen sie daher ganz pragmatisch: Den Auftrag bekommt, wer Erfolg verspricht. Dabei streiten sich die großen Beratungen mit den Spezialisten um die Gunst der Kunden, während die großen Konzerne ihren Inhouse-Beratungen vertrauen.

Wie wird man eigentlich Senior Consultant, Frau Ksoll?

Violetta Ksoll hat von 2002 bis 2004 eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch und Spanisch an einem Wirtschaftskolleg in Düsseldorf absolviert, bevor sie ihr Studium der Internationalen Betriebswirtschaft und Außenwirtschaft an der Hochschule Worms 2009 mit Diplom abschloss. 2010 stieg sie bei CSC ein und arbeitet dort seit 2013 als Senior Consultant. Von Violetta Ksoll

Consulting ist für viele Hochschulabsolventen ein Buch mit sieben Siegeln. Mit meinen Abschlüssen als Fremdsprachenkorrespondentin und Diplom-Betriebswirtin galt das zunächst auch für mich. Ein Talente-Programm bei CSC machte mich neugierig. Ich wollte hinter die Kulissen der Beratungsbranche schauen. Der Weg vom anfänglichen „Greenhorn“ bis zum Senior Consultant hat sich gelohnt. Die Arbeit macht Spaß und ist bis heute spannend.

Der Startschuss für mein Traineeprogramm fiel vor vier Jahren. Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt auf einer praxisorientierten Qualifizierung. Die Kurse vermitteln IT- und Branchen-Know-how sowie Persönlichkeits- und Methodenkompetenz. Was sich auf den ersten Blick etwas abstrakt anhörte, füllte sich über die Stationen in den verschiedenen Beratungsabteilungen und im direkten Kundenkontakt sehr schnell mit Leben. Dreh- und Angelpunkt der Projektarbeit ist eine sich rasant entwickelnde IT. Die Online-Vernetzung revolutioniert ganze Wirtschaftszweige und öffnet Berufseinsteigern neue Welten.

Neben etabliertem Wissen sind ganz neue Denkansätze gefragt und befeuern die Teamarbeit. Der Wandel ist nicht nur im privaten Umfeld und für Freunde und Bekannte greifbar, sondern Teil des Berufs: Smartphones, Tablets und die sozialen Netzwerke schaffen jeden Tag neue Möglichkeiten und spielen beispielsweise eine zentrale Rolle für den Kundenservice der Unternehmen. Nach dem Traineeprogramm im Bereich Financial Services wechselte ich in die Projektarbeit beim Kunden. Anschließend folgten ganz neue Perspektiven mit zwei Jahren Assistenzzeit für die Geschäftsführung des Consulting-Bereichs. Zurück in der Kundenbetreuung wende ich meine gesamte bisher gesammelte Berufserfahrung an.

Heute arbeite ich sehr selbstständig mit einem eigenen Lösungsmodell und übernehme Verantwortung für das Team, das Unternehmen und die Beratungskunden. Wie sieht ein solches Projekt in der Praxis aus? In der Wahrnehmung von außen steht bei einem IT-Dienstleistungsunternehmen wie CSC natürlich häufig die technische Kompetenz im Vordergrund. Schnell wird aber klar, wie besonders wichtig der „Faktor Mensch“ in meiner täglichen Arbeit als Consultant ist. Dazu ein Beispiel:

Der Auftraggeber kommt zu uns mit dem Wunsch, seine IT-Struktur auf den neuesten Stand zu bringen. Neben dem rein technischen Umbau greift so ein Projekt unmittelbar in den erlernten Arbeitsalltag der Mitarbeiter ein und sorgt zunächst einmal für Unruhe. In meiner jetzigen Funktion als Organisational Change Managerin helfe ich dem Kunden bei der Bewältigung dieser Transformation. Neben der technischen Aufgabenstellung braucht es hier die Schlüsselkompetenz, alle betroffenen Menschen in den Prozess einzubinden. Zu diesem Zweck verschaffe mir zunächst einen Überblick über die Situation in den Abteilungen und entwickle eine Change-Strategie: Welche Mitarbeiter sind von der Umstellung betroffen? Welches Trainingskonzept macht sie fit für das neue IT-System? Welche Kommunikation ist nötig, um Mitarbeiter im Transformationsprozess zu begleiten? Was mir besonders gut im Consulting gefällt, ist, dass in jedem Kundenprojekt andere Aufgabenstellungen zu lösen sind und der Erfolg über die enge Zusammenarbeit mit Menschen führt.

