Welche Soft Skills zählen bei Ingenieuren?
Interview mit Jörg Rudolph
Gut vorbereitet zu sein und die Fähigkeit zur Kommunikation gehören für Dr. Jörg Rudolph zu den Grundvoraussetzungen, die einen guten Verkäufer ausmachen. Er selbst lernte das Verkaufen von der Pike auf und ist heute zuständig für die strategische Ausrichtung von Aida Cruises. Von seinem „Produkt“ ist er so begeistert, dass er mindestens einmal im Jahr seinen Urlaub auf einem der Aida- Schiffe verbringt.
Muss ein guter Vertriebler einem Eskimo einen Kühlschrank verkaufen können? Nein. Ein guter Vertriebler sollte nach einer effizienten Bedarfsanalyse zielgerichtet verkaufen. Ich bin vor einem Gespräch immer gut vorbereitet, habe mich mit Details und Umsatzentwicklung des Kunden vertraut gemacht. Die Vorbereitung ist das A und O eines Vertrieblers. Das eigentliche Kundengespräch und persönliche Überzeugungskraft kann man nur bedingt erlernen. Es gibt für mich nur wenige wirkliche Top-Vertriebskräfte. Diese Top-Kräfte könnten auch einem Eskimo einen Kühlschrank zu verkaufen – aber darum geht es ja nicht. Im Sinne einer langfristigen Kundenbeziehung kann ich derartige Verkäufe nicht empfehlen. Warum sind Sie im Vertrieb tätig? Der Vertrieb ist maßgeblich für die wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens verantwortlich. Aida Cruises wird die Kapazität in den kommenden drei Jahren verdoppeln. Für mich ist es ausgesprochen reizvoll, die Auslastung der Schiffe bei steigenden Preisen mit einer leistungsfähigen Vertriebsmannschaft weiter zu erhöhen. Haben Sie selbst „an der Basis“ angefangen und im Reisebüro Urlaubsreisen verkauft? Ich habe diverse Praktika im Reisebüro gemacht und Urlaubsreisen verkauft. Die fachliche Ausbildung absolvierte ich mit einem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Münster. Nach dem Studium habe ich meine berufliche Laufbahn beim Otto Versand im Marketing fortgesetzt. Erst die zweite berufliche Station stellte den Einstieg im Vertrieb im Reisebereich dar. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Als Senior Vice President Marketing & Sales bin ich für die strategische Planung und Umsetzung aller Vertriebs- Aktivitäten und Budgets verantwortlich. Im Arbeitsalltag gehört dazu die ständige Beobachtung, Auswertung und Steuerung aller Vertriebskanäle sowie die Abstimmung mit externen Dienstleistern wie Agenturen. In der Praxis bedeutet dies den ständigen Austausch mit dem Vertriebs-Director und den Managern aus dem Bereich. Dieser findet in der Regel in Form von Strategiemeetings statt. Warum sind im Vertrieb immer mehr Hochschulabsolventen gefragt? Akademiker gehen häufig davon aus, dass der Schlüssel zur Karriere bei strategischer Planung und Marketing- Kommunikation liegt. Es ist aber der Verkauf, der die primäre Wertschöpfung eines Unternehmens generiert. Deshalb orientieren sich immer mehr Hochschulabsolventen in Richtung Vertrieb. Der Außendienst bietet Akademikern interessante Einstiegsmöglichkeiten, aus denen gute Chancen auf Positionen im Kundenmanagement und in der Vertriebssteuerung hervorgehen können. Welche Qualifikationen sollten Hochschulabsolventen mitbringen, wenn sie im Vertrieb erfolgreich sein wollen? Wer im Vertrieb tätig ist, sollte verkaufen können. Dazu gehört in erster Linie eine gute Kenntnis des Produkts, Kontaktfreudigkeit und eine große soziale Kompetenz in der Zusammenarbeit mit Vertriebspartnern. Des Weiteren sollten Kundenverantwortliche in der Lage sein, mit Kosten und Budgets umzugehen, und ein Gespür für neue Vertriebswege und Märkte mitbringen. Eine zentrale Führungsposition im Vertrieb besetzt der Key Account Manager. Er betreut die wichtigsten, umsatzstärksten Kunden, entwickelt Konzepte zu Marktpotenzialen, pflegt die Geschäftsbeziehungen und damit die Kundenzufriedenheit. Gibt es ein ideales Studium, das auf den Vertrieb vorbereitet? Generell steht der Praktiker mit entsprechender Verkaufs- und Branchenerfahrung