Prof. Wahlster und die künstliche Intelligenz: „Roboter ist hilfreicher Kollege“

Als Informatikprofessor an der Uni Saarbrücken und Leiter des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) zählt Prof. Dr. Wolfgang Wahlster zu den renommiertesten Experten im Bereich der künstlichen Intelligenz. Im Interview mit André Boße erläutert er die Bedeutung der neuen Entwicklungen für Ingenieure.

Herr Prof. Wahlster, was sind aktuell die wirklichen Neuerungen bei der künstlichen Intelligenz?
Künstliche Intelligenz ist entscheidend, damit wir die nächste Stufe der Digitalisierung unserer Wirtschaft erreichen. Zukunftsprojekte wie Industrie 4.0, Smart Service Welt oder Autonome Systeme nutzen massiv den Fortschritt auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz aus. Zum Beispiel ist in Deutschland eine neue Generation von kollaborativen Robotern entstanden.

Zur Person

Prof. Dr. Wolfgang Wahlster, geboren 1953 in Saarbrücken, studierte an der Uni Hamburg Informatik, wo er 1981 promovierte. Er ist Professor für Informatik und leitet seit 1988 das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken, Kaiserslautern, Bremen und Berlin, das – gemessen an der Mitarbeiterzahl – weltweit größte Forschungszentrum auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. Zusammen mit zwei Kollegen konzipierte Wahlster das Zukunftsprojekt „Industrie 4.0“.

Was kann die neue Generation, was die alte noch nicht konnte?
Die Roboter müssen nicht mehr in Käfige eingesperrt werden, um die Fabrikarbeiter in der Nähe vor ihnen zu schützen. Sie arbeiten im Team mit dem Menschen, genau wie ein hilfreicher Kollege. Solche Leichtbauroboter mit menschlichem Ausweichverhalten sind heute bereits in der Automobilmontage im Einsatz.

Macht die künstliche Intelligenz die Arbeit der Ingenieure überflüssig?
Wir brauchen in Zukunft viel mehr Ingenieure, weil durch künstliche Intelligenz viele Bereiche der Arbeitswelt digitalisiert werden. Die neuen Generationen cyber-physischer Produktionssysteme und autonomer Systeme müssen geplant, produziert und gewartet werden. Dazu benötigen wir Ingenieure aller Fachrichtungen, die zusätzlich sehr gute IT-Kenntnisse sowie Grundkenntnisse im Bereich der künstlichen Intelligenz mitbringen.

Wie wandelt sich der Ingenieurberuf in Arbeitsumfeldern, in denen künstliche Intelligenz eine große Rolle spielt?
Gefragt wird in Zukunft weniger das reine Faktenwissen eines Ingenieurs sein – dieses kann durch digitale Assistenten mit extrem großen und ständig aktualisierten Wissensbasen über das Internet gezielt bereitgestellt werden. Bedeutsam ist ein tiefes Verständnis komplexer technischer Zusammenhänge über Disziplingrenzen hinweg. Der Ingenieur wird zukünftig routinemäßig KI-Systeme zur Analyse technischer Massendaten oder zur Fehlfunktionsdiagnose einsetzen. Dabei wird er vermehrt Datenbrillen und andere Wearables einsetzen, die ihm relevante Informationen für seine Aufgabe einspielen.

Wenn Mensch und Maschine wie Kollegen kooperieren – wer ist der Chef?
Entscheidend ist, dass auch im Zeitalter von Industrie 4.0 der Mensch in der Smart Factory im Mittelpunkt steht. Die Werker werden aber stärker durch kollaborative Roboter unterstützt. Eine wichtige Aufgabe der Ingenieure ist dabei, die richtige Organisation der Teamarbeit zwischen Mensch und Roboter zu finden, so dass menschliche und künstliche Intelligenz optimal zusammenwirken. Dann können auch bekannte Defizite menschlicher Intelligenz durch künstliche Intelligenz kompensiert werden.

Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth im Interview

Als Vorstandsmitglied Personal ist Wilfried Porth bei Daimler für die Mitarbeiter und die Arbeitskultur zuständig. Der Diplom-Ingenieur empfing karriereführer-Autor André Boße für ein langes Gespräch in der Daimler-Zentrale in Stuttgart. Im Interview sprach er über seinen Karriereweg vom Planungsingenieur bis zum Vorstand und über die Frage, wie die Digitalisierung die Arbeit der Ingenieure verändern wird.

Herr Porth, als ich vorhin mit dem Zug in Stuttgart ankam, entdeckte ich an prominenter Stelle am Hauptbahnhof keine Werbung für Mercedes, sondern für Ihre Car-Sharing-Plattform Car2Go. Ist das ein Zeichen dafür, wie sich das Unternehmen wandelt? Vom Autobauer zum Mobilitätskonzern?
Der Bahnhof ist natürlich ein geeigneter Ort, um Menschen für das Thema Mobilität anzusprechen. Wir sind in Stuttgart mit der größten Car2Go-Elektroflotte unterwegs, daher ist es in meinen Augen der richtige Ansatz, dafür am Hauptbahnhof für Kunden zu werben. Hinzu kommt: Daimler ist in Stuttgart sehr bekannt. Für den Konzern brauchen wir in der Stadt keine Werbung mehr zu machen.

Zur Person

Wilfried Porth wurde am 2. Februar 1959 in Baden-Baden geboren. Von 1981 bis 1985 studierte er Maschinenbau an der Universität Stuttgart und schloss sein Studium als Diplom-Ingenieur ab. 1985 trat er als Planungsingenieur im Bereich Zentrale Produktionsplanung in die damalige Daimler-Benz AG ein. Nach Stationen in Brasilien, Südafrika und Japan wurde er im 8. April 2009 zum Vorstandsmitglied der Daimler AG berufen. In dieser Funktion verantwortlich ist Porth für das Ressort Personal, gleichzeitig ist er Arbeitsdirektor des Unternehmens. Des Weiteren ist er verantwortlich für den Bereich IT, den Einkauf Nichtproduktionsmaterial und Dienstleistungen sowie das Geschäftsfeld Mercedes-Benz Vans.

Sie haben vor 31 Jahren im Konzern Ihre Laufbahn als Planungsingenieur begonnen. Seit 2009 sind Sie Mitglied des Konzernvorstands. Welche Karriereschritte haben Sie als besonders prägend empfunden?
Ich habe viele Dinge erlebt, in verschiedenen Funktionen und diversen Ländern. Rückblickend darf ich feststellen: Eigentlich war jeder Schritt prägend, weil jeder Wechsel eine wichtige Veränderung bedeutete. Von Zentralaufgaben zu operativen Aufgaben. Vom Pkw über die Busse zum Van. Von Stuttgart über Südamerika und Südafrika nach Japan. Die fachlichen und kulturellen Impulse, die man im Verlauf einer solchen Karriere erhält, sind immens. Zumal sich auch die Verantwortung, die man für das Budget oder das Personal trägt, mit jedem Wechsel verändert.

Und wenn man wie Sie dann eines Tages im Vorstand sitzt?
Dann ist das erstens eine Position mit noch mehr Verantwortung und zweitens eine doppelte Ehre: Vorstandsposten sind generell begrenzt, und dann noch im Vorstand eines Unternehmens mit dem Ruf und der Tradition von Daimler dabei zu sein – das nimmt man nicht als selbstverständlich hin. Es ist aber natürlich auch eine große Verpflichtung.

Können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie sich fühlten, als Sie als junger Ingenieur zum ersten Mal Personalverantwortung übernehmen mussten?
Ja, das waren sehr persönliche Momente, in denen ich mir der Konsequenzen der eigenen Entscheidung sehr bewusst wurde. Meine erste große Führungsaufgabe war ab 1994 die Leitung der Omnibus-Fertigung in Brasilien. Leider musste ich den Bereich am Ende auflösen, dazu gehörte, dass ich die Mehrheit meiner Mitarbeiter entlassen musste. Das war natürlich ein einschneidendes Erlebnis.

Sie waren damals neun Jahre im Konzern. Wie kamen Sie mit den Folgen der Werkschließung zurecht?
(überlegt) Es gibt da sicher kein allgemeines Rezept. Ich habe die Auflösung des Werkes tatsächlich sehr persönlich genommen. Dazu gehörte, dass ich die Entlassungspapiere persönlich unterzeichnet habe. Immerhin rund 4000 Schreiben. Ich habe das getan, um mir der Tragweite dieser Entscheidung für die Menschen dort bewusst zu werden. Jede Entlassung ist individuell und hat eine eigene Geschichte. Das wollte ich mir vor Augen führen.