Mit dem Consulting erfüllt sich die Vorstellung, die ich mir vor vier Jahren von meinem Wunschberuf gemacht hatte. Meine Arbeit hat mit Menschen zu tun. Ich muss fachlich etwas vorweisen, lerne täglich dazu und löse komplexe Problemstellungen beim Kunden. Dass die Projekte häufig in Männerdomänen stattfinden, war anfangs schon eine Herausforderung für mich. Gerade als junge Frau muss man erst einmal lernen, sich zu behaupten. Wie bei allen Mitarbeitern sind am Ende fachliche und persönliche Kompetenzen die wichtigsten Faktoren, um innerhalb des Teams respektiert zu werden. In Zukunft möchte ich meine Erfahrungen aus dem Organisational Change Management weiter ausbauen und Führungsverantwortung übernehmen. Mein Ziel ist es, große Projekte selber zu steuern und zu managen.

Frauenanteil in Beratungen

Studie zum Beratermarkt Die Consultingbranche erfindet sich teilweise neu – das zeigt die Marktstudie „Facts & Figures zum Beratermarkt 2015/2016“ des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU). Der Gesamtumsatz ist 2015 auf ein neues Allzeithoch von 27,0 Milliarden Euro gestiegen, für 2016 wird eine weitere Steigerung erwartet. Treiber dafür ist die digitale Transformation – die Unternehmensberatungen bieten viele neue Leistungen rund um die Digitalisierung. Zahlen zum Frauenanteil hat der BDU nicht erhoben – im Vorjahr zeigte die Untersuchung, dass die Branche mit ihren Bemühungen, mehr Frauen für den Einstieg ins Consulting zu motivieren, nur langsam vorankommt. Weiterhin war der Frauenanteil in den kleineren Beratungsgesellschaften am höchsten, wobei 2014 der Anteil bei den Berufseinsteigerinnen als Junior Consultant auf 42 Prozent gesunken war (2013: 43 Prozent).

www.bdu.de

Visionen für das Berufsleben: Sendboten aus der Zukunft

Wer sich auf die Suche nach Visionen begibt, muss sich auf Unbekanntes einlassen. Nicht nur Unternehmen können eine Vision für ihre Zukunft definieren – auch Absolventen tun gut daran, Visionen für ihr eigenes Berufsleben zu entdecken. Von Dr. phil. Christoph Quarch

Zur Person

Christoph Quarch, Foto: Nomi Baumgartl
Christoph Quarch, Foto: Nomi Baumgartl

Dr. phil. Christoph Quarch, geboren 1964 in Düsseldorf, ist freiberuflich als Autor, Berater, Seminarleiter und Dozent tätig. Er studierte Evangelische Theologie, Philosophie und Religionswissenschaften an den Universitäten von Heidelberg und Tübingen. Anschließend arbeitete er zunächst als Redakteur bei den Evangelischen Kommentaren in Stuttgart, dann als Studienleiter des Deutschen Evangelischen Kirchentags und ab 2006 zwei Jahre als Chefredakteur von »Publik-Forum«.

2011 gründete er das Magazin »Wir – Menschen im Wandel«. Heute arbeitet Quarch als Dozent an diversen Hochschulen, unter anderem an der Hamburg School for Business Administration (HSBA) und der Fachhochschule Fulda. Er ist Autor und Herausgeber von über 30 Büchern und lebt mit seiner Familie in Fulda.

www.christophquarch.de

Ein Mann braucht eine Vision. So dachten die nordamerikanischen Indianer und schickten ihre jungen Männer an der Schwelle zum Erwachsenwerden auf Visionssuche: allein, hinaus in die Wildnis, ohne Nahrung, ohne Schutz. Wenigstens vier Tage blieben sie dort. Denn solange braucht es erfahrungsgemäß, bis eine Vision sich einstellt, ein inneres Bild aufsteigt, eine Ahnung oder ein Wissen darum, wohin die Lebensreise gehen soll.

