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Interview mit Prof. Hans Georg Näder

Man kann ein Unternehmen auch so leiten: mit Herzblut, Neugierde und Werten. Prof. Hans Georg Näder übernahm 1990 die Leitung des Familienunternehmens Ottobock von seinem Vater Dr. Max Näder. Damals war er 28 Jahre alt. Heute ist die Firmengruppe dank vieler Innovationen Weltmarktführer in der Produktion und Entwicklung von Prothesen. Im Gespräch erzählt der 53-Jährige, der auch Mitinitiator des Studiengangs Orthobionik ist, welche Art von Forschergeist er schätzt und warum in seinem Unternehmen Talente die erste Geige spielen dürfen. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Als Enkel des Firmengründers Otto Bock übernahm der studierte Betriebswirt Hans Georg Näder bereits im Alter von 28 Jahren die Führung der Unternehmensgruppe Ottobock von seinem Vater Dr. Max Näder. Doch der 53-Jährige ist nicht nur Unternehmer mit Leib und Seele, sondern auch Kunstsammler und Bauherr, abenteuerlustiger Sportler und sozial engagierter Mensch. Als Honorarprofessor der Privaten Hochschule Göttingen (seit 2005) und seit 2009 an der Capital Medical University in Peking gibt er seine unternehmerische Erfahrung an die nachfolgenden Generationen weiter. Er ist zudem Mitinitiator des Studiengangs Orthobionik, der 2011 an der Privaten Hochschule Göttingen eingerichtet wurde und medizinische, orthopädietechnische und betriebswirtschaftliche Inhalte für zukünftige Führungskräfte verbindet. Seine Geburtsstadt Duderstadt beschreibt der Vater zweier Töchter als seinen „Heimathafen“, mehr als die Hälfte seiner Zeit verbringt Hans Georg Näder auf Geschäftsreisen in aller Welt.

Herr Prof. Näder, wie muss in Ihrem Unternehmen Arbeit organisiert werden, damit Menschen mit großem Forschungsdrang ihrem Talent tatsächlich ungestört nachgehen können?
Die entscheidenden Innovationen in unserer Unternehmensgeschichte sind durch eine Mischung aus Intuition für das, was den Patienten wirklich nutzt, sowie Spielfreude entstanden. Unsere Forscher und Entwickler haben die Möglichkeit, ihre Freiräume tatsächlich auszuschöpfen. Meine Mitarbeiter lernen aus ihren Fehlern. Zudem entstehen sehr gute Ideen aus unserem internen Wettbewerb heraus. Nichtsdestotrotz benötigen wir als stark wachsendes Unternehmen selbstverständlich auch klare Strukturen und Prozesse. Hier die richtige Balance zu finden – das ist wichtig.

Sie vergleichen Ihre Stellung innerhalb Ihres Unternehmens mit der eines Dirigenten. Wie gibt man einem Unternehmen den richtigen Rhythmus?
Im Grunde geht es darum, den Sweet Spot zu finden. Also den optimalen Punkt. Stellen Sie sich eine Partitur vor. Auf dem Notenblatt ist klar definiert, wer im Orchester was und wie auszuführen hat. Im Jazz hingegen geht es vor allem um Improvisation, wobei es ein musikalisches Thema gibt, das die Band verbindet. Den optimalen Punkt finden Sie, indem Sie zwischen diesen Extremen das richtige Maß finden – je nach Situation, im Kontext des lokalen Umfeldes oder einer konkreten unternehmerischen Herausforderung.

Um im Bild zu bleiben: Was erwarten Sie von Ihren Einsteigern in der Forschung, wann sollten sie die erste Geige spielen, wann ins zweite Glied zurücktreten?
Unseren jüngeren Mitarbeiter sage ich, dass sie sich nicht von Hierarchien beeindrucken lassen sollen. Meinem Management auf allen Ebenen sage ich, dass sie sich nicht auf ihrer Position zurücklehnen und die jungen Wilden bremsen sollen – und zwar weder in ihrer Spielfreude noch in ihrer Entwicklung. Talente müssen gefordert und gefördert werden.

Ihr Unternehmen entwickelt und forscht im Bereich der Medizin und Orthopädie. Worauf kommt es an, wenn es gelingen soll, mit den Ergebnissen Ihrer Forschungs- und Entwicklungsarbeit Geld zu verdienen?
Im Mittelpunkt stehen das Ergebnis sowie die Qualität der orthopädietechnischen Versorgung. Für uns sind die Lebensqualität und Mobilität unserer Nutzer wichtig. Genau darauf richten wir die Entwicklung unserer Produkte, unsere Verfahren in der Versorgung sowie in Zukunft verstärkt unsere Aktivitäten in der Rehabilitation aus. Innovationen sind also dann sinnvoll und für alle Beteiligten gewinnbringend, wenn sie sich für unsere Nutzer sowie für die Fachhändler und die Träger des Gesundheitssystems erschließen.

Wie wichtig ist es Ihnen, bei der Forschung nicht nur auf die Bedürfnisse der Menschen in Europa zu schauen, sondern auf die Voraussetzungen von Menschen in anderen Teilen der Welt – gerade auch in Krisenregionen und Entwicklungsländern?
Für unser Unternehmen ist die Entwicklung von orthopädietechnischen Fähigkeiten unserer Partner und Mitarbeiter in diesen Gebieten von zentraler Bedeutung. Unser Ziel ist es, dort Infrastrukturen zur Versorgung von Amputierten oder Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie zum Beispiel Kinderlähmung aufzubauen. In Indien etwa unterhalten wir in mehr als zwölf Städten Kliniken und Werkstätten. Wir bilden dort lokale Mitarbeiter aus und versorgen in Kooperation mit lokalen Wohltätigkeitsorganisationen auch Patienten. Über die Global Ottobock Foundation helfen wir bei Katastrophen und Krisen, sei es in Haiti im Jahr 2010 oder bei dem Erdbeben in China 2008. Wir sehen uns dabei in der Rolle eines Corporate Citizen, also als Unternehmen im Sinn eines verantwortlichen Bürgers – und diese Rolle nehmen wir sehr ernst, ob in unserer Heimat Duderstadt oder im internationalen Kontext.

Sie haben die Leitung des Unternehmens bereits mit 28 Jahren übernommen. Was ist der große Vorteil, wenn man so früh Verantwortung wahrnimmt?
Schon viel früher, als ich noch unterm Küchentisch spielte, ging es in unserer Familie immer um das Unternehmen Ottobock und unsere Kunden. Ich wurde also schon als Kleinkind gut auf meine Aufgabe vorbereitet. Ich kann also nicht von einem großen Vorteil sprechen, sondern empfinde große Dankbarkeit gegenüber meinem Vater Dr. Max Näder, der mir die Leitung damals zugetraut hat.

Sie verbringen die Hälfte der Zeit Ihres Lebens auf Geschäftsreisen. Was lernen Sie unterwegs, was Sie zu Hause nicht erfahren würden?
In meiner Wahrnehmung sind das keine stressigen Businesstrips, sondern Reisen zu Freunden, mit denen ich mich privat oder geschäftlich schon sehr lange verbunden fühle. Es handelt sich um Reisen an Orte, an denen ich mich wohlfühle und die mir stetig Impulse geben. Unsere Welt ist so vielfältig, dass man überall etwas lernen kann. Das Leben der Menschen aus verschiedenen Kulturen verändert meinen Blickwinkel. Ich empfinde es als Privileg, sehr viele von diesen Kulturen persönlich erfahren zu dürfen.

Ein letzter Rat an Absolventen der Naturwissenschaften: Welche Fähigkeiten abseits des Fachwissens, die nicht an den Hochschulen gelehrt werden, sind in Ihren Augen unerlässlich?
Ich kann an dieser Stelle gerne das wiederholen, was ich meinen zwei Töchtern mitgeben möchte: dass sie Empathie für Menschen entwickeln und eine Offenheit für andere Kulturen und Andersdenkende pflegen. Man lernt diese Fähigkeiten nicht im Hörsaal, sondern nur, indem man sich immer wieder mit Neugier und Demut aus seiner eigenen Komfortzone herausbegibt, um diese Erfahrungen zu sammeln. Und ein weiterer Rat an alle Absolventen: Denken Sie unternehmerisch! Werden Sie – auch wenn Sie in einem Unternehmen arbeiten – selbst zu Unternehmern und widmen Sie sich Ihrer Arbeit mit Herzblut, Verstand und Empathie.

