Moritz Menge, Bauingenieur und Autor

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Brücken gibt es nicht nur als Ingenieurbauwerke. Brücken existieren auch als soziale Verbindung zwischen Menschen. Bauingenieur Moritz Menge hat zu dieser Thematik das Buch „Brückenbau beginnt im Kopf“ geschrieben. Hier erklärt er, um was es ihm geht. Die Fragen stellte Christoph Berger

Zur Person

Dipl.-Ing. Moritz Menge, 1975 geboren in Bonn, hat Bauingenieurwesen an der RWTH Aachen studiert und ist seither als Statiker, Projekt- und Teamleiter tätig im Konstruktiven Ingenieurbau für Brücken, Tunnels und Hochbauten. Aus diesen Projekten heraus veröffentlicht er regelmäßig in den einschlägigen Fachzeitschriften. Er lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Linz an der Donau.

Herr Menge, was bedeutet es für Sie, Bauingenieur zu sein?
Als Bauingenieur möchte ich nicht nur technisch abarbeiten, um mein Geld zu verdienen, sondern mich als Mensch entwickeln, gemeinsam mit anderen, etwas aufbauen, mit Leidenschaft, mit Neugier, mit Zielen in einem komplexen Beziehungsfeld aus Auftraggebern und Gesellschaft, aus Umwelt und Technik. Dazu muss ich mit meinem Wissen handeln, es weitergeben, neues aufnehmen und vor allem: vernetzen.

Dieses Miteinander, das komplexe Beziehungsfeld in dem Bauingenieur*innen agieren: Wurde dieser soziale Aspekt bisher beim Blick auf den Berufsstand Bauingenieur vernachlässigt?
Das lässt sich nicht so pauschalieren. Ich kenne etliche Bauingenieure, die sich in hohem Maße für ihr soziales Berufsumfeld interessieren und die sozialen Aspekte mindestens so wichtig einstufen wie die technischen. Andererseits beobachte ich regelmäßig, dass sich Ingenieure in Ausbildung und Berufsalltag so stark auf die Technik fokussieren, dass der soziale Aspekt zu kurz kommt.

Wie bekommt man es hin, dass dies nicht passiert?
Beispielsweise in der Zusammenarbeit mit den direkten Kollegen im Ingenieurteam – mit jüngeren, mit erfahreneren und sich selbst – ist es für mich absolut wichtig, aufgeschlossen, neugierig und großzügig zu sein.

Im Kontext der Zusammenarbeit plädieren Sie auch für einen neuen Umgang mit Fehlern. Wie sollte dieser aussehen?
Dieses Thema erfährt branchenübergreifend immer mehr Beachtung. Speziell bei Bauingenieuren können Fehler in der Planung kapitale Folgen haben – eben nicht nur wirtschaftlich, sondern auch an Leib und Leben. Daher braucht es ein durchgreifendes Qualitätsmanagement. Aber wir können uns nur weiterentwickeln, wenn wir auch Fehler machen, diese offen ansprechen, daraus lernen. Wir müssen Fehler möglichst früh thematisieren und dürfen sie nicht verschweigen. Nur dann gibt es die Chance, möglichst viel Schaden abzuwenden und andererseits offen Erfahrungen mitzunehmen.

Auch die Digitalisierung hat Einfluss auf dieses Miteinander, ebenso kommen durch sie neue Herausforderungen auf jeden einzelnen Bauingenieur zu. Und Veränderungen. Wie sollte man mit diesen Veränderungen umgehen?
Veränderungen geben immer die Chance zur Vorwärtsbewegung, können aber auch Angst machen. Wenn wir bewährte Gewohnheiten ablegen, begeben wir uns auf unbekanntes Terrain. Das fällt nicht nur bei der Digitalisierung den jüngeren Generationen leichter. Doch die vermeintlich weniger „Digitalaffinen“ haben riesiges Potenzial, wenn sie ihre Erfahrung mit den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung kombinieren. Denn wir dürfen unseren Ingenieurverstand nicht vernachlässigen.

In Ihrem Buch „Brückenbau beginnt im Kopf“ hat ein Kapitel den Titel „Ingenieure und (ihre) Kinder“. Darin geht es einerseits darum, was Erwachsene Kindern mitgeben können, aber auch darum, was wir „Großen“ von Kindern lernen können. Sie selbst sind Vater von drei Kindern, was konnten Sie zuletzt von Ihren Kindern mit ins Büro nehmen?
Es ist gar nicht so leicht, im Alltag die Muße zu haben, die faszinierende Kinderwelt auf den Ingenieurberuf zu übersetzen. Das muss ich mir immer wieder bewusst vornehmen. Was immer gut tut, ist das kindliche „Wieso?“. Wenn ich so meine Arbeit hinterfrage und gute Antworten habe, dann bin ich sicher auch auf einem richtigen Weg.

Das Buch

Cover Brückenbau beginnt im KopfMoritz Menge: Brückenbau beginnt im Kopf. Springer 2021, 27,99 Euro