Was haben Sie beruflich aus diesem Erlebnis gelernt?
Wenn man beim Aufbau eines neuen Geschäftszweigs oder einer neuen Produktion Fehler macht und diese nicht vorab korrigiert, sind sie die Basis dafür, wenn es später schiefgeht. Jede Entscheidung für die Zukunft kann ein Geschäft in der Zukunft eben auch belasten. Und es bringt nichts zu versuchen, sich durchzumogeln. Die Konsequenzen werden eines Tages eintreten, da geht kein Weg dran vorbei.

Heißt das für Nachwuchskräfte, die früh Führungsverantwortung übernehmen: Passt auf, seid euch der Konsequenzen bewusst?
Die Balance muss stimmen. Wir leben als Konzern von der Innovation, und wir wollen den Fortschritt fördern. Dazu gehört ohne Frage auch, dass man an bestimmten Stellen Risiken eingehen muss. Wenn es aber in die Breite geht – also darum, Standorte mit mehreren Tausend Mitarbeitern aufzubauen –, dann muss man sich in jedem Schritt über die Konsequenzen jeder Entscheidung bewusst werden.

Führungskräfte sollten bei aller Weiterentwicklung nicht versuchen, sich etwas anzutrainieren, das sie später nicht mit Leben füllen können.

Diese Balance aus Risiko und Vorsicht zu finden – ist das eine Frage des Talents oder der Erfahrung?
Talent ist immer gut, keine Frage. Aber ich bin kein Freund der Behauptung, zur Führungskraft müsse man geboren sein. Denn das hieße ja im Umkehrschluss, dass man Führung nicht erlernen könne. Und das stimmt natürlich nicht. Im Gegenteil, jeder muss seine Führungsqualitäten immer weiterentwickeln. Aber auch hier ist eine gute Balance wichtig: auf der einen Seite eine Leidenschaft für Führungsverantwortung, auf der anderen Seite die Bereitschaft, immer dazulernen zu wollen. Insbesondere, wenn man Führung in anderen Kulturen wahrnimmt oder es mit neuen Generationen von Mitarbeitern zu tun hat. Es würde nicht funktionieren, den einmal gelernten Führungsstil einfach durchzuziehen. Egal, wie erfolgreich dieser einmal war.

Können Sie Ihre Idealvorstellung einer zeitgemäßen Führungskultur in wenigen Sätzen zusammenfassen? Als Führungskultur-to-Go?
(lacht) Ich will es zumindest versuchen. Für mich ist wichtig, dass Führungskräfte authentisch bleiben. Dass sie bei aller Weiterentwicklung nicht versuchen, sich etwas anzutrainieren, das sie später nicht mit Leben füllen können. Denn das fällt am Ende immer negativ auf. Wichtig ist zudem, dass man sich den Respekt seiner Mitarbeiter und Kollegen erarbeitet. Und, wie erwähnt, dass man sich zu jeder Zeit seiner Verantwortung bewusst ist, die man übernimmt. Entscheidend ist, dass man diese Dinge nicht nur einmal für sich begreift und dann als abgehakt betrachtet. Es kommt darauf an, sich dieser Verantwortung und der Qualitäten auf jeder höheren Führungsebene neu bewusst zu machen – und zwar stets mit Blick auf die Zusammensetzung des jeweiligen Teams.

Die Führungskraft nimmt damit eindeutig auch soziologische und psychologische Aufgaben wahr. Zudem muss in technischen Konzernen auch fachlich top sein. Überfordert man Ingenieure damit?
Ich hätte jetzt beinahe gesagt: Offensichtlich nicht, denn sonst wäre es ein Fehler gewesen, mich als Führungskraft zu entwickeln (lacht). Aber es stimmt schon, ich würde es mir wünschen, wenn man die fachspezifischen technischen Studiengänge etwas breiter aufstellen würde, um solche eher geistigen Themen früher zu vermitteln. Wenn ich auf meine Laufbahn blicke, habe ich mir diese Kompetenzen an anderen Stellen angeeignet. Ich habe zum Beispiel in Vereinen und Verbänden Posten übernommen, wo ich dann gelernt habe, dass man Führung unterschiedlich angehen muss.

Mit Blick auf die neue Generation: Vereine sind nicht mehr so angesagt, die jungen Menschen tun andere Dinge. Wie beurteilen Sie das Engagement des Nachwuchses?
Ich erlebe viele junge Menschen, die sehr engagiert sind. In der Politik zum Beispiel, gerade auch in der Hilfe für Flüchtlinge. Klar, das Engagement ist heute anders als zu meiner Zeit. Die Strukturen sind vielleicht nicht mehr so fest. Aber auch der intensive Umgang mit den sozialen Netzwerken bringt ja Skills mit sich.

Führungskompetenz durch Facebook?
Durchaus, ja. Wie reagiere ich auf Posts, wie schaffe ich es, meine Posts zu teilen und damit die Wirkung zu erhöhen, wie gestalte ich die Kommunikation – da werden natürlich auch Dinge geschult. Die junge Generation lernt hier, wie sich die Kommunikation in diesen Netzwerken für die persönliche Entscheidungsfindung nutzen lässt. Sie selektiert und reflektiert Wissen auf eine andere Art. Für mich reichte es früher zu wissen, wo das richtige Lehrbuch in der Uni-Bibliothek steht. Heute gibt es einen Dschungel an Informationen, durch den man sich erfolgreich kämpfen muss. Aus diesem Wandel entstehen im Vergleich zu meiner Generation andere Fähigkeiten. Für uns als Unternehmen sind diese aber genauso wichtig.

Wir leben in einer App-Welt – und da ist es manchmal schwer zu vermitteln, wenn es in manchen Personalprozessen noch schriftliche Bögen auszufüllen gilt.

Die Trendforscher sagen, dass die Digitalisierung der Wirtschaft alle Prozesse in den Unternehmen auf den Kopf stellen wird. Wie weit sind Sie in dieser Hinsicht bei Daimler schon?
Die Wirkung ist sicher von Bereich zu Bereich unterschiedlich, aber im Konzern ist das Thema Digitalisierung an jeder Stelle angekommen. Nach draußen, in den Produkten. Und damit natürlich auch in den internen Prozessen. Unsere Mitarbeiter haben den Anspruch, sich innerhalb des Unternehmens genauso digital zu bewegen, wie sie es im Privaten tun. Wir leben in einer App-Welt – und da ist es manchmal schwer zu vermitteln, wenn es in manchen Personalprozessen noch schriftliche Bögen auszufüllen gilt.

Sprich: Der Druck des Wandels entsteht von unten.
Kann man so sagen, ja. Wir kommen da schrittweise voran, stehen aber auch vor Herausforderungen. Viele Systeme wurden ganz bewusst spezialisiert, weil sie von Experten verantwortet werden. Sie waren generell nicht dafür vorgesehen, dass sie jedem als Endanwender zur Verfügung stehen. Wenn jemand also einen Personalantrag stellen möchte, können wir ihm nicht die spezialisierte Oberfläche der Personalabteilung zur Verfügung stellen. Unsere Aufgabe ist es nun, diese Systeme mobil zu machen. Je näher wir dem Produkt kommen, also dem Auto, desto weiter sind wir mit der Digitalisierung. Das liegt auf der Hand, denn wir können ja kein Connected Car entwickeln, ohne dafür auch vernetzte Prozesse zu verwenden.

Ist Industrie 4.0 in der Produktion schon Realität?
Ja. Andere machen es erst jetzt zu einem Hype. Wir arbeiten schon längst damit.

Steht bei Ihnen schon die 5.0 auf der Agenda?
Mathematisch wäre das korrekt, ja (lacht). Inhaltlich geht es bei uns um die Weiterentwicklung des Themas Big Data. Die Frage lautet: Wie kann ich die Informationen, die ich durch den digitalen Prozess gewinne, so auswerten, dass ich daraus einen maximalen Nutzen generiere? Schon heute sammeln wir Daten und nutzen sie, zum Beispiel um Qualitätstrends in der Produktion zu entdecken und hier frühzeitig einzugreifen. Nun geht es darum, diese Informationen auf globaler Ebene noch besser zu vernetzen, damit Abläufe zum Beispiel in Bremen und China genauso synchronisiert vonstattengehen wie Prozesse in einem Werk hier in Stuttgart.

Sprich: Die Daten sind da, jetzt brauchen Sie Software und Experten, die diese noch smarter nutzen.
Genau.

