Das Auto gibt den Ton an

Christopher Voigt suchte eine berufliche Verbindung zum Auto – und fand sie bei einer Autobank. Seit seinem Einstieg beschäftigt er sich damit, wie er den Absatz seiner Lieblingsmarke erhöhen kann. Von Christopher Voigt

Zur Person

Christopher Voigt 24 Jahre Absatzförderer im Markenmanagement, Bereich Consulting
Bei meinem Faible für Autos hätte ich eigentlich Ingenieur werden müssen. Doch um in diesem Bereich erfolgreich zu sein, reicht mein technisches Verständnis leider nicht aus, glaube ich. Anders sieht es im kaufmännischen Bereich aus. Der liegt mir, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass ich zu Schulzeiten schon ein Wirtschaftsgymnasium besucht habe. Um nun aber trotzdem im Automobilumfeld arbeiten zu können, fand ich einen anderen Weg – den über eine Autobank. Drei Jahre lang studierte ich an der Welfenakademie in Braunschweig Betriebswirtschaft mit den Vertiefungen Banken und Versicherungen. Parallel dazu absolvierte ich bei der Volkswagen Financial Services AG, dem automobilen Finanzdienstleister des Volkswagen Konzerns, eine Lehre zum Bankkaufmann: ein typischer dualer Studiengang. Zum Ende meines Studiums unterhielt ich mich dann eher zufällig mit einem Abteilungsleiter aus dem Bereich Markenmanagement. Das entwickelte sich schließlich zu einem Bewerbungsgespräch und verlief so gut, dass ich direkt nach meinem Abschluss dort beginnen konnte. Markenmanagement bedeutet in dem Fall, dass wir attraktive Finanzprodukte für den Autoerwerb entwickeln. Es handelt sich also um Absatzfördermaßnahmen, in unserem Fall für Volkswagen. Hierbei spielen vor allem das Pricing und das Leasing für unsere Kunden eine wesentliche Rolle. Es handelt sich bei meinem Job vor allem um eine operative Tätigkeit, in die jedoch auch strategische Überlegungen einfließen. So stimmen wir mit den Konzernmarken zusammen ab, wo die Finanzierungskonditionen für das Modell Golf im Vergleich zu anderen Wettbewerbsmodellen anderer Marken liegen soll. Das Aufgabengebiet einer Autobank ist prinzipiell erst einmal originäres Bankgeschäft. Allerdings gibt es bei uns beispielsweise kein klassisches Investmentbanking. Und auch das Wertpapiergeschäft spielt nur eine untergeordnete Rolle – auch wenn ein Handel über uns möglich ist. Wir haben dagegen eine starke Anbindung an den Hersteller, der unser Aktivgeschäft klar vorgibt. Ich beschäftige mich zum Beispiel gerade vorrangig mit Captive-Konzepten für Einzelkunden. „Wie können wir unsere Produkte und Prozesse noch besser auf den Handel ausrichten?“, ist dabei die entscheidende Frage. Spannend ist die Arbeit für mich aus mehreren Gründen. Zwei will ich beispielhaft herausstellen: Zum einen werden wir schon relativ früh in die Produktentwicklung einbezogen. Ich bekomme daher auch einiges von Autos mit, die erst in einiger Zeit auf den Markt kommen. Das ist für mich als Autofan also eine schöne Verknüpfung von Beruf und Hobby. Zum anderen kam ich in eine sehr junge Abteilung, die in dieser Form noch nicht besonders lange existiert. Das bedeutete zwar von Beginn an eine größere Verantwortung, da unser Team noch im Aufbau war, gleichzeitig habe ich dadurch aber auch einen größeren Gestaltungsspielraum in meinem Aufgabenbereich. Ich kann das Thema relativ selbstständig weiterentwickeln – natürlich immer in Absprache mit meinem Vorgesetzten und dem Hersteller. Trotz all dieser neuen Herausforderungen: Weiß ich einmal nicht weiter, habe ich mit meinem Chef einen perfekten Ansprechpartner, den ich jederzeit fragen kann. Ansonsten gibt er mir für meine Arbeit die Rahmenbedingungen vor, gibt mir gleichzeitig aber auch eine Menge Gestaltungsspielraum. Zur Einarbeitung in ein Thema starte ich meist mit einem Brainstorming. Ich notiere mir sämtliche Gedanken, die zielführend sein könnten. Dann starte ich mit weiteren Recherchen und versuche so, einen noch tieferen Einblick in die Materie zu bekommen. Diese Vorgehensweise erwies sich bisher als sehr praktikabel. Um mich beruflich noch weiterzuentwickeln, stieg ich vor Kurzem auf Teilzeit um und absolviere parallel zu meiner Arbeit ein Masterstudium in Chemnitz. Generell hätte ich die Möglichkeit, über meinen Arbeitgeber auch noch einmal ins Ausland zu gehen: in Polen, Spanien und in Großbritannien könnte ich für ein Jahr arbeiten. Ob ich dieses Angebot annehme, kann ich jetzt allerdings noch nicht sagen. Erst einmal will ich meine momentanen Aufgaben erfolgreich bearbeiten und abschließen.

Organische Karrieren

Wer seinen Berufsweg über viele Stationen geht, empfiehlt sich für größere Aufgaben. Dies liegt auch daran, dass die Geschäftsfelder einer Bank heute immer enger verdrahtet sind und in ihrer Komplexität vernetzt gesteuert werden. Vor allem Mitarbeiter aus einer Regionalbank sind in der Lage, genau diese Aufgaben sehr gut zu meistern, erklärt Prof. Dr. Bernd Nolte im Interview. Die Fragen stellte Christoph Berger.

