Dr. Gunter Festel ist Experte, wenn aus biotechnologischen Ideen funktionierende Geschäftsmodelle entstehen sollen. Der 47-Jährige hat als Business Angel mehreren Start-ups bei der Gründung geholfen. Zuvor hat er als McKinsey- Consultant vor allem Chemie- und Biotechnologiekonzerne beraten. Im Interview erklärt er, welche Bedeutung Biokraftstoffe haben werden und warum es auch für Naturwissenschaftler sinnvoll ist, BWL-Vorlesungen zu besuchen. Die Fragen stellte André Boße.
Zur Person
Dr. Gunter Festel, Foto: Privat
Gunter Festel studierte Chemie, Betriebswirtschaftslehre sowie Finanzen und promovierte in Chemie und Wirtschaftswissenschaften. Anfang 2003 gründete er das Investmentunternehmen Festel Capital, das sich auf die Kommerzialisierung von Technologien in den Bereichen Energie, Ernährung, Gesundheit, Materialien und Umwelt spezialisiert hat. Bis Ende 2002 leitete er bei Arthur D. Little in Zürich das Beratungsgeschäft im Chemie- und Pharmabereich, zuvor war er als Berater bei McKinsey tätig. Seine berufliche Karriere startete er bei Bayer in verschiedenen Managementpositionen in Forschung und Marketing.
Herr Dr. Festel, können Sie sich noch daran erinnern, wann Ihnen zum ersten Mal bewusst wurde, wie groß das wirtschaftliche Potenzial der industriellen Biotechnologie ist?
Wie innovativ die Branche ist, merkt man spätestens, wenn man von der Uni kommt und zum ersten Mal in der Industrie unterwegs ist. Schon in den großen Konzernen passiert eine Menge. Noch spannendere Dinge geschehen dann in Ausgründungen oder Start-ups, also in kleinen, dynamischen Firmen, die sich speziellen Innovationen widmen.
Ein Absolvent, der sich für die Biotechnologie interessiert, hat verschiedene Einstiegsmöglichkeiten: Konzern oder junges Unternehmen, Forschung an der Uni oder in einem privaten Institut. Welche Art des Einstiegs empfehlen Sie?
Wer als Absolvent noch nicht genau weiß, wohin die Reise gehen soll, ist in großen Unternehmen zunächst am besten aufgehoben. Erstens, weil er dort lernt, wie die industrielle Biotechnologie tickt. Zweitens, weil der Weg vom großen ins kleinere Unternehmen immer möglich ist. Vom Kleinen ins Große zu gehen, bereitet dagegen in der Regel mehr Schwierigkeiten. Dennoch: Wer von Beginn an weiß, in welche Richtung es ihn zieht, sollte sich nicht von seinem Weg abhalten lassen.
Angenommen, ich habe als Absolvent für mich ein spannendes Thema im Bereich der industriellen Biotechnologie entdeckt und traue mir zu, mit dieser Geschäftsidee ein eigenes Startup zu gründen. Ist diese Gründung schwieriger oder leichter, als man gemeinhin denkt?
Eher schwieriger. Die Realität hält immer ein paar Prüfungen bereit, die man nicht auf dem Schirm hat. Die größte Hürde ist sicherlich das Geld: Man benötigt Investoren und muss diese davon überzeugen, dass es für sie von Vorteil ist, Geld in dieses junge Biotechnologieunternehmen zu stecken. Es reicht nicht aus, eine Technologie zu entwickeln, die irgendwie nett ist und schick wirkt. Die Problematik ist, dass Investoren zunächst einmal sehr positiv auf Geschäftsideen reagieren. Interessant und spannend ist vieles. Wenn es dann konkret wird und wirklich Geld fließen soll, werden die Hürden immer höher.
Sie unterstützen mehrere junge Biotechnologieunternehmen, die sich auf Biotreibstoffe fokussieren. Das ist für die Zukunft ein riesiges Geschäftsfeld. Wie sieht die Situation heute aus?
Wie in so vielen forschungsintensiven Branchen, ist dieses Thema noch eine Wette auf die Zukunft. Es zeichnet sich aber ab, dass die immer spezifischer werdenden Anforderungen an Treibstoffe dazu führen werden, dass sich für eine Vielzahl an Anwendungen unterschiedliche Lösungen durchsetzen werden. Heute gibt es Diesel, Benzin und Kerosin, alle werden aus dem gleichen Rohstoff gewonnen und sind eng verwandt. Im Zeitalter des Biotreibstoffes wird sich die Palette an Biokraftstoffen ausdifferenzieren. Man hat Biodiesel für den einfachen Straßenverkehr, Biokersosin mit einer ganz anderen Rohstoffbasis für den Luftverkehr. Dazu eigene Treibstoffe für den Last- oder Schiffsverkehr, für die Landwirtschaft oder die Industrie. Es entsteht also ein sehr heterogenes Bild mit vielen Möglichkeiten.
Was muss ich als Einsteiger können, um von diesen Möglichkeiten zu profitieren?
Das Besondere an der Branche ist: Die Technik steht im Prinzip. Jetzt kommt es auf den Preis an. Beste Aussichten hat also jemand, der in der Lage ist, die Produktionskosten zu senken. Entscheidend ist auch, genügend viel und qualitativ hochwertige Rohstoffe zu einem angemessenen Preis zur Verfügung zu haben. Benötigt werden Leute, die sich darauf verstehen, Produktionsprozesse zu konzipieren und große Anlagen zu bauen. Und final kommt es darauf an, die Logistik und den Vertrieb zu organisieren.
Sprich: Der Naturwissenschaftler muss denken wie ein Ökonom, ein Ingenieur und ein Vertriebler.
Genau. Diese Interdisziplinarität ist ja schon lange ein Thema, mittlerweile gibt es spezielle Studiengänge wie Wirtschaftschemie, in der BWL und Chemie kombiniert wird. Wer an der Uni weiterhin jedoch den klassischen naturwissenschaftlichen Weg geht, tut sich später in der freien Wirtschaft eventuell schwer. In vielen Fächern ist das Studium nämlich immer noch nicht flexibel genug. Neben den fachlichen Dingen bleibt zu wenig Zeit für ökonomische oder ingenieurwissenschaftliche Aspekte.
Welche Weiterbildungen empfehlen Sie?
