Rheinmetall AG

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Branche
Technologiekonzern

Produkte/Dienstleistungen
Die börsennotierte Rheinmetall AG mit Sitz in Düsseldorf steht als integrierter Technologiekonzern für ein ebenso substanzstarkes wie international erfolgreiches Unternehmen, das mit einem innovativen Produkt- und Leistungsspektrum auf unterschiedlichen Märkten aktiv ist. Rheinmetall ist ein führendes internationales Systemhaus der Verteidigungsindustrie und zugleich Treiber zukunftsweisender technologischer und industrieller Innovationen auf den zivilen Märkten. Die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit ist integraler Bestandteil der Rheinmetall-Strategie. Bis 2035 will das Unternehmen CO2-Neutralität erreichen.

Mit seinen über 31.000 Beschäftigten an 171 Standorten weltweit erzielte das Unternehmen, das seit März 2023 im DAX40 notiert ist, im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von 9,8 Milliarden Euro. Rheinmetall ist für alle gleichermaßen ein ausgezeichneter Arbeitgeber. Einander zu fördern, zu fordern und zu unterstützen, gehört zu unserer Kultur.

Durch unsere Arbeit auf unterschiedlichen Feldern übernehmen wir bei Rheinmetall Verantwortung in einer sich dramatisch verändernden Welt. Mit unseren Technologien, unseren Produkten und Systemen schaffen wir die unverzichtbare Grundlage für Frieden, Freiheit und für nachhaltige Entwicklung: Sicherheit.

Anzahl der Standorte
Weltweit 171 Standorte

Jahresumsatz
9,8 Mrd. EUR

Anzahl der MitarbeiterInnen
31.000+

Gesuchte Fachrichtungen
Innerhalb des Rheinmetall Konzerns können Sie den Grundstein für Ihre erfolgreiche Karriere legen und Themen gestalten, die Menschen bewegen: umweltschonende Mobilität und moderne Sicherheitstechnik.

Wir suchen u. a. Studierende, Absolventen, Young Professionals sowie erfahrene Spezialisten aus dem Bereich der Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften (z. B. Elektrotechnik, Fahrzeugtechnik, Gießtechnik, Konstruktion, Lasertechnik u.v.m.), IT (Softwareentwickler C++, Cybersecurity, Simulationssysteme) sowie Wirtschaftsingenieure mit Doppelfunktion.

Einsatzmöglichkeiten
Unter anderem Engineering, Forschung und Entwicklung, IT, Projektmanagement, Produktion, Vertrieb, Einkauf und Konstruktion

Einstiegsmöglichkeiten
Direkteinstieg, Praktika, Werkstudierendentätigkeit, Abschlussarbeiten, Traineeprogramm

Mögliche Einstiegstermine
Laufend

Angebote für Studierende
Praktika, Werkstudierendentätigkeit, Abschlussarbeiten

Weiterbildung und Zusatzleistungen
Rheinmetall bietet Ihnen vielfältige Möglichkeiten, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln und die eigene Karriere gezielt voranzutreiben. Gemeinsam mit Ihrer Führungskraft und Kolleginnen und Kollegen der Personalentwicklung evaluieren wir Ihre Talente und Stärken und beschließen individuelle Weiterbildungsmaßnahmen. Unsere Konzepte, Trainings, Seminare, fachlichen Schulungen und Coachings unterstützen Sie dabei, Ihre Ziele zu erreichen.

Darüber hinaus erwarten Sie bei uns weitere Zusatzleistungen und Benefits.

Logo Rheinmetall

Ansprechpartner
Recruitingcenter

Anschrift
Rheinmetall Platz 1
40476 Düsseldorf

Internet
www.rheinmetall.com/karriere
www.rheinmetall.com/jobportal
www.rheinmetall.com/vielfalt

karriereführer ärzte 2020.2021 – Zeit für den Techniksprung

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Cover karriereführer ärzte 2020-2021

Zeit für den Techniksprung

Lange Zeit blickten Patienten und die Ärzteschaft skeptisch auf die Möglichkeiten der Digitalisierung. Ist das sicher – und ist das gewünscht? COVID-19 ändert nun die Grundparameter. Ob im Kampf gegen die Pandemie oder im Umgang mit ihr: Digitale Methoden helfen der Medizin und den Menschen. Die junge Ärztegeneration nutzt diesen Rückenwind für Innovationen, Hilfsorganisationen wie „Ärzte ohne Grenzen“ engagieren sich für eine globale Technik- und Datengerechtigkeit.

Zeit für den Techniksprung

Lange Zeit blickten Patienten und die Ärzteschaft skeptisch auf die Möglichkeiten der Digitalisierung. Ist das sicher – und ist das gewünscht? COVID-19 ändert nun die Grundparameter. Ob im Kampf gegen die Pandemie oder im Umgang mit ihr: Digitale Methoden helfen der Medizin und den Menschen. Die junge Ärztegeneration nutzt diesen Rückenwind für Innovationen, Hilfsorganisationen wie „Ärzte ohne Grenzen“ engagieren sich für eine globale Technik- und Datengerechtigkeit. Von André Boße

Im Wortsinn bedeutet „Krise“ die Zuspitzung einer Situation, in der nun Entscheidungen gefordert sind. Der Mensch ist im Alltag bereits recht geübt darin, solche Entscheidungen zu treffen. Fußballclubs in der Krise werfen ihren Trainer raus, Parteien ihre Vorsitzende. Kriselnde Paare suchen nach professioneller Beratung, Patienten, die von einer Ärztin gesagt bekommen, sie bewegten sich viel zu wenig, ändern ihren Lebensstil. Die aktuelle Pandemie hat seit dem Frühjahr 2020 sämtliche Bereiche der Weltgesellschaft in den Krisenmodus versetzt: COVID-19 sorgt dafür, dass sich global Probleme und Herausforderungen zugespitzt haben. Mit der Folge, dass nun eben notwendige Entscheidungen anstehen. Dabei ist die Dichte dieser notwendigen Weichenstellungen im Gesundheitssystem besonders groß: Die Medizin stand schon in der allerersten Phase der Pandemie im Blickpunkt – und das wird so bleiben, auch dann noch, wenn SARS-CoV-2 eines Tages besiegt ist, sich aber neue Pandemien abzeichnen.

Gesundheit als Schutzschild für das System

Es ist daher anzunehmen, dass das Krisenjahr 2020 für das globale Gesundheitssystem einen dramatischen Wendepunkt darstellt: Es wandelt sich von einem System, in dem es verstärkt um Effizienz und Wertschöpfung ging, zu einem Sektor, der wie eine Art Schutzschild funktionieren soll, indem er mit seinen Strukturen, seiner Technik und seinem Know-how dafür Sorge trägt, dass Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in den Normalmodus zurückgelangen – und diesen nicht mehr aufgeben müssen, weil eine Pandemie zu Lockdowns führt. Gesundheit, das zeigt sich im Pandemiejahr 2020, ist die Prämisse dafür, dass die anderen Systeme laufen. Insbesondere der Kapitalismus.

Ländlicher Raum: Digitalisierung stützt Versorgung

Ein willkommener Effekt der Digitalisierung in der Medizin ist, dass mit IT-Innovationen und neuen Techniken das Problem der Unterversorgung ländlicher Gebiete zumindest teilweise gelöst werden kann. So gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Apps, mit denen Patienten ihre chronischen Krankheiten zu einem Teil selbst überwachen sowie die Daten ihrem Arzt zukommen lassen können, ohne in die Praxis zu müssen. Apps dieser Art gibt es für Asthma- oder Herzpatienten, besonders hilfreich sind sie auch im Falle einer Ansteckung mit SARS-CoV-2, da sie Daten erheben, wie sich die Infektion entwickelt und wann zum Beispiel bei der Sauerstoffsättigung des Blues kritischere Punkte erreicht werden.
In dieser Erkenntnis liegt der Grund für den Paradigmenwechsel: Man wird aufhören, weite Teile des Gesundheitssystems zu kapitalisieren, weil sich zeigt, dass dadurch in einem Notfall wie diese Pandemie ihn darstellt die Schlagkraft des Systems leidet. Daher geht es ab jetzt nicht mehr ausschließlich darum, das Gesundheitssystem nach Maßgaben der Effizienz und der Wertschöpfung zu betrachten. Entscheidend ist die Gewissheit, dass es funktioniert und dass es Stress aushält. Dass genügend Personal und Ressourcen zu Verfügung stehen. Und dass es auf dem neuesten technischen Stand arbeitet. Damit dieser Anspruch erfüllt werden kann, bedarf es einiger Änderungen, wobei zwei Entwicklungen besonders signifikant sind. Zum einen benötigt das Gesundheitssystem die finanziellen Mittel: In Zukunft kann es sich die Politik kaum noch leisten, das Sparen zum obersten Gebot zu machen. Doch Geld alleine reicht nicht. Sinnvoll sind Investitionen dann, wenn sie mit einer guten Personalplanung sowie mit technischen Innovationen einhergehen. Wenn also diese Krise zu einer Entscheidung führt, dann zu der, die Digitalisierung im Gesundheitsbereich voranzutreiben endlich ihre Möglichkeiten umzusetzen.

