Gute Gehälter für Berater

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Die Consulting-Branche wächst – unaufhörlich könnte man fast schon sagen. Nach wachsenden Personaleinstellungen in den vergangen Jahren, wird auch für 2019 erwartet, dass die großen Unternehmensberatungen mit über zehn Millionen Euro Umsatz sowohl berufserfahrene Consultants als auch Juniorberater einstellen. Und auch von den mittelständischen Marktteilnehmern wollen rund Dreiviertel neue Jobs für Seniorund Juniorberater schaffen. Das wirkt sich positiv auf die Gehälter aus. Von Christoph Berger

Für den im April 2019 veröffentlichten Stepstone Gehaltsreport 2019 sind die Autoren der Frage nachgegangen, was Fach- und Führungskräfte in der Consulting- Branche verdienen. Doch die Frage nach dem Verdienst lässt sich nicht ganz so einfach beantworten. Laut dem Gehaltsreport werden die Gehälter von Beratern durch vier Faktoren bestimmt. Zum einen spielt die Berufserfahrung beim Gehalt eine entscheidende Rolle. So verdienen Berufseinsteiger beziehungsweise Junior Consultants in der Regel um die 47.700 Euro. Das Durchschnittsgehalt von Senior Consultants liegt dann mit 75.100 Euro schon fast 30.000 Euro darüber. Hat man diesen Status erreicht, können in der Regel etwa sechs Jahre Berufserfahrung nachgewiesen werden. Consultants, also diejenigen, die sich zwischen dem Junior- und Seniorstatus befinden, verdienen um die 60.600 Euro. Ein Blick auf die Ausbildung der Berater verrät außerdem, dass zwei Drittel der Berater studiert haben – die meisten Consultants verfügen über einen akademischen Abschluss im Bereich Wirtschaftswissenschaften (42 Prozent), Ingenieurwissenschaften (21 Prozent) oder Naturwissenschaften (16 Prozent). Der zweite für das Gehalt relevante Faktor ist der Standort des Beratungsunternehmens. So verdient, wer beispielsweise in Frankfurt am Main (72.200 Euro) oder München (71.200 Euro) arbeitet, überdurchschnittlich gut. Auch Stuttgart mit 68.800 Euro, Düsseldorf mit 68.600 Euro und Köln mit 63.500 Euro Durchschnittsgehalt liegen noch in den Top 5. Faktor 3 ist in der Beraterrolle zu sehen: Arbeitet man als Inhouse-Berater oder bei einer Management-Beratung, die nur für einen bestimmten Zeitraum beauftragt wird und dafür unvoreingenommen Klienten bewerten kann? Hierzu haben die Autoren des Reports festgestellt, dass die bei einer Unternehmensberatung angestellten Consultants im Schnitt 68.600 Euro verdienen und damit meist bessergestellt sind als ihre Kollegen aus der Inhouse-Beratung. Wobei es auch Ausnahmen gibt: So kommen Inhouse-Consultants in der Automobilbranche mit durchschnittlich 72.500 Euro brutto auf das höchste Gehalt unter den Beratern. Und auch die Telekommunikationsbranche bezahlt Inhouse-Berater mit 67.300 Euro überdurchschnittlich. Bleibt schließlich noch Faktor 4. Und der ist von jedem einzelnen abhängig, da es um das Verhandlungsgeschick geht. Hier scheint Selbstbewusstsein gefragt, immerhin fragen 51 Prozent der Consultants ihren Arbeitgeber regelmäßig nach mehr Gehalt. Und dies mit Erfolg, denn immerhin rund zwei Drittel berichten von erfolgreichen Verhandlungen. Zur Vorbereitung tauschen sich fast drei von vier Beratern (72 %) vor der Gehaltsverhandlung mit Freunden und Kollegen über realistische Gehaltsvorstellungen aus.

Scanner-Blick: Kultur-, Buch- und Linktipps

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WIE LANG IST DIE EXTRAMEILE?

Cover ExtrameileCharlie Kant ist Unternehmensberaterin. Und sie hat das Zeug zum „High Performer“ – sie will an ihre Grenzen gehen, die Komfortzone verlassen und herausfinden, wie lang ihre persönliche Extrameile ist. Dabei merkt sie schnell, dass man die Spielregeln der Beratung beherrschen muss, um nicht als „Folienschrubber“ zu enden. Dieses Buch soll zum „Outside the box“-Denken anregen. Mit Humor und Selbstironie gewährt Charlie Kant Einblicke in das Seelenleben einer jungen Frau in der Unternehmensberatung.

Charlie Kant: Wie lang ist die Extrameile? Eine Unternehmensberaterin misst nach. Schwarzkopf & Schwarzkopf 2018, 14,99 Euro.Jetzt kaufen bei Amazon

HABITUS: SIND SIE BEREIT FÜR DEN SPRUNG NACH GANZ OBEN?

Cover HabitusIn diesem Buch widmet sich die Stil-, Sprach- und Benimmexpertin Doris Märtin den Dos and Don‘ts des sozialen Aufstiegs. In einem kurzweiligen Mix aus Stories, Interviews und soziologischer Forschung, entschlüsselt sie, wie die Elite tickt, welche Codes Zugehörigkeit signalisieren und wie jeder von uns die Lebenskunst der Leitmilieus erlernen kann. Ob große Karriere oder optimale Startbedingungen für die Familie: Der Habitus ist entscheidend! Und das Beste: Einmal gewonnen, bleibt er für immer.

Doris Märtin: Habitus. Campus 2019, 22,95 Euro.Jetzt kaufen bei Amazon

ACHTERBAHN

Cover AchterbahnIn seinem Bestseller „Höllensturz“ hat Ian Kershaw meisterhaft die dramatische Geschichte Europas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erzählt. In seinem neuen Buch „Achterbahn“ nimmt der renommierte Historiker nun die Jahre von 1950 bis heute in den Blick und spannt einen großen Bogen von der existentiellen Unsicherheit, die die Staaten Europas im Kalten Krieg durchlebten, bis zu den Herausforderungen, vor denen sie heute, in Zeiten ökonomischer und politischer Krisen stehen. Trotz einer bis heute andauernden Phase des Friedens, so Kershaw, sind die Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs für Europa eine Achterbahnfahrt – voller Aufs und Abs, voller Nervenkitzel und Ängste. Und mit ungewissem Ausgang.

Ian Kershaw: Achterbahn. DVA 2019, 38 Euro.Jetzt kaufen bei Amazon

TIPPS FÜR DIE DIENSTREISE

Cover Business Travel HacksÜber elf Millionen Deutsche sind regelmäßig geschäftlich auf Reisen. Unternehmensberater Christopher Schulze hat in seinem Buch „Business Travel Hacks“ 101 Business Travel Hacks gesammelt, Tipps für eine schnellere, bequemere und entspanntere Dienstreise.

Christopher Schulz: Business Travel Hacks. Independently published 2019, 9,90 Euro.Jetzt kaufen bei Amazon

SERENDIPITY: VON GENIALEN GEISTESBLITZEN UND DER MAGIE DES ZUFALLS

Cover Wer nicht sucht der findetMiriam Meckel, Herausgeberin der Wirtschaftswoche und Professorin für Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen, hat zusammen mit Daniel Rettig, Leiter des Ressorts Erfolg & Gründer bei der Wirtschaftswoche, 77 zufällige Entdeckungen recherchiert, die Geschichte schrieben. Das schöne englische Wort „Serendipity“ beschreibt den glücklichen Zufall, der einen entdecken lässt, wonach man gar nicht gesucht hat.

Miriam Meckel, Daniel Rettig: Serendipity. 77 zufällige Entdeckungen, die Geschichte schrieben. Klein & Aber 2018, 14 Euro.Jetzt kaufen bei Amazon

DIE BEZIEHUNG VON ARBEITGEBERN ZU ARBEITNEHMERN

Cover Private RegierungBereits die Industrielle Revolution hat den vormals positiven Zusammenhang zwischen freiem Markt und freiem Arbeiter aufgelöst, wie Elizabeth Anderson, Philosophin und Wissenschaftlerin an der Universität von Michigan, im ideengeschichtlichen Teil ihrer Untersuchung „Private Regierung – Wie Arbeitgeber über unser Leben herrschen (und warum wir nicht darüber reden)“ darlegt. Im nächsten Schritt bestimmt sie die gegenwärtige Beziehung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern neu: als eine von Regierungen und Regierten, wobei diese „Regierungen“ private sind und quasi autokratisch herrschen können. Das Nachsehen haben die Beherrschten, nämlich die Arbeitnehmer, wie Anderson anhand zahlreicher Beispiele belegt. In beeindruckender Gedankenführung und stilistisch brillant dekonstruiert sie einen Mythos des Marktdenkens.

Elizabeth Anderson: Private Regierung – Wie Arbeitgeber über unser Leben herrschen (und warum wir nicht darüber reden). Suhrkamp 2019, 28 Euro.Jetzt kaufen bei Amazon

FACTFULNESS

Cover Fact FulnessEs wird alles immer schlimmer, eine schreckliche Nachricht jagt die andere: Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Es gibt immer mehr Kriege, Gewaltverbrechen, Naturkatastrophen. Viele Menschen tragen solche beängstigenden Bilder im Kopf. Doch sie liegen damit grundfalsch. Denn: Unser Gehirn verführt uns zu einer dramatisierenden Weltsicht, die mitnichten der Realität entspricht, wie der geniale Statistiker und Wissenschaftler Hans Rosling erklärt. Wer das Buch gelesen hat, wird ein sicheres, auf Fakten basierendes Gerüst besitzen, um die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist, die zehn gängigsten Arten von aufgebauschten Geschichten erkennen, bessere Entscheidungen treffen können und wahre Factfulness erreichen – jene offene, neugierige und entspannte Geisteshaltung, in der Sie nur noch Ansichten teilen und Urteile fällen, die auf soliden Fakten basieren.