Der MBA lohnt immer. Am besten berufsbegleitend, wobei hier natürlich der Arbeitgeber mitspielen muss. Unabhängig vom Arbeitgeber kann man an den Fern-Unis entsprechende Kurse ausfindig machen. Und wer in der Endphase seines Studiums ist, sollte sich die Zeit nehmen, woanders reinzuschnuppern. Zum Beispiel mal die Wirtschaftswissenschaftler besuchen und dort nach Veranstaltungen Ausschau halten, die einen interessieren.
In der Weißen Biotechnologie sind Nachwuchskräfte auf neuen Pfaden unterwegs. Sie sollen das, was die Natur möglich macht, so gestalten, dass es sich für die Industrie rechnet. Dass davon auch das Weltklima profitiert, ist ein Effekt, der erfolgreiche Karrieren in dieser Branche besonders wertvoll macht. Von André Boße.
Die Erde steht unter Anspannung. Das Weltklima leidet, die Ressourcen werden knapp. Es ist abzusehen, dass die fossilen Brennstoffe für viele Industrien eines Tages nicht mehr bezahlbar sein werden – weil entweder fast alles Öl verbraucht ist oder das Klima kurz vor dem Kollaps steht. Doch was passiert dann mit den vielen Branchen, die viele Jahre lang vom Erdöl abhängig waren – mit Branchen, die für die Menschen wichtige Dinge produzieren, von Kraftstoffen und Plastik über Chemieprodukte bis hin zu Waschmitteln?
Diese drängenden Fragen machen manch einen nervös. Bei leidenschaftlichen Naturwissenschaftlern hingegen wecken sie den Pioniergeist. Zum Beispiel bei den Forschern am Fraunhofer- Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB. Das Institut mit Sitz in Stuttgart ist eine Art Denkfabrik für nachhaltige Lösungen. Naturwissenschaftler beinahe aller Richtungen forschen und entwickeln Antworten auf die Frage, wie es weitergehen kann, wenn alte Verfahren sich nicht mehr rechnen oder gesellschaftlich nicht mehr erwünscht sind, weil sie der Umwelt zu viele Schäden zufügen. Dr. Ursula Schließmann leitet die Abteilung Umwelttechnologie und Bioverfahrenstechnik. Ihr Schwerpunktthema: die Perspektiven der industriellen Biotechnologie – auch „Weiße Biotechnologie“ genannt, um sie von der roten (der medizinischen) und grünen (der landwirtschaftlichen) Biotechnologie zu unterscheiden.
Innovationsinitiative des Bundes
Das Bundesforschungsministerium (BMBF) startete 2011 eine Innovationsinitiative für die Weiße Biotechnologie. Das Ziel: Wirtschaft und Wissenschaft sollen entlang der Wertschöpfungskette strategische Allianzen knüpfen. Unternehmen, die sich engagieren, erhalten Fördergelder – und damit wichtige Mittel, um bei der Forschung und Entwicklung einen langen Atem zu entwickeln. Im Gegenzug erwartet das Ministerium, dass sich die Unternehmen ebenfalls längerfristig und mit substanziellen Eigenbeiträgen engagieren. Gute Nachrichten für Einsteiger also, denn durch die Initiative können auch in Zukunft neue Stellen in den Unternehmen entstehen. www.bmbf.de
Ohne Öl auskommen
Häufig forscht Schließmann mit ihrem Team, in dem auch viele junge Naturwissenschaftler aus diversen Fachrichtungen zusammenarbeiten, im Auftrag der chemischen Industrie. „Der Anteil dieser Branche am weltweiten Rohölverbrauch liegt bei rund zehn Prozent“, sagt sie. Noch ist die Chemie stark vom Öl abhängig – und das soll und muss sich ändern. „Eine Option ist, die Syntheseleistung der Natur zu nutzen, um damit von petrochemischen Rohstoffen – also solchen, die man aus fossilen Brennstoffen gewinnt – auf nachwachsende Rohstoffe umstellen zu können.“ Bei dieser Technik nimmt die industrielle Biotechnologie eine Schlüsselrolle ein: Ob Waschmittel, Plastik oder Autobenzin – die Forscher der Weißen Biotechnologie arbeiten daran, dass diese Produkte schon bald aus Biorohstoffen hergestellt werden können. Aus Ressourcen also, die erstens nachwachsen und zweitens kein CO2 ausstoßen.
„Die industrielle Biotechnologie hat in den vergangenen Jahren durch große Fortschritte in der Entwicklung neuer Methoden stark an Bedeutung gewonnen“, bilanziert Ursula Schließmann den Aufschwung der Branche. Und auch zukünftig gebe es keinen Grund, daran zu zweifeln, dass die Weiße Biotechnologie eine starke Wachstumsbranche darstellt. „Besondere Zukunftsperspektiven sehe ich in der Optimierung der Produktionsverfahren für Grund- und Feinchemikalien sowie der Entwicklung neuer Produkte mit hohem Wertschöpfungspotenzial“, sagt die Forscherin. Sprich: Die industrielle Biotechnologie soll nicht nur die Umwelt schonen, sondern dafür sorgen, dass die Industrie günstiger und qualitativ hochwertiger produzieren kann. Zum Beispiel können die Verfahren der industriellen Biotechnologie Enzyme preisgünstig sowie mit hoher Leistungsfähigkeit und Selektivität herstellen. Weitere Gebiete sind Biopestizide und Biokunststoffe. Hier ersetzen die biotechnologischen Verfahren schon heute zum Teil die petrochemischen Verfahren – und erschaffen zusätzlich Polymere mit besseren Eigenschaften.
Kluge Lösungen gesucht
Verständlich, dass talentierte Forscher mit diesem Schwerpunkt aktuell ausgezeichnete Jobperspektiven haben. Zumal es eben nicht nur um das Entdecken neuer Einsatzmöglichkeiten geht, sondern auch um kluge Prozesse. Industrie wird Bio – das klingt gut. Es ist aber nur dann gut, wenn darunter zum Beispiel nicht der Anbau von Lebens- und Futtermitteln leidet. „Wir müssen ertragreichere Nutzpflanzen züchten, die Agrartechnik weiterentwickeln und die Wertschöpfungskette durch prozessintegrierte Aufarbeitung von Roh- und Abfallstoffen effizienter gestalten“, beschreibt Ursula Schließmann die anspruchsvolle Agenda. Eine Lösung kann der „Kaskadenansatz“ sein: Eine Bioraffinerie ist so konzipiert, dass sie den Biorohstoff zunächst stofflich und erst im Anschluss energetisch nutzt. Hier zeigt sich, dass die Weiße Biotechnologie unbedingt bunt zusammengesetzte Teams benötigt. In der industriellen Biotechnologie werden die Disziplinen Biologie und Mikrobiologie, Biotechnologie, Chemie, Physik und Verfahrenstechnik gezielt miteinander verknüpft. Für ein optimales Arbeitsergebnis sind deshalb ein breites Grundlagenwissen, aber auch ein fachübergreifendes Knowhow sowie das Verstehen der spezifischen Sprachen der unterschiedlichen Fachdisziplinen erforderlich. Es reicht nicht, nur zu wissen, wie der Wertstoff gewonnen oder die Biomasse genutzt werden kann. Entscheidend ist auch, den Prozess des Stoff- und Wärmetransports zu organisieren, das Produkt zu isolieren, zu reinigen sowie dem Kreislauf zuzuführen. Entsprechend facettenreich sind die Ausbildungswege im Bereich der industriellen Biotechnologie: Laborarbeit gehört genauso dazu wie Prozessoptimierung, Bioverfahrenstechnik und Anlagenbau.