Eine Vision ist wie ein Leuchtfeuer, das Reisenden die Richtung weist. Sie gibt dem Leben Richtung, Sinn und Wert. Eben das braucht der Mensch, gerade in Phasen der Ungewissheit, des Umbruchs oder der Krise. Das gilt nicht nur für junge Indianer, sondern für jedermann. Und ebenso gilt es für Organisationen und Unternehmen. Auch sie brauchen ihren Leitstern, der ihnen in dunklen oder stürmischen Zeiten Orientierung schenkt. Auch sie brauchen Werte und Sinnperspektiven, aus denen sie Kraft und Energie beziehen. Auch sie brauchen Visionen.

[quote_center]“Wer Visionen hat, möge zum Arzt gehen.“[/quote_center]

Von Altbundeskanzler Helmut Schmidt wird das Wort kolportiert, wer Visionen hat, möge zum Arzt gehen. So mag es dem nüchternen Verstandesmenschen scheinen, der gerne alles im Griff und unter seiner Kontrolle hat. Visionen entziehen sich der Kalkulierbarkeit. Visionssuche ist immer eine Konversation mit dem Unbekannten.

Visionen stellen sich ein. Man kann sie nicht machen und erst recht nicht erzwingen. Aber man kann Räume für sie öffnen – eine Visionssuche, zum Beispiel. Denn ihr Zauber liegt darin, dass man mit ihnen beschenkt wird, wenn man ihnen die Ankunft erlaubt. Dann werden sie zu Sendboten aus der Zukunft, die Menschen und Unternehmen dazu ermutigen, in ihnen schlummernde Potenziale zu entfalten.

Einer, der das klar erkannt hat, ist der Aktionsforscher Otto Scharmer. Mit seiner „Theorie U“ hat er eine Theorie radikaler Transformationsprozesse vorgelegt, die davon ausgeht, dass Innovation nur dann erfolgreich stattfindet, wenn Menschen das Neue aus der Zukunft holen. „Es geht vor allem darum, gewohnte Wahrnehmungsformen aufzubrechen – raus aus der eigenen Sicht und rein in die Sicht der anderen“, erläutert Scharmer sein Ansinnen in einem Interview mit der Zeitschrift „Wir“. Bereits Gewusstes soll losgelassen werden, um nach und nach in einen Zustand der inneren Leere und Offenheit zu gleiten, aus dem das Neue hervorgehen wird – eine Dynamik, die sich durch die Linienführung eines U beschreiben lässt: Vom Bekannten hinunter in die Tiefe des Unbekannten und von dort wieder hinauf zu neuen Aktionen.

Auf diesen U-Weg schickt Scharmer – anders als die alten Indianer – niemanden für sich allein. Visionssuche ist für ihn ein Mannschaftssport, bei dem der Einzelne darauf angewiesen ist, gemeinsam mit Weggefährten auf die Pirsch zu gehen. So steht im Zentrum seines Verfahrens eine Praxis, die er ein „schöpferisches Zuhören“ nennt, bei dem es darum geht, alle eigenen Erwartungen, Wünsche und Interessen auszublenden, um sich ganz für das empfänglich zu halten, was einem als Vision aus der Zukunft entgegenkommt. Oft sind gerade die inneren Bilder am kraftvollsten, die so ganz anders sind als das, was man bis dahin meinte, erstreben zu müssen. Je origineller eine Vision, desto echter ist sie meist. Je mehr Mut sie einem abverlangt, desto besser.

Wer seiner Vision trotzdem folgt, wird rasch merken, dass Visionen motivieren und stimulieren. Ihr Aufleuchten gleicht dem Ereignis der Liebe, das von alters her ähnlich beschrieben wird. So kennt die Mythologie den Eros-Knaben, der seine Liebespfeile versendet und damit mancherlei Heil und Unheil stiftet – ein Bild, das eines zeigen soll: Wen der Pfeil des Eros trifft, den zieht er unweigerlich hin zum Geliebten: hin und weg, hingerissen. Das Gleiche leistet eine gute Vision. Wo sie am Horizont erscheint, geht von ihr ein Sog aus, der beflügelt und inspiriert. Wer „angemacht“ ist von ihr, gibt sein Bestes, um ihr zu entsprechen. Und ihn nährt eine Energie, die von der Vision ausgeht.

