Dexterity – der englische Begriff bedeutet Fingerfertigkeit, Geschicklichkeit, Gewandtheit. Immer häufiger ist in Unternehmen davon die Rede. Gemeint ist eine bestimmte Haltung: Mit ihr können Unternehmen sich wendig auf jegliche Art von organisationalen Veränderungen einstellen. Das Beratungsunternehmen Capgemini Invent hat sich in einer Studie ausführlich mit Dexterity auseinandergesetzt. Von Kerstin Neurohr
Oft hätten Vorstand oder die Geschäftsleitung beschlossen, das Unternehmen müsse agiler werden, schreiben die Studienleiterinnen im Vorwort. Dann würden einzelne agile Arbeitsweisen eingeführt, aber es fehle das „Mindset“, um diese zum Erfolg zu führen. Um dieses Mindset geht es: „Wir wollten herausfinden, was Unternehmen dazu befähigen kann, in Zukunft mit immer komplexer werdenden Gegebenheiten erfolgreich umzugehen“, erklärt Dr. Ursula Bohn, eine der Autorinnen der Studie. „Organizational Dexterity ist der Schlüssel zum Erfolg. Sie hebt das rein methodische Vorgehen von der Ebene des ‚Doing‘ auf eine Meta-Ebene des ‚Being‘. Als Grundeinstellung, eingebettet in die Unternehmenskultur, führt Organizational Dexterity zu Nachhaltigkeit im Umgang mit jeglicher neuen Herausforderung.“
Capgemini hat acht Hebel identifiziert, die umgelegt werden müssen, um mit Dexterity Agilität lebendig zu machen: Ökosystem, Kultur, Struktur, Prozesse, Arbeitsumfeld, Leadership & People, Datenkompetenz und Governance. Für die Studie, die den Unterschied zwischen „doing agile“ und „being agile“ beleuchten will, wurden 1135 Professionals aus elf Länder befragt. Es zeigte sich, dass rund 25 Prozent der befragten Organisationen noch am Anfang ihrer agilen Transformation stehen. Sie experimentieren noch mit dem Konzept und begleitenden Methoden. 54,5 Prozent der Unternehmen sind schon etwas weiter und befinden sich momentan zwischen Bewährung und Umsetzung von agilen Methoden, was Veränderungen im Mindset mit sich bringt. Weit fortgeschritten ist immerhin ein Fünftel der Unternehmen (20,4 Prozent): Dort wurde eine Arbeitsweise etabliert, die die Teams flexibel und agiler werden lässt – zwar nicht in der gesamten Organisation, aber in den Bereichen, die als Schrittmacher vorgesehen sind.
Die Studie Auf dem Sprung – Wege zur Organizational Dexterity. Change Management Studie 2019. Die vollständige Studie ist abrufbar unter www.capgemini.com
Die Studie zeigt zudem, dass Unternehmen wirtschaftlich erfolgreicher sind und zufriedenere Mitarbeiter haben, je weiter sie in Sachen Organizational Dexterity sind. So sagen fast die Hälfte (46 Prozent) der Befragten, die schon weit fortgeschritten sind, dass ihr Unternehmen seine wirtschaftlichen Ziele übertroffen hat. Bei Befragten, die noch am Anfang oder nur zum Teil fortgeschritten sind, sind es lediglich 19 bzw. 30 Prozent. Dass sie mit ihrer Arbeit zufrieden sind, sagen 98 Prozent der Mitarbeiter aus Unternehmen mit hohem Reifegrad – im Vergleich zu 84 und 94 Prozent aus den Unternehmen, die noch nicht so weit sind. „Organizational Dexterity ist die nötige Haltung, um gewinnbringend und nachhaltig mit Neuem umgehen zu können“, erklärt Dr. Ursula Bohn. „Zu wissen, wie das Manöver ausgeführt wird, um das Hindernis zu umsegeln, war gestern. Heute bietet jedes Hindernis eine Chance, den Sprung zu wagen, dadurch neue Fähigkeiten zu erlangen und weiter zu kommen.“
In New York und Los Angeles ist es das Big Thing: Arbeiten in der Höhle. Zumindest im übertragenen Sinn. In „The Cave“ kann man gegen Bezahlung arbeiten. Und das Team stellt sicher, dass man nicht abgelenkt wird, sondern fokussiert die selbst gesteckten Ziele erreicht. Von Kerstin Neurohr
Durch die Digitalisierung sind wir zu Multitaskern geworden. Oft gezwungen durch die Technik: Hier blinkt eine neue E-Mail, da kommt eine Push-Nachricht rein, das Smartphone piept und vibriert, und wir arbeiten an drei Sachen gleichzeitig. Kein Wunder, dass Konzentration so kaum möglich ist. Hier setzt das Konzept von „The Cave“ an, das sich vor allem an Freelancer richtet, die sonst zuhause, im Café oder im Coworking-Space arbeiten. Sie checken für eine Session, die dreieinhalb Stunden dauert, in der „Höhle“ ein – tatsächlich ist der Raum keine dunkle Höhle, sondern ein Büro mit viel Licht. Erstmal geben alle ihr Smartphone ab und sagen dann den anderen Teilnehmern, was sie schaffen wollen. Und dann wird gearbeitet. Fokussiert. Ohne Ablenkung. Darauf achten die „Cave Guides“, die Aufsicht führen. Unternehmen wie Facebook, Spotify oder Pinterest buchen sie, damit sie ins Unternehmen kommen und die Mitarbeiter lehren, wie man konzentriert arbeitet.
Die Gründer von „The Cave“ haben ein erfolgreiches Projekt auf die Beine gestellt – die Idee dahinter ist aber schon älter. „Deep Work“ nennt man den Arbeitsmodus, in dem man ohne Ablenkung konzentriert arbeitet. Cal Newport hat den Begriff geprägt, er ist Informatikprofessor und Bestseller-Autor und hält Deep Work für „die Supermacht des 21. Jahrhunderts“. Er verweist darauf, dass schon Michel de Montaigne oder Carl Gustav Jung nach dem Konzept gearbeitet haben, auch wenn sie sicher anders abgelenkt wurden und die Methode anders benannten. Auch europäische Wissenschaftler haben sich mit Deep Work beschäftigt. Prof. Hartmut Schulze, Leiter des Instituts für Kooperationsforschung und -entwicklung an der Fachhochschule Nordwestschweiz , sagt: „Unterbrechungsfreies konzentriertes Arbeiten ist der Schlüssel zu tiefgehenden kreativen Gedanken. Durch das gestiegene Tempo in der digitalen Welt erreichen wir ihn aber kaum noch, ohne uns diszipliniert zurückzuziehen. Wir dürfen diesen Zustand jedoch nicht vernachlässigen, sondern müssen Räume und Gelegenheiten schaffen, die Deep Work begünstigen.“
Unsere Tipps für Deep Work:
Feste Zeiten einplanen, abhängig von den anstehenden Aufgaben – zum Beispiel täglich zwei Stunden oder einen Vor- und Nachmittag pro Woche.
Ruhe finden: Der Arbeitsplatz soll ruhig und möglichst frei von Geräuschen sein.
Während der Deep-Work-Phase Smartphone ausschalten und außer Reichweite deponieren. Mailprogramm schließen, aus allen sozialen Netzwerken ausloggen.
Freizeit bewusst gestalten: Ein Buch lesen, Sport machen, Freunde treffen ist besser, als ohne Plan durchs Internet zu klicken.
Dranbleiben, Deep Work zur Gewohnheit machen – Konzentration ist eine Fähigkeit, die man trainieren kann.
Mehr zu Deep Work:
Cal Newport: Digitaler Minimalismus: Besser leben mit weniger Technologie. Redline 2019. 19,99 Euro
Cordula Nussbaum: Lass mal alles aus!: Wie du wirklich abschalten lernst. Gabal 2019. 17,00 Euro
Podcast:
Kreatives Zeitmanagement von Cordula Nussbaum. Arbeiten in der Höhle:www.caveday.org
Als Wissenschaftler, Publizist und Berater für Wirtschaft und Politik zählt Professor Dr. Horst Opaschowski zu den führenden Zukunftsforschern des Landes. Im Interview analysiert er, in welche Richtung sich die deutsche Gesellschaft und die Wirtschaft entwickeln und welchen Einfluss der Klimawandel sowie das Karrieredenken der jungen Generation auf das Management und die Consultingbranche ausüben. Die Fragen stellte André Boße
Zur Person
Horst Opaschowski Foto: Privat
Horst Opaschowski, Jahrgang 1941, promovierte 1968 an der Uni Köln. Von 1975 bis 2006 lehrte er als Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg. Von 2007 bis 2010 leitete er die Stiftung für Zukunftsfragen. 2014 gründete er mit der Bildungsforscherin Irina Pilawa, seiner Tochter, das Opaschowski Institut für Zukunftsforschung (O.I.Z) in Hamburg. Opaschowski hat sich international einen Namen als „Futurist“ (XINHUA/ China) und „Mr. Zukunft“ (dpa) gemacht. Sein erstes Geld verdiente er als Jugendlicher mit dem Aufstellen von Kegeln auf der Kegelbahn – und gab es für Cola und Kino aus. Sollte er eine Biografie schreiben, würde sie den Titel „Leben im Gleichgewicht“ tragen.
