Wieviel Mensch braucht das Bauingenieurwesen?

Bauingenieure bleiben im Mittelpunkt des Baugeschehens, trotz aller digitaler Unterstützung und Hilfsmittel. Als kreativ planende und letztlich einzige vertrauenswürdige Instanz bleiben sie sowohl Anfangsals auch Endpunkt jedes Bauvorhabens. Von Fabian Hesse M.A. bauingenieur24 Informationsdienst

Dass man sich im Bauingenieurwesen eher mit technischen Inhalten befasst, ist allgemein bekannt. Weniger bewusst ist vielen Berufseinsteigern, dass auch die Form des Arbeitens in einem modernen Ingenieurbüro oder Bauunternehmen wie auch in der Verwaltung durch technische Prozesse und Anwendungen geprägt ist. Ein hoher Technisierungs- und Digitalisierungsgrad ist inzwischen Standard im Bauwesen und der Umgang mit smarten Geräten wie auch die Anwendung von Arbeitsmethoden wie BIM oder Lean- Management werden vorausgesetzt. Ziel ist es, Planungsprozesse vor allem zeitlich zu rationalisieren und dabei dem Menschen wiederkehrende oder körperlich belastende Aufgaben abzunehmen.

„Die neu gewonnene Zeit kann für den Erfahrungsaustausch untereinander oder zum Gespräch mit Kunden genutzt werden, um deren Bedürfnisse noch besser zu verstehen“, sagt Jürgen Eggers, Personalleiter bei der Goldbeck-Gruppe. Konkret würden Roboter oder der Einsatz von Drohnen auf Baustellen für exaktere und schnellere Ergebnisse und damit eine höhere Kundenzufriedenheit sorgen, so Eggers. Zudem biete die Digitalisierung neue Beschäftigungs- und Forschungsfelder für die Beschäftigten im Bauwesen. Wie Eggers, betont auch Julia-Carolin Carbon von Wolff & Müller die Bedeutung menschlicher Akteure am Bau: „Bauprojekte lassen sich nur erfolgreich im Team realisieren. Dafür sind Fähigkeiten wie Empathie und Vertrauen unverzichtbar.“ Die Umstellung auf das Building Information Modeling (BIM) mit seinem Grundsatz, erst digital, dann real zu bauen, bedeutet für die Geschäftsführerin der Wolff & Müller Personalentwicklung GmbH eine schlichte Arbeitserleichterung: „So können sich die Menschen auf ihren eigentlichen Job konzentrieren – das Bauen!“

Bauprojekte lassen sich nur erfolgreich im Team realisieren. Dafür sind Fähigkeiten wie Empathie und Vertrauen unverzichtbar.

Neben den Bauprojekten können sich mit der Digitalisierung auch die Arbeitsbedingungen im Bauingenieurwesen verbessern. Denn bei aller Technik sollte es im Bauunternehmen und Planungsbüro – wie überall in der Arbeitswelt – immer menschlich zugehen. Für Christian Würfl, Leiter des Planungsbüros formTL, gehören eine gesunde Arbeitsumgebung, Weiterbildungsmöglichkeiten, aktives Teambuilding und Vertrauensmitarbeiter unbedingt dazu. Wichtig sei ein Team, das auf alle setzt und jeden individuell und langfristig fördert. Eine Kultur von „hire and fire“ lehnt Würfl dagegen vehement ab. Erkennbar ist schon lange, dass sich das Planen und Bauen mit der Digitalisierung stark verändert. Manche sprechen gar von einer Revolution. Laut Julia Zantke vom Ingenieurdienstleister Sweco böten sich besonders durch BIM sowohl für Beschäftigte als auch für Auftraggeber signifikante Potenziale und ein großer Mehrwert.

Dennoch: „Ohne Menschen und persönliche Kontakte geht es nicht, denn jedes Projekt ist einzigartig und kann nur von und mit den Menschen umgesetzt werden. Diesen zwischenmenschlichen Aspekt unter Berücksichtigung der notwendigen Fachlichkeit zu begleiten und zu steuern ist das, was unseren Beruf auch in Zukunft kennzeichnen wird“, so Julia Zantke. Wie in der gesamten Gesellschaft muss die menschliche Kreativität also auch im Bauwesen nicht der Technik zum Opfer fallen. Vielmehr vergrößern sich mit ihr die Mittel und damit die Möglichkeiten der durch verantwortliche Planung und Beratung in unzähligen Wirtschaftsbereichen tätigen Bauingenieure.

Begeisterung für BIM

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Anna-Maria Peter ist seit rund einem Jahr als Bauleiterin bei der Firma Karl Krumpholz Rohrbau GmbH an Bord. Zum Berufsstart absolvierte sie eine Zusatzausbildung zur BIM-Baustellenmanagerin im Kommunalen Verkehrswegeund Tiefbau. Ziel war es, auch die Digitalisierung der Baustellenprozesse im eigenen Unternehmen eff ektiv voranzutreiben. Von Christoph Berger

Im vergangenen Jahr hat die Bauingenieurin Anna-Maria Peter ihr Bachelorstudium mit dem Schwerpunkt Infrastrukturplanung erfolgreich abgeschlossen und startete direkt mit dem Berufsstart als Bauleiterin auch eine Zusatzausbildung zur BIM-Baustellenmanagerin im Kommunalen Verkehrswege und Tiefbau. Für die hatte sie, Peter ist in ihrem neuen Job für ihre eigenen Baustellen voll verantwortlich, auch schnell die passende Idee für die abschließende Projektarbeit: „Die in der Regel sehr aufwändige Abrechnung von Einheitspreisverträgen mit bislang ordnerweise Aufmaßzetteln in Papierform sollte vereinfacht und durchgängig digitalisiert werden“, berichtet die Ingenieurin. „Mein Ziel war ein lückenloser Prozess vom Aufmaß auf der Baustelle bis hin zur Rechnungsstellung.“

Vollautomatische Übertragung der Massenermittlung

Zur Entwicklung dieser digitalen Lösung entschied sich die Bauleiterin zunächst für eine kleinere, lokale Sanierungsmaßnahme mit nur einem Gewerk, dem Wasserleitungsbau. Im ersten Schritt nahm sie selbst sämtliche Rohrleitungen, Bögen, T-Stücke sowie Schieber und Hydranten mit dem GPS-Rover, einem satellitengestützten Navigationssystem zum Aufmessen, auf, bearbeitete die aufgenommenen Daten zunächst im CAD-System und übertrug diese im Anschluss als dxf-Dateien nach iTWO civil, einer modellbasierten BIM-5D-Lösung für den Straßen- und Tiefbau des auf Bausoftware spezialisierten Unternehmens RIB.

