Kompetenzen erweitern

Die Ausbildung und Zertifizierung zum Berater im Projektmanagement bei der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) richtet sich in erster Linie an Personen, die schon als Berater tätig waren und ihre Kompetenzen gerne erweitern und vertiefen möchten. Daher gilt es, frühzeitig eine entsprechende Richtung einzuschlagen, um auf diesem Weg weiterzugehen. Von Ann-Katrin Gremmel

Die Basis der Ausbildung zum Berater im Projektmanagement bildet die IPMA Competence Baseline (ICB) der International Project Management Association (IPMA). Die IPMA wurde 1965 gegründet und hat sich ein System überlegt, Kompetenzen messbar zu machen. Das war kein leichtes Unterfangen und hat sich erst durch Erfahrung im Laufe der Zeit entwickelt. Die GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement ist ein Mitglied der IPMA und setzt dieses System in Deutschland um. Die Kompetenzen wurden in drei Bereiche eingeteilt: technische Kompetenzen, Verhaltenskompetenzen und Kontextkompetenzen. Diese wurden dann im Hinblick auf die Beratertätigkeit mit dem Zusatzmodul „Consulting“, IPMA Competence Baseline Consulting (ICBC) beziehungsweise National Competence Baseline Consulting (NCBC) ausgeweitet. Die Beratungskompetenzen werden hierbei durch weitere Elemente gemäß dem Dokument „Prüfungsinhalte und Schwerpunkte Berater“ auf Basis der ICB beschrieben. Zur Messung der Kompetenzen wird bei Personenzertifizierungen in der Regel eine zweistufige Prüfung durchgeführt: Zuerst werden die Zulassungsbedingungen geprüft, anschließend kommt es zur Zertifizierung. Dafür muss der Berater einen Fallstudienbericht schreiben, dann eine schriftliche Prüfung absolvieren, ein Rollenspiel durchlaufen und anschließend in einem Interview Fragen beantworten. Die Teilnehmer müssen jeden Teil bestehen, um die Zertifizierung zu erhalten. Sie können dabei zwei unterschiedliche Levels erreichen: Der eine ist der Zertifizierte Projektmanagement Berater (IPMA PMC). Die Zielgruppe der Berater sind hierbei zum Beispiel Projektleiter, Projektteams, Controller oder das Management der Stammorganisation. Das zweite Level ist der Zertifizierte Projektmanagement Strategieberater (IPMA PPMC). Die Zielgruppe für diese Art der Beratung ist beispielsweise das Top-Management, Projektportfolio- und/oder Programm- oder Projektmanagement- Verantwortliche. Typische Beispiele für die Beraterrolle des PPMC sind unter anderem die Implementierung und Entwicklung des Projektmanagements in einer Organisation, Strategische Organisationale Entwicklung für das Projekt-Programm- und Portfolio-Management oder Kulturwechsel bei der Projektmanagement- Implementierung und -Entwicklung. Das Modell der GPM ist ein Weg, der ganz nach oben führen kann, und damit eine gute Ergänzung zu einem Studium im Projektmanagement und/oder zu praktischen Erfahrungen im Projektmanagement mit Spezialisierung in der Beratung.

Ausbildungsmodule

1: Rahmenbedingungen und Beginn des Beratungsprozesses – Veränderungen erkennen 2: Bestandsaufnahme und Standortbestimmung – Veränderungen verstehen 3: Soll-Konzeption und Externe Orientierung – Veränderungen gestalten 4: Schrittweise Umsetzung und Implementierung – Veränderungen umsetzen 5: Evaluation, Verankerung und kontinuierliche Weiterentwicklung – Veränderungen stabilisieren

E-Mail für Dich

Von: Arkadius Birkner Gesendet: 25. April 2013 Dringlichkeit: hoch An: Absolventen mit Überzeugung Betreff: Karriere als Personalberater im Green-Tech-Bereich Liebe Leserinnen und Leser, während meines BWL-Studiums an der Uni Mannheim absolvierte ich ein Praktikum in der Personalabteilung eines Automobilkonzerns. Da habe ich gemerkt, dass mir die tägliche Arbeit mit Menschen sehr viel Freude bereitet. Einzig der Bezug zur Technik fehlte mir. Als der Studienabschluss immer näherrückte, stieß ich auf ein Stellenangebot als Recruiter im Bereich der Erneuerbaren Energien. Besonders angesprochen hat mich die Möglichkeit, jeden Tag neue Menschen mit den unterschiedlichsten Lebenswegen kennenzulernen, meist hochspezialisiert in einem Technologiefeld. Wer sonst hat die Möglichkeit, mit einem Geschäftsführer oder Projektleiter für Elektromobilität, Speichertechnologien, Windkraft oder Photovoltaik und auf der anderen Seite mit Personalern und Personalentscheidern führender Unternehmen in der Green Technology zu sprechen? Das mache ich als Recruiter täglich. Ich vergleiche meinen Job gerne mit den Teilen eines Puzzles: Die eine Puzzlehälfte ist der Auftraggeber und seine Unternehmenskultur mit seinen Vorstellungen und Anforderungen über Technologiewissen, Branchenerfahrungen, Persönlichkeit, Soft Skills und Ausbildung. Die andere Puzzlehälfte ist der passende Mitarbeiter mit seinen individuellen Erfahrungen, Kenntnissen, Werte- und Zukunftsvorstellungen, seiner Persönlichkeit. All diese Puzzlesteine wollen miteinander verbunden werden und zueinander passen. Ich habe in den ersten Monaten vor allem meine Kenntnisse in Gesprächsführung, Bewerberbewertung, Research sowie den jeweiligen Technologien ausgeweitet. Experten merken sehr schnell, wenn ein Recruiter die Aufgaben und Technologie nicht versteht. Für mich als BWLer war das zunächst eine Umstellung: weg von Zahlen, hin zu Soft Skills und Technik. Wie funktioniert eine Brennstoffzelle, eine Li-Ionen-Batterie, ein PV-Modul, was sind die Produktionsschritte? Welches sind die Herausforderungen in der Offshore-Windkraft und in der Elektromobilität? Am Ende ist man zwar noch kein Fachexperte auf diesem Feld, aber ein kompetenter Gesprächspartner, der schnell zum Branchen- Insider wird. Bei der Suche nach geeigneten Bewerbern spiele ich die Klaviatur aus interner Datenbank, externen Karriereportalen und Social Media, erstelle und veröffentliche Stellenbeschreibungen. Die Vorstellung der Bewerber beim Auftraggeber und die Vorbereitung der Kandidaten auf die Gespräche sowie die Begleitung zum Interview runden meine Tätigkeit ab. In Sachen Aufstiegschancen sind die Türen offen, mit zunehmender Teamgröße werden natürlich auch Leitungsfunktionen notwendig. Ich bin über die Zwischenstation Teamleiter zum Head of Recruiting aufgestiegen. Neue Themen sind jetzt für mich: Mitarbeiterführung und -förderung, Schulung von neuen Mitarbeitern, Motivation, Reporting sowie Ressourcenplanung. Die Karrierechancen in der Personalberatung stehen für Hochschulabsolventen aktuell gut, besonders wenn Absolventen Interesse an speziellen Branchen, Ehrgeiz und relevante Praktika mitbringen. Wichtig im Thema Green Technology: eine gehörige Portion Überzeugung, dass wir etwas verändern können. Mit freundlichen Grüßen, Arkadius Birkner, GTS – Green Technology Staffing Seckenheimer Landstr. 4, 68163 Mannheim, Tel.: 0621 – 12 18 110 E-Mail: Arkadius.Birkner@GreenTechStaff.de www.GreenTechStaff.de

„Ich hatte Angst vor der Leere“

Acht Jahre lang saß Katja Kraus im Vorstand des Fußballbundesligisten Hamburger SV. Sie hatte Erfolg, ihre Aufgabe war faszinierend. Doch dann das Aus: 2011 wurde ihr Vertrag nicht verlängert. Was nun? Im Gespräch erzählt die 42-Jährige von ihrem Weg nach oben, der Zeit des Scheiterns und ihrem neuen Leben als Buchautorin und selbstständige Unternehmensberaterin. André Boße traf sie zum Interview bei der lit.Cologne.