Gefragt sind damit IT-Spezialisten – und die sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt begehrt.
Wir haben erst gerade 20 junge Big-Data-Experten eingestellt und haben dabei gemerkt, dass diese Spezialisten sehr gerne zu uns gekommen sind.

Ich finde, die Autobranche ist heute eine sehr spannende Industrie, weil hier sehr viele Umwälzungen stattfinden.

Wo liegt hier als Arbeitgeber Ihr Vorteil gegenüber den reinen IT-Unternehmen?
Schauen Sie sich an, über welche technischen Zukunftsthemen gerade gesprochen wird. Es geht um Elektromobilität und Smart Mobility, um Industrie 4.0 und Künstliche Intelligenz. Ich finde, die Autobranche ist heute eine sehr spannende Industrie, weil hier sehr viele Umwälzungen stattfinden. Und eine Branche, die in Bewegung ist, ist für junge Menschen generell attraktiv. Zumal dieser Konzern weiterhin ein gesichertes Umfeld bietet, das ist mit Blick auf die Bedürfnisse der jungen Generation ein weiterer Pluspunkt.

Bei Themen wie den autonom fahrenden Fahrzeugen tangieren Sie als Autohersteller auch rechtliche Aspekte. Wie wichtig ist es für Ingenieure, hier auf dem Laufenden zu sein?
Das grundsätzliche Problem ist ja, dass die rechtliche immer der technischen Dimension hinterherhinkt. Das Recht kann nicht vorhersehen, was erfunden wird. Das sehen wir beim Thema Datenschutz, wo die Realität nicht nur das Recht abgehängt hat, sondern wir in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen vorfinden. So müssen wir häufig Maßstäbe setzen, die nicht auf einem Gesetz basieren, sondern auf dem Stand ethischer und gesellschaftlicher Debatten – die sich wiederum ja auch immer weiterentwickeln. Hier Dinge vorherzusehen, ist für uns eine echte Herausforderung. Wenn wir zum Beispiel konkret auf autonom fahrende Autos schauen, stehen wir vor drei Ebenen. Da ist einmal die technische Dimension, sprich: Was ist machbar? Dann haben wir die Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz eines Fahrzeugs, das von einer Künstlichen Intelligenz gesteuert wird. Und schließlich noch den rechtlichen Aspekt der Haftung.

Wie ist denn mit Blick auf die drei Dimensionen der Stand der Dinge?
Die Technik wird viel früher reif sein, als die Gesellschaft bereit sein wird, diese zu akzeptieren. Wir haben aus ingenieurtechnischer Sicht nachgewiesen, dass mit höherer Automatisierung der Mobilität die Zahl der Unfälle abnimmt. Schauen Sie auf den Luftverkehr, wo die meisten Unglücke durch Pilotenfehler passieren. Dennoch begegnen wir einer großen Skepsis. Das Problem ist doch: In dem Moment, in dem wir als Mensch unsere Verantwortung an eine Maschine abgeben, erhoffen wir uns die absolute Sicherheit. Eine solche gibt es aber nicht. Über den Umgang mit dieser Frage wird die Gesellschaft diskutieren. In den USA hingegen ist die Haftungsfrage von riesiger Bedeutung, weil diese dort ein gigantisches Geschäftsmodell ist.

Die Autos müssen weiterhin den höchsten Qualitätsstandards entsprechen, das ist die Basis. Es muss aber auch möglich sein, in der Entwicklung von mobilen Services Dinge auszuprobieren und auf den Markt zu bringen, bevor sie ausgereift sind.

Wie beeinflussen diese Einflüsse die Innovationskultur des Konzerns?
Wir müssen Innovation anders begreifen als ein Startup, das Apps programmiert. Diese Firma schickt Ihnen von einer neuen Entwicklung zunächst einmal nur eine Betaversion aufs Smartphone. Und wenn Sie die App am nächsten Tag updaten sollen, steht bei den Neuerungen zu 90 Prozent: Bug fixed. Als Handynutzer akzeptieren sie das. Als Daimler-Kunde, der einen Mercedes kauft, verständlicherweise nicht. Wir leben damit als Autohersteller in zwei Welten. Wir sind in der digitalen Sphäre aktiv, in der wir das Tempo und die Dynamik dieser Branche aufnehmen. Wir bauen aber auch weiterhin Autos, bei denen die Kunden zurecht davon ausgehen, dass sie keine Betaversion kaufen, sondern ein perfektes technisches Produkt. Diese beiden Felder zusammenzubringen, das ist eine der großen Herausforderungen, vor der wir als Konzern stehen.

Wie lösen Sie dieses Problem?
Indem wir die zwei Welten sehr sauber voneinander abgrenzen. Die Autos müssen weiterhin den höchsten Qualitätsstandards entsprechen, das ist die Basis. Es muss aber auch möglich sein, in der Entwicklung von mobilen Services Dinge auszuprobieren und auf den Markt zu bringen, bevor sie ausgereift sind. Ich denke schon, dass wir in dieser Hinsicht in der Vergangenheit etwas zu konservativ waren und alle Entwicklungen dem großen Daimler-Maßstab untergeordnet haben. Daher wollen wir nun sauber zwischen diesen zwei Maßstäben trennen, um damit dort, wo es möglich ist, neue Dynamiken entstehen zu lassen.

Es ist für erfahrene Daimler-Kräfte sicherlich nicht ganz einfach zu akzeptieren, dass in der digitalen Sphäre andere Standards gelten, oder?
Das kann im Einzelfall natürlich so sein, aber deshalb haben wir neue Geschäftsfelder wie MyTaxi oder Car2Go ein wenig vom Konzern separiert, um dort eine höhere Entwicklungsgeschwindigkeit und Risikobereitschaft zu etablieren. Trotzdem sind diese Bereiche Teile des Konzerns – und prägen die Unternehmenskultur natürlich mit.

Wie prägend sind die jungen Arbeitskräfte der Generation Y, die nun bei Ihnen im Konzern langsam, aber sicher Karriere machen? Wie ändern sie die Daimler-Kultur?
Die Generation Z rückt ja auch schon ran. Zunächst aber finden Sie in allen Generationen die ganze Bandbreite an Einstellungen. Es gibt die Traditionalisten, die früh heiraten und eine Familie gründen wollen. Die Fortschrittlichen, die auf Home Office und grenzenlose Mobilität stehen. Und diejenigen, die sehr viel Wert auf den Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit legen. Kurz: Sie finden in jeder Generation alle Typen.

Der gewaltige Unterschied zwischen der Generation Y und Z sowie allen Generationen davor ist der Grad der Digitalisierung. Die Art, wie sie kommunizieren und wie sie die Geräte bedienen, unterscheidet sich fundamental. Da muss ich nur schauen, wie ich mit einem Finger eine Textnachricht auf dem Smartphone schreibe und wie meine 16 und 18 Jahre alten Söhne das tun. Selbst mein Ältester, der 25 ist, kommt da nicht mit. Und ich bin der festen Überzeugung, dass dieser digitale Lebensstil nicht nur die Konzernkultur, sondern die ganze Gesellschaft auf vielen Ebenen verändern wird.

Ich erinnere mich noch daran, wie ich als junger Ingenieur bei Daimler Mitte der 80er-Jahre meinen eigenen Apple, den mein Vater mir dankenswerterweise für teures Geld gekauft hatte, mit an den Arbeitsplatz brachte. An diesen Tagen durfte ich ausnahmsweise mit dem Wagen bis zur Eingangstür vorfahren, weil dieser PC so schwer war. Im Büro versammelten sich dann die Kollegen, um zu schauen, was für einen Kasten ich da angeschleppt hatte. Die Einführung der PCs in die Arbeitswelt war schon einschneidend, aber die Digitalisierung aller Handlungen und Lebensbereiche, die wir derzeit erleben, wird noch prägender sein.

Müssen Sie eine Nachwuchskraft, die ein hohes digitalisiertes Tempo vorlebt, bremsen, damit die älteren Mitarbeiter nicht überfordert werden?
Junge Ingenieure werden natürlich durch die Prozesse gebremst. Wie erwähnt: Eine S-Klasse entsteht nicht im Trial-and-Error-Verfahren. Da muss sich der Nachwuchs an die notwendigen Abläufe anpassen. Auf der anderen Seite müssen wir Älteren uns daran gewöhnen, dass die digitale Kommunikation anders ist, als wir es von früher kennen. Mein Sohn ist zurzeit in Thailand unterwegs. Ich kann, wenn ich will, innerhalb von wenigen Sekunden erfahren, was er dort gerade macht – mit Foto, wenn er denn will. Auf der anderen Seite bekomme ich oft Textnachrichten, die in Sachen Rechtschreibung und Grammatik nicht fehlerfrei sind (lacht). Dieser Grundkonflikt wird bestehen bleiben.