Biotechnik stärkt Marken
Das bieten neben Chemieunternehmen, der Pharmaindustrie sowie der Umwelttechnik- und Energiebranche auch Konsumgüterhersteller wie Henkel. Der Konzern mit Sitz in Düsseldorf steht für eine Reihe von bekannten Marken – von Waschmitteln über Kosmetikartikel bis hin zu den Klebstoffen. „Erfolgreiche Innovationen tragen dazu bei, diese Marken weiter zu stärken“, sagt Michael Dreja, Direktor der Forschung und Entwicklung im Unternehmensbereich Laundry & Home Care. „Mehr Wert, weniger Ressourcen“, so fasst Dreja das Ziel der Forschung zusammen. Auch hier ist die industrielle Biotechnologie der Schlüssel. „Unsere Forscher und Produktentwickler arbeiten mit akademischen Arbeitsgruppen sowie mit Rohstoffherstellern zusammen, die mit Hilfe Weißer Biotechnologie ausgewählte Inhaltsstoffe für Wasch- und Reinigungsmittel produzieren.“
In der Forschung und Entwicklung findet im Konzern der typische Einstieg für Absolventen mit naturwissenschaftlichem Hintergrund statt. „Hier können Nachwuchskräfte die erworbenen Kenntnisse aus den Hochschulen am besten umsetzen“, sagt Dreja. Wichtig seien dabei neben fachlicher Exzellenz die Anpassungsfähigkeit an das Team sowie die Offenheit für einen interdisziplinären Austausch mit den anderen Fachabteilungen. Wie zentral es ist, zudem die ökonomische Dimension der Weißen Biotechnologie im Auge zu haben, verdeutlicht Claus Dreisbach, Projektleiter der Gruppe „Function Innovation & Technology“ beim Spezialchemiekonzern Lanxess, der in der zweiten Jahreshälfte 2013 seinen Unternehmenssitz von Leverkusen nach Köln verlegt. „Ein wichtiges Kriterium für die Umstellung von fossilen Rohstoffen auf nachwachsende ist der Preis“, erläutert Dreisbach.
Forscher als Projektleiter
Um erfolgreich in den interdisziplinären Teams zu arbeiten, sei daher ein Verständnis für die industriellen Rahmenbedingungen der Forschung und Entwicklung notwenig. Dazu gehört auch das Talent, die Forschung so zu organisieren, dass das Unternehmen möglichst viel erreicht, ohne dabei alles selber machen zu müssen. Denn dafür ist der Bereich der Weißen Biotechnologie viel zu komplex. „Ein Unternehmen wie unseres kann nicht mehr für alle Fragestellungen eigene Experten vorhalten“, sagt Dreisbach. „Die Vielzahl der interessanten Entwicklungen übersteigt die Möglichkeiten der meisten Firmen.“ Daher ist es sinnvoll mit externen Unternehmen zusammenzuarbeiten, die eine Expertise auf einem speziellen Gebiet haben – woraus sich für Naturwissenschaftler ein neues Jobprofil ergibt: „Die Forschung und Entwicklung findet nicht mehr unbedingt im eigenen Labor statt. Der Forscher ist vielfach als Projektleiter gefordert, der ein geeignetes Team aus internen und externen Experten zusammenstellt und die F&E-Arbeiten koordiniert und kontrolliert.“
Diese Vernetzung ist notwendig, um in Zeiten knapper Ressourcen Lösungen zu erarbeiten, die sich wirtschaftlich rechnen. Genau das ist das Ziel der Industrie. „Es geht darum, Alternativen zu den herkömmlichen Routen zu finden“, sagt der Lanxess-Projektleiter. Die Weiße Biotechnologie wird damit zum Bereich abseits ausgetretener Pfade – und ist eine chancenreiche Option für Naturwissenschaftler, die Abenteuerlust mit sinnvollem Handeln verbinden möchten.
Rasende Biotechnologie
Smudo, Foto: Four Motors
Biosprit? Langsam. Biokunststoff? Brüchig. Das Reutlinger Rennteam des „Bioconcept- Cars“ kennt diese und andere Vorurteile – und fährt dagegen an. Am Steuer: Smudo, Rapper der Fantastischen Vier. Sein Scirocco mit effizientem TDI-Motor tankt Biodiesel auf Basis von Rapsöl. Die Leichtbaukarosserie des Rennwagens besteht aus einem mit Naturfasern verstärkten Duromer. Weitere Bauteile im Innen- und Motorraum sowie im Interieur sind aus biobasierten Kunststoffen gefertigt, foliert ist das „Bioconcept-Car“ mit PVC-freien, umweltfreundlichen Latex-Folien. Smudo und sein Team nehmen als Pioniere für „grünen Rennsport“ seit vielen Jahren erfolgreich an Langstreckenrennen auf dem Nürburgring teil.
Filmtipp
Rapsöl als Rennwagenbenzin – ein Film des Herstellers UFOP:
Standorte in Deutschland Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, München, Stuttgart
Standorte weltweit
Brüssel, London, Metaverse
Personalstruktur Mehr als 350 Anwältinnen und Anwälte, davon 84 Partner
Mandantenstruktur
Namhafte in- und ausländische Unternehmen, zahlreiche DAX-notierte Gesellschaften, große mittelständische Unternehmen und Körperschaften des öffentlichen Rechts.
Karriereaussichten Nach einem Jahr Aufnahme auf den Briefkopf, nach dreieinhalb Jahren Entscheidung über die assoziierte Partnerschaft, nach sieben Jahren Entscheidung über die Partnerschaft. Eine Alternative zur Partnerschaft bietet die Position als Counsel.