Zum Unternehmen

Die Unternehmensgruppe Ottobock mit Stammsitz in Duderstadt entwickelt Produkte für Menschen mit Handicaps. Gründer war im Jahr 1919 Otto Bock, der als erster Prothesenteile in Serie herstellte, um die große Anzahl der Versehrten nach Ende des Ersten Weltkriegs zu versorgen. Größte Tochter der Unternehmensgruppe ist die Otto Bock Healthcare, die mit rund 6000 Mitabeitern vor allem Prothesen entwickelt und herstellt. Weitere Firmen der Gruppe sind Otto Bock Kunststoff und Technogel (Chemie) sowie Sycor (Informations- und Kommunikationstechnologie). Das Unternehmen ist seit der Gründung komplett inhabergeführt, die Anteile liegen bis heute zu 100 Prozent bei der Familie Näder. Zum Anlass des 90-jährigen Firmenjubiläums baute das Unternehmen 2009 das Science Center Medizintechnik am Potsdamer Platz in Berlin als einen Ort für Ausstellungen und Kongresse.
www.ottobock-group.com

„Ärzte erwarten Profis“

Der Pharmavertrieb ist ein kompliziertes Feld. Viele Unternehmen konzentrieren sich daher auf die Forschung und Entwicklung und beauftragen Spezialisten damit, die Produkte an die Kunden zu bringen. Somit bieten Dienstleister auch für Naturwissenschaftler spannende Jobperspektiven, sagt Bodo Kröger, Gründer des Vertriebsspezialisten Medivend. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Bodo Kröger, 53 Jahre, studierte zunächst BWL und dann Medizin und stieg 1991 in die Medizin- und Pharmabranche ein. Von 1995 bis 2006 sammelte er Erfahrungen als Vertriebsmanager, ab 2006 kombinierte er beide Bereiche als Vertriebsspezialist für die Pharmaindustrie. 2013 gründete er sein Hamburger Unternehmen Medivend, das als Dienstleister die Pharmaunternehmen bei Vertrieb und Marketing unterstützt.

Herr Kröger, welche Rolle spielen externe Dienstleister für den Vertrieb in der Pharmabranche?
Die Pharmaindustrie legt ihren Fokus zunehmend auf die Entwicklung gewinnbringender Produkte. Wir schätzen daher, dass die Pharmaunternehmen im Jahr 2014 die Personalstärke ihres Außendienstes um bis zu 15 Prozent reduzieren werden. Um diese Lücke zu füllen, sind professionelle Dienstleister gefragt: Die Akquise von Neukunden und die Kundenbindung wird zunehmend zur Aufgabe hochspezialisierter Dienstleister.

Wo liegen Ihre Stärken als Vertriebspartner für die Pharmaunternehmen?
Wir reagieren zügig, professionell und auf mehreren Kommunikationsebenen auf die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe. Die Pharmaunternehmen selbst können sich somit verstärkt auf ihr Kerngeschäft konzentrieren – wobei sie auch weiterhin uns als Dienstleister sowie die Ärzte mit ihrem spezifischen Know-how unterstützen.

Was sind heute die wichtigsten Kompetenzen eines Vertriebsspezialisten in der Pharmabranche?
Die Ärzte erwarten eine neue, professionelle Art von Ansprache. Ein erfolgreicher Kundenmanager im Pharmabereich sollte daher fundierte Kenntnisse im Gesundheitswesen mitbringen, denn nur so kann er mit den Ärzten auf Augenhöhe kommunizieren. Dieser serviceorientierte Dialog konzentriert sich auf die Kundenbindung und soll den Arzt in seiner Tätigkeit unterstützen. Der Kundenmanager ist also eine Art Kompetenzträger: Er bringt den Ärzten pharmazeutische Produkte näher, die für den Mediziner einen spürbaren Mehrwert darstellen.

Welche Vorteile bringen Absolventen der Naturwissenschaften für diesen Job mit?
Personalverantwortliche in Pharmaunternehmen schätzen die fachliche Kompetenz der Absolventen. Zudem attestieren sie ihnen wichtige Eigenschaften wie Durchhaltevermögen und gute Analysefähigkeiten.

Wie wird sich der Pharmavertrieb in den kommenden Jahren weiterentwickeln?
Der Erfolg eines Pharmaunternehmens hängt immer weniger davon ab, Medikamente vor Ort – also in der Arztpraxis – vorzustellen. Mediziner haben zunehmend mit Verordnungsrichtlinien und Budgetgrenzen zu kämpfen. Dadurch verliert die Rolle des Arztes als jemand, der hauptsächlich Medikamente verordnet, an Bedeutung. Die Rahmenbedingungen für eine Produktpräsentation in der Praxis sind daher sowohl für den Arzt als auch für den Pharmareferenten häufig frustrierend. Zu kurze Besuchsabstände bei den Ärzten gehen am Bedarf vorbei und führen zu Verdruss. Wirklich interessiert ist der Arzt dagegen an tatsächlichen Neuheiten sowie an Fort- und Weiterbildungsangeboten.

Auf den Nutzen kommt es an

Ob als Manager, im Labor oder im Vertrieb: Die Pharmaunternehmen bieten Absolventen der Naturwissenschaften vielfältige Einstiegsmöglichkeiten. Doch in der Branche wachsen die Ansprüche. Weil heute der Zusatznutzen eines Präparats den Preis bestimmt, legen die Unternehmen großen Wert auf Effizienz in Forschung und Vertrieb. Einsteiger, die diese Herausforderungen im Blick haben, stehen vor interessanten Karrieren – ob in Konzernen oder bei pharmazeutischen Pionieren. Von André Boße

Ist das der Durchbruch in der Krebsforschung? In den Laboren des biopharmazeutischen Unternehmens CureVac arbeiten Naturwissenschaftler an einem Stoff, der bei Krebspatienten eine individuelle Hilfe zur Selbsthilfe anregt und das Immunsystem in die Lage versetzt, sich selbst gegen die zerstörerischen Zellen zur Wehr zu setzen. Das Geheimnis hinter dem Präparat ist Ribonukleinsäure, kurz RNA. Ihre Moleküle verrichten im menschlichen Körper einen wichtigen Botendienst: Sie transportieren die genetischen Informationen aus dem „Speicherraum“ im Zellkern dorthin, wo die Proteine neue Zellen entstehen lassen. Die Idee der Tübinger Forscher: Wäre es nicht möglich, einem kranken Körper durch eine von außen verabreichte Dosis von Boten-RNA (kurz mRNA) Informationen zu geben, wie er sich gegen krankmachende Zellen wehren kann? Gegen Krebszellen, aber auch Grippeviren?

Buchtipp

Mirjam Müller: Promotion, Postdoc, Professur.
Karriereplanung in der Wissenschaft. Campus 2014.
ISBN 978-3593501727.
24,90 Euro (E-Book inklusive).

Dr. Birgit Scheel glaubt fest daran, dass das funktionieren wird. Seit Frühsommer 2014 ist die promovierte Biologin für das Projektmanagement der Weiterentwicklung der Krebstherapie auf Basis von mRNA verantwortlich. Ins Unternehmen kam die Forscherin schon kurz nach der Gründung im Jahr 2000. Sie schrieb dort ihre Doktorarbeit und fokussierte sich dann recht schnell auf eine Karriere im pharmazeutischen Management. „Das war eine bewusste Entscheidung, die ich nie bereut habe.“ Birgit Scheels Laufbahn steht exemplarisch für die guten Chancen, die Naturwissenschaftler heute auch im pharmazeutischen Management besitzen, wo man ihr fachliches Know-how schätzt, weil sie auch die komplexen Zusammenhänge der Forschung durchschauen.

Karriere im Pharmamanagement
Bei CureVac war Birgit Scheel zunächst einige Jahre lang für die Auswertung der frühen vorklinischen Studien zuständig, die notwendig sind, wenn man einen neuen Wirkstoff auf den Markt bringen möchte. Die Biologin bekam die Studienergebnisse auf den Tisch und zog gemeinsam mit ihren Kollegen die nötigen Schlussfolgerungen für Forschung und Entwicklung. Ein Job auf der Schnittstelle zwischen Labor und Management, wobei es, so Birgit Scheel, „sehr hilft, wenn man die Hintergründe der Forschungsarbeit kennt und die Studien schnell einordnen kann“.

Aktuell arbeiten die 120 Beschäftigten des Unternehmens daran, durch Studien zu belegen, dass die RNA-Therapie tatsächlich wirkt. Ein Job, für den man Geduld benötigt, wie Birgit Scheel bekräftigt: „Pharmazeutische Entwicklung dauert seine Zeit, schnell vergehen 15 Jahre oder mehr, bis ein Produkt endlich auf dem Markt ist.“ Ohne eine gewisse Hartnäckigkeit geht es nicht. Aber auch nicht ohne die feste Überzeugung, mit der pharmazeutischen Arbeit etwas Sinnvolles und Gutes zu leisten. Als weitere wichtige Fähigkeiten für Pharmamanager nennt die Biologin Stärken in der Kommunikation und Koordination. „Meine Aufgabe ist es, Partner mit sehr verschiedenen Hintergründen in ein Boot zu bekommen, darunter Ärzte, Klinikplaner, andere potenzielle Partner und die Kollegen innerhalb des Unternehmens.“

Filmtipp

FameLab ist ein vom British Council veranstalteter internationaler Wettbewerb für Wissenschaftskommunikation, der seit 2011 auch in Deutschland ausgetragen wird. Unter dem Motto „Talking Science“ stehen hier Wissenschaftler auf der Bühne und vermitteln einem öffentlichen Publikum von Laien möglichst unterhaltsam und verständlich – und in lediglich drei Minuten – ihr Forschungsgebiet. Videos der diesjährigen Vorträge und weitere Infos unter:
www.famelab-germany.de

Forschung mit Schnittstellen
Dieses Zusammenspiel verschiedener Akteure macht Pharma zu einer besonders komplexen Branche. Zu spüren bekommen das auch Naturwissenschaftler, die sich nicht einer Management-, sondern einer Forscherkarriere widmen. „Früher arbeiteten die Kollegen in kleineren Teams, die sich auf eine Problemstellung fokussierten. Heute sind sie zumeist in größeren Teams mit Leuten aus unterschiedlichsten Bereichen involviert“, sagt Dr. Stephan Ladenburger, Leiter der klinischen Forschung bei Novartis Pharma, der deutschen Pharmatochter des Schweizer Novartis-Konzerns.