Zum Unternehmen

Mit den Geschäftsfeldern Mercedes-Benz Cars, Daimler Trucks, Mercedes-Benz Vans, Daimler Buses und Daimler Financial Services gehört Daimler zu den größten Anbietern von Premium-Pkw und ist der größte weltweit aufgestellte Nutzfahrzeug-Hersteller. Der Konzern mit Sitz in Stuttgart vertreibt seine Fahrzeuge und Dienstleistungen in nahezu allen Ländern der Welt und hat Produktionsstätten auf fünf Kontinenten. Im Jahr 2015 setzte das Unternehmen mit 284.000 Mitarbeitern rund 2,9 Millionen Fahrzeuge ab. Neben seinen Automarken wie Mercedes-Benz, Mercedes-Maybach oder smart betreibt der Konzern auch Mobilitätsplattformen wie moovel, car2go oder mytaxi.

Das ist aber nicht schlimm für ein Unternehmen. Wichtig ist, dass ich als älteres Semester diese Unterschiede erkenne und akzeptiere. Ein Problem hätten wir, wenn ich die Jüngeren zwingen würde, so zu agieren, wie wir es gelernt haben. Dann würden wir ihnen die Freiheit und die Dynamik rauben, und das wäre fatal, weil ich damit den jungen Kollegen auch die Lust am Erlernen neuer Dinge nehme. Genauso falsch ist es aber, wenn eine junge Nachwuchskraft denkt, jeder ältere Kollege müsse zum Digital Native werden, das funktioniert natürlich genauso wenig.

Glauben Sie eigentlich noch daran, dass der Elektromobilität tatsächlich eines Tages der Durchbruch gelingen wird?
Wir sind uns ziemlich sicher, dass die Elektromobilität schneller eine große Bedeutung gewinnen wird, als wir das heute denken. Wir erkennen schon heute, dass in manchen urbanen Gegenden Rahmenbedingungen des Umweltschutzes gesetzt werden, die mit herkömmlichen Antrieben nur schwer erreicht werden können. Die künftigen Grenzwerte sind der Treiber. Denn der Kunde fragt sich heute, warum er ein Auto mit einer geringeren Reichweite und längeren Ladezeiten kaufen soll, das dazu noch teurer ist. Er wird sein Kaufverhalten erst dann ändern, wenn die Preise stimmen, die Infrastruktur vorhanden ist und er eine gute Auswahl vorfindet.

Zum Abschluss: Wie oft schimmert bei Ihrer Arbeit als Vorstand eigentlich noch die Geisteshaltung des Ingenieurs durch?
Oh, das kommt schon noch häufiger vor. Meine Mitarbeiter sind immer begeistert, wenn ich in dicken Vorlagen sofort herausfinde, wenn die Zahlen nicht zueinander passen. Der prüfende Blick, das hat der Ingenieur immer drauf (lacht).

 

Mehr als ein Reiseführer

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Peter Volland studierte an der Universität Kassel Elektrotechnik mit der Fachrichtung technische Informatik. Nach seinem Abschluss 2002 gründete er eine eigene Firma, verkaufte die Hälfte seiner Anteile und ging 2008 ein Jahr auf Weltreise. Auf seinen Motorradreisen durch Asien, Afrika, Australien und Neuseeland kam er auf die Idee, einen Reiseführer mit seinem Wissen aus der Softwareentwicklung anzureichern und so ein neues Produkt zu kreieren. Das Ergebnis sind die sogenannten Combobooks, die Volland mittlerweile in einem eigenen Verlag vertreibt. Die Fragen stellte Sabine Olschner.

Was können Ihre Reiseführer, was andere nicht können?
Meine Reiseführer können über alle Medien hinweg genutzt werden. Das Combobook ist als gedrucktes Buch verfügbar sowie zusätzlich zum Beispiel als E-Book, Hörbuch, mit GPS-Tracks, über eine App und als Video. Wir nutzen dazu Micro-SD-Karten oder schicken die Dateien an das Smartphone oder andere elektronische Endgeräte. So kann man sich zum Beispiel eine Wandertour zunächst in Video, Text und Bildern anschauen und beim Wandern die GPS-Funktion oder das E-Book nutzen.

Buchtipp

Cover Neuseeland, bergwild VerlagBergwild Verlag GmbH (Hrsg.): Neuseeland live – ComboBOOK. Interaktiver Reiseführer und Tourguide. Bergwild Verlag 2016. 34,95 Euro.

Link zum Verlag: www.bergwild.de

Haben Sie als Elektroingenieur alle Anwendungen selbst entwickelt und den Reiseführer selber geschrieben?
Im Verlag in Göttingen sind wir nur ein kleines Team. Daher habe ich viele Partner hinzugenommen: Eine Firma entwickelte die iOS-App, eine andere die Datenbank, wieder eine andere die Software. Von der Idee bis zum fertigen Buch hat es drei Jahre gedauert. Die erforderlichen Daten und Informationen für das erste Neuseeland-Buch habe ich selber vor Ort gesammelt. Später haben Autoren auf Basis meiner Recherchen die Texte geschrieben, der Schwerpunkt liegt dabei auf Outdoor-Aktivitäten. Auf Grundlage der entwickelten Softwareprodukte kann ich nun weitere Ziele angehen. Die nächsten Projekte Australien und USA sind schon in Planung. Ich hoffe, dass ich trotz Familie auch wieder vor Ort daran arbeiten kann. Ich habe auch schon Ideen für weitere Funktionen.

Wie haben Sie sich als Ingenieur das Verlags-Know-how angeeignet?
Ich habe viele Seminare besucht, unter anderem vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Außerdem arbeite ich mit einem Coach zusammen, der sich im Verlagsbereich auskennt. Man muss sich halt das Wissen aus allen möglichen Kanälen aneignen. Und manches muss man einfach mal anfangen und durch Learning by doing verfeinern.

Wie weit haben Sie sich heute von Ihrer ursprünglichen Ausbildung, dem Ingenieurberuf, entfernt?
Beim Softwarebereich meiner Produkte bin ich noch sehr nah am Thema. Ich bin der Meinung: Wenn jemand für solch ein Projekt die Verantwortung trägt, sollte er ein möglichst tiefes Wissen in dem Bereich haben. Einem Verleger, der schon 20 Jahre im klassischen Verlagswesen tätig ist, wäre es sicherlich schwerer gefallen, ein solch innovatives technisches Produkt zu entwickeln.

Sharing Economy – Carsharing

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Teilen statt besitzen: Wie verändert die Sharing Economy die Automobilwirtschaft? Von Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen sowie Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen

Die Autobauer stehen vor einem Scheideweg. Mehr als hundert Jahre lebten sie in einer Welt, in der Käufer die Autos besitzen wollten. Autofahrer kaufen das Fahrzeug, fahren einige Jahre damit und verkaufen es danach als Gebrauchtwagen, um sich ein neues zu leisten. Tatsächlich nutzt man das Auto vielleicht 30 Minuten am Tag und bezahlt zusätzlich Parkgebühren, Steuern, Versicherung und die Wartung. Ein sehr teurer Spaß, um jederzeit bequem von A nach B zu kommen.

Buchtipp

Cover Ferdinand Dudenhoefer Kurve
Ferdinand Dudenhöffer: Wer kriegt die Kurve? Campus Verlag 2016. 24,95 Euro

Mit der modernen Informationstechnologie und dem Smartphone können wir die Produktivität unserer Autos enorm steigern und trotzdem einen ähnlichen Komfort zu deutlich niedrigeren Kosten realisieren. In urbanen Räumen macht sich das neue Geschäftsmodell in vielerlei Facetten breit:

Erstens mit den Ride-Hailing- oder Fahrdienstanbietern wie Uber, dem chinesischen Unternehmen Didi Chuxing, dem US-Amerikaner Lyft oder Daimlers MyTaxi. Per Smartphone-App können Fahrgäste Fahrten buchen. Die schnelle Verfügbarkeit und der Preisvorteil gegenüber konventionellen Taxen sind die Wettbewerbsvorteile. Die niedrigeren Fahrpreise beruhen zum Teil auf Gelegenheitsfahrern, die sich eine Art „Zubrot“ verdienen. Bezahlt wird per Kreditkarte an den Vermittler, der im Fall von Uber bis zu 20 Prozent der Fahreinnahmen für seine Leistungen einbehält.

