Anzeige
Start Blog Seite 162

Nachhaltig handeln

Was steht auf dem Wegweiser, der die Richtung zu einem guten, gelingenden Leben weist? Vermutlich so etwas wie „Nachhaltigkeit: Da lang.“ Auf dem Weg mit Stefan Trees

Kennt ihr das Wort des Jahres von 1998? Als besonders charakteristisch für jenes Jahr befand die Gesellschaft für deutsche Sprache das Wörtchen: „nachhaltig“. Rot-Grün – ein weiteres Wort des Jahres 1998 – sorgte damals mit absoluter Mehrheit für einen donnernden Regierungswechsel. Ökologische Themen wie Klimaschutz und Ökosteuer (noch so ein Wort jenes Jahres) eroberten die politische Tagesordnung und die Medienberichterstattung. Die steile Karriere des Wörtchens „nachhaltig“ im öffentlichen Bewusstsein begann im Fahrwasser grüner Themen als Synonym für „ökologisch korrekt“.

Diese Bedeutung hat sich seitdem eingeschliffen. Und sie wurde noch verstärkt, als die Werbeindustrie das unschuldige Wörtchen wie einen Orden für korrektes Kaufen an jedes x-beliebige Produkt heftete. Hosen, Möbel, Geldanlagen – auf einmal war alles irgendwie „nachhaltig“. Das Misstrauen gegenüber der penetranten Werbebotschaft „du tust Gutes, indem du mich kaufst“ wuchs und stellte das unschuldige Adjektiv unter Generalverdacht des Greenwashing.

Woher der Begriff „Nachhaltigkeit“ kommt

1713 beobachtet der in Sachsen lebende Oberbergmann Hans Carl von Carlowitz eine massive Rodung der Wälder, die als Energielieferanten die immer größer werdenden Metallhütten der Umgebung versorgen. Er richtet mit der wissenschaftlichen Abhandlung „Sylvicultura eoconomica“ einen dringlichen Appell an seinen Kurfürsten August den Starken, die sächsischen Forste „nachhaltend“ zu bewirtschaften.

Nachhaltigkeit ist keine Produkteigenschaft

Zeit, dem Wort seine Bedeutung zurückzugeben. Denn Nachhaltigkeit ist keine Produkteigenschaft, sondern ein Konzept. Bereits 1987 schrieb die ehemalige norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland als Vorsitzende der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung in ihrem Abschlussbericht: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“

Diese Definition der nach dem Namen ihrer Vorsitzenden benannten „Brundtland-Kommission“ hat in der internationalen Staatengemeinschaft bis heute breite Zustimmung und bestimmt die weltweiten Diskussionen um das Konzept der nachhaltigen Entwicklung.

Eine Kernfrage hierbei lautet: Wie wird man den Bedürfnissen auf den drei Entwicklungsfeldern der Nachhaltigkeit Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft gerecht, die auf den ersten Blick so gar nicht vereinbar scheinen?

Auf der Klimakonferenz in Cancún im Jahr 2010 wurde beispielsweise das Ziel formuliert, die Erderwärmung auf maximal 2° Celsius im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung zu begrenzen.

Konkret bedeutet das, die CO2-Emissionen drastisch zu verringern. Bei einer Emission von knapp 11 Tonnen CO2 pro Kopf in Deutschland bedeutet das: minus 80%. „Das ist nur möglich, wenn weniger konsumiert wird und zugleich kleine Wunder bei Effizienz und Produktivität geschehen“, konstatiert Hans-Peter Repnik (CDU), ehemaliger Vorsitzender des von der Bundesregierung einberufenen Rates für Nachhaltige Entwicklung: „Nachhaltiger Konsum spielt von daher eine zentrale Rolle für eine nachhaltige Entwicklung.“

Stellenangebote

0
[insert_php]// Jobware
$c = curl_init(‚http://www.jobware.de/service/koop/karrierefuehrer/index.html?‘.$_SERVER[‚QUERY_STRING‘]);
curl_setopt($c, CURLOPT_RETURNTRANSFER,1);
$page = curl_exec($c);
curl_close($c);
if ($c) {
echo $page;
} else {
echo „Fehler\n“;
echo „Die Anbindung an den Stellenmarkt konnte nicht hergestellt werden. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.“;
}
[/insert_php]

karriereführer green-tech 2014.2015 – Erneuerbare Energien – Jobs in der Klimaschutz-Branche

0

Cover karriereführer green-tech 2014.2015

Die grüne Vielfalt: Erneuerbare Energien – die Branche für den Klimaschutz

Pionierarbeit. Wer heute im Bereich der Erneuerbaren Energien einsteigt, findet eine betriebsame Branche vor. Die Energieversorger optimieren ihre Geschäftsfelder, ständig entstehen Innovationen. Dabei suchen die Unternehmen nach Nachwuchskräften, die sich von grüner Technik faszinieren lassen und die den Mut mitbringen, Pionierarbeit zu leisten: für eine gesunde Branche – und eine bessere Welt.

Grüne Filme

0

Bei Green-Tech denkt man vielleicht zuerst einmal an Erneuerbare Energien und umweltfreundlichere Autos. Doch das Thema hat sich längst auch auf ganz andere Gebiete ausgeweitet – so zum Beispiel auf die Filmbranche. Von Sabine Olschner

Grün zu denken, kann in der Filmbranche viele Facetten haben. Ein Beispiel sind die Bavaria Filmstudios in Grünwald bei München – hier ist der Name des Standorts Programm. Mit diversen Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen will das Unternehmen seinen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Sie reichen von der umweltgerechten Entsorgung von Abfällen über die Wärmeversorgung durch Geothermie bis zur Installation von Photovoltaik-Anlagen. Warum Bavaria sich für den Umweltschutz einsetzt? „Ökologisches Handeln verschafft uns einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Filmunternehmen“, ist die Firma überzeugt.