COVID-19 sorgt für Digitalisierungsboost

Die Bertelsmann-Stiftung hat in der Zukunftsstudie „2035+: Leben, Arbeit, Bildung“ untersucht, welche zentralen Lebensbereiche in den kommenden Jahren besonders stark von der Künstlichen Intelligenz (KI), einer der Kerntechnologien der Digitalisierung, beeinflusst werden. Das Fazit der Befragung von Führungskräften aus den Bereichen Technik und Digitalisierung: „85 Prozent der befragten ExpertInnen gehen von einem zunehmenden Einsatz von KI-Technologie im Gesundheitssektor aus.“ Kein anderer Bereich kommt auf so hohe Werte, der Digitalisierunsboost wird in den Sektoren Healthcare und Lifescience als besonders stark eingeschätzt. Der Anteil derjenigen, die nicht an einen solchen Boost glauben, ist mit rund zwei Prozent äußerst gering. Interessant ist, dass die Patienten diese Zustimmungswerte noch toppen, im Zuge der Pandemie scheint die Skepsis gegenüber digitalen Lösungen im Gesundheitssystem abgenommen zu haben. Nach einer Umfrage von Bitkom, dem Branchenverband der Digitalwirtschaft, sprechen sich 93 Prozent der Befragten für einen Ausbau der digitalen Gesundheitsversorgung aus. 62 Prozent sind der Meinung, dass die ärztliche Beratung per Chat weiter ausgebaut werden sollte, knapp 60 Prozent geben an, Video-Sprechstunden sollten standardmäßig verfügbar sein – und nicht nur in der Krisenzeit einer Pandemie. Gut jeder Zweite (53 Prozent) ist zudem der Ansicht, dass sich mithilfe digitaler Technologien der Kampf gegen solche Krisen erfolgreicher führen lasse. Dieser Boost sorge dafür, dass Digitalisierung der Medizin und des Gesundheitswesens mittlerweile in vollem Gange seien, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Elektronische Patientenakte, E-Rezept und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung sind schon bald für die Versicherten verfügbar. Zugleich bauen Ärzte telemedizinische Angebote wie Videosprechstunden aus, Start-ups entwickeln innovative Angebote, die die digitale Gesundheitsversorgung in Deutschland voranbringen. Diese Entwicklung wurde durch die Corona- Pandemie noch einmal beschleunigt und muss jetzt konsequent fortgesetzt werden“

Lange Liste digitaler Innovationen

Wie die Unterstützung digitaler Tools konkret aussehen kann, fasst der Verband Bitkom in der stetig wachsenden Liste „Digitale Lösungen in der Gesundheitsversorgung bei Covid- 19“ zusammen: Telemonitoring von Patienten, E-Learning- Methoden für medizinisches Personal, digitale Signaturen für E-Rezepte, Cyberschutz und Datensicherheit für Gesundheitseinrichtungen, Data-Mining-Methoden für gigantische Banken von Patientendaten, Tools, die in Notfallsituationen aus Hotelzimmern temporäre Krankenstationen machen, Schutzmasken und anderes Material aus dem 3D-Drucker, Wearables und Apps, die Symptome diagnostizieren oder Kontakte prüfen – die Vielfalt der Innovationen, die schon heute entwickelt, getestet oder sich bereits am Markt bewähren, ist groß. Nicht immer läuft alles reibungslos, wie auch die Corona-App zeigt. Aber die ersten Schritte sind gemacht, zumal die Bundesregierung mit ihren Richtlinien und der Gesetzgebung diesen Weg forciert.
Gerade Start-ups mit digitalen Innovationen hatten es im Gesundheits bereich hierzulande bisher nicht leicht. Sie sind wegen der strengen regulatorischen Rahmenbedingungen und datenschutzrechtlichen Bedenken oftmals vor hohe Hürden gestellt.
Interessant: Aktiv ist in diesem Bereich neben den großen IT-Konzernen auch eine Reihe von jungen Start-ups, die Know-how aus der Medizin mit IT-Wissen kombinieren. „Gerade Start-ups mit digitalen Innovationen hatten es im Gesundheitsbereich hierzulande bisher nicht leicht. Sie sind wegen der strengen regulatorischen Rahmenbedingungen und datenschutzrechtlichen Bedenken oftmals vor hohe Hürden gestellt“, sagt Michael Burkhart, Partner bei der Unternehmensberatung PwC und dort Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft. Das habe durchaus eine gewisse Berechtigung: „Schließlich haben wir es im Gesundheitswesen mit hochsensiblen, persönlichen Daten zu tun. Doch während des Lockdowns mussten Ärzte und Patienten notgedrungen auf Video-Sprechstunden ausweichen und haben gelernt, solche Möglichkeiten zu nutzen und diese fest in den Arbeitsalltag zu integrieren. Ich gehe davon aus, dass sie das auch in Zukunft tun werden, wenn es zum Beispiel um die Versorgung im ländlichen Raum geht.“ Mit einem Healthcare-Barometer haben die Berater von PwC versucht, die Stimmung bei den Patienten gegenüber diesen digitalen Tools auszuloten, Burkharts Fazit: „Die Deutschen stehen den Neuerungen nicht euphorisch, aber überwiegend positiv gegenüber.“ Jedoch, relativiert Michael Burkhart, wurde dieses Stimmungsbild Ende 2019 eingeholt. „Ich könnte mir denken, dass die Offenheit gegenüber digitalen Angeboten nach den Erfahrungen der vergangenen Monate deutlich zugenommen hat.“

Globale Gerechtigkeit beim Zugang zur Technik

Was insbesondere der Ärzteschaft wichtig ist: Von den neuen Möglichkeiten des digitalisierten Gesundheitswesens soll nicht nur das deutsche Gesundheitssystem profitieren, auch auf globaler Ebene wollen Ärztinnen und Ärzte diese Tools im Sinne der Menschen nutzen. Wenn dem Virus Grenzen egal sind, dann soll das auch für medizinisches Know-how gelten. Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ hat sich Ende Mai an einem Aufruf beteiligt, um mit Blick auf die Bekämpfung der Pandemie weltweit für einen gerechten Zugang zu Medikamenten und Impfstoffen, aber eben auch zu Technologien zu sorgen. Der Aufruf fordert das Teilen von Wissen, geistigem Eigentum und Daten. „Es bedarf durchsetzbarer Maßnahmen und einer effektiven Umsetzung, um den Zugang für alle Menschen zu bestehenden und künftigen Technologien zur Bekämpfung von Covid-19 zu gewährleisten“, sagt Christos Christou, Internationaler Präsident der medizinischen Hilfsorganisation, die in mehr als 70 Ländern die Bekämpfung der Covid-19-Pandemie unterstützt. „Jetzt ist nicht die Zeit, um zuzulassen, dass Pharmakonzerne business as usual betreiben und kurzsichtiger Nationalismus von Regierungen einer globalen Zusammenarbeit bei der Entwicklung von medizinischen Instrumenten zur Bekämpfung dieser Pandemie im Wege stehen. Covid-19 ist so lange nicht vorbei, bis es für alle vorbei ist.“

Politische Schritte: „Digitale Gesundheit 2025“

Mit einer Reihe von politischen Impulsen und Gesetzesänderungen hat das Bundesgesundheitsministerium in den vergangenen Monaten die Weichen für eine fortschreitende Digitalisierung des Gesundheitswesens gestellt. So hat die Regierung die elektronische Patientenakte sowie elektronische Rezepte eingeführt, der Weg für Gesundheits-Apps ist geebnet, ein Forschungsdatenzentrum soll die Ergebnisse medizinischer Forschung besser bündeln. Seit 2019 gibt es zudem einen „Health Innovation Hub“, der als Thinktank die Medizin mit der Digitalszene verbindet, die Initiative „Zukunftsregion Digitale Gesundheit“ dient als Feld, in dem digitale Lösungen in der Praxis Anwendung finden, um so neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Herzspezialist Prof. Dr. Thomas Münzel im Interview

Weltweit steht COVID-19 im Fokus der Medizin. Das ist verständlich, jedoch gibt es globale Phänomene, die für weitaus mehr Krankheits- und Todesfälle verantwortlich sind – und das Jahr für Jahr. Der medizinische Forscher Prof. Dr. Thomas Münzel von der Uni Mainz schaut dabei besonders auf die Gefahren für das Herz-Kreislauf-System und widmet sich Risikofaktoren, die so allgegenwärtig sind, dass ihre negativen Wirkungen häufig verdrängt oder vernachlässigt werden. Zum Beispiel Feinstaub, der nach neuesten Daten auch ein wichtiger Co-Faktor in Bezug auf die COVID-Mortalität ist. Das Interview führte André Bosse.