Auslandstätigkeit
Für unsere Referendare besteht die Möglichkeit, ihre Wahlstation auch bei einer unserer befreundeten Kanzleien im Ausland zu absolvieren.
Angebote für StudentInnen
Anwalts-/Wahlstation, Nebentätigkeit zum Referendariat, wissenschaftliche/ promotionsbegleitende Tätigkeit
Einstiegsvergütung
140-150.000 Euro/Jahr
Ansprechpartnerin Sofia Jung
Director of Human Resources Legal
Welche Weiterbildung bringt’s? – Fachanwalt, LL.M., MBA oder Doktortitel?
Fachanwalt oder Promotion, LL.M. oder MBA – die Palette an Zusatzausbildungen wird breiter. Doch was bringt den juristischen Nachwuchs tatsächlich voran? Wir haben uns umgehört, worauf Partner setzen und Personalverantwortliche achten. Das Fazit: Je nach Ausrichtung gewichten die Kanzleien die Titel unterschiedlich… Bildung für sich, nicht für den Titel
Mit einer Weiterbildung up to date bleiben. „Alleinstellungsmerkmale sind wichtig“
Als Teilhaberin und Geschäftsführerin einer juristischen Personalberatung kennt Ina Steidl die Relevanz von Zusatzausbildungen.
Top-Jurist:
Prof. Dr. Stefan Sporn
Interview mit dem General Manager International Distribution & Copyright Law von RTL Deutschland.
Produkte/Dienstleistungen
Vetter ist einer der weltweit führenden Pharmadienstleister für die keimfreie Abfüllung und Verpackung von Spritzen und anderen Injektionssystemen – unter anderem zur Behandlung von Krankheiten wie Multiple Sklerose, schwere rheumatische Arthritis und Krebs. Das Unternehmen unterstützt Arzneimittelhersteller von der frühen Entwicklung neuer Präparate bis zur weltweiten Marktversorgung.
Anzahl der Standorte
Ravensburg, Langenargen, USA, Singapur, Japan, Südkorea
Bedarf an HochschulabsolventInnen
Aufgrund unseres kontinuierlichen Wachstums haben wir laufenden Bedarf an Praktikanten, Hochschulabsolventen und Young Professionals.
Tätigkeitsbereiche
GÖRG ist eine der führenden und unabhängigen deutschen Wirtschaftskanzleien. Wir beraten namhafte in- und ausländische Unternehmen aus allen Bereichen von Industrie, Banken, Immobilien, Handel, Medien und Dienstleistung in allen Kernbereichen des Wirtschaftsrechts. Die Schwerpunkte unserer Tätigkeit liegen in den Bereichen: Insolvenz und Restrukturierung, Corporate/M&A, Immobilienwirtschaftsrecht, Energie- und Vergaberecht sowie Bank- und Kapitalmarktrecht. Unsere Teams verfügen über ausgewiesene Expertise bei Transaktionen und Projektentwicklungen.
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage.
Bedarf an HochschulabsolventInnen
25 geplante Neueinstellungen pro Jahr
Anforderungsprofil
Prädikatsexamina, Promotion, sehr gute Englischkenntnisse
Karriereaussichten
Wir suchen Berufseinsteiger, die das Potenzial haben, Partner unserer Sozietät zu werden. Zu Beginn Ihrer Tätigkeit in unserem Hause arbeiten Sie intensiv mit einem erfahrenen Kollegen zusammen, der für Ihre weitere Fortbildung und Entwicklung Verantwortung übernimmt. Im Laufe der Zeit gewinnen Sie an Sicherheit und Selbstständigkeit, übernehmen – auch als Associate – Verantwortung in Mandaten wie in internen Angelegenheiten. Nach vier bis fünf Jahren können Sie Assoziierter Partner werden. Sofern sich die fachliche und persönliche Zusammenarbeit danach weiterhin positiv gestaltet, erfolgt die Aufnahme als gleichberechtigter Partner nach spätestens weiteren zwei bis vier Jahren.
Auslandseinsatz
Möglichkeit bei einer unserer unabhängigen ausländischen Partner-Sozietäten
Einstiegsvergütung
80.000 Euro; zusätzliche Boni sind möglich
Personalstruktur
Ca. 1.450 Berufsträger weltweit; in Deutschland über 70 Berufsträger, davon 19 Partner
Mandantenstruktur
Beratung von Unternehmen, Finanzinstitutionen und Regierungen
Bedarf an HochschulabsolventInnen
5 bis 10
Anforderungsprofil
Sie sind offen in der Art zu arbeiten, gewandt in der Art zu denken und haben den starken Wunsch sich weiterzuentwickeln. Ihr Startkapital sind exzellente juristische Examina, sehr gute Englischkenntnisse sowie Commitment zu erstklassiger Serviceleistung.
Karriereaussichten
Wir fördern und fordern Sie in einem spannenden internationalen Arbeitsumfeld. Sie machen Erfahrungen und eignen sich Arbeitsweisen an, die für eine erfolgreiche Karriere wichtig sind. Und das in einer Unternehmenskultur, die sich durch außergewöhnliche Zusammenarbeit auszeichnet.
Angebote für ReferendarInnen
Ausbildung in Anwalts- und Wahlstation sowie referendariats- und promotionsbegleitende Nebentätigkeit in Teilzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter (m/w)
Auslandseinsatz
Wahlstation in London und Sydney möglich
Einstiegsvergütung
95.000 bis 100.000 Euro/Jahr
Leistungsabhängiger Bonus
Ansprechpartner
Diane Manz
Anschrift
Bockenheimer Landstr. 2-4
60306 Frankfurt am Main
Produkte/Dienstleistungen
Das Produktprogramm umfasst Additive, Speziallacke und -klebstoffe, Effektpigmente, Dichtungs- und Vergussmassen, Imprägniermittel sowie Prüf- und Messinstrumente.
Anzahl der Standorte
Die ALTANA Gruppe hat ihren Sitz in Wesel am Niederrhein und verfügt über 48 Produktionsstätten sowie über 50 Service- und Forschungslaborstandorte weltweit.
Gesuchte Fachrichtungen
Als Spezialchemieunternehmen sind wir insbesondere auf der Suche nach gut qualifizierten StudentInnen und AbsolventInnen aus den Bereichen Chemie, Lack-, Kunststoff- und Chemieingenieurwesen, Wirtschaftschemie und IT.
Einsatzmöglichkeiten
Wir bieten in allen unseren Funktionsbereichen attraktive Einstiegsmöglichkeiten an.