Ein echter Fortschritt, der auch viel Zeit im gesamten Prozess einspart.

Nach Ergänzung sämtlicher Abrechnungsvorgaben, wie Elementmengen aus Stückzahlen, Längen oder Flächen im CAD-System, erstellte sie mit der Software-Lösung eine Massenermittlung in Verbindung mit einem Leistungsverzeichnis. Anschließend erfolgte eine Übertragung der Massenermittlung als Aufmaßdatei in ein digitales Projektmanagementsystem. „Die Massen wurden allesamt unmittelbar in die Rechnungsdateien übertragen“, berichtet Anna-Maria Peter. „Auf diese Weise waren keinerlei aufwändige Handaufmaße mehr erforderlich. Ein echter Fortschritt, der auch viel Zeit im gesamten Prozess einspart.“

Auch das zuständige Ingenieurbüro erkannte die Dateien vollständig an. Selbstverständlich sei die strukturelle Erstellung eines neuen, vollkommen digitalen Prozesses mit vielen Aufnahmen auf der Baustelle zunächst einmal mit mehr Aufwand als gewohnt verbunden, sagt Peter. Doch die Vorteile seien recht schnell zu Tage getreten. So konnte die Bauleiterin beispielsweise zahlreiche Informationen für die Baustellendokumentation und Abrechnung direkt weiterverwenden.

Durchgängige Digitalisierung auf dem Vormarsch

In der Umsetzungsphase der Projektarbeit musste Anna-Maria Peter zwar noch das eine oder andere Attribut in der BIM-Lösung händisch nachtragen, doch die Übertragung zwischen den verschiedenen Systemen verlief vollkommen lückenlos. Alle Informationen werden nun vollautomatisch innerhalb der BIM-Lösung erkannt. Da auch das Management des familiengeführten Unternehmens Karl Krumpholz Rohrbau sehr offen für neue, digitale Ansätze ist, kann die engagierte Bauingenieurin ihre Ideen und Überlegungen sehr gut einbringen.

Foto: Karl Krumpholz Rohrbau GmbH
Nach einer 3D-Aufbereitung der Planungsvorgaben ist der Baggerfahrer in der Lage, sämtliche Informationen zu Kanälen, Regenüberlaufbecken, Wasserleitungen und der Straße direkt in die Maschinensteuerung des Baggers zu übernehmen und danach exakt zu arbeiten. Foto: Karl Krumpholz Rohrbau GmbH

Modellbasierte Abrechnung im Fokus

Inzwischen arbeitet sie an einem weiteren und größeren Projekt: mit verschiedenen Gewerken und unterschiedlichen Plänen aus Planung und Vermessung als Grundlage. Zum Einsatz kommt dabei auch eine 3D-Maschinensteuerung für den Baggerfahrer. Genau wie Anna-Maria Peter ist auch er von modernen, digitalen Prozessen am Bau voll überzeugt. Nach einer 3D-Aufbereitung der Planungsvorgaben durch die Ingenieurin war der Fahrer in der Lage, sämtliche Informationen zu Kanälen, Regenüberlaufbecken, Wasserleitungen und der Straße direkt in die Maschinensteuerung des Baggers zu übernehmen und danach exakt zu arbeiten; den reduzierten Aufwand bei der Ausführung und Datenerfassung wusste er zu schätzen. Peter konnte die mit der Maschinensteuerung erfassten Daten anschließend als dxf-Datei wiederum in ihr BIM-System transferieren und dort ihre Planbearbeitung erstellen. Sämtliche weitere Angaben, wie Einbaudatum, Qualität und freie Informationen, stehen in ihr als zusätzliches Attribut zur Verfügung. Gleichzeitig schätzt sie die Sorgfalt, mit der die Poliere und Baggerfahrer auf den Baustellen arbeiten, auch mit der Zielvorgabe, die durchgängig modellbasierte Abrechnung Schritt für Schritt im Unternehmen voranzutreiben.

„Ziel ist es, die Vorteile aus den neuen, digitalen Prozessen immerzu bestmöglich zu nutzen und den Arbeitsablauf von Tief- und Rohrleitungsbaustellen auf diese Weise kontinuierlich zu verbessern“, fasst die Ingenieurin zusammen. Bei ihrem Arbeitgeber ist es der jungen Bauleiterin gelungen, für diese Innovation zu begeistern, das Interesse für BIM zu wecken und jüngere sowie auch ältere Kollegen auf den neuen Weg mitzunehmen.

Hohes Zukunftspotenzial

Kaum eine Branche leidet so sehr unter dem Fachkräftemangel wie das Bauwesen. Es werden dringend Bauingenieurinnen und Bauingenieure gesucht. Dementsprechend gut sind die Einstiegsmöglichkeiten. Von Christoph Berger

Die Absolvent*innenzahlen im Fach Bauingenieurwesen gehen zurück, trotzdem ist die Branche noch einigermaßen positiv gestimmt. So sagte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, zu den vom Statistischen Bundesamt im September 2021 veröffentlichten Absolventenzahlen: „Wir freuen uns, dass in diesem Jahr 10.100 Bauingenieurinnen und Bauingenieure zusätzlich dem Bauarbeitsmarkt zur Verfügung stehen können. Das sind zwar 4,4 Prozent weniger als 2019, aber 5.400 mehr als zum Tiefpunkt 2008.“ Allerdings stehen auch nicht alle dieser Absolvent*innen dem Arbeitsmarkt unmittelbar zur Verfügung. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen habe einen Bachelorabschluss, von denen einige noch einen Master anstreben würden, heißt es.

Der Fachkräftemangel kann sich immer mehr zu einer Wachstumsbremse für unsere Branche entwickeln.