Hans Rosling, Anna Rosling Rönnlund, Ola Rosling: Factfulness. Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist. Ullstein 2018, 24 Euro.Jetzt kaufen bei Amazon

21 LEKTIONEN FÜR DAS 21. JAHRHUNDERT

Cover HarariYuval Noah Harari ist der Weltstar unter den Historikern. In „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ erzählte er vom Aufstieg des Homo Sapiens zum Herrn der Welt . In „Homo Deus“ ging es um die Zukunft unserer Spezies. Nun, in „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“, schaut er auf das Hier und Jetzt und konfrontiert uns mit den drängenden Fragen unserer Zeit.

Yuval Noah Harari: 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert. C.H. Beck 2019, 14,95 Euro.Jetzt kaufen bei Amazon

IDENTITÄT

Cover IdentitaetIn den letzten zehn Jahren ist die Anzahl der demokratischen Staaten weltweit erschreckend schnell zurückgegangen. Erleben wir gerade das Ende der liberalen Demokratie? Der US-amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama, Autor des Weltbestsellers „Das Ende der Geschichte“, sucht in seinem neuen Buch nach den Gründen, warum sich immer mehr Menschen antidemokratischen Strömungen zuwenden und den Liberalismus ablehnen. Er zeigt, warum die Politik der Stunde geprägt ist von Nationalismus und Wut, welche Rolle linke und rechte Parteien bei dieser Entwicklung spielen, und was wir tun können, um unsere gesellschaftliche Identität und damit die liberale Demokratie wieder zu beleben.

Francis Fukuyama: Identität – Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet. Hoffmann und Campe 2019, 22 Euro.Jetzt kaufen bei Amazon

Das letzte Wort hat: Volkmar Koch

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Geschäftsführer der Heart@Work GmbH und Autor des Buchs „Holistic Company“ Volkmar Koch vertritt die Ansicht, das Liebe im Kontext der digitalen Transformation der nächste Schritt zu einer ganzheitlichen Unternehmensführung ist, mit ihr die nächste disruptive Welle kommen wird. Die Fragen stellte Christoph Berger

Zur Person

Volkmar Koch ist Diplom-Kaufmann und Diplom-Informatiker (FH). Er ist seit über 20 Jahren als Führungskraft und Unternehmensberater tätig. Unter anderem war er Finanz- und Personalvorstand eines mittelständischen Unternehmens, Führungskraft in einem globalen Konzern und Partner einer internationalen Unternehmensberatung, spezialisiert auf die Themen der digitalen Transformation. Er ist Geschäftsführer des von ihm mitgegründeten Unternehmen Heart@Work. https://heart-at-work.com
Herr Koch, besucht man Ihre Unternehmenswebsite, wird man direkt mit der Frage konfrontiert: „Wie gelingt die digitale Transformation?“ Ich unterstelle nun mal, die ersten Assoziationen der meisten Menschen sind dabei technologischer Art. Doch darum geht es bei Ihnen nicht, oder? Doch, natürlich auch. Wer die aktuellen technologischen Möglichkeiten nicht verstanden hat, wird auf dem Weg der digitalen Transformation nicht weit kommen. Aber das allein reicht nicht. Mittlerweile hat die technologische Veränderung einen Umfang und eine Geschwindigkeit erreicht, dem viele Unternehmen und Menschen nicht mehr gewachsen sind – vor allem nicht mit den Vorstellungen und Management-Konzepten des 20. Jahrhunderts. Die Digitalisierung gelingt nur dann, wenn wir sie als einen umfassenden Paradigmenwandel verstehen. Sie erfordert, dass wir ein neues Weltbild unserem Handeln zugrunde legen, das auch der Technologie entspricht, auf der Digitalisierung aufgebaut ist: nämlich ein quantenphysikalisches, voller universeller Verbindungen und Wechselbeziehungen, statt eines mechanistischen, voll von objektbezogener Getrenntheit. Und gleichzeitig eine Rückbesinnung auf das, was uns als Menschen von Maschinen unterscheidet – vor allem die Fähigkeit zu fühlen, körperlich zu erleben, empathisch, bewusst, kreativ und, wenn sie sich dem öffnen können, beseelt zu sein. Das Erlernen und Verarbeiten von Wissen sowie algorithmisches Denken können Maschinen besser als wir, und das werden sie uns bald weitgehend abgenommen haben. Die zentrale These Ihres Buchs „Holistic Company“ ist, dass die Liebe auch und gerade im wirtschaftlichen Kontext die wesentliche Grundlage für eine produktive Überwindung von Getrenntheit darstellt. Achtsamkeit, Respekt etc. schön und gut, aber geht „Liebe“ da nicht etwas weit? Ich bin mir vollkommen klar darüber, dass „Liebe“ im Kontext von Unternehmen ein Fremdwort ist und zunächst für viele esoterisch klingt. Das hat aber viel mit unserem mangelnden Verständnis von Liebe zu tun. Versteht man die Liebe umfassend und entsprechend ihres wahren Wesens, wie auch Pierre Teilhard de Chardin, der sie als die einzige Kraft beschreibt, die „die Dinge eins machen kann, ohne sie zu zerstören“, kommt man der Sache schon näher: Nur der Liebe gelingt das Paradox, Einheit zu schaffen, Getrenntheit zu überwinden, ohne Individualität zu nehmen. Und genau darauf kommt es meiner Ansicht nach im 21. Jahrhundert an – die hochgradig vernetzte, verbundene und globale Einheit dennoch freier Individuen und Unternehmen. Achtsamkeit ist hierfür eine wesentliche Grundlage, aber nur der umfassenden Liebe gelingt es, Respekt und Wertschätzung allen Menschen und nicht nur einer ausgewählten Gruppe von Menschen gegenüber zu erbringen. Und es gibt noch einen weiteren wichtigen Aspekt: Die Digitalisierung, die uns zunehmend im äußeren verbindet, birgt ohne eine gleichermaßen wachsende innere Verbindung – als wesentlicher Aspekt der Liebe – die große Gefahr, uns immer weiter von uns selbst und voneinander als Menschen zu entfremden. Denken Sie nur an die Gruppen von Teenagern oder Managern, die in Grüppchen stehend, jeder für sich mit ihrem Handy beschäftigt sind. Oder an die Realitätsflucht von Menschen, die zunehmend ihre Zeit in Chats, beim Internet-Shopping und in virtuellen Welten von Online-Spielen verbringen. Diese immer größere Ablenkung im Außen, befeuert durch neue digitale Medien und uns manipulierende Big Data-basierte Algorithmen, trennt uns zunehmend von uns selbst, unserem inneren und körperlichen Erleben und echten zwischenmenschlichen Beziehungen. Zu wirklicher Freiheit und Erfüllung sowie zu einem angemessenen und bewussten Umgang mit den neuen technologischen Möglichkeiten können wir durch eine Reise zu uns selbst und unser Inneres finden. Nehmen wir mal Amazon als Beispiel, ein Konzern, der immer wieder für seinen exzellenten Kundenbezug als Best Practice herangezogen wird, Mitarbeiter andererseits aber eher zu vernachlässigen scheint: Ist Ihre Idee der Holistic Company, in der der Mensch als Kunde, Mitarbeiter, Investor und Dritter gleichgewichtig an erster Stelle des Handelns steht, mit einem solchen System wettbewerbsfähig? Ich war schon immer der Meinung, dass andere Unternehmen viel von Amazon in Bezug auf Kundenorientierung sowie der Digitalisierung von Geschäftsmodellen lernen können. Neu hingegen ist meine ganz grundlegende Einsicht, dass Disruption ganz grundlegend immer dort ansetzen kann und wird, wo aus einseitigen Motiven gehandelt wird, wie bei einer zu einseitigen Fokussierung auf die Gewinnmaximierung. Ein solches Handeln findet offensichtlich nicht zu ganzheitlichen und nachhaltigen Lösungen – und wo etwas noch nicht „ganz“ ist, kann und wird es über kurz oder lang besser und erfolgreicher gemacht werden. Und an genau dieser Stelle besteht die Möglichkeit oder auch Gefahr der Disruption durch Andere, wenn man dies nicht selbst erkennt. Oft wird dies von Unternehmen zu spät erkannt und erst dann offensichtlich, wenn äußere Veränderungen stattfinden – beispielsweise durch Technologiesprünge und/oder einen kollektiven Einstellungs- und Bewusstseinswandel. Genau ein solcher Wertewandel hin zu mehr Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung ist derzeit gerade in den jüngeren Generationen zu verzeichnen – und dieser kann angesichts der ebenfalls zunehmenden Transparenz und sozialen Vernetzung durch die Digitalisierung auch großen etablierten Playern im Sinne der Disruption gefährlich werden. Insofern: Kurzfristig mag es für Unternehmen attraktiv scheinen, mehr Gewinn auf Kosten anderer oder auch „kostenloser“ natürlicher Ressourcen zu machen. Aber langfristig wird eine Holistic Company, die aus dem Prinzip der Ganzheit und zum Nutzen aller agiert und so Sinn und Gewinn nachhaltig miteinander verbindet, nach meiner Überzeugung erfolgreicher und wettbewerbsfähiger sein – auch wirtschaftlich. Immer häufiger werden Entscheidungen anhand von Datenauswertungen getroffen, mit KI entscheidet Technik sogar eigenständig. Wie lässt sich diese Tendenz mit ihrer auf den Menschen konzentrierten Überzeugung vereinbaren? Die Technik ist ein Segen. Aber nur, wenn wir die Herren der Technik sind und sie zu unserem Wohl und Nutzen einsetzen. Die Technik ermöglicht uns heute einen Wohlstand und Möglichkeiten, von denen wir noch vor 100 Jahren nicht geträumt gewagt hätten. Werden wir aber zu Sklaven der Technik, verlieren wir uns selbst, werden zu willenlosen und manipulierbaren Konsumenten, funktionieren unfrei und erfüllen die Erwartungen anderer. Der Historiker Yuval Noah Harari hat warnend darauf hingewiesen, dass in der Vergangenheit Zivilisationen oft dann verschwanden, wenn deren technologischer Wandel schneller war, als deren Bewusstseinswandel. In dem Maße also, wie sich unsere technologischen Möglichkeiten angesichts von neuen Technologien wie Big Data und KI erweitern, sind wir als Menschen aufgefordert, uns weiter zu entwickeln und mit diesen immer bewusster und verantwortungsvoller umzugehen. Betrachtet man die momentanen gesellschaftlichen Entwicklungen, stellt sich die Frage: Ist die Menschheit für einen solch menschlichen und nachhaltigen Ansatz überhaupt bereit? Ja – ich glaube schon. Wenn man unter anderem auf das gerade stattfindende Wiederaufleben von Nationalismen schaut, könnte man meinen, dass dies nicht so ist. Andererseits beobachte ich in den letzten wenigen Jahren auch eine unglaubliche Zunahme von Menschen, die sich mit Themen der Nachhaltigkeit sowie der Achtsamkeit und Bewusstseinsentwicklung privat und auch im beruflichen Kontext auseinandersetzen. Viele, auch DAX Unternehmen in Deutschland, haben das Thema der „Mindfulness“ auf die ein oder andere Weise für sich entdeckt – bis vor wenigen Jahren noch undenkbar. Google ist wahrscheinlich eines der fortschrittlichsten Unternehmen im Thema der Digitalisierung und gleichzeitig auch der Achtsamkeit. Ich halte diese gleichzeitige Entwicklung – wie schon soeben ausgeführt – keineswegs für eine zufällige Koinzidenz. Die Zeit ist reif für einen grundlegenden inneren Paradigmenwechsel aufgrund des unübersehbaren äußeren Paradigmenwechsels – insbesondere durch die Digitalisierung und den technologischen Wandel.