Z. B.:
– Forschung & Entwicklung
– Anwendungsentwicklung / Technischer Service
– Sicherheit & Umwelt
– IT
Einstiegsprogramme
– Direkteinstieg oder Traineeprogramm
– individuelle Einarbeitungspläne
Auswahlverfahren
Persönliche Gespräche mit Fachbereich und Personal, ggf. Online Assessments (abhängig von der Stelle)
Einstiegsgehalt
Wir bieten unseren MitarbeiterInnen attraktive Vergütungsmodelle. Zusätzlich zum Entgelt bietet ALTANA weitere Leistungen an, die je nach Land, Gesellschaft, Funktion unterschiedlich ausgestaltet sind.
Auslandstätigkeit
ALTANA MitarbeiterInnen haben die Möglichkeit, Aufgaben, Tätigkeiten und Projekte in internationalen Teams wahrzunehmen oder aber auch für eine begrenzte Zeit ins Ausland zu gehen.
Angebote für StudentInnen
Praktika und Abschlussarbeiten
AnsprechpartnerBewerbung
Andrea Pfister
Corporate HR
Die Stiftung Manager ohne Grenzen entstand aus der Idee heraus, hilfsbedürftige Menschen weltweit mit Management-Know-how zu unterstützen. Erfahrene Fachkräfte aus dem Management bringen ihr Wissen während eines mehrwöchigen Projekteinsatzes gezielt vor Ort ein – in eines von weltweit rund 40 Non-Profit-Projekten. Aufgezeichnet von Stefan Trees
Wie alles begann
Ich habe in München BWL mit Schwerpunkt Marketing studiert und über zehn Jahre in verschiedenen Branchen im Marketing gearbeitet. Das waren sehr intensive und abwechslungsreiche, aber auch sehr stressige Jahre. So ist mein Wunsch entstanden, eine Auszeit zu nehmen, um den Kopf frei zu bekommen und zu schauen, was ich als nächstes machen will. In einer Fernsehreportage wurde über Menschen berichtet, die einen Sommer auf einer Alm verbringen. Das hätte ich mir auch vorstellen können, denn ich bin mir sicher, dass eine solche Beschäftigung ziemlich erdet. Letztlich war es mir aber zu nah am Gewohnten, ich wollte lieber ins Ausland.
Über meine Recherche zum Thema „Auszeit“ bin ich im Internet auf die Stiftung Manager ohne Grenzen gestoßen. Eigentlich wollte ich auf die Philippinen, das war jedoch nicht möglich. Nicht jeder Manager ist für jedes Projekt geeignet. So näherte ich mich zusammen mit der Stiftung schrittweise meinem späteren Einsatzort in Nepal – dabei war entscheidend, welche Fähigkeiten ich mitbrachte. Es war ein Lernprozess für mich, dass Entwicklungshilfeprojekte schon in der Anbahnung in einem anderen Zeitgefüge funktionieren, als ich es aus dem klassischen Managementbereich gewohnt bin, wo alles komplett durchgetaktet ist. In einer anderen Kultur herrscht eben ein anderes Zeitverständnis. So musste ich noch etwas Geduld mitbringen, und erst nach einem halben Jahr waren die Vorbereitungen soweit abgeschlossen, dass es für mich losgehen konnte.
Warum ich das gemacht habe
Es wird viel über Corporate Social Responsibility und ehrenamtliches Engagement gesprochen und geschrieben, ich wollte es aber auch tun – und in ein Land gehen, in dem es den Menschen nicht so gut geht. Nicht weil ich schaulustig bin, sondern weil ich etwas beitragen wollte, und um selber eine andere Perspektive zu bekommen. Ich wollte aber nicht nur herumreisen, sondern mein Wissen und meine Berufserfahrung in ein sinnvolles Projekt einbringen und dort nutzbar machen, wo es gebraucht wird.
Was es bislang gebracht hat
Für mein Projekt bin ich für neun Wochen nach Nepal gereist. In Kathmandu traf ich auf die Projektpartner: die Deutsche Welthungerhilfe als Initiator, zwei lokale nepalesische Partner und einen privaten Partner, der in Nepal seit fünfzehn Jahren Demeter-Landbau betreibt. Unser gemeinsames Ziel ist es, für die Chepang, eine der ärmsten Bevölkerungsgruppen Nepals, Strukturen zu schaffen, in denen sie Produkte für internationale Märkte herstellen können. Außerdem soll eine Biomarke entwickelt werden – im Idealfall auch in Demeter-Qualität –, die auf dem europäischen Markt angeboten werden kann. Auf diese Weise soll eine neue Einnahmequelle für die dort lebenden Menschen geschaffen werden.
Meine erste Aufgabe nach meiner Ankunft in Nepal war es, zuzuhören, zu beobachten, zu lernen und zu verstehen. Man kommt in eine neue Umgebung, einen anderen Rhythmus, eine andere Kultur. Wäre ich hingegangen mit der Haltung, dass ich schon alles weiß, wäre ich vermutlich grandios gescheitert. Ich habe gelernt, mich zurückzunehmen und mein Wissen erst mal zu parken – das wurde erst später benötigt, um eine Struktur aufzubauen und zu etablieren, die funktioniert. Hinzu kam, dass ich mich erst einmal an die ungewohnte Umgebung gewöhnen musste. Nepal ist eines der ärmsten Länder der Welt. Also bin ich in das Projektgebiet gefahren, um zu sehen, wie es dort aussieht und für wen ich eigentlich arbeite. Das Wort „Marktzugang“ zum Beispiel hat für mich eine komplett neue Bedeutung bekommen, als ich gesehen habe, dass ein nepalesischer Bauer zwei Stunden lang mit einem Weidenkorb auf dem Rücken ins nächste Dorf laufen muss, um dort seine Ware anzupreisen. Er ist davon abhängig, dass sie ihm an diesem Tag abgekauft wird. Abends marschiert er zwei Stunden lang wieder nach Hause. Das ist so gar nicht mit dem vergleichbar, was wir kennen: Alles ist immer zu jeder Zeit machbar und verfügbar.
Meine Aufgabe war es dann, eine Strategie zu entwickeln. Hierzu habe ich eine Ist-Analyse gemacht: Was kann man produzieren und in welcher Menge? Welche Kapazitäten hat die Region? Welche Produktionsschritte kann man realisieren, und welche Maschinen gibt es überhaupt? Drei Tage vor meiner Abreise habe ich einen Strategieworkshop moderiert. Alle Partner haben sich auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt und daraus konkrete Projektschritte abgeleitet. Ich bin sozusagen der Startläufer in einem Staffellauf gewesen. Nach mir kam ein anderer Manager ohne Grenzen. Er hat die von uns definierten Teilprojekte zusammen mit allen Beteiligten weiter ausgearbeitet. Mittlerweile ist ein sogenanntes Proposal, eine Projektdarstellung, bei der EU eingereicht worden, und wir warten auf die Bewertung für eine Förderung.