Der zweite Weg sind die Mitfahrzentralen. Marktführer ist das französische Unternehmen BlaBlaCar, das in 22 Ländern vertreten ist. Im Gegensatz zu den Fahrdienstvermittlern spielt bei BlaBlaCar der Abgleich von Persönlichkeitsprofilen von Fahrern und Mitfahrern eine größere Rolle. BlaBlaCar hat 25 Millionen Mitglieder und zählt jährlich weltweit 40 Millionen Reisende. Eine ganze Reihe weiterer Mitfahrzentralen offeriert über Smartphone-Funktionen ähnliche Mitfahrgelegenheiten.

Neben den beiden Ride-Hailing-Systemen boomen die Carsharing-Modelle. Stationsgebundenes Carsharing ist heute die am weitesten verbreitete Form. Daneben verbreitet sich in Großstädten das stationslose Carsharing wie Car2Go oder DriveNow, bei dem das Fahrzeug in einem bestimmten Umkreis einfach beliebig abgestellt werden kann und per Smartphone gefunden wird. Eine dritte Variante: Jeder kann sein Auto anbieten, wenn er es gerade nicht braucht.

Die Sharing Economy boomt, die Systeme und Modelle werden in hoher Geschwindigkeit weiterentwickelt. Ihre größte Entfaltungsmöglichkeit hat die Sharing Economy in China. Chinesen sind mit mehr als 625 Millionen Smartphone-Nutzern außerordentlich internetaffin. Bereits 2015 hatte der chinesische Fahrdienstvermittler Didi mehr als 14 Millionen registrierte Fahrer. Die Zuwachsraten sind atemberaubend. Möglich ist diese Entwicklung durch billiges Flatrate-Internet.

Der Wert des Autos für unsere Gesellschaft steigt durch die Möglichkeiten der Sharing Economy, denn jetzt können viele von der Investition in ein Auto profitieren. Ein Schwarm an Autos erlaubt heute intelligentere Nutzungen. Wesentliche Impulse zu diesen Änderungen hat – wie beim selbstfahrenden Auto und beim Elektroauto – das Silicon Valley in Kalifornien gegeben. Mit diesen radikalen Innovationen werden sich auch die Autobauer verändern. Die Regeln der Branche werden neu geschrieben.

Forschungsingenieurin bei Bosch: Forschen unter Strom

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Nach ihrer Masterarbeit in Materialwissenschaft und Engineering und einer Industriepromotion arbeitet Maira Indrikova als Forschungsingenieurin im Bereich der Beschichtungstechnologie für Lithium-Ionen-Batterien am Bosch-Forschungscampus Renningen. Sie berichtet über den Forschungsstand in der Elektromobilität.

Nationale Plattform Elektromobilität

Die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) ist das Beratungsgremium der Bundesregierung für die Entwicklung der Elektromobilität. Gemeinsam mit 150 Vertretern aus Industrie, Wissenschaft, Politik, Gewerkschaften und Verbänden ergründet sie die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Potenziale der Elektromobilität und spricht Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft aus.

Die Elektromobilität ist für viele das Zukunftsthema. Doch um Elektroautos in großer Zahl auf den Straßen zu sehen, muss noch an Kosten und Reichweite gearbeitet werden. Bei Bosch arbeiten wir an dem Ziel, die Batterie erschwinglich zu machen und ihre Reichweite zu erhöhen. Denn die Lithium-Ionen-Batterie hat noch viel Potenzial. Derzeit haben die Akkus eine Energiedichte von circa 115 Wh/kg, aber bis zu 280Wh/kg sind möglich. Im Fokus unserer Arbeit steht dabei die Entwicklung einer Festkörperzelle, die nicht mehr wie bisher Flüssigelektrolyt benötigt.

Für mich ist das Besondere, im Gegensatz zur Forschung an der Universität, dass wir an Technologien mit dem Ziel der Serienproduktion forschen. Ich arbeite an etwas, das den Menschen einen unmittelbaren Nutzen bietet und der Umwelt zu Gute kommt. Zum Beispiel hilft unsere Forschung, mit effizienteren Batterien den Straßenverkehr umweltfreundlicher zu machen. Denn Elektroautos sind lokal emissionsfrei und verringern dabei den Lärmpegel, insbesondere in Städten.

In meinem Team beschäftigen wir uns mit der Prozesstechnologie zur Herstellung von Elektroden für Batteriezellen. Die richtige Verteilung der Materialien in der Elektrode bestimmt die spätere Leistungsfähigkeit und Lebensdauer der Batterie. Als Forscher ist man immer auf der Suche nach Antworten und neuen Lösungen. Ich arbeite an Konzepten für die Vorbereitung der Elektroden in einer Batteriezelle. Das heißt, ich entwickle und evaluiere neue Verfahren zur Herstellung von Elektroden und Zellen. Die neu entwickelten Zellen werden dann im Labor auf ihre Leistung getestet. Dabei versuche ich mittels umfangreicher Analytik die Wirkmechanismen zu ermitteln, also zum Beispiel, ob und wie die Materialien beim Herstellungsprozess geschädigt werden.

Electric Vehicle Index: China ist Vorreiter bei der Elektromobilität

China ist das wichtigste Herstellerland für Elektrofahrzeuge und hat damit Japan überholt. Deutschland liegt bei den Produktionsländern weiterhin auf Platz drei, die Vereinigten Staaten auf dem vierten Platz. Dies sind die Ergebnisse des aktuellen Electric Vehicle Index der Unternehmensberatung McKinsey.

„In China arbeiten Hersteller und Behörden sehr systematisch daran, Elektroautos für den Kunden attraktiv zu machen“, erklärt in einer Pressemitteilung Nicolai Müller, Seniorpartner von McKinsey, den Erfolg der Chinesen. Den höchsten Marktanteil von E-Fahrzeugen am Gesamtmarkt hat Norwegen (5 Prozent), gefolgt von den Niederlanden und Frankreich.  China steht auf Platz vier (mit einem Anteil von 1,1 Prozent), Deutschland auf Platz 8 (Anteil: 0,7 Prozent) – bedingt durch die Einführung der Kaufprämie für Elektroautos. Auch China bietet seinen Käufern finanzielle Anreize und Vorteile bei der Zulassung. Chinesische Autokäufer haben die Wahl zwischen fast 60 Modellen, in Deutschland werden über 40 Modelle angeboten.

Weitere Infos zum Index unter www.mckinsey.de/elektromobilitaet

Forschungsingenieure brauchen daher einerseits Neugier und Kreativität, um neue Ideen zu entwickeln. Andererseits braucht es die Motivation, etwas zu erreichen und voranzutreiben, als auch die Fähigkeit, sich selbst sowie Projekte zu organisieren. Trotz Kreativität und Forschungsfreiheit gibt es Ziele und Meilensteine, die innerhalb eines bestimmten Zeitraumes erreicht werden müssen. Aufgaben und Verantwortlichkeiten werden dabei im Team aufgeteilt. Bei regelmäßigen Reviews werden die Fortschritte vorgestellt, neue Ziele vereinbart, und es wird über die Zukunft des Projekts entschieden.

Neben der eigentlichen Forschungsarbeit ist auch die Vernetzung mit nationalen und internationalen Kollegen sowie Forschern von internationalen Universitäten oder Unternehmen wichtig. Denn es wird weltweit an der Batterie geforscht. Besonders auf Konferenzen tauscht man Fachwissen aus und erhält durch Gespräche neue Impulse für Lösungsansätze. Auch intern legt Bosch großen Wert auf Vernetzung. Seit einem Jahr arbeiten wir am neuen Forschungscampus in Renningen, der alle Forschungsbereiche bei Bosch in Deutschland vereint.

Jeder Forscher kann zehn Prozent seiner Wochenarbeitszeit nutzen, um eigene neue Ideen zu entwickeln. Diese Innovationszeit bietet sich dazu an, um an Patenten zu schreiben, sich Gedanken über neue Projekte zu machen, aber auch um sich mit anderen Forschungsbereichen auszutauschen. Wir arbeiten in einem internationalen und gemischten Team – ich selbst komme aus Riga in Lettland und bin erst seit meinem Master-Studium in Deutschland.

Die meisten Forschungsingenieure haben, wie ich, ein naturwissenschaftliches Fach wie Physik, Chemie oder Materialwissenschaften studiert. In diesem Bereich gibt es viele verschiedene berufliche Möglichkeiten. Mir ist es wichtig, mich auch nach dem Studium auf Seminaren und im Austausch mit Kollegen weiterzubilden. Ich bin derzeit in der Forschung tätig, könnte mir aber auch vorstellen, in der Produktentwicklung in einem Geschäftsbereich zu arbeiten – um dort die Elektromobilität der Zukunft mitzugestalten.