Herr Opaschowski, wenn Sie die deutsche Gesellschaft 2020 griffig in einer Überschrift zusammenfassen sollten, welche würden Sie wählen?
„Zusammenhalten durch Zusammenrücken“ – so müsste die Überschrift des Jahres 2020 lauten. Es war der Versuch, ein Auseinanderdriften in Stadt und Land, Arm und Reich, Jung und Alt zu verhindern. Die Coronakrise hat dies inzwischen bestätigt, auch wenn es sich jetzt mehr um ein Zusammenrücken „auf Distanz“ handelt. Schon Anfang 2020 stieß die digitale Coolness- Kultur zusehends an ihre Grenzen. Immer öfter stellten sich die Menschen die Frage: Auf wen ist noch Verlass? Die versprochenen Freiheiten nach der Jahrtausendwende, stets flexibel und disponibel sein zu können und sich nicht mehr festlegen zu müssen, stellten 2020 die Sinnfrage des Lebens neu: Gebraucht und gefordert werden und wissen, wofür man lebt – das ist es, was die Menschen seither bewegt. Für Egoismus ist kein Platz mehr. Eher wird das Ich im neuen Wir-Gefühl wiederentdeckt und der Solitär wird zum Solidär.
Ein bestimmendes Thema der kommenden Jahre, im Zeitalter nach Corona, wird es sein, Wirtschaft und Klimaschutz zusammenzudenken. Worauf wird es dabei ankommen?
Nach dem alten Mosaischen Gesetz muss ein Acker alle sieben, acht Jahre brachliegen, um sich zu erholen. Auch für die Wirtschaft der kommenden Jahre gilt: Die fetten Jahre sind erst einmal vorbei. Das Schlaraffenland ist abgebrannt. Auftragseinbrüche von Schlüsselindustrien wie der Automobilindustrie, der Chemiebranche und dem Maschinenbau deuten auf die beginnende Rezession hin. Besonders betroffen sind Gastronomie, Hotellerie und Tourismus und natürlich der gesamte Einzelhandel. In dieser Situation müssen Wirtschaft und Klimaschutz eine Vernunftehe eingehen. Die „Menschheitsfrage Klimawandel“ bleibt auf der politischen Tagesordnung. Und bei den Menschen ist ein grundlegender Einstellungs wandel feststellbar: Die Bevölkerung interessiert und begeistert sich wieder mehr mit Herz und weniger mit Vernunft für Umweltfragen. Weil umweltfreundliches Verhalten zur Herzenssache wird, wird die Politik auch weitgehend auf Verbote verzichten können. Aus der Sichtweise wird eine Lebensweise, die rational und emotional bei den Menschen in den Lebensgewohnheiten verankert ist. Der Wachstumswahn stößt bei den Menschen zunehmend an psychologische Grenzen. Die neue Lebenszielfrage lautet: Wie viel Geld und Güter braucht der Mensch? Die Deutschen wollen besser leben und nicht immer nur mehr haben.
Werden wir erleben, dass sich die Rolle von Unternehmen ändert, dass neben dem wirtschaftlichen Erfolg auch ökologische Erfolge zum Gradmesser werden?
Vertrauen wird die wichtigste Währung in Wirtschaft und Unternehmen sein. Denken Sie an ADAC und VW, BMW, DB oder DFB: In den vergangenen Jahren gab es hier massive Vertrauensverluste auf breiter Ebene. Vertrauen kann man jedoch nicht einfach kaufen. Zusammen mit Verantwortung und Verlässlichkeit werden diese „3V“ neue Wertebotschaften – und nicht nur Werbebot schaften – für erfolgreiche Unter – nehmen der Zukunft sein. Vielleicht heißt es schon bald: Werthaltigkeit ist die neue Nachhaltigkeit. Und Sinnmärkte wandeln sich zu Zukunftsmärkten, denn: Ohne soziale und ökologische Unternehmensethik kann es keine nachhaltigen Wirtschaftserfolge in Zukunft geben. Ohne Umwelt- und Gemeinwohl-Orientierung geht bald gar nichts mehr.
Wie werden sich in dieser Hinsicht die Karrieren von jungen Menschen ändern?
Die Babyboomer der 1960er-Jahre werden als letzte klassische Karrieregeneration um 2030 in Rente gehen. Die Leistungselite der nächsten Generation wird zunehmend sanfte Karrieremodelle favorisieren, bei der die Balance von Privat- und Berufsleben im Mittelpunkt steht. Auch die Ansprüche an die Qualität der Arbeit verändern sich grundlegend. Junge Mitarbeiter definieren ihre Karriere neu: Sie wollen selbst Unternehmer am Arbeitsplatz sein und nicht mehr nur irgendwo „rangestellt“ werden. Jeder will sein eigener Unternehmer sein – am Arbeitsplatz genauso wie im privaten Bereich. Starre Hierarchien sind für sie von gestern. Auch „Techlash“, also feindselige Haltungen gegenüber technologischen Neuerungen, können sie sich nicht länger erlauben. Schaffensfreude – und nicht nur bezahlte Arbeitsfreude – umschreibt das Leistungsoptimum der Karrieristen von morgen, die in ihrem Leben weder überfordert noch unterfordert werden wollen. Sie definieren ihren Lebenssinn neu: Leben ist die Lust zu schaffen! Dazu gehört auch das zeitweilige Home Office, das Arbeiten von zu Hause aus, was aber Arbeitsgruppen, Teams und Face-to-Face-Kontakte nicht ersetzen kann. Auch in Zukunft will die kommende Karrieregeneration kommunikativ und kreativ im Kollektiv arbeiten. Der Spaß an der Arbeit soll mit Sinn und Sozialem verbunden sein.
Die Politik hat bisher noch keine überzeugenden Antworten auf den Zukunftshunger der nächsten Generation gefunden.
Deutschland bezeichnet sich gerne als pragmatisch und nüchtern. Reicht das noch aus, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern?
Sie haben Recht, die Politik hat bisher noch keine überzeugenden Antworten auf den Zukunftshunger der nächsten Generation gefunden. Was Deutschland über das Krisenmanagement hinaus braucht, ist eine nationale „Task Force“ als Frühwarnsystem für Zukunftsrisiken. Genauso wichtig ist aber auch eine Fortschrittsidee für Zukunftschancen, eine werthaltige Vision, die Hoffnung macht und Ängste nimmt. Denken Sie an John F. Kennedys „Moonshot-Rede“ von 1961, innerhalb des nächsten Jahrzehnts zum Mond fliegen zu wollen. 1969 landete tatsächlich der erste Mensch auf dem Mond. Mein Buch „Wissen, was wird“ endet nicht zufällig mit den Worten: „Wo ist Deutschlands Moonshot?“ Die junge Generation fordert zu Recht politische Antworten auf die Fragen: Was ändert sich? Wie geht es weiter? Wie werden wir in Zukunft arbeiten und leben?
Wir sprachen oben von Ihren Prognosen, die Sie vor 16 Jahren getroffen haben Blicken wir abschließend 16 Jahre nach vorne, was sind Ihre Prognosen für Deutschland 2036?
2036 wird es Smartphones auf Rädern, Robotertaxis, Flugzeuge mit Biosprit und Wasserstoffzüge geben. Neben der massenhaften Mobilität in unterschiedlichen Formen werden insbesondere Biochemie, Nanobiologie und das gesamte Gesundheitswesen die Megamärkte der Zukunft sein. Die Coronakrise hinterlässt ihre Spuren: Gesundheit wird wichtiger als Geld und bekommt beinahe die Bedeutung einer Zukunftsreligion. Ohne Gesundheit geht gar nichts mehr, auch nicht in der Arbeitswelt. Selbst Sony, Google und Microsoft werden in diese neuen Märkte mit einsteigen und mitverdienen wollen. Wird das Gesundheitswesen wichtiger als die Automobilindustrie? Und reden wir dann mehr von der Charité als von VW? Nicht alle technologischen Innovationen werden sich flächendeckend durchsetzen. Auch Bitcoins und geldähnliche Angebote können das Bargeld nicht so schnell verdrängen. Datendiebstahl und Cyberattacken werden uns weiterhin in Atem halten. Aber gleichzeitig gewinnt das Internet als demokratisches Machtinstrument an Bedeutung. Weil auch Zeitwohlstand als Lebensqualität entdeckt wird, setzt sich digitale Diät als neue Lebenskunst durch: Sei öfter offline!