Der Rückgang der Absolventenzahlen sei auf den von 2013 bis 2019 zu beobachtenden Rückgang der Anfängerzahlen zurückzuführen. Hier habe es im vergangenen Jahr aber eine Trendwende gegeben: Die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger sei um 5,5 Prozent auf 11.300 gestiegen. „Somit können wir (hoffentlich) bald wieder mit steigenden Absolventenzahlen rechnen. Das ist angesichts der hohen Zahl an offenen Stellen auch dringend nötig“, sagte Müller. So habe die Bundesagentur für Arbeit jüngst 4030 offene Stellen für den August 2021 für Bauingenieure (in Unternehmen) gemeldet. Das seien 29 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahresmonat – und der höchste gemeldete August-Wert. Dem hätten nur 1620 Arbeitslose gegenübergestanden, 14 Prozent weniger als im August 2020. Entsprechend ausgeprägt sei der Fachkräftemangel: Mittlerweile klage – im Rahmen des ifo Konjunkturtests – jedes dritte Bauunternehmen über eine Behinderung seiner Bautätigkeit aufgrund des Mangels an Fachkräften, im August des Vorjahres seien es nur 21 Prozent gewesen.

Auch die für den im Oktober 2021 veröffentlichten CFO Survey von Deloitte befragten Finanzvorstände sehen in dem Fachkräftemangel das höchste Risiko für ihre Unternehmen. Besonders betroffen sind demnach die Immobilien- und Baubranche. So mahnt Müller vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie: „Der Fachkräftemangel kann sich immer mehr zu einer Wachstumsbremse für unsere Branche entwickeln.“ Fügt aber direkt an, dass es kaum eine Branche mit mehr Zukunftspotenzial für junge Menschen als den Bau gebe. Denn die Megathemen unserer Zeit, der Umwelt- und Klimaschutz oder die Mobilitätswende, müssen vor allem auch durch eine Modernisierung von Infrastruktur gelöst werden – und zwar digitaler, smarter und vernetzter.

 

 

Das Leben ist eine Baustelle: Kultur-, Buch- und Linktipps

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Ingenieurbaukunst 2022

Cover-Ingenieurbaukunst-2022Das von der Bundesingenieurkammer herausgegebene Buch „Ingenieurbaukunst 2022“ diskutiert die Zukunft des Planens und Bauens und zeigt wichtige aktuelle Bauwerke von Ingenieur*innen aus Deutschland. Es kann daher als eine Dokumentation von Leistungen des deutschen Bauingenieurwesens angesehen werden. Dafür wurden aktuelle Bauwerke und Diskussionsthemen von einem unabhängigen Beirat ausgewählt. Die beteiligten Ingenieur*innen beschreiben die bautechnischen Herausforderungen und erläutern die konkreten Lösungen bei Planung und Ausführung. Bundesingenieurkammer: Ingenieurbaukunst 2022. Ernst und Sohn 2021, 39,90 Euro

Deutsche Botschaften

Cover Deutsche BotschaftenBotschaftsneubauten sind prestigeträchtig und identitätsstiftend zugleich. Ihre primäre Aufgabe, einen Staat im Ausland zu vertreten und sein gesellschaftliches Selbstverständnis widerzuspiegeln, macht sie zu politischen Symbolen. In den vergangenen 150 Jahren suchte Deutschland in seinen auswärtigen Staatsbauten stets einen individuellen architektonischen Ausdruck. Insbesondere die während der vierzigjährigen deutschen Teilung von der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland errichteten Neubauten für diplomatische Vertretungen dokumentieren die enge Verknüpfung von politischen, kulturellen und personellen Entscheidungen sowie deren Rahmenbedingungen. Die Bauwerke eröffnen aus ihrer exterritorialen Position heraus einen erweiterten Blick auf die Geschichte und das Selbstverständnis aller deutschen Staaten. Sie prägen den auswärtigen Repräsentationsbau bis heute. Christiane Fülscher: Deutsche Botschaften. Jovis 2021, 55 Euro

In Hamburg entsteht eine neue Kunstwelt

Foto: teamLab
Foto: teamLab, Proliferating Immense Life, 2020, Interactive Digital Installation, Sound: Hideaki Takahashi

In der Hamburger HafenCity, im Quartier Elbbrücken, entsteht bis 2024 ein neues Museum für die digitale Kunst des Kollektivs Teamlab. Das Digital Art Museum wird über 7000 Quadratmeter Fläche, bis zu zehn Meter hohe Decken und zwei Geschosse umfassen. Damit soll es Europas erstes und größtes digitales Museum sein, wie es in der Ankündigung heißt. Basierend auf dem Konzept, dass alles in einer grenzenlosen Kontinuität existiert, ist teamLab Borderless Hamburg ein großer Raum für Kunst, bestehend aus immersiven Kunstwerken, die Grenzen überschreiten. Dieses Jahr wurde dafür die Digital Art Museum GmbH mit Hauptsitz in Hamburg gegründet. Deren Geschäftsführer ist Lars Hinrichs, der einst openBC, heute Xing, gegründet hat.

Beton_Liebe

Gina Stellbrinck aus Hückeswagen im Bergischen Land hat 2020 ihren Shop Beton_Liebe ins Leben gerufen. Dort bietet sie Produkte aus Beton an, alle selbst designt. Im dazugehörigen Blog gibt sie zudem allerhand Tipps an diejenigen weiter, die selbst mit dem Baustoff arbeiten möchten. Und sie erzählt, wie sie zu der Idee kam: „Es macht so viel Spaß, mir die Formen auszudenken, herzustellen und am Ende das Ergebnis in der Hand zu halten.“ An Beton gefällt ihr, dass sie plastisch arbeiten kann.

Betonklunker

Schmuckstücke und Accessoires aus Beton bieten Bärbel Wieneke und Katja Rodrian auf www.betonklunker.de.

