Forschung: Digital denken

Experimente, die im Computer simuliert werden, Big-Data-Analysen, die Patientenbiografien als verästelte Bäume darstellen, neue Entwicklungen, die das Leben im Alter vereinfachen: Die Bezüge zwischen Forschung und neuer Technik werden immer direkter. Dabei ändert sich auch die Arbeit selbst. Forschung 4.0 nutzt die Digitalisierung, um sich konzentriert Menschen und Märkten zu widmen. Von André Boße

Alles wird digital. Und doch steht der Mensch im Mittelpunkt. Ein Widerspruch? Nicht, wenn es nach den Autoren einer neuen Studie über wirtschaftlichen Erfolg in der Life-Science-Branche geht. Erarbeitet wurde sie vor der Unternehmensberatung KPMG, das zentrale Ergebnis: „Life Sciences-Unternehmen rücken den Patienten zunehmend in den Fokus ihres Handelns. Dazu benötigen sie eine ganzheitliche Digitalisierungsstrategie.“

Was das bedeutet, zeigt folgendes, von den Autoren der Studie entworfenes Szenario auf. In Zukunft werde es möglich sein, die Spur einer Krankheit zu lesen. Dies funktioniert mit Daten über zum Beispiel genetische Besonderheiten, erbliche Krankheiten, andere Behandlungen mit eventuellen Nebenwirkungen. So entstehe ein „Healthcare-Baum“, der ganz ähnlich aussehen könnte wie der Stammbaum einer Familie. Dieser Baum werde durch jeweils neu erhobene Daten ständig weiterwachsen, neue Äste kommen hinzu, andere differenzieren sich immer weiter aus. „Ein sicherer Austausch dieser Daten unter den beteiligten Medizinern, Therapeuten und Pharmazeuten wird nicht nur dazu führen, dass Healthcare personalisiert wird. Die Daten begleiten die Forscher bei der Entwicklung neuer Präparate“, heißt es in der KPMG-Studie von Ende 2017.

Pharma glaubt, dass IT das Geschäft antreibt

Die Autoren sind sich sicher: Die Abbildung von Patientenbiografien in Form des sich stetig wandelnden Baums werden dazu führen, dass sich die gesamte Wertschöpfungskette in den forschungsintensiven Healthcare-Branchen ändern wird. Und die Unternehmen glauben das auch: 85 Prozent der befragten Akteure der Gesundheitsindustrie haben schon jetzt erkannt, dass die digitale Transformation die Rollen und Abläufe der Brache verändern wird.

Zudem interessant, gerade für Forscher: Ebenfalls 85 Prozent der Unternehmen glauben, dass Akteure aus der IT-Branche die treibenden Kräfte des Wandels sein werden; immerhin 63 Prozent der Unternehmen aus der Healthcare-Branche können sich vorstellen, schon innerhalb eines Jahres enge Kooperationen mit diesen ITUnternehmen einzugehen. Diese Werte zeigen, dass sich auch die Forschung und Entwicklung künftig in die digitalen Prozesse integrieren werden. Absolventen der Naturwissenschaften sind in den Unternehmen mit ihrer Arbeit dieser neuen digitalen Wertschöpfung nicht mehr vorgeschaltet – sie sind ein bedeutsamer Teil dieser Abläufe.

Life-Science-Unternehmen: wo die Reise hingeht

In welche Richtung sich Life-Sciences- Unternehmen entwickeln, steht im Mittelpunkt der Studie „Digitalization in life sciences – Integrating the patient pathway into the technology ecosystem“ von KPMG. In Zusammenarbeit mit Kantar EMNID wurden 75 Geschäftsführer, Inhaber, Vorstandsvorsitzende und Abteilungsleiter aus der Life-Sciences- Branche in der DACH-Region hinsichtlich ihrer Fortschritte bei der Digitalisierung befragt. Die Studie zeigt innovative Anwendungsfälle und gibt Einblicke in die Unternehmenspraxis.

https://home.kpmg.com/de/de/home/themen/2017/12/digitalization-in-lifesciences.html

Big Data: Nutzung muss dringend ausgebaut werden

Aber welche IT-Techniken sind für die Forschung relevant – und wie werden sie eingesetzt? Fragt man Klaus Mueller nach dem wichtigsten Digi-Trend, lässt die Antwort nicht lange auf sich warten: „Big Data – also die Analyse großer Datenmengen.“ Mueller ist Geschäftsführer der Digitalagentur TWT Digital Health mit Sitz in Heidelberg, dort ist er Experte für Digital Health. Einer der Motoren für neue Geschäfte sei das Marketing: „Data-Driven“, werde dieses in Zukunft sein, sagt er. „Viele Pharmaunternehmen entwickeln aktuell Multi Channel-Konzepte. Ziel ist es, die Zielgruppen über verschiedene Kanäle wie Website, Social Media, Apotheke oder Außendienst zu erreichen und die Ansprachen in den Kanälen aufeinander abzustimmen.“ Noch bedeutsamer werde in seinen Augen jedoch eine Technologie, die aus den „Analysen von Big Data Rückschlüsse und Erkenntnisse zieht, die man auf den ersten Blick nicht erkennt“. Es gehe also nicht nur darum, effizienter zu arbeiten, das Ziel sei es tatsächlich, einen Mehrwert zu schaffen. Wobei Mueller auch sagt, dass die Pharmaindustrie in diesem Bereich noch Nachholbedarf hat: „Bei der Nutzung großer Datenmengen aus neuen Technologien oder bestehenden Datenquellen steht die Branche noch ganz am Anfang.“

Real-Word-Daten und Ambient Assisted Living

An der Menge der verfügbaren Daten liege das nicht: Die Unternehmen besitzen riesige Mengen an Studiendaten. „Jedoch sind diese nur von beschränkter Aussagekraft“, sagt Mueller. „Denn so uniform wie das Kollektiv der Studienteilnehmer mit einem Dutzend Ein- und Ausschlusskriterien ist ein Patientenkollektiv im richtigen Leben leider nie. Viele Patienten erhalten viele verschiedene Medikamente verschrieben, und kaufen auch noch das eine oder andere Präparat.“ Diese Vielfalt könne man in klinischen Studien nicht abbilden – wohl aber mithilfe von Real-World-Daten (kurz: RWD) also Gesundheitsdaten, die unter realen Alltagsbedingungen erhoben werden und damit für die IT eine „klassische Big Data-Anwendung sind“, wie Klaus Mueller sagt.

Ein weiterer bedeutsamer Trend ist für ihn das Gebiet des „Ambient Assisted Living“ (AAL): Durch die stetig ansteigende Lebenserwartung der in Deutschland lebenden Menschen ist absehbar, dass die deutsche Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten zunehmend älter wird. Zudem bleiben ältere Menschen immer länger geistig und körperlich fit und stellen höhere Ansprüche an ihren Lebensabend. Helfen sollen hier technische Systeme, die zunehmend in der Lage sind Alltagstätigkeiten zu erleichtern oder zu übernehmen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fasst diese unter „Ambient Assisted Living“ zusammen:

Chemie: Investitionen in digitale Transformation

Laut der Studie „Chemie 4.0“ des Verbands der chemischen Industrie (VCI) planen die Unternehmen der Branche in den kommenden drei bis fünf Jahren milliardenschwere Ausgaben, um Digitalisierungsprojekte und neue digitale Geschäftsmodelle zu stemmen. „Indem wir künftig digitale Massendaten nutzen, kann unsere Branche ihre Rolle in den Wertschöpfungsketten erweitern und neue Geschäftsmodelle entwickeln. Darüber hinaus verfügen wir über zukunftsorientierte Lösungen, um die zirkuläre Wirtschaft voranzutreiben“, beschreibt VCI-Präsident und BASF-Vorstandsvorsitzender Kurt Bock das Potenzial von Chemie 4.0 für die Entwicklung der Unternehmen.

https://www.vci.de/presse/pressemitteilungen/chemie-4-punkt-0-innovationen-fuer-eine-welt-im-umbruchstudie-von-deloitte-und-vci.jsp

„Das steht für Konzepte, Produkte und Dienstleistungen, die neue Technologien in den Alltag einführen, um die Lebensqualität für Menschen in allen Lebensphasen, vor allem im Alter, zu erhöhen“, heißt es auf der Homepage des Ministeriums. „Diese Technik wird mit steigender Lebenserwartung der Gesellschaft immer wichtiger“, sagt Klaus Mueller von TWT Digital Heatlh. „Es entstehen enorme Potenziale und damit auch große Entwicklungsmöglichkeiten für Absolventen der naturwissenschaftlichen Richtung.“ Wobei mit den Chancen auch die Ansprüche steigen, wie Müller glaubt: „Für Forschende wird es immer wichtiger, einen Wissensstand zu erwerben, der die angrenzenden Disziplinen einschließt. Neben dem notwendigen Know-how des Kommunizierens gehört ein tiefgreifendes Verständnis der Informatik bzw. Informationstechnologie dazu.“

Forschung , die nah an den Menschen und Märkten ist

Die Devise heißt also: Think digital! Das gilt auch für die Chemie, wie eine Studie festhält, die der Verband der chemischen Industrie Deutschland Ende 2017 zusammen mit dem Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte unter dem Titel „Chemie 4.0“ erarbeitet hat. Sehr konkret machen die Autoren der Studie fest, wo der Unterschied zwischen Chemie 3.0 und 4.0 liegt. 3.0, das war die Ära der Globalisierung und Spezialisierung, in der Forschung kooperierten die anwendungsorientierten Entwickler in den Unternehmen mit den Grundlagenforschern der Universitäten.