Buchtipp

Volkmar Koch: Holistic Company. Europaverlag 2019, 28 Euro Jetzt kaufen bei Amazon
Und verfolgt man die Berichterstattung, so kann man den Eindruck bekommen, dass die Unternehmen regelrecht Getriebene sind, auf den digitalen Zug aufzuspringen und in Technik zu investieren. Was sagen Sie Kunden, die mit einem solchen Druck zu Ihnen kommen? Ich erlebe häufig, dass das „Digitalisieren“ zu einer Art Selbstzweck geworden ist und die Frage nach dem wirtschaftlichen und inhaltlichen „Warum?“ vor lauter Sorge, den Anschluss zu verpassen, zunehmend aus den Augen gerät. Ich glaube, dass es notwendig ist, sich als Entscheider mit dem Thema der Digitalisierung umfassend und in der Tiefe auseinanderzusetzen, aber ohne aktionistisch zu handeln und blind sogenannte „Best Practices“ von anderen Unternehmen zu übernehmen. Ich empfehle daher Kunden, sich dem Thema der Digitalisierung zunächst aus möglichst vielen Perspektiven zu nähern, um es umfassend und in seiner vollen Tragweite für sich zu verstehen und erst dann grundlegende und gezielte Veränderung vorzunehmen – auch in Bezug auf die eigenen Einstellungen und Überzeugungen. Und auf was kommt es in dieser sich rasant verändernden und komplexen Welt auf Seiten der Berater an? In den disruptiven Zeiten der Digitalisierung und angesichts einer komplex-dynamischen Umwelt sind weder aufwändige Analysen der Vergangenheit, noch eine umfangreiche Vorausplanung der Zukunft wirklich hilfreich – die Veränderungen sind einfach zu schnell. Die Stärkung von Resilienz sowie der Handlungs- und Veränderungsfähigkeit von Kunden im Hier & Jetzt sind daher zunehmend wichtiger, als die Ausarbeitung detailreicher Konzept- und Strategiepapiere. Hierfür sind gerade im Hinblick auf Präsenz, Zuhören, Kreativität, Intuition, Empathie, Bewusstheit und sich wirklich auf Kunden als Menschen einzulassen, umfassendere Kompetenzen von Beratern gefragt, als noch in der Vergangenheit – ohne natürlich, dass die Fähigkeit zur Strukturierung von Problemlösungsprozessen und zur Analyse obsolet würden. Eine wesentliche Grundlage hierfür ist – Achtung! – die Fähigkeit zur (Selbst-)Liebe, die meiner Ansicht nach auch eine entscheidende Eigenschaft dafür ist, eine wirklich authentische und erfolgreiche Führungskraft in einer „Holistic Company“ zu sein.

SLK-Kliniken Heilbronn GmbH

Branche
Krankenhaus

Produkte/Dienstleistungen
Gesundheitsdienstleistungen

Anzahl der Standorte
Klinikum am Gesundbrunnen, Heilbronn
Klinikum am Plattenwald, Bad Friedrichshall Geriatrische Rehaklinik Brackenheim Lungenklinik Löwenstein

Anzahl der MitarbeiterInnen
4.300

Gesuchte Fachrichtungen
Assistenzärzte (m/w/d)
Fachärzte (m/w/d)
Oberärzte (m/w/d)

Einsatzmöglichkeiten
Anästhesie
Augenheilkunde
Chirurgie
Dermatologie | Hautheilkunde
Gastroenterologie
Gefäßchirurgie
Geriatrie | Altersmedizin
Gynäkologie | Frauenheilkunde
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
Innere Medizin
Intensivmedizin
Kardiologie | Herzmedizin
Kinderheilkunde
Klinikhygiene
Laboratoriumsmedizin
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Neurochirurgie
Neurologie
Onkologie | Krebsheilkunde
Orthopädie & Unfallchirurgie
Pathologie
Pneumologie | Lungenheilkunde
Psychosomatik
Radiologie & Nuklearmedizin
Schmerztherapie
Strahlentherapie
Transfusionsmedizin & Blutbank
Urologie

Angebote für StudentInnen
Pflegepraktikum für Ärzte Praktisches Jahr Famulatur

SLK-Kliniken Logo

Ansprechpartner
Laura Thelen

Anschrift
Am Gesundbrunnen 20-26
74078 Heilbronn

Fon
07136 28-44126

E-Mail
jobs@slk-kliniken.de

Internet
www.slk-kliniken.de
www.slk-kliniken.de/jobs

karriereführer ingenieure 1.2019 – Nur noch kurz die Welt retten

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Nur noch kurz die Welt retten

Unter dem Begriff Integrated Industry entstehen neue Anlagen, in denen interdisziplinäres Know-how sowie digitale Themen wie Big Data und Künstliche Intelligenz (KI) ganz neue Möglichkeiten schaffen. Das fängt an bei Pilotprojekten, bei denen Ingenieure mit Biologen kooperieren – und führt zu Ideen, das Ökosystem der Erde anhand einer technischen Plattform zu managen.

Nur noch kurz die Welt retten

Unter dem Begriff Integrated Industry entstehen neue Anlagen, in denen interdisziplinäres Know-how sowie digitale Themen wie Big Data und Künstliche Intelligenz (KI) ganz neue Möglichkeiten schaffen. Das fängt an bei Pilotprojekten, bei denen Ingenieure mit Biologen kooperieren – und führt zu Ideen, das Ökosystem der Erde anhand einer technischen Plattform zu managen. von André Boße

In Aachen befinden sich drei Institute der Fraunhofer- Gesellschaft: das Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT, das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT und das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME. Die drei Fachbereiche behandeln viele eigene Themen, doch die Möglichkeiten der Industrie 4.0 legen den Instituten nahe, dass es sinnvoll ist, gemeinsam an neuen Lösungen zu arbeiten. Und genau das passiert: „Vernetzte, adaptive Produktion“ ist der Name eines Leistungszentrums, in dem die Forscher und Ingenieure Produktionsanlagen und -systeme entwickeln, in denen sich das Know-how aller drei Institute widerspiegelt.