Bavaria ist nicht das einzige Medienunternehmen, das ökologisch handelt. Das Portal und Printmagazin Green Film Shooting ist weiteren positiven Initiativen auf der Spur. „Noch steckt die nachhaltige Film- und Fernsehproduktion in den Kinderschuhen. Doch weltweit gibt es inzwischen viele Ansätze, Initiativen und Projekte, um dies zu ändern“, sagen die Initiatoren des Portals. Spannende Beispiele finden sich auf www.greenfilmshooting.net: So veranstaltete zum Beispiel die Umweltorganisation Global Green USA in Hollywood eine grüne Pre-Oscar-Party für engagierte Hollywoodvertreter und umweltbewusste Stars. Der Leser erfährt, dass die Telenovela „Sturm der Liebe“ nun als erste TV-Serie komplett klimaschonend hergestellt wird. Und das Filmfest Hamburg will sein Festival künftig klimaneutral ausrichten.

Auch auf den Internationalen Filmfestspielen wird ökologisch gedacht und gehandelt: Das Green Me Filmfestival ist das grüne Festival im Vorfeld der Berlinale und legt den Fokus auf das sozioökologische Filmgenre. Zum zweiten Mal wurden grüne Spiel- und Dokumentarfilme präsentiert, und die grünsten Filme wurden prämiert. Ähnlich geht es auf dem Naturfilmfestival Green Screen in Eckernförde zu, das sich zum größten jährlich durchgeführten Naturfilmfestival in Europa entwickelt hat.

Und was kann man nun von den Initiativen der Filmbranche lernen? Wer sich für das Thema Green-Tech interessiert, kann fast überall Anknüpfungspunkte finden und in nahezu jeder Branche seinen Teil dazu beitragen, dass die Welt etwas grüner wird.

Link-Tipps:

www.greenfilmshooting.net
www.filmfesthamburg.de
www.greenme.de
www.greenscreen-festival.de

Die Modelle von morgen

Hybrid- und Elektrofahrzeuge unterliegen ganz besonderen Anforderungen: Effizienz, aber auch eine gute Fahrstabilität sind gefragt. Neue Modelle müssen deshalb sorgfältig getestet werden. Von Stephan Lassenberger, Ingenieur bei Audi

Ich bin bei Audi als Ingenieur in der Fahrwerkentwicklung für die Rekuperation tätig. Hier arbeite ich daran, das Fahrverhalten und die Effizienz zukünftiger Hybrid- und Elektrofahrzeuge zu testen und zu optimieren. Mit dieser Aufgabe bewege ich mich in einem wichtigen Feld für die Mobilität von morgen. Denn die Rekuperation ist einer der Aspekte, der die Elektromobilität so besonders macht: Das Auto gewinnt während des Bremsvorgangs mit dem Elektromotor Energie zurück und kann damit die Reichweite seiner Batterie erweitern.

Für Audi ist es aber nicht nur Ziel, über die Rekuperation möglichst viel Energie zurückzugewinnen. Wichtig ist zusätzlich, die markenprägenden Eigenschaften des Autos beizubehalten und die gewohnte Fahrstabilität sowie den Komfort für den Fahrer zu gewährleisten. Aus diesem Grund ist das Team, in dem ich arbeite, mit Softwareentwicklern, Testfahrern, Ingenieuren und Projektplanern sehr vielseitig aufgestellt. Nur gemeinsam schaffen wir es von einer Idee bis hin zum reibungslosen Einsatz im Fahrzeug. Für uns ist es immer spannend, wenn wir eine Funktion das erste Mal im Auto testen und diese dann Schritt für Schritt immer weiter verfeinern. Dabei ist meine Aufgabe, die Umsetzung der Funktion in der Fahrzeugumgebung zu betreuen und sicherzustellen, dass alle Anforderungen an das Fahrverhalten erfüllt werden. Der damit verbundene Innovationsgedanke ist das, was mich an meiner Arbeit begeistert.

Mittlerweile bin ich seit gut eineinhalb Jahren im Unternehmen und arbeite in der Technischen Entwicklung am Standort Ingolstadt. Eingestiegen bin ich über das zwölf Monate dauernde internationale Traineeprogramm, das mir einen guten Einblick in die unterschiedlichen Fachbereiche ermöglicht hat. Zudem habe ich wertvolle Kontakte knüpfen können, die ich in meiner jetzigen Funktion nutzen kann. Denn hier habe ich Schnittstellen mit unterschiedlichen Bereichen – von der Fahrwerks- und Antriebsentwicklung bis hin zur Qualitätssicherung oder dem Vertrieb.

Alltag gibt es bei uns nicht. Neben klassischer Schreibtischarbeit, bei der wir unter anderem die Rekuperationsfunktion per Computersimulationen überprüfen, arbeiten wir auch sehr oft direkt am Fahrzeug, um die Ergebnisse unserer Entwicklungsarbeit bei unterschiedlichen Fahr- und Witterungsverhältnissen zu testen. Erprobungsfahrten auf öffentlicher Straße unter der gleißenden Sonne Spaniens oder in eisiger Kälte am Polarkreis hoch im Norden Schwedens gehören dabei ebenso zur Arbeit wie Testfahrten auf den nahegelegenen unternehmenseigenen Prüfgeländen.

Elektromobilität: Reichweite erhöhen

Elektromobilität ist ein Wachstumsmarkt. Doch die Branche steht vor großen technischen Herausforderungen. Die Fahrzeuge müssen leicht sein, und die Batterien müssen lange halten. Hier sind gut ausgebildete Spezialisten gefragt. Von Christiane Martin

Der Klimawandel und die Endlichkeit vieler Ressourcen zwingen uns seit Jahren zum Umdenken – auch beim Thema Mobilität. Die Entwicklung neuer, nachhaltiger Mobilitätssysteme gewinnt zunehmend an Bedeutung. Allerdings werden an zukunftsfähige Technologien gerade im Bereich der Automobile hohe Anforderungen gestellt. Es reicht nicht, in einem herkömmlichen Fahrzeug den Tank durch eine Batterie und den Verbrennungsmotor durch einen Elektromotor zu ersetzen. „Wir müssen das Auto neu denken“ – so propagiert es das Bundesministerium für Forschung und Bildung in seinem „Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität“.