Zur Person

Prof. Dr. Bernd Nolte ist Sprecher der Geschäftsführung der auf Banken spezialisierten Unternehmensberatung 4P Consulting in Stuttgart. Als Professor unterrichtet er an Universitäten in Berlin, Stuttgart, Arbil (Irak) und Ulan Bator (Mongolei). 2008 und 2009 wurde er von der Steinbeis Stiftung und vom Stuttgart Institute of Management and Innovation zum Best Lecturer of the Year ausgezeichnet.
Herr Professor Dr. Nolte, welche Banken fallen unter den Begriff Regionalbanken, und wie sind ihre Strukturen? Unter Regionalbanken verstehen wir in erster Linie Genossenschaftsbanken, sprich Volksbanken und Raiffeisenbanken, sowie Sparkassen, also Stadtund Kreissparkassen. Die Institute haben ihren Aktivitätsschwerpunkt gebietsmäßig ganz klar umrissen und beschränken sich aufgrund ihres Regionalprinzips auf Kunden in ihrem Geschäftsgebiet. Was ist das Geschäftsmodell der Regionalbanken: Sind sie in allen Bankbereichen aktiv? Regionalbanken sind klar identifizierbar über das, was man aus der Finanzkrise heraus als „realwirtschaftliches Dienen“ definiert. Das bedeutet: Auf der einen Seite sammeln sie die Einlagen im Geschäftsgebiet: die Spargelder, Termineinlagen und Festgelder. Auf der anderen Seite finanzieren sie Bau-, Gewerbe- und Unternehmensvorhaben. Im Kredit- und Anlagegeschäft sind sie gezwungen, auch in die Kompetenzfelder der Großbanken einzudringen. Dabei verschmelzen Finanzierungs-, Rechts- und Steuerkenntnisse immer mehr. In den Feldern Gewerbe- und Baufinanzierung sind die Regionalbanken in Sachen Kompetenz, Ortsnähe, Kenntnis der Kunden und Objekte klar im Vorteil. Sind die Regionalbanken auch im Investmentbanking aktiv? Ja. Im Sparkassensektor läuft das Investmentbanking über die Deka Bank, sie ist die Wertpapierbank der Sparkassen. Zahlreiche Mitarbeiter bei der Deka kommen dabei aus den Sparkassen. Für den karriereorientierten jungen Absolventen gibt es die Möglichkeit, einige Jahre in einer Kreissparkasse zu arbeiten und dann zur Deka zu gehen, um sich beispielsweise im Investmentbanking weiterzuentwickeln. Daran hat auch die Deka großes Interesse, da diese Mitarbeiter das Geschäft vor Ort verstehen. Bei den Genossenschaftsbanken gibt es genau das Gleiche. Statt der Deka sind es dort die Union Investment und die DZ Bank. Auch da gibt es die Durchlässigkeit der Karrierewege. Welche Vorteile sehen Sie in der regionalen Verankerung? Eine Königsdisziplin im Bankenbereich ist das Firmenkundengeschäft. Wer bei einer Regionalbank seine Karriere startet, lernt Schritt für Schritt das Kreditund Finanzierungsgeschäft, vom kleinen und mittelständischen Betrieb bis hin zu den großen Unternehmen – eine organische berufliche Fortentwicklung. Diese Leute sind später auch bei Investmentbanken sehr gefragt. Das halte ich für einen hochinteressanten beruflichen Entwicklungsweg. Bei einer Großbank steigen viele hingegen direkt nach dem Studium in ein Spezialsegment des Unternehmensgeschäfts ein, ohne jemals eine Maschinenfinanzierung bei einem mittelständischen Betrieb mit 50 Angestellten gemacht zu haben. Ist es durch die Filialdichte der Regionalbanken leichter, schnell ins mittlere Management aufzusteigen und Führungsverantwortung zu übernehmen? Unbedingt. Gerade im Bereich der Mitarbeiterführung halte ich es für sehr hilfreich, wenn man schon einmal eine Filiale mit acht Mitarbeitern geführt hat, dann eine mit 25 bis 40 Personen, um dann vielleicht mal eine Abteilung oder einen ganzen Bereich zu leiten. Auch das ist ein organisches und schrittweises Weiterentwickeln von theoretisch Erlerntem mit praktischer Anwendung. Und wie sieht es mit dem Aspekt der Internationalität aus, kann eine Regionalbank auch Auslandsaufenthalte bieten? Wenn Sie beispielsweise für eine Regionalbank einige Jahre im Gewerbekundengeschäft tätig waren, können Sie sehr gut zu einer ausländischen Bank in die Kundenbetreuung wechseln. Das Angenehme am Bankgeschäft ist ja, dass es – vielleicht mit Ausnahme einiger kultureller Besonderheiten – überall recht ähnlich funktioniert. Wer mehrsprachig ist, findet in Amerika, Asien oder im arabischen Raum auch einen Job. Bei so einem Schritt sehen die Leute zudem, was für ein großes Knowhow sie haben. Das ist vielen bis dahin nicht immer klar. Bisher entwickeln die Regionalbanken ihren Nachwuchs noch eher selbst, der typische Weg läuft über eine Ausbildung und ein darauf aufbauendes Studium an einer unternehmenseigenen Akademie. Wo ist da Platz für Uniund Fachhochschulabsolventen? Das ist unter zwei Gesichtspunkten zu betrachten: Man stellt gerne Leute ein, die einem im Werdegang ähneln. Das trifft auch auf Personalverantwortliche in Regionalinstituten zu. Daher wurden bisher viele auch ohne Hochschulabschluss eingestellt. Die jetzt nachkommende Generation der Führungskräfte hat aber kaum mehr dieses „Kompetenzangstsyndrom“ vor Höherqualifizierten. Sie suchen auch Hochschulabsolventen und entwickeln sie über die Sparkassen- oder Genossenschaftsakademien gezielt bankfachlich weiter. Das halte ich auch für wichtig. Das Hochschulstudium alleine wird auf dem Weg zur Spitze nicht ausreichen.
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Sparkassengesetz

Das Sparkassenrecht in Deutschland wird von den einzelnen Bundesländern geregelt und gestaltet – es gibt also 16 verschiedene Sparkassengesetze. Das liegt daran, dass Sparkassen in der Regel öffentlich- rechtliche Kreditinstitute sind. Daneben gibt es jedoch auch die „Freien Sparkassen“. Diese sind im Verband der Deutschen Freien Öffentlichen Sparkassen zusammengeschlossen und nicht kommunal gebunden. Dem Verband gehören sechs deutsche Freie Sparkassen sowie eine deutsche öffentlich-rechtliche Sparkasse, die aus einer Freien Sparkasse hervorgegangen ist, als ordentliche Mitglieder an.
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Den Kunden kennen

Auch die Regionalbanken sind Universalkreditinstitute, die sämtliche finanzbezogenen Dienstleistungen in ihrem Portfolio haben. Doch durch ihre enge Verzahnung mit den Regionen, an die die jeweils eigenständigen Institute vertraglich gebunden sind, steht für sie ganz klar der Kunde im Mittelpunkt des Geschäfts. Die Strukturen der Regionalbanken sind dafür ein perfekter Wettbewerbsvorteil. Von Christoph Berger

