Gründen mit Upcycling

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Mit ihren Upcycling- Produkten wollen sich zwei Masterabsolventen für eine umweltfreundliche und nachhaltige Zukunft einsetzen: Adrian Goosses und Michael Widmann haben einen Rucksack aus nicht mehr verwendbaren Airbags entwickelt. Von Sabine Olschner

Alles begann mit einem gemeinsamen Gang zum Schrottplatz: Adrian Goosses und Michael Widmann hatten sich beim Masterstudiengang „Strategic Entrepreneurship“ in Rotterdam kennengelernt. Adrian Goosses hatte zuvor Volkswirtschaft in den Niederlanden studiert, Michael Widmann Supply Chain Management in Wien. In einem Uni-Projekt in Rotterdam zum Thema Recycling/ Upcycling gingen sie gemeinsam auf die Suche nach verwertbarem Material. „Während wir durch das Labyrinth von gestapelten Autos schlenderten, kamen uns viele Ideen: Aus Lkw-Reifen könnten Sessel werden, aus Zylinderköpfen Kerzenständer. Schließlich entdeckten wir einen Airbag – ein sehr haltbares und hochwertiges Material“, erinnert sich Adrian Goosses. An einer alten Nähmaschine entwarfen die beiden Studenten den ersten Prototypen für einen Rucksack.

Im Laufe des Studiums entwickelten sie parallel zu Kursen wie Unternehmensfinanzierung, Businessplan und Vertrieb ihre Idee weiter. Nach Studienabschluss sprangen sie ins kalte Wasser und gründeten ihr eigenes Unternehmen: Airpaq. „Der bürokratische Aufwand ist am Anfang sehr groß“, berichtet Adrian Goosses. „Uns haben Gründerkurse der IHK und Angebote der Startup-Community Startplatz in Köln sehr geholfen.“ Für die Startfinanzierung haben die beiden ein Crowdfunding-Projekt ins Leben gerufen, bei dem Interessenten sich einen Rucksack vorbestellen konnten. 70.000 Euro kamen durch das Crowdfunding zusammen. „Es war sehr hilfreich, dass wir unser studentisches Leben einfach weiterführen konnten und privat keine großen Ausgaben hatten“, sagt Adrian Goosses. „Wenn man schon einen gehobeneren Lebensstil hat, ist eine Gründung sicherlich nicht ganz so einfach.“

Sie fanden einen Zulieferer für Airbags, der ihnen die Ausschussware zur Verfügung stellt. „Die Qualitätsanforderungen an einen Airbag sind sehr hoch, daher führen schon kleine Fehler dazu, dass die Airbags aussortiert werden“, erklärt der Gründer. Dadurch, dass sie nur mit einem Lieferanten arbeiten, halten sie bewusst den ökologischen Fußabdruck für ihr Produkt klein. „Anders macht Upcycling keinen Sinn“, so Goosses. Für die Schnallen des Rucksacks arbeitet das Startup mit mehreren Schrottplätzen zusammen, die alte Sicherheitsgurtschlösser sammeln. Gefertigt werden die Rucksäcke in Rumänien, ebenso wie der Turnbeutel und die Bauchtasche aus Schnittresten, die ebenfalls mittlerweile im Programm sind. Ideen für weitere Upcycling-Produkte stehen in der Pipeline. Bislang haben Adrian Goosses und Michael Widmann alle anstehenden Aufgaben allein erledigt und bei Bedarf auf studentische Hilfskräfte und Freiberufler zurückgegriffen. Nun planen sie, einen Mitarbeiter für den Vertrieb einzustellen. Auch wenn es am Anfang viel Arbeit war, bereuen die beiden Gründer ihren Schritt nicht. „Neben der persönlichen Erfüllung, die wir durch unser Unternehmen erlangen, hoffen wir, einen Teil zu einem nachhaltigeren Bewusstsein in der Modewelt beitragen zu können“, so ihre Vision.