Durch diese Entwicklung ergeben sich in der täglichen Arbeit zwangsläufig viele Schnittstellen zu anderen Disziplinen. Vorbei die Zeit, als sich die Forschung ausschließlich auf eine Kundengruppe fokussierte. Heute gilt es, die Bedürfnisse vieler Akteure im Hinterkopf zu haben, zum Beispiel die der Kostenträger im Gesundheitssystem. „Auch die gesundheitspolitischen und rechtlichen Rahmenbedingungen müssen mit einbezogen werden“, so Ladenburger.

Pharmazeutische Planung findet daher heute nicht mehr im „sterilen Raum“ statt. Patientenverbände, Ärzte, Gesundheitspolitiker – sie alle nehmen Einfluss. Kein Wunder, dass Stephan Ladenburger von Novartis drei für Einsteiger besonders wichtige Kompetenzen nennt, die mit naturwissenschaftlichen Fachkenntnissen auf den ersten Blick wenig zu tun haben: Anpassungsfähigkeit, kommunikatives Geschick und Neugierde. Zwar seien ein guter Abschluss sowie eine überzeugende Vita ebenfalls wichtig. „Jedoch spielen bei der Internationalität und der Vernetzung der pharmazeutischen Forschung auch Teamfähigkeit und Sprachkenntnisse eine entscheidende Rolle“, so Stephan Ladenburger.

Viele Pharmaunternehmen haben ihre Programme für Trainees auf diese Entwicklung ausgerichtet. So auch Novartis: Neben einem Angebot mit dem Schwerpunkt Klinische Forschung bietet der Arbeitgeber auch Einstiegsmöglichkeiten in den Bereichen Marketing, Personal, Qualitätsmanagement oder Vertrieb. Egal, wo man startet: Klug ist, wer sich schnell mit den anderen Bereichen vernetzt. Ladenburger: „Vernetzte Einsteiger wissen um die Zusammenhänge im Unternehmen. Sie kennen die einzelnen Stellschrauben und bauen sich gleichzeitig ihr eigenes Netzwerk auf. Das sind wesentliche Vorteile für den eigenen Karriereweg.“

Linktipp

Eine erste Übersicht über MBA-Angebote
im Bereich Healthcare/Life Science bietet
das Portal www.mba-lounge.de

Der Nutzen entscheidet
Was Forscher früher wie heute eint, ist die Begeisterung dafür, etwas Neues zu entdecken. Beim forschenden Arzneimittelhersteller Janssen-Cilag, einer Tochter des internationalen Konzerns Johnson & Johnson, legte der Unternehmensgründer Paul Janssen schon in den 1950er-Jahren den Grundstein für eine „Forscherkultur“: Egal, wo er morgens seine Mitarbeiter traf, ob im Aufzug, auf dem Parkplatz oder auf dem Flur, stets fragte er: „Was gibt’s Neues?“ „Nach vorne zu blicken und nicht stehenbleiben zu wollen – das treibt uns auch heute noch an. Und das erwarten wir, neben fachlichen Kompetenzen, auch von unseren Einsteigern“, sagt Dr. Frank Zils, Personalleiter des Neusser Unternehmens.

Der Blick nach vorne beinhaltet in der Pharmabranche heute aber immer auch die Frage, ob das neue Arzneimittel tatsächlich besser ist als alle bisher auf dem Markt erhältlichen. Dass Medikamente und Therapieangebote wirken und für die Patienten sicher sind, ist die eine Seite. Da jedoch die Bewertung des tatsächlichen Zusatznutzens den Preis eines neuen Produkts bestimmt, kommt es für die Forschung entscheidend darauf an, diesen Nutzwert festzustellen und nachzuweisen. „Daher gilt es für unsere Forscher, sich frühzeitig mit anderen Fachleuten im Unternehmen zu verzahnen, zum Beispiel mit den Kollegen aus den Bereichen Health Economics und Market Access“, sagt Franz Zils.

Ambitionierte Naturwissenschaftler sollten daher von Beginn an keine Berührungsängste mit anderen Abteilungen haben. „Je breiter die beruflichen Erfahrungen, desto größer die Aufstiegschancen“, sagt Frank Zils. Bei Janssen & Cilag finden sich aktuell Naturwissenschaftler in allen Führungsebenen. „Auch die meisten Mitglieder der Geschäftsleitung inklusive der Vorsitzenden haben einen naturwissenschaftlichen oder medizinischen Hintergrund.“ Daher rät Zils, bei der Gestaltung der Karriere auf Abwechslung zu achten. „Viele Kollegen haben auf dem Weg nach oben nicht nur eine Station durchlaufen, sondern verschiedene, um sich auf diese Weise entweder fachlich oder von der Führungsebene her weiterzuentwickeln.“

Chancen in Marketing und Vertrieb
Zwei Bereiche, die von Absolventen recht selten in Betracht gezogen werden, sind Marketing und Vertrieb. Jedoch bieten sich dort auch für Naturwissenschaftler gute Chancen, weil sich aktuell die Strukturen und Anforderungen verändern. „Wir suchen kontinuierlich nach neuen Wegen, um unsere Kunden zu erreichen“, sagt Wolfram Berndt, Leiter Talent Management Deutschland bei Boehringer Ingelheim. Das Marketing unterliegt heute strengen Compliance-Vorschriften, klassische Werbematerialien zum Beispiel dürfen nicht mehr in den Praxen verteilt werden. Also kommt es auf Kreativität an.

„Stark im Kommen sind Online-Fortbildungsveranstaltungen, die besonders bei Hausärzten beliebt sind“, sagt Berndt. Marketing-Spezialisten erarbeiten hier immer neue Angebote, wobei naturwissenschaftliches Knowhow dabei hilft, die Weiterbildungen interessant zu gestalten. Im Vertrieb kommt es für Einsteiger darauf an, den klaren Nutzen eines Präparats für den Arzt herauszustellen. „Und dazu gehört neben dem fachlich-inhaltlichen Verständnis auch Marketingkompetenz “, sagt Wolfram Berndt. Auch diese Karriereoption zeigt: Wenn sich Absolventen der Naturwissenschaften offen für das Wissen anderer Disziplinen zeigen, sind sie in nahezu allen Bereichen der Pharmaindustrie gefragt.

Wachstumsmarkt Schwellenländer

Die strengen Regulierungen und ein damit steigender Preis- und Kostendruck führen dazu, dass sich die Pharmaindustrie verstärkt auf den Wachstumsmarkt in Schwellenländern wie Brasilien, Indien oder auch China fokussiert. Nach einer Umfrage der Unternehmensberatung Roland Berger definieren die meisten großen Pharmakonzerne die Schwellenländer als „Investitionsfokus“: Es wird geschätzt, dass diese Länder schon im Jahr 2016 für fast 40 Prozent der gesamten Umsätze auf dem weltweiten Pharmamarkt verantwortlich sein werden. „Fast die Hälfte der befragten Konzerne ist bereit, ihre administrativen Tätigkeiten, Forschungsaktivitäten und Vertrieb in Richtung Schwellenländer zu verschieben“, heißt es in der Studie – eine Entwicklung, die Karrieren in der Branche noch internationaler gestaltet.

Giulia Enders: „Selbst mitdenken“

Die junge Wissenschaftlerin Giulia Enders hat in ihrem Buch spannend und unterhaltsam erklärt, warum der Darm so wichtig ist. Im Interview verrät sie, was man bei wissenschaftlichen Publikationen beachten muss. Die Fragen stellt André Boße.

Giulia Enders: Darm mit Charme. Alles über ein unterschätztes Organ.
Ullstein 2014.
ISBN 978-3550080418.
Preis: 16,99 Euro.

Ihr Buch über den Darm ist ein sensationeller Beststeller. Warum hat das Organ diesen Erfolg verdient?
Weil es den Darm gar nicht interessiert, ob er erfolgreich ist. Er will einfach nur das Beste für unser Inneres, denn vom Rest kriegt er da drinnen nichts mit. Wenn nach dem Buch Leute ihren Darm besser behandeln als davor, dann ist das ein echter Erfolg, der jeden einzelnen Darm freut. Ein gutgelaunter Darm kann dann wiederum das eigene Leben angenehmer machen – et voilá: Win-win-Situation, denn der Darm hat viel mitzureden in unserem Körper. Er trainiert zwei Drittel der Immunzellen, bildet etwa 20 eigene Hormone, arbeitet eng mit unserem Gehirn, und all das auf einer Fläche, die sehr viel größer ist als unsere Haut.