Nastjas Tränen

Cover Nastjas TränenAls Natascha Wodin 1992 nach Berlin kommt, sucht sie jemanden, der ihr beim Putzen hilft. Sie gibt eine Annonce auf, und am Ende fällt die Wahl auf eine Frau aus der Ukraine, dem Herkunftsland ihrer Mutter, die im Zweiten Weltkrieg als Zwangsarbeiterin nach Deutschland verschleppt wurde. Nastja, eine Tiefbauingenieurin, konnte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im wirtschaftlichen Chaos ihrer Heimat nicht mehr überleben, ihr letztes Gehalt bekam sie in Form eines Säckchens Reis ausgezahlt. Da sie ihren kleinen Enkelsohn und sich selbst nicht länger ernähren kann, steigt sie, auf etwas Einkommen hoffend, in einen Zug von Kiew nach Berlin. Natascha Wodin: Nastjas Tränen. Rowohlt 2021, 22 Euro

Queens of Structure

Im Sommer 2021 wurde im Tiefgarten des Architekturmuseums der TU Berlin die Ausstellung „Queens of Structure“ gezeigt. Vorgestellt wurden zwölf Bauingenieurinnen, die mit ihren Projekten die weitgefächerten Tätigkeits- und Themenfelder des Bauingenieurwesens repräsentieren und mit ihren Positionen die Vielfalt der Herausforderungen und individuellen Herangehensweisen darin sichtbar machen. „Die Protagonistinnen begeistern mit ihrer Leidenschaft für ihre Profession und agieren mit großer Selbstverständlichkeit in einem männlich geprägten Berufsfeld. Sie haben Gelegenheiten ergriffen, Ideen vorangetrieben und kreativ umgesetzt und die Technikkompetenz längst zu ihrem Programm gemacht“, heißt es in der dazugehörigen Beschreibung. Die Website Queens of Structure, auf der die zwölf Bauingenieurinnen mit ihren Projekten vorgestellt werden, existiert weiterhin.

Basics of Urbanism

Cover Basics of UrbanismAnhand von zwölf Begriffen werden in diesem Buch aktuelle städtebauliche Herausforderungen mit konkreten Projekten verknüpft, Konzepte und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt sowie Umsetzungsprozesse beschrieben. Im Vordergrund steht die Interaktion der gebauten Umwelt mit lebenden Systemen – ein Zugang, der sich innerhalb der Disziplin des Städtebaus langsam durchsetzt und die bisher prioritär gebäudeorientierte Praxis zugunsten einer Aufwertung des öffentlichen Raums zurückstellt. „Basics of Urbanism“ definiert und veranschaulicht Parameter, die einen territorialen Ansatz im Städtebau ins Blickfeld rücken. Der Raum zwischen den Gebäuden wird als wesentliche Struktur für ökologische und soziale Veränderungen innerhalb von kleinräumigen Nachbarschaften, Ensembles, Stadtteilen bis hin zu ganzen Städten behandelt. Dieser Ansatz umfasst vorausschauende zeitliche Aspekte ebenso wie die Miteinbeziehung bestehender Ressourcen bei der Schaffung räumlicher Qualitäten. A. Degros, E. Schwab, S. Bauer, R. Radulova-Stahmer, A. M. Bagaric, M. Stefan, M. (alle Hrsg.): Basics of Urbanism. Park Book 2021, 38 Euro

Bridge Constructor

Mit der Spiele-App „Bridge Constructor“ ist es möglich, eigene Brücken zu entwerfen und zu erschaffen. Anschließend kann beobachtet werden, wie Autos und Lastwagen über die Eigenkonstruktionen hinwegfahren. Oder, ob die Brücke aufgrund von Fehlberechnungen einstürzt. Ein Stresstest sozusagen. 64 Level können in dem Spiel durchspielt werden, die Brücken können über Täler, Kanäle oder Flüsse verlaufen, aus Holz, Stahl, Seilen oder Betonpfeilern bestehen. Allerdings muss das Budget eingehalten werden.

Vom Rotorblatt zum Möbelstück

Ausrangierten Rotorblättern von Windkraftanlagen ein zweites Leben geben – und zwar in Gestalt von Outdoor-Möbeln, das ist das Ziel des in Dresden ansässigen Unternehmens Wings for Living. Die verwendeten Windräder kommen aus dem Windpark Carinerland in Mecklenburg-Vorpommern und befanden sich 25 Jahre im Einsatz. Sie hätten täglich etwa 12,5 Megawatt sauberen Strom erzeugt und rund 1000 Haushalte versorgt – und ganz nebenbei circa 36.500 Tonnen CO2 gespart. Das Herstellen von Möbeln sei nun eine ökologisch und ökonomisch vertretbare Entsorgungsmöglichkeit, da die bisherigen Verfahren der Pyrolyse oder Zerspanung sehr kosten- und energieaufwändig seien.

Moritz Menge, Bauingenieur und Autor

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Brücken gibt es nicht nur als Ingenieurbauwerke. Brücken existieren auch als soziale Verbindung zwischen Menschen. Bauingenieur Moritz Menge hat zu dieser Thematik das Buch „Brückenbau beginnt im Kopf“ geschrieben. Hier erklärt er, um was es ihm geht. Die Fragen stellte Christoph Berger

Zur Person

Dipl.-Ing. Moritz Menge, 1975 geboren in Bonn, hat Bauingenieurwesen an der RWTH Aachen studiert und ist seither als Statiker, Projekt- und Teamleiter tätig im Konstruktiven Ingenieurbau für Brücken, Tunnels und Hochbauten. Aus diesen Projekten heraus veröffentlicht er regelmäßig in den einschlägigen Fachzeitschriften. Er lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Linz an der Donau.

Herr Menge, was bedeutet es für Sie, Bauingenieur zu sein?
Als Bauingenieur möchte ich nicht nur technisch abarbeiten, um mein Geld zu verdienen, sondern mich als Mensch entwickeln, gemeinsam mit anderen, etwas aufbauen, mit Leidenschaft, mit Neugier, mit Zielen in einem komplexen Beziehungsfeld aus Auftraggebern und Gesellschaft, aus Umwelt und Technik. Dazu muss ich mit meinem Wissen handeln, es weitergeben, neues aufnehmen und vor allem: vernetzen.

Dieses Miteinander, das komplexe Beziehungsfeld in dem Bauingenieur*innen agieren: Wurde dieser soziale Aspekt bisher beim Blick auf den Berufsstand Bauingenieur vernachlässigt?
Das lässt sich nicht so pauschalieren. Ich kenne etliche Bauingenieure, die sich in hohem Maße für ihr soziales Berufsumfeld interessieren und die sozialen Aspekte mindestens so wichtig einstufen wie die technischen. Andererseits beobachte ich regelmäßig, dass sich Ingenieure in Ausbildung und Berufsalltag so stark auf die Technik fokussieren, dass der soziale Aspekt zu kurz kommt.