Mareike Schiller hat ihren Wunscharbeitgeber gefunden. Die 32-jährige Volljuristin kann sich nur schwer eine spannendere und abwechslungsreichere Tätigkeit als die Arbeit bei der Sparkasse Bochum vorstellen – dort ist sie inzwischen zur stellvertretenden Leiterin der Rechtsabteilung mit 21 Kollegen aufgestiegen. Sie beschäftigt sich unter anderem mit Darlehensverträgen, Zwangsversteigerungen, Betrugsfällen und Wertpapiergeschäften. „Für neue Produkte erstelle und überprüfe ich außerdem Verträge, meine Kollegen unterstütze ich bei Erbschaftsfällen“, erklärt sie. Zudem kam in den letzten Jahren immer mehr Führungsverantwortung hinzu. Das bedeutet vermehrte Koordination und Organisation. Das Netz der Sparkassen und Volksbanken Raiffeisenbanken in Deutschland ist eng gestrickt. Im Mai 2012 zählte die Sparkassen-Finanzgruppe 426 Sparkassen mit 245.969 Mitarbeitern. 88 Prozent ihrer Angestellten arbeiten in bankspezifischen Bereichen. Dazu kommen die acht Landesbank- Konzerne mit der Deka Bank. Zehn Landesbausparkassen, die Deutsche Leasing-Gruppe und elf öffentliche Erstversicherungsgruppen sind weitere Unternehmen der Finanzgruppe. Ähnlich ist die Verbreitung bei den Volksbanken Raiffeisenbanken: Rund 1101 Banken mit 13.000 Geschäftsstellen werden nach eigener Aussage betrieben – alle rechtlich und wirtschaftlich selbstständig. Durch diese Dichte an Filialen erreichen die Regionalbanken so gut wie alle Menschen in Deutschland: Es gibt nur wenige Ortschaften, die nicht mit Filialen oder Geschäftsstellen erschlossen sind. Genau in dieser regionalen Ausrichtung liegt auch eine der Chancen für Hochschulabsolventen: „Wer plant, sich beruflich regional auszurichten, hat bei der Sparkasse hervorragende Voraussetzungen“, sagt Carsten Kaulfuß, stellvertretender Personalleiter der Sparkasse Bochum. Die Regionalbank im Ruhrgebiet betreibt mit rund 1300 Mitarbeitern 45 Geschäftsstellen. „Unser Wettbewerbsvorteil ist die Marktkenntnis, wir kennen die politischen und wirtschaftlichen Strukturen der Region sowie von vielen Finanzierungsvorhaben und Standorten die Vor- und Nachteile und können demnach individuell und zielgerichtet beraten“, erklärt Kaulfuß. Auch wenn es aufgrund dieser Strukturen nicht zwingend nötig ist, als Einsteiger selbst aus der Region zu kommen: Ein Vorteil ist es allemal. Zumindest gehört es zu den Grundvoraussetzungen, sich auf die regionale Nähe zu den Kunden einzulassen. Damit Hochschulabsolventen den Bereich finden, der zu ihnen passt, bietet die Bochumer Sparkasse ein individuell gestaltbares zweijähriges Traineeprogramm an. Danach können die Trainees wählen zwischen einer Fachund einer Führungskräftelaufbahn. Aufgrund der Kundenstruktur werden vor allem Experten für das Retailgeschäft gesucht, also jene Geschäftsbereiche, die unmittelbar im Zusammenhang mit Privatpersonen stehen. Mareike Schiller ist über eine Initiativbewerbung zur Sparkasse Bochum gekommen. Nach einem Bewerbungsgespräch durchlief sie das Traineeprogramm. In dieser Zeit arbeitete sie auch in den einzelnen Filialen der Sparkasse und bekam so einen hervorragenden Einblick in die Vorgänge einer Bank. Zu schätzen weiß sie auch den engen Kontakt zu Kunden und Kollegen aus anderen Bereichen. Auch die Regionalbanken stehen vor Herausforderungen: Auf der einen Seite müssen sie sich in der Kosten- Ertrags-Relation verbessern. Momentan stellen Regionalinstitute fest, dass sie im Vergleich zu den Vorjahren etwa 30 Prozent ihres Zinsertrags durch die niedrigen Zinsniveaus in der Eurozone einbüßen. „Diese wegfallenden Erträge müssen sie durch Kosteneinsparungen oder alternative Ertragsquellen wieder reinholen“, sagt der auf Banken spezialisierte Unternehmensberater Prof. Dr. Bernd Nolte. Auf der anderen Seite sieht er im gesamten Themenkomplex Nachhaltigkeit und Unternehmensfinanzierung neue Ertragsquellen: „Es geht hier um die Finanzierung nachhaltiger Energiegewinnungstechnologien, zum Beispiel Biogas, Photovoltaik oder Windkraft.“ Da entständen derzeit ganz neue Geschäftsmodelle. Regionalinstitute finanzieren beispielsweise viele Energie- oder Bürgergenossenschaften und vermitteln Beteiligungskapital zwischen den örtlichen Energieunternehmern und den Bankkunden. „Zusätzlich müssen die Banken ihre Filialnetze und Kostenstrukturen überprüfen“, erklärt Nolte. Der demografische Wandel müsse hier seiner Meinung nach genutzt werden, um die Filialen neu zu positionieren und um kostenwirtschaftlicher zu werden. Drängende Herausforderungen also – mit mehreren Stellschrauben. Und interessant für Absolventen, die aufgrund der neuen Geschäftsmodelle schon früh mit diesen unternehmerischen Herausforderungen in Berührung kommen, Einblicke ins Bankmanagement erlangen und dadurch den General-Management- Ansatz „live“ miterleben können.

Mitarbeiter in Kreditgenossenschaften

Nach dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) waren 2011 bei den deutschen Genossenschaftsbanken inklusive der Sparda- Banken und PSD Banken 158.250 Mitarbeiter im Bankgeschäft angestellt. Gegenüber 1990 ist dies eine positive Entwicklung, damals waren es 151.400. Allerdings gab es auch schon einmal mehr Angestellte: 1997 wurden 171.800 Mitarbeiter gezählt. Insgesamt gehört die genossenschaftliche FinanzGruppe zu einer der größten Bankengruppen Deutschlands. Quelle: www.bvr.de

Interview mit Dr. Wolfgang Brezina

Lust aufs Risiko war gestern. Heute steht die Sicherheit hoch im Kurs. Gute Zeiten für Versicherungsunternehmen. Auch für die Allianz. Dennoch: Die großen Versicherungsgesellschaften müssen mit der Zeit gehen, um die Bedürfnisse des Kunden zu erkennen. Personalvorstand Dr. Wolfgang Brezina erklärt im Interview, auf welche Qualitäten er dabei bei Einsteigern setzt und wie sich die Branche generell wandelt. Die Fragen stelle André Boße.