 

Jobchancen in den Erneuerbaren

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Erneuerbare Energien sind der Baustein für eine nachhaltige Energieversorgung: Sie sind klimaschonend, sorgen als heimische Energieträger für Versorgungssicherheit und können zudem als Wachstums- und Jobmotor die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Von Prof. Dr. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin.

Erneuerbare Energien sind für alle Energiebereiche interessant: sowohl für die Stromerzeugung als auch für die Wärmeerzeugung und als alternative Kraftstoffe im Transportbereich. Die Branche der erneuerbaren Energien ist dabei wie keine andere Branche in den letzten Jahren zu einer Wachstumsbranche geworden, die Innovationen und Wachstum fördert. Im Zuge des politischen Prozesses des Ausstiegs aus der Atomenergie und des starken CO2-Ausstoßes durch Kohlekraftwerke können die erneuerbaren Energien einen hervorragenden Beitrag zur Versorgungssicherheit durch eine Reduktion der Importabhängigkeit, aber auch zum Klimaschutz beitragen. Da erneuerbare Energien zumeist zur dezentralen Energieversorgung mittels Windkraftanlagen, Biomassekraftwerken oder Kraft-Wärme-Kopplung eingesetzt werden, erhöht der Einsatz von erneuerbaren Energien die Versorgungssicherheit.

Auch global werden erneuerbare Energien immer wichtiger: Weltweit werden derzeit mehr Investitionen in erneuerbare als in konventionelle, fossile Energien getätigt. Vor allem im Bereich Windenergie, sowohl an Land (onshore) als auch auf See (offshore), fließen global gewaltige Investitionen, aber auch die Solarenergie boomt ungebrochen weiter. Dabei spielt eine große Rolle, dass die Kosten erneuerbarer Energien weiter gesunken sind, vor allem ausgelöst durch technologische Innovationen, aber auch eine immer weiter steigende globale Nachfrage (Economies of Scale). Weitere Innovations- und Kostensenkungspotenziale gibt es vorrangig im Bereich der Offshore-Windenergie und der effektiven Energiespeicherung wie etwa „Power to Gas“.

Blickrichtung Erneuerbare Energien: Schon über zwei Millionen Arbeitsplätze sind entstanden

Erhebliche technologische Innovationen kommen aber vor allem aus der Digitalisierung: Um die Versorgungssicherheit volatiler erneuerbarer Energien deutlich zu erhöhen, wird es notwendig sein, durch mehr Systemflexibilität eine effektive Steuerung von Angebot und Nachfrage in Echtzeit mittels intelligenter Netze (smart grids) und mehr Speicherung zu ermöglichen. Dazu werden Daten in Echtzeit benötigt, die mit moderner Datenmessung und -aufbereitung bereitgestellt werden müssen. Die Digitalisierung bietet enorme technologische und wirtschaftliche Chancen, die Investitionen, Wertschöpfung und Arbeitsplätze hervorbringen werden.

Die Kosten erneuerbarer Energien werden durch Serienfertigung und technologische Optimierungen laufend billiger, während die der traditionellen Energien steigen. Die Wirtschaft kann wie keine andere vom Boom der grünen Branchen profitieren, wie der Ausbau der Energieeffizienz, Energiespeicherung, intelligente Daten- und Energienetze, innovative Kraftwerks technologien und Antriebstechnologien, kann aber auch in den klassischen Umweltschutzbranchen wie Müllverarbeitung, Recycling und Wasseraufbereitung weiterhin Potenziale ausbauen. Der klassische Umweltschutztechnik-Bereich weist nach wie vor eine hohe Beschäftigung auf, welche sogar in den letzten Jahren etwas gesteigert werden konnte.

Jobbörsen für Stellen im Bereich Erneuerbare Energien

www.eejobs.de
www.greenjobs.de
www.energiejobs.de
www.neueenergie.net/stellenmarkt
www.new-energy-jobs.de

Informationsportal des Wissenschaftsladens Bonn:
www.wilabonn.de/themen/erneuerbare-energien/berufsorientierung.html

Bisher sind laut Umweltbundesamt über zwei Millionen Arbeitsplätze in diesen Bereichen entstanden. Im Bereich der erneuerbaren Energien arbeiten derzeit knapp 400.000 Beschäftigte, der größte Anteil ist in der Windenergiebranche tätig, gefolgt von Biomasse und Solarenergie. Obwohl die Solarindustrie durch zunehmenden Wettbewerb und Kostendruck gerade in Deutschland erhebliche Einbußen hinnehmen musste, boomt die Industrie international durchaus weiter. Deutsche Unternehmen haben die besten Chancen, auch global zu den Marktführern zu gehören. Auch dadurch können neue Arbeitsplätze entstehen. Die Arbeitsplätze konnten in der Vergangenheit allerdings nicht immer mit einem ausreichend qualifizierten Fachkräfte-Personal besetzt werden, es gibt noch immer eine erhebliche Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften, vor allem Ingenieure für Service, Montage, Anlagenbau, Installation und Instandsetzung.

Darüber hinaus wird auch der Öko-Landbau weiterhin gefragt sein und zunehmend den herkömmlichen Landbau verdrängen. Zudem wird die Baubranche durch die flächendeckende Gebäudesanierung profitieren. Außerdem werden die Energiedienstleistungen und Energieberatung eine zunehmend wichtigere Rolle spielen, wodurch der Dienstleistungssektor insgesamt deutliche Beschäftigtenzuwachsraten aufweisen wird.

Und die Zuwachsraten werden sich noch erhöhen, denn auch andere Sektoren werden von der Öko-Industrie profitieren, wie zum Beispiel das Gastgewerbe, der Finanzsektor, öffentliche Dienstleistungen oder der Bereich der Ausbildung und Erziehung. Energie- und Klimaschutzexperten können auch im Bereich der öffentlichen Dienstleistungen eingesetzt werden, denn jedes neu zu bauende, energiesparende Gebäude und jede umzubauende Wohnung kann durch öffentliche Beratung unterstützt werden. Die Jobchancen der „grünen Wirtschaft“ sind somit riesig. Auch und gerade für Ingenieure.

Was macht eigentlich eine Qualitätsingenieurin, Frau Blass?

Ich habe mich für den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen entschieden, weil ich mir durch die Schnittstelle zwischen Technik und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen besonders spannende, berufliche Aussichten und Arbeitsinhalte erhofft habe. Von Julia Blass

Zur Person

Julia Blass, Wirtschaftsingenieurin, arbeitet als Qualitätsingenieurin bei ABB in Mannheim.

Die Affinität zum Thema Qualität entwickelte sich bei mir bereits während des Studiums: In einem Praktikum im Bereich Qualitätsmanagement konnte ich erste Erfahrungen sammeln, indem ich mich mit der Analyse von qualitätsbezogenen Problemstellungen bei mechanischen und elektronischen Komponenten des A380-Flugzeugs beschäftigte.

Mit Abschluss meines Studiums, bei dem ich mich zunächst auf Felder wie Energiewirtschaft, später dann auf Energie- und Maschinentechnik konzentrierte, habe ich mich unter anderem bei ABB, einem globalen Konzern für Energie- und Automatisierungstechnik, beworben. Passenderweise kam ich zu diesem Zeitpunkt auf einer Karrieremesse mit Ansprechpartnern des Konzerns ins Gespräch. Ich erfuhr viel über das Traineeprogramm und fand sofort Gefallen an der Idee, den Einstieg über ein solches „Rotationsprogramm“ zu wagen, bei dem ich über den Zeitraum von 18 Monaten unterschiedliche Geschäftsbereiche und Aufgabengebiete kennenlernen konnte.

Gesagt, getan: Nach erfolgreichem Bewerbungs- und Auswahlverfahren begann meine berufliche Karriere als Trainee im Bereich Qualität und Operational Excellence. In dieser Zeit analysierte und verbesserte ich zum Beispiel den Rücksendeprozess von Garantieteilen in unserem Geschäftsbereich für Solarwechselrichter in England. Die Herausforderung lag hierbei vor allem in den vielen Schnittstellen, die betroffen waren: Von der Fabrik in Italien über verschiedene Logistikunternehmen bis hin zu den Serviceingenieuren und natürlich dem Kunden musste ich alle Beteiligten einbeziehen und zufriedenstellen.