Wie bekommt man es hin, dass dies nicht passiert?
Beispielsweise in der Zusammenarbeit mit den direkten Kollegen im Ingenieurteam – mit jüngeren, mit erfahreneren und sich selbst – ist es für mich absolut wichtig, aufgeschlossen, neugierig und großzügig zu sein.

Im Kontext der Zusammenarbeit plädieren Sie auch für einen neuen Umgang mit Fehlern. Wie sollte dieser aussehen?
Dieses Thema erfährt branchenübergreifend immer mehr Beachtung. Speziell bei Bauingenieuren können Fehler in der Planung kapitale Folgen haben – eben nicht nur wirtschaftlich, sondern auch an Leib und Leben. Daher braucht es ein durchgreifendes Qualitätsmanagement. Aber wir können uns nur weiterentwickeln, wenn wir auch Fehler machen, diese offen ansprechen, daraus lernen. Wir müssen Fehler möglichst früh thematisieren und dürfen sie nicht verschweigen. Nur dann gibt es die Chance, möglichst viel Schaden abzuwenden und andererseits offen Erfahrungen mitzunehmen.

Auch die Digitalisierung hat Einfluss auf dieses Miteinander, ebenso kommen durch sie neue Herausforderungen auf jeden einzelnen Bauingenieur zu. Und Veränderungen. Wie sollte man mit diesen Veränderungen umgehen?
Veränderungen geben immer die Chance zur Vorwärtsbewegung, können aber auch Angst machen. Wenn wir bewährte Gewohnheiten ablegen, begeben wir uns auf unbekanntes Terrain. Das fällt nicht nur bei der Digitalisierung den jüngeren Generationen leichter. Doch die vermeintlich weniger „Digitalaffinen“ haben riesiges Potenzial, wenn sie ihre Erfahrung mit den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung kombinieren. Denn wir dürfen unseren Ingenieurverstand nicht vernachlässigen.

In Ihrem Buch „Brückenbau beginnt im Kopf“ hat ein Kapitel den Titel „Ingenieure und (ihre) Kinder“. Darin geht es einerseits darum, was Erwachsene Kindern mitgeben können, aber auch darum, was wir „Großen“ von Kindern lernen können. Sie selbst sind Vater von drei Kindern, was konnten Sie zuletzt von Ihren Kindern mit ins Büro nehmen?
Es ist gar nicht so leicht, im Alltag die Muße zu haben, die faszinierende Kinderwelt auf den Ingenieurberuf zu übersetzen. Das muss ich mir immer wieder bewusst vornehmen. Was immer gut tut, ist das kindliche „Wieso?“. Wenn ich so meine Arbeit hinterfrage und gute Antworten habe, dann bin ich sicher auch auf einem richtigen Weg.

Das Buch

Cover Brückenbau beginnt im KopfMoritz Menge: Brückenbau beginnt im Kopf. Springer 2021, 27,99 Euro

Traineeprogramm Bauleitung (m/w/d) Hannover

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Wir gestalten Infrastruktur. Unser Ziel ist es, Deutschlands Verkehrswege in den allerbesten Zustand zu bringen. Mit bundesweit über 125 Standorten und ca. 3.600 Mitarbeitern zählt EUROVIA zu den führenden Unternehmen im Asphalt- und Straßenbau. Unsere Niederlassungen sind fest in ihren Regionen verankert und entsprechend ihrer Spezialisierung zusätzlich überregional tätig.

Die Kollegen aus der EUROVIA Teerbau GmbH suchen Dich am Standort Hannover zum nächstmöglichen Zeitpunkt im

Traineeprogramm Bauleitung (m/w/d),
Schwerpunkt Straßen- und Tiefbau

Foto: Eurovia
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DEINE ZUKÜNFTIGEN AUFGABEN

  • Kennenlernen der Organisation und Abläufe sowie Unterstützung der Bauleitung / Oberbauleitung
  • Umsetzung von eigenen Bauvorhaben nach individueller Einarbeitungszeit – von der Planung bis zur Abnahme
  • Erkennen und Verfolgen von Nachträgen
  • Koordination und Führung von Personal und Nachunternehmern
  • Unterstützung und Mitarbeit in Fachabteilungen Kalkulation, Einkauf, Recht und Maschinentechnik

DAS BRINGST DU MIT

  • Abgeschlossenes technisches Studium oder bautechnische Ausbildung mit entsprechender Fortbildung
  • Erste Praxiserfahrungen in der Baubranche – vorzugsweise Straßen- und Tiefbau
  • Einsatz- und Lernbereitschaft, Ideenreichtum sowie Flexibilität
  • Selbstständiges und zielstrebiges Arbeiten sowie Teamgeist
  • Solide Anwenderkenntnisse in MS-Office Kenntnisse

UNSER ANGEBOT

  • Teilnahme an einem 24-monatigen Entwicklungsprogramm zur Führungskraft
  • Attraktive Vergütung gemäß Bautarif + ausgezeichnete Sozialleistungen
  • Flexible Arbeitszeiten und moderne Technik
  • Einen Dienstwagen – Nutzung auch zu Privatzwecken
  • Eine qualifizierte Einarbeitung sowie Begleitung und Unterstützung durch Mentor
  • Förderung durch interne Weiterbildungsmöglichkeiten
  • Unbefristete Einstellung von Beginn an
  • Möglichkeit zur schnellen Übernahme von Verantwortung
  • Kostengünstiger Erwerb von VINCI Aktien im Rahmen des Mitarbeiterbeteiligungsprogramms

DEINE BEWERBUNG

Neugierig geworden? Dann bewirb dich direkt über https://jobs.eurovia.de

EUROVIA Teerbau GmbH, Niederlassung Hannover, Herr Marius Wellhausen, Lohweg 46 E, 30559 Hannover, Tel.: +49 5522 5098-47

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Die Kollegen aus der EUROVIA Teerbau GmbH, Niederlassung Köln, suchen Dich am Standort Troisdorf-Spich zum nächstmöglichen Zeitpunkt im

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Schwerpunkt Straßen- und Tiefbau

Foto: Eurovia
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  • Umsetzung von eigenen Bauvorhaben nach individueller Einarbeitungszeit – von der Planung bis zur Abnahme
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DAS BRINGST DU MIT

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  • Erste Praxiserfahrungen in der Baubranche bspw. Straßen-/ Tiefbau, Gleisbau oder Instandhaltung
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MEHR BLING. FÜR DEN ING.