[quote_center]“Wer von einer Vision beseelt ist, brennt nicht so leicht aus.“[/quote_center]

Wer von einer Vision beseelt ist, brennt nicht so leicht aus. Gerade in Zeiten von Burnout und Depression sind Menschen gut beraten, sich auf Visionssuche zu begeben: sich aufzumachen, um Bilder und Worte für das zu finden, was ihnen sinnvoll und wertvoll erscheint – unabhängig von dem, was der ökonomische Zeitgeist gerade predigt. Wer sein Schiff gut durchs Meer der Zeit lenken will, braucht seinen Leitstern. Das können ethische Werte sein, es können konkrete Ziele sein, es kann ein gesellschaftlicher Nutzen sein – nur Zahlen sollten es nicht sein, denn Visionen lassen sich weder berechnen noch errechnen. Sie geschehen. Und wenn sie geschehen, dann müssen sie versprachlicht und gestaltet werden. Das erfordert Prozesse, in denen professionelle Hilfe sinnvoll sein kann.

Denn es braucht erprobte Wege, die es erlauben, eine Vision auf die Erde zu bringen. Besonders gilt dies bei der Visionssuche in Unternehmen, denn hier geht es darum, die Belegschaft mitzunehmen und einzustimmen. Letzteres ist von größter Bedeutung. Denn die Kraft einer Vision zeigt sich nicht nur darin, dass sie attraktiv ist und Menschen zu Innovation und Kreativität ermutigt. Sie zeigt sich auch nicht nur darin, dass sie brachliegende Potenziale und Leidenschaften freisetzt. Vor allem zeigt sie sich darin, dass sie Verbindung schafft.

Gute Visionen sind Adrenalin für das ganze Unternehmen. Denn wo viele Menschen eine Vision teilen, wird aus vielen für sich wuselnden Ichs ein kraftvolles, zielgerichtetes Wir. Visionen erzeugen Verbindlichkeit. Sie bündeln die Wünsche von Menschen und stimmen diese aufeinander ein. Synergien werden möglich, Co-Kreation findet statt. Alles Qualitäten, die für das erfolgreiche Arbeiten von morgen von größter Bedeutung sind.

Deshalb sind Young Professionals von heute gut beraten, nicht nur hinreißende Visionen für ihr eigenes Berufsleben zu erkunden, sondern sich auch nach Unternehmen umzuschauen, die ihre Visionen kennen und benennen. Wer die Wahl hat, ein Schiff für seinen Lebensweg zu wählen, wird im Zweifelsfall dasjenige nehmen, dessen Crew zu navigieren weiß – weil sie ihren Leitstern kennt.

Interview mit Heinz Strunk

Wer sein neues Buch „Das Strunk-Prinzip“ liest und den goldenen Regeln der „Steps of Success“ folgt, kann danach alles. Wirklich: alles. Strunks Satire auf das Gerede von Motivationstrainern entlarvt die Widersprüche und Banalitäten der Branche. Doch man kann mit Heinz Strunk auch ernsthaft über Berufliches reden. Erfolgreich zu sein, ist für ihn kein Lebensziel. Aber wenn der Erfolg mal zufällig eintritt, dann ist das schon eine tolle Sache. Das Interview führte André Boße.