Zur Person

Dr. Wolfgang Brezina, geboren 1961 in Steyr in Österreich, schloss sein Studium an der Uni München als Diplom- Kaufmann ab. Nach der Promotion stieg er 1991 in die Versicherungsbranche ein, zunächst für sechs Jahre bei der Vereinten Versicherung, ab 1998 bei der Vereinten Krankenversicherung als Abteilungsleiter Planung und Controlling. Im Jahr 2000 rückte er in den Vorstand des Münchener Versicherungsunternehmens auf, das 2003 von der Allianz übernommen wurde. Zur Allianz Deutschland wechselte Brezina 2006 zunächst als Vorsitzender der Regionalleitung des Dienstleistungsgebietes Südost. 2009 wurde er in den Vorstand der Allianz Deutschland AG berufen. Sein Ressort: Personal und Interne Dienste.
Herr Dr. Brezina, Begriffe wie Sicherheit und Risikovorsorge stehen heute hoch im Kurs. Profitiert Ihre Branche davon? Durchaus. Wobei Versicherungen selbstverständlich auch in Zeiten bedeutsam sind, in denen andere Begriffe Konjunktur haben. Eine Volkswirtschaft ohne Versicherungen ist heute längst nicht mehr denkbar. Wir übernehmen zahlreiche Risiken und sichern damit die Funktionsfähigkeit moderner Gesellschaften. Sollten Versicherungen am Puls der Zeit sein? Das wird immer wichtiger. Versicherungen halten im Idealfall mit den gesellschaftlichen Veränderungen Schritt. Nehmen Sie die Megatrends dieser Zeit wie den demografischen Wandel. Wir als Branche stehen vor der Aufgabe, die richtigen Antworten auf Themen wie Pflege oder die betriebliche Altersvorsorge zu finden. Je eher wir das tun, desto besser ist es für unser Geschäft – aber auch für die Gesellschaft. Das Image der Banken ist noch immer angekratzt. Warum hält sich die Versicherungsbranche in dieser Hinsicht schadlos? Wir mussten und müssen für unsere Geschäfte schon immer ein hohes Maß an Solidität und Sicherheit an den Tag legen. Als Versicherer sind wir in erster Linie an sicheren, beständigen, langfristigen und nachhaltig wertschöpfenden Kapitalanlagen interessiert. Diese wählen wir nach den Grundsätzen der Sicherheit, Rentabilität und Streuung aus. Aufgrund dieser Maxime sind wir in der Lage, selbst bei hoher Volatilität an den Kapitalmärkten unseren Verpflichtungen gegenüber unseren Kunden jederzeit nachzukommen. Das hebt uns im Vergleich zu anderen Branchen positiv ab – natürlich gerade in Krisenzeiten. Wo liegt dann Ihr Alleinstellungsmerkmal als Arbeitgeber? Der entscheidende Unterschied zu anderen Bereichen in der Finanzbranche ist, dass wir Risiken langfristig absichern. Das gilt insbesondere für die klassischen Lebensversicherungen mit garantierten Verzinsungen: Wir haben unseren Kunden über Jahrzehnte hinweg eine feste Rendite versprochen. Dementsprechend vorsichtig müssen wir mit den Mitteln der Kunden umgehen. Der schnelle Euro unter großem Risiko ist genau nicht das, was wir wollen. Klar, auch wir wollen gute Renditen erwirtschaften. Aber dieser Aspekt steht immer im direkten Spannungsfeld mit unserem hohen Anspruch an Verlässlichkeit. Um es auf den Punkt zu bringen: Auch in der Versicherungsbranche müssen Entscheidungen schnell getroffen werden, aber sie müssen unbedingt gut durchdacht sein, weil sie eine große Tragweite besitzen. Wie laufen bei Ihnen solche Entscheidungsprozesse ab? Das geschieht sehr arbeitsteilig. Für uns arbeiten hochqualifizierte Spezialisten aus allen möglichen Fachgebieten. Dazu zählen natürlich Versicherungsmathematiker, aber auch Fachleute fürs Marketing und die Marktforschung, IT und den Vertrieb. Was zunimmt, ist die Bedeutung von Projektstrukturen. Wie hat sich das Thema Vertrieb in den vergangenen Jahren entwickelt? Der Vertrieb ist heute mehr denn je auf das Know-how der Kollegen aus anderen Bereichen angewiesen – gerade mit Blick auf künftige Bedürfnisse unserer Kunden. Unsere Vertreter wissen, was der Kunde heute will und ob unsere Produkte passen oder nicht. Wie das in drei oder fünf Jahren sein wird, offenbart sich ihm im Gespräch mit den Kunden jedoch nicht. Doch genau dieser Blick auf morgen und übermorgen ist wichtig, da sich die Wünsche des Kunden deutlich schneller wandeln als früher. Daher fließt die Marktforschung heute mehr denn je in die Produktgestaltung mit ein. Auf was für Kunden treffen heute die Einsteiger der Versicherungsbranche? Wir reden vom hybriden Kunden. Den Kunden, der in allen Bereichen zum Premiumangebot greift, gibt es heute genauso wenig wie den, der es grundsätzlich möglichst günstig haben möchte. Das Verhalten ändert sich je nach Lebenssituation, je nach Bereich. Während der Kunde in einem Segment streng auf den Preis achtet, verlangt er in einem anderen nach Premiumqualität. Der Vertrieb muss darauf vorbereitet sein, dass der Kunde sein Verhalten von Entscheidung zu Entscheidung neu abwägt. Zudem haben wir festgestellt, dass es für die Kunden keine festen Wege zu ihrer Versicherung mehr gibt. Es kann sein, dass ein Kunde sich zunächst im Internet über die Angebote informiert und dann zu seiner Versicherung geht, um sich beraten zu lassen. Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung? Zum Beispiel, indem jede Allianz-Agentur einen eigenen Internet-Auftritt erhält. Wir stellen den Rahmen zur Verfügung und geben Mindestanforderungen vor, aber der Vertreter kann dann das Internet und auch Social Media als Vertriebsplattform nutzen. Sprich: Der Vertrieb erhält mehr Möglichkeiten. Wird er dadurch auch für Akademiker interessanter? Ich denke schon. Sie finden hier eine Reihe von exzellenten Unternehmerpersönlichkeiten. Unsere großen Agenturen erreichen durchaus die Umsatzzahlen von beachtlichen mittelständischen Unternehmen. Für Absolventen ist das selbstverständlich interessant. Sie selbst sind vor gut 20 Jahren in die Branche eingestiegen – und ihr bis heute treu geblieben. Und zwar ganz einfach deshalb, weil sie mir persönlich immer neue und spannende Perspektiven gegeben hat. Ich habe das Versicherungsgeschäft in den vergangenen Jahren nie als langweilig empfunden. Im Gegenteil. Lässt sich Ihre Einsteigergeneration von damals mit der von heute vergleichen? Kaum, denn da hat sich einiges getan. Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre dominierte noch eine Art von Yuppie- Kultur: Es schien wichtig, möglichst lange im Büro zu sein, Arbeitstage bis 22 Uhr waren keine Seltenheit. Viele hatten damals, so muss man es rückblickend sagen, keine vernünftige Balance zwischen Arbeit und Beruf. Wer heute einsteigt, legt darauf deutlich mehr Wert. Und wir als Arbeitgeber stehen vor der Aufgabe, diese vernünftige Haltung entsprechend zu unterstützen.