Klimawandel stoppen, Erde retten

Klimaschutz ist in aller Munde. Kaum ein Tag vergeht, an dem in den Medien nicht über drohende Szenarien berichtet wird. Viele Politiker geben sich allerdings unbeeindruckt: Deutschland gibt sich als Vorbild in Sachen Klimaschutz, unterläuft aber die eigenen Beschlüsse. Der US-Präsident Donald Trump steigt aus dem Klima abkommen aus. Zahlreiche Länder der Dritten Welt wiederholen die Fehler der Industriestaaten: Sie opfern Wälder und Naturräume einem unbedachten Fortschrittsglauben. Joachim Käppner, Redakteur und Autor der Süddeutschen Zeitung, ist jedoch überzeugt: Noch ist es nicht zu spät zur Rettung der Natur und unserer Lebensgrundlagen – wenn wir alle sofort umdenken und unser Handeln verändern. Sein Buch will den Weg dahin zeigen. Joachim Käppner: Die letzte Chance für unsere Erde. Verlag Süddeutsche Zeitung 2018. 9,90 Euro Jetzt kaufen bei Amazon
Die Forscher – darunter auch Ingenieure – entwickeln hier Lösungsansätze, damit der Wandel zur Industrie 4.0 tatsächlich gelingen kann. Zusammen mit Forschern der RWTH Aachen und Partnern aus der Industrie arbeitet das Fraunhofer- Leistungszentrum an neuen Produktionssystemen und Wertschöpfungsketten. Ob die Theorie auch wirklich funktioniert, wird anhand von konkreten Fertigungen validiert. Das Aachener Projekt läuft seit Ende 2016 und startete mit einem stattlichen Budget in Höhe von 6,4 Millionen Euro. Aufgabe des Leistungszentrums sei es, in einem Zeitraum von drei Jahren eine offene Forschungsplattform und Testumgebung für die Industrie zu entwerfen, in der neue Konzepte einer digitalisierten Produktion erforscht und praxisnah erprobt werden können, heißt es in der Broschüre zum Projekt. Leistungsstarke Partner aus dem Umfeld von IT-Systemanbietern, Anlagenherstellern und produzierenden Unternehmen hätten bereits ihre Mitarbeit für die weitere Zusammenarbeit zugesagt – was zeigt, dass dieses Leistungszentrum die Grenzen zwischen Ingenieurwesen und IT einreißt. Und genau dieses offene Denken ist gefragt: Je weiter die Realisierung der Ideen und Methoden der Industrie 4.0 voranschreitet, desto enger verzahnen sich die beiden Bereiche. Wobei wichtig ist, dass die Kollaborationen auf Augenhöhe passieren: Weder müssen Ingenieure plötzlich komplett wie IT-Spezialisten ticken, noch dürfen sie verlangen, dass die Digitalexperten ein Grundlagenstudium für Maschinen- und Anlagenbau abschließen.
Da alle Daten aus der Produktion von den Sensoren aufgezeichnet und individuell für jedes Produkt gespeichert werden, entsteht von jedem Produkt ein ‚digitaler Zwilling‘.
Der Gewinn entsteht gerade dadurch, dass beide Gruppen ihre Expertise und ihre Denkweisen einbringen. Was jedoch nötig ist, ist eine Offenheit für den jeweils anderen Bereich und seine Themen und Möglichkeiten. So dürfen die Ingenieure KI- und Cloud-Methoden nicht ablehnen, nur weil sie auf den ersten Blick keine Anwendungsmöglichkeiten erkennen. Auf der anderen Seite stehen sie vor der Aufgabe, den IT-Leuten klarzumachen, dass digitale Lösungen in der Industrie eben nicht nur in virtuellen Räumen benötigt werden, sondern mit tatsächlichen Maschinen zu tun haben, die tatsächliche Dinge tun. (Mehr zu diesem Thema im Top-Interview mit Prof. Dr. Martin Ruskowski)

Digitalisierung in der Produktion

Zurück nach Aachen ins multidisziplinäre Leistungszentrum: Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten finden dort in mehreren „Pilotlinien“ statt: In einer geht es um die Fertigung von Bauteilen für Turbinen für die Luftfahrt und die Energiegewinnung, eine andere setzt auf Pflanzen zur Gewinnung von Medikamenten, und weitere befassen sich mit der Produktion von Batteriemodulen für Elektroautos und mit dem Werkzeugbau. „Allen gemeinsam ist, dass wir damit die Digitalisierung und Vernetzung in die reale Fertigungsumgebung bringen“, sagt Professor Dr. Thomas Bergs, Direktor des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie IPT und Lehrstuhlinhaber am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen. „Wir statten die Anlagen mit zahlreichen Sensoren aus, die permanent Messdaten aus den Maschinen an eine zentrale Datenbank senden – und zwar kabellos, zum Beispiel über den kommenden Mobilfunkstandard 5G.“

Geoengineering: Eingriff in die Natur

Je weniger Erfolg die Menschen haben, den Klimawandel abzumildern, desto intensiver wird über die Möglichkeit technischer Eingriffe diskutiert, die das Klima beeinflussen. Die Experten vom Max-Planck-Institut für Meteorologie unterscheiden zwei Methoden: „Carbon dioxide removal techniques“ (CDR) soll CO2 aus der Atmosphäre entfernen; solares Strahlungsmanagement (SRM) reflektiert solare Strahlung zurück in den Weltraum, womit der Erwärmung durch die Treibhausgase entgegengewirkt werden soll. Experten warnen, dass diese Eingriffe weitreichende und nicht absehbare andere Folgen haben können, weshalb erste Experimente nur am Computer vorgenommen werden. Quelle: www.mpimet.mpg.de/mitarbeiter/ulrike-niemeier/geoengineering/
Bei der Herstellung der Turbinenbauteile für Flugzeugantriebe komme es zum Beispiel auf Präzision und Sicherheit an. In der Produktion werden die Schaufeln heute vielfach mit Werkzeugmaschinen aus einem massiven Titanblock gefräst. Dabei können Schwingungen entstehen, die bei der Bearbeitung zu Ungenauigkeiten führen. In der Pilotanlage, heißt es in einer Mitteilung des Fraunhofer IPT, wurden deshalb Senso ren installiert, um die Schwingungen von Hundertstel Millimetern innerhalb weniger Millisekunden präzise aufzunehmen. Bei der Pilotanlage, in der unter kontrollierten Bedingungen Pflanzen gesät, aufgezogen und biochemisch verändert werden, sodass sie Medikamente produzieren, überwachen andere Sensoren wiederum das Pflanzenwachstum. Ziel dabei sei es, Qualitäten und Größen der Pflanzen durch Bildanalysealgorithmen und Big-Data-Verfahren bewerten zu können, um optimale Bedingungen für die Produktion der Wirkstoffe in den Pflanzen zu schaffen. Die enormen Datenmengen, die in den verschiedenen Produktionsprozessen entstehen, sollen, zum Teil über das 5G-Netz, in eine gesicherte Cloud mit dem Namen „Virtual Fort Knox“ fließen. „Erst die drahtlose Datenübertragung mit 5G in die Cloud schafft die Voraussetzungen, um durch schnelle Anpassung der Maschine solche Schwingungen zu verhindern, noch bevor sie auftreten“, so Bergs. Und noch eine Besonderheit bietet das Leistungszentrum: Da alle Daten aus der Produktion von den Sensoren aufgezeichnet und individuell für jedes Produkt gespeichert werden, entsteht von jedem Produkt ein „digitaler Zwilling“ – also eine virtuelle Version des echten Produkts, die jedoch die gesamte Produktionshistorie enthält. „Mithilfe des digitalen Zwillings einer Produktionsstufe können wir die Zeit quasi zurückdrehen und genau feststellen, wann und an welcher Stelle ein Fehler passiert ist“, sagt Mario Pothen, Projektleiter beim Fraunhofer IPT. Treten also Schäden auf, könne man im Prozess „zurückblättern“ und den Daten entnehmen, wo der Fehler entstanden ist, um den Prozess zu optimieren.

Integrated Industry

Das Leistungszentrum „Vernetzte, adaptive Produktion“ zeigt zweierlei: Erstens kommen jetzt als Piloten Anlagen in die Praxis, die das Versprechen der Industrie 4.0 einhalten, weil sie die industrielle Produktion tatsächlich intelligenter machen. Zweitens entstehen diese Entwicklungen in Teams und mit thematischen Zusammenhängen, die alle üblichen Rahmen sprengen. Die „Integraded Industry“ wird Wirklichkeit, weil sich Techniken vernetzen, synchronisieren und in der Produktion eingesetzt werden. Beim Frä sen riesiger Turbinen zum Beispiel kommt es auf minimale Schwingungen an. Die eingesetzten Sensoren ähneln denen, die auch das Wachstum von Pflanzen überwachen. Auch Cloud, Datenübertragungswege und Analysetools ähneln sich: Durch die angewandte Industrie 4.0 rücken die Ingenieure verschiedener Fachbereiche enger zusammen und arbeiten daher mit Experten aus ganz anderen Bereichen zusammen – insbesondere mit IT-Spezialisten. Das Beispiel des „digitalen Zwillings“ ist ein perfektes Sinnbild für diese Synergien: Dieses virtuelle Produkt ist kein Selbstzweck – sinnvoll ist es nur dann, wenn es dabei hilft, das tatsächliche Produkt zu optimieren. Reale und digitale Anlagen werden also in Bezug gesetzt. Wobei diese Bezüge im besten Fall von einer Instanz mitorganisiert wird, die im Kern dieser Entwicklungen steht: der künstlichen Intelligenz.
Während die autonom handelnde künstliche Intelligenz kritisch hinterfragt wird, bietet die ‚Augmented Intelligence‘ Ingenieuren eine Reihe von Chancen.