Worauf kommt es an, wenn man wie Sie naturwissenschaftliches Fachwissen für die Allgemeinheit aufbereiten will? Und woran scheitern Forscher, denen das nicht gelingt?
Ich denke, es kommt auf zwei Dinge an: Einmal ist es das Zusammenarbeiten mit anderen. Viele wissenschaftliche Fakten habe ich letztendlich rausgelassen, weil meine Schwester, die Designerin ist, sie nicht spannend fand. Durch Zusammenarbeit kann ich mit mehreren Perspektiven auf mein Buch schauen – das macht das Endprodukt auch für verschiedene Menschen interessant. Zweitens ist es aber auch mehr Arbeit, etwas ganz einfach und bildlich zu beschreiben. Ein Wissenschaftler oder Professor, der jeden Tag acht Stunden und mehr in seinem Labor oder der Klinik steht, muss nicht auch noch ein großartiger Metaphern-Finder sein. Dafür fehlt oft schlichtweg die Zeit. Auch wortkarge Experten sind sehr, sehr wichtig für unsere Wissenschaft. Wir brauchen beide – die Redseligen und die stummen Tüftler.

Eine Ihrer Methoden war die Nutzung von PubMed. Worauf müssen junge Naturwissenschaftler achten, wenn Sie dieses Archiv anzapfen?
Ich denke, man sollte immer selbst mitdenken. Man sollte genau hinsehen – auch wenn etwas auf PubMed veröffentlicht ist. Sehr geholfen hat mir außerdem ein Universitätskurs, bei dem uns verschiedene Techniken bei der PubMed-Suche gezeigt wurden. Damals haben alle gestöhnt und fanden den Kurs langweilig. Für mich war es einer der hilfreichsten Kurse der gesamten Vorklinik.

Sie haben im Vorfeld auch hochkarätige Wissenschaftler kontaktiert, ohne Rückmeldung. Dann haben Sie alleine weitergemacht. Was hat Sie motiviert?
Mein Thema war zu wichtig und zu schön, um aufzugeben. Ich habe aber tatsächlich mit sehr viel mehr Angst weitergearbeitet, denn wenn niemand wissenschaftlich berät, kann viel schiefgehen. Angst kann aber auch gut sein – ich habe dadurch natürlich sehr viel mehr gelesen, sehr viel mehr Papers gesammelt und sehr viel mehr doppelt gecheckt. Und im Nachhinein weiß ich: Ich habe es geschafft, trotz Angst oder Sorgen. Das gibt mir Mut, dass ich mich auch in Zukunft immer ein bisschen mehr trauen kann, als ich von mir denke. Mein Hirn wächst dann schon rein.

Sie haben „Darm mit Charme“ erstmals auf dem Science Slam in Berlin vorgestellt. Wie ernst werden solche neuen Methoden der Präsentationen heute von der Wissenschaft genommen? Verspielt man auf solchen Slams seinen Ruf als „ernsthafte Forscherin“ – oder zeigt man gerade dort, dass man in der Lage ist, wissenschaftliche Themen unterhaltsam und verständlich zu vermitteln?
Das müssten Sie mich vermutlich in ein paar Jahren noch einmal fragen. Bis jetzt habe ich auf jeden Fall sehr viel positives Feedback von Ärzten und Professoren bekommen. Es geht mir mit dem Buch ja auch nicht darum, eine Forscherin zu sein, sondern darum, Menschen die Scham zu nehmen und neugierig zu machen – auf ein fabelhaftes Organ.

Filmtipp

Auf www.darm-mit-charme.de findet sich neben Informationen zum Buch ein Video, in dem Giulia Enders ihre Faszination für den Darm erläutert.

BENTELER Business Services GmbH

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Branche
Alu-/Eisen- und Stahlindustrie, Automobilindustrie, Handel, Maschinenbau

Produkte/Dienstleistungen
Komponenten, Module und Systeme für die Bereiche Fahrkomfort, Sicherheit und
Emissionsreduzierung; hochwertige Stahlrohre für die energieerzeugende Industrie, die
Automobilindustrie und andere industrielle Anbieter; Engineering Services

Anzahl der Standorte
Hauptsitz in Salzburg, Österreich
153 Standorte in 40 Ländern, u.a.
Deutschland, Brasilien, USA, Mexico, China, etc.

Jahresumsatz
7.4 Mio. Euro (Stand 2016)

Anzahl der MitarbeiterInnen
Weltweit ca. 30.000 (Stand 2016)
Inland: ca. 10 000 (Stand 2016)

Bedarf an HochschulabsolventInnen
Kontinuierlicher Bedarf

Gesuchte Fachrichtungen
Fahrzeugtechnik, Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftswissenschaften, Materialwissenschaft, Werkstofftechnik, Logistik, Konstruktionstechnik, Fertigungs-/Produktionstechnik, Informationstechnologie, Jura

Einsatzmöglichkeiten
– Forschung und Entwicklung
– Produktion
– Einkauf
– Vertrieb
– IT
– Konstruktion
– Finanz- und Rechnungswesen
– Controlling
– Instandhaltung
– Personalwesen
– Qualitätsmanagement
– Safety, Health and Environment

Einstiegsprogramme
Praktika, Abschlussarbeiten, Direkteinstieg,
Trainee-Programm

Mögliche Einstiegstermine
Laufend

Auswahlverfahren
Strukturiertes Interview, Assessment Center, Telefoninterviews

Einstiegsgehalt
Je nach Position und Qualifikation

Auslandstätigkeit
Abhängig vom Bereich

Angebote für StudentInnen
Praktika sind möglich, Diplomarbeiten werden betreut

Logo Benteler

Ansprechpartner Bewerbung
Axelle Winkelmann

Anschrift
Residenzstraße 1
33104 Paderborn

Fon
05254 81 -20 9430

Fax
05254 81 -20 1703

E-Mail
axelle.winkelmann@benteler.com

Internet
www.benteler.de
career.benteler.de

2. CSR-Preis der Bundesregierung vergeben

Die Bundesregierung hat am Abend des 17. September 2014 in einer feierlichen Preisverleihung in Berlin fünf wirtschaftlich, sozial und ökologisch verträglich handelnde Unternehmen mit dem CSR-Preis ausgezeichnet.

Die Auszeichnungen wurden in unterschiedlichen Größenkategorien an Bischof + Klein, Lebensbaum, die Otto Group und SPEICK Naturkosmetik vergeben. Zudem wurde die Micas AG mit dem Sonderpreis der Jury geehrt. Der CSR-Preis der Bundesregierung wurde 2014 zum zweiten Mal vergeben.

Die Schirmherrin und Bundesministerin für Arbeit und Soziales Andrea Nahles: „Wer nachhaltig wirtschaftet, investiert in den eigenen Unternehmenserfolg. Viele Unternehmen in Deutschland haben dies bereits erkannt und verantwortliches Handeln bewusst im betrieblichen Alltag verankert. Die in diesem Jahr ausgezeichneten Unternehmen haben bewiesen, dass beständiges Engagement nicht nur die Gesellschaft in Deutschland stärkt und Entwicklungschancen in anderen Ländern eröffnet, sondern auch die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Kundinnen und Kunden begeistern kann. Wir hoffen, dass dieser Einsatz viele Nachahmer findet.“

Verbreitung von CSR-Strategien in zehn Jahren, aus: Verbreitung, Entwicklung und Erfolgsfaktoren von Corporate Social Responsibility (CSR) – eine Expertenbefragung
Verbreitung von CSR-Strategien in zehn Jahren, aus: Verbreitung, Entwicklung und Erfolgsfaktoren von Corporate Social Responsibility (CSR) – eine Expertenbefragung

Die prämierten Unternehmen sind: Otto Group, Hamburg (Kategorie 5.000 und mehr Beschäftigte) Bischof + Klein GmbH & Co. KG, Lengerich (500 bis 4.999 Beschäftigte) Lebensbaum / Ulrich Walter GmbH, Diepholz (50 bis 499 Beschäftigte) SPEICK Naturkosmetik, WALTER RAU GmbH & Co. KG, Leinfelden-Echterdingen (1 bis 49 Beschäftigte) MICAS AG, Oelsnitz/Erzgebirge (Sonderpreis der Jury für herausragende CSR-Maßnahmen in KMU – kleinen und mittleren Unternehmen).

Mit dem CSR-Preis der Bundesregierung werden seit 2013 Unternehmen mit Sitz in Deutschland ausgezeichnet, die ökonomisch, ökologisch und sozial verantwortungsvoll wirtschaften. Besonderer Wert wird bei der Methodik auf die Einbettung von verantwortungsvollem Handeln in die Gesamtstrategie eines Unternehmens gelegt. Die Preisträger wurden von einer achtköpfigen Jury aus 21 nominierten Unternehmen ausgewählt. Die Jury besteht aus Mitgliedern des Nationalen CSR-Forums, das die Bundesregierung zu CSR-Themen berät.