Zum Unternehmen

Die Allianz Deutschland ist in der Schaden- und Unfallversicherung, der Lebensversicherung, der Krankenversicherung sowie im Bankgeschäft tätig. Dabei bildet sie als Holding das Dach für die drei deutschen Versicherungsgesellschaften der Allianz – die Sach-, die Lebens- und die Private Krankenversicherung – sowie für die Oldenburgische Landesbank mit ihrer Zweigniederlassung Allianz Bank. Der Konzern hat in Deutschland rund 19 Millionen Kunden. Mit mehr als 9000 Vertretern und rund 30.000 Mitarbeitern erzielt das Unternehmen einen Umsatz von mehr als 28 Milliarden Euro – das ist rund ein Viertel des Gesamtumsatzes der Gruppe. Diese ist in etwa 70 Ländern vertreten und gehört damit zu den größten Finanzdienstleistern der Welt.

Arbeitswelt Spezial

Spezialisten sind in der Arbeitswelt gefragt. Wir stellen euch Jobs, Branchen und Arbeitgeber vor.

„Neue Chance Risikomanagement“

Wenn es darum geht, die Perspektiven der Finanzbranche zu analysieren, ist Professor Michael H. Grote von der Frankfurt School of Finance & Management ein begehrter Gesprächspartner. Für den karriereführer schätzt der 43-Jährige die Aussichten für Einsteiger trotz aller Unkenrufe sehr positiv ein. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Prof. Dr. Michael H. Grote ist Vizepräsident für die Lehre bei der Frankfurt School of Finance & Management, einer der führenden Privathochschulen in Deutschland. Nach einem Doppelstudium in Volkswirtschaftslehre und Politologie promovierte er an der Frankfurter Goethe-Universität über die Entwicklung des Finanzplatzes Frankfurt. Der 43-Jährige ist Professor für Corporate Finance. In dem 2009 erstmals vom Handelsblatt durchgeführten Ranking der Forschungsproduktivität aller deutschsprachigen BWL-Professoren zählt Michael H. Grote zu den besten zehn Prozent.
Herr Professor Grote, wenn Sie den Karriereeinstieg eines Bankers von heute mit dem vor zehn Jahren vergleichen: Was ist grundlegend anders? Es gibt schon Änderungen, wobei die Stimmung vor zehn Jahren auch schlecht war. Damals war gerade die Neue-Markt-Blase geplatzt. Insbesondere 2003 war der Katzenjammer groß, die Kurse im Keller. Die Jahre ab 2004 waren dann wieder von einer recht positiven Grundstimmung geprägt. Der große Unterschied: Damals standen die Chancen im Vordergrund, heute schaut die gesamte Finanzbranche viel mehr auf die Risiken. Kann man daher von einem echten Kulturwandel sprechen? In meinen Augen schon, ja. Damit geht einher, dass die schlagzeilenträchtigen Verdienstmöglichkeiten für Berufseinsteiger heute seltener geworden sind – wobei man sagen muss, dass es diese auch früher immer nur für sehr wenige gab. Infolge des Wandels sind aggressive Verkäufertypen weniger gefragt. Neue Chancen bieten sich dafür im Risikomanagement und allem, was dazugehört. Also in den Abteilungen, die sich mit der Vielzahl von neuen Vorschriften auf allen Ebenen auseinandersetzen – etwa im Bereich Compliance, der Validierung von Risikomodellen oder dem Aufsichtsrecht. Können Sie Einsteigern Argumente an die Hand geben, mit denen diese gegen ihr momentanes Image ankämpfen können? Natürlich ist es wahr, dass durch die Finanzkrise die Branche in ein schlechtes Licht gerückt ist. Ich denke aber, dass dies durch die Medien auch etwas aufgebauscht wird. Wenn jemand, den Sie kennen, bei einer Bank anfängt zu arbeiten, erhält diese Person ja kein schlechtes Image. Knapp 100 Prozent der Banker sind ganz gewissenhafte Leute, die sehr sorgfältig und nach bestem Wissen und Gewissen ihre Arbeit verrichten – und dies bei gutem, aber in der Regel nicht aufsehenerregendem Gehalt. Man darf zudem ja nicht vergessen: Die Dienstleistungen der Finanzbranche werden benötigt und nachgefragt. Nach wie vor suchen Sparer und Anleger nach Möglichkeiten, ihre Ersparnisse gut anzulegen, andere wollen Wohnungen und Häuser finanzieren. Auch Unternehmen müssen sich finanzieren und ihre internationalen Risiken gut absichern. Das sind notwendige und wichtige Tätigkeiten, die Banken und Banker erfüllen. Und sie tun das in einer faszinierenden Branche, die sich durch eine hohe Internationalität auszeichnet. Wenn Sie die Geschäftsbereiche der großen Banken betrachten: In welchen Bereichen sind die Chancen für Einsteiger gut? Es gibt eigentlich keinen Bereich, den ich gar nicht empfehlen kann. Es wird sicher in zehn Jahren weniger Zweigstellen geben als bisher, aber das ist ein langfristiger und schon lange andauernder Prozess. Gute und sehr gute Einstiegsmöglichkeiten bieten sich im Risikomanagement, in der Compliance sowie bei der Integration von Onlineund Offline-Banking. Darüber hinaus bieten sich auch im Investmentbanking, insbesondere in der Beratung, immer wieder tolle Möglichkeiten. Wenn Sie den „optimalen Banker“ für die kommenden Jahren definieren sollten, welche Eigenschaften, die heute immer noch zu wenig zählen, sind unverzichtbar? Neben hoher Integrität und einer generellen Leistungsbereitschaft vor allem die Fähigkeit, sich in die Position des Kunden hineinzuversetzen. Erhalten denn die Banker von ihren Arbeitgebern ausreichend Unterstützung und Zeit, um sich tatsächlich in ihre Kunden hineinversetzen zu können? Bisher standen sie ja vor allem unter Druck, Zielvorgaben zu erreichen. Ich denke, in den Banken setzt sich ein neues Bewusstsein durch: Die Bedürfnisse der Kunden werden ernster genommen, als dies eventuell vorher der Fall war. Allerdings ist die Bereitschaft der Kunden, für eine Beratung entweder in Form höherer Preise oder durch explizite Beratungsgebühren zu bezahlen, momentan noch sehr gering. Man sieht das auch am Erfolg des Online-Bankings. Insgesamt stehen bei vielen Banken die Geschäftsmodelle in dieser Hinsicht auf dem Prüfstand. Die Herausforderung lautet, Beratung und preisgünstiges Online-Banking profitabel miteinander zu vermählen.