„Jeder Ingenieur ist wichtig, um den Klimawandel zu realisieren“

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Volker Quaschning, Ingenieurwissenschaftler und Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, setzt sich für den Klimawandel ein – nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch über die sozialen Medien. Zudem ist er Mitbegründer der „Scientists for Future“- Initiative. Mit Sabine Olschner sprach er über die Möglichkeiten von Ingenieuren, sich für den Klimawandel stark zu machen.

Wann sind Sie das erste Mal mit dem Thema Klimawandel konfrontiert worden?
Das war in meinem Studium der Elektrotechnik Ende der 1980er-Jahre. Damals gab es bereits die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zum Schutz der Erdatmosphäre, eine parteiübergreifende Kommission, die interessante wissenschaftliche Berichte erstellt hat. Schon zu dieser Zeit hat man sehr eindringlich vor dem Klimawandel gewarnt und dessen Folgen skizziert, was mich damals sehr beeindruckt, aber auch mitgenommen hat. Also habe ich mir gesagt: Das ist eines der größten Probleme der Menschheit. Was kann ich im Rahmen meines Elektrotechnikstudiums machen? Die Lösung waren erneuerbare Energien, und ich habe mich entschlossen, diesen Weg in meinem Studium einzuschlagen – auch wenn die Erneuerbaren zu dem Zeitpunkt in Deutschland noch keine große Rolle gespielt haben. Für meine Promotion bin ich von Karlsruhe nach Berlin gewechselt, weil es dort damals eine der wenigen Lehrstühle gab, die sich überhaupt mit erneuerbaren Energien beschäftigt haben.

Nachdem Sie sich nun schon viele Jahre mit dem Thema Klimawandel beschäftigt haben: Was ist Ihre Lösung für das Problem?
Man muss dabei immer die Zeit im Auge behalten. Aus den Berichten des Weltklimarates geht hervor, dass wir wahrscheinlich noch 15 bis 20 Jahre Zeit haben, auf null Emissionen zu kommen, also den Ausstoß von CO2 aus Kohle, Öl und Gas komplett zu unterbinden, um die Erderwärmung auf 2,5 Grad Celsius zu begrenzen. Das heißt, uns bleibt nur noch relativ wenig Zeit. Hätten wir schon 1990 gestartet, wäre der Zeitraum, um etwas zu tun, viel länger gewesen, und wir hätten es entspannter angehen können. Nun, zu einem viel späteren Zeitpunkt, müssen wir zwei Wege parallel gehen: Wir können das Problem teilweise mit neuen Technologien der erneuerbaren Energien lösen, die Erdgas, Öl und Kohle ersetzen. Aber der einzelne Mensch wird auch um Verhaltensänderungen nicht herumkommen, etwa weniger Auto fahren, seine Ernährung umstellen, keine Urlaubsflüge mehr unternehmen. Nur rein technisch werden wir das Problem in der kurzen Zeit nicht mehr lösen können.

Sehen Sie, dass sich bereits etwas verändert in den Köpfen?
Das vergangene Jahr war durch die „Fridays for Future“-Bewegung sehr spannend. Wir sind durch die öffentliche Wahrnehmung des Themas schon einen erheblichen Schritt im Klimaschutz weitergekommen. Nicht unbedingt im Sinne von technischen Lösungen, aber die Bereitschaft der Menschen, Veränderungen hinzunehmen, ist enorm gestiegen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für den Wandel. Auch die Politik bewegt sich, wenn auch nicht in dem nötigen Tempo, das das Pariser Klimaschutzabkommen fordert. Insgesamt muss noch viel schneller viel mehr passieren.