Zur Person

Heinz Strunk, geboren am 17.05.1962 im Hamburger Stadtteil Harburg, spielte nach dem Abitur in Tanz- und Popbands. Mitte der 1990er-Jahre gründete er zusammen mit Rocko Schamoni und Jacques Palminger die Telefonstreichtruppe Studio Braun; das Trio erfand später auch die Gruppe Fraktus, deren Story über ein fiktives Comeback 2012 in die Kinos kam. Sein erster Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ wurde 2004 zum Beststeller. Aktuell erschienen ist die Ratgeber-Satire „Das Strunk-Prinzip“:

Herr Strunk, Ihr satirisches Beratungskonzept „Das Strunk-Prinzip“ hat Vorbilder in der realen Welt, da reicht ein Blick auf die Bestsellerlisten. Warum kaufen so viele Menschen diese Bücher?
Es scheint viele Leute zu geben, die vom Prinzip der Selbstermächtigung überzeugt sind und die denken, sie könnten alles schaffen, wenn sie nur an sich glauben. Ganz unabhängig davon, welche Talente oder Wesenszüge sie mitbringen. Das halte ich schon für gefährlich, denn natürlich kann nicht jeder alles leisten. Da ist das Auf-die-Fresse-fallen programmiert.

In Ihrem Buch folgt Ratschlag auf Ratschlag, Widersprüche inklusive. Zwei Beispiele: „Aus einem Nachteil einen Vorteil machen, das ist die lebenslange Aufgabe.“ Oder, eine weitere Aufgabe: „Das Pferd des Angreifers für den eigenen Ritt benutzen.“
Motivationstrainer reden wirklich so. Sie formulieren ein paar Sätze, die vermeintlich klug sind, doch am Ende bleibt als Essenz nur eine Banalität wie „Ohne Fleiß kein Preis“. Dafür muss ich nicht ein paar hundert Euro ausgeben, um einen dieser Typen live zu erleben. Einiges, was dort erzählt wird, ist ja wirklich Schwachsinn. Da lüftet einer das vermeintliche „Geheimnis der großen Zahl“, indem er darlegt, dass von zehn Entscheidungen, die man treffe, sechs richtig und vier falsch seien – wobei es wiederum das Falscheste sei, gar keine Entscheidungen zu treffen. Richtig, aber das kann jedem jungen Menschen auch die Oma sagen.

Zu Ihrer Karriere …
… den Begriff mag ich ja nicht. Ich spreche lieber von meiner Laufbahn, das entspricht eher meinem Empfinden. Ich kenne in meinem Umfeld auch keine Karrieristen. Wenn die Leute, mit denen ich gerne zu tun habe, erfolgreich sind, dann eher aus Zufall. Erfolg ist wahnsinnig toll. Er kann passieren, darf aber nicht das Ziel sein.

Das Buch

Cover Das Strunk-Prinzip, rororoHeinz Strunk: Das Strunk-Prinzip. Rororo 2014. ISBN 978-3499269431. 12,- Euro

Das Hörbuch

Cover Das Strunk-Prinzip Hörbuch, Roof Music
Cover Das Strunk-Prinzip Hörbuch, Roof Music

Heinz Strunk: Das Strunk-Prinzip. Roof Music 2015. ISBN 978-3864842818. 11,99 Euro

Wie war das bei Ihrem Bestseller „Fleisch ist mein Gemüse“, den mehr als 400.000 Menschen gekauft haben?
Ein magischer Zufall. Dass ein Buch über die norddeutsche Musikerszene so viele Menschen interessiert, wer konnte damit rechnen? Der Verlag nicht, die wären schon mit 5000 Käufern zufrieden gewesen.

Sie sind bekannt, aber kein echter Star. Treten vor Hunderten auf, aber nicht vor Tausenden. Denken Sie manchmal, Sie müssten sich als Autor und Humorist weiter selbst optimieren, um den nächsten Schritt zu machen?
Ne, lieber nicht. Klar, ich weiß, dass es Kollegen gibt, die Arenen füllen. Aber es ist gut, wenn man seine Grenzen kennt. Es würde meiner ethischen Programmierung widersprechen, Witze zu reißen, die unter Garantie bei Zehntausenden ankommen. Ich gucke mir diese erfolgreichen Kollegen manchmal im Fernsehen an und sitze dabei mit Betongesicht vor der Glotze. Diese Sachen entsprechen nicht meinem Geschmack und nicht meinem Sprachempfinden. Deshalb kann ich das nicht machen, Erfolg hin oder her.