Aus heutiger Sicht sind wesentliche Erfolgsfaktoren der Elektromobilität insbesondere die Reichweite und die Batteriekosten. Die Vision einer kabellosen Energieübertragung während der Fahrt bietet hier beispielsweise eine spannende Perspektive zur Erhöhung der Reichweite, zum Downsizing der Batterie und damit zur Gewichts- und Kostenreduktion. Das Hamburger Unternehmen Intis entwickelt dazu spezielle Systeme unter anderem für die dynamische induktive Energieübertragung während der Fahrt. „Auf unserer Versuchsstrecke können entsprechend ausgerüstete Fahrzeuge mit induktiv übertragener Energie versorgt werden. Dabei wird das Gesamtsystemverhalten fahrdynamisch und unter realitätsnahen Bedingungen erprobt“, erläutert der Geschäftsführer Dr. Ralf Effenberger.

Dass das Thema Elektromobilität trotz der technischen Herausforderungen keine Nische mehr besetzt, sondern längst einen Wachstumsmarkt bildet, zeigte auch die Hannover Messe. In deren Rahmen fand im April 2014 die internationale Leitmesse MobiliTec für hybride und elektrische Antriebstechnologien, mobile Energiespeicher und alternative Mobilitätstechnologien statt. Hersteller präsentierten hier ihre Lösungen – etwa im Bereich des Leichtbaus, einer der Schlüsseltechnologien für den Erfolg der Elektromobilität. Denn die systematische Gewichtsreduzierung des Elektrofahrzeuges verringert die zu bewegende Masse und damit auch die benötigte Energiemenge. Das erhöht die Effizienz und die Reichweite. „Neben den bisherigen Leichtbaubereichen, wie der Karosserie, wird es künftig auch um die Gewichtsoptimierung des Elektromotors gehen“, erklärt Manuel Peter vom Institut für Produktionstechnik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und benennt damit eine weitere Herausforderung der Elektromobilitätsbranche.

Wasserstoff tanken

Thomas Bielmeier, 27 Jahre, ist Chemie- und Wirtschaftsingenieur und arbeitet als Projektingenieur und Doktorand bei der Linde Group in Pullach in der Abteilung Hydrogen Solutions.

Schon während meines Studiums des Chemieingenieurwesens habe ich mich mit der Frage nach alternativen Kraftstoffquellen beschäftigt. In meinem Auslandssemester in Sydney ging es beispielsweise um eine größere Laboranlage zur Umwandlung von Biomasse in Plattformchemikalien oder Kraftstoffe. Den Kontakt zu Linde konnte ich bereits während meines Studiums herstellen – zuerst während eines Praktikums, später bei meiner Diplomarbeit.

Im Anschluss daran entschied ich mich für ein betriebswirtschaftliches Aufbaustudium, um mich im spannenden Schnittstellenbereich zwischen technologischen und ökonomischen Fragestellungen zu positionieren. Mit meinem Einstieg in der Abteilung Hydrogen Solutions im Bereich Clean Energy & Innovationsmanagement habe ich genau das erreicht. Hier arbeiten wir daran, Wasserstoff als Energieträger – insbesondere als Kraftstoff für Fahrzeuge verschiedenster Art – weiterzuentwickeln und langfristig im Markt zu etablieren.

20 Wasserstofftankstellen
Das spannendste Projekt, an dem ich derzeit arbeite, ist eine Initiative von Linde und Daimler, bei der wir gemeinsam 20 neue Wasserstofftankstellen in Deutschland errichten. Dies ist Teil eines übergeordneten Programms, welches 2012 vom Bundesverkehrsministerium mit Partnern aus der Industrie gestartet wurde und bis 2015 für 50 Wasserstofftankstellen in Deutschland sorgen will. Hierbei stehe ich im Kontakt zu Kollegen und Partnerfirmen, zum Beispiel aus der Automobil- und Mineralölindustrie,
um die einzelnen Standorte für unsere Tankstellen zu identifizieren und ihre Realisierung zu ermöglichen. Mit diesem vorkommerziellen Projekt machen wir einen großen Schritt in Richtung einer Kommerzialisierung der umweltfreundlichen Wasserstofftechnologie.

Internationaler Austausch
Wichtig ist bei Innovationen auch, zu jeder Zeit den Markt zu beobachten, um entsprechend seinen Anforderungen reagieren und andere Technologien bewerten zu können. Hierfür tausche ich mich regelmäßig mit Kollegen in aller Welt aus. Auch bei strategischen Fragestellungen helfen mir die so gesammelten Informationen. Mithilfe von Marktmodellen können wir strategisch wertvolle Aussagen über zukünftige Entwicklungen und Potenziale von Wasserstoff als Kraftstoff generieren.

Jung und erfolgreich bei: Dachser

Nach dem Abitur stellte ich mir die Frage: Studium oder Ausbildung? Es fiel mir nicht schwer, sie zu beantworten. Von Sarah Tausend

Name: Sarah Tausend
Position: Mitarbeiterin SQAS und Umweltmanagement
Stadt: Kempten (Allgäu)
Alter: 26 Jahre
Schulabschluss: Abitur
Studium: BWL mit Fachrichtung Spedition, Transport, Logistik (Duale Hochschule Lörrach von 2007 bis 2010)
Interessen: Reisen, Sport, Berge
Berufliches Ziel: Teamleiterin Nachhaltigkeit/Umweltmanagement

Nach dem Abitur stellte ich mir die Frage: Studium oder Ausbildung? Es fiel mir nicht schwer, sie zu beantworten. Denn bei dem Logistikdienstleister Dachser konnte ich mit einem dualen BWL-Studium der Fachrichtung Spedition, Transport und Logistik beides unter einen Hut bringen. Das System: Praxisphasen in der Niederlassung in Freiburg wechseln sich mit Theoriephasen an der Dualen Hochschule in Lörrach ab. So konnte ich bereits während des Studiums das Unternehmen und die Branche kennenlernen, Geld verdienen und hatte am Ende einen Bachelor- Abschluss in der Tasche.