Zur Person

Prof. Dr. Thomas Münzel ist Professor für Kardiologie und Direktor des Zentrums für Kardiologie I an der Johannes-Gutenberg- Universität Mainz. Vor seinem Studium absolvierte er eine komplette Ausbildung als Krankenpfleger. Nach seinem Medizinstudium an der Universität Freiburg war er dort ab 1985 erst als Stipendiat, dann als wissenschaftlicher Assistent tätig. Mitte der 1990er-Jahre absolvierte er ein Habilitandenstipendium in Atlanta, von 1995 bis 2004 war er Oberarzt am Uniklinikum Hamburg bei Professor Thomas Meinertz. 2004 erhielt er eine Professur für Innere Medizin an der Uni Mainz. Thomas Münzel ist Mitglied des Vorstands der Stiftung Mainzer Herz und Mitinitiator der Gutenberg- Herz-Studie sowie des Centrums für Thrombose und Hämostase. Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten gehört die Forschung in den Bereichen Lärm, Luftverschmutzung sowie ihre Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Herr Professor Münzel, Ihr Forschungskollege Jos Lelieveld spricht im Zuge Ihrer gemeinsamen Studie zu den Auswirkungen der Feinstaubbelastung von einer „Luftverschmutzungspandemie“. Warum erzeugt diese Pandemie nicht ansatzweise die Wahrnehmung wie das Corona-Virus? Gute Frage. Wenn man die absoluten Exzess-Todesfälle betrachtet … … also die mit Feinstaub assoziiert werden können … … genau, dann sterben nach den Berechnungen von Jos Lelieveld und Richard Burnett pro Jahr weltweit knapp 9 Millionen Menschen an den Folgen von Feinstaub, wobei man davon ausgehen kann, dass rund 60 bis 70 Prozent dieser Todesfälle durch Feinstaub aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen geschehen. Das sind enorme Zahlen – und doch wird der Kampf gegen den Feinstaub nur sehr zögerlich geführt. Warum ist das so? Das grundlegende Problem ist, dass auch viele Kardiologen die Dimensionen des Problems mit dem Feinstaub noch nicht erfasst haben. Wie gesagt, 9 Millionen Menschen sterben aufgrund von Feinstaub, an den Folgen des Rauchens versterben pro Jahr geschätzt 7,2 Millionen Menschen. Hier zeigt sich, warum die Kardiologischen Gesellschaften in Europa, das ist die ESC, und in den USA, also die AHA/ACC, den Feinstaub endlich als Herz-Kreislauf-Risikofaktor anerkennen müssen. Wobei es sich beim Feinstaub um einen Risikofaktor handelt, der weder durch Ärzte noch durch Patienten beeinflusst werden kann. Mit dem Rauchen kann ich aufhören, dem Feinstaub bin ich ausgesetzt. Eine Verbesserung kann nur die Politik in Gang setzen, indem sie Grenzwerte für Feinstaubkonzentrationen festlegt, die uns vor diesen gesundheitlichen Nebenwirkungen schützen. Wie beurteilen Sie die aktuellen Grenzwerte? Als viel zu hoch! In Europa liegen sie bei 25 Mikrogramm pro Kubikmeter. Im Vergleich dazu liegt er in den USA bei 12, in Australien bei 8 Mikrogramm pro Kubikmeter. Die WHO gibt einen Grenzwert von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter vor, die Grenzwerte bei uns in Europa liegen also zweieinhalbmal so hoch. Das ist eigentlich ein Skandal! Nach Angaben der WHO leben 91 Prozent der Weltbevölkerung in einer Region, die über dem in meinen Augen passenden Grenzwert von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter liegt. Würde man diesen Grenzwert weltweit implementieren, könnte man 50 Prozent der durch Feinstaub bedingten Todesfälle vermeiden.
Klar ist: Lärm macht krank – und muss wie der Feinstaub endlich als Herz-Kreislauf-Risikofaktor anerkannt werden.
Als Kardiologe warnen Sie vor negativen Einflüssen auf die Gesundheit von Menschen, Ihre Gegenspieler sind dabei häufig die Lobbyisten, sei es aus der Tabak- oder Autoindustrie. Welche Kompetenzen sind wichtig, um für diese Debatten gerüstet zu sein? Was Sie beschreiben, ist tatsächlich ein extrem großes Problem. Wir verstehen uns daher als Forscher, die nicht nur feststellen, wie zum Beispiel Lärm unser Herz-Kreislauf-System schädigt, sondern als Forscher, die diese Botschaft auch nach außen tragen, um über die negativen Folgen von Lärm auf unser Herz-Kreislauf-System aufzuklären und damit eine Änderung zu bewirken. Denn klar ist: Lärm macht krank – und muss wie der Feinstaub endlich als Herz-Kreislauf-Risikofaktor anerkannt werden. Leider streifen die Leitlinien zur Prävention das Thema Lärm nur am Rande, es kommt in der Besprechung der wichtigen Risikofaktoren viel zu kurz. Das muss sich ändern, daran arbeiten wir – und dafür braucht man als Forscher einen langen Atem – und viele Daten. Was sind Ihre Kernforderungen? Experteninnen und Experten aus dem Bereich Luftverschmutzung müssen eingebunden werden, wenn es darum geht, die Leitlinien zur Prävention festzuschreiben. Nur so kann es gelingen, dass die richtigen Empfehlungen an die Kardiologen weitergegeben werden. Viele der kardiologischen Krankheiten, mit denen Sie es zu tun haben, sind Krankheiten einer Wohlstandsgesellschaft. Ja, und da stoßen wir gleich auf die klassischen Risikofaktoren: hohes Cholesterin, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Rauchen. Heute aber kommt hinzu, dass verstärkt neue Risikofaktoren für die Entwicklung einer koronaren Herzerkrankung erkennbar werden. Wobei diese Risikofaktoren meistens gekoppelt sind. Bleiben wir beim Feinstaub und Lärm: Dort, wo Sie Straßen- oder Fluglärm haben, leiden die Menschen auch an der Luftverschmutzung und Feinstaubbelastung. Wir müssen die Folgen dieser Lärmbelästigung unbedingt auch sozioökonomisch betrachten: Studien beziffern den Schaden auf bis zu 1 Billion Euro. Zum Vergleich: Die sozioökomischen Kosten beim Alkohol mit 50 bis 120 Milliarden Euro sowie beim Rauchen mit 544 Milliarden Euro sind deutlich geringer.
Ich sehe die Universitätsmedizin als eine zukunftsweisende Arbeitsstelle für Physician Scientists, die zum einen ihre klinischen Aufgaben erfüllen, zum anderen in der Lage sind, Herausragendes in der Forschung zu leisten.
Der Tabakkonsum ist weltweit rückläufig … … hingegen geht man bei Lärm und Feinstaub heute davon aus, dass diese zwei Umwelt-Stressoren wachsen, sich zumindest additiv, vielleicht sogar exponentiell verstärken. Hinzu kommen weitere Risikofaktoren für unser Herz-Kreislauf-System: höhere Temperaturen insbesondere in den Städten, soziale Isolation, nach neuesten Erkenntnissen auch das Licht in der Nacht. Wie nehmen Sie in diesem Zusammenhang jüngere Kolleginnen und Kollegen wahr, bringt die junge Generation den langen Atem mit, um zu forschen und gleichzeitig aufzuklären? Schwierige Frage. Ich habe den Eindruck, dass bei den Mitarbeitern heute die wissenschaftliche Arbeit eine weniger wichtige Rolle spielt. Mehr und mehr an Bedeutung gewinnen Aspekte wie die Freizeitgestaltung und die Familie – wobei das ohne Frage Entwicklungen sind, die insgesamt als sehr positiv anzusehen sind. Weil die Work-Life-Balance stimmt – was wiederum dazu führt, dass der Beruf weniger stressig wahrgenommen wird. Genau. Kritisch betrachten muss man, dass in der Universitätsmedizin der wirtschaftliche Erfolg zunehmend an Bedeutung gewinnt. Das ist eine Entwicklung, die erfolgreiches, insbesondere wissenschaftliches Arbeiten nicht einfacher macht, weil dafür die notwendigen Strukturen fehlen, die infrastrukturellen wie auch die baulichen. Dennoch sehe ich die Universitätsmedizin als eine zukunftsweisende Arbeitsstelle für Physician Scientists, die zum einen ihre klinischen Aufgaben erfüllen, zum anderen in der Lage sind, Herausragendes in der Forschung zu leisten. Man muss Ihnen nur die Zeit dafür geben, so genannte Protected Time for Research. Man darf eben nicht verlangen, dass sie in ihrer Freizeit wissenschaftlich aktiv sind. Und in der Zeit, in der man für die Wissenschaft freigestellt wird, darf es keine Gehaltseinbußen geben. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, werden wir mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs keine Sorgen haben.

Feinstaub und Letalität von COVID-19

Nach neuesten Daten ist Feinstaub ein wichtiger Co-Faktor in Bezug auf die COVID-Mortalität, je nach Ausprägung ist er mit bis zu 30 Prozent dafür mitverantwortlich, dass Menschen an einer Infektion mit COVID-19 versterben. „COVID-19-Viren gelangen über den ACE2-Rezeptor in die Endothelzelle, wobei neue Befunde darauf hinweisen, dass Feinstaub die Expression des ACE-2 Rezeptors erhöht – und damit die Aufnahme von Viren in die Zelle theoretisch gesteigert wird“, sagt Thomas Münzel Auch gebe es Vermutungen, dass der Feinstaub selbst als Vektor für den COVID-19-Virus fungieren kann. COVIDViren, die in die Endothelzelle aufgenommen werden, können eine sogenannte Endotheliitis verursachen, die jetzt erst kürzlich beschrieben wurde. „Das wiederum bedeutet, dass Herz-Kreislauf-Systeme, die schon vor der Infektion durch Feinstaub und andere Faktoren in Mitleidenschaft gezogen worden sind, durch das Virus zusätzlich belastet werden. So kann es zu Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und auch Schlaganfall kommen.“

Corona als Digitalisierungsbooster

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Dr. med. Dilan Sinem Sert hat nach ihrem Medizinstudium in der Gynäkologie im Ruhrgebiet gearbeitet. Heute betreibt sie erfolgreich ein E-Health-Start-up mit einem Marktplatz für ärztliche Tätigkeiten und einem Weiterbildungs- und Personaplanungstool. Das Interview führte Christiane Martin.