Wie sieht Ihr persönlicher Anteil als Ingenieur an den notwendigen Veränderungen aus?
Mein Forschungsschwerpunkt liegt in der Solarenergie und der Photovoltaik. Zusammen mit der ganzen Forschergemeinschaft rund um die Photovoltaik haben wir es geschafft, dass die Solarenergie konkurrenzfähig geworden ist. Als ich Anfang der 1990er-Jahre mit der Forschung begonnen habe, kostete der Solarstrom 2 Euro pro Kilowattstunde, heute kann in sehr sonnigen Gebieten die Kilowattstunde für 2 Cent angeboten werden. Diese Kostenreduzierung ist schon mal eine notwendige Voraussetzung dafür, um eine schnelle Energiewende hinzubekommen, ohne uns finanziell zu übernehmen.

Wie können sich Ingenieurstudenten und Berufseinsteiger für den Klimawandel engagieren?
Das Wichtigste wäre erst einmal, sich einen Studien- und später einen Arbeitsbereich zu suchen, der sich mit dem Thema Klimaschutz befasst. Das Tempo, mit dem wir hier vorankommen, ist wie gesagt noch viel zu langsam. Eigentlich müssten wir fünfmal so schnell sein. Das bedeutet aber auch: Wir brauchen fünfmal so viel Personal. Um die Technik und um die Finanzierung mache ich mir wenig Sorgen – aber um den Fachkräftemangel. Ob Solarenergie, Windenergie, Speichertechnologien oder Elektromobilität: Für all das brauchen wir qualifiziertes Personal. Darum meine Bitte: Liebe Leute, geht in diese Bereiche und setzt Entwicklungen mit um. Jede einzelne Ingenieurin und jeder einzelne Ingenieur ist wichtig, um einen schnellen Wandel zu realisieren.

Volker Quaschning …

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Scientists for Future

Anfang 2019 unterzeichneten knapp 27.000 Wissenschaftler eine Stellungnahme zur Dringlichkeit des Klimawandels. Mittlerweile wurden über 70 Regionalgruppen und mehrere thematische Arbeits gruppen gegründet, in denen Wissenschaftler der Klimaforschung, der Nachhaltigkeitsforschung sowie der Biodiversitäts- und Transformations forschung sich weiter darum bemühen, den Falschinformationen und den verbalen Angriffen auf die Klimaaktivisten mit sachlichen Informationen entgegen zuwirken. www.scientists4future.org

Neben Ihren wissenschaftlichen Bemühungen um den Klimaschutz setzen Sie sich auch auf Facebook, Twitter und YouTube stark für das Thema ein. Wen wollen Sie über diese Kanäle erreichen?
Wir sehen das Problem, dass die Gesellschaft und die Wissenschaft immer mehr auseinanderdriften. Aus diesem Grund haben wir im letzten Jahr auch die „Scientists for Future“-Initiative gegründet, um die „Fridays for Future“- Bewegung der Jugendlichen zu unterstützen, die mit Angriffen gegen ihr Anliegen diskreditiert wurden. Wir haben dagegengehalten, dass es eine klare Botschaft der Wissenschaft gibt, die allerdings nur von wenigen gehört wird. Da kam die Idee auf, sich über die Social Media auch an die breite Bevölkerung zu wenden. Denn was nützt es, wenn wir unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse nur vor Fachpublikum und in wissenschaftlichen Publikationen kundtun? Dabei wird der Laie mit all seinen Fragen zur Energiewende alleingelassen. Deswegen ist es mir wichtig, dass sich die Wissenschaft mehr zu Wort meldet und aufklärt, was zu tun ist. Das versuche ich mit meinen Social- Media-Kanälen zu erreichen.

Was glauben Sie: Können wir mit Hilfe der Ingenieure das Ruder noch herumreißen und den Klimawandel schaffen?
Wir haben mittlerweile einen hohen technischen Stand und kennen die Lösungen. Wir haben gute Leute und bilden weitere aus. Und die Lösungen sind auch finanzierbar. Es hapert allerdings noch an den politischen Schritten und an der Akzeptanz der Bevölkerung, die nötigen Veränderungen hinzunehmen. Ob dieses psychologische Problem zu lösen ist, vermag ich nicht einzuschätzen. Alles andere wäre aber ziemlich absurd, denn es geht um das Überleben der nächsten Generation. Ich mag mir einfach nicht vorstellen, die nächste Generation zu opfern, nur weil wir nicht bereit sind, einige Veränderungen zu akzeptieren. Daher: Ja, ich habe noch die Hoffnung, dass wir es schaffen können.