Foto: Fotolia/adam121
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Laut Studie denkt Forschung 4.0 weiter: Die Verbindung von Grundlagenwissen und Anwendungsorientierung wird heute vorausgesetzt, im nächsten Schritt gehe es bei Chemie 4.0 nun darum, die Forschung und Entwicklung in den Kundenmärkten zu differenzieren und den Kunden bei der Entwicklung mit einzubeziehen. Auch hier hilft also die digitale Technik dabei, als Forscher näher an den Menschen heranzukommen. Die Arbeit vollzieht sich daher nicht mehr hauptsächlich abgekoppelt von Menschen und Märken: Sie geschieht mittendrin.

Und: Sie geschieht nicht mehr unbedingt im Labor. Das Experiment bleibt das A und O der Forschung, jedoch gibt es immer mehr Ansätze, diese Experimente zu simulieren – sie also von Rechnern ausführen zu lassen. „In Silico“ heißt diese Methode – die Abläufe finden also im Silicium statt, sprich: in den Prozessoren. Erste Startup- Unternehmen haben sich darauf konzentriert, diese IT-Lösungen für Forscher zu entwickeln, eines davon ist „Go Silico“, ein Spin-off-Unternehmen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).

Smart wird zur Pflicht

Steigende Lebenserwartung, zunehmende Zivilisationskrankheiten sowie erhöhter Kosten- und Regulierungsdruck: Das Gesundheitswesen müsse smarter werden, um den aktuellen und künftigen Anforderungen zu genügen. Das ist die Erkenntnis einer „Global Health“- Studie, die das Beratungsunternehmen Deloitte im März 2018 vorgestellt hat. Im Zentrum neuer Ansätze und Strategien stehen laut Studie smarte Technologien: Die Patienten lieferten Daten, auch über mobile Devices wie Wearables. Cognitive Computing und cloudbasierte, interoperable Krankenakten spielten eine genauso wichtige Rolle wie das Internet der Dinge, aber auch die Datenintegrität, die bestehende Sicherheitssysteme vor große Herausforderungen stelle.

https://www2.deloitte.com/de/de/pages/presse/contents/studie-2018-healthcareand-lifesciences-outlook.html

„ChromX“ ist der Name der Simulationssoftware der Firma, sie richtet sich in erster Linie an Unternehmen aus der Biopharmazie, die genug davon haben, dass die Entwicklungsschritte in ihrem Bereich so lange dauern. 95 Prozent der Laborversuche könnten durch das Softwareverfahren ersetzt und wesentlich beschleunigt werden, gibt das Unternehmen auf seiner Webseite an. „Seit einigen Jahrzehnten legt die Forschung die Grundlage für computergeführte Entwicklungen. Wir haben unseren Job gemacht“, wird dort Jürgen Hubbuch vom KIT zitiert, er ist einer der Initiatoren der Ausgründung und wissenschaftlicher Berater des Startups. Interessant: Zu den Angeboten von „Go Silicio“ zählen in erster Linie die Implementierung der Software sowie Beratung und Training.

Fachwissen nicht vernachlässigen

Diese Dienstleistungen unterscheiden sich kaum von denen eines IT-Unternehmens. Geführt wird das Start-up aber von promovierten Biotechnologen – Jürgen Hubbuch ist Professor für Bio- und Lebensmitteltechnik. Auch hier wird also deutlich, wie sehr es bei naturwissenschaftlichen Erfolgsstorys heute darauf ankommt, digital zu denken und zu arbeiten. Was natürlich nicht bedeutet, das Fachwissen zu vernachlässigen. Auf die Verzahnung kommt es an.

Lesetipp

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Orthomol-Chef Nils Glagau im Interview

In den USA ist die orthomolekulare Medizin seit Jahrzehnten etabliert, in Deutschland zählte das Unternehmen Orthomol zu den ersten, die Mikronährstoffkombinationen entwickeln und vertreiben. Nils Glagau ist in zweiter Generation Geschäftsführer des Familienunternehmens. Im Interview, das André Boße führte, erzählt er, was die Forscher und Entwickler bei Orthomol leisten – und was es mit der orthomolekularen Medizin überhaupt auf sich hat.

Zur Person

Nils Glagau (42) packte als Sohn des Unternehmensgründers Dr. Kristian Glagau schon vor mehr als 25 Jahren mit an, als die noch junge Firma Orthomol in Langenfeld bei Düsseldorf von der Garage und aus dem Keller heraus operierte. Nils Glagau ist heute als einziges Familienmitglied im Unternehmen tätig, seit dem unerwarteten Tod seines Vaters im Jahr 2009 leitet er die Geschäfte. Er studierte an der Uni Bonn Ethnologie mit Schwerpunkt Alt-Amerikanistik, forschte in Lateinamerika über die Kultur der Maya.

Herr Glagau, woran erkennt man, dass man bei Ihnen in einem familiengeführten Unternehmen tätig ist?
Ich glaube, dass wir im Unternehmen tatsächlich sehr flache Hierarchien haben. Entsprechend kurz sind die Wege – bis zur Führungskraft, aber auch auf die Geschäftsführungsebene. Das Verhältnis untereinander ist unkompliziert und kommunikativ, die Führungskultur kooperativ. Wir legen Wert auf viele Begegnungen, auch im informellen Rahmen, und hören von Leuten, die von außen kommen, häufig, dass es bei uns erfrischend anders zugeht.

Was heißt das konkret, zum Beispiel mit Blick auf die Entwicklung neuer Produkte?
Es kommt nicht selten vor, dass Mitarbeiter zu uns in die Forschung und Entwicklung kommen, die vorher bei großen Konzernen tätig waren. Wenn wir sie dann nach einiger Zeit fragen, was bei uns anders ist, dann sagen sie häufig: Bei großen und internationalen Konzernen dauert alles länger. Es vergeht viel Zeit, ehe aus der Forschung und Entwicklung tatsächlich ein neues Produkt wird. Wir sind da schneller. Was den Vorteil hat, dass man rasch den Erfolg seiner Arbeit erkennen kann. Wobei die Konzerne natürlich andere Vorteile mitbringen: Die Größe und Internationalität bieten Chancen, häufig fließt mehr Forschungsgeld. Aber wir wollen uns da nicht beschweren, wir fühlen uns in unserer Welt sehr wohl.

Sie führen das Unternehmen in zweiter Generation. Was machen Sie anders als Ihr Vater, der Unternehmensgründer Dr. Kristian Glagau?
Man hört immer, dass es in Familienunternehmen traditionell so läuft: Die erste Generation gründet und baut das Geschäft auf, die zweite führt es weiter – und die dritte stellt dann vieles auf den Kopf.

Wir kennen das digitale Denken aus unserer Lebenswelt und wir verstehen, wie wir diese neuen Techniken für Felder wie Vertrieb, Marketing, Entwicklung und Produktion nutzen können.