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR

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Branche
Forschung in den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Energie, Verkehr, Sicherheit und Digitalisierung

Produkte/Dienstleistungen
+ Wir suchen immer kluge Köpfe für das DLR – auch in dieser besonderen Situation. Unsere aktuellen Stellenangebote finden Sie unter www.DLR.de/jobs +

Das DLR ist das Forschungszentrum für Luft- und Raumfahrt sowie die Raumfahrtagentur der Bundesrepublik Deutschland.
Etwa 8.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter forschen gemeinsam an einer einzigartigen Vielfalt von Themen.
Ihre Missionen reichen von der Grundlagenforschung bis hin zur Entwicklung von innovativen Anwendungen und Produkten von morgen.

Anzahl der Standorte
27 Standorte: Köln (Sitz des Vorstands), Augsburg, Berlin, Bonn, Braunschweig, Bremen, Bremerhaven, Cochstedt, Cottbus, Dresden, Göttingen, Hamburg, Hannover, Jena, Jülich, Lampoldshausen, Neustrelitz, Oberpfaffenhofen, Oldenburg, Rhein-Sieg-Kreis, Stade, Stuttgart, Trauen, Ulm, Weilheim und Zittau

Anzahl der MitarbeiterInnen
8.900

Bedarf an HochschulabsolventInnen
Über 350 pro Jahr

Gesuchte Fachrichtungen
Elektro-, Fahrzeug-, Luft- und Raumfahrttechnik, Maschinenbau, Mechatronik, Nachrichten- und Verfahrenstechnik, Verkehrswissenschaften, Informatik, Mathematik, Chemie, Physik, Geowissenschaften

Einstiegsprogramme
Praktikum, Studien-/Abschlussarbeit, Doktorand/in oder Direkteinstieg

Einstiegsgehalt
Die Vergütung orientiert sich am TVöD

Angebote für StudentInnen
Praktikum, Studentische Tätigkeit, Studienabschlussarbeit

Nähere Infos zu Bewerbung und Veranstaltungen:
www.DLR.de/jobs/Veranstaltungen

Interview mit Bruder Paulus

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(Aus Berufsziel 1.2009) In seiner Institution wird die Moral verwaltet. Bruder Paulus leitet das Kapuzinerkloster Dieburg bei Darmstadt (bis April 2009, heute ist er Guardian des Kapuzinerklosters Liebfrauen in Frankfurt am Main. Anm. der Red.). Der medien affine Referent, Buchautor und TV-Talker bietet Online-Seelsorge auf www.bruderpaulus.de an und Predigten per RSS. BERUFSZIEL bat ihn um ein Wort zum Samstag.

Viele sehen in der Finanzkrise eine moralischethische Krise.
Viele haben ja auch nach dem Motto gelebt: „Wenn jeder an sich selber denkt, ist an jeden gedacht.“ Das hat sich als falsch erwiesen. Wir können nicht ein Marktsystem aufbauen, in dem sich nur der Stärkste durchsetzen kann. Wir gedenken dieses Jahr Charles Darwin, da ist es wichtig, noch einmal zu betonen, dass der Mensch nicht darauf angelegt ist, nach einem Ausleseverfahren mit dem anderen zu leben. Wenn alle nur auf Kosten des anderen zu Reichtum kommen wollen, muss irgendwo eine Bremse eingebaut werden, die besagt: Nein, das mache ich nicht.

Was hilft, sich alter Tugenden zu besinnen?
Tugend kommt von tauglich: Der Mensch braucht etwas, mit dem er sich tauglich macht für ein wertorientiertes Leben. Die alten Kardinaltugenden Glaube, Hoffnung und Liebe sind es, mit denen der Mensch sich fit dafür macht, dass er nicht als Maschine lebt und automatisch reagiert. Er ist vielmehr ein vom Geist Bewegter, jemand, der die Herzensgründe achtet.

Bruder Paulus im Web:
www.bruderpaulus.de

Was würde sich ändern, wenn wir uns mehr vom Geist lenken lassen?
Wir würden unser Leben kreativer gestalten, weil wir merken, dass wir wirklich Individuen sind.
Führende Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Volksökonomie daran krankt, dass wir einer Mathematisierung erlegen sind. Wir glauben, dass wir alles ausrechnen und vorhersagen können. Das ist aber eben nicht so: Der größte Unsicherheitsfaktor ist der Mensch. Er muss zu einer freien Entscheidung eingeladen werden, die sich an Werten orientiert und nicht an Bilanzen.

Was bekommen die Verzocker aus der Wirtschaft beim Jüngsten Gericht zu hören?
Ich glaube, jeder Einzelne hat die Wirtschaftswelt verzockt. Wer ein T-Shirt für drei Euro kauft, hat die gleiche Mentalität wie die vielgescholtenen Bankenmanager. Wir werden alle zur Rechenschaft gezogen, weil wir glauben, nur unseren persönlichen Vorteil aus dem Leben ziehen zu dürfen. Übrigens: Die Hölle ist ja nicht etwas, das später kommt, sie ist eine Strafe Gottes, die wir jetzt schon erleben. Schauen Sie, wie viel Angst die Menschen voreinander haben: all die Sicherheitssoftware, Ketten und Zäune. Es macht ja auch wirklich Angst, wenn man den Eindruck hat, dass der andere immer möglichst viel aus einem herausholen will.

Welchen Zinssatz halten Sie für moralisch vertretbar?
In der Bibel gibt es das Zinsverbot. Dies war damit begründet, dass wir unsere Gaben von Gott empfangen haben und wir sie anderen zur Verfügung stellen sollen, damit sie auch wirtschaften können. Zinsen müssen heute so gut berechnet sein, dass der Ausleihende selber nicht zu Schaden kommt, aber daran auch nicht reich wird. Mit Geld Geld zu verdienen, ist eines der unmoralischsten Dinge, die ich mir vorstellen kann. Ich kenne aber auch Menschen, die Studenten Geld für ein Studium zur Verfügung stellen. Was für eine Investition vom Menschen in den Menschen!

Würde in Ihrem Zeugnis stehen, dass Sie ehrlich, pünktlich und fleißig waren?
Darin würde stehen: Wenn er ein Wort gesagt hat, dann deshalb, weil er davon überzeugt war, dass es gesagt werden musste – ohne Rücksicht auf Verluste. Er kam auch mal zu spät, wenn es erforderlich war, den Menschen höher zu stellen als irgendwelche übergeordneten Erwartungen. Und hoffentlich würde darin stehen, dass ich zuverlässig war und man von mir nichts verlangen konnte, das meinen Werten widersprach. Dass ich eher bereit war, arm und moralisch als reich und unmoralisch zu sein.

Interview mit Werner Tiki Küstenmacher

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(Aus BerufSZiel 1.2009) Was ist passiert mit der edlen Tugend Pünktlichkeit? Sie scheint heute überholt, vom schlampigen Alltag aufgefressen, von einer omnipräsenten „Aufschieberitis“ an den Rand gedrängt. Dabei ist die auch als „Höflichkeit der Könige“ bezeichnete Tugend so wichtig wie eh und je – besonders in der Arbeitswelt. Welche Bedeutung sie hat und wie man sie sich dauerhaft zum Freund macht, erläutert Werner Tiki Küstenmacher. Kurioserweise ist der Erfolgsautor, Karikaturist und evangelische Pfarrer zum vereinbarten Termin nicht zu Hause. Er ist unterwegs, das Auto in die Werkstatt bringen. Das Interview mit BerufSZiel-Autorin Tanja Binder findet mit zwei Stunden Verspätung statt.

Zur Person

Werner Tiki Küstenmacher, 1953 in München geboren, wurde 2001 mit dem Ratgeberbuch „Simplify your Life“ (Co-Autor ist Lothar J. Seiwert) berühmt. Das Buch war noch 2007 auf der „Spiegel“-Bestsellerliste zu finden und wurde mittlerweile in 30 Sprachen übersetzt.

Sind Sie ein pünktlicher Mensch?
(verzweifelt) Leider nein. Ich gehöre zu den Menschen, die sich zu viel vornehmen und unterschätzen, wie lange die einzelnen Arbeiten dauern. Sie wollen den anderen nicht schaden, sondern helfen – weshalb sie selbst dann oft zu spät kommen. Sie versuchen, allen zu gefallen. Das ist das tiefer liegende Problem bei uns Unpünktlichen.

Notorische Zuspätkommer behaupten gerne, sie könnten nichts gegen ihre Unpünktlichkeit tun. Existiert so etwas wie ein Gendefekt?
Das würde ich nicht sagen. Ich kenne sehr genau den Anteil meiner Schuld, wenn ich mich verspäte. Ich setze mich beispielsweise gerne selber unter zeitlichen Druck, damit mein Leben nicht so langweilig ist. Eigentlich haben wir Unpünktlichen Angst vor der Leere in unserem Lebene.

Das heißt, unpünktliche Menschen sind weder Egoisten noch schlechte Teamplayer?
Ich kenne viele unpünktliche Leute, die zu wenig egoistisch sind. Vor allem Frauen sind davon betroffen.

Weil sie nicht Nein sagen können?
Genau. Das ist übrigens auch meine Schwäche. Das muss man richtig gehend üben.