Von automatisiert bis autonom

Das Spektrum möglicher Einsätze der künstlichen Intelligenz zeigt aktuell vier Möglichkeiten, die die Unternehmensberatung PwC in der Studie „Fourth Industrial Revolution for the Earth“ wie folgt zusammengefasst hat: Die „Automated Intelligence“ übernimmt sich wiederholende Tätigkeiten, die dennoch eine Form von Intelligenz benötigen. Dazu zählt zum Beispiel ein Roboter, der lernt, in einer Fabrik die Abfälle zu sortieren. „Assisted Intelligence“ ist ein System, das riesige Datenmengen nach Auffälligkeiten durchforstet – und zwar viel schneller, als ein Mensch es je könnte. Systeme mit „Augmented Ingelligence“ gehen einen Schritt weiter, weil sie in der Lage sind, nach einer Datenvorgabe von Menschen in einer „augmented“ (auf Deutsch: „erweiterten“) Realität Szenarien von morgen zu entwerfen, und uns dabei helfen, einen Eindruck von der ungewissen Zukunft zu erhalten. „Autonomous Intelligence“ schließlich ist ein System, das ohne menschliches Dazutun Entscheidungen trifft und vollzieht.

Mission Weltenrettung

Während diese autonom handelnde KI kritisch hinterfragt wird, bietet die „Augmented Intelligence“ Ingenieuren eine Reihe von Chancen. Der „digitale Zwilling“ eines technischen Gegenstands aus der Produktion ist eine davon, jedoch denken einige Ingenieure schon viel weiter. Bräuchte man nicht eigentlich einen „digitalen Zwilling“ unserer Erde? Im genannten PwC-Report entwerfen die Autoren die Vision einer virtuellen Version unserer Welt, mit der sich in Echtzeit alle Ökosysteme beobachten, modellieren und managen lassen. Auf dieser Plattform würde eine riesige Menge Daten verarbeitet werden, man müsste sie transparent gestalten und in der Anwendung einfach halten. Und: Ihr zugrunde liegen müsste eine Kollaboration von Unternehmen, IT-Experten, Ingenieuren, Regierungen und Organisationen. Kurz: Das Ziel ist eine „Integrated Weltenrettung“.

Industrie 4.0: Unternehmen erhöhen Investitionen

Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young von Anfang 2019 verstärken deutsche Unternehmen ihre Anstrengungen zur Vernetzung der Produktion und Digitalisierung ihres Geschäftsmodells deutlich: So wollen acht von zehn Unternehmen im kommenden Jahr mehr in Industrie 4.0 investieren. Dazu zählen beispielsweise Investitionen in die Vernetzung von Maschinen, in digitale Abbilder oder ins Cloud Computing. Die größten Hindernisse bei der Einführung : 62 Prozent der Unternehmen können die nötigen Investitionen nicht stemmen, 54 Prozent haben zu wenig qualifiziertes Personal.
Ingenieure hätten hier die Aufgabe, zusammen mit KI-Spezialisten Probleme zu erkennen und Lösungen zu entwickeln. „Wenn wir künstliche Intelligenz richtig einbinden, können wir damit eine Revolution in puncto Nachhaltigkeit erreichen. Künstliche Intelligenz wird der Motor der Vierten Industriellen Revolution sein“, sagt Hendrik Fink, Partner und Leiter Sustainability Services bei PwC. Dabei sei es wichtig, dass die Risiken dieser KI-gestützten Kooperationen bedacht werden. Dazu zählen laut des Reports nicht nur wirtschaftliche Risi ken, sondern insbesondere auch Sicherheits- und Kontrollrisiken, beispielsweise die Frage, wie sich die Systeme vor unerlaubten Zugriffen schützen lassen. Auch ethische und soziale Fragestellungen seien mit der KI verbunden. Fink: „Alle Stakeholder sollten eng zusammenarbeiten, um für Sicherheit und Transparenz zu sorgen. Nur wenn sie Vertrauen in der Gesellschaft schaffen, kann KI gewinnbringend zur Rettung unseres Planeten eingesetzt werden“, so Fink.

Vom Artenschutz bis zur sicheren Infrastruktur

Der Report des Beratungsunternehmens zeigt sechs Handlungsfelder, deren Unterpunkte belegen, wie groß die Rolle der Ingenieure sein wird, wenn es um nicht weniger geht als darum, die Zukunft des Menschen auf dieser Erde zu sichern. An erster Stelle steht der Klimawandel, der abgemildert werden muss – von Bedeutung sind hier Bereiche wie Erneuerbare Energien, neue Mobilitätslösungen, nachhaltige Produktionsmethoden sowie smarte Städte und Häuser. Beim zweiten Thema „Biologische Vielfalt und Artenschutz“ sind Ingenieure gefragt, um Verschmutzungen zu kontrollieren und eine „Grüne Ökonomie“ zu etablieren. „Gesunde Meere“ lenkt den Blick auf die Ozeane, wo die Bekämpfung und Verhütung von Verschmutzung, insbesondere durch Plastik, eine große Rolle spielt. Beim Thema „Gewässerschutz“ geht um neue Techniken, um die wachsende Weltbevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen. Gefragt sind hier auch Vorsorgestrategien mit Blick auf Dürren, die uns bevorstehen werden. Das Thema „Luftreinhaltung“ nennt neue Filter- und Frühwarnsysteme sowie die Entwicklung sauberer Kraftstoffe als Kernaufgaben. Beim sechsten Thema „Unwetter- und Katastrophenvorsorge“ geht es unter anderem darum, eine widerstandsfähige Infrastruktur gegen Stürme und Fluten zu entwickeln. Von kleinsten Sensoren für die Analyse von Schwingungen bis zur Konstruktion großer Dämme – die Herausforderungen, auf die Ingenieure in den kommenden Jahren treffen werden, sind an Vielfalt kaum zu überbieten. Dementsprechend offen müssen Einsteiger sein. Sie müssen sich bewusst werden, dass das Feinjustieren von kleinen Schrauben große Auswirkungen haben kann. Und dass sie bei diesen Prozessen von KI-Systemen begleitet werden, die mal automatisiert helfen, mal neue Szenarien entwerfen – aber auch im Zusammenspiel mit Informatikern so programmiert werden, dass sie Aufgaben autonom übernehmen, ohne dass dadurch ein Risiko des Kontrollverlusts entsteht.

Cover-Kollege-ITBuchtipp: „Kollege KI“

Der Einsatz von KI-Methoden in der Produktion macht sich bezahlt, wenn er glückt. Die Autoren Stefan Gröner und Stephanie Heinecke befürchten jedoch, dass viele Unternehmen noch immer in einer Art „Schockstarre“ stecken, weil sie nicht wissen, was wirklich auf sie zukommt, sollte die künstliche Intelligenz Einzug erhalten. Ihr Buch „Kollege KI: Künstliche Intelligenz verstehen und sinnvoll im Unternehmen einsetzen“ ist als Einführung gedacht, um Chancen aufzuzeigen und Risiken zu erklären. Es eignet sich auch für Einsteiger in den Ingenieurberuf, die wissen wollen, welche KI-Szenarien in den Unternehmen möglich sind. Stefan Gröner und Stephanie Heinecke: Kollege KI. Künstliche Intelligenz verstehen und sinnvoll im Unternehmen einsetzen. Redline Verlag 2019. 19,99 Euro Jetzt kaufen bei Amazon