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Mit einem Merch-Store bringt die Ingenieurkammer-Bau NRW den Berufsstand in Mode.

Obwohl Bauingenieur*innen zu den gefragten Fachkräften zählen, hat die Branche bei der Nachwuchsgewinnung mit Vorurteilen zu kämpfen. Um ein frisches Bild des Ingenieurberufs in den Köpfen der Menschen zu zementieren und bei jungen Talenten Interesse am Fachgebiet und der Mitgliedschaft in der Ingenieurkammer zu wecken, hat die IK-Bau NRW daher eine aufmerksamkeitsstarke Kampagne entwickelt.

Das Ziel: den Ingenieurberuf sprichwörtlich in Mode zu bringen.

Dazu wird unter dem Label BLING. BLING. eine eigene Kollektion für Ingenieur*innen produziert, vom Dreikant bis zum T-Shirt. Augenzwinkernde Spruchmotive greifen dabei ironisch die Eigenheiten und „Insider“ der Ingenieurwelt auf. So werden  Ingenieur*innen nicht nur zu Botschafter*innen eines neuen Selbstverständnisses, sondern setzen auch ein starkes Statement für einen der wichtigsten Berufe unserer Zeit.

Die Kampagne ist im April mit einer Abstimmung über die Produktpalette im Webshop und in Social Media gestartet. Seit September sind die am häufi gsten ausgewählten Produkte im Web-Shop zu kaufen

blingbling.de

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: conrath@ikbaunrw.de

E-Paper karriereführer informationstechnologie 2021.2022 – IT trifft Klimaschutz: Wie weit ist Green-IT?

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karriereführer informationstechnologie 2021.2022 – IT trifft Klimaschutz: Wie weit ist Green-IT?

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Cover karriereführer informationstechnologie 2021-2022

IT trifft Klimaschutz: Wie weit ist Green-IT?

Mit IT werden vielerlei Hoffnungen verbunden. Unter anderem, dass sie einen maßgeblichen Beitrag zum Schutz des Klimas leisten kann. Fakt ist allerdings auch, dass die zunehmende Digitalisierung mehr und mehr Ressourcen wie zum Beispiel Energie und Wasser verbraucht. Zudem steigen die durch die ITK-Branche verursachten CO2-Emissionen. Doch haben wir bei unseren Recherchen zum Top-Thema Lösungsansätze gefunden, an denen gearbeitet wird und die einen Ausweg aus diesem Dilemma darstellen können: Zum einen können wir alle unseren Datenverbrauch reduzieren. Zum anderen braucht es IT-Infrastruktur, die optimale Leistung mit grüner Bilanz kombiniert, Green-High-Performance-Computing.

Grüne IT leistet mehr

Leistungsfähige IT-Strukturen können smarte Konzepte für den Klimaschutz entwickeln. Was nicht verdrängt werden darf: Mit der Datenmenge steigt auch der CO2-Abdruck digitaler Prozesse. IT ist so clean, wie es den Anschein hat. Die beiden Lösungsansätze: Ein Bewusstsein fürs Datensparen sowie ein Green-High-Performance- Computing, das Leistung und Effizienz zusammenbringt. Ein Essay von André Boße

Es geht wieder los: Nach der langen pandemiebedingten Pause nimmt das Konzert-Business wieder Fahrt auf. Endlich wieder Konzerte und Festivals. Die Phase der Stille nimmt ein Ende. Wird also alles wieder so, wie es früher war? Wohl kaum. Denn auf der Bühne und im Publikum steht ein rosa Elefant. Ein Thema, dass sich auch bei rauschenden Konzerterlebnissen nicht ignorieren lässt: Die Pop- und Rockmusik positioniert sich gerne pro Klimaschutz, auf der anderen Seite jedoch erzeugen vor allem große Live-Tourneen und Festivals einen riesigen CO2-Fußabdruck.

Rückkehr der Kultur – gerne mit smarter IT

Tonnenschwere Bühnentechnik muss in Trucks von A nach B transportiert werden, Bands jetten in Flugzeugen über die Kontinente, das Publikum ist vielfach in Autos unterwegs. Die englische Band Massive Attack – seit Jahren im Klima- und Umweltschutz aktiv – hatte bereits 2019 bei Wissenschaflter* innen eine Studie in Auftrag gegeben, um Maßnahmen für ein „Grünes Tour-Leben“ zu entwickeln; 2021 hat die Band nun, mit Blick auf den Neustart nach der Pandemie, um ein Update gebeten: Was muss sich ändern, damit Bands, die sich für mehr Klimaschutz einsetzen, das Problem nicht noch zusätzlich verschärfen?

„Super-Low Carbon Live Music“ heißt das Positionspapier, dass die Klimaforscher*innen des Tyndall Centre for Climate Change Research im Juni vorgelegt haben. Es gibt eine Roadmap für notwendige Verbesserungen vor: besseres Energiemanagement in den Hallen und auf Open- Air-Bühnen, kluge Mobilitätskonzepte für Bands, Technik und Publikum, ein nachhaltiges Angebot sowie Liefer- und Recyclingkonzepte für Essen, Getränke und Merchandise. Ein Begriff, der in diesem Papier häufig auftaucht, ist der des „Understanding“: Die Live-Branche mit ihren Akteur*innen müsse zunächst einmal „verstehen“, in welchen Bereichen Emissionen verursacht werden und wo die Zusammenhänge liegen. Auf Daten kommt es also an. Gefragt sind also ITMethoden: digitales Energiemanagement, smarte Logistikund Mobilität, Bewegungs- und Konsumanalysen, wirkungsvolle Recycling-Systeme – der Livemusik-Branche fehlt es nicht an gutem Willen. Wohl aber – noch – an den IT-Prozessen, um zu verstehen, was alles möglich ist.