Wie?
Wenn mich jemand bittet, etwas zu machen, sage ich nie direkt zu, sondern dass ich es mir erst noch überlegen muss. Das Problem beim Ja-Sagen ist, dass es sich so schön anfühlt und der andere glücklich strahlt. Doch wenn man es nicht schafft, obwohl man zugesagt hat, ist der andere doppelt unglücklich. Also kein spontanes „Ja“, sondern erst einmal ein „Vielleicht“ oder ein „Nein“.

Ist Pünktlichkeit eine altmodische Tugend, die überkommen ist in unserer schnelllebigen Zeit?
Das glaube ich nicht. Pünktlichkeit wird sogar immer wichtiger. Wenn sich bei mir die Termine sehr dicht drängeln, sage ich mir: Zeit ist nicht etwas, das auf mir lastet, sondern etwas, das mir gehört. Wir haben in unserer Sprache Bilder wie „unter Zeitdruck sein“. Damit stellt man sich als Opfer dar. Ich dagegen stelle mir vor, dass der Tag ein Garten ist, durch den ich gehe – mal schnell und mal langsam. Die Zeit steht mir zur Verfügunge; sie ist ein wunderbares Geschenk.

Ist Pünktlichkeit für die berufliche Karriere wichtig – auch als eine Form der Höflichkeit anderen gegenüber?
Ja. Andere Menschen warten zu lassen, ist respektlos. Pünktlichkeit ist eine Kunst, die manche Menschen aber erst lernen müssen. Zum Beispiel Arbeitslose: Wenn der äußere Zwang nachlässt, ist das bei vielen Menschen so, als ob aus einem Ballon die Luft entweicht. Wir haben uns daran gewöhnt, von einem äußeren Korsett zusammengehalten zu werden, und das von frühster Kindheit an – in der Krippe, im Kindergarten, in der Schule. Deshalb fürchten sich manche Menschen richtiggehend davor, selbstständig zu arbeiten, weil sie sich selbst disziplinieren müssten.

Kann man sich denn mit Terminschlamperei ins berufliche Abseits befördern?
Das allein reicht nicht aus. Wenn jemand gut ist, verzeiht man ihm ab und an seine Unpünktlichkeit. Das merke ich bei mir: Ist die Zeichnung gut, sieht man mir nach, dass ich zu spät geliefert habe. Wenn man aber immer zu spät ist und zusätzlich seine Arbeit nicht gut macht, dann befördert man sich ins Abseits. Denn Unpünktlichkeit ist etwas, das leicht messbar ist – im Gegensatz zur Qualität der Arbeit.

Muss auch der Chef pünktlich sein?
Ja, absolut. Wobei ich festgestellt habe, dass Menschen, die überkorrekt und sehr pünktlich sind, eher negativ bewertet werden. Heutzutage will man Angestellte, die sich voll fürs Unternehmen einsetzen und auch mal zu einer verrückten Nachtstunde arbeiten. Dafür dürfen sie am nächsten Morgen auch mal zu spät kommen. Die überkorrekten Malen-nach-Zahlen-Typen sind nicht mehr gefragt. Wir sollten aber nicht nur über „Pünktlichkeit von vorne“ sprechen, sondern auch über die „Pünktlichkeit nach hinten“, wie ich das nenne: Ein Vortrag soll zwanzig Minuten dauern, doch der Sprecher wird und wird nicht fertig.

Und stiehlt den Zuhörern die Zeit …
Ganz genau. Ein anderes Beispiel ist die Super-Seuche der Meetings. Ich plädiere für weniger Meetings, denn sie sind das teuerste, was man in einer Firma veranstalten kann. Ich empfehle den Firmen probehalber einfach mal die Hälfte der Meetings wegzulassen. Meine Erfahrung zeigt, dass es auch so funktioniert. Ein weiterer großer Zeitfresser sind E-Mails …

… weil sie den Arbeitstag so zerfasern?
Genau. Die Zeitmanagement-Expertin Julie Morgenstern hat ihr neustes Buch genannt: „Never check Email in the Morning“. Nicht mit dem Mikro-Management starten, sondern mit etwas Großem. Das entspricht auch der Großmann-Methode, deren Kern besagt, man soll den Tag mit etwas Unangenehmem beginnen, das man gerne vor sich herschieben würde. Wenn man das gemacht hat, kann man sich um elf oder nachmittags dem Kleinkram widmen. Das ist der effizienteste Zeitspartipp, den es gibt.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Unordnung am Arbeitsplatz und Unpünktlichkeit?
Ja. Unordnung auf dem Schreibtisch ist wie Sand im Getriebe. Die Schnelligkeit leidet ungemein, wenn man viele Stapel um sich herum hat.

Also ist es sinnvoll, erst einmal Zeit ins Aufräumen zu investieren?
Ja. Es ist falsch, erst aufzuräumen, wenn man Zeit hat. Man muss mitten im Stress aufräumen. Das ist gut investierte Zeit und ein gutes Gefühl, wenn man die Schreibtischoberfläche wieder sieht.

Aber nimmt man nicht auch oft das Aufräumen als Vorwand, um mit einer wichtigen Tätigkeit nicht zu beginnen?
Damit sind wir beim Thema Prioritätensetzen. Es heißt, man solle die wichtigsten Dinge zuerst tun. Mit dieser Weisheit habe ich meine Schwierigkeiten, denn oft wissen wir erst hinterher, was wichtiger gewesen wäre. Ich selbst bin zu einer Art Lotterie übergegangen, bei der das Los entscheidet, mit welcher Arbeit ich anfange. Ich mache das eine fertig, bevor ich etwas anderes anfange. Bloß nicht Multitasking, denn dann leiden beide Arbeiten, und man braucht länger, als wenn man die Arbeiten hintereinander macht.

Es gibt eine Art der „Aufschieberitis“, die dem Perfektionismus entspringt. Man will etwas so gut machen, dass man den Anfang scheut. Wie kann man das überwinden?
Wir wissen aus der Arbeitspsychologie, dass die drei Tage vor dem Urlaub die effizientesten Arbeitstage sind. In dieser Zeit erledigen die Menschen unglaublich viel und schnell. Denn dann wartet man nicht, bis man etwas besser machen kann, sondern macht es einfach. Der Rat müsste also lauten: Machen Sie öfter im Jahr Urlaub oder verhalten Sie sich zumindest so, als ob. Machen Sie die Sachen schlecht, erledigen Sie einfach alles, schreiben Sie nur ganz kurze, unhöfliche Antwortmails, schaffen Sie alles weg – egal wie. Kurzum: Abschied vom Perfektionismus.

Wie kann man mit wenig Aufwand seine Termintreue verbessern?
Was gut funktioniert: Mit dem Chef vereinbaren, dass E-Mails nicht am Vormittag beantwortet werden müssen. Und man sollte das Bimmelsignal abstellen und die Mails nur an ein oder zwei festgelegten Zeiten am Tag abarbeiten.

Ein weiterer Zeitfresser sind die Kollegen, die just dann auf ein Schwätzchen vorbeikommen, wenn man mitten im Arbeitsfluss ist. Wie wird man sie wieder los, ohne unhöflich zu sein?
Ein Tipp: Wenn ein Besucher reinkommt, steht man auf und geht ihm entgegen, damit dieser nicht auf die Idee kommt, sich zu setzen. Mit dem Aufstehen macht man klar, dass man an etwas arbeitet. Das hilft übrigens sogar beim Telefonieren.

Wenn man eine funktionierende Struktur gefunden und den Arbeitsplatz aufgeräumt hat, wie schafft man es, nicht in alte Muster zurückzufallen?
Suchen Sie sich Verbündete. Ob Diät oder Arbeitsvereinfachungen – es ist immer blöd, allein gegen den Strom zu schwimmen.

Wie kann man einen Kollegen, der durch seine Unpünktlichkeit immer wieder die Arbeitsabläufe stört, zu mehr Termintreue motivieren?
Auch dazu sollte man sich Mitstreiter suchen. Wenn zwei oder drei an einem Strang ziehen und unabhängig voneinander den Kollegen auf seine Unpünktlichkeit ansprechen, ist das wirkungsvoller.

Wie kann man als Chef zu mehr Pünktlichkeit motivieren?
Wenn ich jemanden hätte, der alles zu spät abliefert, würde ich größere Aufgaben aufteilen. Wenn er am Freitag einen 30-seitigen Bericht abliefern soll, würde ich am Dienstag um einen Entwurf bitten, weil ich weiß, dass er sonst erst am Freitag anfängt. Ich finde, es gehört zu den Aufgaben eines Chefs, seinen Untergebenen Struktur und Führung zu bieten, sie zu ermutigen und ihnen auch große Aufgaben zuzutrauen. Das berühmte Fördern und Fordern also – wobei „Fördern“ ganz groß und „Fordern“ ganz klein geschrieben werden sollte.