Frau Dr. Sert, was genau bieten Sie an und wie funktioniert der Service? SEDIDOC und SEDIWORK sind unsere zwei Produktlinien, mit denen wir die gesamten Personalprozesse im Klinikbetrieb organisieren und unterstützen. Dabei handelt es sich einerseits um die gesamte Weiterbildungsplanung und Rotationsplanung der Ärzte in Weiterbildung, also auch der Personaldispositionen für die kurz- und langfristigen Stellenbesetzungen. Kliniken können angeben, wann sie wen brauchen oder welche Slots sie frei haben und unsere Partner, die Weiterbildungsverbünde und auch externe Agenturen können diese Slots befüllen. Wir haben weitere Tools, die für alle Beteiligten individuelle Lösungen anbieten und dieses Angebot ausweiten. Was hat Sie dazu bewogen, eine solche Plattform ins Leben zu rufen und was versprechen Sie sich davon? Ich habe in meiner ärztlichen Arbeit gemerkt, dass viele elementare Prozesse im Klinikbetrieb sehr manuell und papierlastig gesteuert werden. Wertvolle Personalressourcen, sei es in der Verwaltung oder in der Klinik, gehen dabei verloren. Der Patient steht nicht mehr im Mittelpunkt, sondern die administrativen Aufgaben. Hier wollte ich ansetzen. Wer nutzt die Plattform mit welcher Motivation? Es gibt mehrere Zielgruppen. Kliniken und Praxen, die ihre freien Stellen einfach, transparent, übersichtlich besetzen und zudem ihre Fallzahl steigern wollen, durch weniger Verschwendung von Personalkapazitäten. Ärztinnen und Ärzte, die ihre Weiterbildung und Einsatzplanung effizient und übersichtlich gestalten wollen, damit mehr Zeit für ihre Berufung bleibt, die Patientenversorgung. So kann auch selbstbestimmtes Arbeiten gefördert werden, was bisher im Gesundheitswesen oft noch nicht möglich ist. Digitalisierung im Gesundheitswesen wird oft kritisch betrachtet. Hat sich das mit „Corona“ etwas verändert? Und wenn ja, wie kann man das nutzen? Corona ist ein absoluter Digitalisierungsbooster, da in dieser außergewöhnlichen Situation schnelle und gute Lösungen gefunden werden mussten. Effizienz im Gesundheitswesen ist das Gebot der Stunde. Statt Risikodebatte werden jetzt gute Ideen einfach umgesetzt. Ich hoffe nur, wir nehmen die Chance auch langfristig an und fallen nicht bald wieder in alte Muster zurück. So können wir Sicherheit, hochwertige Patientenversorgung und gute Arbeitsbedingungen fördern.

Medizin, die schmeckt – Buch-, Link- und Veranstaltungstipps

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„Medizin ohne Ärzte“

cover Medizin ohne ÄrzteDer Frage, ob künstliche Medizin die menschliche Heilkunst ersetzen kann, geht Christian Maté in seinem neuen Buch nach. Er beleuchtet dabei große Themen: die Zukunft der Medizin, den Einsatz von Artificial Intelligence und Big Data in Diagnostik und Therapie. Was über Jahrhunderte als ärztliche Kunst bezeichnet wurde, können Maschinen zum Teil schon jetzt besser: Krankheiten diagnostizieren, individuelle Behandlungen auswählen oder operative Eingriffe durchführen. Sind Ärzte aus Fleisch und Blut schon bald überflüssig? Was hat der Patient der Zukunft zu erwarten? Christian Maté, selbst Mediziner, entwickelt spannende Thesen für die digitale Zukunft. Christian Maté: Medizin ohne Ärzte. Residenz Verlag 2020. ISBN 978-3-701-73502-0. 22 Euro

„Die Netzwerkbibel“

Kontakteknüpfen mittels Networking ist im Zuge der Digitalisierung einerseits einfacher, andererseits auch komplexer geworden: Es gibt ein Überangebot an digitalen Plattformen, immer mehr Events und immer mehr Entscheider und Multiplikatoren, die wichtig erscheinen. Gleichzeitig hat Networking an Bedeutung gewonnen: Ein tragfähiges Netzwerk und die richtigen Kontakte helfen, sich als Experte zu positionieren und beruflich erfolgreich zu sein – das gilt für Führungskräfte ebenso wie für Berufseinsteiger. Tijen Onaran zeigt, wie Networking heute wirklich funktioniert. In ihrem ersten Buch gibt die Autorin eigene Erfahrungen weiter, reflektiert ihre Erlebnisse, erzählt Anekdoten aus ihrer Zeit in der Politik und Wirtschaft und leitet daraus konkrete Handlungsempfehlungen ab. Tijen Onaran: Die Netzwerkbibel. Springer 2019. ISBN 978-3-658-23735-6. 19,99 Euro

Digitale Wisenschaftskommunikation

Die Wissenswerkstatt ist ein Blog zu Wissenschaft, Wissenschaftskommunikation und weiteren zeitgenössischen Sachverhalten mit Texten über Naturwissenschaften, Medizin, Soziologie, Philosophie und anderes.

„Ist das gesund oder kann das weg?“

cover Ist das gesund oder kann das wegDie erfahrene Apothekerin Christine Gitter nimmt die bunte Welt der Nahrungsergänzungsmittel unter die Lupe. Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Superfood – die Hersteller versprechen mehr Gesundheit, Energie und Konzentration. Über Risiken und Nebenwirkungen wird gerne geschwiegen. Informativ und erfrischend unterhaltsam schafft Christine Gitter Abhilfe und beantwortet Fragen wie diese: Was genau bewirken Vitamine und Mineralstoffe im Körper? Sind die versprochenen Wirkungen eigentlich bewiesen? Und können wir getrost auf das eine oder andere Präparat verzichten? Christine Gitter: Ist das gesund oder kann das weg? Droemer HC 2020. 978-3-426-27808-6. 18 Euro

Podcast für Studium und Weiterbildung

In lockerer Folge interviewt in diesem Podcast Dr. Horst Gross, Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin, interessante Menschen und Experten zu Themen, die für Medizinstudierende und Ärzte relevant sind.

Studienbuch zur Ethik in der Medizin

Cover Ethik in der MedizinDas bewährte Grundlagenwerk für das Wahlpflichtfach „Ethik in der Medizin“ inzwischen in fünfter Auflage wurde gründlich überarbeitet und aktualisiert. Vollständig neu hinzugekommen sind die Kapitel „Ethik und Alter(n) in der Medizin“ sowie „Digitalisierung“. Ethik in der Medizin. 5. Aufl. Reclam 2020. ISBN 978-3-15-019337-2. 16,80 Euro

Bewerben mit der Micro-Learning-Methode

Cover Bewerbung to goDer Ratgeber „Bewerbung to go“ ist für alle, die keine Zeit haben, sich stundenlang mit einem Bewerbungsanschreiben zu beschäftigen, und die keine Lust haben, zu googeln, wie viele Leerzeilen zwischen Anschrift und Anrede stehen sollen. Denn für das perfekte Anschreiben reichen schon 15 Minuten, zeigt Sandra Gehde in ihrem neuen Buch. Sandra Gehde: Bewerbung to go. Entspannt und zeitgemäß zum neuen Job. Erfolgreich bewerben mit der Micro- Learning-Methode. metropolitan 2019. ISBN 978-3-96186-030-2. 14,95 Euro

Digitales Infomationsangebot zum Corona-Virus

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) beantwortet auf der Webseite infektionsschutz.de aktuell und fachlich gesichert Fragen zum Corona-Virus. Auf der Seite finden sich mehrsprachig wichtige Hygiene- und Verhaltensregeln und -empfehlungen zur Vorbeugung von Infektionen. Alle Infos sind tagesaktuell.

„Die beste Depression der Welt“

Cover Die beste Depression der WeltDer Roman „Die beste Depression der Welt“ bricht Tabus und handelt von einer Frau, die nach einem missglückten Suizidversuch mit ihrem Blog berühmt wird und nun einen Ratgeber zum Umgang mit Depressionen schreiben soll. Die Protagonistin Vera probiert alles aus, was gegen Depressionen helfen soll – und scheitert, scheitert, scheitert. Um sich wirklich besser zu fühlen, muss sie sich ihren eigenen Problemen stellen. Ein lehrreiches und gleichzeitig unterhaltsames Buch! Helene Bockhorst: Die beste Depression der Welt. Ullstein 2020. ISBN: 978-3-55020-076-2. 20 Euro

Kuratiert: Neuigkeiten aus der Gesundheitsbranche

Lebensretter werden Klimaretter

Unternehmen und Einrichtungen der gesamten Gesundheitsbranche können sich gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für den Klimaschutz engagieren: Mit dem seit 2017 vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) geförderten Projekt „Klimaretter – Lebensretter“ der Stiftung „viamedica“ werden die Beschäftigten des Gesundheitswesens zu Klimarettern. Die Teilnehmer erhalten kostenlos ein komplett ausgearbeitetes Maßnahmenpaket für ein firmeninternes Klimaschutzprojekt sowie wertvolle Tipps, wie man mehr Klimaschutz am Arbeitsplatz erreicht. Bis Sommer 2020 wurden schon 615.337 kg CO2 vermieden von 4.508 Teilnehmer*innen aus 88 Unternehmen im medizinischen Bereich.