Das neue Buch: „Wissen, was wird“
Als einen „Tiefflug über die deutsche Seele“ bezeichnet Horst Opaschowski sein aktuelles Buch „Wissen, was wird – eine kleine Geschichte der Zukunft Deutschlands“ (Patmos, 2019). In vielen weiteren Büchern hat der Zukunftsforscher einen Blick in die Zukunft gewagt und lag mit seinen Prognosen richtig. Sein Buch „Deutschland 2030 – Wie wir in Zukunft leben“ zählt zu den Standardwerken der Zukunftsforschung. Bereits in den 80er-Jahren schrieb Opaschowski ein Buch über das Leben im (damals noch fernen) Jahr 2000. Als das Jahr erreicht war, erhielt er einen Anruf vom Leiter einer Berufsakademie in Baden- Württemberg mit den Worten: „Ich hoffe sehr, Sie behalten Recht. Denn wir bilden inzwischen mehrere Generationen mit Blick auf ihre Thesen aus.“
Dr. Daniel Stelter ist Bestseller-Autor und Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Forums beyond the obvious. Er ist Experte für Wirtschafts- und Finanzkrisen und berät internationale Unternehmen und Investoren zu den Herausforderungen der sich stetig wandelnden globalen Märkte. In seinem aktuellen Buch „Coronomics“ legt er das Fundament für die Zukunft der Wirtschaft. Seine Logik: Was zumacht, muss auch wieder aufmachen. Aber resistenter als zuvor! Stelter legt dar, wie wir uns jetzt für die Zukunft nach Corona aufstellen müssen. Das wirtschaftliche Umfeld wird ein anderes sein: Aktive Notenbanken, aktive Staaten, Abkehr von der Globalisierung. Die Rückkehr der Inflation droht. Dies verlangt andere Prioritäten: Investition statt Konsum. Echte Reformen von Staat und Gesellschaft. So kann eine alttestamentarisch anmutende Katastrophe der Schlüssel zu einer prosperierenden Zukunft für uns alle werden. Daniel Stelter: Coronomics. Campus 2020, 18,95 Euro.
ZERO WASTE
Müll ist überall: im Meer, in der Luft, in der Nahrungskette. Die Ausstellung „Zero Waste“ zeigt in Videos, Skulpturen und Fotografien internationale Positionen zeitgenössischer Kunst, die auf die Dringlichkeit verweisen, Ressourcen zu schonen, weniger zu konsumieren und nachhaltiger zu leben. „Zero Waste“ wird realisiert vom Umweltbundesamt in Kooperation mit dem Museum der Bildenden Künste Leipzig. Die Ausstellung läuft bis zum 21. Juni 2020. Weitere Infos unter: www.mdbk.de/ausstellungen/zero-waste
APP STORE CONFIDENTIAL
In seinem Buch „App Store Confidential“ gibt Tom Sadowski, der zuletzt für das App-Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich war, wertvolle persönliche Einblicke in die spannende Welt der App-Economy. Er erzählt, wie ihn sein Weg von seiner Zeit als Rapper, über Stationen in der Unternehmensberatung, im eigenen Start-up und bei studiVZ schließlich zu Apple führte. Das Buch bietet seltene Einblicke hinter die Kulissen des geheimnisvollen Billionen-Unternehmens und nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die App-Startup-Szene bis zu einem persönlichen Treffen mit Apple-Chef Tim Cook. Tom Sadowski: App Store Confidential. Murmann 2020, 18 Euro.
YOUNG REBELS
Sie kämpfen für die Umwelt, Minderheiten und Gleichberechtigung und engagieren sich gegen die Waffenlobby, Diskriminierung und Korruption. Jugendliche auf der ganzen Welt, von denen in diesem Buch 25 exemplarisch vorgestellt werden, zeigen soziales Engagement und bewirken wegweisende Veränderungen. Ihre Entschlossenheit bietet Inspiration. Benjamin Knödler, Christine Knödler: Young Rebels. Hanser 2020, 18 Euro.
MAGIE DES KONFLIKTS
Konflikte. Jeder hat sie, niemand will sie. Deshalb wollen wir sie schon im Vorfeld verhindern oder möglichst schnell lösen. Genau das ist falsch, sagt Reinhard Sprenger, der als Managementberater und Autor seit Jahrzehnten Themen gegen den Strich bürstet, Kontroversen entfacht und in diesem Buch einen revolutionär neuen Konfliktbegriff entwickelt. In Konflikte gehen wir nur in Erwartung einer gemeinsamen Zukunft, sei es als Paar, unter Freunden, mit unseren Kindern oder am Arbeitsplatz. Der Konflikt sollte keinesfalls gemieden werden, denn er belebt, schafft Zusammenhalt und ermöglicht Fortschritt und Erfolg. Weil uns das tiefe Verständnis für Konflikte fehlt, haben wir nie gelernt, wie wir angemessen im Konfliktfall agieren, was zu tun ist und was zu lassen. Dieses Buch führt Schritt um Schritt in die Magie des Konflikts und leitet an zu einem Umdenken: Die Lösung des Konflikts zu tauschen gegen den Konflikt als Lösung. Reinhard K. Sprenger: Magie des Konflikts. DVA 2020, 24 Euro.
COACHING AUF DEM SCHIFF
Kerstin Hack erfüllte sich ihren Traum vom Leben auf einem Hausboot mitten in Berlin. Sie baute sich ein DDR-Marineschiff aus dem Jahr 1953 um und bietet anderen Menschen die Möglichkeit, ein paar Tage mit an Bord zu sein, wenn sie eine Auszeit brauchen und sich neu sortieren wollen. Denn Kerstin Hack arbeitet als Coach. Sie hilft ihren Bootsgästen, belastende Verhaltensmuster und Denkweisen mit über Bord zu werfen und stärker von Bord gehen, als sie gekommen sind. Weitere Infos unter: www.kerstinhack.de
ARBEIT
Thorsten Nagelschmidt hat mit „Arbeit“ einen großen Gesellschaftsroman über all jene geschrieben, die nachts wach sind und ihren Job erledigen, während Studenten, Touristen und Raver feiern. Temporeich erzählt er von zwölf Stunden am Rande des Berliner Ausgehbetriebs und stellt Fragen, die man beim dritten Bier gerne vergisst: Auf wessen Kosten verändert sich eine Stadt, die immer jung sein soll? Für wen bedeutet das noch Freiheit, und wer macht hier später eigentlich den ganzen Dreck weg? Thorsten Nagelschmidt: Arbeit. S. Fischer 2020, 22 Euro.
WASSER UND ZEIT – EINE GESCHICHTE UNSERER ZUKUNFT
In Island schmelzen die Gletscher, der Meeresspiegel steigt. Unsere Kinder werden, anders als Andri Snær Magnasons Großeltern, ihre Flitterwochen nicht mehr nutzen können, um über einen Gletscher zu wandern. 2180 sind die Zwillings-Urenkel des Autors 90 Jahre alt, stellt er sich vor. In was für einer Welt werden sie leben? Magnasons Buch ist eine philosophische, literarische, persönliche, wissenschaftlich fundierte Annäherung an die Klimawissenschaft – über uralte Mythen von heiligen Kühen, Geschichten von Vorfahren und Verwandten, Begegnungen und Gespräche mit dem Dalai Lama. Es ist ein Appell, der das Persönliche mit dem Politischen verbindet. Er zeigt, dass wir handeln müssen. Andri Snær Magnason: Wasser und Zeit. Insel 2020, 24 Euro.
DAS CAFÉ AM RANDE DER WELT
Ein kleines Café mitten im Nirgendwo wird zum Wendepunkt im Leben von John, einem Werbemanager, der stets in Eile ist. Eigentlich will er nur kurz Rast machen, doch dann entdeckt er auf der Speisekarte neben dem Menü des Tages drei Fragen: „Warum bist du hier? Hast du Angst vor dem Tod? Führst du ein erfülltes Leben?“ Wie seltsam – doch einmal neugierig geworden, will John mithilfe des Kochs, der Bedienung Casey und eines Gastes dieses Geheimnis ergründen. Inzwischen ist auch die Fortsetzung zum „Das Café am Rande der Welt“, „Auszeit im Café am Rande der Welt“, erschienen. John Strelecky: Das Café am Rande der Welt. Dtv 2019, 15 Euro.