Zur Person

Katja Kraus, geboren am 23. November 1970 in Offenbach, studierte in Frankfurt Germanistik und Politik und spielte als Torfrau für den damaligen Frauen-Spitzenklub FSV Frankfurt, mit dem sie dreimal Deutscher Meister und viermal Pokalsieger wurde. Nach dem Uni-Abschluss stieß sie 1997 als Pressesprecherin von Eintracht Frankfurt in die Männerdomäne Profifußball vor. 2003 wurde sie beim Hamburger SV als erste Frau in den Vorstand eines Bundesligisten berufen, wo sie für die Bereiche Kommunikation und Marketing verantwortlich war. Im März 2011 beschloss der Aufsichtsrat des HSV, ihren Vertrag nicht zu verlängern. Kurz danach wurde dieser einvernehmlich aufgelöst. Nach kurzer Auszeit arbeitet die 42-Jährige heute als freie Unternehmensberaterin und Buchautorin in Hamburg.
Frau Kraus, Sie haben Germanistik und Politik studiert. Gleichzeitig waren Sie Torhüterin beim Bundesligaklub FSV Frankfurt. Wann fiel die Entscheidung, im Berufsleben beide Seiten zu vereinbaren? Mir war klar: Wenn ich die Uni verlasse, bin ich lediglich eine unter Zehntausenden Absolventinnen. Nutze ich allerdings meine spezifische Kompetenz als Sportlerin, verfüge ich damit über eine sehr prägnante zusätzliche Qualifikation, eine Art Alleinstellungsmerkmal. Das habe ich auch bewusst eingebracht. Ich habe viele journalistische Praktika absolviert, probierte Marketingideen bei meinem Frauenfußballverein FSV Frankfurt aus – und nahm dann 1998 die große Herausforderung an, als Pressesprecherin bei Eintracht Frankfurt einzusteigen. In dem Verein war damals eine Menge los. Das Magazin Spiegel titelte mit „Zwietracht“ Frankfurt, der Club galt als Skandalnudel. Das war sicherlich kein einfacher Einsteig, oder? Der Einstieg war hart. Mich hat damals kein Vorgesetzter an die Hand genommen und gesagt: So funktioniert das bei uns, und das erwarten wir von Ihnen. Ich musste alles alleine herausfinden. Zudem gab es einige Kollegen, die meinen Job auch gerne gemacht hätten. Ihre Reaktion? Meine Aufgabe besonders gut zu machen. Immer besser zu werden. Keine weitere Angriffsfläche zu bieten. Das hat dazu geführt, dass ich sehr viel gearbeitet und anfangs einige tränenreiche Abende auf dem Sofa verbracht habe. Es war fordernd, als Einsteigerin dermaßen auf die Probe gestellt zu werden. Aber ich sah auch meine Chance: Das Fehlen gesetzter Strukturen gab mir die Möglichkeit, vieles zu gestalten. Nach Ihrem Einstieg in Frankfurt ging es steil bergauf: 2003 wurden Sie erste Frau im Vorstand eines Bundesligisten. Sie haben den Job beim HSV acht Jahre lang gemacht, dann kam das Aus. Wie sind Sie damit klargekommen? Egal, welche Gedanken man sich vorher macht: In der Situation des Scheiterns ist es auf jeden Fall schmerzhaft. Kein Mensch erfährt gerne Ablehnung. Es tut einfach weh, wenn jemand anderes die Entscheidung trifft, dass man eine Aufgabe, die einem am Herzen liegt, nicht mehr machen soll. Aber ich habe heute nicht das Gefühl, einen Makel mitgenommen zu haben. Meine berufliche Laufbahn und meine Erfolge in den acht Jahren werden durch das unfreiwillige Ende beim HSV nicht abgewertet. Ich glaube, dass in Brüchen erhebliche Entwicklungsmöglichkeiten liegen und dass das Scheitern deshalb zu Unrecht ein solches Stigma hat. Entscheidend ist, was jemand aus Rückschlägen gelernt hat. Eine alte Fußballweisheit: Man erkennt einen Menschen vor allem in der Niederlage. Man lernt sicherlich sehr viel über sich und andere in Zeiten der Niederlage. Aber ich bin überzeugt: Der Charakter eines Menschen offenbart sich vor allem im Erfolg. Ist man gerade am Boden, besitzt man nur wenige Handlungsmöglichkeiten. Man ist in der Defensive. Benötigt andere Menschen. Reflektiert sein Verhalten. Analysiert die Fehler. In diesen Situationen reagieren alle Menschen ähnlich. Faszinierender finde ich, wie sich Menschen verhalten, wenn es gerade optimal läuft. Im Erfolg erkennt man Menschen. Dann kann man sich anschauen, wie sie mit anderen umgehen und ob sie sich als Person treu bleiben. Haben Sie den Rausch des Erfolges gespürt? Ja, die Faszination dieses Sports hat mich immer wieder ergriffen. HSV gegen Werder Bremen, die ganze Stadt Hamburg fiebert dem Spiel entgegen, 57.000 Menschen in der Arena, das Stadion pulsiert – und ich bin als Vereinsvorstand mit für dieses Ereignis verantwortlich. Das ist schon großartig. Diese Momente gab es. Aber sie waren viel seltener als diejenigen, in denen ich die Verantwortung spürte. Und damit auch den Druck. Welche Art von Druck haben Sie erlebt, als Sie Ihren Posten beim HSV plötzlich los waren? Es war schwierig, der Versuchung zu widerstehen, direkt in alte Muster zurückzukehren. Also einen Job in Festanstellung anzunehmen. Dieser Schritt hätte Sicherheit gebracht. Man neigt dazu in solchen Phasen ein Zeichen zu senden: „Seht her, ich kann es doch!“ Ein übliches Karriereverhalten. Warum wollten Sie das nicht? Ich wollte an Lebensqualität gewinnen, mich entwickeln, etwas ganz Neues probieren. Ich hatte eine erhebliche Sehnsucht danach, mich auf etwas in der Tiefe einzulassen. Auf einen Gegenentwurf zur Überdrehtheit des Fußballgeschäfts. Ich wollte dieses Buch schreiben – auch wenn ich anfangs nicht wusste, ob ich das überhaupt kann. Entscheidend war aber, dass ich wusste, dass es für mich auch etwas anderes gibt, als Vorstand eines Profiklubs zu sein. Ihre Fallhöhe war beachtlich: Gestern noch mitverantwortlich für ein Spektakel, das eine Millionenstadt in den Bann zieht. Heute freie Buchautorin. (überlegt) Als sich das Ende andeutete, hatte ich durchaus Angst vor der Leere. Ich fragte mich: Kann ich überhaupt etwas anderes als Management? Und gibt es da draußen überhaupt einen anderen Managementjob, der mich in einer Weise ausfüllt wie der, den ich gerade verloren hatte? Was hat Ihnen geholfen, die Fragen zu beantworten? Ich habe versucht, diesen Wechsel als Chance zu sehen. Auch wenn es oft wackelig gewesen ist. Aber ich hatte mich schon vorher mit den Auswirkungen meines Vorstandsjobs auseinandergesetzt. Ich fühlte mich oft vom Tagesgeschäft überrollt, ohne Zeit und Raum, die Geschehnisse ausreichend zu reflektieren. Ich arbeite jedoch am liebsten strategisch, löse gerne komplexe Sachverhalte. Am Ende meiner Zeit als Vorstand blieb dafür kaum noch Zeit. Umso mehr habe ich es genossen, als diese Zeit dann plötzlich da war. Es ist nicht leicht, im Moment des Scheiterns nicht zu wissen, was danach kommt. Entscheidend ist jedoch, dass man sich die Zeit nimmt, um genau dies herauszufinden. Warum haben Sie nicht viel früher und von sich aus gesagt: Es ist nun genug, ich möchte meinen Vorstandsvertrag nicht verlängern? Es wäre rückblickend vielleicht klug gewesen, nach sechs Jahren aufzuhören. Wir hatten damals alle Bereiche außerhalb des Sports auf höchstem Niveau etabliert. Von da an wurde der Gestaltungsspielraum immer geringer. Aber: Es mag noch so klug sein – man macht es dann eben nicht. Warum? Weil es mir eine Herzensangelegenheit und lange Zeit die perfekte Aufgabe für mich war. Das gibt man nicht so leicht auf. Auch nicht den Status in der Stadt, die wirtschaftliche Sicherheit. Und natürlich fühlte ich auch Verantwortung für das Team, das wir aufgebaut haben. Dann ohne echte Not zu sagen: „Das war’s …“, das ist ein großer Schritt. Wobei Sie heute nicht nur Buchautorin sind, sondern auch selbstständige Unternehmensberaterin. Richtig, ganz ohne Management geht es nicht. Soll es auch nicht gehen, denn dafür mache ich das viel zu gerne.