Auf das Personal kommt es an

Wandel entsteht, wenn Menschen etwas anders machen. So soll es nun auch in der Finanzwirtschaft funktionieren: Um den Kunden noch besser zu verstehen und zu bedienen, setzen die Banken auf die Qualität ihres Personals. Dabei gibt es einige Aspekte, bei denen besonders Einsteiger punkten können. Von André Boße

Die Grundstimmung ist positiv. Dieser Satz sticht aus der Studie „Bank & Zukunft 2012“ heraus, die das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) vorgelegt hat. 335 Vertreter deutscher Finanzinstitute haben Stellung genommen zu den Perspektiven ihrer Branche, die noch immer von Turbulenzen heimgesucht wird. Und dennoch: Die Grundstimmung ist positiv. Die Finanzbranche hat verstanden. Sie konzentriert sich immer stärker auf den Kunden. Auf seine Bedürfnisse und Wünsche. Aber auch auf seine Vorbehalte und Unsicherheiten. Dass es die Finanzinstitute ernst meinen, zeigen die vier Leitlinien, die die Autoren vom Fraunhofer Institut IAO identifiziert haben. 1. Kunden kennen und verstehen Die Leitfrage der Branche lautet: Wie können Banken ihre Kunden besser kennenlernen und vorhandene Informationen über diese adäquat nutzen? Der persönliche Kontakt zu den Kunden ist die eine Seite. Hier wollen die Banken noch besser werden, um die Basis für Vertrauen und Zutrauen in ihre Arbeit zu legen. Aber die Studie nennt noch ein zweites Feld, das besonders für den Nachwuchs interessant ist: In den sozialen Netzwerken tun viele Kunden bereitwillig ihre Bedürfnisse und Präferenzen kund. Für Finanzinstitute liegt hier eine echte Chance: Sie können über „Social Network Analysen“ wertvolle Informationen erhalten. Ein Drittel aller Befragten schreibt dieser Methode eine große oder sehr große Bedeutung zu, nur weniger als zehn Prozent nutzt dieses Instrument bereits. Hier gibt es also Nachholbedarf – wobei die Branche auf das Know-how der jungen Generation im Bereich der sozialen Netzwerke hofft. 2. Kunden besser einbinden Wer heute ein Auto kauft, hat vor der Unterschrift unter dem Kaufvertrag die Möglichkeit, fast bis ins letzte Detail seine Wünsche einzubringen. Wer im Internet Waren bestellt, kann diese sowie den Verkaufsvorgang über Feedbacksysteme bewerten. Und wer in einem gut geführten Hotel übernachtet, erhält anschließend die Möglichkeit, Ideen mitzuteilen, wie das Angebot noch besser gestaltet werden kann. Kurz: In vielen Branchen werden die Kunden stark eingebunden. Ihre Ideen und Rückmeldungen sind gefragt, und es gibt Mitarbeiter, die dieses Feedback sammeln und auswerten. Die Studie zeigt, dass auch viele Finanzinstitute ihre Kunden stärker in die Wertschöpfungs- und Innovationskette einbeziehen wollen. Die Banken wollen gemeinsam mit den Kunden neue Ideen entwickeln. Dazu gehören zum Beispiel auch modulare Angebote, die von den Kunden eigenständig konfiguriert werden können. Hier gilt: Die junge Generation hat Erfahrungen mit solchen modernen Angeboten, ihre Innovationskraft ist gefragt. 3. Kunden passgenau bedienen Viel über den Kunden zu wissen, ist die eine Seite. Dieses Wissen im Beratungsgespräch im Sinne der Kunden anzuwenden, die andere. Dabei setzen die Banken bei ihren Mitarbeitern weniger auf „Überzeugungstäter“, denen es gelingt, ein Finanzprodukt so überzeugend rüberzubringen, dass möglichst viele Kundengruppen zugreifen – vom Studenten über die junge Familie bis hin zum Rentner. Denn genau dieses „Über einen Kamm scheren“ hat zum wenig guten Image der Branche beigetragen. Stattdessen setzen mehr als drei Viertel der Banken auf individuelle Lösungen, die im Rahmen von Beratungsgesprächen konfiguriert werden. Um das zu gewährleisten, benötigt die Branche Berater, die offen in die Gespräche hineingehen und die sich darauf verstehen, gut zuzuhören und die Lebenssituation der Kunden einzuschätzen. „Wie die Ergebnisse zeigen, müssen Banken in den Bereichen der Beratungsqualität, der Sicherheit und der Umsetzung von vertrauensbildenden Maßnahmen noch weiter investieren“, formuliert es Claus-Peter Praeg, einer der Autoren der Studie. Gemeint sind damit auch Investitionen in das Beraterpersonal – und auch davon profitieren die Einsteiger von heute. 4. Personalentwicklung und Recruiting Personalthemen nehmen bei den Banken heute generell eine enorm wichtige Stellung ein: Laut der Studie ist für 80 Prozent der Finanzinstitute die Entwicklung der Mitarbeiter die wichtigste organisatorische Herausforderung, dicht gefolgt vom Recruiting. Die Banken fördern also den Wandel, indem sie ihre Mitarbeiter weiter- und fortbilden sowie bei der Suche nach neuen Mitarbeitern besonders darauf achten, dass der Nachwuchs in der Lage ist, die Bank fit für die Zukunft zu machen. „Die Studienergebnisse verdeutlichen, dass der Bankmitarbeiter der Zukunft sowohl über eine starke Kommunikationsfähigkeit und eine soziale Kompetenz als auch über eine hohe fachliche Qualifikation verfügen sollte“, so