Das Start-up effektiv-spenden.org berät Menschen bei der Entscheidung, sinnvoll zu spenden für die Entwicklungshilfe, den Klimaund/ oder den Tierschutz. Was sein Antrieb für die Gründung war und auf welchen Fakten die Empfehlungen basieren, erklärt Sebastian Schwieker im Interview. Die Fragen stellte Kerstin Neurohr.
Zur Person
Sebastian Schwiecker, Foto: Judith Wagner
Sebastian Schwiecker, 40 Jahre, ist Gründer der gemeinnützigen Spendenplattform effektiv-spenden.org. Er hat Volkswirtschaftslehre studiert und bei der KfW Entwicklungsbank sowie der ProCredit Bank Bosnien und Herzegowina gearbeitet. Später gründete er Helpedia und rief die Veranstaltung Socialcamp ins Leben, und er war bei betterplace.org und anderen sozialen Start-ups tätig.
www.effektiv-spenden.org
Herr Schwiecker, Sie sind Volkswirt und helfen Menschen dabei, mit ihrer Geldspende möglichst viel zu bewirken – wie sind Sie dazu gekommen?
Nach dem Abitur konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich Entwicklungshelfer oder Börsenmakler werden möchte. Also habe ich VWL studiert, so habe ich mir alle Möglichkeiten offengehalten. Tatsächlich bin ich dann in der Entwicklungszusammenarbeit gelandet. Ich habe in Evaluierungsabteilungen gearbeitet und gesehen, wie unterschiedlich das Verhältnis von Kosten und Nutzen bei verschiedenen Projekten ist. Alle fragen sich, wie man Geld am sinnvollsten einsetzen kann – nicht nur in den Institutionen, sondern auch die Menschen, die spenden. Um diese Frage zu beantworten, habe ich effektiv-spenden.org gegründet.
Und, haben Sie eine Antwort gefunden?
Wir empfehlen aktuell neun Organisationen, die sich für Entwicklungshilfe, Klimabzw. Tierschutz einsetzen. Dafür haben wir uns weltweit umgesehen und Organisationen gefunden, die unabhängig und sehr aufwändig evaluiert werden. Deren Erkenntnisse machen wir zugänglich: Wir übersetzen die Studien und fassen sie zusammen. Und wir bieten die Möglichkeit, über uns steuerbegünstigt zu spenden, selbst wenn die empfohlene Organisation ihren Sitz im Ausland hat – wobei wir die Spende komplett weiterleiten, wir sind eine gemeinnützige Organisation.
Das klingt alles gut. Aber wer studiert oder gerade den ersten Job antritt, hat meist kein großes Budget für Spenden…
… ja – aber man kann andere Ressourcen einsetzen: Ich empfehle, zu überlegen, wie man mit der eigenen Karriere möglichst viel Gutes tun kann. Man verbringt so viel Zeit im Beruf, und es lohnt sich, zu überlegen, wie man in dieser Zeit eine positive Wirkung für den Rest der Welt entfalten kann. Die soziale Bewegung des „Effektiven Altruismus“, zu der ich mich selbst auch zähle, hat da spannende Ansätze. Absolventen finden bei der Organisation 80.000 Hours hilfreiche Tipps.
80.000 Hours
Achtzigtausend Stunden verbringen wir im Beruf. Die in Oxford ansässige Organisation informiert darüber, wie wir diese Zeit effektiv nutzen können, um einen Beitrag zur Lösung der drängendsten Probleme der Menschheit zu leisten. Die Website bietet umfangreiche Informationen, außerdem gibt es einen Podcast und Studierendengruppen.
Attraktive Studienangebote der renommierten Technischen Universität München können jetzt auch in Heilbronn wahrgenommen werden. Auf dem hochmodernen Bildungscampus Heilbronn trifft Exzellenzforschung und -lehre auf die spannenden, unternehmerischen Herausforderungen in einer der innovativsten Regionen Deutschlands.
Die Technische Universität München (TUM) ist mit rund 550 Professorinnen und Professoren, 41.000 Studierenden sowie 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieur-, Natur- und Lebenswissenschaften sowie der Medizin, verknüpft mit den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.
Lösungen für die Herausforderungen von morgen
Seit dem Wintersemester 2018/2019 ist die Technische Universität München mit ihrer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, der TUM School of Management, am Bildungscampus Heilbronn präsent. Schwerpunkte der Angebote liegen auf dem Management des digitalen Wandels sowie auf Familienunternehmen. Forschung und Lehre verbinden Wirtschafts- und Ingenieurswissenschaften. So entstehen moderne Forschungsfelder, etwa mit Bezug zu Digitaler Transformation und Plattformökonomie, die in den innovativen Unternehmen der Region Heilbronn-Franken, aber auch weltweit, Verwendung finden. „Wir legen Wert auf unternehmerische Fähigkeiten, indem wir unsere Studierenden zu verantwortungsbewussten Führungskräften ausbilden. Sie sollen nicht nur das Gelernte in der Praxis umsetzen, sondern im Beruf die richtigen Fragen stellen, um lösungsorientiert arbeiten zu können“, so Prof. Dr. Helmut Krcmar, Gründungsdekan und Vize Dekan für den Campus Heilbronn der TUM School of Management.
Studieren an der Schnittstelle von Management und Technologie
Fotos: Matt Stark Photography
Studierende können in Heilbronn mit einem sechssemestrigen Bachelorprogramm in Management und Technologie starten. Zwei weitere Masterstudiengänge mit wirtschaftlich-technischem Fokus komplettieren das Angebot. Im Rahmen der Executive Education stehen berufsbegleitende Kurse zur Wahl. Während der aktuellen Corona-Entwicklungen bietet die TUM School of Management am Campus Heilbronn digitale Lehrveranstaltungen für die Programme an.
Studieren an der TUM School of Management in Heilbronn heißt auch, studieren an einer der architektonisch modernsten Locations Deutschlands. Kleine Lerngruppen mit intensiver Betreuung durch Professoren mit internationaler akademischer Vita bieten zudem ideale Studienvoraussetzungen.
Karrierechancen in der High-Tech-Region Deutschlands
Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und damit einen deutlichen Mehrwert schafft für die Region Heilbronn Franken mit ihrer Vielzahl an großen, technologieorientierten Unternehmen und innovationsorientierten, mittelständischen Familienunternehmen. Eine sehr niedrige Arbeitslosenquote ermöglicht den Absolventen große Karrierechancen. Bereits dreimal wurde die TUM als Exzellenzuniversität ausgezeichnet und zählt in internationalen Rankings zu den besten Universitäten Europas.
Yuka Nagano, Student of the Master in Management & Innovation – TUM Track, Foto: privat
„Having pursued seven years working in sales management and PR in Japan, I decided to take the Master in Management & Innovation as a way to discover what area I wanted to focus on in my career. In Japan, we typically work as generalists with a broad range of responsibilities, which enables us to develop our solid business skills. But I wanted to take my career to the next level and become a specialist. As a result of doing the Master‘s, I discovered that I was most interested in finance. In fact, I‘m studying to become a CPA and also worked as an intern in Sales Controlling at Bosch, one of the leading businesses in the Stuttgart-Heilbronn area. During the Master‘s, I was really inspired by the discussions with the other students, who came from eight different countries. Now, I‘m excited about my future working in an area that combines technology and finance.“
ENERCON mit Sitz im ostfriesischen Aurich gehört seit über 35 Jahren zu den Technologieführern in der Windenergiebranche. Als erster Hersteller von Windenergieanlagen setzte das Unternehmen auf ein getriebeloses Antriebskonzept, das kennzeichnend für alle ENERCON Windenergieanlagen ist. Auch in Bereichen wie der Rotorblattkonstruktion, Regelungs- oder Netzanbindungstechnologie ist das Unternehmen Vorreiter und setzt mit einer Vielzahl an technologischen Neuentwicklungen immer wieder neue Maßstäbe.
Die kontinuierliche Forschung und Entwicklung sind Garanten für den Unternehmenserfolg. Gleiches gilt für die Produktion und den Service. Sämtliche Schlüsselkomponenten werden von exklusiv für ENERCON produzierenden Zulieferern gefertigt. Dies sichert den hohen Qualitätsstandard und die große Zuverlässigkeit von ENERCON Windenergieanlagen.