Der Bezug zum Projekt ist mir geblieben. Ich habe weiterhin großes Interesse daran zu erfahren, wie es weitergeht und ob ich noch etwas tun kann. Ich fühle mich immer noch involviert und stark motiviert. Es hat eine gewisse Zeit gedauert, bis ich mich in den Lebensrhythmus in Nepal eingefunden hatte, dennoch: Ich habe diese andere Perspektive bekommen, die ich mir von meiner Auszeit erhofft hatte – alleine schon aufgrund der vielen neuen Eindrücke, die ich jeden Tag gesammelt habe. Die kann mir keiner nehmen.
Studentenprogramm students@mog
Für Studierende im Masterstudium eines wirtschaftswissenschaftlichen Studienganges hat die Stiftung Manager ohne Grenzen ein Programm entwickelt: Die Teilnehmer reisen im Tandemverfahren zusammen mit einem Manager als Mentor zu einem Projekteinsatz in ein Entwicklungsland. Das Programm zielt auf soziales Engagement, Wissenstransfer und die praktische Umsetzung in einem Non-Profit-Projekt. www.facebook.com/ManagerOhneGrenzenStudents
Eine spannende Aufgabe in der IT-Abteilung von Volkswagen (VW) zog Steffen Retzlaff vor eineinhalb Jahren nach Brasilien – in das Land, das dieses Jahr Ehrengast bei der Frankfurter Buchmesse ist. Seitdem ist São Paulo für ihn zu einem zweiten Zuhause geworden und er hat viele neue Freundschaften geschlossen. Von Steffen Retzlaff
Steffen Retzlaff absolvierte bei Volkswagen ein duales Studium der Industrieinformatik mit paralleler Berufsausbildung zum Industrieelektroniker. Das Foto zeigt ihn in Rio de Janeiro.
Ich arbeite im Werk in Anchieta bei São Paulo, wo wir vor allem das lokale Volkswagen-Modell Gol bauen. Dort verantworte ich unter anderem IT-Service- Ausschreibungen sowie die Implementierung spezieller IT-Lösungen als Teil unseres weltweiten IT-Security- Programms. In erster Linie geht es um Werkzeuge zu Dokumentationszwecken – eine interessante Arbeit, bei der ich meine bisherigen Erfahrungen gut nutzen und erheblich erweitern kann.
Mein Interesse an einem Auslandsaufenthalt wurde während meines dualen Studiums geweckt. In Wolfsburg habe ich Industrieinformatik studiert und gleichzeitig bei VW eine Ausbildung zum Industrieelektroniker gemacht. So konnte ich Theorie und Praxis verbinden und gleich zwei Abschlüsse erreichen – einen von der Hochschule und einen von der Industrie- und Handelskammer. Nach den Prüfungen bekam ich dann die Chance, am Programm „Wanderjahre“ teilzunehmen, mit dem Nachwuchskräfte gefördert werden. Ein Jahr habe ich in Portugal gearbeitet – das war genügend Zeit, um die Sprache zu lernen und kulturelle Unterschiede kennenzulernen. Es ist natürlich ein großer Vorteil für meine Arbeit in Brasilien, dass ich nicht nur mein Fachwissen mitbringe, sondern auch fließend Portugiesisch spreche. Ich arbeite innerhalb der IT mit vielen verschiedenen Teams zusammen, aber auch mit unserer Einkaufsabteilung, dem Controlling, dem Rechtswesen und der Internen Kommunikation. International kooperiere ich mit Kollegen aus Mexiko, den USA, Argentinien und natürlich Deutschland.
Gute Sprachkenntnisse und Fachwissen sind allerdings nicht alles. Brasilien erlebt man erst, wenn man sich in die Kultur einbringt – sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld. Das bedeutet zum Beispiel: Im Büro wird mehr über Privates gesprochen als in Deutschland, Arbeit und Persönliches sind nicht so strikt getrennt. Nach meiner Erfahrung lässt sich Dienstliches manchmal sogar am besten in der Pause besprechen. Über Fußball kann man sich mit fast jedem Brasilianer unterhalten. Ich bin eigentlich gar kein Fan – aber hier verfolge ich die Ergebnisse der Mannschaft von Palmeiras São Paulo. Ich weiß, wie das letzte Spiel ausgegangen ist, wer die Tore geschossen und was der Trainer gesagt hat. So finde ich immer ein Thema, über das ich auch jenseits des Fachlichen reden kann.
Einige meiner Arbeitskollegen sind meine Freunde geworden. Wir schauen Fußball oder gehen abends weg. In der Freizeit habe ich mit meiner Frau schon einige Reisen unternommen: nach Rio de Janeiro, an die Küste und nach Pernambuco im Nordosten des Landes. Wir wohnen in einer schönen Wohnanlage in einem Vorort von São Paulo. Zur Arbeit ist es nicht weit, gerade mal 13 Kilometer. Bei schlechter Verkehrslage kann der kurze Weg aber lang werden. Bis zu zwei Stunden brauche ich, wenn es auf einer wichtigen Straße nach einem Unfall kaum vorangeht. Das S- und U-Bahnnetz ist nicht flächendeckend ausgebaut, in der Regel überlastet und damit keine Alternative. Gerade abends fühlen wir uns auch sicherer, wenn wir mit dem eigenen Auto fahren.Trotzdem liebe ich das Leben in Brasilien. Ich mag das warme Klima, die tollen Strände und die herzlichen Menschen, unter denen man nicht lange allein ist. Außerdem bin ich ein Fan des Rodizio, einer brasilianischen Art, Fleisch zu servieren: Man sitzt mit Freunden im Restaurant, und der Kellner bringt beste Fleischsorten am Spieß an den Tisch. Einfach sehr lecker!
Nach meiner Zeit in Brasilien möchte ich mich bei Volkswagen weiterentwickeln und weitere internationale Erfahrung sammeln. Wem es ähnlich geht, dem kann ich nur empfehlen, offen zu sein für Neues. In der Vorbereitung kommt es vor allem auf eine Mischung aus Expertenwissen und Engagement an. Man muss Projekte selbstständig verantworten können, natürlich sollte man die Landessprache so gut wie möglich beherrschen, und man muss bereit sein, die Kultur des Gastlandes zu akzeptieren und selbst zu leben. Für mich war es genau die richtige Entscheidung, die ich jederzeit wieder treffen würde.