Ideen-Coaching Kultur-, Buch- und Linktipps

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Umweltpreis von Prinz William

Foto: Fotolia/Sarunyu_foto
Foto: Fotolia/Sarunyu_foto

Prinz William tritt in die Fußstapfen seines Vaters und setzt sich für den Umweltschutz ein. Nun hat der Thronfolger einen neuen Umweltpreis ins Leben gerufen. Ausgezeichnet werden sollen Aktionen, die dem Planeten helfen. Der Earthshot-Preis ist mit mehreren Millionen Pfund dotiert und soll ab 2021 für zehn Jahre an fünf Gewinner pro Jahr vergeben werden. Ziel soll es sein, bis 2030 mindestens 50 Lösungen für die größten Probleme der Welt bereitzustellen. Der Earthshot-Preis kann an Einzelpersonen, Teams oder Kooperationen vergeben werden, die einen wesentlichen Beitrag zur Lösung von Umweltproblemen leisten, etwa an Wissenschaftler, Aktivisten, Ökonomen, Regierungen, Unternehmen oder Städte. www.earthshotprize.org

Erster E-Flieger hebt ab

In Vancouver in Kanada ist das erste vollelektrisch angetriebene Verkehrsflugzeug der Welt in die Luft gegangen. Im Dezember 2019 hob das auf E-Antrieb umgerüstete Wasserflugzeug vom Typ DHC-2 de Havilland Beaver vom Flughafen in Vancouver ab und drehte eine Runde über dem Fraser-Fluss. Am Steuer saß der Chef des Unternehmens Harbour Air, Greg McDougall. Er will seine gesamte Flotte von etwa 40 Wasserflugzeugen umrüsten lassen. Abgesehen von Einsparungen im Vergleich zum Flugzeugtreibstoff könnte sein Unternehmen Millionen an Wartungskosten sparen, da Elektromotoren weitaus weniger wartungsanfällig seien. Entwickelt wurde der E-Antrieb von der Ingenieurfirma magniX aus Seattle in den USA. Der erfolgreiche Jungfernflug markiere den Beginn des elektrischen Luftfahrtzeitalters, sagte Firmenchef Roei Ganzarski.

Coworking Spaces im Trend

Cover CoworkingDie Arbeitswelt befindet sich im Wandel: Der klassische Schreibtischplatz im Büro nimmt an Bedeutung ab, das Arbeiten in Coworking Spaces steigt im Trend.: Ende 2019 haben knapp 2,2 Millionen Menschen in über 22.000 Coworking Spaces weltweit gearbeitet, 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Das ist das Ergebnis des Global Coworking Survey 2019. In jedem neunten Coworking Space gab es mehr als 300 Mitglieder, vornehmlich in den Millionenstädten. Allerdings mindert der ebenfalls steigende Anteil von Coworking Spaces in mittelgroßen und kleinen Städten den Durchschnitt, weil hier deutlich weniger Mitglieder an einem Standort zusammenkommen. Robert Bukvic, Gründer verschiedener Startups und Internetunternehmen, beschreibt in seinem Buch „Die Coworking-Evolution“ die Zukunft der Arbeit. Robert R. Bukvic: Die Coworking-Evolution. Wie wir zukünftig leben und arbeiten. Redline Verlag 2020. 19,99 Euro (Amazon-Werbelink)