Mit Quantencomputer gegen die Klimakrise

Mitte Juni weihten die Forscher*innen des Fraunhofer Instituts zusammen mit IBM im schwäbischen Ehningen den bisher leistungsfähigsten Quantencomputer in Deutschland ein. In einer Pressemitteilung wird Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, mit dem Satz zitiert: „Wer Quantentechnologien beherrscht, beherrscht die zwei Megatrends unserer Zeit: Digitalisierung und Dekarbonisierung.“ Dr. Hannah Venzl, Koordinatorin des Fraunhofer-Kompetenznetzwerks Quantencomputing, konkretisiert in einer Pressemeldung: „Quantencomputing eröffnet neue Möglichkeiten für Industrie und Gesellschaft. Medikamente und Impfstoffe lassen sich mithilfe dieser Technologie schneller entwickeln, Klimamodelle verbessern, Logistik- und Transportsysteme optimieren oder neue Materialien effizienter simulieren.“ Quantencomputer gelingt dies mit Hilfe der Qubits, die anders als Bits Eigenschaften der Quantenmechanik besitzen, zum Beispiel die Fähigkeit der Superposition: Für eine bestimmte Zeit können Qubits unendlich viele Zustände gleichzeitig annehmen.

So gesehen ist der Ansatz von ABBA absolut zukunftsfähig: Nach fast 40 Jahren meldete sich eine der größten Pop-Bands aller Zeiten überraschend zurück, zunächst mit zwei neuen Songs, dann mit einem Album, ab 2022 auch mit Konzerten. Diese finden aber nicht als Tour statt, sondern in einer speziell für diesen Anlass erbauten ABBA-Arena in London für 3000 Menschen – wobei nicht die Musiker*innen von ABBA auf der Bühne stehen, sondern digital erstellte Avatare. Ob dieser Event-Ansatz tatsächlich den Klimaschutz fördert, muss erst analysiert werden. Was sich auf jeden Fall zeigt: IT bricht verstärkt in Bereiche vor, in denen bis vor wenigen Jahren die körperliche Anwesenheit von Menschen der Standard war. Bestes Beispiel sind Business-Meetings: Die Pandemie hat den virtuellen Begegnungen einen großen Boost gegeben. Es ist offensichtlich, dass es dem Klimaschutz dient, wenn für geschäftliche Treffen nicht mehr mehrere Personen per Flugzeug zu einem Ort fliegen, sondern diese digital abgehalten werden. Doch sind auch IT-getriebene Begegnungen nicht clean. Ihre klimaschädlichen Effekte werden jedoch häufig übersehen.

Man bräuchte einen Wald doppelt so groß wie Portugal

Mit „The overlooked environmental footprint of increasing Internet use“ haben sechs Forscher*innen von amerikanischen und britischen Universitäten eine Studie vorgelegt, die sich den Anspruch gegeben hat, den unsichtbaren „Schmutz“ der Digitalisierung aufzudecken. Die Ausgangslage: Covid-19 hat dafür gesorgt, dass die Internetzeit global in hohem Maße angestiegen ist; die Studie besagt, dass je nach Land die Internet- Nutzung zwischen 15 und 40 Prozent gestiegen ist. Den mit Abstand größten Anteil am übers Netz geschickten Datenvolumen nimmt mit 16 Gigabytes pro Stunde das Video-Streaming ein, dahinter folgen mit 3,2 Gigabytes pro Stunde die Video-Calls.

CO2-Ausstoss beim Streaming

Video-Streaming florierte schon vor der Pandemie, durch Corona erhöhten sich die weltweiten Abrufzahlen noch einmal. Dass dabei gigantische Datenmengen transferiert werden, liegt auf der Hand. Häufig sogar in hoher Bildqualität, mit Auswirkungen auf die CO2-Emissionen: Für ihre Studie „The overlooked environmental footprint of increasing Internet use“ haben die Forscher*innen errechnet, dass Streaming in Ultra-HD pro Stunde sieben Gigabytes benötigt. Das ergibt in dieser Zeit 441 Gramm CO2. Wer pro Tag vier Stunden schaut, stößt damit im Monat 53 Kilogramm CO2 aus. Ein Click reicht aus, um diese Menge deutlich zu reduzieren: Laut Studie sinken die Emissionen auf 2,5 Kilogramm CO2 pro Monat, wenn Nutzer*innen die Bild-Qualität auf Standard setzen. Folgen 70 Millionen Streamer dieser Idee, ergebe sich eine monatliche Einsparung von 3,5 Millionen Tonnen – das entspricht, laut der Studie dem CO2-Fußabdruck von sechs Prozent der Kohlenutzung der USA.

Die Folge: „Der globale Anstieg der Internet- Nutzung in Folge von Covid-19 benötigt pro Jahr bis zu 42,6 Millionen Megawattstunden zusätzlichen Strom für den Betrieb der Datencenter sowie die Übertragung“, heißt es in einem Papier, in dem die Forscher*innen ihre Studienergebnisse veröffentlicht haben. Damit sei die Internet-Nutzung jährlich für 3,2 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verantwortlich, hinzu kommen noch 1,8 Billionen Liter Wasser sowie 100 Million Quadratmeter Fläche, die für die Produktion dieses Stroms benötigt werden. Da diese Zahlen den Vorstellungsrahmen sprengen, haben die Studienautor*innen sie mit konkreten Bildern verknüpft: „Um diesen Anstieg auszugleichen, benötigte man einen Wald doppelt so groß wie Portugal, um das emittierte CO2 zu kompensieren. Das benötigte Wasser hat eine Menge, mit der man 317.200 olympische Swimming- Pools füllen könnte. Der Land-Fußabdruck hat ungefähr die Größe von Los Angeles.“

Lösung und Problem in einem

Die IT ist zweierlei: Lösungs-Tool und Problem-Verschärfer. Man sollte diese Dualität jedoch nicht als Dilemma verstehen, sondern als Auftrag, auf der einen Seite die Lösungen zu implementieren, auf der anderen Seite dafür zu sorgen, dass IT-Strukturen grüner, nachhaltiger, klimafreundlicher werden. Funktionieren kann dies bereits durch einfache und konkrete Maßnahmen, zum Beispiel mit einem bewussten Umgang mit der Kamera bei Video-Meetings: Für die Studie haben die Forscher*innen errechnet, dass eine Person, die pro Woche an 15 einstündigen Video-Meetings teilnimmt, damit monatlich 9,4 Kilogramm CO2 ausstößt. „Ganz einfach die Video-Funktion auszuschalten, würde die monatlichen Emissionen auf nur noch 377 Gramm CO2 reduzieren“, heißt es in der Studie. Der wirksame Effekt der kleinen Maßnahme wird deutlich, wenn man diesen Effekt auf eine Million Video-Konferenz- Nutzer*innen hochrechnet: „Würden sie alle diese Veränderung vornehmen, würden sie zusammen pro Monat 9023 Tonnen CO2-Ausstoß vermieden, das entspricht den Emissionen, die anfallen, wenn man eine Stadt mit 36.000 Einwohnern einen Monat lang mit reiner Kohle-Energie versorgen würde.“ Es lohnt sich also durchaus, als Nachwuchskraft – und mit solchen Zahlen als Beleg – im Unternehmen Impulse zu geben, bei der IT-Nutzung auf Daten-Sparsamkeit zu achten.