Der KI-Ingenieur Prof. Dr. Martin Ruskowski im Interview

Ist die künstliche Intelligenz (KI) ein mysteriöses System, das dem Ingenieur die Kontrolle nimmt? Oder ein Helferlein wie bei Daniel Düsentrieb, das dem Menschen Fleißarbeit abnimmt? Professor Dr. Martin Ruskowski, Maschinenbauprofessor an der TU Kaiserslautern und Bereichsleiter am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, hat eine klare Meinung: Ohne den Menschen ist die KI nichts. Daher tragen die Ingenieure auch weiterhin die Verantwortung – und stehen vor der Aufgabe, zusammen mit IT-Experten Maschinen zu entwickeln, die menschenähnliche Strategien anwenden. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Professor Dr. Martin Ruskowski studierte Elektrotechnik an der Leibniz-Universität Hannover und promovierte dort im Maschinenbau. In seiner Doktorarbeit befasste er sich mit der Dynamik von Werkzeugmaschinen und dem Einsatz von aktiven Magnetführungen zur Unterdrückung von Schwingungen. Nach mehreren Führungspositionen in der Industrie war er ab 2015 als Vice President beim Technikkonzern Kuka tätig und verantwortete in der Kuka Industries Group den globalen Bereich Research & Development. 2017 trat er am Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen und Steuerungen (WSKL) der TU Kaiserslautern die Professur im Fachbereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik an. Er leitet zudem den Forschungsbereich Innovative Fabriksysteme am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz.
Herr Prof. Ruskowski, die einen sagen, die künstliche Intelligenz werde uns Arbeitsplätze wegnehmen, die anderen halten dagegen und sagen: Sie bringt neue Jobs. Wieder andere glauben, die KI sei in der Lage, das, was wir unter Arbeit verstehen, komplett auf den Kopf stellen. Welches Lager hat recht? Keines. Denn die KI alleine tut erst einmal gar nichts. Weder nimmt sie Arbeitsplätze weg, noch schafft sie welche. Und sie verändert die Arbeit auch nicht. Was dagegen richtig ist: Menschen nutzen die Möglichkeiten der KI, um Arbeitsplätze zu verändern. Was mich an der öffentlichen Diskussion stört, ist, dass so getan wird, als geschehe das alles außerhalb unserer Reichweite, als existiere mit der KI eine fremde Macht, die unser Leben umkrempeln wird. Diese Idee stimmt so wenig wie das Bild einer Armee von Robotern, die uns die Jobs wegnimmt. Science-Fiction. Genau. Die Realität ist doch: Wir Menschen bauen Roboter in Produktionsanlagen ein, um relevante Probleme zu lösen. Was auch heißt: Wir sind am Hebel, wir sind verantwortlich für das, was wir tun. Wie definieren Sie KI? Als ein Teilgebiet der Informatik, in dem Maschinen Probleme lösen, indem sie menschenähnliche Strategien anwenden. Anders gesagt: Wenn Sie das Gefühl haben, die Kiste habe mitgedacht. Wobei wir der Kiste die Intelligenz erst beibringen müssen. Genau, das ist der entscheidende Punkt. Es geht also um zwei Fragen: wie man die Intelligenz programmiert und wie man sie dann einsetzt. Wobei auch klar sein muss, dass es nicht die eine künstliche Intelligenz gibt, KI ist ein riesengroßer Blumenstrauß an Methoden der Informatik.
Wir sind am Hebel, wir sind verantwortlich für das, was wir tun.
Jetzt treffen in der Industrie diese Methoden der Informatik auf den Anlagen- und Maschinenbau. Sind beide Seiten bereit dafür? Historisch betrachtet nicht, aber sie bereiten sich langsam darauf vor. Das Problem ist, dass der Anlagenbau – auch der mit Software bestückte – in der Denke vieler Unternehmen immer noch eine Elektrokonstruktion ist. Das bedeutet, die Maschinen werden von gelernten Elektrikern oder Elektroingenieuren so programmiert, als handle es sich um elektrische Anlagen, nicht um digitale. Kurz: Gedacht wird traditionell in Schaltern und Kabeln. Selbst moderne Industrieroboter werden in den Unternehmen häufig sehr simpel programmiert, mit uralten Makrosprachen, teilweise aus den 70er-Jahren. Die Informatik hingegen kennt alle diese wunderbaren neuen Methoden, ist es aber nicht gewohnt, dass auf die Programmierungen mechanische Bewegungen in Echtzeit folgen. Wenn sich ein von Softwareprozessen gesteuerter Roboter bewegt, dann bewegt er sich nicht in einer Simulation, sondern eben in der Realität. Und wenn ihm dann etwas in die Quere kommt, dann benötigen wir eine Programmierung, die sofort das Richtige einleitet, um den Crash zu verhindern. Legt der Computer dann erst einmal eine Gedenkminute ein, ist es zu spät. Ein Mensch würde vielleicht gedankenschnell reagieren. Genau, aus der Erfahrung der Millionen Jahre Evolution. Vielleicht wäre er auch zu langsam, aber er wüsste zumindest, was zu tun ist, weil er die Intelligenz dafür mitbringt. Die Aufgabe des Zusammenspiels aus Informatikern und Ingenieuren ist es also, die Maschinen dazu zu bringen, dass auch sie möglichst gedankenschnell handeln. Das ist aber eine schwierige Aufgabe, denn keine KI kommt von alleine auf die Idee, dass etwas Unvorhergesehenes passieren könnte. Denn die Maschine weiß ja gar nicht, dass es etwas Unvorhergesehenes geben kann. Sie kennt nur ihren eigenen Bildungsraum – über das, was sich jenseits ihrer Box abspielt, ist sie nicht informiert. Ihr alle Eventualitäten beizubringen, ist eine intensive Angelegenheit.
Weder nimmt sie Arbeitsplätze weg, noch schafft sie welche. Und sie verändert die Arbeit auch nicht.
Wäre es nicht einfacher, der Mensch hilft der Maschine – und die beiden bilden ein Team? Ja, im Idealfall delegieren wir Fleißarbeiten an die Maschine, die diese erstens besser ausführt und uns damit zweitens die Zeit gibt, uns um andere Dinge zu kümmern. Um hochwertige und kreative Arbeiten, bei denen wir unsere menschliche Intelligenz ins Spiel bringen können. Wie das Helferlein bei Daniel Düsentrieb. Ganz genau, ein sehr gutes Symbol dafür, wie KI uns helfen kann, wobei uns bewusst bleiben muss: Wir sind es, die die Kontrolle haben. Den Gedanken, dass wir die Kontrolle abgeben könnten, sollten wir gar nicht erst verfolgen. Wobei der Mensch dazu neigt, ganz gerne Verantwortung abzugeben, zum Beispiel an ein technisches System, um sich dann dahinter zu verstecken. Damit kommen wir aber nicht durch, weil wir es sind, die diese Maschinen programmiert haben und ihnen durch Lernverfahren Dinge beigebracht haben. Kurz gesagt: Die Verantwortung bleibt bei uns. Wir Ingenieure müssen aufpassen, dass es nicht zu dem Punkt kommt, an dem wir einem System eine Entscheidung überlassen, die wir selbst nicht mehr verantworten können. Oder verantworten wollen. Sagt mir ein Kollege, er könne nicht mehr abschätzen, wie die KI eine Maschine steuert, dann sage ich ihm: Dieses System ist für die Praxis nicht mehr geeignet. Da muss es eine klare Grenze geben. Wie kann es denn gelingen, dass Experten aus den Bereichen Ingenieurwissenschaften und Informatik ein besseres Verständnis füreinander erhalten? Miteinander reden – und dabei feststellen, dass die jeweils andere Seite unterschiedlich auf ein Problem schaut. Diese Begegnungen sind wichtig, weil wir dringend die Synergien benötigen, die entstehen, wenn man beide Disziplinen zusammenbringt. In vielen Prozessen erfolgt das viel zu spät, dann werden im Anlagenbau noch Dinge mechanisch konstruiert, die man viel einfacher mit Hilfe von Software lösen könnte. Durch die Synergien entsteht das, was wir Smart System Engineering nennen: Man setzt sich frühzeitig zusammen und analysiert gemeinsam das Problem.

Zum Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz

Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) wurde 1988 gegründet und hat Standorte in Kaiserslautern, Saarbrücken und Bremen, ein Projektbüro in Berlin und Außenstellen in Osnabrück und St. Wendel. Es ist auf dem Gebiet innovativer Softwaretechnologien auf Basis von Methoden der Künstlichen Intelligenz die führende wirtschaftsnahe Forschungseinrichtung Deutschlands. Seine Projekte behandeln das gesamte Spektrum von der anwendungsorientierten Grundlagenforschung bis zur markt- und kundenorientierten Entwicklung von Produktfunktionen. Aktuell forschen rund 560 Mitarbeiter aus etwa 60 Nationen an innovativen Software-Lösungen. Das DFKI dient als Karrieresprungbrett für junge Wissenschaftler in Führungspositionen in der Industrie oder in die Selbstständigkeit durch Ausgründung von Unternehmen.

Engineering Diversity

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Diversity – also die Unterschiedlichkeit der Beschäftigten eines Unternehmens – spielt im Arbeitsleben eine immer größere Rolle. Wie schaut es bei den Ingenieur*innen mit dem Thema Vielfalt aus? Von Tina Schaafs, Projektleitung VDI EnablING, und Ingo Rauhut, Geschäftsführer Fachbeirat Beruf und Arbeitsmarkt, Verein Deutscher Ingenieure (VDI)

Organisationen und Ingenieur*innen agieren in einer Welt, in der die Vielfalt der Lebensentwürfe stetig zunimmt. Diversity steht hierbei für die Anerkennung sowie die Würdigung der Unterschiedlichkeit von Menschen in der Gesellschaft. Angesichts der Veränderungen durch die globalen Megatrends hilft Ingenieur*innen die Auseinandersetzung mit Diversität, um nötige Kompetenzen aufzubauen, Vielfalt als Wertschöpfungsressource nutzen zu können und die dafür nötigen Rahmenbedingungen zu setzen. Welche globalen Megatrends beeinflussen die Zukunft der Arbeit in und von Organisationen? Das sind vor allem die Globalisierung, die Digitalisierung, der demografische Wandel und eine zunehmende Individualisierung. All dies wirkt sich darauf aus, wie, mit wem und für wen wir zusammenarbeiten. Daher wird es in Zukunft immer wichtiger, dass sich verschiedenste Menschen aus aller Welt mit unterschiedlichen Kompetenzen in kurzer Zeit aufeinander einstellen, um gemeinsam produktiv an technischen Lösungen zusammenzuarbeiten.

Vielfalt auf dem Ingenieurarbeitsmarkt

 

Redaktionstipp:

Charta der Vielfalt: www.charta-der-vielfalt.de
Die globalen Trends spiegeln sich auch auf dem deutschen Ingenieurarbeitsmarkt wider. Betrachten wir die Altersstruktur des Ingenieurarbeitsmarkts, so ist der größte Teil der Ingenieur*innen zwischen 35 und 49 Jahre alt. Der demografische Wandel zeigt sich im geringeren Anteil jüngerer Ingenieur*innen. Der Anteil weiblicher Ingenieure steigerte sich dabei seit 2011 von knapp 14 Prozent auf über 18 Prozent. Auch der Anteil erwerbstätiger Ingenieur*innen mit mindestens einer ausländischen Staatsangehörigkeit erhöhte sich kontinuierlich in den letzten Jahren und beläuft sich gegenwärtig auf knapp über 12 Prozent. Wenn man sich die einzelnen Bereiche anschaut, in denen Ingenieur*innen ausgebildet sind, fällt auf, dass insbesondere in der Informatik, Elektrotechnik oder dem Maschinenbau der Frauenanteil unterdurchschnittlich ist. Am höchsten ist der Frauenanteil dagegen im Bauingenieurwesen. Wir sehen also, dass auch in der Ingenieurswelt die Vielfalt zunimmt. Und das ist gut so. Die besten technischen Lösungen lassen sich nämlich besser erreichen, wenn man Vielfalt anerkennt und wertschätzt und diese produktiv zu nutzen versteht.