Praeg. Dabei seien nicht nur die Vernetzung mit Kunden, sondern auch die interne und bereichsübergreifende Vernetzung zentrale Erfolgsfaktoren. Neue Werte? Bei der Antwort auf die Frage, ob die Werte, für die eine Bank stehen möchte, tatsächlich erfahrbar sind oder nur auf dem Papier existieren, kommt es entscheidend auf die Mitarbeiter an. „Die Werte unseres Unternehmens leben durch unsere Mitarbeiter: durch den Umgang mit unseren Kunden, in der Zusammenarbeit der Mitarbeiter sowie der Qualität der Führung“, sagt Marcella Kessel, Ressortleiterin Talent Management bei der ING-DiBa. Was den Umgang mit den Kunden betrifft, geht die Direktbank mit Sitz in Frankfurt in Sachen Marketing ungewöhnliche Wege: Im Slogan duzt die Bank ihre Kunden. Vor ein paar Jahren wäre das noch völlig undenkbar gewesen. „Das Du steht für eine Haltung. Für die Nähe zum Kunden, die uns wichtig ist“, sagt Kessel. „Es geht nicht darum, Kunden krampfhaft zu duzen, sondern ihnen auf Augenhöhe persönlich zu begegnen.“ Im direkten Kontakt wählen die Berater selbstverständlich weiterhin das förmliche Sie. „Weil“, so Kessel, „die Kunden das nach unserer Erfahrung von einer Bank erwarten.“ Wichtiger als die Anrede sei aber die inhaltliche Ausrichtung der Beratungsgespräche: „Wir möchten, dass uns die Kunden als Bank erfahren, die sie kompetent und ohne Verkaufsdruck bei ihrer Entscheidungsfindung unterstützt.“ Im Recruiting setzt die Bank auf exzellentes fachliches Know-how, Internationalität und soziale Kompetenzen: „Wir suchen stärker als früher Talente mit sehr guten Abschlüssen, erster internationaler Erfahrung, fließenden Englischkenntnissen und Interesse an internationalem Austausch“, sagt Kessel. Wichtig seien zudem die Kompetenz, mit anderen an einem Strang zu ziehen, sowie die Bereitschaft, selbst Verantwortung zu übernehmen. „Bei der Auswahl achten wir stärker auf die Fähigkeit, erfolgreich mit komplexen Situationen umzugehen und lösungsorientiert zu arbeiten.“ Perspektivbereich Immobilien Sich Fähigkeiten anzueignen, ist das eine. Einsteiger wünschen sich jedoch auch Bankbereiche mit Zukunft. Ein Teilbereich, der Absolventen aktuell besonders gute Perspektiven bietet, ist das Asset Management in der Immobilienwirtschaft. Durch das andauernde Krisengefühl haben sich Immobilien zu den beliebtesten Anlagemodellen entwickelt. Jedoch teilt sich der Markt bei den offenen Fonds in zwei Lager auf: Da sind auf der einen Seite die offenen Fonds, die in Schieflage geraten sind und derzeit abgewickelt werden. Auf der anderen Seite bieten gut aufgestellte und solide zusammengesetzte offene Fonds weiterhin gute Chancen für den Nachwuchs. Größter Anbieter von offenen Immobilienfonds in Deutschland ist nach eigenen Angaben der Deka Bank Konzern. „Im Geschäftsfeld Asset Management Immobilien ist die komplette Immobilienkompetenz des Konzerns gebündelt“, beschreibt Torsten Knapmeyer, Geschäftsführer der Deka Immobilien. „Hier ist nicht nur das Fondsmanagement angegliedert, sondern auch der An- und Verkauf sowie die Vermietung und Verwaltung der Immobilien, sodass Einsteiger die gesamte Prozesskette erleben können.“ Wer erfolgreich im Asset Management arbeiten möchte, muss ein Gefühl für Langfristigkeit und Risiko besitzen. Die Fonds bestehen in der Regel aus Objekten in verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Nutzungsarten. Diese Diversität verringert das Risiko: Droht einer Immobilie im Land A ein Wertverfall durch geringere Mieteinnahmen, kann eine Immobilie in Land B den Verlust abmildern. „Um ein solches Immobilienportfolio aufzubauen, ist es unerlässlich, die unterschiedlichen Märkte zu kennen und deren weitere Entwicklung abzuschätzen“, sagt Knapmeyer. Wie in der gesamten Finanzbranche gilt auch hier: Gesucht werden Persönlichkeiten, die sich erstens bestens auskennen und zweitens auf dieser Basis die richtigen professionellen Schlüsse ziehen – und zwar mit Blick auf den Kunden, den man genauso gut einzuschätzen vermag wie den Markt.

Auf einen Blick: Bereiche mit besonders guten Perspektiven

  • Compliance, also die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien: Immer neue Regeln und Vorschriften für den Finanzmarkt sorgen dafür, dass die Compliance – meistens angesiedelt im Risikomanagement – an Bedeutung gewinnt. Gute Chancen haben Einsteiger mit juristischem Know-how.
  • Prozess- und Projektmanagement: Beste Chancen für BWL-Absolventen mit diesem Schwerpunkt und sehr gutem Masterabschluss.
  • IT und Sicherheit: Die Anforderungen an die Banken in Bezug auf IT-Sicherheit werden immer größer. Entsprechend gefragt sind IT-Compliance-Spezialisten, die ihr Security-Handwerk verstehen und wissen, worauf es bei den Banken ankommt.
  • Offline-/Online-Banking: Das Bankgeschäft der Zukunft findet überall und zu jeder Zeit statt. Gute Chancen für strategische Denker, die das Verhältnis zwischen Online- und Offline-Banking neu überdenken.