Wo sehen Sie sich?
Eigentlich überall. Ich habe den Aufbau des Unternehmens ja schon mitbekommen, heute bauen wir auf diesen ersten Erfolgen auf. Es ist aber schon auch so, dass ich versuche, einige Dinge anders zu machen und neue Wege zu bestreiten – gerade mit Blick auf die großen Themen meiner Generation, allen voran die Digitalisierung. Wir Jüngeren besitzen im Vergleich zur älteren Generation einen großen Vorteil: Wir kennen das digitale Denken aus unserer Lebenswelt und wir verstehen, wie wir diese neuen Techniken für Felder wie Vertrieb, Marketing, Entwicklung und Produktion nutzen können. Doch dieses neue Denken ist nicht alles, wir haben im Unternehmen eine gute Mischung aus Leuten, die schon seit 20 Jahren dabei sind, und jungen Kräften.

Ihr Unternehmen ist Pionier für die orthomolekulare Medizin.
Für Deutschland stimmt das, ja. Als mein Vater das Unternehmen gründete, war die orthomolekulare Medizin in den USA bereits ein Thema, hierzulande war sie gerade in der Schulmedizin wenig präsent. Wir haben dann viel investiert, um wissenschaftlich und anhand von Studien die ernährungsmedizinischen Effekte unserer Produkte zu belegen. Da war viel Überzeugungsarbeit nötig, und vor 27 Jahren war das auch tatsächlich eine innovative Pionierarbeit.

Wie ist das Verhältnis zwischen Schulmedizin und Ihrem Bereich heute?
Es hat sich einiges verändert, Ernährungsmedizin nimmt im Medizinstudium und in der Welt der Apotheken heute einen anderen Platz ein als damals.

Was ist das Geheimnis Ihrer Innovationskultur?
Auch unsere Mitarbeiter sind erfrischend anders, so nehme ich das wahr. An Ideen mangelt es uns nicht. Im Gegenteil, wir haben im Unternehmen eher das Problem, die vielen Ideen und Ansätze zu bündeln.

Was wir sagen – und was wir durch zahlreiche internationale Studien auch untermauern können: In bestimmten Lebenssituationen sind ausgewählte Kombinationen aus Mikronährstoffen hilfreich.

Wenn sich Medien und die Schulmedizin mit der orthomolekularen Medizin und Ihren Produkten beschäftigen, klingt zumeist eine Skepsis an, die Beiträge fragen suggestiv „Viel Geld für nichts?“ oder „Was bringt das Zeug aus den Fläschchen?“ Was halten Sie dagegen?
Die orthomolekulare Medizin sagt: Wenn sich jemand gesund ernährt, eine gute Lebensweise an den Tag legt, auf seine Bewegung achtet und keine Beschwerden hat – dann ist alles gut. Es gibt aber eben auch Menschen mit Mehrbedarf. Dieser kann aus ganz unterschiedlichen Gründen entstehen, Krankheit ist nur einer davon, auch Sportler, Schwangere zum Beispiel haben einen Mehrbedarf. Und dann kann es sinnvoll sein, die Nahrung um diese Mikronährstoffe zu ergänzen. Niemand sagt: Man muss unsere Produkte nehmen. Wir verkaufen sie auch nicht als Allheil- und Wundermittel. Was wir sagen – und was wir durch zahlreiche internationale Studien auch untermauern können: In bestimmten Lebenssituationen sind ausgewählte Kombinationen aus Mikronährstoffen hilfreich.

In den USA ist das längst anerkannt, warum tun sich die Deutschen eher schwer?
Nehmen wir das Beispiel der Vitamine: Durch den veränderten Lebenswandel und andere Ernährung ist es für bestimmte Menschen sinnvoll, Vitamine zu ergänzen. Kommen diese innovativen Produkte auf den Markt, deren Wirkung belegbar ist, dauert es nur ein paar Tage, bis in den Medien dagegengehalten wird. Dann ist Vitamin D ein „Trend-Vitamin“ und selbst über Vitamin C wird viel Negatives berichtet. Ich habe nichts gegen Pro und Kontra. Aber man sollte sich in Deutschland nicht per se gegen Neuerungen aussprechen. In den USA ist das schon deshalb anders, weil die Menschen viel mehr dafür tun, nicht krank zu werden. Dann wird es nämlich dort richtig teuer. Ohne Krankenversicherung ist der Präventivgedanke ausgeprägt.

Wie arbeiten Sie mit der Forschung zusammen?
Wir führen selbst Studien durch, sowohl beobachtende Studien als auch placebokontrollierte Studien, die von einer Ethikkommission überwacht werden. Größere Studien geben wir bei unabhängigen Forschungsinstituten in Auftrag, auch diese werden überwacht. Was die Entdeckung neuer Mikronährstoffe betrifft, schauen wir in die ganze Welt, so wie es die Forschung schon immer getan hat.

Es ist sehr interessant, sich die Ernährung anderer Bevölkerungsgruppen anzuschauen – und zu erkennen, was hier anders ist. Die Inuit zum Beispiel essen sehr viel fetten Fisch, nehmen dadurch viel Omega-3-Fettsäuren auf, was zur Folge hat, dass man dort kaum die typischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen kennt. Auch im asiatischen Raum sind bestimmte westliche Krankheiten gar nicht bekannt, da schauen wir dann auf die Nährstoffe aus Sojakeimen zum Beispiel. Natürlich spielen da auch genetische Faktoren und die Lebensweise eine Rolle, dennoch: Wir können uns in der Welt vieles abgucken und ein auch für unsere Gesellschaft sinnvolles Produkt entwickeln.

Zum Unternehmen

Orthomol mit Sitz in Langenfeld im Rheinland entwickelt und vertreibt Nahrungsergänzungen und ergänzende bilanzierte Diäten, die in besonderen Lebenssituationen oder im Rahmen einer ernährungsmedizinischen Therapie eingesetzt werden. Die Basis der Arbeit bilden die Ergebnisse der ernährungsmedizinischen Forschung. Das Unternehmen wurde 1991 von Dr. Kristian Glagau gegründet, bis heute ist das Unternehmen familiengeführt.

Welche Wirkung der orthomolekularen Medizin finden Sie am faszinierendsten?
Die Makuladegeneration ist eine altersbedingte Augenkrankheit, die durch Ablagerungen auf der Netzhaut entsteht und unbehandelt bis zur Blindheit führen kann. Hier zeigen die groß angelegten und allgemein akzeptierten AREDS-Studien, dass Mikronährstoffe in der Lage sind, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Sprich: Sie können für diese Patienten das Augenlicht länger erhalten.

Wie schätzen Sie im Zuge der Digitalisierung die Chance auf personalisierte Produkte ein, sprich über individuelle Mixturen, die sich anhand von Patientendaten erstellen lassen?
Wir bieten studienbasierte Produkte an, die Mixturen sind also festgeschrieben und können nicht einfach nach Belieben verändert werden. Tun wir das, sind die Studienergebnisse hinfällig – ein solches Vorgehen wäre also nicht wissenschaftlich. Hinzu kommt, dass es derzeit noch sehr zeitintensiv und aufwendig wäre, den individuellen Mikronährstoffbedarf festzustellen, dafür würde man mindestens ein genaues großes Blutbild benötigen, ein banaler Fragebogen reicht da nicht aus. Ich denke daher, dass diese individuellen Mixturen – so faszinierend sie auch sind – aktuell noch nicht in der Komplexität, wie die orthomolekulare Medizin es fordert, möglich sind. Das wird sich aber ändern, wenn Testverfahren entwickelt sind, mit denen man den Haushalt an Mikronährstoffen schnell und unkompliziert analysieren kann. Dann sind individuelle Mixturen machbar, und das wäre natürlich ein wichtiger Schritt, denn: je präziser, desto besser.

Jung und erfolgreich bei: Sanofi

Meine Kindheit verbrachte ich an der Seite meines Vaters, der über mehrere Jahre erkrankte und mit den unterschiedlichsten Medikamenten therapiert wurde. In mir erwachte der Wunsch, mich zukünftig für die Gesundheit von Menschen einzusetzen. Daraufhin traf ich die Entscheidung, Biotechnologie zu studieren und zog dafür von Portugal nach Deutschland.

Zur Person

Name: Robert W. Landertinger Forero
Studiengang: Biotechnologie
Berufliches Ziel: personalisierte Medizin für alle zugänglich zu machen
Position: Change Leader in Manufacturing Excellence
Stadt: Frankfurt am Main

Während des Studiums arbeitete ich in einem Biotech-Start-up in der Produktion mit kollaborativen Robotern und im Qualitätsbereich. Mit dem abgeschlossenem Studium in der Tasche zog es mich zu einem biopharmazeutischen Technologiezulieferer in eine neu gegründete Abteilung, die Prozesse für biopharmazeutische Hersteller designte, aufbaute und qualifizierte – mit dem Fokus auf monoklonale Antikörper. Während dieser Zeit hatte ich die Möglichkeit, einen Einblick in die Biopharmaindustrie aus der ganzen Welt zu bekommen.