Mond-Dorf geplant

Foto: Fotolia/elen31
Foto: Fotolia/elen31

Am Europäischen Astronautenzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln wird derzeit der Bau eines „Mond-Dorfes“ geplant. Das Projekt namens Luna soll noch in diesem Jahr starten und im April 2021 in Betrieb gehen. Die Wissenschaftler wollen 750 Quadratmeter Mondoberfläche nachbauen. Dazu werden 600 Tonnen Gestein aus der Eifel aufgeschüttet. Ziel des Mond-Dorfes ist es, Raumfahrer mit einem längerfristigen Leben auf dem Mond vertraut zu machen: Wie baue ich ein Haus auf dem Mond? Wie erzeuge ich Energie, um es zu wärmen? Wie komme ich an Wasser? Auch für eine Marsmission ist die Trainingshalle interessant. Vom DLR arbeiten bei diesem Projekt die Forschungsbereiche Raumfahrt und Energie eng zusammen. www.dlr.de

Coaching auf dem Schiff

Kerstin Hack erfüllte sich ihren Traum vom Leben auf einem Hausboot mitten in Berlin. Sie baute sich ein DDR-Marineschiff aus dem Jahr 1953 um und bietet anderen Menschen die Möglichkeit, ein paar Tage mit an Bord zu sein, wenn sie eine Auszeit brauchen und sich neu sortieren wollen. Denn Kerstin Hack arbeitet als Coach. Sie hilft ihren Bootsgästen, belastende Verhaltensmuster und Denkweisen mit über Bord zu werfen und stärker von Bord gehen, als sie gekommen sind. www.kerstinhack.de

Wirtschaftstreffen mit dem Papst

Papst Franziskus lädt junge Unternehmer und Unternehmerinnen nach Assisi in Italien ein, um die Wirtschaft von heute und morgen fair, nachhaltig und inklusiv zu gestalten. Die Veranstalter erwarten rund 2000 junge Menschen aus 115 Ländern. „The Economy of Francesco. Young people, a pact, the future – Assisi 2020“ findet am 21. November 2020 statt. Workshops, internationale Redner und ein Treffen mit dem Papst stehen auf dem Programm. www.francescoeconomy.org

Neue Führungskultur bei der Bundeswehr

Cover WertschätzungDie Bundeswehr strebt einen Wandel der Führungskultur an. Durch die Wertschätzung der Mitarbeiter soll die Attraktivität der Bundeswehr als Arbeitgeber erhöht werden. Was verbirgt sich hinter wertschätzender Führung? Wie kann die Umsetzung im beruflichen Alltag stattfinden? Wie sieht das neue Führungsverständnis in der Bundeswehr aus? Wie verbindet es die unterschiedlichen Führungskulturen in den militärischen und den zivilen Geschäftsbereichen? Das erklären die Autorinnen des Kommunikations-Ratgebers. Sie verbinden wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Psychologie mit spezifischen Techniken und Methoden und kombinieren sie mit Beispielen aus dem beruflichen Alltag. Cordelia Leeder, Janine Gensheimer: Wertschätzung. Führung. Wandel. Erfolgreiche Kommunikation in der Bundeswehr. Walhalla Fachverlag 2020. 29,95 Euro (Amazon-Werbelink)

Das letzte Wort hat Jens Ritter, Gitarrenbauer

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Mit Hand und Her(t)z: Jens Ritter hat als Industriemechaniker und Maschinenbautechniker gearbeitet. Seit fast 25 Jahren baut er in Deidesheim in der Pfalz Gitarren. Zu seinen Kunden gehören Stars wie Lady Gaga, Van Halen, Daft Punk und Mary J. Blige sowie ehemals Prince. Jede seiner Gitarren ist ein Unikat. Seine Instrumente gelten international als Kunstgegenstände und sind unter anderem im Smithsonian Museum in Washington und im Metropolitan Museum of Modern Art in New York ausgestellt. Das Interview führte Sabine Olschner

Jens Ritter, Foto: Simone Rutz
Jens Ritter, Foto: Simone Rutz

Wie kamen Sie zum Instrumentenbau?
Schon zu Schulzeiten war es mein Hobby, eigene Gitarren zu bauen. Ich hatte mit meinen Kumpels eine Punkband, aber nur Geld für eine schlechte Gitarre. Also habe ich diese Gitarre umgebaut und Instrumente für Freunde repariert. Schließlich habe ich selber zwei Instrumente entworfen, die ich an eine Musikzeitschrift gegeben habe. Diese machte ohne mein Wissen daraus einen Testbericht – das war das erste Mal, dass mich jemand Instrumentenbauer nannte. Darauf folgten die ersten Bestellungen. Damals habe ich aber im Leben nicht daran gedacht, dass ich dieses Hobby mal zum Beruf machen würde.