Was denken Sie, wenn Sie erfolgreiche Business-Menschen in Anzug oder Kostüm mit Rollkoffer auf dem Weg in die Airport Lounge beobachten?
Ich kann nicht begreifen, wie man auf die Idee kommen kann, idealerweise Chef eines Top-Unternehmens werden zu wollen. Auch die Idee des Anhäufens von Reichtum ist mir komplett fremd. Ich kann sagen, dass ich derzeit keinen einzigen materiellen Wunsch habe. Es gibt schlichtweg nichts, was ich aktuell unbedingt haben muss. Ich wollte mal einen schönen alten Sportwagen. Den habe ich nun. Und die Wohnung ist auch schön genug. Das sollte nicht mehr schlechter werden. Aber mehr muss auch nicht sein.

Zu Ihrem Publikum zählen viele junge Menschen. Wie schätzen Sie die heutige Generation der Mittzwanziger ein?
Als meine Generation so jung war, hatten wir ein größeres Interesse an Politik und gesellschaftlichen Zusammenhängen. Außerdem waren wir schlunziger. Natürlich gab es auch Streber, aber es war nicht so, dass harte Karriereplanungen in einer globalisierten Welt damals ein so großes Thema waren. Traurig wird es, wenn junge Menschen sich dadurch ihre Jugend kaputtmachen.

Zur Kenntnis: Frauen vor

Die Digitalisierung nimmt zunehmend Einfluss auf die Arbeitswelt, erforderliche Fähigkeiten wandeln sich. So ist Multitasking aus dem vernetzten Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Fast sämtliche Arbeitnehmer verbringen einen Teil ihres Arbeitstages mit dem gleichzeitigen Erledigen mehrerer Aufgaben. In einer Accenture-Umfrage gaben fast zwei Drittel (62 Prozent) an, dass Zuhören immer schwieriger wird. Frauen stehen den veränderten Anforderungen in der hypervernetzten Welt grundsätzlich positiv gegenüber. Besonders selbstbewusst sind Frauen in Deutschland, Österreich und der Schweiz: In der Umfrage gaben 97 Prozent der Befragten Arbeitnehmerinnen an, dass sie sich für gute Zuhörerinnen halten und glauben damit, eine der wichtigsten Fähigkeiten für die Karriere im digitalen Zeitalter mitzubringen. Von Simone Wamsteker

Simone Wamsteker, Foto: Accenture
Simone Wamsteker, Foto: Accenture

Simone Wamsteker, verantwortlich für das Recruiting bei der Technologieberatung Accenture in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Auch arbeitgeberseitig ist eine Entwicklung zu beobachten: Im deutschsprachigen Raum sind 56 Prozent der Meinung, dass die Unternehmen mehr dafür tun, Frauen auf Führungsrollen vorzubereiten. Als besonders wichtig werden Trainings angesehen: Während Frauen im Allgemeinen Soft-Skills-Trainings wichtiger sind (66 Prozent), setzten Männer vorwiegend auf Trainingsangebote im Bereich Technologie (64 Prozent), um in der digitalen Arbeitswelt erfolgreich sein zu können. Insgesamt setzt sich der Positivtrend für Frauen fort: Weltweit glauben 71 Prozent aller Befragten, dass bis 2030 mehr Frauen in die in der digitalen Welt immer wichtiger werdende Position des Chief Technology Officer (CTO) kommen werden. Nur rund jeder Siebte (15 Prozent) rechnet hingegen mit einem Anstieg von über 20 Prozent.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Skepsis deutlich größer: Nur 5 Prozent der Frauen und 12 Prozent der Männer halten diese Entwicklung für realistisch. Diese Zahl ist alarmierend. Den Anforderungen der Digitalisierung gewachsen zu sein, ist schon jetzt ein entscheidender Wettbewerbsfaktor und wird dramatisch an Bedeutung zunehmen. Denn nur wer das Potenzial aller Mitarbeiter voll einzusetzen weiß, wird langfristig erfolgreich sein. Unternehmen sollten daher insbesondere auch für Frauen die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, um in der digitalen Berufswelt ihren Karriereweg zu fördern. Dazu gehören beispielsweise spezielle Führungskräftetrainings, gezielte Networking-Angebote für Frauen und persönliches Mentoring durch erfahrene Kolleginnen, ebenso wie die klare Zielvereinbarung und Messung der Ergebnisse der Frauenförderung, beispielweise bei den Beurteilungs- und Beförderungsrunden.