Hausärzte mit Schlüsselstellung

Wie die „Ärztezeitung“ schreibt sind die niedergelassenen Hausärzte wichtige Personen bei Diagnose und Therapie von psychosomatischen Erkrankungen, an denen in Deutschland jedes Jahr 25 bis 30 Prozent der Bevölkerung erkranken. In einem von der „Ärztezeitung“ zitieren Gutachten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gaben deutlich mehr als die Hälfte der Befragten an, sich mit Depressionen (56,7 Prozent) oder Schmerzen ohne körperliche Erkrankung (69,4 Prozent) zunächst an den Hausarzt zu wenden. Damit steht der Hausarzt als Vertrauensperson an erster Stelle.

Roboter in der Pflege – Chancen und Risiken

Der deutsche Ethikrat hat im Frühjahr 2020 eine Stellungnahme zum Einsatz von Robotern in der Pflege veröffentlicht. Er gelangt zu dem Urteil, dass sie einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität pflegebedürftiger Menschen und der Arbeitsqualität im Pflegebereich leisten können. Dies setzt jedoch voraus, dass der Einsatz von Robotertechnik zwischenmenschliche Beziehungen nicht ersetzt. Die Erforschung und Entwicklung robotischer Anwendungen sowohl für die häusliche Pflege als auch für Pflegeeinrichtungen wird seit einigen Jahren mit erheblichen öffentlichen Mitteln gefördert. Zur Begründung wird von politischer Seite auf die drängenden infrastrukturellen, personellen und finanziellen Probleme verwiesen, die sich angesichts des Fachkräftemangels in der Pflege bei gleichzeitig wachsender Zahl pflege- und assistenzbedürftiger Menschen stellen. Der Deutsche Ethikrat erkennt zwar den möglichen Nutzen der Robotik für den gesamten Pflegebereich an, sieht diesen jedoch weniger in der Beseitigung von Personalengpässen oder Pflegenotstand als vielmehr in ihrem Potenzial zur Förderung guter Pflege.

Hilfe auf der Straße

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Das ArztMobil Hamburg ist ein Team aus Ärzten, Krankenschwestern und -pflegern sowie anderen engagierten Menschen, die auf der Straße notwendige medizinische Hilfe leisten. Sie alle handeln aus Überzeugung und ausschließlich ehrenamtlich. Die Fragen an die Geschäftsführerin Julia Herrmann stellte Christiane Martin. Frau Herrmann, Was waren die Beweggründe für die Gründung von „ArztMobil Hamburg“? Ende des Jahres 2016 haben wir festgestellt, dass eine eklatante medizinische Versorgungslücke für Menschen besteht, die auf der Straße leben. Wir wollten und wollen diese Lücke schließen. Deswegen haben wir uns zunächst mit nur beschränkter medizinischer Ausrüstung zu Fuß aufgemacht, um buchstäblich Nothilfe vor Ort zu leisten: Behandelt wurde auf der Straße, in Hauseingängen, auf Autohauben. Heute sind Sie per Auto unterwegs … Ja, zunächst hatten wir ein Maskenmobil, das zum Schminken von Schauspielern genutzt und von uns entsprechend medizinisch ausgestattet wurde, zur Verfügung. Und jetzt nutzen wir seit August 2019 zusätzlich ein vom Hamburger Spendenparlament, einem Verein, der für soziale Aktivitäten Spenden sammelt, finanziertes Fahrzeug.

Wir behandeln jeden, der Hilfe benötigt, kostenfrei, respektvoll und immer auf Augenhöhe.
Wo sind die Fahrzeuge im Einsatz? Wir fahren gezielt Standorte an, die den Hilfesuchenden inzwischen bekannt und die hoch frequentiert sind. Beendet ist die Sprechstunde erst dann, wenn auch der letzte Patient versorgt ist. Und wer genau sind die Menschen, die Sie behandeln? Bei der medizinischen Versorgung geht es um Menschen, die auf der Straße leben; aber das Klientel ist bunt gemischt: Unter anderem suchen auch von Altersarmut Betroffene, Flüchtlinge und Drogenabhängige unsere Hilfe. Es sind genau diese Menschen, die häufig von der üblichen Regelversorgung abgeschnitten sind; sie haben kaum Chancen auf eine adäquate medizinische Versorgung – ob aufgrund fehlender Krankenversicherung oder der Scham, Arztpraxen aufzusuchen. In den meisten Fällen handelt es sich um chronisch oder akut kranke Menschen, denen ohne medizinische Versorgung schwerwiegende gesundheitliche Folgen drohen können. Das Team vom ArztMobil Hamburg setzt genau hier an: Wir behandeln jeden, der Hilfe benötigt, kostenfrei, respektvoll und immer auf Augenhöhe – ohne Nachweis von Krankenversicherung und Personalien und unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Lebensweise. Wir handeln dabei ganz nach unserem Leitmotiv: Wer die Not sieht, muss handeln!

Das letzte Wort hat: Tobias Schlegl, Autor, Moderator, Reporter und Notfallsanitäter

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Tobias Schlegl ist Autor, Moderator, Reporter – und Notfallsanitäter. Der Wunsch, etwas gesellschaftlich Relevanteres zu machen, hatte ihn 2016 dazu veranlasst, sich weitgehend aus dem Fernsehgeschäft zurückzuziehen und die Ausbildung zum Notfallsanitäter zu beginnen. Nach drei Jahren Lehre bestand er die Prüfung – und nun rettet Tobias Schlegl Leben.

Rettungswagen statt Fernseh-Studio – was genau hat sie zum Umstieg bewogen? Ich habe als Reporter oft über Menschen berichtet, die etwas „Großes“ leisten. Dabei habe ich mich immer öfter gefragt, was ich eigentlich leiste und ob das wirklich einen entscheidenden gesellschaftlichen Wert hat. Deshalb die Notfallrettung. Hier kann man ganz konkret helfen. Und das damals neu geschaffene Berufsbild „Notfallsanitäter“ mit seiner dreijährigen Ausbildung plus Staatsexamen war da sehr reizvoll. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt? Ja. Ich konnte helfen. Ich konnte Leben retten. Jedenfalls dazu beitragen. Gleichzeitig sind die Arbeitsbedingungen mit ihren Überstunden und der mäßigen Bezahlung alles andere als extrem motivierend. Darunter leiden viele Kollegen im Rettungsdienst. Was war bisher Ihr eindrücklichstes Erlebnis als Notfallsanitäter? Dass sich jemand, den ich auf der Straße reanimiert habe, persönlich bei mir bedankt hat. Allein dafür hat sich alles gelohnt.
Tobias Schlegl, Foto: Thomas Leidig
Tobias Schlegl, Foto: Thomas Leidig
Seit einigen Monaten sieht man Sie auch wieder ab und an im Fernsehen. Hat Ihnen die Kamera gefehlt oder warum sind Sie wieder eingestiegen? Ich arbeite auch noch als Notfallsanitäter. Der Rettungsdienst ist aber leider kein Bereich, in dem man wirklich alt werden kann. Außerdem habe ich meinen alten Job tatsächlich vermisst. Das wusste ich aber erst, als er nicht mehr da war. Jetzt strebe ich eine Fifty-fifty-Mischung aus Rettungsdienst und Moderatorendasein an. Was würden Sie angehenden jungen Ärztinnen und Ärzten gern beim Berufseinstieg mit auf den Weg geben? Auf jeden Fall würde ich ihnen empfehlen, Erfahrungen in der Notfallrettung zu sammeln. Wir haben den Erstkontakt zu den Patienten. Wir sehen das wahre Leben. Wir haben für die Versorgung keine Klinikbedingungen: gutes Licht, Verstärkung, den Oberarzt auf Zuruf in der Nähe. Sie haben ein Buch geschrieben? Es heißt „Schockraum“. Worum geht es? Es ist ein Roman. Die fiktive Geschichte des Notfallsanitäters Kim, der durch einen Einsatz schwer traumatisiert ist und dessen Leben vor seinen Augen zerbricht. Es geht um Freundschaft, Tod und den Umgang mit Ängsten. Eine emotionale Achterbahnfahrt, die im Schockraum beginnt und im Schockraum endet. Eine eindringliche Geschichte und gleichzeitig ein Weckruf, die psychischen Belastungen des Rettungsdienstes ernst zu nehmen. Lesetipp Tobias Schlegl: Schockraum Piper 2020 ISBN 978-3-492-07019-5 22 Euro

karriereführer ingenieure 2.2020 – Wasserstoff marsch! Für den Green Deal

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Cover karriereführer ingeniuere 2-2020

Wasserstoff marsch! Für den Green Deal

Politik und Industrie sind sich einig: Grüner Wasserstoff ist der Schlüssel für eine klimaneutrale Energieversorgung. Damit das Element die Hoffnungen erfüllen kann, liegt noch Arbeit an: Effiziente Elektrolyse-Verfahren, zuverlässige Transporte und genügend Strom aus erneuerbaren Energien sind die Voraussetzungen dafür, dass Wasserstoff zum entscheidenden Faktor für den „Green Deal“ wird.