Das internationale Umfeld gefiel mir sehr und so kam ich im September 2016 zu dem Gesundheitsunternehmen Sanofi, das in über 100 Ländern vertreten ist, wo ich im Rahmen eines Traineeprogramms die Stelle eines Betriebsassistenten übernahm. Mit großer Freude und Stolz wirkte ich am Standort Frankfurt mit, der die gesamte Wertschöpfungskette der Entwicklung und Herstellung eines Medikaments abbildet. Als Betriebsassistent verfolgte ich zusammen mit Ingenieuren, Schichtleitern, Betriebsleitern und Qualitätsleitern die täglichen Produktionsprozesse. Das Team setzt alles daran, gemäß GMP (Good Manufacturing Practice) – also der „Guten Herstellungspraxis“ – Wirkstoffe zu produzieren. Das ist wichtig, um den Patienten Medikamente in höchster Qualität bieten zu können.

Neben der täglichen Routinearbeit warteten auch verschiedene Projekte auf mich. So implementierte ich unter anderem ein Tool im Bereich Qualitätsmanagement und schulte alle Produktionsmitarbeiter im Betrieb, damit sie dieses in ihrer täglichen Arbeit nutzen können. Noch während des Traineeprogramms bekam ich die Chance zur Weiterentwicklung innerhalb des Unternehmens.

Seit Anfang des Jahres bin ich als Change Leader in einer globalen Initiative tätig. Hierbei kann ich meine Soft Skills und Fähigkeiten wie zum Beispiel im Konfliktmanagement und in der Prozessautomation einbringen, die ich in Schulungen während des Traineeprogramms erlangt habe. Als Change Leader arbeite ich gemeinsam mit Kollegen aus Brasilien, Frankreich, Deutschland und USA an einem „Lean Manufacturing“ für die Produktion und Fertigung weltweit. Dabei geht es unter anderem darum, Wege zu finden, an allen Standorten eine neue Arbeitskultur zu implementieren, um weiterhin zukunftsfähige Gesundheitslösungen zu bieten. Damit kann ich mit Leidenschaft jeden Tag an meinem Wunsch aus Kindheits- und Jugendtagen arbeiten.

Karriere in der pharmakologischen Forschung bei Bayer

Von: Dr. Hana Cernecka
Gesendet: 28. August 2018
An: Junge Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler
Betreff: Infos für Absolventen der Naturwissenschaften

Liebe Leserinnen und Leser,

ich heiße Hana Cernecka und komme aus der Slowakei. Mein naturwissenschaftliches Interesse entwickelte sich während meines Master-Studiengangs, als ich mich einer Gruppe junger Naturwissenschaftler der Pharmakologie in Bratislava anschloss. Seitdem will ich immer besser verstehen, wie biologische Prozesse ablaufen und wie sie moduliert werden können. Nie hätte ich damals zu denken gewagt, dass ich dank dieser Faszination einmal selber an der Entwicklung neuer Arzneimittel mitwirken könnte, die eines Tages möglicherweise Patienten helfen würden.

Gleich nach dem Abschluss meines Master-Studiengangs der Pharmakologie schrieb ich mich für ein PhD-Programm in den Niederlanden ein. Während meines Promotionsstudiums arbeitete ich an einem Thema zur Aufklärung eines Wirkungsmechanismus für ein Mittel zur Behandlung von Patienten mit Inkontinenz.

Noch mehr prägten mich jedoch die Bekanntschaften mit zahlreichen Forschern aus unterschiedlichen naturwissenschaftlichen Bereichen und die neu geschlossenen wissenschaftlichen Partnerschaften mit akademischen Institutionen und der Industrie. Dadurch konnte ich mein Wissen erweitern, neue Kompetenzen entwickeln und mich schließlich als unabhängige Naturwissenschaftlerin etablieren.

Nach meiner Promotion traf ich die Entscheidung, an relevanten Mechanismen für die Behandlung von Herzinsuffizienz zu arbeiten, und ging an das Max-Delbrück-Centrum in Berlin. In dieser Zeit als Postdoc hatte ich das Glück, an einem von Bayer veranstalteten Workshop im Bereich der kardiovaskulären Forschung teilnehmen zu dürfen.

Dies war ein Wendepunkt in meiner wissenschaftlichen Laufbahn. Mir wurde bewusst, dass Forschung auch innerhalb von Unternehmen betrieben wurde, und so beschloss ich, wirklich etwas zu bewegen, um mit meiner Forschungsarbeit greifbare Ergebnisse für Patienten zu erzielen. Ich wandte der akademischen Forschung also den Rücken zu und ging zur pharmakologischen Forschung bei Bayer.

Heute arbeite ich als Laborleiterin an der Erforschung kardiovaskulärer Erkrankungen. Ich bin Mitglied des wissenschaftlichen Teams, das neuartige Behandlungsoptionen für Patienten mit Nierenerkrankungen ermittelt und ausarbeitet. Ich identifiziere mögliche neue Behandlungsansätze, charakterisiere die vielen Moleküle, die wir als potenzielle Arzneimittel für meinen Behandlungsansatz entwickeln, und gehöre zum Team, das diese schließlich als Medikamente für Patienten verfügbar macht. Natürlich ist es ein langer, beschwerlicher Weg, doch eines Tages wird er den Patienten vielleicht neue Behandlungsmöglichkeiten eröffnen.

Ein als Laborleiter tätiger Wissenschaftler benötigt in meinen Augen verschiedenste grundlegende Kompetenzen. Eine aktive, konstruktive Interaktion mit Kollegen und ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten sind sehr wichtig für den Aufbau von Kooperationen mit anderen wissenschaftlichen Teams. Offenheit, Flexibilität und vor allem die Bereitschaft, Lösungen für Probleme zu finden, mit Frustration umgehen zu können und sich ständig weiterzuentwickeln, sind die Eigenschaften, mit denen man sich auf jedem Gebiet zu einem Experten entwickeln kann. Ich wünsche Ihnen allen viel Erfolg! Genießen Sie die Reise, denn schließlich geht es um Ihre Karriere!

Dr. Hana Cernecka, Laborleiterin
Bayer AG, www.bayer.de

Vom Pharmareferenten zum Projektleiter im Pharmavertrieb

Ein Erfahrungsbericht von Florian Krainhöfner, B.Sc. Biologie-Studium, eingestiegen 2014 als Pharmareferent bei der Careforce GmbH, aufgestiegen 2018 zum Projektleiter.

Florian Krainhöfner, Foto: privat
Florian Krainhöfner, Foto: privat

Nach meiner moderat gelungenen „Karriere“ als Leichtathlet im Langstreckenlauf zu Schulzeiten war klar, dass damit in Zukunft kein Geld zu verdienen war. Also entschied ich mich für meine zweite große Vorliebe, die Naturwissenschaften.

Da mein Opa Chemiker war, nahm er mich bereits als Kind oft mit ins Labor und meine Faszination war früh für Experimente geweckt. Mich interessierten vor allem die kleinsten Teile des Lebens. So begann ich nach meinem Zivildienst mein Biologiestudium mit der festen Absicht, mich auf Molecular Life Science bzw. Genetik zu spezialisieren und dann in die Forschung zu gehen.

Nach den ersten Semestern kam ich endlich auf meine Kosten, als die Biochemie, Mikrobiologie und Genetik vertieft wurden. Nun war ich in meinem Element und hatte auch Spaß am präzisen Arbeiten im Labor. Ich wurde oft gefragt, was daran so spannend sei: „Man sieht doch gar nicht, was in den Reagenzgläsern passiert …“. Das nicht, aber gerade das war die Faszination. Es ändert sich nur eine Kleinigkeit, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können, und es ist etwas Erhebliches im Reagenzglas passiert, nur wenn man den Hintergrund versteht, weiß man auch was genau. Das war eine hochspannende Erfahrung, die es zu vertiefen galt.