mit dem Hochschulabsolventen im Wettbewerb. Das klassische Studium für eine Tätigkeit im Vertrieb ist die Betriebswirtschaft. Ideal ist eine Verbindung von kaufmännischen Qualifikationen mit branchenspezifischen Kenntnissen. Interdisziplinäre Studiengänge, zum Beispiel im Tourismusmanagement, werden bundesweit an Hochschulen angeboten. Wie krisensicher sind Jobs im Vertrieb? Aida Cruises ist hervorragend aufgestellt, wir haben ein ausgesprochen motiviertes Team. Der Umsatz von Aida Cruises ist von 375 Millionen Euro im Jahr 2005 auf letztes Jahr 408 Millionen Euro gewachsen. Zumindest bei Aida sind die Jobs im Vertrieb absolut krisensicher. Wie fördern Sie die Motivation der Vertriebler? Für die Motivation im Vertrieb entscheidend sind eine positive Grundstimmung im Unternehmen, zu Vorgesetzten und Kollegen, ein gerechtes variables Vergütungssystem, Lob und gute allgemeine Rahmenbedingungen. Was sollten Absolventen beherzigen, wenn sie es in die Führungsetage eines Unternehmens schaffen wollen? Neben fachlichen Qualifikationen sind Durchsetzungsfähigkeit, Leistungsbereitschaft, Ausdauer, die Bereitschaft zur kontinuierlichen Weiterbildung und Spaß an der Arbeit wichtige Voraussetzungen. Müssen Sie in Ihrem Job viel reisen? Vertrieb bedeutet auch eine häufige Reisetätigkeit. In der Regel besuchen wir unsere Kunden beziehungsweise Vertriebspartner. Wie schaffen Sie es, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen? Familie und Beruf in Einklang zu bringen, stellt eine große Herausforderung dar. Durch die hohe berufliche Belastung und die große Reisetätigkeit kommen insbesondere die Kinder manchmal leider zu kurz. Umso wichtiger ist für mich, dass ich im Urlaub nicht gestört werde und Zeit für die Familie habe. Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Soweit die Zeit bleibt, treibe ich Sport, besuche Theateraufführungen oder Konzerte und lese gerne. Wie machen Sie selbst Urlaub? Einmal im Jahr reise ich mit Aida – denn ich bin von dem Produkt begeistert. Als Mitarbeiter im Vertrieb sollte man von dem, was man verkauft, überzeugt sein. Zusätzlich fahre ich im Winter in die Skiferien. Neben Aida erhole ich mich bei dieser Urlaubsform am besten.Zur Person
Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre und der Promotion begann Jörg Rudolph seine berufliche Karriere beim Otto Versand in Hamburg als Leiter Internationale Konzern- Strategie. 1994 wechselte er zur BS&K First Reisebürokette. Hier war er als Bereichsleiter und ab 1996 als Geschäftsführer für Marketing/Vertrieb verantwortlich. Anfang 1998 wurde Jörg Rudolph in die Geschäftsführung von First berufen, ein Jahr später war er in leitenden Positionen für TUI tätig. Ab 1999 war Jörg Rudolph Geschäftsführer TUI Business Travel, seit 2001 Direktor Neue Medien/E-Commerce in der TUI AG sowie in Personalunion seit November 2003 Geschäftsführer bei TV Travel Shop Germany. Seit Januar 2005 verstärkt Jörg Rudolph die Geschäftsführung von Aida Cruises und ist als Senior Vice President Marketing & Sales für alle Bereiche des Verkaufs verantwortlich. Dr. Jörg Rudolph, 41 Jahre, ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Zum Unternehmen
Seit 1996 bietet Aida Cruises als Reiseveranstalter und Reederei in einem Schiffsreisen in Destinationen wie Mittelmeer, Kanaren, Nord- und Ostsee, Karibik, Mittelamerika und Dubai. Die Flotte besteht aus vier Clubschiffen: AIDAcara, AIDAvita, AIDAaura und AIDAblu. Mit den vier Schiffen und einer Kapazität von insgesamt 5400 Betten ist Aida Cruises Marktführer für Seereisen in Deutschland. Das zur Carnival-Gruppe gehörende Unternehmen mit Sitz in Rostock beschäftigt derzeit 2400 Mitarbeiter aus 25 Nationen. Mit dem Bau neuer Schiffe wird die Kapazität der Aida- Flotte bis zum Jahr 2010 mehr als verdoppelt. Die Zahl der Beschäftigten wird sich aufgrund dieses Wachstums bis 2010 auf circa 4000 erhöhen.
Im Konflikt mit dem eigenen Ich
- Defizite zählen nicht!