Green-High-Performance-Computing: Power trifft Klimaschutz

Doch solche kleinen Kniffe werden nicht reichen. Was darüber hinaus benötigt wird, ist die große Lösung eines Green- High-Performance-Computing. Einer IT-Infrastruktur also, die optimale Leistung mit grüner Bilanz kombiniert. Was diese leisten muss, darüber diskutieren seit Ende März dieses Jahres Expert*innen und Studierende im vom Hasso-Plattner-Institut (HPI) initiierten „clean-IT Forum“, abrufbar auf der Plattform openHIP. „Zwar sind digitale Technologien unverzichtbar, um den klimaschädlichen Kohlenstoffausstoß zu vermindern und die weltweiten Nachhaltigkeits-Ziele zu erreichen, aber die Informationstechnologie selbst benötigt derzeit noch zu viel Energie“, wird HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel in einer Pressemeldung zum Start der Initiative zitiert. Das Ziel: Bei einer immer stärkeren Digitalisierung müsse verhindert werden, dass sie das Klima selbst negativ beeinflusse. Wie das gelingen kann? HPI-Direktor Meinel stellt in der Pressemitteilung eine Forderung: „Wissenschaft und Politik sollten strategische Prioritäten setzen, damit zum Beispiel effizientere Algorithmen entwickelt und eingesetzt werden.“

Energiebedarf von Rechenzentren

Der Energiebedarf von Rechenzentren in Europa ist laut dem Borderstep Instituts zwischen 2010 und 2020 um 55 Prozent stark gestiegen, von rund 56 auf rund 87 Terawattstunden pro Jahr. Der Großteil dieses Bedarfs entsteht in Nord- und Westeuropa. Hier befinden sich die meisten Datenzentren in der EU. Cloud Computing ist im Jahr 2020 für 40 Prozent des Energiebedarfs der Rechenzentren verantwortlich. Bis zum Jahr 2025 wird dieser Anteil voraussichtlich auf 60 Prozent ansteigen. „Rechenzentren werden durch verbesserte Hardware, Software und Rechenzentrumsinfrastrukturen immer effizienter“, stellt Dr. Ralph Hintemann, Senior Researcher und Digitalisierungsexperte am Borderstep Institut fest. „Leider ist es aber in der Vergangenheit trotzdem nicht gelungen, den Anstieg im Energiebedarf insgesamt zu senken. Die zunehmende Digitalisierung und insbesondere der Trend zu immer mehr Cloud Computing führen dazu, dass der Energiebedarf der Rechenzentren kontinuierlich ansteigt.“ Quelle: www.borderstep.de

Der Anspruch: „Sustainability by Design“

Zum zentralen Prinzip von IT-Systemen müsse weltweit „Sustainability by Design“ sein, mit dem Ziel, „das Bewusstsein für den globalen Energie-Fußabdruck von IT-Systemen zu schärfen“, so Meinel laut Pressemeldung. Mittlerweile hat das Forum Ansätze für diesen Wandel definiert. Dazu zählen zum Beispiel „schlanke, simple und sorgsam designte Algorithmen“, wie es auf der Internetseite mit den Zwischenergebnissen des „clean-IT-Forums“ heißt: „Da CO2-Emissionen und Energieverbrauch in Computersystemen immer von Zeit und Aufwand der Computing-Prozesse abhängen, ist es unbedingt wichtig, Computerprogramme möglichst effizient zu gestalten, damit sie spezifische Aufgaben innerhalb eines qualitativen Rahmens ausführen.“

Im Blickpunkt des Austausches für klimafreundliche und dennoch maximal leistungsfähige IT-Systeme steht auch die Künstliche Intelligenz: Einerseits besitzen KI-Prozesse eine große Bedeutung, wenn es darum geht, technische Lösungen im Kampf gegen den Klimawandel zu finden. Andererseits sei gerade das Konzept des Deep Learning aufwändig: „Die modernsten KI-Modelle zu trainieren und laufen zu lassen, basierend auf tiefen neuronalen Netzwerken, benötigt riesige Mengen strukturierter Daten und hunderttausende Layers.“ Ein wirksames neuronales Netzwerk zu trainieren, so die Berechnung der Expert*innen vom HPI, könne so viel CO2 ausstoßen wie der gesamte Lebenszyklus von fünf Autos, inklusive Benzin. „Um den Nutzen der KI zu gewährleisten, ohne dabei den Planeten zu zerstören, müssen zwingend neue Trainings- Techniken gefunden werden, die weniger Daten-Input sowie Computing-Leistungsfähigkeit benötigen – und damit deutlich weniger Energie.“ Klar wird: Wer heute IT-Strukturen und -Methoden weiterentwickelt, muss neben der Leistungsfähigkeit auch die Nachhaltigkeit auf der Agenda haben. Die Zukunft der Digitalisierung steht nicht nur für immer mehr Power, sondern auch für mehr Klimaschutz.

Buchtipp

Die Grüne Null

cover die gruene nullDie Erderhitzung brennt uns plötzlich allen auf den Nägeln. Dürre in Deutschland, Waldbrände und schmelzendes Eis in aller Welt, der Erfolg der „Fridays for Future“, eine neue EU-Politik und ein Machtwort des Bundesverfassungsgerichts machen deutlich: Wir müssen mehr tun. Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Das heißt: Wir dürfen nicht mehr Treibhausgase ausstoßen, als wir aus der Atmosphäre binden. Unsere Emissionen müssen praktisch auf null. Was technisch klingt, ist eine Herkulesaufgabe für Wirtschaft und Politik: Wir müssen Industrie, Verkehr, Energiesystem, Ernährung und Lebensstile umstellen – und das in nur einer Generation, am besten noch schneller. Bernhard Pötter: Die Grüne Null. Piper 2021, 20 Euro