Besonders während meiner Spezialisierung im Studium lernte ich immer mehr die Rahmenbedingungen in der Forschung kennen. Befristete Arbeitsverträge auf teils nur wenige Monate, 50-Prozent-Stellen mit 60+-Wochenstunden, dafür ein eher zu niedriges Gehalt gepaart mit nicht gerade modernen Hierarchiestrukturen und einer hohen Misserfolgsquote im Labor.

Rein in die Wirtschaft

Mir wurde schnell klar, das ist nichts für mich. Nicht ein ganzes Leben lang! Also reifte mein Plan der sehr einfach war: Raus aus der Uni, rein in die Wirtschaft! „Mit einem Bachelorabschluss können Sie eh nichts erreichen und finden keine Arbeitsstelle.“ Diese Worte wurden so und so ähnlich immer gepredigt. Ich wollte das nicht wahrhaben und sah das als Herausforderung, wollte beweisen, dass es doch funktionieren kann! Ich fand: „Das passt doch super: Ich kann die im Studium gelernten Grundlagen sinnvoll anwenden, kann selbstbestimmt arbeiten, habe sehr viel Kontakt mit Menschen und bekomme neben einer guten Bezahlung auch noch einen klasse Dienstwagen.“

Als Neueinsteiger in der Pharmabranche ist der einfachste und typischste Weg über einen Dienstleister.

Ohne zu viel vorwegzunehmen, genauso traf dann auch alles ein. Mit meinem Abschluss B.Sc. in Biologie erhielt ich die Zulassung der Sachkenntnis nach §75 AMG, welche Voraussetzung ist, um im Außendienst als Pharmareferent arbeiten zu dürfen. Als Neueinsteiger in der Pharmabranche ist der einfachste und typischste Weg über einen Dienstleister.

Nach einiger Internetrecherche entschied ich mich schnell für die Firma Careforce, ein Unternehmen, das im Bereich der Personal- und Vertriebsdienstleistung für die pharmazeutische Industrie tätig ist. Mit meinen rudimentären bis nicht vorhandenen Verkaufserfahrungen aus dem Eiscafé und meiner Aushilfstätigkeit bei McPaper stürzte ich mich ins Bewerbungsgespräch … mit Erfolg. Ich wurde über Careforce angestellt und arbeitete in deren Auftrag für ein weltweit führendes, forschendes Pharmaunternehmen. Dort wurde ich schnell integriert und lernte das professionelle Verkaufen.

Überzeugungsarbeit beim Arzt

Im Alltag plante ich meine Besuchstouren bei den Allgemeinmedizinern und Internisten nach Potenzial, bereitete die Gesprächsinhalte nach jeweiligem Bedarf vor und führte diese auch durch. Es war stets ein Gefühl von Freude, wenn ich genügend Überzeugungsarbeit beim Arzt leisten konnte, sodass ein Patient ab sofort ein neues Medikament bekommt, womit es ihm besser geht, und gleichzeitig das Ziel meines Unternehmens erreicht worden war.

In dieser stark durch Kommunikation geprägten Arbeit, kombiniert mit spezifischem medizinischem Fachwissen, blühte ich komplett auf. Im Team übernahm ich schnell Zusatzfunktionen wie die Rolle als Tutor für medizinische Studien. Sowohl von dem Pharmaunternehmen als auch von Careforce wurde ich regelmäßig durch Schulungen unterstützt, um im Arbeitsalltag erfolgreich zu sein.

Ich war froh, im Studium den Umgang mit Studien gelernt zu haben – ein riesiger Vorteil des Naturwissenschaftlers in dieser Arbeit.

Nach diesem erfolgreichen Start wurde eine Position im Klinikaußendienst frei. Mit dem naturwissenschaftlichen Background sah ich meine Chance. Nach einem erfolgreichen Assessmentcenter konnte ich mich gegen teils sehr erfahrene Mitbewerber durchsetzen und durfte von da an hoch dotierte Chefärzte besuchen, genauso wie die Oberärzte, Stationsärzte und teils auch die dazugehörigen Apotheker. Ich befand mich von jetzt auf gleich im Accountmanagement und die Gespräche waren nun eindeutig wissenschaftlicher geprägt. Nun waren oft Details aus medizinischen Studien entscheidend. Zu diesem Zeitpunkt war ich froh, im Studium den Umgang mit Studien gelernt zu haben – ein riesiger Vorteil des Naturwissenschaftlers in dieser Arbeit.

Neben dem „Training on the Job“ konnte ich eine Weiterbildung zum Key Account Manager mit IHK-Abschluss absolvieren. Zu dieser Zeit kam es dann auch zur Übernahme und ich wurde direkt bei dem Pharmaunternehmen unter Vertrag genommen, etwa 18 Monate nach meinem Start in der Industrie.

Interne und externe Weiterbildungen

Bis Mitte 2018 war ich im Außendienst und besprach mit niedergelassenen Fachärzten und in Kliniken unterschiedliche Medikamente – in der Regel Neueinführungen. Auch seitens des Pharmaunternehmens wurden viele interne und teils auch externe Weiterbildungen angeboten. So auch eine Referentenausbildung, die sehr förderlich für die eigenen Präsentationsaufgaben war.

Neben dem Alltagsgeschäft organisierte ich viele Fortbildungen für Ärzte und Klinik- sowie für Praxispersonal. In etwa 50 Prozent wurden diese nur organisiert, in der anderen Hälfte präsentierte ich selbst bzw. führte ich die Schulung durch.

Nachdem ich nun sehr gute Einblicke in verschiedene Rollen des Pharmavertriebs bekommen hatte, ergab sich für mich der nächste Schritt wieder bei Careforce, dem Pharmadienstleister, bei dem ich meine Karriere gestartet hatte. Seit Mitte 2018 bin ich nun hier als Projektleiter im Innendienst tätig, das heißt ich bin der Ansprechpartner sowohl für die Pharmafirmen, wenn Sie neue Medikamente auf den Markt bringen und für deren Vertrieb neue Mitarbeiter brauchen, als auch für die Mitarbeiter selbst, die wir anstellen oder vermitteln. Daraus ergibt sich eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit von Recruitment über Businesskontakte bis hin zu Mitarbeiterführung. Ich bin auf strukturierte Teamarbeit im Alltag angewiesen – immer mit dem Wissen im Hinterkopf: Falls nicht eindeutig die Zuständigkeit klar ist, bin ich es.

So interessant es damals auch im Labor war, ich würde nie mehr zurückwollen und den Weg genauso wieder gehen. Es gibt so viele spannende Jobs, wenn man die typische akademische Laufbahn verlässt.

Berufsaussichten für Chemiker: Chemie ist überall

Von Angela Pereira Jaé, Leiterin Ressort Karriere, Gesellschaft Deutscher Chemiker e. V. (GDCh)

„Irgendwas mit Chemie?!“ Und ob! Über 11.000 Studienanfänger entschieden sich 2017 für ein Chemiestudium an Universität oder Hochschule für angewandte Wissenschaften (ehemals Fachhochschule). Nach einer Umfrage der Gesellschaft Deutscher Chemiker e. V. (GDCh) besteht ein stabiles Interesse an Chemiestudiengängen – seit einigen Jahren ansteigend. Dies ist kaum verwunderlich; sind die Einsatzgebiete innerhalb und außerhalb der Chemischen Industrie nach einem Studium so vielfältig wie die Chemie selbst.

Wer ein Chemiestudium beginnt, hat einen spannenden und herausfordernden Weg vor sich. Nicht jeder ist diesen Herausforderungen gewachsen, daher ist die Abbrecherquote während des Bachelorstudium relativ hoch. Wer das Bachelorstudium an der Universität schafft, macht mit dem Master weiter. Nahezu alle Universitätsabsolventen in der Chemie schließen ihrem Bachelor noch einen Masterabschluss an.

Über 80 % (86 % in 2017) beginnen im Anschluss noch eine Promotion. Aber auch wer ohne Promotion in den Beruf starten möchte, hat gute Perspektiven. Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) bilden praxisorientiert und oft in Kooperation mit der Industrie aus. Der Regelabschluss ist hier der Bachelor, der den Berufseinstieg ermöglicht, auch wenn immer mehr HAWBachelor einen Master machen (nach aktueller GDCh-Statistik rund 70 %).