Wasserstoff marsch! Für den Green Deal

Politik und Industrie sind sich einig: Grüner Wasserstoff ist der Schlüssel für eine klimaneutrale Energieversorgung. Damit das Element die Hoffnungen erfüllen kann, liegt noch Arbeit an: Effiziente Elektrolyse-Verfahren, zuverlässige Transporte und genügend Strom aus erneuerbaren Energien sind die Voraussetzungen dafür, dass Wasserstoff zum entscheidenden Faktor für den „Green Deal“ wird. von André Boße

Wer große Schiffe in Bewegung, Passagierflugzeuge in die Luft oder industrielle Anlagen in Betrieb bringen möchte, benötigt dafür viel Energie. Noch immer hält sich hartnäckig die Vorstellung, ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe könne das technisch und wirtschaftlich nicht funktionieren. Jedoch hat in den vergangenen Monaten eine Technologie für Aufmerksamkeit gesorgt, die der Energiewende neue Impulse geben kann – eben weil sie das Potenzial besitzt, den großen Energiehunger der Industrie zu stillen: Grün produzierter Wasserstoff wird zum Hoffnungsträger einer Energieversorgung, die selbst Anlagen der Stahl- oder Chemie-Industrie antreibt – und dabei doch klimaneutral bleibt.

Wasserstoff als Treiber für den Green Deal

Im Juni 2020, mitten in der Corona-Pandemie, überraschte die Bundesregierung mit der Vorstellung einer „Nationalen Wasserstoffstrategie“, inklusive Einberufung eines „Nationalen Wasserstoffrats“. Der Zeitpunkt ist kein Zufall: Die Politik hofft, der Ökonomie mit Hilfe der neuen Energietechnik einen „doppelten Schub“ zu geben, wie Bundesumweltministerin Svenja Schulze sagt: erstens in Richtung Klimaschutz, zweitens in Richtung Aufschwung nach der Corona- Krise. „Grüner Wasserstoff bietet uns die Chance, Klimaschutz in den Bereichen voranzubringen, wo wir bisher noch keine Lösungen hatten, zum Beispiel in der Stahlindustrie oder im Flugverkehr“, sagte Svenja Schulze. Das funktioniere, weil die Strategie vor allem auf die Förderung von „grünem Wasserstoff“ ausgerichtet ist, der zu „100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen wird“.

Neue Energiepartnerschaften

In einer „Wasserstoff-Roadmap für Deutschland“ zeichnen verschiedene Fraunhofer-Institute das Bild einer „globalen Energiewende“: Künftige Energie-Exporteure werden Länder und Regionen sein, in denen viel erneuerbare Energie gewonnen werden kann und selbst vergleichsweise wenig Energie benötigt wird. „Viele Regionen in der Welt bereiten sich auf diese Form des Handels nachhaltig erzeugter Energieträger und Basis-Chemikalien vor, was für Deutschland neue Energiepartnerschaften jenseits der bisherigen fossilen Energiepartnerschaften ermöglicht“, heißt es in der Fraunhofer-Roadmap. Zur Realisierung solcher Handelsrouten werde den internationalen Häfen und deren angrenzenden Industrieregionen eine große Bedeutung zukommen, da hier häufig nicht nur Raffinerien angesiedelt seien, sondern auch über die Logistikrouten eine Verteil-Infrastruktur der Wasserstoffprodukte gegeben sei. Direkt transportiert werden kann Wasserstoff in flüssiger Form sowie in chemisch gebundener Form wie Ammoniak, Methanol oder auch LOHC (Liquid Organic Hydrogen Carriers).
Auf die Initiative der deutschen Bundesregierung folgte einen Monat später eine Wasserstoffstrategie der EU: Für die Kommission ist die Wasserstofftechnologie ein entscheidendes Standbein, um den europäischen „Green Deal“ zu verwirklichen, der auf dem Kontinent fortan die Bereiche Technik, Ökonomie und Ökologie prägen soll. „Wasserstoff wird in der EU bisher nur begrenzt eingesetzt und weitgehend aus fossilen Brennstoffen gewonnen. Ziel der Strategie ist es, die Wasserstofferzeugung zu dekarbonisieren“, heißt es in einem „Fragen und Antworten“-Dokument der EU-Kommission. Was kann Wasserstoff als Energieträger leisten – und was nicht? Sein großer Vorteil: Er ist das chemische Element, das auf der Erde und auch im ganzen Universum am häufigsten vorkommt. Das Problem: Wir begegnen dem Element fast immer in gebundener Form, also als Wasser, H2O. Mit dem Verfahren der Wasserelektrolyse kann das Wasser mit Hilfe von Elektroden gespalten, also der Sauerstoff vom Wasserstoff getrennt werden. Doch dieser Schritt benötigt viel Energie, und ein „grüner“ Energieträger ist Wasserstoff nur dann, wenn der Strom, der für das Verfahren benötigt wird, zu einhundert Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Ist das realistisch?

Elektrolyse effizienter machen

Am Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) arbeitet eine Arbeitsgruppe daran, den Vorgang der Aufspaltung von Wasser effizienter zu machen. Ansatzpunkt ist dabei das Material, das für die Elektroden benutzt wird: Gesucht werden Stoffe, die wie Katalysatoren wirken und den Vorgang besser unterstützen als es die Edelmetalle tun, die bislang häufig eingesetzt werden. Die Forschenden vermischen dafür verschiedene Materialien und analysieren ihre Wirkung auf die Elektrolyse. Auf diese Art entsteht eine „Wanderkarte der Katalyse“, die Dr. Marcel Risch aus der Nachwuchsgruppe Oxygen Evolution Mechanism Engineering entwickelt hat. „Die Idee dazu kam mir bei einer Wanderung durch den Harz“, berichtet er. „So wie es die unterschiedlichsten Wanderrouten gibt, existieren auch verschiedenste Wege der Elektrolyse mit verschiedenen Katalysatoren, die sich oft an Zwischenstufen kreuzen. Wie auch beim Wandern kosten manche davon mehr Energie, manche weniger. Sie alle in einer Karte zu verzeichnen, könnte letztlich die Suche nach dem effizientesten Weg beschleunigen.“
Die Kosten für Elektrolyseure haben sich in den letzten zehn Jahren bereits um 60 Prozent verringert und werden sich bis 2030 im Vergleich zu heute voraussichtlich halbieren.
Wird die Herstellung von Wasserstoff effizienter, steigt die Chance, die für die Energiewende benötigten Mengen des Energieträgers mit Hilfe von klimaneutralem Strom herzustellen. Aber rechnet sich das auch wirtschaftlich? Noch nicht. Im Hinblick auf die Kosten sei erneuerbarer Wasserstoff gegenüber fossilem Wasserstoff aktuell nicht wettbewerbsfähig, heißt es im Papier der EU-Kommission: „Die Kosten für fossilen Wasserstoff, die in hohem Maße von den Erdgaspreisen abhängen, werden unter Außerachtlassung der CO2-Kosten für die EU derzeit auf etwa 1,50 Euro pro Kilogramm geschätzt, die geschätzten Kosten für erneuerbaren Wasserstoff auf 2,50 bis 5,50 Euro pro Kilogramm.“ Ernüchternd? Nicht, wenn man in die Zukunft blickt.

Energie aus Afrika

Die Strategieberatung Arthur D. Little veröffentlicht die neue Analyse „The efficiency of hydrogen rethought“ zur Energieeffizienz von grünem Wasserstoff im Vergleich zur direkten Stromnutzung durch zum Beispiel Batteriefahrzeuge: vom Solarpanel bis zum Antrieb im Fahrzeug. Das Ergebnis: Wasserstoff, häufig mit dem Makel mangelhafter Energieeffizienz versehen, hat das Potenzial, Nachteile bei der Umwandlung in großen Teilen zu egalisieren, sofern grüner Wasserstoff aus Regionen mit hohem Solareintrag – etwa in Afrika – importiert wird.
Positiv stimmt die EU ein Blick auf die Preisentwicklung: Die Kosten für „grünen Wasserstoff“ sinken bereits rasch. „Die Kosten für Elektrolyseure haben sich in den letzten zehn Jahren bereits um 60 Prozent verringert und werden sich bis 2030 im Vergleich zu heute voraussichtlich halbieren.“ Die Prognose der EU: „In Gebieten, in denen Strom aus erneuerbaren Energiequellen billig ist, werden Elektrolyseure im Jahr 2030 voraussichtlich mit fossilem Wasserstoff konkurrieren können.“ Das Handelsblatt zitiert aus einer Studie der Energieexperten der New Yorker Investmentbank Morgan Stanley, nach der der Preis für erneuerbaren Strom an „besonders günstigen Orten“ bereits ab 2023 so niedrig sein wird, dass grüner Wasserstoff aus Windstrom zu Wasserstoff aus Erdgas konkurrenzfähig sein werde, wenn zeitgleich die Elektrolyse-Technik effizienter werde und die „grüne Wasserstoffwirtschaft politische Unterstützung erhält“, zitiert das Handelsblatt aus der Energiemarkt-Analyse.