Ihr Buch

Für ihr erstes Buch hat Katja Kraus Menschen besucht, die sich mit dem Erfolg genauso auskennen wie mit dem Scheitern. Sie wollte herausbekommen: Wie haben diese Menschen den Weg nach oben erlebt? Wie den Moment, als es plötzlich bergab ging? Und was blieb von den Menschen übrig, als die Funktion verlorenging? Die Begegnungen mit Managern wie Ron Sommer oder Hartmut Mehdorn, Politikern wie Roland Koch und Björn Engholm oder Sportlern wie Sven Hannawald und Thomas Hitzlsperger sind das Herzstück des Buches, in dem Katja Kraus aber immer wieder auch ihre eigene Geschichte erzählt. Katja Kraus: Macht – Geschichten von Erfolg und Scheitern. Fischer Verlag 2013. ISBN 978-3100385048. 18,99 Euro. Auch als E-Book erhältlich: ISBN 978-3104017525. 16,99 Euro

Der Technologie-Analyst

Cloud Computing hat viele Facetten. Daher sind insbesondere die ersten Schritte eines Unternehmens von wichtiger Bedeutung, bevor sein Weg in die Cloud beginnt und die endgültige Implementation dort stattfindet. Wie bei jeder Entscheidung muss auch in der IT und hier im Kontext Cloud Computing die richtige Strategie für das Unternehmen gefunden werden. Gleichzeitig müssen alle Anforderungen spezifiziert werden, um das passende Angebot später zu evaluieren. Bei diesem ersten Teilabschnitt kommt der Technologie-Analyst ins Spiel. Von René Büst

René Büst ist unabhängiger Cloud Computing und Technology Analyst und Advisor. Er ist ein Top Cloud Computing Blogger in Deutschland und gehört weltweit zu den Top 50 der Blogger in diesem Bereich. Seit über 16 Jahren konzentriert er sich auf den strategischen Einsatz der Informationstechnologie in Unternehmen und setzt sich zudem mit dem IT-Einfluss auf unsere Gesellschaft sowie mit disruptiven Technologien auseinander.
Grundsätzlich bewegt sich der Technologie- Analyst in beiden Welten: in der Welt der (Cloud-)Anbieter und in der Welt der Anwender. Als Marktforscher und Berater setzt er sich mit der Positionierung und Strategie von IT-Anbietern und deren Lösungen am Markt auseinander. Somit beeinflusst er auf der einen Seite die Anbieter in Bezug auf ihr Portfolio sowie die Anwender hinsichtlich der eingesetzten IT-Lösungen, aber gleichzeitig auch die Medien, die sich gerne Einschätzungen und Kommentare zu aktuellen Themen von ihm einholen. Im Normalfall sollte ein Analyst unabhängig agieren, insbesondere dann, wenn er Anwender berät und dabei im Sinne des Kunden handelt. Der Technologie-Analyst setzt sich mit der Bedeutung und dem Einfluss neuer Technologien für Anbieter und Anwender auseinander und vergleicht dabei die im Wettbewerb zueinander stehenden Lösungen hinsichtlich ihrer Eigenschaften. Die Herausforderung besteht dabei oftmals darin, die tatsächlichen Eigenschaften des Produkts aus den Marketingversprechen der Anbieter herauszukristallisieren und dem Anwender damit einen unabhängigen Überblick zu verschaffen. Dazu erhält der Analyst vom Anwender, aber auch vom Anbieter, Aufträge, um Lösungen für bestimmte Problemstellungen zu finden. Weiterhin veröffentlichen Technologie-Analysten in regelmäßigen Abständen Studien zu einem bestimmten Thema oder liefern einen Gesamtüberblick über den regionalen und den weltweiten IT-Markt. Diese Studie beinhaltet in der Regel das Umsatzvolumen sowie dessen Entwicklung für die kommenden Jahre. Sie gibt einen Überblick zu den relevanten Anbietern in diesem Markt und bewertet diese. Die besondere Herausforderung im Cloud-Computing-Umfeld besteht derzeit darin, dass viel Aufklärungsarbeit notwendig ist und in vielen Fällen noch Grundsatzdiskussionen geführt werden müssen. Durch die schnelle Marktentwicklung erscheinen zudem fast wöchentlich Services neuer Anbieter, oder bestehende Anbieter bauen ihr Portfolio aus. Hier gilt es, schnellstmöglich darauf zu reagieren und die Lösung sowie deren möglichen Einfluss zu verstehen. Neben der Aufklärungsarbeit beim Anwender heißt es aber auch, die Anbieter konstruktiv zu kritisieren und dabei die Interessen der Anwender aus Umfragen und persönlichen Gesprächen bei den Anbietern zu vertreten sowie eine ehrliche Rückmeldung zu geben. Derzeit wird zum Beispiel das Thema Service Level Agreements (SLA) der Anbieter und deren Unternehmenstauglichkeit heiß diskutiert. Ein beliebtes Spiel von Technologie-Analysten sind darüber hinaus Vorhersagen für das kommende Jahr. Dabei liegen wir natürlich nicht immer richtig. Insbesondere in Bezug auf die Marktgröße und die Umsatzentwicklung im Cloud- Computing-Umfeld musste in letzter Zeit oftmals zurückgerudert werden. Der Beruf eines Technologie-Analysten ermöglicht eine große gedankliche Freiheit. Auch wenn man sich für einen Zeitraum einem bestimmten Thema, nämlich dem Cloud Computing, widmet, sollte man es vermeiden, in Schubladen zu denken. Stattdessen sollte man offen gegenüber Veränderungen und neuen Ideen sein und ihnen nicht direkt einen negativen Stempel aufdrücken. Man sollte einer Sache unvoreingenommen, aber natürlich auch kritisch gegenüberstehen. Die besondere Herausforderung, die aber auch sehr viel Spaß macht, ist es, ständig über den Tellerrand zu schauen und zu erkennen, was eine Entscheidung eines Anbieters oder ein aufkommender Trend bedeutet, und hier schnell zu verstehen, welche Auswirkungen das hat oder haben könnte. Quer- und technologieübergreifendes Denken ist also eine wichtige Eigenschaft für Technologie- Analysten. Cloud Computing ist kein Trend, der alleine läuft, sondern weitere Trends antreibt oder von diesen unterstützt oder sogar beeinflusst wird.

Aussichten wolkig oder heiter?

Das Thema Cloud Computing, zu Deutsch „Rechnen in der Wolke“, ist in aller Munde, bei privaten Anbietern wie bei großen Unternehmen. Doch es ist sehr komplex und beratungsintensiv. Gerade deshalb bietet es spannende Jobs für junge Consultants mit hoher IT-Affinität. Von Hardy Heynen