- Auf Formulierungen achten
- Berufseinstieg: Fragen, Fragen, Fragen
- Von der Banalität zum Streit
- Das CCTeam

Interview mit der Berufsfindungsexpertin Uta Glaubitz

Aussprache: Der Klang vom Ich

Was kann ich und was bin ich?
Gut gecoacht ist halb gewonnen
Anforderungen einzelner Berufsfelder
- Forschung und Entwicklung an einer Hochschule
- Forschung und Entwicklung in der Industrie
- Dozentur an der Hochschule
- Journalismus
- Marketing
- Vertrieb
- Beratung/Consulting
- Selbständigkeit
- Start up-Unternehmen
- Klein-/Familienunternehmen
- Großunternehmen
Unternehmenspräferenzen
Start up-Unternehmen Start up-Unternehmen erfordern vom einzelnen Mitarbeiter vor allem die Identifikation mit der Unternehmensidee und damit verbunden ein hohes Engagement, welches sich garantiert in der Stundenzahl niederschlägt. Sie müssen daher flexibel und belastbar sein, um den Anforderungen an die Arbeit in einem Start up-Unternehmen zu entsprechen. Zudem kann gerade in der Startphase das Engagement häufig nicht mit der angemessenen Bezahlung honoriert werden, da Start up-Unternehmen gerade zu Anfang nicht immer über ausreichende Finanzmittel verfügen. Außerdem besteht natürlich auch die Gefahr, daß das Unternehmen am Markt scheitert. Für die Arbeit in einem Start up-Unternehmen sollten Sie daher Risikobereitschaft aufweisen, welche sich nach einer gewissen Anlaufphase des Unternehmens durchaus finanziell lohnen kann. Klein-/Familienunternehmen Klein-/Familienunternehmen bieten zunächst recht schnelle Aufstiegschancen. Schon allein wegen der relativ geringen Mitarbeiteranzahl und überschaubaren Strukturen ist der einzelne Mitarbeiter wichtig, weil präsenter als in einem Großunternehmen. Dadurch ergibt sich für den Mitarbeiter einerseits eine intensivere Betreuung und andererseits die Möglichkeit der schnellen Verantwortungsübernahme und häufig auch Entscheidungsfreiheit. Ein Nachteil besteht zumeist darin, daß sich dem Mitarbeiter nach Erreichen einer gewissen Position häufig eher eingeschränkte weitere Karriereperspektiven in diesem Unternehmen ergeben, vor allem, wenn die Geschäftsführung in Familienhand ist. Großunternehmen Großunternehmen und vor allem große Beratungen erfordern häufig eine hohe Belastbarkeit sowie Lern- und Leistungsbereitschaft,honorieren dies aber auch entsprechend und bieten eine hervorragende Basis für den weiteren Berufsweg. Anders als im Start up- oderFamilienunternehmen wird der Mitarbeiter oft nicht so individuell wahrgenommen, sondern findet sich meist als Teil eines Teams wieder.Die Lernkurve ist steil, und der Berufsanfänger wird schnell mit den Tagesprojekten und problemen konfrontiert. Wenn er den Belastungen jedoch standhält und daran wächst, kann er die Position als „Sprungbrett“ für den Einstieg in die nächste Tätigkeit nutzen. Viele Unternehmen erwarten, daß die Mitarbeiter sich weiterqualifizieren und fordern und fördern sie entsprechend. Bei einer starken Karriereorientierung ist der Einstieg in ein großes Unternehmen also sicherlich sinnvoll.Interview mit Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin
Julian Nida-Rümelin ist auch Organisator des XXII. Deutschen Kongresses für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (Termin: 11.-15.09.2011). Infos: www.philosophie.uni-muenchen.de www.dgphil.de www.julian.nida-ruemelin.de
Michael Rosenberg
Mit viereinhalb Jahren macht er das Abitur, mit kaum sechseinviertel ist er Diplom-Mathematiker und als Neunjähriger Vorstand. Unglaublich? In der Unternehmens-Zentrale der Victoria Versicherung in Düsseldorf hat sich Michael Rosenberg mit Viola Strüder über Sätze und Siege seines Lebens unterhalten. Von Viola Strüder