Real-Labor an der Nordseeküste

Während das US-Investmentunternehmen Morgan Stanley bei diesen „besonders günstig gelegenen Orten“ das weitläufige Texas im Blick hat, findet sich in Deutschland eine solche Gegend in der Nordsee. „Westküste 100“ nennt sich eine branchenübergreifende Partnerschaft aus Unternehmen, die vor der Küste von Schleswig-Holstein aus Offshore- Windenergie mit Hilfe einer innovativen Elektrolyse- Anlage Öko-Wasserstoff produzieren will. Dabei versteht sich das Projekt als „Real-Labor“, in dem die Erzeugung, aber auch die Verteilung der Wasserstoffenergie entwickelt und ausprobiert werden sollen. Für die Wasserstoffproduktion wird dabei nur überschüssiger Strom genutzt, heißt es in der Projektvorstellung. Der gewonnene Wasserstoff soll in einem unterirdischen Speichersystem gelagert und über Pipelines den ans Netz angeschlossenen Industrieunternehmen zur Verfügung gestellt werden.

Wasserstoff wird günstiger

Die Kosten von Wasserstoff-Anwendungen werden in den nächsten zehn Jahren um bis zur Hälfte sinken. Dadurch würde Wasserstoff mit anderen kohlenstoffarmen Alternativen konkurrenzfähig werden. Dies ist das Ergebnis der Studie „Path to hydrogen competitiveness“ des Hydrogen Council und der Unternehmensberatung McKinsey. Hydrogen Council ist eine globale Vereinigung aus 60 führenden Energie-, Transport- und Industriekonzernen, darunter Airbus, Audi, BMW, Daimler, Bosch, Thyssenkrupp und zahlreichen Wasserstoffkonzernen. Besonders im Schwerlastbereich, in der Rohstoffwirtschaft und in industriellen Wärmeprozessen, die zusammen 15 Prozent des globalen Industrieverbrauchs ausmachen, sehen Experten großes Potenzial für die Brennstoffzelle.
Noch weitergedacht: Weil bei der Aufspaltung des Wassers zusätzlich auch Sauerstoff entsteht, kann dieser in ein Zementwerk eingespeist werden, um dort die Stickstoff-Emissionen zu senken. Zementwerke stehen generell in der Kritik, weil der CO2-Ausstoß ihrer Produktion beträchtlich ist, und auch hier soll das Projekt Positives bewirken: Bringt man nämlich das CO2 als Rohstoff mit dem grünen Wasserstoff zusammen, kann daraus in einer Raffinerie Methanol oder synthetischer Kraftstoff für den Flugsektor hergestellt werden, der eine bessere Treibhausgas-Bilanz besitzt als herkömmliches Kerosin. Am „Real-Labor“-Projekt beteiligt ist auch der Industriekonzern Thyssenkrupp, bei dem grüner Wasserstoff auch in anderen Unternehmensbereichen ein Thema ist. „Insbesondere den energie- und ressourcenintensiven Industriezweigen wie der Kraftstoff-, Chemie- oder Stahlproduktion eröffnet erst grüner Wasserstoff den Weg zur Klimaneutralität“, sagt Christoph Noeres, Leiter des Bereichs Energy Storage & Hydrogen. Mit Blick auf die Stahlproduktion entstehen dabei neue Kooperationen: Im Juni kündigte Thyssenkrupp eine „Wasserstoffpartnerschaft“ mit dem Energieversorger RWE an: Eine Elektrolyse- Anlage in Lingen soll mit Hilfe von Ökostrom pro Stunde 1,7 Tonnen gasförmigen Wasserstoff erzeugen, der rechnerisch dafür genutzt werden kann, im Duisburger Hochofen rund 50.000 Tonnen „klimaneutralen Stahl“ herzustellen, wie die Verantwortlichen von Thyssenkrupp in einer Pressemitteilung hochrechnen. 2022 soll es soweit sein. Über Wohl und Wehe der Kooperation entscheidet auch die Frage, wie der Wasserstoff zuverlässig und kostengünstig vom Emsland ins Ruhrgebiet kommt. Geplant ist dabei, dass der Wasserstoff über Pipelines transportiert wird, für die ähnliche Regeln gelten wie für den Transport von Erdgas. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass an dieser Schnittstelle zwischen Technik, Infrastruktur und Regelwerk neue Jobs entstehen werden. Die klare Aufgabe: dabei helfen, den „Green Deal“ möglich zu machen.

Globale Energieverträge

Wenn grüner Wasserstoff also tatsächlich zum Alleskönner der Energiewende wird und wenn er darüber hinaus auch noch in Brennstoffzellen die nachhaltige Mobilität vorantreibt oder in Gebäuden als Öko-Alternative für Heizsysteme genutzt wird: Wo sollen die dafür benötigen Mengen herkommen? Klar ist: Deutschlands Offshore-Windparks sind begrenzt – und damit auch diejenigen Orte, die regelmäßig Energieüberschüsse bereithalten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung sieht die Sache realistisch: Deutschland wird auf Exporte aus dem Ausland angewiesen sein, denn der Energiebedarf der Bundesrepublik ist höher als die Energiemenge, die Deutschland selbst produzieren kann. Die Bundesregierung setzt daher auf „strategische Partnerschaften mit West- und Südafrika, wo genügend Flächen und Potenzial für Solar- und Windenergie zur Verfügung stehen, um nicht nur den Energiebedarf vor Ort decken, sondern Energie in Form von Grünem Wasserstoff auch exportieren zu können.“ Für die Politik und die deutschen Unternehmen geht es nun darum zu prüfen, wie dieser Export organisiert werden kann – und zwar nicht nur zuverlässig, sondern auch zu Bedingungen, die nicht neue Formen von Ausbeutung zur Folge haben, sondern die auf fairen Partnerschaften basieren. Schließlich darf es auf keinen Fall dazu kommen, dass die Länder der Nordhalbkugel von grünem Wasserstoff aus afrikanischen Ländern profitieren, dessen Produktion aber den Menschen in den Herkunftsländern selbst Schaden zufügt. Hier kommt es auch für Ingenieure darauf an, globale Energieverträge mitzuentwickeln, die den Wasserstoff der Zukunft nicht nur grün denken – sondern auch fair.
Foto: AdobeStock/Picture P.Foto: AdobeStock/Picture P.

Kleine Farbenlehre

Das Energie-Infoportal Solarify definiert die Unterscheidung der verschiedenfarbigen Wasserstoffarten wie folgt: Grüner Wasserstoff Bei der Elektrolyse kommt ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien zum Einsatz, die Produktion des Wasserstoffs erfolgt damit CO2-frei. Grauer Wasserstoff Grauer Wasserstoff wird aus fossilen Brennstoffen gewonnen. In der Regel wird bei der Herstellung Erdgas unter Hitze in Wasserstoff und CO2 umgewandelt. Bei der Produktion einer Tonne Wasserstoff entstehen rund zehn Tonnen CO2. Blauer Wasserstoff Blauer Wasserstoff ist grauer Wasserstoff, dessen CO2 bei der Entstehung jedoch abgeschieden und gespeichert wird, sodass es nicht in die Atmosphäre gelangt. Türkiser Wasserstoff Wasserstoff, der über die thermische Spaltung von Methan (Methanpyrolyse) hergestellt wurde. Anstelle von CO2 entsteht dabei fester Kohlenstoff. Voraussetzung für die CO2-Neutralität ist daher die dauerhafte Bindung des Kohlenstoffs.