Da mir vor dem Studium nie klar war, was alles hinter den Prozessen bei einem Spediteur steckt, war es umso interessanter, dies während der drei Jahre herauszufinden und viel zu lernen. Dazugelernt habe ich bis heute – und wie in den meisten Berufen wird das nie aufhören. Heute bin ich in der Dachser-Hauptniederlassung in Kempten (Allgäu) im Bereich „European Logistics, Netzwerkmanagement Organisation“ angestellt und kümmere mich um die Organisation und Durchführung von „Safety and Quality Assessments“ (SQAS) sowie um ökologische Nachhaltigkeit und Umweltmanagement im Bereich Straße. Zu Beginn meiner Tätigkeit habe ich mich fast nur auf die SQAS-Thematik konzentriert, bin häufig gereist und habe somit auch viele Niederlassungen und Kollegen kennengelernt.

Da das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren für alle Branchen immer wichtiger wurde, erhielt das Thema auch bei uns einen höheren Stellenwert. Eine meiner Aufgaben wurde deshalb der Aufbau eines Umweltkennzahlensystems für die Organisation im Bereich der Straßentransporte. Damit erhielten wir einen Überblick über unsere Ressourcenverbräuche und unseren Treibhausgasausstoß. Durch diverse Maßnahmen können wir Letzteren nachhaltig reduzieren. Das nötige Fachwissen habe ich mir durch Lesen, Recherchieren und die Teilnahme an Schulungen und Veranstaltungen angeeignet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Seit drei Jahren wird jährlich ein interner Umweltbericht mit allen Umweltkennzahlen (Wasser-, Gas-, Energie- und CO2- Verbrauch im Transport usw.) verfasst, und wir haben uns konkrete Ziele zur Reduktion gesetzt.

Da wir auch viele Kundenanfragen bezüglich des CO2-Ausstoßes erhalten, habe ich in Zusammenarbeit mit unserer IT-Abteilung ein automatisiertes Treibhausgas-Berechnungstool entwickelt. Dieses berechnet jede Sendung sehr detailliert anhand von tatsächlichen Transportwerten und Wegen und ist eine Weiterentwicklung unseres bisherigen, teilweise auf Durchschnittswerten basierenden Berechnungssystems.

Die hohe Nachfrage und die öffentlichen Diskussionen zeigen, dass Nachhaltigkeit und nachhaltige Transportlösungen auch in Zukunft einen äußerst hohen Stellenwert haben werden und es hier noch viel zu tun gibt.

Interview mit Dr. Bruno Lindl

Der deutsche Ventilatorenhersteller ebm-papst ist nicht nur Weltmarktführer, sondern gehört zu den Unternehmen mit einer besonders erfolgreichen Green-Tech-Strategie. Gerade erst hat die Gruppe dafür den deutschen Nachhaltigkeitspreis erhalten. Dr. Bruno Lindl verantwortet den Bereich Forschung und Entwicklung. Im Interview erläutert er das Konzept und verdeutlicht, wie sich grünes Denken konkret auf die Arbeit in der F&E-Abteilung auswirkt. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Bruno Lindl, geboren 1953 in Aschaffenburg, studierte Ingenieurwissenschaften und Physik an der Universität Heidelberg, seine Promotion in Physik absolvierte er am Max-Planck-Institut. Dort startete er als wissenschaftlicher Assistent auch seine Berufslaufbahn. 1988 wechselte er zu AEG, wo er als Projektleiter tätig war. 1991 ging er als technischer Leiter zum Automobilzulieferer Beru, 2001 begann er als Entwicklungsleiter des Zulieferers Eberspächer. Seit 2007 ist er Geschäftsführer Forschung und Entwicklung der ebm-papst Gruppe. In dieser Position verantwortet der 60-Jährige die weltweite Forschung und Entwicklung, das Patentwesen sowie die Produktplanung.

Herr Dr. Lindl, Ihr Unternehmen hat 2013 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis erhalten. Was machen Sie anders als die Mitbewerber?
Wir haben das Handlungsprinzip der Nachhaltigkeit tatsächlich in allen Geschäftsbereichen verankert. Vor allem in der Entwicklung, im Einkauf und in der Produktion. Nur dieser ganzheitliche Ansatz führt bereits nach zwei bis drei Jahren zu quantitativ nachweisbaren Effekten. Würde allein die europäische Industrie beim Lüften, Kühlen und Klimatisieren auf unsere Green-Tech-Ventilatoren umstellen, könnten die Unternehmen rund 30 Prozent ihrer Energiekosten einsparen.

Wie gelingt Ihnen diese Verankerung?
Wir vermitteln und leben das Thema Green-Tech zum Beispiel in Workshops und in Aktionen. Ein Beispiel sind die Energiescouts: Wir statten Lehrlinge mit Messtechnik aus und lassen sie im Unternehmen nach Stellen suchen, an denen unnötig Energie verloren geht. Zudem suchen wir auch über das betriebliche Vorschlagswesen nach nachhaltigen Ideen – selbstverständlich mit entsprechender Honorierung. Natürlich ist es Aufgabe der Geschäftsführung, diese Kultur einzuführen und zu pflegen. Wer zu uns kommt, muss jedoch auch einen positiven Grundgedanken zum Thema Umwelt mitbringen. Ohne den geht es nicht. Wobei wir merken, dass sich die junge Generation recht leicht für Green-Tech begeistern lässt.