Das Thema Cloud Computing beschäftigt die Informationstechnologie (IT) nun schon seit einigen Jahren. Von großen Kostenersparnissen ist meist die Rede, von besserem Service für die Nutzer und von erhöhter Flexibilität in der IT-Architektur. Und immer tauchen Datenschutzbedenken und ein hohes Maß an Unsicherheit in der Diskussion auf. Was aber genau dahintersteckt, bleibt oft im Wolkennebel verborgen. Dabei ist das Prinzip Cloud weder so richtig neu noch schwer durchschaubar. Im Kern verbirgt sich dahinter nichts anderes als der Grundgedanke, bestimmte Dienste oder Dienstleistungen – zusammen als „Services“ bezeichnet – mehr oder weniger komplett von zentralen Anbietern zu beziehen. Dass dabei hinter dem Begriff „Services“ eine Vielzahl teils stark unterschiedlicher Angebote steht, erleichtert das Verständnis allerdings nicht. Grundsätzlich lassen sich Cloud-Angebote in drei größere Kategorien einteilen:
  • Infrastructure as a Service (IaaS): Statt eigene Daten auf lokalen Festplatten abzulegen, werden sie in zentralen Rechenzentren gespeichert und als virtualisierter Service über das Internet zur Verfügung gestellt.
  • Software as a Service (SaaS): Software wird nicht auf dem eigenen Rechner installiert, sondern nur über das Internet genutzt. Der Betrieb erfolgt bei einem externen IT-Dienstleister.
  • Platform as a Service (PaaS): Der Anwender hat die Möglichkeit, benutzerdefinierte Applikationen zu erstellen und in der Cloud verfügbar zu machen. Er hat aber keinen direkten Zugriff auf die Rechnerinstanzen.
Alle diese unterschiedlichen Facetten lassen sich sowohl in sogenannten Public Clouds als auch in Private Clouds oder hybriden Modellen aus beidem umsetzen. Public bedeutet dabei, dass alle Daten und Anwendungen im öffentlichen Raum, also im Internet, stehen. Private Clouds dagegen sind in sich geschlossene und abgeschirmte Wolken, die beispielsweise weltweit agierende Großkonzerne oder auch Forschungs- und Regierungsnetzwerke selber aufsetzen, um all ihren Mitgliedern Dienste von einer zentralen Stelle aus anzubieten. Und warum der ganze Aufwand? In der Praxis sind es meist Effizienzgründe, die Cloud Services zu einer vielversprechenden Alternative gegenüber einer selbst betriebenen Infrastruktur machen: Das fängt bei zentral bereitgestellter Hardware – etwa Speicherkapazitäten und Rechenzentren – an. Es betrifft aber genauso Software-Lizenzen, die beispielsweise nicht mehr pauschal erworben, sondern gemietet oder geleast werden. Und nicht zuletzt sind auch die Personalkosten für IT-Service-Mitarbeiter und Administratoren ein wichtiger Faktor: Zentralisierte Service-Abteilungen können deutlich besser ausgelastet und flexibler eingesetzt werden als individuelle Mitarbeiter an jedem einzelnen Standort. Daneben spielen aber auch ganz praktische Gründe eine wichtige Rolle: IT-Systeme werden stetig komplexer und die Entwicklungszyklen immer kürzer. Die IT entwickelt sich rasant, und es wird schwieriger, das eigene Personal bei allen technischen Neuerungen stets auf dem aktuellen Stand zu halten. Zentralen Einheiten oder Service-Unternehmen gelingt es hier viel besser, mit entsprechenden Spezialisten am Puls der Zeit zu bleiben. Das Zusammenspiel all dieser Facetten macht das Thema Cloud Computing für junge Consultants so interessant und abwechslungsreich wie kaum ein anderes IT-Thema. Auch die Herangehensweise ist hier eine andere als in klassischen Disziplinen. Während früher Business-Lösungen oft nach und nach den Weg in die private Nutzung fanden, gehen Cloud- Ansätze den umgekehrten Weg: Viele Konzepte, die in der „freien Wildbahn“ des Internet längst etabliert sind – etwa E-Mail-Dienste oder Flickr als Speicherplattform für Bilder – werden zunehmend auch für professionelle und institutionelle Nutzer interessant. Der Reiz des Tagesgeschäfts eines Cloud Consultants lässt sich einfach auf den Punkt bringen: Es ist eine Mischung aus Forscherdrang und Faszination für innovative Technologien. Konzeptionell sind Querdenker gefragt, die offen für neue Herangehensweisen sind. Und technisch werden Tüftler benötigt, die innovative Konzepte mit Kreativität und Geduld sowie der nötigen Zielsicherheit in sauber funktionierende IT-Lösungen umsetzen und diese mit den bestehenden Systemlandschaften integrieren. Dafür braucht es aber auch einen speziellen Typ von Berater. Wer sich lieber an gesetzten Verfahren orientiert, wird im Cloud-Umfeld schnell an seine Grenzen stoßen. Trotz der hohen Medienpräsenz und den bekannten Grundideen des Cloud Computing besteht im Businessumfeld noch deutliches Beratungs- und Entwicklungspotenzial. Es gibt wenige feste Standardmodelle, und die Zielvorstellungen und Erwartungen des Kunden sorgen in Projekten für ein hohes Maß an Individualität. Herrschen einerseits häufig recht eng gesteckte Vorgaben etwa hinsichtlich der Sicherheitsanforderungen, kommt es mitunter auch vor, dass dem Berater bei der Konzeption und Realisierung neuer Lösungen viel freie Hand gelassen wird. Alles in allem bietet das Thema Cloud also noch extrem große Freiräume. Und damit auch die Chance für neugierige, engagierte und technisch wie konzeptionell interessierte Berater, sich schnell zu gefragten Spezialisten zu entwickeln.

Lesetipp

Der „Leitfaden Cloud Computing: Recht, Datenschutz & Compliance“ hilft Anbietern und Anwendern von Cloud Services bei der sicheren Vertragsgestaltung und der Auswahl des richtigen Dienstleisters. Die Rechtsexperten von EuroCloud Deutschland_eco, dem Verband der Cloud- Services-Industrie in Deutschland, vermitteln in dem Leitfaden wichtige Grundlagen zu Datenschutzfragen, Vertragselementen sowie produkt- und branchenspezifischen Besonderheiten: Erfüllt der gewählte Anbieter alle rechtlichen Anforderungen? Was muss man beim Datenschutz beachten? Welche Ausnahmen gelten für bestimmte Branchen wie den Finanzsektor oder Berufsgeheimnisträger? Neben den Kernpunkten für einen rechtssicheren Vertrag ist den einzelnen Vertragselementen ein eigenes Kapitel gewidmet: In Form einer Checkliste können die Vertragsparteien überprüfen, ob alle wichtigen Punkte beachtet sind. Die Checkliste ist angelehnt an die Prüfkriterien des EuroCloud SaaS Gütesiegels, mit dem der Verband ab Anfang 2011 Anbieter zertifizert, um eine bessere Marktübersicht zu schaffen und die Auswahl des passenden Dienstleisters zu erleichtern. Der „Leitfaden Cloud Computing: Recht, Datenschutz & Compliance“ kann unter leitfaden-recht@eurocloud.de kostenfrei als PDF angefordert werden.

Jung und erfolgreich bei: Schoen + Company

Eigentlich wollte ich überhaupt nicht in die Consultingbranche, als ich vor vier Jahren mit der Master-Thesis bei Schoen + Company begann. Meine betreuende Professorin riet mir aber, diesen Weg zu probieren, und lag richtig. Von Jörg Schomaker