#ListenLearnLead

Für die Umfrage #ListenLearnLead hat Accenture weltweit in 30 Ländern 3.600 berufstätige Frauen und Männer vom Einsteigerlevel bis zu Managementpositionen aus kleinen, mittelgroßen und großen Unternehmen befragt, darunter insgesamt 200 Unternehmen aus Deutschland und jeweils 100 aus Österreich und der Schweiz. Accenture führt die Umfrage jährlich durch und veröffentlicht die Ergebnisse zum Weltfrauentag.

Aufgestiegen zum Projektleiter bei Stern Stewart

Maximilian Giehr studierte VWL in den Niederlanden und absolvierte den Master in Management in Kanada. Bereits während des Studiums durchlief er mehrere Praktika in Consultingunternehmen, bevor er sich für Stern Stewart entschied. Ein Erfahrungsbericht von Maximilian Giehr.

Zur Person

Maximilian Giehr, VWL-Studium und Management Master,
eingestiegen 2011, als Consultant aufgestiegen 2014 zum Projektleiter bei Stern Stewart

Durchlauferhitzer, Sprungbrett … viele Umschreibungen des Unternehmensberaterdaseins stellen den Beruf als einen kurzen Ausflug, statt als eine dauerhafte Beschäftigung dar. Dabei sind die Aufstiegschancen in der Beratung wahrscheinlich so gut und transparent wie in kaum einer anderen Branche. Folglich bleiben viele Berufseinsteiger am Ende deutlich länger als ursprünglich geplant. Hierfür gibt es natürlich zahlreiche gute Gründe: spannende Projekte, eine steile Lernkurve, aber sicher auch exzellente Aufstiegschancen ohne Ellenbogenmentalität. Diese Erfahrungen gelten auch für meinen persönlichen Werdegang: Inzwischen bin ich seit über vier Jahren hier im Unternehmen und seit Kurzem als Projektleiter tätig.

Nach Abitur in Großbritannien, VWL-Studium in Maastricht (Niederlande) sowie dem Management Master in Kanada stand für mich fest, dass auch mein weiterer Werdegang international und flexibel sein sollte. Somit absolvierte ich bereits während des Studiums einige Praktika bei Unternehmensberatungen – dabei wurde mir schnell klar, dass Consulting genau das Richtige für mich ist. Es blieb nur noch die Frage, welche Beratung am besten zu mir passte. Am Ende fiel meine Wahl auf meinen jetzigen Arbeitgeber – mich hatte nicht nur überzeugt, dass wir uns nur auf die Kernfragen des Managements konzentrieren, sondern auch das wirklich familiäre Umfeld, die kurzen Entscheidungswege und das hohe Maß an Flexibilität.

Mein erstes Projekt bot direkt Gelegenheit, das Erlernte anzuwenden und in die Praxis umzusetzen: Bei einem Fertigungsverbund musste die Serienfertigung von Kleinteilen entlang der gesamten Wertschöpfungskette neu ausgerichtet werden. Vom Einkauf über die Logistik und die Produktionsprozesse bis zu den Vertriebsschnittstellen wurde kein Bereich ausgelassen. Auch die nächste Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten. Diesmal ging es darum, den internationalen Vertrieb eines Technologiekonzerns zu optimieren. Anschließend nutzte ich die Chance, drei Monate in unserer Niederlassung in New York zu arbeiten. Vor Ort half ich einem internationalen Chemieunternehmen, den Aktienkurs nachhaltig zu steigern.