Sie haben nach der Schule eine Ausbildung zum Industriemechaniker und eine Weiterbildung zum Maschinenbautechniker gemacht. Warum haben Sie diesen Beruf aufgegeben?
Es gab ein Ereignis, aus dem ich gelernt habe, dass von einer Sekunde auf die andere das Leben vorbei sein kann. Da habe ich mir geschworen, dass ich nie wieder arbeiten, sondern nur noch das machen will, was mir Spaß macht. Also habe ich am nächsten Tag gekündigt und mich Vollzeit dem Instrumentenbau gewidmet. Die ersten Jahre habe ich von meinen Ersparten gezehrt, aber seit die ersten Superstars meine Gitarren gekauft haben, kann ich vom Instrumentenbau leben.

Hilft Ihnen Ihre technische Ausbildung bei der heutigen Arbeit als Instrumentenbauer?
Ja, täglich! Ich designe meine Instrumente auf dem Papier und konstruiere sie dann in 3D mit CAD. Produziert werden sie per Hand – eine maschinelle Produktion würde sich bei unserer kleinen Stückzahl und bei der Individualität der Instrumente nicht lohnen. Die Kenntnisse für diese Handarbeit habe ich mir in der Ausbildung angeeignet. Zudem habe ich von meinem Großvater viel über die Holzverarbeitung gelernt, von meinem Vater viel über die Metallbearbeitung. Mein Vorteil war, dass ich nie den Beruf des Instrumentenbauers gelernt habe. Dadurch konnte ich das Handwerk komplett neu erfinden. Unsere Gitarren sind anders als andere: Ich habe schon Diamanten und Massivgold verbaut, habe eine Gitarre sechs Monate in einer Wiese vergraben oder ein Jahr lang in einem Fass Riesling eingelegt, um die Oberfläche des Holzes zu verändern.

Was ist Ihr Tipp für Menschen, die ebenfalls einen so großen Traum haben wie Sie?
Folgen Sie Ihrem Bauch und erfüllen Sie sich Ihren Traum! Ob man sich das leisten kann? Das hat etwas mit der Stärke des Wunsches zu tun. Wir leben halt alle nur einen begrenzten Zeitraum auf dieser Erde. Und wenn man dies radikal, zum Beispiel durch ein einschneidendes Ereignis, vor Augen geführt bekommt, wird schnell klar, dass man nicht herumtrödeln und auf einer ungeliebten Arbeit Zeit verschwenden sollte. Wer sich nur an Geld und Karriere orientiert, wird selten seinen Traum erreichen.

www.jens-ritter-germany.com

karriereführer frauen in führungspositionen 2020.2021 – Frauen gestalten Zukunft

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Cover Frauen in Führungspositionen 2020.2021

Frauen gestalten Zukunft

Das Ingenieurwesen ist nach wie vor hauptsächlich in Männerhand. Nur 18 Prozent der erwerbstätigen Ingenieure sind laut Angaben des VDI weiblich, der Anteil der Ingenieurstudentinnen liegt aktuell bei 23 Prozent. Warum Frauen im Ingenieurwesen so wichtig sind.