Die chemische Industrie ist das Wunscharbeitsgebiet vieler Absolventen. Abwechslungsreiche Aufgabengebiete und attraktive Gehälter sprechen Absolventen vorrangig an. Den klassischen Beruf des Chemikers gibt es jedoch nicht. Eines der typischen Einsatzgebiete ist die Forschung und Entwicklung. Daneben sind Chemiker auch häufig in der Analytik tätig. Dort unterstützen sie mit ständig weiterentwickelten Methoden Forschungsabteilungen durch die Charakterisierung neu synthetisierter Verbindungen.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 31.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie befasst sich u. a. mit aktuellen Entwicklungen an Hochschulen und am Arbeitsmarkt. Die GDCh ermittelt jährlich (Stichtag: 31.12.) Angaben zur Zahl der Studierenden in den verschiedenen Studienabschnitten, der abgelegten Prüfungen und zur Studiendauer. Weitere Zahlen zum Chemiestudium, wie lange eine Promotion dauert und wo es besonders viele Absolventen gibt, stehen unter www.gdch.de/statistik kostenfrei zur Verfügung.

Unter www.gdch.de/berufsbilder stellt die GDCh Broschüren für  Absolventen eines Chemiestudiums sowie der Chemieberufe (Chemiker, Chemielaboranten, CTAs) zur Verfügung.

Eng verbunden mit der Analytik ist oft die Qualitätssicherung. Dabei werden die im Unternehmen hergestellten Produkte ebenso wie die eingekauften Rohstoffe systematisch geprüft, um eine gleichbleibend hohe Qualität zu gewährleisten.

In der Verfahrenstechnik arbeiten Chemiker eng mit Chemieingenieuren und Verfahrenstechnikern zusammen. Sie übertragen die im Unternehmen entwickelten Produkte oder Produktionsverfahren vom Labormaßstab in den Betriebsmaßstab. So ist die Produktion für einen globalen Markt möglich. Chemiker sind dort in der Regel als Betriebsleiter für eine bestimmte Produktionsanlage verantwortlich, die häufig im 24-Stunden-Betrieb läuft.

Eine Schnittstelle zwischen dem Verkauf von Produkten und dem Labor ist das Einsatzgebiet in der Anwendungstechnik. Chemiker führen hier Marktbeobachtungen durch und analysieren die Bedürfnisse der Anwender. Dabei geben Sie Anstöße für mögliche Neuentwicklungen. Auch die Chemiker im Marketing oder Produktmanagement haben die Endkunden im Blick. Sie sind dafür verantwortlich, die Produkte am Markt zu platzieren und erarbeiten Werbestrategien.

Im Vertrieb schließlich ist der Chemiker der direkte Ansprechpartner des Kunden. Es ist seine Aufgabe, den Kunden zu beraten, ihm die für seine Anforderungen geeigneten Produkte vorzustellen und natürlich auch, den eigentlichen Verkauf abzuwickeln.

Ein weiteres Einsatzgebiet für Chemiker ist die Öffentlichkeitsarbeit. Hier sind vor allem Chemiker mit guten kommunikativen Eigenschaften gefragt, die komplizierte chemische Sachverhalte so erklären können, dass auch ein Laie sie versteht. In den Patentabteilungen der Industrieunternehmen sorgen Chemiker dafür, dass die im Unternehmen entwickelten Produkte oder Verfahren patentrechtlich geschützt werden, um die kommerzielle Nutzung sicherzustellen.

Viele dieser Bereiche werden aber nicht nur in der chemischen Industrie, sondern auch in anderen Branchen mit Chemikern besetzt. So wird ihre Kompetenz auch in der Lebensmittel- oder Metallindustrie, Kunststoff-, Mineralöl- oder Lackindustrie, Energiewirtschaft, Optik, im Anlagenbau oder in der Recyclingindustrie und vielen weiteren Branchen benötigt. Aber auch in Verbänden, Schulen und gemeinnützigen Organisationen werden Experten aus der Chemie gesucht.

GDCh-Zahlen zu allen Chemiefachrichtungen 2017

Studienanfänger: 11.339
Bachelor-Absolventen: 4428
Dipl./MSc.-Absolventen: 4144
Promotionen: 2325

Im Jahr 2017 gelang rund 35 % der promovierten Absolventen der direkte Einstieg mit einer unbefristeten Stelle in die chemische oder pharmazeutische Industrie und 11 % in die übrige Wirtschaft. 20 % der promovierten Absolventen nahmen, zunächst eine befristete Stelle in der Industrie, einem Forschungsinstitut oder einer Hochschule im Inland an. Ins Ausland gingen zunächst 12 % der promovierten Absolventen, in den meisten Fällen zu einem Postdoc-Aufenthalt. Lediglich 4 % der Absolventen blieben nach der Promotion in der Forschung an einer Hochschule bzw. einem Forschungsinstitut. Im öffentlichen Dienst kamen 4 % unter.

Ein guter Berufseinstieg gelingt, indem man sich bewusst macht, wie enorm vielfältig die Einsatzmöglichkeiten für Chemiker sind und sich frühzeitig damit auseinandersetzt, welches Arbeitsfeld man später selbst besetzen möchte. Chemie ist überall – daher werden auch „fast“ überall gute Chemiker gebraucht.

Spezialisiert! Kultur-, Buch- und Linktipps

„UNSER VERRÜCKTES GEHIRN“

Cover Unser verrücktes GehirnOhne Zweifel haben wir das größte Wunderwerk der Evolution in unserem Kopf. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn das Gehirn spielt uns fortwährend Streiche: Es versetzt uns in Angstzustände, als verfolge uns der Säbelzahntiger, quält uns an Bord eines Schiffes mit Übelkeit oder entwirft ein völlig überzogenes Bild von uns selbst. Die Gründe werden im unausgeglichenen Verhältnis sehr alter primitiver Hirnteile und neuerer Regionen vermutet. So dominiert uns oft das sogenannte Reptilgehirn, und die uralte Amygdala lässt uns weiterhin Ausschau nach Gefahren halten, die es längst nicht mehr gibt – mit entsprechenden unpassenden, lästigen Reaktionsmustern. Kompetent, leicht nachvollziehbar und witzig erklärt Burnett, wie, wann und warum uns das Gehirn in die Irre führt. In seinem Buch räumt Burnett mit Märchen über das Gehirn auf und erklärt, wann es uns austrickst, ohne dass wir es merken.
Dean Burnett: Unser verrücktes Gehirn. C. Bertelsmann 2018. ISBN: 978-3-641-18507-7. 14,99 Euro Jetzt kaufen bei Amazon

MODERNES NAGELBRETT

Foto: ShaktiMat
Foto: ShaktiMat

Nach einem stressigen Tag, bei Rückenschmerzen oder zur Regeneration nach sportlichen Aktivitäten kann die Akupressurmatte „Shakti Mat“ genau das Richtige sein. Man legt, stellt oder setzt sich darauf und schon kommen Entspannung und Linderung, verspricht der schwedische Hersteller, der seit der Markteinführung laut eigenen Angaben eine halbe Million der modernen Nagelbretter verkauft hat. Mehr Infos: www.shaktimat.de

DAS WUNDER DER METAMORPHOSE

Cover WandlungskünstlerEs ist eines der größten Naturwunder überhaupt, und es ist das alltäglichste und häufigste: die Metamorphose. Insekten beherrschen die Wiedergeburt aus dem eigenen Körper. Dass aus einem plumpen, raupenartigen Dauerfresser ein filigraner Schmetterling wird oder aus einer wurstförmigen Larve eine Biene, ist etwa so, als formte sich aus dem Körper eines Maulwurfs eine Giraffe – nur noch phantastischer. Die Wissenschaftsfotografen Nicole Ottawa und Oliver Meckes (World Press Photo Award, Deutscher Preis für Wissenschaftsfotografie) stellen Larve und erwachsenes Insekt in Einzelportraits einander gegenüber und dokumentieren so mit den Mitteln der Rasterelektronenmikroskopie in noch nie gesehener Detailschärfe und Brillanz einen Wandel, der nicht nur Wissenschaftler fasziniert. Nicole Ottawa, Oliver Meckes: Wandlungskünstler.
Die geheime Erfolgsgeschichte der Insekten. Dölling und Galitz Verlag 2018. ISBN 10: 3-86218-087-5. 24,90 Euro Jetzt kaufen bei Amazon