Zahlen als Jungbrunnen Michael Rosenberg sucht einen Satz, eigentlich einen Buchtitel und findet beides in seinem Kopf: „Fermats letzter Satz“. Ein literarischer Wissenschafts-Krimi von Simon Singh, dessen Inhalt den Vollblut-Mathematiker vom Stuhl reißt: Zack hat er den nächstbesten Stift in der Hand, schiebt die Kaffee-Kanne schwungvoll beiseite, schnappt sich ein Stück Papier – egal was drauf steht – malt den Satz des Pythagoras auf, Fermats Vermutung dazu und erklärt die Lösung von Andrew Wiles. „Allein schon die Schönheit eines mathematischen Beweises,“ fasst er lebhaft zusammen, „das begeistert mich.“ Zahlen halten ihn jung, sie beeinflussen von Anfang an sein Leben: Geboren am 29. Februar 1952 wird er offiziell nur alle vier Jahre ein Jahr älter. Eins ausgewischt Im Sauerland wächst der Blondschopf wohl behütet auf und besucht eine dörfliche Volksschule „mit guten Lehrern und dem Mini-Rabauken Rosenberg,“ erzählt er schelmisch. Seine Begabung zeigt sich früh: Mathematik ist sein Lieblingsfach, schon in der Grundschule. Besonders das Wettrechnen hat es ihm angetan. Nur ein Klassenkamerad ist schneller als er – im Auspacken: Tafel, Griffel, Schwamm heißen die Utensilien. Während sein Banknachbar schon ein Päckchen geschafft hat, kramt er noch die Tafel hervor. Bei dessen zweiter fertig gerechneter Aufgabe hat er den Schwamm draußen und zieht ihn einmal kurz über des Nachbars Tafel. Gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle. Der verdutzte Mitschüler indes steht auf, holt den Lehrer. Wie er das gemacht hätte, habe man ihn gefragt. „Und da ich schon immer eine ehrliche Haut war, machte ich es vor: ‚So.’“ Aufstehen, bücken, Hosenboden versohlt, setzen, rechnen. „Gewonnen.“ Schwamm drüber – ein Meister-, aber kein Musterschüler. Zum Zahlenverständnis passt sein Berufswunsch: Flugkapitän. Am mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasium entdeckt er sein Interesse für Physik. Nach einer versiebten Klausur soll sich die Endnote verschlechtern, was er nicht akzeptiert. „Ich war hoch vorzensiert und habe mich zur Freiwilligen-Prüfung gemeldet.“ Atommodelle muss er rechnen. „Nach zehn Minuten war alles vorbei, weil keiner der Lehrer mehr folgen konnte.“ 25:1 verloren – aber ein gewinnendes Wesen Seine ersten Sporen verdient sich der damals 14-Jährige mit dem Herstellen von Beton-Fensterbänken. Ein Ferienjob von morgens sechs bis nachmittags um fünf für drei Mark Stundenlohn. Weil er als Teenanger unbedingt Handball spielen will, gründet er eine Jugendmannschaft. Er zieht über die Dörfer und bekommt sieben Spieler zusammengetrommelt. Eine sportlich erfolgreiche Zeit. Bis auf das eine Mal, als er im Tor steht. „Da haben wir 25:1 verloren.“ Hoch-Rechner, Tief-Stapler „Aus Leidenschaft für das Fach“ beginnt er 1970 sein Mathematik-Studium, das er mit BAfÖG, Gabelstaplerfahren und dem Unterrichten an einer Privatschule finanziert. Letzteres beweist ihm erneut sein Können in Mathe und Physik, zeigt aber auch, dass es ihm „an pädagogischem Gespür und Geduld fehlt“. – „Damit war klar, dass ich für den Lehrerberuf nicht geeignet bin.“ Hat man eine Idee, was man mit diesem Studienfach beruflich macht? „Mathematiker waren bis Ende der 70er-Jahre stark gesucht.“ Ein Vortrag an der Universität eröffnet ihm Perspektiven. „Praktiker aus den unterschiedlichsten Bereichen stellten ihre mit der Mathematik verknüpften Berufsfelder vor. Dafür war ich dankbar und würde solche Vorträge heute jedem Studenten wünschen.“ Zur Siegesgöttin Nach dem Diplom 1977 beginnt er ein wirtschaftswissenschaftliches MBA-Studium in Aachen, bevor er sich ein Jahr später beim Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen e.V. bewirbt. Sieben Jahre wirkt er dort und wechselt 1985 zur Victoria, wo er nach zwei Jahren Vorstandsmitglied der Krankenversicherung wird. Bis heute nimmt er innerhalb der Gruppe mehrere Vorstandsaufgaben wahr. Maxime: „Mensch sein – Mensch bleiben“ Welche guten und schlechten Seiten von sich gibt er preis? „Die schlechte ist, dass ich zu oft gewinnen will, die gute: Ich versuche Mensch zu bleiben.“ Was zeichnet denn Menschen in der Berufswelt aus? „Drei Dinge,“ antwortet er spontan, „fachliches Engagement, Leistungsorientiertheit und die Edeltugenden, also Ehrlichkeit, Bescheidenheit, Verlässlichkeit.“ Wie viel Gefühl, Grips und Ellenbogen muss ein Vorstand haben? „Auf jeden Fall ist dies eine Klaviatur, auf der man spielen können muss.