Sabine Asgodom: Ausstrahlung

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(Aus BerufSZiel 2.2010) Ausstrahlung – ein wunderbares Wort, das alles sagt. Strahlen kann ich jedoch nur aus mir heraus. Zwar kann jede/r äußerlich das volle Highlight-Programm abfahren lassen: „Pimp your Image“ – tunen, aufstylen, aufpolieren. Aber wenn dies alles um ein leeres Gesicht herum geschieht, ist die Mühe umsonst. Von Sabine Asgodom

Sabine Asgodom, Foto: Asgodom Live
Sabine Asgodom, Foto: Asgodom Live

Sabine Asgodom coacht Führungskräfte aus Medien, Politik und Wirtschaft.
www.asgodom.de

Ausstrahlung kommt von innen, stärkt die Knochen, richtet das Rückgrat auf, aktiviert das Hirn, lässt die Haut schimmern, bringt die Augen zum Leuchten, und aus dem Mund kommt auch noch etwas Spannendes heraus. Also ran ans Putzprogramm von innen: Als Erstes wird das Ich freigelegt: Wer bin ich, was kann ich, was habe ich in meinem Leben schon geleistet? Ich empfehle dazu „Meister Stolz“, der hilft, den überkritischen Blick zu mildern und Selbstzweifel und Selbstbeschimpfungen wegzuputzen. Viele (vor allem weibliche) Menschen verwechseln Stolz mit Arroganz und sind deshalb vorsichtshalber viel zu bescheiden. Weg mit den Kleinmachern! Ab in den Müll mit Konjunktiven wie „Ich könnte vielleicht …“. Bescheidenheit gilt als Tugend, heißt aber nicht, dass Sie sich selbst unter Wert verkaufen sollen.

Das Erfolgsprinzip heißt: „Einfach sagen, was ist.“ Dazu eine lohnenswerte Übung: Gerade stehen, den Kopf hoch tragen (nicht die Nase!), tief ein- und ausatmen und dann in einem Satz formulieren, was Sie können: „Ich kann gut …“, „Ich bin Expertin für …“, „Ich habe mich spezialisiert auf …“, „Ich bin …“, „Ich habe …“. Probieren Sie aus, was stimmt und Sie gleichzeitig froh macht. Diesen Satz wiederholen Sie so lange, bis die Augen dasselbe sagen wie Ihr Mund. Das funktioniert nur, wenn Sie glauben, was Sie sagen. Also: Bei der Wahrheit bleiben und die Formulierung stärken. Wenn Sie diese Übung allein nicht schaffen, bitten Sie einen Freund, Ihnen zu helfen: „Ja, so bist du.“ „Ja, so sehe ich dich.“ Und bitten Sie Ihren Sparringspartner, dazu immer tüchtig mit dem Kopf zu nicken (wegen der Spiegelneuronen) – bis Sie es selbst glauben.

Die zweite Übung ist für Fortgeschrittene: Zeigen Sie, dass Sie gut sind, ohne zu sprechen. Schreiten Sie statt zu hasten, stehen Sie statt zu lümmeln, sitzen Sie wie eine Königin. Und strahlen Sie dabei die Menschen um sich herum an: Augen auf, Augenbrauen einen Hauch nach oben – das zeigt Interesse – und lächeln. So laden Sie die Welt ein, sich mit Ihnen zu beschäftigen. Dazu muss man natürlich Menschen mögen. Und genau das ist Ihre dritte Putzstelle: Raus mit Gedanken wie „Alle doof außer mir“, „Lauter Idioten“, „Die haben doch alle einen an der Waffel“. „Wer nicht lächeln kann, sollte keinen Laden aufmachen“, sagt ein chinesisches Sprichwort. Und wer andere Menschen nicht mag, achtet, respektiert, hat auch keine Ausstrahlung, sage ich.

Wertschätzung ist tausendmal besser als andere sofort zu bewerten. Nur so schaffen Sie Platz für Neugier auf und Interesse an Menschen. Begeistern Sie sich für andere: Schauen Sie hin, hören Sie hin, versuchen Sie zu verstehen. Die Menschen um Sie herum werden das spüren und schätzen. Und Sie Ihrerseits wahrnehmen. Der findet mich gut? Dann finde ich ihn auch gut. Ach, was für ein interessanter Mensch. Und das sind Sie ja schließlich, oder? Prima, Sie nicken. Räumen Sie das Putzzeug weg und strahlen Sie.

Sebastian Purps: Potenziale entfalten

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(Aus BerufSZiel 1.2013) Der Neurobiologe und Hirnforscher Gerald Hüther ist davon überzeugt: „Wir sind alle nur eine Kümmerversion dessen, was wir sein könnten.“ Damit das nicht so bleibt, hat der Wissenschaftler zusammen mit Führungskräftecoach Sebastian Purps die Initiative „Kulturwandel in Unternehmen und Organisationen“ gegründet, die zeigt, dass ein positives Arbeitsumfeld die Potenziale von Einzelpersonen, Teams und sogar ganzen Organisationseinheiten zur Entfaltung bringen kann. Was steckt hinter dem Kulturwandel? Und wie können Young Professionals sich einbringen? Von Sebastian Purps

Die Führungsetagen zahlreicher Unternehmen bestätigen, wie wichtig die Entfaltung ungenutzter Potenziale für den Erfolg von morgen ist. Bereits in der Global CEO Studie von IBM aus dem Jahr 2010 sagte die Mehrheit der darin befragten 1500 CEOs, dass die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so komplex sind wie nie zuvor. Viele Chefs waren sich einig, dass nur durch den Zugriff auf das kreative Potenzial der Mitarbeiter die aktuellen und kommenden Herausforderungen gelöst werden können. Zwei Jahre später hatten die inzwischen 1700 befragten CEOs bereits erkannt, dass eine offenere Unternehmenskultur hilft, das Potenzial einer zunehmenden Vernetzung besser zu nutzen. Auch der Stellenwert ethischer Unternehmenswerte ist laut der Studie enorm gestiegen.

Beispiele von Unternehmen, in denen Kulturwandel bereits erfolgreich umgesetzt wurde:
www.kulturwandel.org

Ein Blick auf die Voraussagen der Weltgesundheitsorganisation WHO und die Analysen mancher Krankenversicherung zeigt jedoch, dass es um diesen „Zugriff auf das kreative Potenzial“ und eine positive Unternehmenskultur immer noch eher düster bestellt ist: Die WHO geht davon aus, dass im Jahr 2020 die psychischen Erkrankungen die physischen überholt haben werden. Bereits jetzt entstehen der deutschen Wirtschaft aufgrund psychischer Erkrankungen der Mitarbeiter jährliche Kosten im zweistelligen Milliardenbereich. Das deutet darauf hin, dass die Arbeitskulturen in vielen Unternehmen weder positiv noch nachhaltig sind – geschweige denn zur Potenzialentfaltung beitragen können. Dass es einen Wandel in vielen Unternehmen braucht, ist also kein „weiches“ Thema einzelner Personalentwickler mehr.

Das Thema interessiert inzwischen auch zahlreiche Firmenlenker, die harte wirtschaftliche Zahlen im Blick haben. Hier wächst die Erkenntnis: Ein Kulturwandel ist die Voraussetzung dafür, dass Mitarbeiter sich wieder voll einbringen und Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben können.

Grundbedürfnisse erfüllen

Das erfolgreiche Unternehmen von morgen sollte sich also heute die Frage stellen: Was genau müssen wir verändern, um auf das kreative Potenzial unserer Mitarbeiter zugreifen zu können? Überdurchschnittlicher Verdienst, Dienstwagen und steile Aufstiegschancen sind längst nicht mehr die Antwort. Studien des Massachusetts Institute of Technology legen dar, dass gerade hohe Bonusanreize kognitive Leistungen reduzieren. Auch die Erfolgsbeispiele der Initiative „Kulturwandel in Unternehmen und Organisationen“ zeigen, dass Firmen ihre Arbeitsumfelder attraktiver gestalten müssen, um bisher ungenutzte Poten ziale zur Entfaltung zu bringen.

Erfolgreiche Organisationen erfüllen dabei insbesondere zwei wichtige neurobiologische Grundbedürfnisse ihrer Mitarbeiter. Zum einen das Bedürfnis nach Verbundenheit und Zugehörigkeit: Wenn Menschen dieses Gefühl bemerken – beispielsweise weil der Unternehmenschef wahrnehmbarer wird, die Führungskraft zugewandter agiert oder das Team harmonischer arbeitet –, werden sie innerlich ruhiger und fokussierter. Zum anderen erkennen wir in diesen Unternehmen Rahmenbedingungen, die es Mitarbeitern ermöglichen, selbstbestimmt und selbstwirksam zu arbeiten. Auf diese Weise messen Mitarbeiter dem eigenen Handeln eine viel größere Bedeutung bei. So können sich wahre Feuer der Begeisterung entzünden. Die Hirnregionen, in denen ungenutzte Potenziale verborgen sind, beginnen dann besonders aktiv zu werden.

Young Professionals können das Wissen um diese zwei Schlüsseleigenschaften für sich nutzen, indem sie im eigenen Unternehmen nach Führungskräften suchen, die ihren Teams Freiraum zur Gestaltung bieten und von ihren Mitarbeitern als wichtige Bezugsperson anerkannt sind. Die Chancen für die eigene Potenzialentfaltung steigen beträchtlich, wenn man als Teil eines solchen Teams arbeitet. Zudem können Führungskräfte, die solche Teams leiten, als Rollenmodell für Young Professionals dienen. Sie können vom Verhalten dieser Chefs lernen. Fast noch wichtiger ist es jedoch zu verstehen, mit welcher inneren Haltung und Motivation diese Führungskräfte agieren – das kann ein wichtiger Schlüssel sein, um eigene Veränderungen erfolgreich voranzutreiben.