Sie verantworten den Bereich Forschung und Entwicklung. Worauf kommt es hier an, um hier immer wieder neue Green-Tech-Lösungen voranzubringen?
Das Unternehmen hat zwei Leitgedanken. Der erste lautet: energieeffizient im Betrieb und ressourcenschonend in der Herstellung. Der zweite: Jedes neue Produkt muss ökologisch und ökonomisch besser sein als das vorherige. Da wir ein Industrieunternehmen sind, besitzt es für uns die oberste Priorität, Produkte zu entwickeln, die alle Anforderungen der Kunden erfüllen. Unsere Kunden aus der Industrie kaufen unsere Ventilatoren und Antriebe, die eine klar bestimmte Funktion erfüllen sollen. Unser Job ist es, diese Funktion zuverlässig zu gewährleisten. Der Nachhaltigkeitsgedanke kommt dann im nachgelagerten Schritt ins Spiel: Eine bestimmte Funktion kann von verschiedenen Technologien und Werkstoffen erfüllt werden. Habe ich als Entwicklungsingenieur das grüne Denken stets im Hinterkopf, kann ich zu jeder Zeit die Technik oder die Komponenten mit der besten Energieeffizienz wählen.

Können Sie ein konkretes Beispiel für diesen Prozess nennen?
Bis vor acht Jahren haben wir die Flügel unserer mittelgroßen Ventilatoren in der Regel aus Aluminium hergestellt. Die Eigenschaften dieses Elements sind hervorragend geeignet für die Funktion des Produkts. Jedoch ist der Energiebedarf beim Schmelzen von Aluminium äußerst hoch, wir rechnen hier mit rund 150 Megajoule pro Kilogramm. Bestimmte Verbundwerkstoffe erfüllen in Sachen Aerodynamik und Elastizität die gleiche Funktion, benötigen in der Herstellung jedoch lediglich 60 Megajoule pro Kilogramm. Es ist also unsere Aufgabe, eine Funktion zu definieren, um uns dann auf die Suche nach Werkstoffen zu machen, die diese Funktion erfüllen, aber möglichst wenig Energie in der Herstellung benötigen.

Was, wenn diese alternativen Werkstoffe zwar die Umwelt schonen, aber teurer sind?
Noch ist es schwierig, den Kunden davon zu überzeugen, dass ihn ein Green-Tech-Produkt mit gleicher Funktion mehr Geld kostet. Daher ist es für uns ebenfalls wichtig zu schauen, welche umweltschonenden Werkstoffe zusätzlich günstig zu haben sind. Hier hilft ein Blick in andere Industrien: Werkstoffe, die dort häufig zum Einsatz kommen, sind in der Regel weniger teuer. Wir schauen daher zum Beispiel auf die Autoindustrie, in der die Innenseiten der Wagentüren heute häufig komplett aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Weil hier die Nachfrage seitens der Autobranche hoch ist und dadurch der Preis sinkt, wird der Werkstoff auch für uns günstiger, sodass es uns immer häufiger gelingt, diese energieschonenden Alternativen zum gleichen oder sogar zum besseren Preis zu bekommen.

Sprich: Wer in Ihrer Abteilung grün denkt, muss auch nach links und rechts schauen.
Unbedingt. Auch Ingenieure aus anderen Branchen haben gute Gedanken. Es ist wichtig, ein Auge für die Innovationen anderer zu haben. Dabei haben wir den Vorteil, dass sich unsere Produkte in ziemlich allen Branchen wiederfinden: in der Autoindustrie, aber auch in der Gebäudetechnik, bei der Kühltechnik in Supermärkten, im Maschinenbau, wo die Maschinen heißlaufen, in PCs, Laptops oder Serverräumen, wo nichts ohne gewaltige Klimaanlagen geht. Unsere Projektingenieure haben die Aufgabe, sich mit den Kollegen aus den Unternehmen anderer Branchen zu vernetzen und bei der Zusammenarbeit genau hinzuschauen. Da ergeben sich im Austausch häufig neue Möglichkeiten, alternative Werkstoffe mit sehr guten Eigenschaften zu entdecken.

Viele Ihrer Produkte helfen dem Kunden beim Energiesparen. In welcher Branche ist die Nachfrage nach Ihren energieeffizienten Produkten besonders groß?
Die Nachfrage hat sich in den letzten Jahren allgemein deutlich verstärkt, nicht zuletzt getrieben durch die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise. Dieser Trend ist in allen Branchen zu beobachten, schließlich geht es hier um Senkung von Betriebskosten und zunehmendes Umweltbewusstsein. Die größte Energieverschwendung findet heute wohl durch den Betrieb von alten ineffizienten Heiz-, Kälte und Klimaanlagen statt. Ich finde es daher wichtig, dass die Politik durch neue Rahmenbedingungen Anreize schafft, damit Unternehmen und Immobilieneigentümer dazu motiviert werden, diese Anlagen zu erneuern.

Wie hoch sehen Sie denn das Potenzial, Ihre Produkte in Zukunft noch energieeffizienter zu machen?
Wir sind zwar schon gut, aber ich kann den Nachwuchs beruhigen: Da geht schon noch was. Ich schätze, dass sich durch entsprechende Erhöhung des Wirkungsgrads der elektrische Energieverbrauch noch um 20 bis 30 Prozent verringern lässt. Das ist mit viel Arbeit verbunden – aber ich denke, es lohnt sich, dieses Ziel zu verfolgen.

Zum Unternehmen

Die ebm-papst Gruppe mit Hauptsitz im baden-württembergischen Mulfingen stellt Ventilatoren und Motoren her. Das Unternehmen erzielt einen Umsatz von rund 1,4 Milliarden Euro und beschäftigt an 18 Produktionsstätten (unter anderem in Deutschland, China und den USA) und 57 Vertriebsstandorten weltweit rund 11.000 Mitarbeiter. Ventilatoren und Motoren des Weltmarktführers sind in vielen Branchen zu finden, unter anderem in der Lüftungs-, Klima- und Kältetechnik, bei Haushaltsgeräten, der Heiztechnik, in IT und Telekommunikation, bei Applikationen im PKW und in der Nutzfahrzeugtechnik. Für seine Green-Tech-Strategie ist das Unternehmen 2013 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet worden.