“ Mit dem Thema Motivation konfrontiert, weiß er, dass Arbeitgeber hierfür eine Menge tun können und hat eine schlichte Antwort parat: „Vorleben.“ Offen präzisiert Michael Rosenberg, was er darunter versteht: „Motivation wollen, Problembewusstsein schärfen, Gesprächsbereitschaft signalisieren, einfach zuhören können, sich positiv integrieren, Angst nehmen, für Entkrampfung sorgen, Probleme mit einem ‚das lösen wir gemeinsam’ bewältigen.“ Er ergänzt: „Es wird insgesamt zu wenig Lob ausgesprochen.“ Ein Defizit, zu dem er einräumt, dass es häufig schwierig sei, Arbeit richtig zu würdigen. „Es muss sich ja um ein individuelles, konkretes Lob handeln und nicht um eine generelle Aussage.“ Helikopter-Blick Die Beschreibung eines normalen Arbeitstages geht bei Michael Rosenberg schnell: „Den gibt es nicht.“ Weder Arbeitszeit noch Anwesenheit seien gefixt. Erreichbarkeit ist wichtig. Woher kommt eigentlich die Ruhe, die Menschen in Top-Positionen häufig ausstrahlen? Die Frage findet er ulkig, denkt eine Weile nach. „Ich glaube, es ist die Erfahrungsbandbreite, dass man wirklich eine Anreicherung von Erfahrungen machen darf, dass man Neues wagen kann und muss, selbst wenn dies oftmals belastend ist.“ Die Analyse lässt ihn noch nicht los: „Mit dem Helikopter-Blick betrachtet, sieht man, dass man andere Mittel zur Verfügung hat: Wenn beispielsweise ein Abteilungsleiter das Gefühl hat, ‚der Wald brennt’, weiß man aus der Vogelperspektive, dass das Streichholz noch gar nicht an ist. Wichtig ist aber, sich das Gefühl für Gefahr zu bewahren, es muss anspringen, wenn sie in Verzug ist“. In Menschen denken, in Sparten handeln Welche Perspektive bietet die Versicherungsbranche Hochschulabsolventen? „Der gesamte Finanzdienstleistungsbereich ist eine der großen Wachstumsbranchen der Zukunft, in der fast alle Fachrichtungen gesucht werden.“ Wirtschaftswissenschaftler, Mathematiker, Juristen, Informatiker gehören für Michael Rosenberg ebenso dazu, wie die klassisch für das Versicherungswesen ausgebildeten Kandidaten. Wer gerne zu einem großen Unternehmen wolle, ist gefragt, aber auch der Klein-Unternehmer-Typus, der als selbstständig agierender Kaufmann innerhalb eines Konzerns tätig werden will. „Wenn ich heute die Bandbreite der Aufgaben in der Versicherungswirtschaft reflektiere, allein die hohe Flexibilität und Prozessorientiertheit, dann ist dies ein reizvolles Arbeitsfeld. Das Besondere ist, dass immer der Mensch mit seinem Leben, seinen Ängsten, seinen Nöten im Mittelpunkt steht.“ Das Image der Versicherungsvertreter ist ja nicht gerade das beste? „Jein“, antwortet der Vorstandsvorsitzende bestimmt, wissend um diese vielfach vorherrschende Meinung. „Versicherungsvertreter waren einmal die Schmuddelkinder der Nation. Das ist jedoch ein allgemeines Bild. Das individuelle ist genau umgekehrt: Da gibt es in allen Umfragen der letzten Jahre eine hohe Zufriedenheit der Kunden mit ihrem jeweiligen Berater.“ Auch die Themen, die ein Unternehmen besetzt, sind für Kunden und Mitarbeiter ein wichtiger Faktor. Engagements über das Versicherungsgeschäft hinaus werden bei der Victoria groß geschrieben. Bei der Initiative „Victorianer helfen“ spenden Mitarbeiter ihre Gehalts-Cents einem guten Zweck. Zudem engagiert man sich für Umwelt, Kunst und Sport. Die Victoria hat als erster europäischer Finanzdienstleister den EMAS-Award der EU für vorbildlichen Umweltschutz erhalten. Sorgfältig ausgewählte moderne Kunst prägt das Bild des Interieurs der Verwaltungsgebäude in Düsseldorf. Seit zwei Jahren sponsert die Victoria den FC Schalke 04 – Rosenbergs Idee. 22 Beine steigern die Bekanntheit – laufend Warum sponsern Sie Fußball? „Das hatte analytische Gründe. Wir wollten werblich aktiver werden. Die Victoria war immer eine Edelmarke, aber nicht bekannt genug. Um den Bekanntheitsgrad schnell zu steigern, muss man dreistellige Millionensummen in Fernsehwerbung investieren. Das kam für uns nicht in Frage. Die Alternative: Sportsponsoring. Der FC Schalke 04 und die Victoria passen gut zusammen, von den Farben bis hin zu den Images. Tradition und Bodenständigkeit, hier die Volksnähe von Schalke, dort die Victoria, die einst die Volksversicherung erfand. Dazu kam der hohe Sympathiewert der ‚Blau-Weißen’ und deren Medienpräsenz.