Technische Verbesserungsideen

Mit Abschluss des Traineeprogramms trat ich meine aktuelle Rolle als Qualitätsingenieur im Bereich Energienetze an. In dieser Aufgabe verwende ich etwa die Hälfte meiner Arbeitszeit auf Verbesserungsprojekte, die die ganze Abteilung betreffen. Themen und Prioritäten sammle ich zum Beispiel in Workshops mit Mitarbeitern oder über das Management. Sie reichen von technischen Verbesserungsideen über IT-Themen bis hin zu Schulungsbedarf oder einfachen Vorschlägen zur Bürokultur. Je nach Thema unterstütze ich das Team bei der Identifikation des Problems oder des Verbesserungspotenzials bis zur Entwicklung und Umsetzung von Lösungsvorschlägen. Dabei arbeite ich natürlich auch direkt in den Projektteams mit.

Job-Steckbrief Qualitätsingenieurin

Voraussetzungen: Abgeschlossenes Wirtschaftsingenieur- oder Ingenieurstudium, eventuell mit Master-Studiengang Qualitätsmanagement, analytische Arbeitsweise, Durchsetzungsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Organisationstalent

Einstiegsmöglichkeiten: Traineeprogramm oder Direkteinstieg

Gehalt: Im Durchschnitt 62.600 Euro, mit weniger als 3 Jahren Berufserfahrung im Schnitt 51.200 Euro. Quelle: Gehalt.de

Infos: Portal für Qualitätsmanagement
www.qz-online.de

Die übrige Zeit bin ich Projekt-Qualitätsmanagerin in einem Großprojekt, bei dem es darum geht, zwei nationale Stromnetze miteinander zu verbinden. Da sich das Projekt noch in einer recht frühen Phase befindet, befasse ich mich aktuell mit der Planung der Qualitätsaktivitäten. Das bedeutet konkret: Gemeinsam mit den Ingenieuren, den Projektleitern und dem Planer definiere ich Gebiete und Prozesse, auf die während der Projektlaufzeit ein besonderes Augenmerk gelegt werden muss, um es zeitig und erfolgreich zu realisieren. Auch bei der Zusammenstellung der Testpläne für die Komponenten der Anlage bin ich involviert.

Ingenieurin und Betriebswirtin

Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, da ich mit vielen Bereichen zusammenarbeite: vom Engineering über die Projektmanager bis hin zu den Kaufleuten. Es ist eine große Hilfe, dass ich mich schon während des Studiums mit vielen verschiedenen kaufmännischen und technischen Themen auseinandergesetzt habe. Dadurch fällt es mir sehr leicht, mich schnell in neue Bereiche einzuarbeiten. Außerdem hilft mir die Mischung aus Ingenieurin und Betriebswirtin natürlich auch bei der Kommunikation mit den unterschiedlichen Kollegen. Und nicht zuletzt hat mir das Wirtschaftsingenieur-Studium auch verschiedene Methodiken und eine generelle methodisch-strukturierte Arbeitsweise vermittelt, die ich nun optimal in die tägliche Arbeit einbringen kann.

Neben dem Bereich Qualität, den ich besonders spannend finde, wären als Wirtschaftsingenieurin insbesondere solche Positionen interessant, die viele Schnittstellen verbinden und koordinieren müssen. Vielleicht werde ich mir in meiner weiteren Entwicklung auch das Projektmanagement anschauen, da in dieser Funktion ebenfalls viele Schnittstellen koordiniert und Fachabteilungen einbezogen werden müssen. Da sich aktuelle Problemstellungen zunehmend nicht mehr an disziplinären Grenzen ausrichten, sondern vielmehr interdisziplinäre Fähigkeiten gefragt sein werden, gibt es für Wirtschaftsingenieure – ob im Sektor Qualität oder in anderen Bereichen – zahlreiche weitere spannende Aufgaben und Einsatzmöglichkeiten.

„Die Aufmerksamkeit als Frau bietet Chancen“

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Prof. Dr.-Ing. Kira Kastell, Vorsitzende des VDI-Netzwerks „Frauen im Ingenieurberuf“, berichtet im Interview mit Sabine Olschner über die Karriereaussichten von Ingenieurinnen.

Wie hat sich der Frauenanteil bei den Ingenieuren in den vergangenen Jahren entwickelt?
Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht, aber im internationalen Vergleich ist der Anteil der Frauen unter den Ingenieuren noch immer nicht da, wo wir ihn gerne hätten. In vielen Ländern gibt es weitaus mehr Ingenieurinnen als bei uns. Die Gründe dafür sind vielschichtig und liegen zum Beispiel in unterschiedlichen Systemen der Arbeitswelt, im Ansehen der Berufsgruppe und auch in der wirtschaftlichen Notwendigkeit, dass vielerorts beide Partner einer Familie Geld verdienen müssen.

Zur Person

Kira Kastell, 41 Jahre, studierte Elektrotechnik an der Frankfurt University of Applied Sciences (vormals Fachhochschule Frankfurt am Main) und berufsbegleitend an der FernUniversität in Hagen. Nach Stationen bei Mannesmann Arcor, der Technischen Universität Darmstadt und der Beuth Hochschule für Technik Berlin wurde sie 2013 Vizepräsidentin an der Frankfurt University of Applied Sciences und ist dort verantwortlich für Studium und Lehre. 2014 wurde sie zur Vorsitzenden der „VDI Frauen im Ingenieurberuf“ gewählt.

Haben Ingenieurabsolventinnen denn hierzulande bessere Chancen als ihre männlichen Kommilitonen – schon allein, weil sie in der Minderzahl und deshalb besonders begehrt sind?
Unternehmen achten mittlerweile viel sensibler auf gemischte Teams. Dass Frauen dadurch bei Bewerbungen per se bevorzugt werden, denke ich nicht. Schließlich wollen Unternehmen nicht Ingenieurinnen einstellen, weil sie Frauen sind, sondern weil sie gute Ingenieurinnen sind.

Welche Ingenieurbereiche sind bei Frauen besonders beliebt?
Grundsätzlich kann man sagen: Je theoretischer ein Ingenieurfeld ist, umso weniger Frauen sind dort zu finden. Wo hingegen der konkrete Nutzen oder eine konkrete Anwendung im Vordergrund steht, gibt es in der Regel mehr Ingenieurinnen. In der Elektrotechnik zum Beispiel arbeiten prozentual am wenigsten Frauen, weil die Anwendungen oft nicht fassbar, sondern eher theoretisch und in den Geräten versteckt sind. Beim Maschinenbau etwa ist das anders.

Warum haben Sie persönlich sich für ein Studium der Elektrotechnik entschieden?
Ich wollte ein praxisnahes Studienfach mit guten Berufsaussichten und Freiraum für Kreativität studieren. Es sollte auf jeden Fall etwas Mathematisch-Naturwissenschaftliches sein. So kam ich auf die Elektrotechnik.

Unternehmen stellen Ingenieurinnen nicht ein, weil sie Frauen sind, sondern weil sie gute Ingenieurinnen sind.

Wurden Sie in dieser technischen Männerdomäne jemals mit Vorurteilen gegenüber Frauen konfrontiert?
Ich hatte nur an ganz wenigen Punkten das Gefühl, dass jemand dachte: „Was will denn eine Frau in diesem Bereich?“ Man muss sich halt klarmachen: Als Frau fällt man in dieser Branche auf jeden Fall auf, man kann sich nicht verstecken, egal, ob man etwas gut oder nicht so gut macht – es wird immer bemerkt. Solch eine Aufmerksamkeit bietet durchaus auch Chancen. Mich kannten zum Beispiel von Beginn an alle meine Professoren, was bei vielen meiner männlichen Kommilitonen länger dauerte. Ich habe diese Aufmerksamkeit nicht als Nachteil empfunden. Mein Tipp: Man sollte von Anfang an authentisch bleiben und nicht die Rolle des starken Mannes spielen wollen.

Wie unterstützen Sie und der „VDI Frauen im Ingenieurberuf“ junge Ingenieurinnen?
Auf unterschiedlichste Weise: Wir bieten ihnen ein Netzwerk zum Austausch von Erfahrungen und zum Ausloten von Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Wir wollen uns in dem Netzwerk kennenlernen und uns gegenseitig unterstützen. Das ist uns wichtig, weil Frauen ihre Erfahrungen im Beruf aus einer anderen Perspektive betrachten als Männer. Außerdem bietet der VDI Frauen im Ingenieurberuf Workshops und Vorträge, etwa zur Verbesserung von Soft Skills. Darüber hinaus bin ich in diversen Mentoringprogrammen aktiv, in denen ich zum Beispiel junge Frauen am Ende ihres Studiums ins Berufsleben begleite.