Name: Jörg Schomaker Position: Senior Consultant Stadt: Düsseldorf Alter: 31 Jahre Studium: Bachelor Betriebswirtschaft an der Berufsakademie Emsland, Master Business Management an der Hochschule Osnabrück Abschlussjahr: 2008 Interessen: Musik hören und spielen (Drums), Handball, Joggen und Lesen Ziel: Consulting auf Top-Niveau mitgestalten und mit den Klienten praktikable und sinnvolle Lösungen erarbeiten und einführen
Die Eigenverantwortung und Vielfältigkeit der Aufgaben hatten mich überzeugt, und ich nahm das Angebot zum Direkteinstieg als Junior Consultant an. Das Unternehmen zeichnete sich für mich in den ersten Monaten durch die Effizienz des Teams aus. Ich musste mich schnell in neue Themen und Branchen einarbeiten und übernahm zumeist Analysetätigkeiten. Aufgrund der Größe des Beratungsunternehmens erhielt ich Einblicke in fast alle Projekte aus Industrie und Professional Service Firms (insbesondere Anwaltskanzleien). Das breite Themenspektrum reicht von Marketing über Controlling & Accounting sowie Prozessoptimierung bis zur strategischen Ausrichtung des Klienten. Durch mein praxisorientiertes BWL-Studium und erste Berufserfahrungen war ich auf viele Themen vorbereitet, hatte und habe aber in Person des Geschäftsführers auch einen sehr guten Mentor. Auf dieser Grundlage konnte ich schnell eigenständig Aufgaben und Teilprojekte übernehmen. Meine Affinität zu Zahlen und deren Analyse sowie für Prozesse konnte ich bei den Anwälten gut einbringen: Analysen zur Profitabilität von Mandanten, ABC- und Portfolioanalysen sowie Visualisierung und Verschlankung von Prozessen konnte ich nun in der Praxis anwenden. Im Bereich Accounting und speziell in der Jahresabschlussbilanzierung kamen aber Fragestellungen auf mich zu, für deren Beantwortung ich mir erst zusätzliche Kenntnisse aneignen musste. Herausragend im letzten Jahr war ein international angelegtes Projekt eines Dax30-Unternehmens. Wir wirkten hier im Bereich Panel-Management und Reduzierung der Rechtsberatungskosten mit. Besonders herausfordernd waren in diesem Zusammenhang die international unterschiedlichen ITSysteme und juristischen Gepflogenheiten. Ein weiteres Highlight ist seit 2009 die strategische Neuausrichtung eines Klosters. Die klösterlichen Betriebe und die eigene GmbH, unter anderem mit Hotelbetrieb, wurden hinsichtlich ihrer Profitabilität und Positionierung analysiert und strategische Optionen erarbeitet, die nun fortlaufend umgesetzt werden. Auch das Marketing wurde neu belebt. Dieses Projekt fällt aus dem Rahmen und erfordert zwar die gleiche Professionalität wie bei den Anwälten, aber etwas mehr Geduld in der Umsetzung. Mit zunehmender Klienten-Erfahrung erarbeitete ich mir mehr Seniorität. Nach inzwischen vier Jahren in der Beratung ist der Beruf weiterhin sehr spannend, abwechslungsreich und fordernd. Wir arbeiten in einem hochmodernen Arbeitsumfeld, das mich zusätzlich motiviert. Die viel zitierte Work-Life-Balance stimmt, und wenn am Ende der Beratung kundenindividuelle Lösungen stehen, die meistens nicht in der Standardliteratur zu finden sind und die die Klienten mit Erfolg umsetzen, lohnt es sich, Berater zu sein.

Karriere statt Klischees

Wer sein im Studium erworbenes Fachwissen als Berater passgenau einbringen möchte, sollte abseits der bekannten Consulting-Generalisten ein Auge auf kleinere Spezialisten werfen. Hier lockt ein spannendes Arbeitsumfeld – viel Gestaltungsfreiraum inklusive. Von Andreas Quirin

DWS, Lazard, Cofinpro. Während die ersten beiden Unternehmen nicht nur unter Finanzexperten als namhafte Kapitalanlagegesellschaften bekannt sein dürften, gehört das dritte zu den eher unbekannten kleinen, aber feinen Beratungshäusern. Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann mit anschließendem Bachelor-Studium in International Business Administration inklusive zwei Auslandssemestern und Praxisstationen – eben genau bei DWS und Lazard – hatte ich das Glück, dass man mir Cofinpro empfahl. Denn mein Berufswunsch, nach dem Abschluss im Wertpapierbereich zu arbeiten, stand schon lange fest. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Gleich mit meinem Einstieg als Consultant in das Unternehmen im Juni 2012 wurde ich Teil eines Teams, das derzeit bei einer Spezialbank in München das Risiko-Reporting optimiert. Team bedeutet hier wirklich Team. Ich bin also gleichwertiges Mitglied und nicht Edel-Assistent, der im ersten Berufsjahr vor allem Powerpoint- Präsentationen erstellt. Natürlich wird man als Einsteiger trotz dieses großen Vertrauensvorschusses nicht einfach sich selbst überlassen. So ist mir beispielsweise ein Mentor zur Seite gestellt, mit dem ich jede Woche ein Feedback-Gespräch führe. Hinzu kommen regelmäßige Trainings, die sowohl intern als auch extern organisiert sind. Da ich von der Ausbildung und dem Studium her viel Bankfachwissen mitgebracht habe, werde ich derzeit in erster Linie in technischen und methodischen Fragen geschult. Neben dem passgenauen Einsatz, den eine auf die Finanzindustrie spezialisierte Unternehmensberatung sicherlich anders als die größeren Consulting- Generalisten anbieten kann, bietet dieses Unternehmen mit derzeit 86 Mitarbeitern ganz andere Möglichkeiten der Mitgestaltung als Firmen mit konzerngeprägten Strukturen. Wer also anstrebt, nicht nur für seinen Arbeitgeber zu arbeiten, sondern das Haus fachlich wie kulturell zu prägen, sollte bei der Jobsuche abseits der bekannten Adressen auch nach kleinen und mittleren Beratungsgesellschaften Ausschau halten. Bleibt am Ende nur noch die oft gestellte Frage, ob eine offene Unternehmenskultur und kurze Entscheidungswege in mittelständischen Beratungshäusern mit Abstrichen an anderer Stelle erkauft werden müssen. Wenn ich alle Informationen, die ich von Freunden, Bekannten und ehemaligen Kommilitonen bekomme, zusammenfüge und mit meinen Erfahrungen vergleiche, ist die Antwort klar. Berater bei einem mittelständischen Consultinghaus zu sein bedeutet: Karriere machen statt Klischees Glauben schenken.

Mein Bewerbungsgespräch bei: Capgemini Consulting

Bevor ich Anfang 2013 bei Capgemini Consulting als Consultant begann, hatte ich dort im Sommer 2012 ein dreimonatiges Praktikum im Rahmen meines Masterstudiums in „International Management“ an der ESCP Europe absolviert. Da Capgemini Consulting ein Unternehmen mit französischem Ursprung ist, hatte ich schon während meines Semesters in Paris viel davon mitbekommen, zum Beispiel durch Infostände bei der uni-internen Karrieremesse oder durch Vorträge in Vorlesungen. Da mein Eindruck vom Unternehmen sehr positiv war, bewarb ich mich auf eine Praktikantenstelle im Bereich Supply Chain Management. Von Philippa Siems

Profildaten

Hochschulabschluss als: Master of Science (International Management) Warum Capgemini Consulting? Spannendes und abwechslungsreiches Arbeitsumfeld mit netten Kollegen und tollen Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten Bewerbung als: Consultant „Supply Chain Management“ Bewerbungsweg: schriftliche Bewerbung über das Onlineportal Wann war das Vorstellungsgespräch? August 2012 Wann war Arbeitsbeginn? Januar 2013
Kurze Zeit später wurde ich zu einem ausführlichen Vorstellungsgespräch mit einem Senior und einem Management Consultant eingeladen, die mich für ihr damaliges Projekt rekrutieren wollten. In diesem Gespräch wurden sowohl mein „Personal Fit“ zum Unternehmen als auch meine Erfahrungen und fachlichen Vorkenntnisse getestet. Auf der anderen Seite stellten sich auch die beiden Interviewer vor und gaben mir erste Einblicke in das Unternehmen und deren Projekte. Mir gefiel hierbei insbesondere die Aussicht auf abwechslungsreiche Arbeit mit sympathischen, erfahrenen Kollegen sowie der direkte Kundenkontakt in spannenden, internationalen Projekten. Und ich gefiel meinen Gesprächspartnern auch. Einige Tage später erhielt ich einen Anruf von der Personalabteilung, in dem mir die Praktikumsstelle angeboten wurde. Ich musste nicht lange überlegen und sagte sofort zu. Während des Praktikums lernte ich den Beratungsalltag mit all seinen Facetten kennen, arbeitete an verschiedenen Projektthemen in unterschiedlichen Bereichen mit, traf viele nette Kollegen und hatte ausreichend Zeit, mir zu überlegen, ob die strategische Beratung auch mein Berufseinstieg sein sollte. Zwei Wochen nach Praktikumsende wurde ich zu einem finalen Gespräch mit meinem heutigen Vorgesetzen und dem Head of Supply Chain Management eingeladen. In diesem Gespräch wurden in erster Linie meine Motivation, gerade für dieses Unternehmen arbeiten zu wollen, und meine fachlichen Vorkenntnisse in Form eines Case- Interviews untersucht. Noch in diesem Gespräch wurde mir die Stelle als Consultant im Bereich Supply Chain Management angeboten. Ich sagte sofort zu. Nun bin ich seit knapp drei Monaten dabei und beschäftige mich seitdem mit kleineren Projekten in verschiedenen Themenbereichen, die ich selbstständig bearbeite, mit erfahrenen Kollegen als Ansprechpartner an meiner Seite. Der besondere Reiz dieser Beratungsarbeit ist die Vielfalt der Aufgaben, die Zusammenarbeit mit erfahrenen Kollegen aus verschiedenen Fachbereichen und die schnelle Erweiterung des eigenen Erfahrungsschatzes.