“ Damit sind wir wieder bei der Schönheit eines Beweises. Lohnt sich das Sponsoring? „Ja, auf mehreren Ebenen. Besonders aber hinsichtlich des Bekanntheitsgrades. Hier haben wir schon im ersten Jahr unserer Zusammenarbeit messbare Erfolge erzielt.“ Allein auf weitem Flur Welche Leitlinien möchte Michael Rosenberg jungen Menschen für den Berufseinstieg mitgeben? „Vielen Interessen nachzugehen und diese ernsthaft zu betreiben, sich fachlich möglichst breit anzulegen. Wer in sich selbst investiert, Leistungsbereitschaft zeigt, für den kommt der Erfolg von selbst.“ Da fällt ihm noch ein Satz ein: „Kommen Sie doch bitte mit ins Foyer. Dort steht auf einer Platte in den Boden eingelassen das Credo des Versicherungsgeschäftes, es kann aber auch für alle jungen Berufsstarter gelten: ‚Geh in die Welt und sprich mit jedem’.“Zur Person
Gegeben: Vorstandsvorsitzender der Victoria-Lebensversicherung AG Konstante: Michael Rosenberg, Diplom-Mathematiker Alter: 50 Gesucht: 1. Der Mensch 2. Der Weg an die Spitze Lösung: Zu 1: Human mit Humor Zu 2: Linear
Interview mit Fabrice Roghé
Der Aufzug hält im 20. Stock, der Ausblick auf Düsseldorf ist atemberaubend. Hier, in der obersten der drei Etagen des Sitzes der Boston Consulting Group (BCG) in der Landeshauptstadt, hat Fabrice Roghé sein Büro. Er ist Partner und einer der Geschäftsführer der Strategieberatung und erzählt im Interview, wie sich die Consultingbranche gewandelt hat und was das für junge Unternehmensberater zu Beginn ihrer Karriere bedeutet. Das Interview führte André Boße.
Herr Roghé, es ist bestimmt ein schönes Gefühl, morgens in sein Büro zu kommen und einen Blick auf ganz Düsseldorf zu genießen, oder? Schon, aber so oft ist man in diesem Beruf gar nicht in seinem Büro. Wenn ich zum Beispiel an Projekten im Ausland arbeite, kann es schon mal vorkommen, dass ich einen Monat lang nicht im Büro bin. Dann sehe ich lange nichts anderes als Business-Hotels und die Konferenzräume meiner Kunden. Strengen Sie solche Zeiten an? Sie sind vor allem eine Herausforderung an das Zeitmanagement, denn die Reiserei ist ein unglaublicher Zeitfresser. Beim Warten am Gate oder in den Flughafen-Lobbys bin ich halt nicht sehr produktiv – auch wenn ich mittlerweile dank der Möglichkeiten der modernen Kommunikation auf Reisen etwas effizienter arbeiten kann als früher. Muss sich ein Unternehmensberater am Anfang seiner Karriere eigentlich darauf einstellen, immer und überall erreichbar sein zu müssen? Es gibt Menschen, die tatsächlich jede E-Mail innerhalb von Minuten beantworten. Ich persönlich finde jedoch, dass das meine Arbeit zu sehr fragmentiert, daher schaue ich nicht ständig auf mein Blackberry. Aber natürlich ist Beratung ein Dienstleistungsgeschäft. Wir arbeiten an den für den Kunden bedeutenden und kritischen Themen – und da kann es auch mal brennen. Daher kann es bei BCG keine dogmatische Regel geben, die bestimmt, dass ab einer bestimmten Uhrzeit nichts mehr geht. Unsere Maxime ist: Wir werden nie einen Kunden hängen lassen – aber wir legen auch Wert auf persönliche Freiräume. Können Sie auf den Punkt bringen, wie sich in jüngerer Vergangenheit die Consultantbranche gewandelt hat? Die Anforderungen an die Unternehmen, um wirtschaftlich erfolgreich sein zu können, haben sich geändert – und dadurch auch deren Anforderung an die Berater. Eine richtige Strategie ist zwar nach wie vor eine wichtige Voraussetzung für Erfolg, jedoch nicht mehr eine hinreichende. Die wirkliche unternehmerische Herausforderung verlagert sich in Richtung Umsetzung und stetige Adaption dieser Strategie in einem turbulenten Umfeld. Hinzu kommt, dass die Beraterbranche gereift ist und sich dadurch zunehmend Spezialgebiete herauskristallisieren. Führt der Weg damit weg vom Beratungsgeneralisten? Das nicht, nein. Unsere jungen Berater spezialisieren sich nicht schon in der Anfangsphase ihrer Karriere, denn gerade Generalisten