Haltung und Handlung

Ein Experiment der Sozialpsychologie zeigt, wie bedeutend die innere Haltung sein kann: Der sogenannte Rosenthal-Effekt bezeichnet ein bekanntes Experiment zwischen Lehrern und Schülern. Wissenschaftler haben darin 20 Prozent der Schüler einer Klasse willkürlich ausgewählt – und sie dem Klassenlehrer, unabhängig von der tatsächlichen Begabung oder Leistung, als High Potentials verkauft. Das erstaunliche Ergebnis: Nach einem Jahr konnten die Wissenschaftler bei diesen 20 Prozent eine überdurchschnittliche Leistungssteigerung feststellen. Offensichtlich haben die Überzeugung und innere Haltung des Lehrers sein Verhalten gegenüber diesen Schülern derart beeinflusst, dass seine Arbeit letztlich zu einer Potenzialentfaltung bei den ursprünglich zufällig ausgewählten Schülern geführt hat.

Die innere Haltung von Führungskräften kann also den wesentlichen Unterschied machen. Führungskräfte, die mit einem Mangel an Überzeugung eine neue Führungskultur „probieren“, scheitern öfter. Die Belegschaft spürt, dass der Chef nur eine Methode übernommen hat, und erkennt den Mangel an Authentizität. Eine Führungskraft, die überzeugend eine Arbeits- und Führungskultur verändern will, braucht also starke innere Bilder, an die sie glaubt und die das Handeln leiten. Innere Bilder sind nichts anderes als neuronale Netzwerke. Solche Netzwerke entstehen durch zwei Faktoren: Erstens muss der Führungskraft klar sein, was genau sie durch den Wandel im Unternehmen erreichen will. Das geschieht durch wiederkehrende, fokussierte Reflexion sowie durch Gespräche mit anderen. Die moderne Hirnforschung weiß, dass gerade der Austausch und das Eingehen von Beziehungen einen günstigen Einfluss auf die Bildung neuer neuronaler Netzwerke haben.

Zweitens braucht die Führungskraft genügend inneren Antrieb. Sie muss sich fragen, warum ihr das Erreichen des Wandels wichtig ist. Es muss etwas sein, das sie berührt, etwas, das unter die Haut geht. Nur dann schüttet das Gehirn sogenannte neuroplastische Botenstoffe aus, die dafür sorgen, dass sich die neuen Netzwerke stabilisieren und fest verankern. Das Gehirn ist bestrebt, dass innere Bilder und Realität zusammenpassen. Daher wirken diese starken inneren Bilder als ein intensiver Antrieb: Sie sorgen dafür, dass der Mensch sich aufmacht, die Außenwelt so zu verändern, dass sie zu den eigenen inneren Bildern passt. Dadurch wird das Handeln der Führungsperson authentisch und ermöglicht es anderen, Vertrauen zu fassen, um die eigenen Potenziale noch mehr zu entfalten.

Das ideale Umfeld für so eine Führungskraft und Mitarbeiter, die dann ihre Potenziale entfalten können, ist ein Unternehmen, in dem eine offene Kultur herrscht. Bisher passe diese neue Offenheit jedoch oft kaum zu den traditionellen hierarchischen Kontrollstrukturen, meint Gregor Pillen, Geschäftsführer IBM Deutschland, in einem Interview im Rahmen der Global CEO Studie 2012. Aber es gibt Hoffnung:

„Die Chefs scheinen zunehmend bereit, starre Prozesse zu lockern und durch flexiblere Rahmenwerke zu ersetzen. Sie sind deutlich bestrebt, offenere und kollaborative Kulturen zu fördern und ihre Mitarbeiter zu ermutigen, sich zu vernetzen, voneinander zu lernen und so Veränderungen voranzutreiben.“

Das hieße im Gegenzug aber auch, so Pillen, dass neue Kernkompetenzen von der Belegschaft erwartet werden: Kommunikationsfähigkeit, Kollaborationsskills und die Bereitschaft, möglichst flexibel in wechselnden Teams zu arbeiten. „Die CEOs suchen also Mitarbeiter, denen Veränderungen Spaß machen, die neugierig sind und sich gerne in Netzwerken bewegen.“ Das ist eine gute Nachricht für Young Professionals, denn genau diese Eigenschaften sind in ihrer Generation nachweislich stark ausgeprägt.

Interview mit Matthias Horx

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(Aus BerufSZiel 1.2011) Frauen sind auf dem Vormarsch – nicht nur in Deutschland. Warum wir im Vergleich zu anderen Ländern jedoch noch zu wenige weibliche Führungskräfte haben, erklärt Zukunftsforscher Matthias Horx. Die Fragen stellte Sabine Olschner.

Sie haben den „Megatrend Frauen“ definiert. Woran machen Sie diesen Trend fest?
Die Entwicklung hat schon in den späten 1970er-Jahren begonnen: Immer mehr Frauen rücken seitdem in Führungspositionen auf, ihr Einkommen steigt. In den verschiedenen Ländern vollzieht sich dieser Wandel unterschiedlich schnell. Deutschland ist hier noch nicht so weit wie manches andere Land, aber auch hier steht der Wandel unmittelbar bevor.

Unternehmen, die Frauen fördern

Auf der Informationsplattform genderdax finden hoch qualifizierte Frauen einen umfassenden Überblick über Beschäftigungsmöglichkeiten bei Unternehmen in Deutschland, die sich aktiv für Frauenkarrieren einsetzen:
www.genderdax.de

Warum steigen immer mehr Frauen beruflich auf?
Grund ist die Bildungsverschiebung: In allen westlichen und zunehmend auch in östlichen Ländern steigen die Bildungspotenziale der Frauen im Vergleich zu den Männern rapide an. In Deutschland sind zum Beispiel mittlerweile 56 Prozent der Abiturienten Frauen. Die Folge ist: Frauen mit einem hohen Bildungsgrad wollen sich beruflich ausprobieren. Und leider landen sie dabei in Deutschland immer noch im Work-Life-Balance-Dilemma, sich zwischen Familie und Karriere entscheiden zu müssen. Das Bild wird sich bei uns erst wandeln, wenn die Anzahl der Frauen, die einen sehr familienzentrierten Lebensentwurf haben, auf unter 40 Prozent fällt. Denn dann entstehen neue gesellschaftliche Mehrheiten, die andere Bedingungen für karrierewillige Mütter schaffen werden.

Wird die Zahl der Frauen im Management in den nächsten Jahren also auch in Deutschland weiter steigen?
Seit einigen Jahren gibt es die Tendenz, dass Unternehmen aktiv nach Frauen suchen oder sogar, wie etwa die Telekom, Frauenquoten einführen. Wir werden um solch eine Quote nicht mehr herumkommen, denn die Frauen werden langsam ungeduldig und fordern ihren Anteil an den Karrieremöglichkeiten. Aber eine einzige Frau in der Führungsriege ändert gar nichts, sie würde nur vermännlichen. Man braucht eine kritische Masse, um die Karrierekultur von innen zu verändern. Ich glaube daher, dass wir in fünf, sechs Jahren Frauenquoten auf der gesamten gesellschaftlichen Ebene haben werden.

Warum ist es derzeit für Frauen noch so schwer, an die Macht zu kommen?
Männer haben eine bestimmte Arbeitskultur etabliert: Man kann bei uns nur Karriere machen, wenn man überdurchschnittlich viel Zeit investiert und sein Privatleben vernachlässigt. In den oberen Etagen der deutschen Unternehmen kann man ohne einen 12-Stunden-Tag keine Karriere machen. Diese Bedingungen wurden vor langer Zeit von Männern gesetzt, weil sie sich nicht um familiäre Angelegenheiten kümmern müssen. Aus diesem Grund schaffen viele Frauen es nicht in höhere Positionen. Im Grunde sind sie aber einfach schlauer, denn sie wollen nicht ihr Privatleben dem Beruf opfern. Wenn sich bei uns also das Zeitbild von Karriere nicht ändert, werden wir immer noch eine Minderheit von Frauen in Führungspositionen haben.

Was müssen junge, karriereorientierte Frauen tun, um den Megatrend ihres Geschlechts nicht zu verpassen?
Ihnen muss klar sein, dass sie für die Karriere derzeit noch einen hohen Preis zahlen müssen, nämlich ihre sozialen und familiären Bindungen aufzugeben. Es wird noch eine ganze Zeit dauern, bis sich das kulturelle Umfeld für sie ändern wird. Viele entscheiden sich aus dem Grund noch gegen die Karriere. Wer es wagen will, sollte sich seinen Arbeitgeber genau anschauen: Es gibt mittlerweile Firmen, die andere Kulturen haben. Wenn die guten, leistungsfähigen Frauen dort hingehen und diese Firmen stärken, wird sich auch bei anderen Unternehmen etwas ändern.