Das Programm „Wanderjahre“
Volkswagen bietet jungen Mitarbeitern die Chance, während eines „Wanderjahres“ internationale Erfahrung zu sammeln. Die Teilnehmer des Programms arbeiten an einem ausländischen Standort. Sie entwickeln sich persönlich und fachlich weiter, blicken über den Tellerrand hinaus. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Ausbildung oder ein duales Studium bei Volkswagen. Es gibt viele mögliche Wanderstationen innerhalb des Konzerns. Dazu gehören Argentinien, Belgien, Brasilien, China, Großbritannien, Italien, Mexiko, Polen, Portugal, Slowakei, Spanien, Südafrika, die Tschechische Republik und die USA.
Mehr dazu: www.volkswagenag.com/content/vwcorp/content/de/human_resources/development_paths/years_abroad.html
Den Hochschulabschluss noch nicht in der Tasche haben, aber schon für das eigene Unternehmen arbeiten – das haben die drei Gründer von Knusperreich geschafft. Ihre Mission ist keine geringere, als den Keksmarkt zu revolutionieren. Und die Zeichen stehen gut: Das Start-up ist auf Erfolgskurs. Von Theresa Hupp
Anfang 2011 saßen Manuel Grossmann, Max Finne und Simon Tüchelmann zum gemeinsamen Lernen im Café und brauchten Nervennahrung. Nicht irgendwelche allerdings, sondern Kekse sollten es sein, und was sie bekamen, gefiel den drei Studenten gar nicht – weder die Konsistenz noch der Geschmack oder die verwendeten Zutaten entsprachen ihren Ansprüchen. Vielmehr stellten sie sich ein Premiumprodukt vor, wie man es sonst nur zu Hause bei Muttern findet – aus Biozutaten, ohne Konservierungsstoffe und frisch aus dem Backofen. So ein Produkt, fanden sie schnell heraus, bot der deutsche Lebensmittelmarkt nicht feil – eine Lücke, die das Start-up Knusperreich jetzt schließt.
„Für uns war nicht die Gründung eines Unternehmens der erste Antrieb, sondern die Produktidee, welcher wir nachgehen wollten“, sagt Manuel Grossmann. Und diese Produktidee verfolgten sie mit voller Energie. Von der anfänglichen Rezeptentwicklung in der WG ging es schnell zu einer Konditorei und in die Testphase – nicht nur Freunde und Familie wurden zum Probieren heranzogen, sondern auch Cafés in Friedrichshafen mit den süßen Backwaren versorgt. Zudem entwickelten sie die passende Dose zum Keks, suchten nach Transportmöglichkeiten, erarbeiteten Design und Layout und erstellten mit einem Programmierer den Onlineshop. Die Arbeitsteilung ergab sich dabei wie von selbst, sagt Manuel Grossmann: „Wir sind zwar alle drei Wirtschaftswissenschaftler, aber in unserer Interessenausrichtung und unseren Leidenschaften unterschiedlich – das haben wir uns zunutze gemacht.“ So ist er heute verantwortlich für Marketingstrategien und Pressearbeit, Simon Tüchelmann für Finanzen und Produktion, Max Finne für Kommunikation und Social Media – offensichtlich eine gute Aufteilung, denn alles läuft rund: Von der Idee bis zum ersten verdienten Euro dauerte es nur sieben Wochen, bis zum funktionsfähigen Unternehmen mit Onlineshop acht Monate. Seitdem wächst die Nachfrage so konstant, dass die Gründer inzwischen zum zweiten Mal zu einem größeren Konditorunternehmen wechseln mussten. Produziert werden die Leckerbissen jetzt in Passau, und für den Versand nutzt Knusperreich die Logistik des größeren Kollegen mymuesli.
Natürlich gab es immer wieder Schwierigkeiten – durch gesetzliche Auflagen im Lebensmittelsektor, die Lieferanforderungen oder auch fehlende finanzielle Mittel – aber die drei blieben am Ball und fanden passende Lösungen.
Manuel Grossmann, Max Finne, Simon Tüchelmann, Foto: Knusperreich
Mittlerweile haben die drei Gründer ihr Studium abgeschlossen und den Sitz der Firma nach Berlin verlegt. Über das Wissen aus dem Studium sind sie froh. „Natürlich gibt es einiges, was man an der Uni nicht lernt, sondern sich selbst erarbeiten muss – beispielsweise wie man mit Kunden kommuniziert, einen Onlineshop erstellt oder eine Marke aufbaut. Aber ich finde auch immer wieder Anknüpfungspunkte zum Studium und bin froh, dass ich mein Wissen jetzt direkt einsetzen kann“, erklärt Manuel Grossmann. Knusperreich soll in Zukunft nicht nur für Privatkunden interessant sein: „Wir bauen gerade ein Abo- Modell für Geschäftskunden und Firmen als zweiten größeren Geschäftsbereich aus.“ Außerdem planen die drei eine Expansion in die Schweiz, die Beneluxländer und Frankreich.
Die Vorstellung einer Festanstellung in einem großen Konzern lockt die Jungunternehmer nicht. „Als wir Knusperreich gründeten, haben wir ja noch studiert und uns über eine mögliche Anstellung nicht viele Gedanken gemacht. Jetzt sind wir durch den Erfolg unseres Start-ups in der schönen Position, keine Bewerbungsnot zu haben“, sagt Grossmann. Und er würde die Selbständigkeit auch nicht eintauschen: „Ich genieße die Freiheiten, die ich nun habe – sowohl privat, weil ich mir zum Beispiel meinen Tag einteilen kann, wie es mir gefällt, als auch beruflich, wenn es um geschäftliche Entscheidungen geht oder die Möglichkeit, mit Leidenschaft an der eigenen Sache arbeiten zu können. Sicherlich wären die Verdienstmöglichkeiten in einem Konzern besser, aber dort hätte ich all diese Vorteile nicht.“
Anderen Absolventen, die ein Gründungsinteresse hegen, rät er: „Einfach machen, vorher nicht zu viel drüber nachdenken!“ Und: „Stellt Euch von Anfang an ein richtig gutes Team zusammen – das war für das Gelingen von Knusperreich das A und O.“
Unis fördern Gründer
Für die erfolgreiche Gründung von Start-ups ist das Studium an der Zeppelin-Universität (ZU) eine große Hilfe. Die Studierenden werden zur Unternehmensgründung ermuntert, und die Universität bietet unter anderem mit dem vor Ort ansässigen Entrepreneurs Club Plattformen, damit Gründungsinteressierte sich untereinander, aber auch mit Financiers und erfahrenen Unternehmern austauschen können. Zudem stellt die ZU Micro Equity ausgewählten studentischen Existenzgründern Eigenkapital für die frühe Phase der Gründung bereit. https://www.zu.de/studium-weiterbildung/das-studium/projekte/entrepreneurs-club.php
Immanuel Kant hat gesagt: „Du kannst, weil Du willst, was Du musst.“ In vielen Unternehmen stimmt das auch noch. Pflichterfüllung und Einordnung garantieren eine Karriere auf Schienen – die jedoch irgendwann in einem Sackbahnhof endet. Aber die Zukunft sieht anders aus. Von Steffen Kirchner
Steffen Kirchner, Referent, Autor und Mentalcoach zu den Themen Leistungsfreude, Mitarbeiterführung und Motivation.