können einen Kunden ganzheitlich und langfristig betreuen. Und das ist uns wichtig. Man muss sich einen großen Konzern wie einen Tanker vorstellen, der unglaublich schwer zu bewegen ist. Unser Ziel ist keine marginale Verbesserung, sondern eine echte Transformation. Und diese gelingt nur, indem wir mit unseren Kunden ganzheitlich und kontinuierlich Veränderungen vorantreiben. Dafür müssen wir die Generalisten mit den Experten kombinieren. Experten unter sich wären dabei längst nicht so erfolgreich. Transformationen haben immer auch etwas mit Überzeugungsarbeit zu tun. Können Sie Absolventen an dieser Stelle Tipps geben, wie diese gelingen kann? Zunächst helfe ich meinen Gesprächspartnern dabei, sich die neue Situation vorzustellen – beispielsweise mithilfe von Simulationen. Außerdem ist es manchmal sinnvoll, externe Beispiele heranzuziehen, um zu zeigen, dass bestimmte Konzepte und strategische Schritte in der Praxis schon Erfolge erzielt haben. Dabei sollten die Beispiele natürlich so gewählt werden, dass sich der Kunde damit identifizieren kann. Drittens kann es überzeugend sein, Veränderungen in bestimmten Segmenten des Unternehmens einfach mal zu testen – als Showcase oder Pilot. Wie muss ein Unternehmensberater qualifiziert sein, um diese Tipps auch anwenden zu können? Zunächst muss er über starke analytische Fähigkeiten verfügen und strukturiert vorgehen können – nur so kann er sicherstellen, dass die geplanten Veränderungen das Problem tatsächlich an der Wurzel packen. Wenn zum Beispiel Mitarbeiter in einem Unternehmen nicht das tun, was man sich von ihnen erhofft, dann muss der Unternehmensberater der Frage auf den Grund gehen: Warum tun sie es denn nicht? Er muss die Ursache suchen – und die findet er nicht selten im Top-Management selbst. Anschließend muss er seine kommunikativen Fähigkeiten unter Beweis stellen und alle für den Prozess wichtigen Kundenmitarbeiter einbinden. Der letzte Schritt verlangt nach Rückgrat, denn dann heißt es: Jetzt wird exekutiert. Es wird nicht mehr das „Ob“ diskutiert, sondern nur noch das „Warum“ erläutert. In dieser Phase ist der Unternehmensberater der Hüter der eigentlichen Idee. Kommt der Prozess vom Kurs ab, muss er darauf aufmerksam machen. Intervenieren jedoch muss das Top-Management, denn es darf nicht sein, dass dort Führungsaufgaben an den Berater delegiert werden. Zum Abschluss: Gibt es Ihrer Ansicht nach einen aktuellen Trend, der die Branche auch noch in 15 Jahren beschäftigen wird? Volatilität wird künftig eine große Rolle spielen. Zum Beispiel im Bereich der Marktführerschaft, die in bestimmten als relevant definierten Märkten immer flüchtiger wird. Ausgehend von den Fünfzigerjahren bis heute kann man eine kontinuierliche Zunahme der Volatilität im Geschäftsleben beobachten, und diese Entwicklung wird aus meiner Sicht weitergehen. Zudem werden sich die Trends, die ihre Ursache in der Globalisierung haben, fortsetzen: Unsicherheit, Komplexität, Vielfalt, Wettbewerbsintensität. Auch die Anforderungen an die Unternehmensorganisationen verändern sich: Sogenannte weiche Themen wie die Motivation der Mitarbeiter und eine hohe Führungskompetenz des Managements werden gegenüber „harten“ Themen wie Struktur- oder Prozessoptimierung weiter an Bedeutung gewinnen. All das wird unsere Branche auch 2020 und 2025 beschäftigen.Zur Person
Fabrice Roghé, Jahrgang 1973, ist seit 2007 BCG-Partner und Geschäftsführer. Er arbeitet im Büro Düsseldorf und beschäftigt sich mit Fragen um die nationale und internationale Konzernorganisation, insbesondere in Bezug auf die Aufstellung der Unternehmenszentrale. Er berät häufig Unternehmen aus der Berg-, Maschinen- und Schiffsbaubranche in strategischen und operativen Fragen. Fabrice Roghé studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Darmstadt und der University of Illinois at Urbana-Champaign in den USA. Nach seinem Abschluss stieg er 1999 im BCG-Büro in Düsseldorf ein, verbrachte als Teilnehmer des „Ambassador-Programms“ ein Jahr im BCG-Büro in Washington, bevor er nach Düsseldorf zurückkehrte.