ENERCON Innovationszentrum in Aurich
ENERCON Windenergieanlagen verfügen über ein Netzeinspeisesystem, das nach den neuesten Anschlussbedingungen zertifiziert ist. Somit können sie problemlos in alle Versorgungs- und Verteilungsnetzstrukturen integriert werden.
Gemäß dem Unternehmensanspruch «Energie für die Welt» treibt ENERCON die Versorgung mit regenerativen Lösungen weltweit voran und engagiert sich in Zukunftstechnologien wie Energiespeicherung, E-Mobilität und Smart Grids. Dabei baut der Windenergieanlagenhersteller seine weltweiten Aktivitäten bedarfsgerecht weiter aus. International ist ENERCON bereits in über 45 Ländern mit einem dezentralen Service- und Vertriebsnetz vertreten.
Kommunikation, Verantwortung und Teamwork
Ein kooperativer Führungsstil und flache Hierarchien schaffen ideale Bedingungen zur individuellen Entfaltung. Kurze Kommunikationswege fördern den konstruktiven Austausch untereinander und sorgen zusätzlich für optimale Arbeits- und Prozesseffizienz im Team. Gleichzeitig ermöglicht ENERCON seinen Mitarbeitenden, frühzeitig Verantwortung zu übernehmen. So soll der Anspruch gesichert werden, auch zukünftig Innovationsführer in der Windenergie zu sein.
ENERCON profitiert von seinen Mitarbeitenden und wird wesentlich durch sie geprägt. Der Beitrag jedes Einzelnen, seine Qualifikation, seine Leistungsbereitschaft und seine Motivation bestimmen die Unternehmenszukunft. Deshalb ist es ENERCON wichtig, dass sich die Mitarbeitenden wohlfühlen und langfristig die Zukunft der regenerativen Energien mitgestalten. Das Unternehmen hält zahlreiche Vorteile und Zusatzleistungen bereit, die die Mitarbeitenden sowohl im beruflichen als auch im privaten Alltag unterstützen und fördern.
+ Balance zwischen Beruf und Privatleben
Durch flexible Arbeitszeit- und Teilzeitmodelle können Arbeitszeiten an die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden. Zudem ist in vielen Bereichen zum Teil mobiles Arbeiten möglich. Für die berufstätigen Eltern unter den Mitarbeitenden ist eine Kinderbetreuung von großer Bedeutung. Mit der KITA Wirbelwind bietet ENERCON seinen Mitarbeitenden eine optimale Möglichkeit Familie und Beruf zu vereinen. Als Mitglied der Ems-Achse können ENERCON Mitarbeitende darüber hinaus den Service der Kindernotfallbetreuung in Anspruch nehmen, sollte es einen Ausfall bei der regulären Kinderbetreuung geben.
+ Entwicklungs- und Weiterbildungsmaßnahmen
Damit sich die neuen Mitarbeitenden bei ENERCON bestmöglich integrieren, wird großen Wert auf einen strukturierten Onboarding-Prozess mit Welcome Days, festem Ansprechpartner und vielem mehr gelegt. ENERCON Mitarbeitende sollen sich darüber hinaus bestmöglich weiterentwickeln können – dafür steht die ENERCON Akademie mit ihrem Motto „Weiterbilden – Weiterkommen“. Neben speziellen Qualifizierungsprogrammen für Fach- und Führungskräfte sowie Coachingangeboten wird ebenso Wert auf den Wissensaustausch unter den Beschäftigten gelegt.
+ Sportlicher Ausgleich
Gesundheit und Motivation sind die Basis für gute Leistungen. ENERCON ist daher Mitglied bei Hansefit. Viele Fitnesseinrichtungen, die dem Verbund angeschlossen sind, können so gegen eine geringe monatliche Gebühr besucht werden.
+ Zusatzleistungen und Vergünstigungen
Die Mitarbeitenden von ENERCON haben die Chance, ihren Strom aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Der Ökostrom aus Wasserkraft und Windenergie von ENERCON Windenergieanlagen wird zu 100 % in Deutschland erzeugt. Darüber hinaus stehen bei Unternehmen rund um einige Unternehmensstandorte ansprechende Preisvergünstigungen bereit.
Auf der Suche nach einer Karriere mit Rückenwind?
Dann sollten wir uns kennenlernen!
Auch wer Streaming-Dienste nutzt, Videokonferenzen abhält oder ganze Unternehmensbereiche smart macht, belastet das Klima. Der CO2-Ausstoß passiert dabei leiser, ist weniger sichtbar. Doch er lässt sich nicht leugnen. Ingenieure sind gefordert, Beiträge zu einer „sanften Digitalisierung“ zu leisten. Die Kernfragen lauten: Wo ist die Digitalisierung sinnvoll – wo nicht? Und wie lässt sich die Transformation möglichst nachhaltig gestalten?
Auch wer Streaming-Dienste nutzt, Videokonferenzen abhält oder ganze Unternehmensbereiche smart macht, belastet das Klima. Der CO2-Ausstoß passiert dabei leiser, ist weniger sichtbar. Doch er lässt sich nicht leugnen. Ingenieure sind gefordert, Beiträge zu einer „sanften Digitalisierung“ zu leisten. Die Kernfragen lauten: Wo ist die Digitalisierung sinnvoll – wo nicht? Und wie lässt sich die Transformation möglichst nachhaltig gestalten? von André Boße
Der Schornstein qualmt, die Maschine quietscht und ächzt, der Automotor heult auf. Wer daneben steht, erkennt sofort: Das kann nicht gut für die Umwelt sein. Die Emissionen und der Energieverbrauch scheinen mit den Händen greifbar zu sein, es ist eine direkte Erfahrung. Wie sauber und rein dagegen erscheint die digitale Welt: Da qualmt, quietscht und ächzt nichts, ganz leise rattert die Festplatte im Laptop, summen ab und an die Mini-Ventilatoren der Computer, aber eigentlich wirkt es so, als streame, surfe und downloade man lautlos, umweltfreundlich und klimaneutral.
Smart gleich sauber? Von wegen!
Jens Gröger ist Senior Researcher beim Öko-Institut, einer Forschungseinrichtung, die sich damit beschäftigt, eine Vielzahl von Bereichen des öffentlichen Lebens nachhaltiger zu gestalten. Gröger ist Experte für „Nachhaltige Digitalisierung“. Er hat Berechnungen angestellt, mit denen er zeigen will, wie wenig sauber und klimaneutral die meisten digitalen Anwendungen tatsächlich sind. Denn: Sie benötigen Strom. Und zwar nicht zu knapp.
The Shift Project: Geräte und Datenmenge steigen
Die französische Denkfabrik The Shift Project hat es sich zur Aufgabe gemacht, genau nachzuhalten, welche Klimaeffekte die fortschreitende Digitalisierung hat. Im Report „Towards Digital Sobriety“ zeigen die Analysten eine Reihe von Kernpunkten: • Die Menge an Energie, die benötigt wird, um digitale Endgeräte zu bauen und zu betreiben, steigt global jährlich um rund neun Prozent. • Im Jahr 2021 wird der Durchschnitts-Westeuropäer neun ans Internet verbundene Geräte besitzen. 2016 waren es noch fünf. • Im Jahr 2020 befinden sich in Industrieunternehmen 20 Milliarden „connected devices“, die an das „Internet of Things“ angeschlossen sind. Die Zahl dieser kommunikativen Schnittstellen steigt jährlich um rund 55 Prozent. www.theshiftproject.org
Gröger vermisst den digitalen ökologischen Fußabdruck in vier Schritten. Der erste betrifft die Herstellung der Endgeräte: Die Produktion eines Laptops ist seinen Kalkulationen zufolge mit rund 250 Kilogramm ausgestoßenem CO2 verbunden, ein Smartphone schlage mit rund 100 Kilogramm zu Buche. Hat man diese Geräte zu Hause, müssen die Akkus immer wieder aufgeladen werden, dies ist der zweite Schritt. Der Laptop verursache damit pro Jahr zusätzliche 25 Kilogramm CO2-Emissionen, das Smartphone vier Kilogramm, schätzt Gröger. Während bei einem herkömmlichen Kühlschrank oder einer Waschmaschine die Energiebilanz damit abgeschlossen wäre, kommen bei digitalen Geräten noch ein dritter und vierter Schritt dazu. Drittens kostet es Energie, die Daten auf die Devices zu übertragen. Gröger berechnet für jemanden, der pro Tag rund vier Stunden Videos streamt, einen jährlichen Ausstoß von 62 Kilogramm CO2. Viertens funktioniert das Internet nur, wenn gigantische Rechenzentren die Daten bereithalten. In diesen riesigen Anlagen stehen Tausende Hochleistungscomputer, die gekühlt und betrieben werden müssen. Jens Gröger hat überschlagen, dass alleine die deutschen Rechenzentren pro Internetnutzer jedes Jahr 213 Kilogramm CO2 ausstoßen. Errechnet hat der Experte zudem, wie viel Emissionen ein normales Suchmaschinen-Verhalten verursacht: Wer täglich im Durchschnitt 50 Google-Anfragen stellt, belastet das Klima mit 26 weiteren Kilogramm an Treibhausgas-Emissionen.