„Jeder kann zum Klimaschutz beitragen“

0

Welche Branchen tun viel für den Klimaschutz? Und wie bereiten sich Unternehmen auf die Folgen des Klimawandels vor? Dr. Hendrik Biebeler vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln forscht zu diesen Fragen. Sein Fazit: Es muss noch viel getan werden. Beste Chancen also für alle, die sich aufs Anpacken verstehen. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Dr. Hendrik Biebeler, geboren 1969 in Köln, studierte VWL und Soziologie an der Universität Köln, wo er 2000 zum Thema „Soziale Normen und Umweltverhalten“ promovierte. Bis 2001 arbeitete er als Studienleiter in einem Marktforschungsinstitut, seit 2002 ist er im Institut der deutschen Wirtschaft Köln im Kompetenzfeld Umwelt, Energie, Ressourcen tätig.

Herr Dr. Biebeler, sind die Unternehmen auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereitet?
Grundsätzlich muss man hier zwischen freiwilligem Klimaschutz, der Befolgung von Klimaschutzgesetzen und der Anpassung an die Folgen des Klimawandels unterscheiden. Die deutsche Wirtschaft hält sich in der Regel an Klimaschutzgesetze, geht in einigen Fällen sogar darüber hinaus. Unternehmen entwickeln Lösungen für Klimaschutz und Klimaanpassung und bieten diese an. Sicher fällt es dabei einem Versicherungskonzern leichter, Schädigungen des Klimas zu vermeiden, als einem Unternehmen der Bauwirtschaft oder der Grundlagenchemie, denn deren Produkte werden vergleichsweise energieintensiv erstellt. Aber gerade in Branchen, in denen der Hebel sehr groß ist, sind weitere Fortschritte besonders wichtig.

In welchen Branchen werden Unternehmen mit Blick auf den Klimawandel in Zukunft sehr stark umdenken müssen?
Unter starkem öffentlichen Druck steht der Fahrzeugbau. Seine Innovationen haben zwar dazu beigetragen, dass der Verkehr heute nicht mehr Kohlendioxid als vor zehn Jahren ausstößt, sondern sogar ein bisschen weniger. Eine darüber hinausgehende Entlastung ist aber viel schwieriger zu bewerkstelligen. Kostengünstiger dürften viele Maßnahmen an Gebäuden sein, gerade dann, wenn sie zusammen mit sowieso anstehenden Sanierungen durchgeführt werden. Eine gute Isolierung kann nicht nur den Heizbedarf verringern, sondern auch eine klimaschädliche Kühlung überflüssig machen – gerade wenn die Sommermonate in den kommenden Jahrzehnten wärmer werden. Eventuell reicht dann eine Kühlung mit Grundwasser aus. Die jährliche Sanierungsquote ist dafür aber noch immer zu gering.

Welche Branchen werden vom Klimawandel profitieren?
Lösungsanbieter sind besonders der Maschinen- und Anlagenbau, die Chemie- und die Elektronikindustrie. Aber im Grunde kann jede Branche zu einem besseren Klimaschutz beitragen. Nebenbei muss aber auch der Nutzer mitspielen. Gerade weil er häufig eine Schwachstelle darstellt, besitzt die elektronische Steuerung eine wachsende Bedeutung. Dazu zählt auch die Messtechnik. Profitieren dürfte die Baubranche, und zwar sowohl wegen der erwähnten Maßnahmen im Gebäudebereich als auch, weil seltener witterungsbedingte Pausen im Winter nötig sein werden.

Besteht die Gefahr, dass sich Unternehmen, je weiter der Klimawandel zur Gewissheit wird, nur noch darauf vorbereiten, mit seinen Effekten zu leben?
Es wird mit fortschreitendem Klimawandel immer sinnvoll sein, sich auf die mit ihm verknüpften Folgen vorzubereiten, beispielsweise bei hochwassergefährdeten Standorten, die sich oftmals auf vermehrte und stärkere Hochwasserereignisse einstellen müssen. Da jeder Euro nur einmal ausgegeben werden kann, besteht hier selbstverständlich auch ein Konkurrenzverhältnis. Eine große Frage ist dabei, was der Kunde honoriert. Schaut er bei Elektrogeräten etwa nur auf den Kaufpreis? Oder auf Kaufpreis plus Betriebskosten sowie auf die Lebensdauer? In der Regel ist der Energieverbrauch in der Nutzungsphase höher als während der Herstellung. Bei vielen Haushaltsgeräten hat die verpflichtende Kennzeichnung über den Energieverbrauch hier zu großen Fortschritten geführt, weil Unternehmen und Verbraucher gut mitgespielt haben. Ich denke daher, dass Green-Tech-Lösungen gewiss nicht an Bedeutung verlieren, wenn der Klimawandel auch bei uns sichtbarer sein wird.

Mit Blick auf den Arbeitsmarkt: Welche neuen Jobs werden im Zuge des Klimawandels entstehen?
Der Umbau des Energiesystems ist eine entscheidende Säule, der Gebäudebereich eine weitere. Intelligente Lösungen sind aber überall gefragt, übrigens auch bei Kohlekraftwerken und selbstverständlich auch in der Autobranche. Wenn Elektromobilität wirklich die Lösung ist, wird dies enorme Auswirkungen auf die entsprechenden Berufsbilder haben. Ingenieure verschiedener Fachbereiche sind hier sehr wichtig, aber sie brauchen auch Informationen und Rückmeldungen darüber, was der Verbraucher annimmt und wie er die Innovationen anwendet – und diese Informationen geben ihm Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler. Es geht also nicht nur um einzelnes Expertentum, sondern um fach- und grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Unternehmen, in denen viele Mitarbeiter ein hohes Klimabewusstsein haben, können hier besser sein als andere Unternehmen.

Wird der Klimawandel zum wichtigsten Motor für einen Wandel der Wirtschaft, hin zu noch mehr Nachhaltigkeit?
Von keinem anderen Umweltproblem wissen wir so viel über die Grenzen, die wir nicht überschreiten sollten. Deswegen wird der Klimawandel tatsächlich ein sehr wichtiger Motor sein, vielleicht auch der wichtigste – oftmals sicherlich auch über den Umweg der Klimaschutzgesetzgebung. Aber: In vielen Fällen rechnet sich Klimaschutz auch wirtschaftlich. Wichtig ist hier, dass die bei uns in Deutschland entwickelten Lösungen so gut sind, dass sie uns nicht überfordern und anderen Ländern signalisieren, dass es gut ist, ähnliche Wege zu beschreiten. Denn Deutschland allein kann den Klimawandel nicht ausbremsen.