Interview mit Uwe Kloos

Die IT-Beratung NTT Data Deutschland gehört zu einem japanischen Konzern. Diese Besonderheit hat Einfluss auf die Firmenkultur, sagt Personalchef Uwe Kloos. Das Unternehmen sieht sich selber als eine Familie. Was Einsteiger in dieser Hinsicht erwartet und was gute IT-Beratung heute auszeichnet, verrät der 48-Jährige im Interview mit André Boße.

Zur Person

Uwe Kloos, geboren am 27. August 1964 in Rumänien, studierte Ökonomie in Augsburg. Über berufliche Stationen bei Siemens Nixdorf, Siemens Business Services oder Compaq kam er zum deutschen IT-Beratungsunternehmen Cirquent, das im April 2012 zu NTT Data Deutschland umfirmiert wurde. Dort ist er heute Head of Human Resources & Organisation für die Region Deutschland, Österreich und Schweiz. Jährlich rekrutiert der 48-Jährige rund 300 Consultants und IT-Consultants. Zudem leitet er Integrationsprojekte aus dem Wirtschaftsraum EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika).
Herr Kloos, NTT DATA Deutschland ist Teil des großen japanischen Telekommunikationskonzerns NTT. Kann man bei Ihnen als Berater eigenständig arbeiten? Oder spürt man zu jeder Zeit den Einfluss des Mutterkonzerns? Wir benutzen die Metapher der Familie. Das heißt, es gibt innerhalb der NTT DATA Familienmitglieder – eines davon ist die deutsche Organisation –, die kooperieren und ein gemeinsames Ganzes bilden. Das ist wichtig, weil wir als IT-Dienstleister die gesamte Bandbreite anbieten, vom Consulting über die Umsetzung von Business- Strategien in IT-Konzepten bis hin zur Systemintegration. Wir appellieren daher an den Teamgeist unserer Mitarbeiter. Eine Ellenbogenmentalität passt nicht zu uns. Ist hier die japanische Unternehmenskultur spürbar? Ich denke schon. Im Zentrum stehen das Miteinander und eine langfristige Orientierung. Das versuchen wir zu leben. Klar, wir zählen zu den großen IT-Unternehmen auf dem globalen Markt. Trotzdem legen wir Wert darauf, dass jeder Mitarbeiter ein auf sich zugeschnittenes Arbeitsfeld mit entsprechenden Entwicklungsmöglichkeiten erhält. Das ist deshalb wichtig, weil wir unseren Kunden ja auch maßgeschneiderte Lösungen bieten wollen. Hier bedingt das eine das andere. Wie und wann werde ich als Einsteiger bei Ihnen mitbekommen, dass Ihr Unternehmen global aufgestellt ist? Das beginnt sicherlich mit den ersten informellen Gesprächen mit den neuen Kollegen, die dann von der Bandbreite der Projekte erzählen. Wir legen Wert darauf, dass junge Kandidaten viele solcher Gespräche führen. Der potenzielle Nachwuchs soll eben nicht nur mit einem Manager reden, sondern möglichst auch künftige Kollegen kennenlernen. Die Mitarbeiter wiederum werden dann in die Personalentscheidung mit einbezogen. Hier greift also wieder der Familiengedanke: Neben der fachlichen Expertise, die ein Bewerber mitbringt, muss er uns auch auf persönlicher Ebene überzeugen. Er muss in die Familie passen. Wo sehen Sie die besonderen Herausforderungen dieses interkulturellen Arbeitens? Wenn es um rein fachliche IT-Fragen geht, finden die Mitarbeiter sehr schnell zueinander. Ob in China, Indien, Japan oder Deutschland: Die Technik ist überall mehr oder weniger gleich. Doch die IT läuft ja nicht für sich, sondern für die Menschen, für die Kunden. Und da wird es dann komplizierter. Wir bieten eben nicht nur ITLösungen an, sondern auch die damit verbundene Beratung und das Change Management. Daher ist die interkulturelle Kompetenz ein absoluter Erfolgsindikator für internationale ITProjekte. Sprich: Ein Informatiker mit Top-Abschluss und hohem fachlichen Know-how, der sich für eine Karriere bei einem IT-Dienstleister mit hohem Consulting-Anteil interessiert, muss über ausgeprägte soziale Skills verfügen – oder sich diese aneignen. Wie prüfen Sie in der Bewerbungsphase, ob jemand bereits über solche Kompetenzen verfügt oder nicht? Ein möglicher Weg ist, sich von den Kandidaten ihre Diplomarbeit präsentieren zu lassen. Die Bewerber sind dann im Thema, und wir können schauen, wie sie sich bei der Präsentation geben. Dabei geht es uns nicht um fachliche Perfektion. Uns interessiert vielmehr, wie sich jemand in der, wie der Amerikaner sagt, „danger zone“ darstellt. Wir merken dann schnell, ob jemand damit zurechtkommt oder nicht – wobei man sagen muss, dass die allermeisten Bewerber hier gut abschneiden. Wer sich für einen Einstieg in die Beratung entscheidet, hat sich in den meisten Fällen bereits selbst vorselektiert und erkannt: Das ist was für mich. Bei etwa 250 neuen Einstellungen pro Jahr haben wir dafür einen guten Blick entwickelt. Nun bringen die Einsteiger der sogenannten Generation Y neue Ansprüche mit in die Unternehmen, vor allem was die Work-Life-Balance betrifft. Kann ein Beratungsunternehmen diese Ansprüche erfüllen? Es ist grundsätzlich möglich, ja. Wenn jemand ein Sabbatical wünscht oder in Elternzeit gehen möchte, arbeiten wir gemeinsam an einer guten Lösung für beide Seiten. Das klingt, als würde jetzt ein „aber“ folgen … … ja, denn man muss diese Flexibilität auch dem Kunden vermitteln, und das ist nicht immer einfach. Man muss ihm nahebringen, dass ein Consultant ihm vielleicht nicht über die gesamte Strecke der Beratung zur Verfügung steht. Andererseits muss man als Berater wissen, dass es Phasen gibt, in denen eine Auszeit nur schwer vermittelbar ist. Zum Beispiel, wenn am Höhepunkt eines Projekts die Umsetzungsphase beginnt. Kein Kunde hat Verständnis, wenn der Berater sagt: Ich bin jetzt drei Wochen weg und schaue dann, wie es gelaufen ist. Einsteiger sollten sich also darauf einstellen, als Berater im Rhythmus von Projekten zu arbeiten – wobei ich schon finde, dass dieser Rhythmus genügend Gestaltungsspielräume bietet, um für sich selber eine gute Work-Life-Balance herzustellen. Die gesamte IT-Branche diskutiert den akuten Frauenmangel. Wie sieht das bei Ihnen aus? Auch wir haben Schwierigkeiten, passende Bewerberinnen zu finden. Leider. Zum einen gibt es einfach zu wenige Frauen, die BWL mit einem IT- oder Wirtschaftsinformatik-Hintergrund studieren. Hinzu kommt das Problem, dass viele Frauen, die Karriere und Familie vereinbaren möchten, an einem bestimmten Punkt auf Teilzeitlösungen setzen. Hier schaffen wir es bereits, individuelle Lösungen zu vereinbaren, allerdings sind diese bei unseren Kunden besonders in beratungsintensiven Phasen nicht leicht zu vermitteln. Um es kurz zu sagen: Er möchte seinen Berater dann ganz. Es ist also kein fachliches, sondern ein organisatorisches Problem. Absolut. Den Frauen, die bei uns an Bord gekommen sind, bereitet die Arbeit sehr viel Freude.

Zum Unternehmen

Der japanische IT-Konzern NTT Data mit Hauptsitz in Tokio ist in mehr als 35 Ländern weltweit vertreten. Außerhalb des japanischen Stammmarktes arbeitet das Unternehmen mit rund 6000 IT-Spezialisten. Der Schwerpunkt liegt auf langfristigem Engagement mit seinen Kunden: Das Unternehmen kombiniert globale Reichweite mit lokaler Marktkenntnis und bietet Dienstleistungen von der Beratung und Systementwicklung bis hin zum Outsourcing an. In Deutschland war das IT-Beratungsunternehmen Cirquent lange eine Tochtergesellschaft des japanischen Konzerns, bevor es 2012 zu NTT Data Deutschland umformiert wurde.