„Digitaler Lebensstil nicht zukunftsfähig“
Zählt man nun diese und weitere digitale Geräte zusammen, ergibt sich laut Jens Gröger pro Person ein ökologischer Fußabdruck der digitalen Aktivitäten in Höhe von rund 850 Kilogramm pro Jahr. „Dies ist bereits knapp die Hälfte des uns pro Person zur Verfügung stehenden CO2-Budgets, wenn der Klimawandel in noch erträglichen Grenzen gehalten werden soll“, schreibt er in einem Blog für das Öko-Institut. Nehme man nun noch weitere Treibhausgasemissionen hinzu, die durch die Nutzung von weltweit verteilten Websites, Musik- und Videostreaming-Diensten, sozialen Netzwerken, vernetzten Haushaltsgeräten, Videoüberwachung oder Big-Data-Analysen entstehen, so summiere sich der individuelle Digital-CO2-Fußabdruck leicht auf mindestens eine Tonne pro Jahr. „Unser digitaler Lebensstil ist damit in der vorliegenden Form nicht zukunftsfähig“, stellt Jens Gröger fest. Nichts qualmt, quietscht oder ächzt – aber nachhaltig ist die digitale Technik nicht. Bereits 2017 hatte Greenpeace in einer Studie festgestellt: Wäre das Internet ein Land, dann hätte es den sechsthöchsten Verbrauch auf der Erde. Alleine das Streaming von Videos ist für einen Stromverbrauch verantwortlich, der über dem von Spanien liegt, wie die Autoren einer Studie des Klimaschutz-Think-Tanks „The Shift Project“ feststellen.
Digital? Nicht zwingend
Was darauf folgt? Zum einen steht die digitale Wirtschaft vor der Aufgabe, ihre Prozesse energieeffizienter zu gestalten und deutlich mehr auf Öko-Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu setzen. Zum anderen geht es darum, nicht zu denken, digitale Lösungen hätten per se eine bessere Wirkung als analoge. Tilman Santarius ist jemand, der dem digitalen Optimismus eine realistische Skepsis entgegenhält. Der wissenschaftliche Autor für Klima- und Nachhaltigkeitsthemen bezweifelt, dass digitale Innovationen tatsächlich in der Lage sind, Nachhaltigkeit oder soziale Gerechtigkeit zu generieren. Einige IT-Verfechter glauben genau das, für sie ist die digitale Technik eine Art Allheilmittel, mit der sich die großen Probleme auf der Erde locker lösen lassen.
Smarte Grüne Welt?
Das Buch „Smarte Grüne Welt?“ von Tilman Santarius und seinem Co-Autor Steffen Lange hinterfragt kritisch die Effekte der Digitalisierung auf die gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen dieser Zeit. Dabei entwickeln die Autoren „Designprinzipien für eine nachhaltige Digitalisierung“, die in der Lage ist, die Welt besser und gerechter zu machen. Das Buch erscheint in Erstauflage im Oekom-Verlag, auf der Homepage von Tilman Santarius steht es mittlerweile zum kostenlosen PDF-Download bereit.
www.santarius.de
Santarius hält sein Prinzip der „Sanften Digitalisierung“ dagegen: Statt die digitale Technik mit ihrer ganzen disruptiven Wucht einzuführen, plädiert er in seinem Buch „Smarte Grüne Welt?“ für einen anderen Ansatz: „Die Strategie sollte stattdessen sein, viel genauer und bedachter als bisher hinzusehen, welche digitalen Anwendungen die Gesellschaft weiterbringen und welche trotz möglicher futuristischer Versprechungen doch eher fragwürdig bleiben.“ Santarius legt Wert darauf, kein Digital-Verhinderer zu sein. Vielmehr fordert er, sich die Digitalisierung als einen „großen und vielfältigen Werkzeugkasten“ vorzustellen: „Manche Werkzeuge können bestimmte Probleme lösen. Aber nicht für jedes Problem gibt es ein Werkzeug, und manchmal passen die Werkzeuge nicht, auch wenn es zuerst so aussah. Und keinesfalls sollte die Erfindung von Werkzeugen bestimmen, was wir als gesellschaftliches Problem definieren. Vielmehr müssen die digitalen Tools nach Maßgabe der klügsten Lösungsoptionen hergestellt werden.“
Nachhaltigkeits-Nutzen-Bilanz in der Entwicklung
Wie das gelingen kann? Indem man zum Beispiel nicht alle elektronischen Geräte smart macht, nur weil das technisch möglich ist. Ob zum Beispiel ans Netz angeschlossene Kühlschränke, die selbstständig Milch nachordern und die gekühlten Waren auf Haltbarkeit prüfen, tatsächlich ökologisch nachhaltiger sind, sollte geprüft werden – denn diese smarten Modelle werden mehr Strom verbrauchen als herkömmliche Geräte, direkt wie indirekt, und damit auch in der Energieeffizienzklasse nach unten rutschen. Apps hingegen, die im Heim den Heizbedarf analysieren und steuern, könnten wiederum eine positive Energiebilanz fördern. Für Ingenieure wird es darauf ankommen, bei jeder Entwicklung genau hinzuschauen: Was sind die Folgen? Was hört sich zwar fortschrittlich an, bringt mit Blick auf die Ökobilanz aber negative Effekte mit sich?
Diese differenzierte Betrachtungsweise muss auch in ganz anderen Bereichen eingeübt werden. Ist eine klimaschädliche Flugreise eines Ingenieurs sinnvoll, wenn er zu einem Meeting fliegt, an dessen Ende auch auf Basis des persönlichen Austauschs nachhaltige Lösungen gefunden werden? Hier gibt es keine pauschalen Antworten, geprüft werden muss jeweils im Einzelfall. Vor allem sollte auch nicht die eine oder andere Herangehensweise verurteilt werden. Denn dafür ist die Sache zu komplex. Wer sich zum Beispiel aktiv für den Klimaschutz engagiert, am Abend aber stundenlang Serien streamt, handelt im Grunde genauso paradox wie ein SUV-Fahrer, der den Biomarkt ansteuert. Und wer als Ingenieur jegliche technische Anwendung smart macht, weil es halt möglich ist, ohne zu schauen, welche Folgen der digitale Mehrwert hat, ist mit Blick auf die CO2-Bilanz nicht unbedingt besser als ein konservativer Vertreter des Fachs, der sich digitalen Lösungen, wenn möglich, verweigert. Auf den differenzierten Blick kommt es an – auch wenn man dafür etwas länger nachdenken muss.