Wachstum statt Boom

0

Man darf Wind, Sonne und Biomasse nicht mit Edelmetallen verwechseln: Im Bereich der Erneuerbaren Energien gibt es keinen Goldrausch. Stattdessen arbeiten die Unternehmen zielgerichtet daran, die grüne Kraft optimal zu nutzen. Dabei gibt es noch einiges zu tun. Dafür ist guter Nachwuchs gefragt. Von André Boße

Eine Arbeitswoche im Bereich der Erneuerbaren Energien kann sehr abwechslungsreich sein. Beispiel Windkraft: Den Montag verbringt man im Büro und setzt Verträge auf, am Dienstag sitzt man bis spät abends in einer Gemeinderatssitzung, um den Kommunalpolitikern ein geplantes Windkraftprojekt zu erläutern. Am Mittwoch geht es auf die grüne Wiese, wo das Projekt entstehen soll. Am Donnerstag dann zurück ins Büro, wo englischsprachige Videokonferenzen anstehen. Und am Freitag trifft man sich im Unternehmen mit Kollegen aus unterschiedlichsten Abteilungen, um das Projekt durchzusprechen, mit Ingenieuren und Juristen, Controllern und Forstspezialisten.

„Am wichtigsten ist Flexibilität: zeitlich, räumlich – aber auch im Kopf“, bringt Dirk Güsewell die Anforderungen an solche Jobs auf den Punkt. Seit 2013 ist der 44-Jährige Vorstand für den Bereich Portfolioentwicklung beim baden-württembergischen Energieversorger EnBW. Seine Aufgabe ist es, den Wandel des Konzerns im Zuge der Energiewende voranzutreiben. Für die großen Energieversorger ist das eine echte Herausforderung. „Wir brauchen Mitarbeiter, die um die Ecke denken, wenn klassische Prozesse nicht zum Erfolg führen“, sagt der EnBW-Vorstand. „Das ist sehr anspruchsvoll, macht aber auch viel Spaß. Zudem bieten Branchen im Wandel wie die Energiebranche die Chance, schnell Verantwortung zu übernehmen und Veränderungen mitzugestalten.“

Die Branche der Erneuerbaren Energie bietet noch immer ausgezeichnete Chancen

Das Bild der Energiewende mag in der Öffentlichkeit zuletzt ein wenig von seinem Glanz verloren haben, doch für Einsteiger bietet die Branche der Erneuerbaren Energie noch immer ausgezeichnete Chancen. „Durch die Konsolidierung in der Photovoltaikindustrie ist der Arbeitsmarkt zwischenzeitlich ein Stück weit unter Druck geraten. Einbußen in der Solarindustrie konnten aber durch Zuwächse in der Windkraft- und Bioenergienutzung fast komplett ausgeglichen werden“, analysiert Alexander Knebel, Sprecher der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), die Jobsituation.

2012 zählte die Branche knapp 380.000 Beschäftigte, davon rund 130.000 in der Bioenergie und rund 118.000 in der Windbranche. „Und auch die Photovoltaik hat noch erhebliche Wachstumspotenziale“, so Knebel. Wie in allen Sparten der Erneuerbaren Energien zahle sich hier aus, dass Deutschland nach wie vor technologisch führend sei. Ein Beispiel: Die Innovationsallianz Photovoltaik präsentierte Anfang 2014 ein Solarmodul mit einem Rekord-Stromertrag von 300 statt der üblichen 240 bis 260 Watt. Bei dem Projekt kooperierten zehn Unternehmen aus verschiedenen Bereichen – ein Beispiel dafür, dass Innovation durch Zusammenarbeit entsteht.

Auch die großen Konzerne meinen es ernst mit der Aufrüstung ihrer Abteilungen für erneuerbare Energien

Hier ist Deutschland stark. „Entsprechend wird ein Zuwachs an Arbeitsplätzen erwartet“, sagt Alexander Knebel. Die Prognose: „Allein in der Windkraftbranche rechnet man mit 160.000 Beschäftigten bis 2020. Ein Boom geht oft schnell vorbei, aber die Branche der Erneuerbaren Energien hat sich in Deutschland über die Jahre ein stabiles Fundament geschaffen.“ Was die Unternehmenslandschaft im Bereich der Erneuerbaren Energien so faszinierend macht, ist ihre Vielfalt. Einsteiger finden Jobchancen bei Spezialisten für Windkraft, Photovoltaik oder Bioenergie, aber auch die großen Konzerne meinen es ernst mit der Aufrüstung ihrer Abteilungen für Erneuerbare Energien.

Beispiel Siemens: Die Windkraftsparte weist derzeit einen Auftragsbestand von zwölf Milliarden Euro vor – „ein Rekord, der zeigt, dass wir unabhängig vom Zeitgeist ein wichtiger Bestandteil des Konzerns sind“, sagt Markus Schwarzenböck, Vice President HR bei Siemens Wind Power, dem Windkraftbereich des Technologiekonzerns. Statt kleiner Parks mit wenigen Turbinen baut und entwickelt das Unternehmen heute große Windkraftwerke mit einer Leistung von bis zu 630 Megawatt – genug, um rund eine halbe Million Haushalte mit Strom zu versorgen.

11.000 Mitarbeiter hat die Konzernsparte bereits, darunter auch Leute in den Bereichen Service, Vertrieb und Logistik. „Schwerpunktmäßig sind dennoch Absolventen der klassischen Ingenieurdisziplinen wie Maschinenund Anlagenbau, Verfahrenstechnik und Elektrotechnik gefragt, aber auch Absolventen der Umwelttechnik, Energietechnik, des Bauingenieurwesens oder der Raum- und Umweltplanung“, sagt Schwarzenböck. Begeisterung für ökologische Themen ist dabei genauso wichtig wie sehr gute Englischkenntnisse. „In den internationalen Teams ist das die Alltagssprache“, so der Siemens- Personalverantwortliche.