„Quereinsteiger sind willkommen“

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Wie gefragt sind Nicht-BWLer in den Unternehmensberatungen, und bei welchen Themen können sie besonders punkten? Antonio Schnieder, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU), gibt Antworten. Das Interview führte André Boße.

Zur Person

Antonio Schnieder ist seit 2007 Präsident des BDU. Er war viele Jahre lang Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensberatung Capgemini Deutschland sowie Mitglied des globalen Vorstands der weltweit operierenden Unternehmensberatung. Seit 2011 ist er Vorsitzender des Aufsichtsrates von Capgemini Deutschland.
Herr Schnieder, wie gefragt sind Nicht- BWLer derzeit in den großen Unternehmensberatungen? Sie sind willkommen – auch wenn derzeit Kandidaten mit BWL-Hintergrund oder Wirtschaftsinformatiker in der Regel noch gefragter sind. Dennoch: Die Branche hat gute Erfahrungen mit Quereinsteigern aus anderen Fachrichtungen als BWL gesammelt. Sie haben die Beratung belebt. Es gibt also guten Grund anzunehmen, dass Kandidaten aus anderen Richtungen als BWL weiterhin gute Perspektiven in der Beratung haben. Mit welchen Fachrichtungen hat man die besten Chancen? Im Bereich IT-Consulting natürlich Mathematiker. Diese sind dort schon so sehr Teil der Branche, dass ich sie gar nicht mehr als Quereinsteiger bezeichnen würde. Grundsätzlich funktioniert der Einstieg aber auch für Soziologen oder Germanisten, wobei die Bereitschaft vorhanden sein sollte, sich in betriebswirtschaftliche Themen einzuarbeiten. Was empfehlen Sie in dieser Hinsicht? Ein Aufbau- oder Ergänzungsstudium in dieser Richtung ist natürlich ideal. Je mehr Wissen die Kandidaten mitbringen, desto geringer ist der Einarbeitungsaufwand für die Unternehmensberatungen. Klar, dass damit die Chancen steigen. In welchen Themen können sich Quereinsteiger aus den Geisteswissenschaften besonders einbringen? Wenn es um Change Management oder Personalberatung geht, sind viele soziale und weiche Faktoren gefragt – wobei es heute kaum noch Mandate gibt, in denen diese Bereiche keine Rolle spielen. Bei diesen Themen kommt es dann weniger auf den betriebswirtschaftlichen Hintergrund an, sondern vielmehr auf die Frage, wie man Menschen motivieren und Mitarbeiter mit auf den Weg bringen kann. Daher finden wir in diesem Sektor viele Theologen, Psychologen oder auch Pädagogen. Sind denn die klassischen BWL-Berater fit genug, bei diesen sozialen Themen mit den Quereinsteigern mitzuhalten? Theoretisch ja. Sie haben an der Uni gelernt, wie sich die Wirtschaft wandelt oder wie moderne Führung aussieht. In der Praxis sieht das jedoch oft anders aus, sodass die Beratungsunternehmen ihren Nachwuchs zu Beginn in dieser Richtung intensiv begleiten, damit dieser nicht nur weiß, mit welchen Gesprächstechniken Menschen motiviert werden können, sondern diese auch anwenden kann.

Die Kraft der Diversität

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Vor allem die großen Strategieberatungen setzen auf Nicht-BWLer. Sie bieten interessante Perspektiven und sorgen für einen unkomplizierten Einstieg, denn sie wissen: Vielfältig besetzte Consulting-Teams sind deutlich besser in der Lage, die spezifischen Bedürfnisse der Kunden zu bedienen. Von André Boße

2007 hatte Robert Schimke sein Mathe- Diplom in der Tasche. Nebenfach Physik. Schwerpunkt und Thema der Abschlussarbeit: Algebraische Topologie. Was damit anfangen? Eine Option wäre die Forschung gewesen. Dort zog es viele seiner Kommilitonen hin, doch ihn reizte eine Laufbahn an einer Hochschule oder einem freien Institut nicht so sehr. Gute Perspektiven hätte es für Mathematiker auch in der Finanzbranche gegeben – zumal 2007 die Krise noch nicht eingeschlagen hatte. Aber Robert Schimke wollte sich nicht schon zu Anfang seiner Karriere zu sehr auf eine Richtung festlegen. Außerdem wollte er nicht nur mit Zahlen, sondern auch mit Menschen zu tun haben. Wie das gehen kann, hatte er noch während des Studiums im Laufe eines Praktikums in einer Unternehmensberatung kennengelernt. Schon in dieser kurzen Zeit hatte er gespürt, dass es im Consulting genauso wie in den Naturwissenschaften darum geht, Probleme zu identifizieren, zu strukturieren und zu lösen. Ein guter Mathematiker kann das. Doch wie eine Karriere in dieser einst traditionellen BWLer-Domäne starten? Eine Möglichkeit wäre es gewesen, vor der ersten Bewerbung bei einer Unternehmensberatung ein MBA-Studium draufzusatteln. „Bei diesem Zusatzstudium hätte ich mich jahrelang in die Betriebswirtschaftslehre eingearbeitet – und dafür viel Geld bezahlt“, sagt Schimke. „Da dachte ich: Mache es doch lieber andersherum, investiere Zeit für BWL-Themen, verdiene dabei aber bereits Geld und sammle Praxiserfahrungen.“ Also bewarb er sich als Mathematiker in der Consultingbranche und stieg 2007 im Düsseldorfer Büro der weltweit tätigen Strategieberatung Booz & Company ein. Vorteil Mathematik Der Einstieg verlief unkompliziert. Robert Schimke lernte, dass nicht alle Teammitglieder bereits zu Beginn eines Mandats alle Details kennen müssen. Es geht insbesondere für Juniorberater darum, sich konzentriert einzuarbeiten. „Wenn es um betriebswirtschaftliche Ansätze und Methoden geht, haben typische BWLer natürlich einen Wissensvorsprung“, sagt er. Ein Nachteil könne dann jedoch sein, dass die klassisch geschulten Consultants immer wieder auf Standard-Lösungswege zurückgreifen, statt neue Perspektiven auszuprobieren. Hier konnte der Mathematiker unter den Beratern schnell punkten: Sein erstes Projekt war eine Investitionsanalyse für Breitbandinternet in Russland, bei der modellhaft und mathematisch gearbeitet wurde. „Ich fühlte mich methodisch also gleich zu Hause und entwickelte nach ein, zwei Wochen einen Lösungsweg, der dann auch sehr gut ankam.“ Für Schimke ist dieses Beispiel typisch für die Arbeit eines Nachwuchsberaters – und zwar unabhängig davon, was er vor dem Einstieg studiert hat: „Es geht immer darum, sich mit einer vertrauten Methode in ein neues Thema einzuarbeiten. Nach und nach gewinnt man auf diese Weise Zugänge zu immer neuen Themen.“ Wer denkt, der Mathematiker habe in den ersten Monaten jede freie Minute am Feierabend mit BWL-Fachbüchern verbracht, täuscht sich. „Ich besitze kein einziges betriebswirtschaftliches Lehrbuch“, gesteht er. Viel wichtiger seien andere Informationsquellen: Fachgespräche mit den erfahrenen Kollegen beim Mittagessen zum Beispiel. Oder der Griff zu Smartphone, Tablet oder Laptop, um einen Fachbegriff schnell im Internet aufzurufen. Fünf Jahre nach seinem Einstieg ist Robert Schimke heute selber Projektleiter. Seine Schwerpunkte: Supply Chain Management, ein zahlenaffines Thema, aber auch die strategischen Bereiche Compliance, Governance und Corporate Security. Zudem ist der 32-Jährige selber im Recruiting tätig: „Spreche ich mit einem Naturwissenschaftler, verlange ich nicht, dass er eine Bilanz auseinandernehmen kann, sondern prüfe, ob die Kandidaten in der Lage sind, ein Problem zu durchdringen.“ Strategieberater suchen Quereinsteiger Die Personalverantwortlichen anderer großer Strategieberatungen bestätigen das Interesse der Consulting- Unternehmen an Einsteigern aus allen erdenklichen Bereichen. „Wir suchen Berater aus praktisch allen Fachrichtungen und mit völlig unterschiedlichen Berufs- und Lebenserfahrungen“, sagt Carsten Baumgärtner, für das Recruiting verantwortlicher Partner bei der Boston Consulting Group. Aktuell verfügen in seiner Firma 50 Prozent aller Berater über einen wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss, die andere Hälfte setzt sich aus vielen anderen Fachbereichen zusammen. „Ingenieure, Natur- oder Musikwissenschaftler sind bei uns ebenso gefragt wie Juristen, Informatiker oder Mediziner.“ Dabei setzt die Strategieberatung auf die Kraft der Vielfalt in den divers zusammengesetzten Projektteams. „Nehmen wir ein interdisziplinäres Team, das das Markenportfolio eines Konsumgüterunternehmens unter die Lupe nehmen soll“, nennt Baumgärnter ein Beispiel. Hört sich zunächst einmal nach klassischer Betriebswirtschaftslehre an. „Aber ein Naturwissenschaftler hat mit seiner Denkschule eine ganz andere Sicht- und Herangehensweise als ein Geisteswissenschaftler oder Betriebswirt“, so der BCG-Partner. Der eine setzt den Fokus auf die Logistik oder die Supply Chain, ein Zweiter bringt Aspekte wie Markentreue oder Konsumtrends ins Spiel, ein Dritter denkt gewinn- und umsatzorientiert. „Genau diese Vielfältigkeit ist gefragt“, sagt Baumgärtner – und schätzt es als „geradezu kontraproduktiv“ ein, wenn sich Einsteiger aus anderen Bereichen auf eine einheitliche Sichtweise „einnorden“ würden. „Die eigene Art zu denken, kann und muss sich jeder bei uns bewahren.“ Auch Start-up-Erfahrung zählt Genau diese eigene Denkart erwarten die großen Beratungsunternehmen vom Nachwuchs. Kathrin Kammer, Leiterin Recruiting beim Strategieberater Roland Berger, beobachtet, dass bei den Klienten der Consultants die Ansprüche steigen. „Die meisten Klienten haben heute bereits viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit uns Beratungsunternehmen. Sie hinterfragen genau, welche Berater das Projekt bearbeiten werden und welches Know-how diese für die spezifische Fragestellung mitbringen.“