Für die „Führungskraft 2020“ gelten die alten Wirtschaftswunder-Wahrheiten nicht mehr. Sie werden nach und nach zu Karrierelügen, die junge Menschen in der Wirtschaft kennen sollten. Diese Lügen blockieren die Entwicklung von Mitarbeitern und Führungskräften, wenn diese kritiklos übernehmen, was ihnen vorgegeben und was von ihnen verlangt wird. Wer seine erste Anstellung sucht oder eine Veränderung plant, tut gut daran, sich einen Ort zu suchen, an dem die Zukunft schon begonnen hat.
Karrierelüge Nr. 1: Du musst Ziele erreichen
Natürlich sind Ziele wichtig. Aber es kommt nicht nur auf Ziele an. Das Ziel, mehr Gewinn mit Reifen zu machen, ist nicht der Sinn eines erfolgreichen Reifenherstellers. Es ist nur das Mittel, mit dem der Zweck des Unternehmens erreicht wird: mit effizienten Reifen Autos sicher zu machen. Und nur weil dieser Zweck die Mitarbeiter unglaublich motiviert, ist der Reifenhersteller so erfolgreich.
Auch für Mitarbeiter sind Ziele nur ein Mittel. Die drei wesentlichen Attraktivitäts- und Leistungsfaktoren eines Arbeitsplatzes sind Verstehbarkeit, Sinnhaftigkeit und Gestaltbarkeit. Gestaltungsfreiheit ist dabei besonders wichtig. Menschen wollen von Natur aus wachsen. Das können sie nicht mit kreativen Daumenschrauben. Die Gallup-Studie von 2012 zeigt die dramatisch hohe Zahl der Arbeitnehmer, die entweder Dienst nach Vorschrift machen oder schon innerlich gekündigt haben.
Wer also eine neue Herausforderung sucht, sollte ein Unternehmen wählen, mit dem er sich nicht nur über das Geld identifizieren kann. Denn an Geld gewöhnt man sich schnell. Gestalten, ändern, wachsen, revolutionieren – das hört nie auf und schafft den Nährboden dafür, mit Spitzenleistung Spitzenjobs zu bekommen.
Karrierelüge Nr. 2: Du musst ein Experte sein
Fachwissen ist zwar wichtig, muss aber auch Wirkung zeigen. Es kommt darauf an, die eigene Persönlichkeit zu entfalten. Arbeitnehmer müssen zum Agenten dieser einzigartigen Persönlichkeit werden. Nur wer zum Menschenexperten wird und dies auch ausstrahlt, wer dabei aktiv und effektiv kommuniziert, wird gestalterischen Einfluss nehmen.
Zusätzlich ist es wichtig, über den Tellerrand des eigenen Fachbereiches hinauszublicken. Nur wer aktiv eine Brücke von seiner Insel zu einer anderen schlagen kann, nimmt an der Kommunikation teil. Erfolgreiches Networking im Job braucht zwei Säulen: Kommunikationsfähigkeit und das Wissen, wie man fachlich beim anderen andocken kann. Nur dann führt Fachwissen zum Erfolg.
Karrierelüge Nr. 3: Du musst immer nur Leistung bringen
Reines Leistungsdenken kann einen Mitarbeiter weit bringen, aber nicht unbedingt an die Spitze. Auf die positiven Emotionen kommt es an, weil Leistung allein weder das eigene Feuer entzündet, noch ansteckendend auf andere wirkt. Wer als Führungskraft Mitarbeiter begeistern will, tut das nicht mit Ergebnissen, sondern für Ergebnisse. Und so bemisst sich der Wert, den man für „sein“ Unternehmen hat, nicht nach der Leistung, sondern nach dem Grad der Emotionen, die einen selbst und andere zur Leistung und zum Wachstum motivieren.
Karrierelüge Nr. 4: Eigenlob stinkt
Wer möchte heute noch nach der Devise leben, dass Bescheidenheit der sichere und risikoarme Weg zu einem kleinen, aber stabilen Glück ist? Wenn eine Kündigungswelle durchs Unternehmen schwappt, spült sie zuerst jene aus der Tür heraus, die ihre Arbeit still oder ordentlich machen. Denn egal, ob Beförderung oder Freisetzung: Wenn zwei gleich gut sind, gewinnt der mit der stärkeren Persönlichkeit.
„Positive Unbescheidenheit“ ist psychologisch davon getragen, sich selbst wertzuschätzen und einen begründeten Stolz auf seine Leistung in sich zu tragen. Hier ist der gesunde Egoismus eines „Ich bin mir wichtig“ absolut nicht fehl am Platz. Gefährlich hingegen ist ein „egozentrisches Kikeriki“, in dem allein der Gockel zählt, während alle anderen nur unbedeutendes Federvieh sind.
Altes und neues Denken Alle vier Karrierelügen sind Teil eines überholten Denkmodells. Wir sind bereits einen Schritt weiter: Auf das Zeitalter von Zielfixierung und Leistungsfetischismus folgt die Ära des Sinns, der Emotion und der Kreativität. Und auch wenn viele es nicht glauben wollen: Die Ergebnisse werden noch besser sein, als sie es jetzt schon sind. „Du kannst, weil Du darfst, was Du willst.“ So muss es heißen – und daran sollten Sie sich orientieren.
Buchtipp
Steffen Kirchner: Spielregeln für Gewinner. Mit 25 einfachen Gesetzen zur persönlichen Höchstleistung.
Goldmann 2010. ISBN 978-3442171613. 7,95 Euro