Mit guten Beispielen vorangehen
Dabei kann es vorkommen, dass Ingenieure vor der Herausforderung stehen, einer Gesellschaft alternative nachhaltige Techniken näherzubringen und gegen Skepsis anzukämpfen. Damit das funktioniert, schlägt Tilman Santarius in seinem Buch vor, mit neuen Kooperationen konkrete Praxislösungen zu entwickeln. Denn: „Wenn gezeigt wird, wie die Dinge im Hier und Jetzt auch anders gehen können, treibt das Entwicklungen an.“ Als Beispiel nennt der Autor die Energiewende: Hier seien Umweltverbände und ökologische Bewegungen zwar enorm wichtige Treiber des Wandels gewesen. „Aber ohne all die Tüftler*innen und Erfinder*innen, die in Garagen und im Hinterhof Windkrafträder und Solaranlagen gebaut und im Alleingang ausprobiert haben, und ohne die kleinen progressiven Ingenieurbüros, die ihre Geschäftsfelder – jedenfalls auch – als Beitrag zum Gemeinwohl und Klimaschutz betreiben, wäre die Energiewende weniger schnell vorangekommen“, schreibt er. Denn nichts sei überzeugender, so Tilman Santarius, als die Solaranlage oder das Windkraftrad direkt vor sich zu sehen und zu merken: „So geht es auch!“
Buchtipp: Ökologie der digitalen Gesellschaft
Das Jahrbuch Ökologie ist eine jährlich erscheinende Reihe, die sich jeweils bedeutenden Trends im Bereich des Umweltschutzes widmet. Im aktuellen Jahrbuch analysiert Jörg Sommer, seit 2009 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Umweltstiftung, die ökologischen Potenziale der Digitalisierung: Es gelte, so der Autor, diese neue Technik „sozial-ökologisch einzuhegen: Dies ist die Voraussetzung, damit Digitalisierung die Grundlage einer Transformation hin zu einer regenerativen und das globale Ökosystem schonenden Lebens- und Wirtschaftsweise wird und eben nicht zum Instrument totalitärer Politik mit verheerenden Folgen für den Planeten und die Menschheit.“ Jörg Sommer: Jahrbuch Ökologie – Die Ökologie der digitalen Gesellschaft. S. Hirzel Verlag 2019. 21,90 Euro (Amazon-Werbelink)
Buchtipp: Jahrbuch Nachhaltigkeit
Klimaschutz, Verkehrswende, Ressourcenschonung und Energieeffizienz sind gesellschaftliche Kernaufgaben. Doch wie lässt sich das in die unternehmerische Praxis integrieren? Wie klimaschädlich ist die Produktion, und sind die eingesetzten Materialien recyclingfähig? Welchen Mehrwert liefert ein Betrieb, ist er sozial engagiert, wie transparent ist die Kette der Zulieferer oder wie verantwortungsvoll der Umgang mit Mitarbeitern? Das Jahrbuch Nachhaltigkeit bietet aktuelle Informationen, Orientierung und wertvolle Impulse für den Einstieg in das betriebliche Nachhaltigkeitsmanagement. metropolitan Fachredaktion (Hrsg.): Jahrbuch Nachhaltigkeit 2020. Metroplitan 2020. 29,95 Euro (Amazon-Werbelink)
Filmtipp
Foto: Pandora Film Medien GmbH
Der Filmemacher Erwin Wagenhofer präsentiert in seinem neuen Dokumentarfilm „But Beautiful“ Perspektiven ohne Angst, die Verbundenheit in Musik, Natur und Gesellschaft, Menschen mit unterschiedlichen Ideen, aber einem großen gemeinsamen Ziel: eine zukunftsfähige Welt. www.but-beautiful-film.com
Jeder kennt Peter Maffay – aber nicht jeder weiß, wie vielfältig sich der Sänger für eine bessere Zukunft einsetzt. In seinem Buch „Hier und Jetzt“ beschreibt der Rockstar Wege für ein besseres Morgen. Er setzt dabei auf das Engagement jedes Einzelnen, aber auch auf engagierte Unternehmen und Innovatoren. Was er sich von Ingenieuren erhofft, wie Unternehmen Sinn stiften und weshalb er Gestressten einen Besuch auf seinem bayerischen Biohof empfiehlt, erzählt er im Gespräch mit dem karriereführer. Die Fragen stellte André Boße.
Zur Person
Peter Maffay, geboren 1949 im rumänischen Brașov, wanderte 1963 mit seinen Eltern in ein Dorf nach Oberbayern aus. Nach der Schule absolvierte er eine Lehre als Chemigraf, schon bald aber fokussierte er sich auf die Musik. Heute ist Maffay einer der erfolgreichsten Musiker Deutschlands mit 18 Nummer-eins-Alben. Neben seinen Rockalben erschuf Maffay „Tabaluga“, eine Reihe von Märchen, Musicals und Songs für Kinder. Seine MTV-Unplugged- Tour 2018 war mit über 180.000 Tickets ausverkauft. 2019 feierte Peter Maffay nicht nur sein 50-jähriges Bühnenjubiläum, sondern auch seinen 70. Geburtstag. 2018 wurde er noch einmal Vater, er lebt zusammen mit seiner Lebensgefährtin und der gemeinsamen Tochter in Tutzing am Starnberger See und betreibt ganz in der Nähe den Biohof Gut Dietlhofen.
Herr Maffay, wenn Sie sich an Ihre Zeit als Jugendlicher und junger Erwachsener zurückerinnern, was waren damals Ihre Vorstellungen von Zukunft?
Ich bin im kommunistischen Rumänien groß geworden. Die Menschen dort waren mit der Bewältigung des Alltags beschäftigt. Die Fragen lauteten: „Tauscht jemand Eier gegen Brennholz?“ Oder: „Wird es uns gelingen, als Familie von einer Einzimmerwohnung in zwei Zimmer umzuziehen?“ Zukunft hat etwas mit Freiheit zu tun. Das wurde mir klar, als meine Eltern und ich 1963 nach Deutschland ausreisen konnten. Erst hier entwickelte ich nach und nach ein Gefühl dafür, dass es viele Lebensentwürfe und unzählige Möglichkeiten gibt, die Zukunft zu gestalten. Meine Zukunftsträume drehten sich von da an um die Musik.
Wie hat sich Ihre Idee von „Zukunft“ mit den Jahren verändert?
Mit den Lebensjahren wird das Fenster, das wir „Zukunft“ nennen, kleiner. Vor 20 Jahren hat mich so ein Gedanke ans Alter überhaupt nicht gekratzt, heute beschäftigt mich das schon. „Zukunft“ ist aber nicht nur das, was für mein Leben eine Rolle spielt. Ich habe Kinder und deshalb allen Grund, mir über die Zukunft unserer Gesellschaft und unseres Planeten Gedanken zu machen. Wir verzeichnen eine desaströse ökologische Entwicklung, und wir erleben die Ohnmacht der politischen Entscheidungsträger, eine globale Lösung zu finden. Trotzdem dürfen wir den Kopf nicht in den Sand stecken. Resignation ist keine Option!
Es braucht viele Impulse und eine gesamtgesellschaftliche Übernahme von Verantwortung, damit wir die notwendigen Veränderungen in die Wege leiten.
Sie schreiben in Ihrem Buch: „Wir brauchen neue Ideen und Lösungen.“ Was erhoffen Sie sich hier von Ingenieuren und Technikern? Was können diese Experten für eine bessere Zukunft leisten?
Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass erst ein gewisser Druck eine neue Dynamik in Gang setzt. Hätten wir endlose Ölreserven auf der Welt und würde das Verbrennen von Öl nicht der Atmosphäre schaden, hätte sich niemand mit Techniken wie Windkraftanlagen, Wärmepumpen und Photovoltaik beschäftigt. Erst seitdem publik gemacht wurde, dass Kreuzfahrtschiffe Unmengen an CO2 in die Luft blasen, arbeiten Reedereien und Kreuzfahrtindustrie mit Hochdruck an sauberen Alternativen wie dem Wasserstoffantrieb. Ein altes Sprichwort sagt: „Not macht erfinderisch.“ Wenn man uns vor 20 oder 30 Jahren gesagt hätte, dass Autos in nicht allzu ferner Zukunft selbstständig einparken würden, hätten wir das nicht für möglich gehalten. Was ich damit sagen will: Wir können uns vieles nicht vorstellen, was eines Tages Wirklichkeit ist. Ich habe daher Vertrauen in die Forschung und in Visionäre. Diese hat es zu allen Zeiten gegeben – und es wird sie auch in Zukunft geben. Das heißt aber nicht, dass wir uns als Gesellschaft zurücklehnen und ausruhen können. Es braucht viele Impulse und eine gesamtgesellschaftliche Übernahme von Verantwortung, damit wir die notwendigen Veränderungen in die Wege leiten.
Haben Sie also die Befürchtung, dass sich die Gesellschaft zu sehr auf der Technik ausruht, in dem Glauben, dass es eines Tages schon die Innovationen geben wird, die zum Beispiel den Klimawandel abbremsen – Stichwort Climate Engineering?
Nein, das glaube ich nicht. Wichtig sind in meinen Augen Information und Öffentlichkeitsarbeit. Wenn man sieht, wie schnell wir uns daran gewöhnt haben, den Müll zu trennen und eine Einkaufstasche aus Stoff statt einer Plastiktüte zu benutzen, wie wichtig immer mehr Menschen gesunde Lebensmittel sind und wie viele Menschen dazu übergehen, regionale Produkte zu kaufen statt solcher, die um die halbe Welt gereist sind, dann kann man nicht sagen, dass die Leute die Verantwortung auf die Forscher abwälzen.