GEHEIMNISSE ENTDECKEN

Cover Das geheime Netzwerk der NaturDie Natur steckt voller Überraschungen: Laubbäume beeinflussen die Erdrotation, Kraniche sabotieren die spanische Schinkenproduktion und Nadelwälder können Regen machen. Was steckt dahinter? Der passionierte Förster und Bestsellerautor Peter Wohlleben lässt seine Leserinnen und Leser eintauchen in eine kaum ergründete Welt und beschreibt das faszinierende Zusammenspiel zwischen Pflanzen und Tieren: Wie beeinflussen sie sich gegenseitig? Gibt es eine Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Arten? Und was passiert, wenn dieses fein austarierte System aus dem Lot gerät? Anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und seiner eigenen jahrzehntelangen Beobachtungen lehrt Deutschlands bekanntester Förster einmal mehr das Staunen.
Peter Wohlleben: Das geheime Netzwerk der Natur. Ludwig 2017. ISBN 978-3-453-28096-0. 19,99 Euro Jetzt kaufen bei Amazon

BIENEN RETTEN – IMKER WERDEN

Cover Bio-ImkernBienen sind faszinierende Wesen. Rund 4000 Blüten fliegen sie pro Tag für Nektar an. Dabei gibt es nicht nur in ländlichen Gegenden, sondern auch in Städten reichlich Nahrung für die emsigen Arbeiterinnen. Auf Balkonen, Verkehrsinseln und in Parkanlagen wird fleißig gesammelt und bestäubt. Erfolgreiches Imkern ist also fast überall möglich, ob auf dem Dach eines Hochhauses oder im eigenen Garten. Imkermeister und Pädagoge Dietmar Niessner eröffnet mit seinem Buch einen umfassenden Rundumblick auf die spannende und abwechslungsreiche Tätigkeit des Imkerns. Mit vielen Informationen, Anleitungen und Tipps zum Imkerstart erleichtert er Anfängerinnen und Anfängern den Einstieg in die Bienenhaltung und beantwortet Fragen wie: Wie viel Zeit nimmt das Imkern in Anspruch? Wo kann ich mein Bienenvolk aufstellen? Was für Aufstellungsformen gibt es? Wie kommt man überhaupt zu Bienen?
Dietmar Niessner: Bio-Imkern in der Stadt und auf dem Land. Monat für Monat durchs Bienenjahr. Löwenzahn 2018. ISBN 978-3-7066-2609-5. 29,90 Euro Jetzt kaufen bei Amazon

PLANET 3.0

Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere in Bonn zeigt bis 6. Januar 2019 die interaktive Sonderausstellung „PLANET 3.0 – Klima.Leben.Zukunft“ der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt a. M. Die Ausstellung rückt den Themenkomplex „Klima und Vielfalt des Lebens“ in den Fokus. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem „Biodiversität und Klima Forschungszentrum“ (BiK-F) sowie sieben weiteren, renommierten Wissenschaftspartnern konzipiert. www.zfmk.de

BADEN IN DER WALDLUFT

Foto: Fotolia/John Smith
Foto: Fotolia/John Smith

Shinrin-Yoku heißt ein neuer Trend, der aus Japan kommt und sich auch bei uns wachsender Beliebtheit erfreut. Übersetzt heißt das wörtlich „Baden in der Waldluft“ und meint das Eintauchen in die Unberührtheit und Stille eines Waldes. Jörg Meier, der erste Shinrin-Yoku-Trainer Deutschlands, hat nun mit seinem Praxisbuch eine Anleitung für das Bad im Wald geschrieben. Er zeigt, wie der bewusste Waldspaziergang einen an den Kraftort schlechthin führt – in die Natur – und was das bewirkt. Aus dem Stress und der Hektik des Alltags zieht es einen zurück zu den Wurzeln, um in einen aktiven Austausch mit der Natur zu treten, durchzuatmen. Mit über 30 praktischen Übungen zum Mitmachen wird den Leserinnen und Lesern gezeigt, wie man die Waldmedizin zur Regenerierung auf körperlicher, psychischer und seelischer Ebene nutzen kann.
www.shinrin-yoku.life

„DIE GENIES DER LÜFTE“

Cover Genies der LüfteSie überqueren Kontinente, ohne nach dem Weg zu fragen. Sie erinnern sich an die Vergangenheit und planen für die Zukunft. Sie beherrschen die Grundprinzipien der Physik. Vögel sind erstaunlich intelligente Wesen. Wie zahlreiche neue Studien zeigen, stehen die kognitiven Fähigkeiten vieler Arten denen von Primaten in nichts nach. Jennifer Ackerman ist begeisterte Vogelbeobachterin und begibt sich auf Entdeckungsreise zu den Genies der Lüfte. Sie verbindet in ihrem Buch auf elegante Weise persönliche Anekdoten und Reisereportage mit neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen – nach der Lektüre sieht man die Wunder der Vogelwelt mit neuen Augen.
Jennifer Ackerman: Genies der Lüfte. Die erstaunlichen Talente der Vögel. Rowohlt 2017. ISBN 978-3-498-00098-1. 24,95 Euro Jetzt kaufen bei Amazon

Tiefsee: Dahin gehen, wo noch niemand war

Prof. Dr. Antje Boetius ist Meeres- und Polarforscherin und Trägerin des Deutschen Umweltpreises 2018. Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte sind Tiefseeökologie, Geomikrobiologie, Ozeanbeobachtung und marine Technologien.

Zur Person

Antje Boetius ist Professorin an der Universität Bremen und leitet seit 2017 das Alfred- Wegener-Institut/Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung als wissenschaftliche Direktorin. Fast 50 Mal war die Meeresbiologin schon auf Expedition. Für die Entdeckung methanverarbeitender Bakterien erhielt sie 2009 Deutschlands wichtigste wissenschaftliche Auszeichnung, den Leibniz- Preis. Sie beschäftigt sich viel mit Wissenschaftskommunikation und hat kürzlich den Communicator-Preis des Stifterverbandes bekommen.

www.awi.de

Frau Prof. Boetius, Sie gehen dahin, wo noch nie jemand war: in die tiefsten Tiefen der Meere – was fasziniert Sie daran?
Mich fasziniert wie wenig wir über diesen riesigen Lebensraum wissen, der so anders ist als unserer eigener an Land. Die Tiefsee ist im Durchschnitt 3800 Meter tief, permanent dunkel, keine pflanzliche Primärproduktion, Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt, hoher Druck. Fast wie ein fremder Planet im Planeten Erde, voll unerforschter Vielfalt des Lebens und doch haben wir Menschen schon überall Spuren hinterlassen, leider vor allem der Vermüllung und Fischerei.

Sie nutzen für Ihre Forschungen in der Tiefsee auch Unterwasserroboter – wie genau funktionieren die und was machen die?
Die großen Tiefsee-Roboter, die wir benutzen, nennen wir ROV für Remotely Operated Vehicles“. Sie sind mit einem Glasfaserkabel mit dem Schiff verbunden und übertragen darüber direkt die Bilder vom Meeresgrund zu uns an Bord. Wir können mit dem Roboter direkt kommunizieren, über den Meeresboden fliegen und seine Arme steuern, um Proben zu nehmen. Im Grunde funktioniert der Roboter so, dass er alle unsere Sinne ersetzt. Neu ist, dass chemische Sensoren uns direkt Daten zum Beispiel über Sauerstoffgehalt schicken und dass wir mit akustischen Methoden den Meeresboden hochpräzise kartieren können.

Viele sagen den Robotern gehört unsere Zukunft. Welche Aufgaben können diese Maschinen Ihrer Meinung nach übernehmen und welche nicht?
Roboter werden die Wissenschaft vielfältig unterstützen können, nicht nur bei Routinemessungen, sondern auch in der Entdeckung unbekannter, ferner und extremer Lebensräume wie in der Tiefsee oder auf fremden Himmelskörpern. Schwierig ist heute für Roboter noch die Energieversorgung auf langen Distanzen und die Telekommunikation in extremen Lebensräumen. Zum Beispiel haben wir noch keine verlässlichen Roboter, die gut unter Eis tauchen und sich so orientieren können, dass sie wie eine Robbe wieder zum Wasserloch zwischen den sich bewegenden Eisschollen zurückfinden. Derzeit ist es noch sehr schwer mit Robotern im Schwarm zu arbeiten oder sie so zu programmieren, dass sie viele verschiedene Umweltsignale deuten können und darauf reagieren. Was ihnen natürlich grundsätzlich fehlt ist ein Bewusstsein mit emotionaler und sozialer Intelligenz und ein Wertegerüst.