„Wir stoßen in neue Leistungsklassen vor, in denen noch die Erfahrungswerte fehlen“

Zudem verlangen die Unternehmen von Einsteigern, dass sie Freude daran finden, neue Bereiche zu erobern. „Obwohl wir weltweit bereits eine Flotte von mehr als 13.000 Windturbinen im Einsatz haben, gibt es an vielen Stellen noch Pionierarbeit zu leisten“, so Schwarzenböck. Technische Herausforderungen ergeben sich zum Beispiel mit der zunehmenden Größe der Anlagen. „Bei Rotordurchmessern von 154 Metern und Maschinenhäusern, die Generatoren von sechs Megawatt Leistung beherbergen, müssen wir Logistik- und Installationsprozesse weiterentwickeln. Hier stoßen wir in neue Leistungsklassen vor, in denen noch die Erfahrungswerte fehlen“, sagt der Personalmanager.

Der Königsweg der Karrieren in den Erneuerbaren Energien führt schließlich ins Projektmanagement – also dorthin, wo alle Fäden zusammenlaufen. Hier ist mehr gefragt als nur technisches Know-how. Bei EnBW verantworten die Projektmanager die gesamte Entwicklung der Windprojekte – von der Akquise über die Planung und das Genehmigungsverfahren bis zum Bau und Betrieb. „Mitarbeiter sollten daher einen Unternehmersinn mitbringen“, definiert Vorstand Dirk Güsewell, „einen inneren Antrieb, ihr Projekt zum Erfolg zu führen.“ Auch Kommunikationsstärke sei von hoher Bedeutung. „Wir führen täglich Verhandlungen mit Lieferanten, Genehmigungsbehörden oder Bürgerinitiativen. Wie wir auftreten, macht oft den entscheidenden Unterschied aus.“

Industrie 4.0 und grüne Energie

Mit dem „Internet der Dinge“ entsteht ein Netz, in dem nicht nur Menschen mit Menschen sowie Menschen mit Maschinen kommunizieren, sondern auch Maschinen mit Maschinen. Unter den Stichworten „Industrie 4.0“ und „Integrated Industry“ revolutioniert sich somit die Produktion in den Fabriken, die Hannover Messe machte diesen Trend 2014 zum Leitthema.

Auch im karriereführer ingenieure 1/2014 war „Industrie 4.0“ das Titelthema.

Mobile Recruiting

Das Internet und seine Nutzer werden immer mobiler, die Karrierewebseiten der Unternehmen hinken allerdings meilenweit hinterher – das ist ein Ergebnis der Mobile Recruiting Studie 2014 der Agentur für Personalmarketing und Employer Branding Wollmilchsau.

In ihrer Studie hat die Agentur die Karriere-Webseiten von 160 börsennotierten deutschen Unternehmen nach folgenden Kriterien untersucht und bewertet:

  • Gibt es eine Karriereseite?
  • Ist die Karriereseite ggf. mobilfähig?
  • Ist die Karriereseite optimiert für mobile Nutzung?
  • Ist die Stellenbörse optimiert für mobile Nutzung?
  • Ist das Bewerbungsformular optimiert für mobile Nutzung?

Das Ergebnis ist erfreulich, vergleicht man die Zahlen mit denen aus der Studie des Vorjahres, denn es bescheinigt, dass hier Bewegung in das Thema mobile Recruiting gekommen ist: Die als optimiert eingestuften Karriereseiten haben sich um Faktor 3 erhöht. Absolut betrachtet ist aber immer noch viel Luft nach oben:

  • 22% der untersuchten Unternehmen haben eine mobiloptimierte Karriereseite.
  • 18% der untersuchten Unternehmen haben eine mobiloptimierte Jobbörse.
  • 6% der Unternehmen lassen eine mobile (Vor-) Bewerbung zu.
  • 6% der Unternehmen bieten eine mobile Karriere-App an.

Die mobile Nutzung des Internets steigt rasant

Zugleich vollzieht sich ein rasanter Wandel von stationären Desktop-PCs zu den mobilen Endgeräten Tablet und Smartphone. Das statistische Bundesamt errechnet für das Jahr 2013 einen Anstieg von 43% gegenüber 2012. Mit 29,7 Millionen sind das 51% der Internetnutzer über 10 Jahren, die mobil surfen. In 2012 waren es noch 20,8 Millionen. Die stärksten Altersgruppen sind die von 16-24 Jahren sowie die 25-44-Jährigen.

Und dieser Trend geht weiter: Im laufenden Jahr werden in Deutschland nach Angaben des Branchenverbands BITKOM mit voraussichtlich 9,2 Millionen Stück erstmals mehr als 9 Millionen Tablets verkauft. Das entspricht einem Absatzplus von rund 15 Prozent gegenüber 2013. Im Jahr 2011 gingen gerade einmal 2,3 Millionen Tablets über den Ladentisch.

Immer mehr Bewerber informieren sich mobil

Und wenn alle Welt vermehrt mobil auf Webseiten zugreift, tun es Bewerber und Stellensuchende natürlich auch. Laut der Google Studie „Our mobile Planet: Germany 2013“ nutzen bereits 23% der Google-Nutzer ihre mobilen Geräte, um sich über Stellenangebote zu informieren. In 2012 waren es lediglich 14% und die Suche nach Stellenanzeigen lag noch hinter dem Wohnungs- und Häusermarkt. Die mobile Stellensuche hat damit im letzten Jahr die dynamischste Entwicklung unter den in der Google-Studie angeführten Aktivitäten erlebt.

Fazit: Wer mobil surft, tut dies, weil es möglich ist. Und täglich werden es mehr, die diese Möglichkeit nutzen. Webseiten bereitzustellen, die für diese Art der Nutzung optimiert sind – zumal die für das Recruiting wichtigen Karriereseiten und unternehmenseigenen Jobbörsen – ist deshalb Pflicht für Unternehmen, nicht Kür.