Chancengerechtigkeit in Lehre und Forschung

Der VDI, die RWTH Aachen und die Stiftung Mercator laden am 14. Mai 2019 in Aachen zur Tagung „Engineering Diversity – Vielfalt als Mehrwert gestalten“ ein. Lehrende und Forschende sowie Studierende und Absolvierende aus ingenieur- und naturwissenschaftlichen Fakultäten sowie Funktionsträger der Hochschulen werden sich an diesem Tag über Vielfalt in der Ingenieurausbildung austauschen sowie von- und miteinander lernen. Es werden innovative Projekte, kreative Ideen sowie gewinnbringende Lehr- und Lernformate vorgestellt, die die Anzahl von Studienanfängern sowie die Erhöhung des Studienerfolgs von Studierenden diverser Herkunft und somit die Chancengerechtigkeit in Lehre und Forschung fördern sollen. Über die Ergebnisse der Tagung wird der VDI berichten.

Ein kleiner CO2-Fußabdruck lockt Mitarbeiter

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Der drohende Klimawandel zwingt viele Unternehmen dazu, ihre Energiepolitik zu überdenken und ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. Das bringt nicht nur der Umwelt Vorteile, sondern auch den Unternehmen selber. Von Sabine Olschner

Strom, Wärme, Kühlung: Früher haben Unternehmen einfach ihren Energieverbrauch für die Produktion und für den Betrieb ihrer Geschäftsgebäude gemessen. Heute ist das Thema Energie komplexer geworden: Unternehmen analysieren die gesamte Wertschöpfungskette ihrer Produkte und überlegen, wie sie die Herstellung und auch den Gebrauch der Produkte effizienter gestalten können. Das fängt beim nachhaltigen Lieferanten an und geht bis zu neuen Geschäftsmodellen, beispielsweise „Mieten statt kaufen“, denn das kann die Auslastung von Produkten deutlich erhöhen und damit in Summe zu geringeren Emissionen führen. Klar ist: Jeder, so auch die Industrie, muss heute seinen Beitrag zur Decarbonisierung, also der Verringerung des CO2-Ausstoßes, leisten, damit der Klimawandel überhaupt noch gestoppt werden kann. Stellschrauben dafür gibt es viele: Unternehmen entwickeln zum Beispiel Wege, Materialflüsse optimaler zu gestalten und damit Transportwege zu sparen. Auch die Verwendung alternativer Rohstoffe kann im Gesamtblick Energie sparen. „So können zum Beispiel statt neu produzierter wiederaufbereitete Materialien benutzt werden. Das wird aktuell stark im Zusammenhang mit dem Wandel zur sogenannten Circular Economy diskutiert“, erklärt Robert Prengel, Senior Manager im Bereich Sustainable Services bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Die Berater unterstützen Unternehmen bei einer Vielzahl von Fragen zum Thema CO2-Fußabdruck. Ein weiteres Beispiel ist die smarte Entwicklung optimierter Transitionspfade für den bestehenden technischen Anlagenpark. „Vor allem bei jungen Mitarbeitern herrscht ein starkes Bewusstsein für Umweltschutz“, beobachtet Robert Prengel. „Sie wollen einen gesellschaftlichen Beitrag leisten und haben daher eine andere Erwartungshaltung an ihren Arbeitgeber, als es früher der Fall war.“ Bemühungen zur Verringerung von CO2-Emissionen in Wertschöpfungsketten stehen daher auch im Einklang mit den Zielen aktueller Personalstrategien und sollten auch nach außen hin sichtbar gemacht werden. „Natürlich müssen die Maßnahmen und die Berichterstattung darüber Hand und Fuß haben und nicht nur Lippenbekenntnisse sein“, betont der Berater. So kann nachhaltiges Denken und Handeln – vor allem für mittelständische Unternehmen, die mit den Großen um Nachwuchskräfte konkurrieren – auch ein Pluspunkt bei der Rekrutierung sein. „Das Thema Nachhaltigkeit wird derzeit vor allem von großen Unternehmen sichtbar vorangetrieben“, so die Erfahrung von Robert Prengel. „Viele mittelständische Unternehmen beschäftigen sich zwar mit Umweltthemen, berichten aber zu wenig darüber.“ Umso mehr stechen jene hervor, die den Umweltschutz als integrierten Teil der Unternehmenskultur kommunizieren.

 CO2-Rechner für Unternehmen und Privatpersonen

Die Firma Klimaktiv hat CO2-Rechner für Unternehmen und Privatpersonen entwickelt. Angehende Ingenieure, die sich für die Berechnung interessieren, können sich die Testversion des Unternehmensrechners anschauen: https://klimaktiv.co2-pro.de Der Rechner für Privatpersonen ist auf der Seite des Umweltbundesamtes zu finden: http://uba.co2-rechner.de

Auf zu neuen Supertechnologien

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Seit einigen Jahren beginnen die Physiker zu realisieren, dass die Quantenphysik einen bedeutenden Vorrat an noch nicht ausgeschöpften technologischen Möglichkeiten besitzt. Wir stehen am Anfang einer weiteren atemberaubenden technologischen Entwicklung: einer zweiten Quantenrevolution, sagt Gastautor Lars Jaeger – Unternehmer, Wissenschaftler, Schriftsteller und Finanztheoretiker.

Der Siegeszug der Quantenphysik begann in den ersten Monaten des 20. Jahrhunderts mit der Beobachtung, dass auf atomarer Ebene bestimmte Größen nicht jeden beliebigen Wert annehmen können. Sie sind in sogenannten Quanten (lateinisch „quantum“ = so viel) abgepackt. Kurz darauf erkannten die Physiker, dass Licht und Materie einmal als Welle, ein anderes Mal als Teilchen kommen. Doch wie kann ein räumlich lokalisiertes Teilchen gleichzeitig eine räumlich ausgedehnte Welle sein? Die Physiker mussten lernen, dass Quantenobjekte mehrere Zustände gleichzeitig aufweisen können, beispielsweise zum gleichen Zeitpunkt an verschiedenen Orten sein. Außerdem lassen sich die Eigenschaften von Quantenobjekten nur mit Wahrscheinlichkeiten angeben: Messergebnisse sind vom Beobachter abhängig, und ihre Zustände zerfallen außerhalb jeglicher Zeit. Das merkwürdigste aller Quantenphänomene ist jedoch die Verschränkung räumlich getrennter Teilchen. Selbst wenn sie weit voneinander entfernt sind, können zwei Teilchen aneinander gekoppelt sein. Doch trotz all dieser Unwägbarkeiten sagt die heutige Quantentheorie den Ausgang von Experimenten und Naturgeschehnissen mit einer in der gesamten Wissenschaft unübertroffenen Exaktheit vorher. Weil wir immer exakter berechnen können, was sich auf atomarer Ebene abspielt, beherrschen wir den Mikrokosmos immer besser. Längst sind Anwendungen der Quantenphysik Bestandteil unseres Lebens geworden: Elektronik, Digitaltechnologien, Laser, Mobiltelefon, Satelliten, Fernseher, Radio, Nukleartechnik, die moderne Chemie, medizinische Diagnostik – all diese Technologien gründen sich auf den Gesetzen der Quantentheorie. Nach verschiedenen Schätzungen beruht heute zwischen einem Viertel und der Hälfte des Bruttosozialprodukts der Industrienationen direkt oder mittelbar auf Erfindungen mit quantentheoretischer Grundlage. Doch die Quantenphysik hält noch weitere technologische Möglichkeiten bereit. Quantenphysiker sagen voraus, dass wir am Anfang einer weiteren technologischen Entwicklung stehen: einer zweiten Quantenrevolution. Was macht diese zweite Quantenrevolution aus? Physikalisch gesehen beruht die erste Quantenrevolution des 20. Jahrhunderts auf der Kontrolle des Verhaltens großer Ensembles von Quantenteilchen: der Steuerung des Flusses vieler Elektronen, der gezielten Anregung einer großen Anzahl von Photonen und der Messung des Kernspins massenhafter Atome. Bei der zweiten Quantenrevolution geht es um etwas ganz Neues: die gezielte Präparation, Kontrolle, Manipulation und nachfolgende Auslese der Zustände einzelner Quantenteilchen und ihre Wechselwirkungen miteinander. Die aufregendste Technologie der zweiten Quantenrevolution ist der Quantencomputer, der heutige Computer um ein Millionenfaches überbieten könnte, was Schnelligkeit und Recheneffizienz angeht. Ein Quantencomputer arbeitet anders als herkömmliche Computer. Diese verwenden als kleinstmögliche Informationseinheiten „Bits“, die entweder den Zustand 1 oder 0 haben, also nur zwei Werte annehmen können. Mit diesen separaten Bits können die Rechenschritte nur sequenziell, also Bit für Bit abgearbeitet werden. Quantencomputer unterliegen dagegen einer völlig anderen Informationstheorie: Das einfachste System in der Quantenmechanik ist das Quantenbit („Qubit“). Qubits können beide Zustände, 0 und 1, simultan annehmen, sowie alle Zwischenwerte (und noch mehr in der Sphäre der komplexen Zahlen). Denn Quantenzustände können in sogenannten Superpositionen existieren, also in Überlagerungen sich klassisch gegenseitig ausschließender Zustände. Dazu kommt, dass sich verschiedene Quantenteilchen in verschränkte Zustände bringen lassen: Es ist, als ob die Qubits mit einer unsichtbaren Feder aneinandergekoppelt sind und somit allesamt direkt in Kontakt miteinander stehen. Jedes Quantenbit „weiß“, was die anderen gerade treiben. Anders als in herkömmlichen Computern erhöht sich damit die Rechenleitung eines Quantencomputers exponentiell mit der Anzahl der eingesetzten Qubits. Die Leistung eines Quantencomputers verdoppelt sich also nicht erst, wenn zu 100 Qubits weitere 100 Qubits hinzugeschaltet werden, sondern bereits, wenn nur ein einziges Qubit zu den 100 Qubits hinzugefügt wird. Kommen 10 dazu, vertausendfacht sich seine Leistung, bei 20 neuen Qubits ist der Quantencomputer bereits eine Million Mal so schnell, bei 50 neuen Qubits eine Million Milliarden Mal. Und bei 100 neuen Informationsträgern, wenn sich die Leistungsfähigkeit eines klassischen Computers gerade mal verdoppelt hat, lässt sich die Erhöhung der Leistungsfähigkeit eines Quantencomputers kaum mehr in Zahlen benennen. Noch reichen die Bemühungen der Quantenphysiker nicht aus, um zuverlässig funktionsfähige Quantencomputer zu bauen. Doch haben Firmen wie IBM und Google in den letzten Monaten angekündigt, Quantenprozessoren gebaut zu haben, die aus ausreichend vielen Qubits bestehen, dass sie – zumindest für einige sehr spezielle Rechenprobleme – wohl die Rechenkapazität eines jeden heutigen (klassischen) Superrechners übertreffen werden. Google hatte bereits 2017 angekündigt, diese zum Ende desselben Jahres zu erreichen. Noch ist davon nichts bekannt geworden.