Woran forschen Sie aktuell und was sind Ihre nächsten Ziele?
Im Moment und sicher noch für viele Jahre beschäftigen mich der Klimawandel und seine Wirkung auf die Ozeane und natürlich auf uns Menschen. Ich forsche viel in der Arktis und bin immer wieder erstaunt wie schnell sich der Ozean verändert durch den Rückgang des Meereises. Zudem interessiere ich mich für die unentdeckten Lebensräume und die Vielfalt in der Tiefsee. Es ist immer noch ungeklärt, wie in einem so energiearmen Lebensraum eine solche Vielfalt von Mikroorganismen und Tieren bestehen kann – bei so dünnen Populationen. Wir müssen die Verteilung und Funktion des Tiefseelebens besser verstehen, bevor wir mit der Nutzung von Tiefseeressourcen Schaden anrichten.

Gibt es etwas, das Sie Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftlern, die in das Berufsleben einsteigen, mit auf den Weg geben würden? Worauf kommt es an in der modernen Arbeitswelt?
Es kommt darauf an, zu wissen, welche Fähigkeiten man besitzt und wie man sie weiterentwickeln kann. Neugier auf die Welt ist eine Grundvoraussetzung wie auch der Wille zu lebenslangem Lernen. Es ist wichtig, mobil, flexibel und offen für Neues zu sein. Für mich galt immer der Leitsatz „Dem Zufall eine Chance geben“. Wichtig ist auch, ein Netzwerk auszubilden mit anderen Forschern und Menschen weltweit. Es gibt soviel von anderen zu lernen, und es sollte Freude machen, das eigene Wissen und die Ideen zu teilen.

karriereführer naturwissenschaften 2018.2019 – Forschung 4.0: Digital Denken

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Forschung 4.0: Digital Denken!

Experimente, die im Computer simuliert werden, Big-Data-Analysen, die Patientenbiografien als verästelte Bäume darstellen, neue Entwicklungen, die das Leben im Alter vereinfachen: Die Bezüge zwischen Forschung und neuer Technik werden immer direkter. Dabei ändert sich auch die Arbeit selbst. Forschung 4.0 nutzt die Digitalisierung, um sich konzentriert Menschen und Märkten zu widmen.

KEMNA BAU Andreae GmbH & Co. KG

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Branche
Bauindustrie

Produkte/Dienstleistungen
Rohstoffgewinnung, Asphaltproduktion und Verkehrswegebau

Anzahl der Standorte
Ca. 70 Standorte deutschlandweit

Jahresumsatz
Rund 650 Mio. €

Anzahl der MitarbeiterInnen
Ca. 2.100

Bedarf an HochschulabsolventInnen
Ca. 20 – 25 pro Jahr

Gesuchte Fachrichtungen
Technische und wirtschaftswissenschaftliche Fachrichtungen wie beispielsweise Bauingenieurwesen und Wirtschaftsingenieurwesen. Idealerweise haben Sie Ihren Schwerpunkt im Studium auf den Bereich Verkehrswegebau oder Rohstoffgewinnung/-produktion gelegt.

Einsatzmöglichkeiten
Diverse technische und kaufmännische Tätigkeiten in unseren Baubetrieben, Asphaltsplitt-Werken, Steinbruch- und Transportbetrieben sowie der Verwaltung.

Einstiegsprogramme
Praktikum, Ausbildung, Duales Studium, Traineeprogramm und Direkteinstieg

Mögliche Einstiegstermine
Individuell nach Absprache

Einstiegsgehalt
Nach dem jeweils gültigen Tarifvertrag sowie je nach Einsatzbereich und je nach Tätigkeitsfeld zzgl. eines Dienstwagens (z.B. Bauleitung).

Angebote für StudentInnen
Praktika und Werkstudententätigkeiten

Logo KEMNA BAU

Ansprechpartner
Herr Simon Ahrens
Frau Lynn Hurt

Anschrift
Tondernstraße 70
25421 Pinneberg

Fon
04101 7005 75

E-Mail
bewerbung@kemna.de

Internet
www.kemna.de
www.karriere.kemna.de

Wie die Art der Kommunikation den Unternehmenserfolg beeinflusst

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Was nützt das innovativste Produkt oder die kreativste Initiative für einen guten Zweck, wenn niemand davon erfährt? Unternehmen und Organisationen sind nur erfolgreich, wenn sie ihre Arbeit unmissverständlich und deutlich an die passende Zielgruppe kommunizieren. Hier gibt es Tipps für eine gelungene externe und interne Unternehmenskommunikation.

Die Grundlagen der Unternehmenskommunikation

Die Unternehmenskommunikation umfasst alle Bereiche, bei denen ein Unternehmen oder eine Organisation Kontakt zu Interessenten, Kunden, Geschäftspartnern, Journalisten und anderen Stakeholdern aufnimmt. Das passiert zum Beispiel über PR, Marketing, Markenführung und Sponsoring. All diese Mittel erlauben es dem Kommunikator selbst zu entscheiden, welche Informationen an die Öffentlichkeit gelangen. Wer eine strategisch durchdachte Unternehmenskommunikation durchführt, kann also die öffentliche Wahrnehmung seines Unternehmens oder seiner Organisation selbst steuern und positiv beeinflussen. Dazu müssen Kommunikationsziel und Zielgruppe festgelegt werden. Um beides zu erreichen, muss die Kommunikation unmissverständlich und klar ausfallen. Wichtig sind Botschaften, die sich nicht widersprechen und die die Zielgruppe auf Anhieb versteht. Wichtig ist eine Ansprache, die faktisch korrekt, aber auch emotional ist. Eine erfolgreiche Kommunikation basiert zudem auf gegenseitigem Respekt – ein Unternehmen darf seine Kunden nicht herablassend behandeln. Respekt bedeutet auch, dass der Dialog ernstgenommen wird. Ein guter Kommunikator sendet also nicht nur Informationen, sondern hört auch auf konstruktive Kritik.

Unternehmenskommunikation in alle Richtungen ernstnehmen

Viele Unternehmen investieren bereits viel Geld in PR, Werbung und sonstige Methoden der externen Kommunikation, vernachlässigen darüber aber die Kommunikation innerhalb der eigenen Organisation. Diese ist genauso wichtig und gehört genauso zur Unternehmenskommunikation, denn ein erfolgreicher interner Dialog gibt Mitarbeitern Orientierung, erleichtert ihnen das Erledigen ihrer Aufgaben und sorgt dafür, dass sie zufrieden sind. Das wiederum führt zu einer Steigerung der Produktivität und zu einer langfristigen Bindung des Personals an den Arbeitgeber. Wenn das Unternehmen nicht ständig neue Mitarbeiter suchen und einarbeiten muss, spart es Zeit und Geld. Eine zielgerichtete interne Kommunikation nützt daher beiden Seiten.

Kommunikation als Soft Skill lernen

Kommunikation spielt bereits beim Karrierestart eine entscheidende Rolle: Wer beim Vorstellungsgespräch nicht vermitteln kann, was ihn auszeichnet, wird die Stelle nicht bekommen. Auch nach einem erfolgreichen Recruiting-Prozess entscheidet Kommunikation oft über den beruflichen Erfolg oder Misserfolg. Besonders Absolventen und Berufseinsteiger, die bisher über begrenzte Praxiserfahrung verfügen, können zwar auf ein tiefes Fachwissen zurückgreifen, doch sind ihre Soft Skills oft weniger gut ausgeprägt. Hier hilft einerseits Lernen im Joballtag: Berufsanfänger können beispielsweise mit Mentoren zusammenarbeiten. Andererseits ist es sinnvoll, sich intensiv auf Bewerbungsgespräche und auf den Berufsalltag vorzubereiten – Soft Skills sind hier mindestens genauso wichtig wie die gelernte Theorie. Es gibt zahlreiche Fachbücher, die einen praktischen Einstieg und eine qualifizierte Weiterbildung zu Themen wie Unternehmenskommunikation und Kommunikation als Soft Skill geben, finden sie bei Haufe.

Fazit: Kommunikation ist wichtiger Erfolgsfaktor

Die Unternehmenskommunikation baut eine Verbindung zwischen dem Unternehmen und allen wichtigen Zielgruppen auf. Dazu zählen sowohl externe Personen wie Kunden als auch interne wie Mitarbeiter. Das Unternehmen oder die Organisation muss sein Angebot und seine Ziele einheitlich und für die Zielgruppe leicht verständlich formulieren. So wird Verwirrung vermieden und das Unternehmensziel erreicht.