Grundsätzlich würde ich allerdings keiner Frau empfehlen, sich ausschließlich in reinen Frauen-Netzwerken zu engagieren, weil das die Berufsrealität nicht widerspiegelt. Aber ich denke, dass wir Frauen in vielen Fällen vor ähnlichen Herausforderungen stehen und uns dann in diesem Netzwerk noch besser gegenseitig unterstützen können, als es in einem gemischten Netzwerk möglich ist.

Warum sollten Ihrer Meinung nach Frauen einen Ingenieurberuf wählen?
Ich finde das Ingenieurwesen ein sehr spannendes Berufsfeld. Ich kann heute noch nicht voraussehen, woran ich in 20 oder 30 Jahren arbeiten werde, weil sich so viel wandelt. Man muss deshalb Interesse an lebenslangem Lernen haben. Ingenieurinnen stehen so viele Optionen offen, und wer Spaß am Gestalten und an kreativen Aufgaben hat, wird seinen Weg finden.

Mach dein Ding – Kultur-, Buch- und Linktipps

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E-Mail für dich: Corporate Social Responsibility (CSR)

Liebe Leserinnen und Leser, Gutes tun und davon profitieren – das ist die Idee von „Corporate Social Responsibility“, kurz CSR. Damit aber tatsächlich eine Win-win-Situation entsteht, wenn Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, ist professionelles Handeln erforderlich. Das nötige Know-how vermitteln die IHKs seit 2013 in einem Zertifikatslehrgang.

Von: Marion Klinkhammer Gesendet: 4. Oktober 2016
An: Alle, die sich für Corporate Social Responsibility interessieren Betreff: Neuer Zertifikatslehrgang „CSR-Manager/-in (IHK)“

Ein gezieltes und freiwilliges soziales Engagement kann für Unternehmen jeder Größe von erheblichem Nutzen sein und verspricht signifikante Wettbewerbsvorteile. So fällt Betrieben mit einem positiven Image etwa die Gewinnung und langfristige Bindung guter Mitarbeiter deutlich leichter als Firmen, die aus gesellschaftlicher Sicht weniger attraktiv und glaubwürdig sind. Kein Wunder also, dass immer mehr Firmen CSR-Aktivitäten in Angriff nehmen. Entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg ist jedoch der strategisch und unternehmensspezifisch sinnvolle Einsatz der Instrumente.

In ihrem neuen Zertifikatslehrgang „CSR-Manager (IHK)“ vermitteln IHKs deshalb in fünf Modulen mit rund 75 Lehrgangsstunden die Kompetenzen, die für eine wirkungsvolle Umsetzung von CSR in Unternehmen erforderlich sind. Die Teilnehmer lernen neben gesellschaftlichen und unternehmerischen Herausforderungen zentrale CSR-Begriffe und -Konzepte kennen. Sie erfahren, wie entsprechende Managementprozesse aussehen und mit welchen konkreten Instrumenten und Initiativen sie implementiert und begleitet werden können. Die Inhalte des Trainings orientieren sich eng an den internationalen Standards für CSR.

CSR-Richtlinie

Seit 6. Dezember 2016 gilt: Große kapitalmarktorientierte Unternehmen sowie Kreditinstitute und Versicherungen mit mehr als 500 Beschäftigen müssen in ihren Lageberichten künftig stärker als bisher auf wesentliche nichtfinanzielle Aspekte der Unternehmenstätigkeit eingehen: Es geht um Informationen zu Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelangen, die Achtung der Menschenrechte sowie die Bekämpfung von Korruption und Bestechung.

Das Angebot richtet sich an Fach- und Führungskräfte von Unternehmen aller Branchen und Größen, die unternehmerische Verantwortung und nachhaltiges Handeln im Betrieb etablieren sollen. Besonders angesprochen sind Vertreter der Bereiche Personal/Human Resources, Supply Chain Management, Marketing, Kommunikation/Public Relations, Umwelt sowie Qualitätsmanagement. Dozentinnen und Dozenten mit ausgewiesener CSR-Expertise waren an der Entwicklung des Lehrgangskonzepts beteiligt und führen seit drei Jahren regelmäßig den Lehrgang durch.

Michael Pieck, Pressesprecher der Industrie und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg und Lehrgangsteilnehmer im Pilotlehrgang 2013, sagt dazu: „Toll war neben der breiten theoretischen Vermittlung der Handlungsfelder die praktische Komponente durch sehr viele Beispiele aus der unternehmerischen Praxis. Sehr gut finde ich auch, dass im Rahmen dieses Lehrgangs eine eigene CSR-Strategie, zum Beispiel für den aktuellen Arbeitgeber, entwickelt werden kann und in der Prüfung präsentiert werden soll. So kann die theoretische Vermittlung des Wissens direkt in praktische Konzepte umgesetzt werden.“

Nähere Informationen zum Zertifikatslehrgang finden Interessenten unter www.ihk-die-weiterbildung.de, Webcode 814. Über weitere IHK-Lehrgangsangebote informieren Sie sich unter www.wis.ihk.de/nc/seminare/seminarsuche.html.

Viel Erfolg auf Ihrem weiteren beruflichen Weg wünscht Ihnen
Marion Klinkhammer

Weiterbildungsgesellschaft der IHK Bonn/Rhein-Sieg mbH
Tel. 0228 97574-27 – E-Mail: Klinkhammer@wbz.bonn.ihk.de

ARD Themenwoche „Zukunft der Arbeit“

„Zukunft der Arbeit“ ist der Titel der diesjährigen ARD-Themenwoche 2016. Eine Woche lang, vom Sonntag, 30. Oktober, bis Samstag, 5. November, beleuchten Sendungen im Ersten, in allen dritten Programmen und in den Partnerprogrammen der ARD, im Radio und im Internet die unterschiedlichen Facetten der digitalen Arbeitswelt und wie sich die Menschen heute und morgen über ihre berufliche Tätigkeit definieren.

Logo der ARD Themenwoche Zukunft der Arbeit
Logo der ARD Themenwoche Zukunft der Arbeit

Wie verändern sich der gesellschaftliche und der persönliche Stellenwert von Arbeit? Wer sind die Gewinner und Verlierer? Kann ein Roboter meinen Job machen? Diesen Fragen gehen die Programme der ARD eine Woche lang aus unterschiedlichen Blickwinkeln nach  –  in Spielfilmen und Fernseh-Dokumentationen, in aktuellen Radioprogrammen und in Ratgeber-Sendungen und mit einem umfangreichen Dossier im Netz.

Den Trailer zur Themenwoche könnt ihr euch hier ansehen:

Allianz SE

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Branche
Versicherungen, Finanzdienstleistungen

Produkte/Dienstleistungen
Die Allianz Deutschland AG ist in der Schaden- und Unfallversicherung, der Lebensversicherung sowie der Krankenversicherung tätig. Ihren über 20 Millionen Kunden hilft sie, sich gegen Risiken zu schützen und finanzielle Chancen zu nutzen.
Als führender Versicherer in Deutschland bietet die Allianz Deutschland AG umfassende und auf den Bedarf ihrer Kunden zugeschnittene Lösungen rund um Versicherung, Vorsorge und Vermögen aus einer Hand.

Anzahl der Standorte
7 im Inland, rund 70 im Ausland

Jahresumsatz
32 Mrd. EUR (2016); 122,4 Mrd. EUR gesamt (2016)

Anzahl der MitarbeiterInnen
29.000 in Deutschland, 140.000 weltweit

Gesuchte Fachrichtungen
Vorstandsassistentenprogramm:
Absolventen (Master/Diplom in Wirtschaftswissenschaften,(Wirtschafts-)Informatik, Rechtswissenschaften, Mathematik o.ä.

Allianz Inhouse Consulting:
Absolventen (Master/Diplom/MBA)in Wirtschaftswissenschaften o.ä.

Einstiegsprogramme
Vorstandsassistenten­programm

Mögliche Einstiegstermine
Vorstandsassistenten­programm:
Ganzjährig; Vorlauf mindestens 3 Monate

Allianz Inhouse Consulting Programm:
Ganzjährig möglich

Auswahlverfahren
Mehrstufiger Auswahlprozess

Auslandstätigkeit
Evtl. im Rahmen von Dienstreisen

Angebote für StudentInnen
Praktikum, Werkstudium, Abschlussarbeit

Allianz Logo

Ansprechpartner
Laura Luisa Müller

Anschrift
Dieselstraße 6-8
85774 München Unterföhring

Fon
089 3800-3127

E-Mail
extern.mueller_laura@allianz.de

Internet
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