Es gibt Ingenieure, die heute kaum noch technisch arbeiten, sondern als Manager unterwegs sind, Deals abschließen, in Meetings sitzen. Angenommen, eine Gruppe solcher Manager würde Sie für einen Tag auf Ihrem Biohof Gut Dietlhofen besuchen: Wie würde es Ihnen gelingen, diese Leute wieder „zu erden“?
Das ist weder mein Job noch mein Anspruch, denn ich kenne dieses Problem ja bei mir selbst. Ich bin mit Leib und Seele Musiker – und sitze doch oft tagelang in Besprechungen oder studiere Verträge und Kalkulationen.
Was tut Ihnen danach gut?
Tatsächlich ein paar Stunden auf dem Land. Falls es unter den Leserinnen und Lesern also eine Gruppe gibt, die diese Erfahrung ebenfalls machen möchte: Wir freuen uns über Besucher und Gäste! (lacht)
Songs zu schreiben, sie live zu spielen und Menschen damit glücklich zu machen, ist ein sinnvolles Tun. Auch in Unternehmen wird heute viel von Sinnerfüllung geredet. Glauben Sie daran, dass es diese Unternehmen ernst damit meinen?
Ja, daran habe ich keinen Zweifel, denn die Unternehmen haben kaum eine andere Wahl. Die Parameter haben sich verändert. In den Nachkriegsjahren war die wirtschaftliche Not so groß, dass es ums pure Überleben ging. Für Sinnerfüllung und Selbstverwirklichung war damals kaum Platz. Das ist heute anders. Wer heute gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden möchte, der muss mehr anbieten als nur ein gutes Gehalt.
Ich bin davon überzeugt, dass Unternehmen die Welt verbessern können und es auch tun.
Sind Unternehmen generell in der Lage, die Welt zu verbessern? Oder steht der Kapitalismus mit seinem Gewinnstreben diesem Anspruch entgegen?
Aus meiner Sicht ist das ist kein Widerspruch. Ohne eine prosperierende Wirtschaft und die daraus resultierenden Steuereinnahmen wäre vieles in unserem Sozialsystem nicht denkbar. Viele Unternehmen leisten aber noch weit darüber hinaus freiwillige Beiträge. Unsere Stiftung, die kranken, benachteiligten und traumatisierten Kindern Ferienaufenthalte in intakter Umgebung ermöglicht, profitiert enorm davon. Ohne die großzügige Unterstützung durch einer Reihe von Unternehmen wäre unsere Arbeit nicht möglich. Und ja, ich bin davon überzeugt, dass Unternehmen die Welt verbessern können und es auch tun.
Haben Sie die dafür ein Beispiel?
Mein Freund Hans Georg Näder produziert mit seinem Unternehmen Ottobock Prothesen und medizinische Geräte. Obwohl er damit im Hightech-Segment unterwegs ist, stellt er nach wie vor auch ganz einfache Krücken her. Damit verdient er nicht viel. Warum macht er es trotzdem? Weil die Menschen in den ärmeren Ländern solche Krücken brauchen, denn sie haben kein Geld und keinen Zugang zu Hightech-Prothesen. Noch ein Beispiel: Ein Metzger in Baden-Württemberg kam auf die segensreiche Idee, Herzklappen von besonders gesunden, artgerecht gehaltenen Milchferkeln so aufbereiten zu lassen, dass sie herzkranken Kindern transplantiert werden können. Für kleine Patienten ist es nämlich ganz besonders schwer, ein passendes Spenderherz zu finden. An jedem Tag werden – und diese Zahl muss man sich mal vor Augen halten – 1500 Herzklappen aus dem inzwischen sehr groß gewordenen Metzgerbetrieb Beck in die ganze Welt geschickt. Ich weiß nicht, ob man dem Chef Horst Beck schon das Bundesverdienstkreuz verliehen hat. Wenn nicht, dann würde ich das gerne anregen.
Auf den Punkt gebracht: Was macht für Sie ein sinnvolles und erfülltes Leben aus?
Ein Beruf, der Freude macht, der Bezug zur Natur und der Glaube – also die Beziehung zu einer Instanz, die größer ist als wir. Ziele und Herausforderungen, denen wir uns mit Leidenschaft widmen, Freundschaften und Menschen, die wir lieben. Das sind wichtige Faktoren für ein sinnvolles und erfülltes Leben.
Zum Abschluss ein Ratschlag an unsere Leserinnen und Leser: Wie kann es gelingen, trotz Job, trotz Karriere und Dauerstress dieses sinnvolle und erfüllte Leben zu erreichen?
Ich würde mal sagen, das ist ein Lernprozess, der auch bei mir noch nicht abgeschlossen ist. Der Weg ist das Ziel.
Buchtipp: „Hier und Jetzt. Bild von einer besseren Zukunft“
Ausgehend von seiner Arbeit und seiner Erfahrung auf dem Biohof Gut Dietlhofen hat Peter Maffay ein Buch geschrieben, in dem er abseits von musikalischen Themen über seine Visionen für ein besseres Morgen berichtet. Verbunden mit persönlichen Einblicken in sein Leben erzählt Maffay, wie er auf dem Gut nachhaltige Landwirtschaft betreibt und wie ein neues Verständnis von Natur und Schöpfung den Menschen Sinn und Orientierung geben kann. Dabei verzichtet Maffay auf missionarischen Eifer und beschreibt stattdessen, was ihm guttut – und was uns allen mit Blick auf gesellschaftliche und globale Entwicklungen guttun würde. Peter Maffay: Hier und Jetzt. Mein Bild von einer besseren Zukunft. Lübbe Sachbuch 2020. 20 Euro (Amazon-Werbelink)
Internationale Messen zeigen regelmäßig, wo die Reise hingehen kann. Nicht alles, was dort präsentiert wird, wird auch tatsächlich umgesetzt – aber die Fantasie der Ingenieure regen die innovativen Konzepte auf jeden Fall an. Von Sabine Olschner
Auf einer Luftfahrtmesse in Singapur stellte Airbus sein neues Nurflügel-Modell „Maveric“ vor. Der Jungfernflug des Prototyps fand schon Mitte 2019 statt, noch ist die Idee jedoch nicht ganz ausgereift. Das Flugzeug, das im Prinzip nur aus Flügeln besteht, hat unterschiedliche Antriebsmöglichkeiten. Es soll leise und ökologisch unterwegs sein. Die Besonderheit für die Passagiere: Es gibt keine Fenster. Das führt dazu, dass die Fluggäste Kurvenflüge extrem bemerken und die Maschine im Notfall nicht so schnell evakuiert werden kann. Bis die Nurflügler in die Luft gehen, wird es also noch eine Weile dauern. Die CES, eine der weltweit größten Fachmessen für Unterhaltungselektronik in Las Vegas, verriet gleich mehrere spannende Entwicklungen im Bereich der Mobilität.
Der japanische Elektronikkonzern Sony zeigte mit dem Prototypen Vision-S, welche technischen Möglichkeiten es für Automobile gibt – zum Beispiel ein Entertainmentsystem mit einem 360-Grad-Reality-Audio. Für den Prototypen hat Sony mit Bosch, Continental, ZF und dem österreichischen Unternehmen Magna Steyr zusammengearbeitet. Hyundai und Uber stellten auf der CES ein Flugtaxi für vier Passagiere vor. Der elektrisch angetriebenen Senkrechtstarter kann eine Reisegeschwindigkeit bis zu 290 Stundenkilometer erreichen und zwischen 300 bis 600 Meter hoch fliegen. Die Reichweite beträgt 100 Kilometer, der Akku kann innerhalb von fünf Minuten aufgeladen sein, berichtet Hyundai. Die acht Propeller sind besonders klein, um Fluglärm zu reduzieren. Ab 2030 soll das Uber-Flugtaxi in die Luft gehen – anfangs noch von einem Piloten gesteuert, später autonom ohne Pilot.
Das Elektronikunternehmen Fisker war auf der CESt mit einem SUV namens Ocean vertreten. Der Wagen hat ein Solardach, ökologisches Kunstleder und Teppiche aus Recyclingmaterial. Damit soll der SUV das nachhaltigste Fahrzeug der Welt werden. Fisker hat einen Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von rund 80 Kilowattstunden verbaut, die Reichweite soll 250 bis 300 Meilen betragen. Zwischen 2022 und 2027 sollen mehr als eine Million Ocean- Modelle gebaut werden. Welche der Konzepte sich tatsächlich in Zukunft über die Straßen und durch die Luft bewegen werden, wird sich zeigen. Ideen für die Mobilität der Zukunft gibt es jedenfalls viele.