Zum Unternehmen
Die Boston Consulting Group (BCG) ist mit einem Jahresumsatz von global 2,4 Milliarden Dollar (2008) eine der weltweit größten Unternehmensberatungen. Gegründet wurde sie 1963 in Boston von Bruce D. Henderson. Das Unternehmen gehört mehr als 500 Partnern, weltweit arbeiten rund 4300 Berater in 68 Büros in 39 Ländern für die BCG. Deutsche Büros unterhält die Unternehmensberatung in München, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg, Stuttgart, Berlin und Köln. Berater bei der BCG arbeiten zunächst einige Jahre lang als Generalisten und treten danach in die sogenannten Praxisgruppen ein. Diese bündeln die Expertise einerseits nach Branche, also beispielsweise die Energie- oder die Konsumgüterbranche, sowie nach Funktionen, beispielsweise Marketing oder Strategie. Interview mit Fabrice Roghé als PDF ansehen
Interview mit Monty Roberts
Monty Roberts ist einen kuriosen Weg gegangen: vom „Pferdeflüsterer“ zum Unternehmensberater. Auf Welttourneen zeigt er Managern, wie sie ihre Mitarbeiter friedlich zum Erfolg führen können. Dem karriereführer flüsterte er seine persönlichen Lebensweisheiten. von Alexandra Lauff und Anne Thesing
In your capacity as „horsewhisperer“, you also consult Managers. What exactly is it that Managers can learn from horses? I wrote a whole book on this: „Horse Sense For People“, in which I ask people to rethink the way we use powers over others. Managers learn that they can adapt horses non-violent behavioral patterns to the human species. With humans, as with horses, the gentle way is the better way and trust, respect and communication – not coercion – are the key to fruitful relationships. What have you learned for yourself by working with horses? Mostly, that violence ist never the answer. What kind of job were you dreaming of as a child? I dreamt of being a horse trainer. As son of a horseman, I spent most time of the day on horse-back when only two years old. Is there any childhood experience that particulary influenced your path of life? Several experiences: the physical abuse by my father, the role model guidance of an 8th grade teacher and the lessons from wild horses (mustangs). With what have you earned your first money? With stuntwork. At the age of eight, I appeared stunt double in a number of feature films: for Elizabeth Taylor in National Velvet, Roddy McDowell and more. What does an ordinary day of your working life look like? Now it is occupied by travel, demonstrations and teaching. Who is a personal example to you? Ghandi. What is your life’s goal? To leave the world a better place than I found it, for horses and for people too. Which career related advise would you give young people who graduate today? They should develop integrity and a strong work ethic.Zur Person
Marvin Earl Roberts, bekannter als Monty Roberts, ist mit seiner Autobiografie „The man who listens to horses“ weltberühmt geworden. Queen Elizabeth II. hatte ihn ermutigt, dieses Buch zu schreiben. 1989 lud sie ihn zum ersten Mal als Pferdetrainer an ihren Hof ein. Seine humane Methode, Pferde zu zähmen, hatte die First Lady fasziniert. Monty Roberts löste sich mit seiner Arbeitsweise von seinem Vater, dessen Brutalität gegenüber Pferden und Menschen ihn schon als Kind abgeschreckt hatte. Roberts wurde 1935 in Salinas (Kalifornien) geboren und wuchs auf der Pferdefarm seines Vaters auf. Schon mit 13 Jahren lernte er die Sprache der Pferde. Seitdem gewinnt er das Vertrauen der wildesten Tiere. Diese Fähigkeit bescherte ihm nicht nur die persönliche Aufmerksamkeit der Queen und einen Platz in den weltweiten Bestseller-Listen. Sie führte ihn auch nach Hollywood, wo er mit James Dean, Elizabeth Taylor und Charlton Heston zusammen arbeitete. Mittlerweile interessieren sich auch Unternehmen für die Methoden des „Pferdeflüsteres“, die er in seinem Buch „Horse Sense for People“ auf menschliches Verhalten anwendet.