Quoten und Exoten

Der Anteil von Mitarbeitern ohne BWLHintergrund bei den Top-Strategieberatungen in Deutschland liegt nach einer Berechnung von Spiegel Online bei rund 50 Prozent. Besonders stark vertreten sind Ingenieure und Naturwissenschaftler mit einem Anteil von 40 Prozent. Die sogenanten Exoten haben bei den großen strategischen Consultants einen Gesamtanteil von rund zehn Prozent, dazu zählen zum Beispiel Mediziner, Theologen, Soziologen oder auch Forstwissenschaftler. Bei mittelständisch geprägten Beratungen sind exotische Abschlüsse jedoch weiterhin die Ausnahme, heißt es bei der Personalberatung Topos.
Deshalb sind in den Teams stärker denn je Spezialisten gefragt, die weit mehr können, als betriebswirtschaftlich zu denken. Insbesondere bei Kunden aus der Hightech-Industrie oder in Funktionsbereichen wie Produktion und Logistik seien Berater mit einem tiefen Verständnis für technische Prozesse gefragt. Gleiches gelte für Projekte im Gesundheitsmanagement – ein Bereich, der für Consultants immer wichtiger wird. „Bei Beratungsmandaten in Kliniken ist es vorteilhaft, einen Mediziner im Team zu haben, der die Abläufe in Krankenhäusern aus eigener Erfahrung kennt“, so Kammer. Gute Chancen hätten zudem Kandidaten, die bereits bewiesen haben, dass sie unternehmerisch zu denken verstehen. „Entrepreneurship gehört zu unseren Kennwerten. Wir suchen daher auch nach Bewerbern, die bereits eigene Geschäftsideen entwickelt haben und unternehmerisch tätig waren.“ Keine BWL-Druckbetankung Mit den Gründen, warum Strategieberatungen so großes Interesse an Einsteigern aus allen möglichen Bereichen haben, beschäftigt sich Thomas Holtmann. Er ist bei der international vernetzten Personalberatung Topos unter anderen für Kunden aus der Consultingbranche zuständig, gewinnt für sie Führungskräfte und Spezialisten. Aktuell, so sagt er, stehen die Beratungen vor einem Dilemma. „Auf der einen Seite ist bei den meisten die Auftragslage wieder ausgesprochen gut, auf der anderen Seite fehlen ihnen die qualifizierten Mitarbeiter.“ Nur an den klassischen Fakultäten zu rekrutieren, reiche nicht mehr aus, um die Nachfrage zu erfüllen – was auch damit zu tun habe, dass die Industrie, was die Job- Perspektiven betrifft, aufgeholt hat. Doch der Mangel an guten Beratern sei nicht die einzige Motivation, auf Quereinsteiger zurückzugreifen. „Die immer wichtigeren Fähigkeiten in Kommunikation, Moderation oder Analyse finden sich eben auch bei exzellenten Absolventen jenseits der üblichen Consulting- Studiengänge“, so Holtmann, der nicht viel davon hält, als Bewerber mit Nicht-BWL-Hintergrund vor den ersten Gesprächen mit einem interessierten Arbeitgeber eine „Druckbetankung mit kurzfristigem Wissen“ vorzunehmen. „Spätestens, wenn im Gespräch etwas tiefer gebohrt wird, wird der Bewerber scheitern.“ Viel wichtiger sei es, mit seiner Persönlichkeit zu punkten und den zukünftigen Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass man willens und in der Lage ist, sich „on the job“ weiter zu qualifizieren. Denn das ist ein Geheimrezept für jede gute Beraterlaufbahn, unabhängig vom Studium: Jeder Tag als Berater ist ein Tag, an dem man etwas Neues dazulernt.

Quereinstieg: Die ersten Schritte

Die Personalberater von Topos empfehlen Nicht-BWL-Absolventen folgende Schritte zum Einstieg in die Beraterbranche:
  • Im Vorfeld informieren, welche Beratungen sich besonders für Nicht-BWLer interessieren.
  • Sich fragen: Wo liegen meine Vorteile gegenüber BWL-Absolventen? Beispiel Mediziner: Ich kenne die Abläufe in einem Krankenhaus, kenne die Fachterminologie etc.
  • Sich von Anfang an als Teil eines Teams verstehen: Ich stehe für die fachlich-fundierte Seite, die BWLer für das betriebswirtschaftliche Know-how.
  • Den Willen zeigen, sich nach dem Einstieg durch sinnvolle Weiterbildungen das BWL-Know-how anzueignen.
  • Keine Angst vor Wissenslücken, denn: Niemand erwartet einen perfekten Studienabsolventen.

SimCorp GmbH

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Branche
Software für Finanzdienstleister

Produkte/Dienstleistungen
SimCorp Dimension (Asset Management Software): Verkauf, Implementierung, Kundenbetreuung

Anzahl der Standorte
Inland: 1, Ausland: 19

Jahresumsatz
225 Mio. Euro im Jahr 2013 (weltweit)

Anzahl der MitarbeiterInnen
Inland: 150, weltweit: 1200

Bedarf an HochschulabsolventInnen
Ca. 10 pro Jahr

Gesuchte Fachrichtungen
BWL (Wirtschaftswissenschaften), Mathematik, Physik, Wirtschaftsmathematik, Wirtschaftsinformatik, Informatik

Einsatzmöglichkeiten
Implementierung, Kundenbetreuung, Systemintegration

Einstiegsprogramme
Direkteinstieg mit zweimonatigem Einführungsprogramm inkl. dreiwöchiger SimCorp Dimension Academy (Fach- und Produktschulung) in Kopenhagen

Auswahlverfahren
Zweistufige Interviews mit Human Capital/Gruppenleitung bzw. Abteilungsleitung/Geschäftsführung

Auslandstätigkeit
Nach mehrjähriger Tätigkeit möglich

Angebote für StudentInnen
Sechsmonatiges Praktikum für Studenten im Hauptstudium, Werksstudententätigkeit

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Ansprechpartner
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