Dossier Finanzmärkte

Interesse an einem Job in der Finanzwelt, aber noch nicht voll im Thema? Das Dossier „Finanzmärkte“ der Bundeszentrale für politische Bildung bietet einen Überblick über die aktuellen Themen und Fragestellungen, geht noch einmal den Auslösern der Krise auf den Grund und hält auf dem Laufenden, mit welchen Regularien zu rechnen ist. www.bpb.de/politik/wirtschaft/finanzmaerkte

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Zeit für Vielfalt – Der Vorteil unterschiedlicher Perspektiven

Mathe studiert, aber kein Interesse an Lehramt oder Forschung? Theologe mit Lust auf weltlichen Erfolg? Germanistin, die lieber handelt statt zu lesen? Die Consultingbranche hält Einsteigern aus allen möglichen Richtungen die Türen auf. Wichtig ist das Talent, Probleme zu erkennen und Lösungen zu erarbeiten. Die Kraft der Diversität Große Strategieberatungen setzen auf Nicht-BWLer. „Quereinsteiger sind willkommen“ Interview mit Antonio Schnieder, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU).

Top-Manager

Interview mit Uwe Kloos Der Personalchef von NTT Data im Interview.

Einsteigen

Mein Bewerbungsgespräch bei: Capgemini Consulting Philippa Siems, Consultant „Supply Chain Management“ bei Capgemini Consulting. Karriere statt Klischees Die Vorteile der kleinen, aber feinen Beratungshäuser. Jung und erfolgreich bei: Schoen + Company Jörg Schomaker über seinen Weg zum Senior Cosultant bei Schoen + Company.

Special Cloud Computing

Aussichten wolkig oder heiter? „Rechnen in der Wolke“ ist derzeit in aller Munde und bietet es spannende Jobs. Der Technologie-Analyst René Büst gehört zu den Top 50 der Cloud Computing Blogger weltweit.

Aufsteigen

„Ich hatte Angst vor der Leere“ Interview mit Katja Kraus, ehemaliges Vorstandsmitglied des Fußballbundesligisten Hamburger SV. E-Mail für Dich Karriere als Personalberater im Green-Tech-Bereich.

Weiterbilden

Kompetenzen erweitern Ausbildung und Zertifizierung zum Berater im Projektmanagement bei der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM).

Help!

Beratung für den Wertewechsel Das Projekt „Join the Changemakers” von McKinsey und Ashoka.

Handzeichen

Dr. Tim von Arnim, Wirtschaftshistoriker, Buchautor, Unternehmensberater

Service: Aktuelle Firmenporträts für Ihre Bewerbung

Booz & Company GmbH CTcon GmbH Ebner Stolz Mönning Bachem INVERTO AG Platinion GmbH RWE Consulting GmbH Siemens Management Consulting Stern Stewart & Co. GmbH

Partner

Der Entrepreneurs Club EnergyRelations GmbH IQB Career Services AG MSW & Partner Personalberatung für Führungsnachwuchs GmbH TALENTS – Die Jobmesse

Komplette Ausgabe

E-Paper karriereführer consulting 2013.2014 Download karriereführer consulting 2013.2014 (ca. 17 MB) karriereführer consulting 2013.2014 in der Kiosk-App für das iPad karriereführer consulting 2013.2014 in der Kiosk-App für Android

karriereführer banken/versicherungen 2013.2014

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Herausfordernde Zeiten – Was jetzt für Absolventen möglich ist

Es gibt sie auch weiterhin, die negativen Schlagzeilen und wankenden Banken in Krisenstaaten. Und doch: In Deutschland blickt die Finanzbranche zuversichtlich in die Zukunft. Viele Banken haben erkannt, woran es hapert. Nun bringen sie Bewegung in die Sache, treiben den Wandel voran, erarbeiten neue Konzepte – und hoffen dabei auf den Nachwuchs, der mit neuen Ideen und Ansätzen die Finanzwirtschaft beleben soll. Auf das Personal kommt es an Wandel in der Personalwirtschaft. „Neue Chance Risikomanagement“ Interview mit Prof. Dr. Michael H. Grote, Vizepräsident für die Lehre bei der Frankfurt School of Finance & Management.

Top-Manager

Interview mit Dr. Wolfgang Brezina Der Personalvorstand der Allianz Deutschland im Interview.

Special Regionalbanken

Den Kunden kennen Für Regionalbanken steht der Kunde im Mittelpunkt. Organische Karrieren Interview mit Prof. Dr. Bernd Nolte, Sprecher der Geschäftsführung der Unternehmensberatung 4P Consulting.

Einsteigen

Das Auto gibt den Ton an Christopher Voigt ist Absatzförderer im Markenmanagement einer Autobank. Mein Bewerbungsgespräch bei: Deutsche Bank

Aufsteigen

Chefvolkswirt Dr. Frank Augsten über Erfahrungen, Ausbildung, Aufgaben und Voraussetzungen.

Help!

Grünes Geld Eine Umweltbank finanziert und fördert Umweltprojekte in Deutschland.

Projekt

„An Werten orientieren“ Interview mit Dieter Lehmkuhl, Arzt, Psychotherapeut und Erbe eines beachtlichen Familienvermögens. Future of Banking Bankgeschäfte werden immer mehr online abgewickelt. Bankmanager 2.0 Auf welchen Ebenen tangiert das Social Web den Mitarbeiter eines Finanzinstitutes?

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Vorgestellt: CFA Der Titel eines Chartered Financial Analyst ist mit viel Verantwortung verbunden.

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Gute Karten Banken gehören zu den attraktiven Arbeitgebern.

Handzeichen

Andres Veiel, Dokumentarfilmer, Theaterregisseur und Buchautor

Service: Aktuelle Firmenporträts für Ihre Bewerbung

Allianz Bayerische Landesbank (BayernLB) Deloitte Hamburger Fern-Hochschule ING-DiBa AG Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG R+V Versicherung SimCorp GmbH

Partner

IQB Career Services AG Jobware Online-Service GmbH TALENTS – Die Jobmesse

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Sustainability 24 – Online-Podiumsdiskussion zur Nachhaltigkeit

Der Rahmen der „Sustainability 24“ ist vielversprechend: Eine 12-Stunden-Online-Übertragung von Podiumsdiskussionen, Debatten und interaktiven Frage-und Antwort-Sitzungen zur Nachhaltigkeit von Unternehmen und Ökonomie.

Green tec – grüne Innovationen

Gerade entdecke ich den Green Tec Award und komme aus dem Stöbern nicht mehr heraus: Wäschetrocknen mit Solarwärme, Foodsharing statt Wegschmeißen, ein Verfahren zur Reinigung von Straßenabwasser. Noch zwei Tage lang können die vorgestellten Innovationen und ihre Macher per Online-Abstimmung nominiert werden.