Klimaaktivistin Luisa Neubauer im Interview

Gar nicht einfach, Luisa Neubauer für ein Interview zu erwischen. Regelmäßig ist sie in den großen Talkshows zu Gast, zusammen mit Greta Thunberg besucht sie Angela Merkel, im Sommersemester schloss sie ihr Bachelorstudium in Geographie ab. Zudem ist ihr Job, als bekanntestes Gesicht die deutsche „Fridays for Future“-Bewegung voranzubringen, in Pandemie-Zeiten nicht einfacher geworden. Kurz vor Redaktionsschluss hat es aber geklappt: Wir reden mit der 24 Jahre alten Klimaaktivistin über die Rolle von Unternehmen im Kampf gegen die Klimakrise – und über das, was Nachwuchskräfte bei der Jobwahl bedenken sollten, wenn sie ihr Engagement ernst nehmen. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Luisa Neubauer, geboren 1996 in Hamburg, wurde stark von ihrer Großmutter geprägt, die eine bedeutende Aktivistin der Anti- Atomkraft-Bewegung in den 1980er-Jahren war. Sie war es auch, die ihre Enkelin früh für die gewaltige Klimakrise sensibilisierte. Nach ersten Engagements in der Kirche arbeitete Luisa Neubauer nach dem Abitur für ein Entwicklungshilfeprojekt in Tansania, in England war sie auf einem Bio- Bauernhof tätig. Ab 2015 studierte sie in Göttingen Geographie, im Sommersemester 2020 schloss sie das Studium mit einem Bachelor ab. Nach einigen Posten bei NGOs lernte Luisa Neubauer auf dem Weltklimagipfel 2018 Greta Thunberg kennen. Seit 2019 ist sie nicht nur eine der führenden Aktivistinnen von Fridays for Future in Deutschland, sondern auch die bekannteste. Insbesondere mit ihren unerschrockenen Talkshow-Auftritten machte die 24-Jährige auf sich aufmerksam.
Der Sommer 2020 war nicht ganz so heiß und trocken wie in den vergangenen Jahren. Stattdessen überschattet die Pandemie fast alles. Und schon werden die Stimmen derjenigen lauter, die sagen: „Erderwärmung, war da was?“ Was tun Sie, damit solche Aussagen Sie nicht demotivieren? Die Klimakrise wird Tag für Tag gefährlicher, Millionen Menschen bekommen sie bereits heute zu spüren. Menschen, die eine Wetterlage in Deutschland mit der geophysikalischen Extremsituation des Planeten verwechseln, demotivieren mich natürlich nicht. Eher frage ich mich, wie anstrengend es sein muss, so vehement die Augen vor den Bränden, Fluten, Gletscherschmelzen und Klimaleiden zu verschließen. Die Klimakrise ist da, und sie passiert jetzt. Durch die Pandemie erlebt Deutschland ein Jahr, in dem der Staat eine ganz andere Rolle spielt, als in den Jahren zuvor: Er prägt, bestimmt Regeln, setzt Rechte für ein höheres Ziel außer Kraft. Ist das für den Kampf gegen den Klimawandel ein gutes Zeichen, weil sich zeigt, was möglich ist, wenn der politische Wille da ist? Das stimmt zum einen, ja. Was Sie beschreiben, zeigt aber eben auch, dass die Klimakrise von vielen Verantwortlichen in diesem Sinne überhaupt noch nie „ernst“ genommen wurde – oder auch nur ernst genommen werden wollte. Auch wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Innovationen prägen dieses Jahr. Wie wichtig ist es für Ihre Bewegung, sich mit neuen Entwicklungen aus diesen Bereichen auseinanderzusetzen? Wir sprechen regelmäßig mit Wissenschaftler* innen. Viele Menschen aus diesem Bereich treten mit ihren Ideen und Visionen an uns heran. Dabei sehe ich spannenderweise auch, wie viele Menschen sich ein wenig auf uns als Bewegung ausruhen. Wie meinen Sie das konkret? Diese Leute erklären uns enthusiastisch, mit wem wir noch alles sprechen, was wir unbedingt angehen und umsetzen sollen. Das ist jedoch ein Missverständnis, denn: Die Klimakrise verlangt von uns als Gesellschaft, dass wir uns alle – und ich betone: wirklich alle! – selbstkritisch befragen, was wir denn eigentlich beitragen und was wir darüber hinaus beitragen könnten. Fridays for Future übernimmt einen Teil der Arbeit, das reicht aber bei Weitem nicht, um das Problem zu lösen. Da sind alle anderen auch gefragt. Was glauben Sie, welche Rollen werden Ingenieure beim Kampf gegen die Erderwärmung spielen? Ich mag diese Frage. Denn es ist merkwürdig, dass in Talkshows und auf Podien zum Klima vor allem Aktivst*innen und Klimaforscher*innen befragt werden – dabei sind, wie erwähnt, ja alle gefragt. Die Architekt*innen, die Manager* innen, die Lehrer*innen und natürlich auch die Ingenieur*innen dieses Landes. Wie alle Menschen sind sie gefragt, an Lösungen zu arbeiten.
Wir brauchen dringend junge Menschen, die sich bei ihrer Berufswahl die Frage stellen, auf welcher Seite der Geschichte sie stehen möchten.
Die Pandemie zeigt: Bevor es eine „technisch-medizinische Lösung“ gibt, also einem Impfstoff, ist der Mensch auf sich allein gestellt, Gesellschaften müssen beweisen, ob sie über ihr Verhalten Probleme lösen können. Gibt Ihnen das, was Sie aktuell beobachten, für den Kampf gegen den Klimawandel Hoffnung? Nun, wir sehen, dass eine beispiellose Zahl an Menschen bereit ist, für das Klima auf die Straßen zu gehen, sich in Gemeinschaften, Gewerkschaften und Betrieben zu organisieren. Ich glaube, dass immer mehr Menschen verstehen, dass die Zivilgesellschaft gefragt ist, um Druck auf Entscheidungsträger*innen in allen Institutionen aufzubauen – und sie bringen sich ein. Das gibt mir Hoffnung. Die Industrie ist ein Bereich, in dem es in Sachen Klimaschutz noch viel zu tun gibt. Die Unternehmen, die hier tätig sind, werden für Uni-Absolventen die Arbeitgeber von morgen sein. Was würden Sie jungen Menschen raten: Wie kann es gelingen, Karriere und Klimabewusstsein zusammen zu denken? Macht die Klimastrategie der Unternehmen zum Kriterium bei Bewerbungen und in Bewerbungsgesprächen! Das hat unfassbar große Effekte, das sehen wir jetzt schon. Wir brauchen für die Lösung der Klimakrise dringend junge Menschen, die sich – soweit sie eine Wahl haben – bei ihrer Berufswahl die Frage stellen, auf welcher Seite der Geschichte sie stehen möchten. Das klingt drastisch, aber so drastisch ist die Situation. Ich denke, man kann schon unterscheiden zwischen Jobs in Unternehmen, die für eine gerechte Zukunft für alle auf einem intakten Planeten einstehen – oder die eben dagegen arbeiten.

Fridays for Future

„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“ Mit diesem Satz macht die globale Bewegung Fridays for Future die Weltgesellschaft darauf aufmerksam, dass die Zeit des Abwartens vorbei sein muss. Daher versteht sich die Gruppierung weniger als Sammelbecken für Aktivisten, sondern als Motor, der durch seine Aktionen möglichst viele Menschen für den Klimaschutz gewinnen will – wohlwissend, dass es zum Erfolg der Initiative eigentlich keine Alternative mehr gibt. Gegründet wurde die Bewegung von der Schwedin Greta Thunberg als Resultat eines Schulstreiks. „In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir intensiv mit zahlreichen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen zusammengearbeitet, um konkrete Forderungen an die Politik aufzustellen“, heißt es in der aktuellen Zielerklärung. „Diesen Folge zu leisten, ist notwendig, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten und die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.“
Erkennen Sie an Ihren Gesprächen mit den Führungspersönlichkeiten der großen Unternehmen, dass dort tatsächlich ein Umdenken einsetzt? Oder beurteilen Sie das, was dort geschieht, eher als „Green wa shing“? Ein Umdenken sehe ich bisher höchstens punktuell. Man hat in vielen Unternehmen erkannt, dass man mit grünen Logos und Slogans über Nachhaltigkeit – man könnte es auch „Futurewashing“ nennen – Menschen für sich gewinnen kann. Ich kenne aber leider nicht mehr als eine Handvoll Unternehmen, bei denen ich jenseits von Feel-Good- Marketing oder Scheinlösungen tatsächlich ein ernsthaftes Bemühen erkenne. Gleichzeitig wird das politische Gewicht von Unternehmen krass unterbewertet. Inwiefern? Viele Unternehmen signalisieren die Bejahung von Klimazielen, CO2-Preisen und Gesetzen – nur kommt diese Bereitschaft nicht bei der Politik an. Da sind auch Unternehmen und Personen in Führungspositionen gefragt, deutlicher Farbe zu bekennen. Angenommen, Sie wären Mitglied eines Teams, das eine Strategie ausarbeitet, welche Rolle große Konzerne in der Zukunft haben, zum Wohle der Gesellschaft und des Gemeinsinns. Welche Aspekte würden Sie in diese Runde einbringen, wofür steht in Ihren Augen das „Unternehmen der Zukunft“? Nun ja, am Ende des Tages stellt sich die Frage, wie wir auf diesem Planeten mit unseren begrenzten Ressourcen haushalten. Und wie Ökonomien tatsächlich auf das Wohlergehen der vielen ausgerichtet werden können. 71 Prozent der Emissionen von CO2 werden von den 100 größten Unternehmen der Welt emittiert – und zwar, weil man sie emittieren lässt. Weil es keine Gesetze und keine Regeln gibt, die das verhindern. Das muss sich ändern, wenn ich an die „Unternehmen der Zukunft“ denke. Welche technische Entwicklung ist für Sie ein echter Hoffnungsträger im Kampf gegen die Erderwärmung? Erneuerbare Energien, ganz klar. Und bei welcher technischen Entwicklung würden Sie eher sagen: „Finger weg!“? Bei derjenigen, die uns die Illusion gibt, sie würde auf magische Art unsere Probleme lösen. So ein vermeintliches technisches Wundermittel würde nämlich vom Wesentlichen ablenken.

Buchtipp: „Vom Ende der Klimakrise“

Zusammen mit dem Aktivisten und Wissenschaftsautoren Alexander Repenning veröffentliche Luisa Neubauer Ende 2019 das Buch „Vom Ende der Klimakrise: Eine Geschichte unserer Zukunft“. Wer etwas über die Relevanz der Publikation erfahren will, sollte die Amazon-Bewertungen anschauen: Es hagelt Ein-Sterne- Bewertungen von Menschen, die sich von den kritischen Ausführungen und der direkten Sprache der Autoren offensichtlich auf den Schlips getreten fühlen. Dabei ist das Buch keineswegs pessimistisch, sondern zeigt Wege aus dem Dilemma auf. Die Voraussetzung dafür: Sehr viele müssen dabei mitmachen. Gerade auch die Unternehmen und ihre Mitarbeiter, die nicht nur an den Hebeln der Wirtschaft sitzen, sondern auch genügend Einfluss haben, eine neue Klimapolitik einzuleiten. Luisa Neubauer, Alexander Repenning: Vom Ende der Klimakrise. Eine Geschichte unserer Zukunft. Tropen Verlag 2019. 18 Euro