Cover QuantenrevolutionBuchtipp

Lars Jaeger: Die zweite Quanten revolution. Vom Spuk im Mikrokosmos zu neuen Supertechnologien. Springer 2018. 22,98 EuroJetzt kaufen bei Amazon
   

Ideen-Coaching: Kultur-, Buch- und Linktipps

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VIRTUAL REALITY FÜR DIE PRODUKTION

Foto: Fotolia/Uladzimir
Foto: Fotolia/Uladzimir
Der Automobilhersteller BMW nutzt Technologien der virtuellen Realität zur Planung der Produktion. Einige Monate vor dem Produktionsstart eines neuen BMW-Modells wurden Arbeitsplätze in einer virtuellen Welt ausgearbeitet. Die Planer für Gebäude, Anlagen, Logistik und Montage konnten zusammen mit Produktionsmitarbeitern den neuen Fertigungsbereich virtuell beurteilen und die neuen Abläufe in 3-D proben. Probeaufbauten, die den Arbeitsplatz in der Realität nachstellen, waren dadurch nicht mehr nötig. Komplexe Berechnungen zur Echtzeit-Darstellung aller Objekte in der Virtual-Reality-Brille und Simulationen übernimmt eine Software. Basis für diese Art der Planung sind digitalisierte Fabrikdaten, die in 3-D vorliegen. Seit mehreren Jahren erfasst BMW reale Strukturen ihrer Werke digital mit speziellen 3-D-Scannern und hochauflösenden Kameras auf wenige Millimeter genau. Damit steht ein dreidimensionales Abbild der Produktion in Form einer sogenannten Punktwolke zur Verfügung. Mehr Infos: www.bmwgroup.com

PLASTIK-RECYCLING MUSS VERBESSERT WERDEN

Foto: Fotolia/constantinos
Foto: Fotolia/constantinos
Die Menge an Plastikmüll wird sich bis zum Jahr 2030 um bis zu 80 Prozent erhöhen, so das Ergebnis einer Analyse der Beratungsgesellschaft McKinsey & Company. In Deutschland und Europa wird die Menge an Plastikmüll „nur“ um rund 7 Prozent auf 7,9 Millionen Tonnen wachsen, in Europa um rund 12 Prozent auf rund 40,9 Mio. Tonnen. Nur gut 16 Prozent des Plastikmülls weltweit werden für das Recycling gesammelt. Die restliche Menge wird verbrannt, landet auf Landdeponien oder unreguliert in der Umwelt auf Müllkippen oder in den Weltmeeren – mit teils verheerenden Konsequenzen für die Natur. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Die Recyclingquote kann weltweit von aktuell 16 Prozent auf bis zu 50 Prozent steigen. Als Treiber dieser Entwicklung sieht Mc Kinsey insbesondere die Chemieindustrie. Sie müsste neue Verfahren entwickeln, um aus dünnen Plastiktüten und -folien Öl und chemische Zwischenprodukte rückzugewinnen. Die Berater sehen vor allem Potenzial in der sogenannten Pyrolyse: einem Verfahren, mit dem aus diesem „Niederqualitätsmüll“ unter Sauertoffausschluss wieder Flüssigrohstoff gewonnen wird, der anschließend für neue Kunststoffproduktion oder für die Beimischung zu Treibstoffen zur Verfügung stehen könnte. Mehr Infos: www.mckinsey.de

SOUL MACHINES

Soul Machines ist ein High-Tech-Unternehmen von KI-Forschern, Neurowissenschaftlern, Psychologen, Künstlern und innovativen Denkern, die neue Vorstellungen darüber kreieren, wie sich Menschen mit Maschinen verbinden. Die dahintersteckende Vision ist, künstliche Intelligenz zu humanisieren, um die Menschheit zu verbessern. Weitere Infos unter: www.soulmachines.com

DIE RETTUNG DER ARBEIT

cover Die-Rettung-der-ArbeitWie werden wir in Zukunft arbeiten? Künstliche Intelligenzen und Roboter übernehmen schon jetzt immer mehr Aufgaben und sorgen für Existenzängste, die in die Hände von Populisten spielen. Dabei sollten wir die Zukunft der Arbeit nicht dem Markt überlassen – sie ist eine Frage der politischen Gestaltung, die gerade jetzt couragiert beantwortet werden kann. Arbeit hält Gesellschaften zusammen, sie ist etwas fundamental Menschliches. Lisa Herzog, Professorin für Politische Philosophie und Theorie an der Hochschule für Politik an der Technischen Universität München, zeigt, wie sie in digitalen Zeiten gerechter und demokratischer werden kann, als sie es je war – für alle, nicht nur für wenige Privilegierte. Ihr Buch gibt neue Antworten auf eine der großen Fragen unserer Zeit und gibt wichtige Impulse für eine bessere Politik. Lisa Herzog: Die Rettung der Arbeit. Hanser 2019, 22 Euro.Jetzt kaufen bei Amazon

HOLOGRAMME AM HANDY

Foto: Fotolia/Panuwat
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Ein neues Samsung-Patent könnte ein Quantensprung der Display-Technologie werden. Das Elektronikunternehmen will in die Luft projizierte 3-D-Hologramme ohne sogenannte Fliegengitter-Effekte erzeugen, wie man sie vom Nintendo 3DS oder vom Red Hydrogen One kennt. Die technischen Fehler tauchten auf, weil die Displays mit einer Parallaxen-Barriere arbeiteten. Diese zwang den Betrachter zudem, aus einem bestimmten Winkel auf das Display schauen, um den Effekt wahrzunehmen. Samsung will nun laut seinem Patent frei über dem Display schwebende Hologramme ermöglichen. Das Display soll durch eine bestimmte Anordnung der Linsen zu einem Projektor werden. Bislang handelt es sich nur um ein Patent, Muster oder gar Serien gibt es noch nicht. Sollte das Unternehmen seine Idee aber tatsächlich in die Tat umsetzen, werden digitale Inhalte greifbarer – und zwar ohne VR- oder AR-Zubehör. Anwendungsmöglichkeiten gäbe es im Ingenieurwesen, in der Medizin, in der Bildung, im Design oder in der Unterhaltungsindustrie.

ARBEITSPLATZVERLUST DURCH E-AUTOS?

Foto: Fotolia/nikkytok
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Im Jahr 2035 werden aufgrund der Umstellung auf den Elektroantrieb bei Autos knapp 114.000 Arbeitsplätze verloren gegangen sein. Dies ist ein Szenario aus dem Forschungsbericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) von August 2018. Die Forscher haben die Wachstums- und Beschäftigungseffekte einer Elektrifizierung des Antriebsstrangs bei Personenkraftwagen in Deutschland untersucht. Die Ergebnisse lassen zwar zunächst einen positiven Wachstums- und Beschäftigungseffekt erwarten, langfristig werde man aber mit einem niedrigeren Beschäftigungsniveau rechnen müssen, ist im IAB-Bericht zu lesen. Zusätzliche Investitionen der Autobranche, die Bauinvestitionen in die Ladeinfrastruktur und die Neuausrüstung des Stromnetzes sorgen anfangs für positive Effekte. Langfristig dominiere aber der steigende Importbedarf an Elektroautos und Traktionsbatterien und führe zu Beschäftigungsrückgang. Wäre Deutschland in der Lage, den Markt stärker mit inländisch produzierten Autos und Traktionsbatteriezellen zu versorgen, könne ein positiver Beschäftigungseffekt realisierbar sein, so die Studie. Zur Studie: http://doku.iab.de/forschungsbericht/2018/fb0818.pdf