[quote_center]„Die Aufstiegschancen in der Beratung sind wahrscheinlich so gut und transparent wie in kaum einer anderen Branche.“[/quote_center]

Nach meiner Rückkehr nach Deutschland blieb es spannend. Im Mittelpunkt stand diesmal die Frage, wie man auf intelligente Weise Kosten einsparen kann. Das Themenspektrum reichte von der Bündelung zentraler Funktionen bis hin zur Optimierung operativer Geschäftsprozesse. Da die Zeit wie im Flug verging, war ich nun bereits über drei Jahre bei Stern Stewart tätig und hatte reichliche Erfahrungen gesammelt – über diverse Themenbereiche und Branchen hinweg. Bei meinem nächsten Projekt sollte ich somit langsam an die nächste Stufe – die des Projektleiters oder Managers – herangeführt werden. Folglich hatte ich ein eigenes kleines Projektteam, mit dem ich ein Teilprojekt eigenständig bearbeiten durfte. Dadurch konnte ich bereits erste Erfahrungen in der Personalführung sowie in der Projektsteuerung sammeln.

Gut vorbereitet stand dann für mich der nächste Schritt an. In der neuen Rolle als Projektleiter ändert sich nicht nur der Schwerpunkt der Tätigkeit, sondern es erweitert sich auch das Spektrum um weitere Aktivitäten. War ich vorher zwar auch schon direkter Ansprechpartner für den Kunden, intensiviert sich diese Rolle natürlich nochmals. Zusätzlich kommen Themen wie Projektsteuerung und -planung hinzu, zudem bin ich für die Entwicklung der jüngeren Kollegen genauso verantwortlich wie für das Business Development. Auch in das Recruiting werden die Projektleiter aktiv eingebunden. Neben der Durchführung von Interviews hat man die Möglichkeit, die Firma bei Recruiting-Events und Universitätsvorträgen zu vertreten. Als weiteres Highlight ist sicherlich die Teilnahme am jährlich stattfindenden

„Annual Summit“ zu sehen, welches vom Stern Stewart Institute veranstaltet wird. Hier kommen Unternehmenslenker und Entscheider aus Gesellschaft und Politik aus aller Welt zusammen, um aktuelle Themen jeglicher Art zu diskutieren. Neben der Projektarbeit gibt es bei uns zahlreiche sogenannte Functional Teams, die sich um diverse Themen rund um die Firma kümmern – vom Personalmarketing über das Branding und die interne Kommunikation bis zum Business Development. Die Teams werden von erfahrenen Beratern geleitet und betreut – ich selber beispielsweise bin Teil des Branding Teams und gestalte unsere Homepage mit. In dieser Rolle erarbeite ich mit meinem Team neue Inhalte und Formate, die online zur Verfügung gestellt werden. Jeder kann sich hierbei jederzeit mit eigenen Ideen und Vorschlägen einbringen.

[quote_center]“Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, seinen persönlichen Horizont zu erweitern. „[/quote_center]

Die persönliche wie auch fachliche Weiterentwicklung der Berater hier im Unternehmen haben einen sehr hohen Stellenwert. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, seinen persönlichen Horizont zu erweitern. So kann man – neben den Standardtrainings – an Entwicklungsprojekten in Afrika teilnehmen, die vom Stern Stewart Institute organisiert werden. Unter anderem betreiben wir in Burkina Faso eine eigene Schule, eine Imkerei sowie ein Alphabetisierungszentrum. In Ghana unterstützen wir jugendliche Waisen und helfen ihnen beim Übergang in ein geregeltes (Berufs-)Leben. Unsere Mitarbeiter können sich sowohl im Rahmen der Functional Teams, aber auch direkt vor Ort einbringen – ein mehrwöchiger Aufenthalt erlaubt, den eigenen Blick und die Wahrnehmung zu schärfen sowie neue Perspektiven zu gewinnen.

Bei uns gibt es selbstverständlich auch „klassische“ Weiterbildungsmöglichkeiten wie zum Beispiel ein MBA-Studium, eine Promotion oder der Erwerb des CFA-Titels (Chartered Financial Analyst). Insgesamt sind die Weiterbildungsmöglichkeiten sehr vielfältig. Natürlich gibt es klare Strukturen und vorgezeichnete Karrierepfade, allerdings sorgt eine kontinuierliche Verantwortungsübergabe und zahlreiche Möglichkeiten, sich einzubringen, dafür, dass man sich stetig weiterentwickelt. Eine extrem offene Feedback- und Coaching Kultur tut ihr Übriges.