Girls for Global Goals

Das Ingenieurwesen ist nach wie vor hauptsächlich in Männerhand. Nur 18 Prozent der erwerbstätigen Ingenieure sind laut Angaben des VDI weiblich, der Anteil der Ingenieurstudentinnen liegt aktuell bei 23 Prozent. Warum Frauen im Ingenieurwesen so wichtig sind, erklären Dr.-Ing. Katja Maria Engel, Ingenieurin der Werkstoff wissenschaften und Wissenschaftsjournalistin, und Prof. Dr.-Ing. Anna Kerstin Usbeck, Prodekanin für das Ressort Forschung an der Fakultät Technik und Informatik der HAW Hamburg.

Vielleicht war Cäcilie Berta Benz eine der ersten Ingenieurinnen. Denn als die junge Frau sich im August 1888 auf den dreirädrigen Motorwagen setzt und die erste längere Versuchsfahrt über 106 Kilometer von Mannheim nach Pforzheim wagt, treten während der Fahrt technische Schwierigkeiten auf. Insbesondere eine mangelhafte Klotzbremse sorgt für einen erhöhten Adrenalinspiegel, bei rasend schnellen Bergabfahrten. Noch unterwegs analysiert sie das technische Problem und löst es, indem sie die Bremsbeläge erfindet und diese kurzerhand selber einbaut. Auch heute, 130 Jahre später, rasen wir auf etwas zu: den Klimawandel mit katastrophalen Folgen für einen großen Teil der Menschheit. Um sie abzumildern, brauchen wir allen technischen Verstand. Alle gesellschaftlichen Kräfte müssen zusammenarbeiten, um praktikable Lösungen zu finden und zu entwickeln. Allerdings sind Ingenieurinnen hier unterrepräsentiert. So beklagt Kerstin Stendahl, stellvertretende Sekretärin des Weltklimarates, den zu geringen Anteil von 23 Prozent Frauen, die öffentlich an Klimastudien mitarbeiten, denn: „Es hat sich gezeigt, dass, wenn man Männer und Frauen gleichberechtigt einbezieht, die Produkte in der Regel viel solider und besser sind.“

Ringvorlesung Nachhaltigkeit:

Zu den Themen der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN soll an der HAW, Fakultät „Technik und Informatik“, eine Ringvorlesung stattfinden, der Termin steht noch nicht fest. Weitere Infos: www.tech17.de

Nochmal: Girls for Global Goals

Die Vorbereitungen für einen „Tag der Girls for Global Goals“ im Herbst 2020 mit Vorträgen und einer Podiumsdiskussion laufen bereits. Wer auf dem Laufenden gehalten werden möchte, kann sich auf der Internetseite www.girls-for-global-goals.com in eine Liste eintragen.

Fakultät Technik und Informatik der HAW Hamburg

www.haw-hamburg.de/ti.html

Wie gut Frauen sind, zeigt auch ein Beispiel an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Zwei der vier Preise für die besten Abschlussarbeiten des Departments „Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau“ gingen dieses Jahr an Ingenieurinnen. Und das, obwohl sie weniger als 15 Prozent der Studierenden ausmachen. In den vergangenen Jahren hat die Fakultät „Technik und Informatik“ die Zahl der Professorinnen konsequent ausgebaut, wenn auch immer noch auf sehr niedrigem Niveau. In Zusammenarbeit mit dem Hamburger Programm „ProExzellenzia“, das sich speziell für exzellente Forscherinnen aus dem MINT-Bereich engagiert, wurden insgesamt 15 Promotionen von Frauen gefördert.

Lösungen für drängende Probleme

Um bundesweit mehr Frauen für die Arbeit an nachhaltigen Technologien zu finden, zu begeistern und zu vernetzen, rief die Autorin dieses Beitrags, Prof. Anna Usbeck, „Girls for Global Goals“ ins Leben. Grundlage sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, die weltweit die Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, aber auch sozialer und ökologischer Ebene dienen sollen – und zwar für alle Staaten auf der Welt. Auch die Gleichstellung der Geschlechter gehört zu diesen Zielen. Die erste Veranstaltung der „Girls for Global Goals“ fand im November 2019 an der HAW Hamburg statt. In Theorie und Praxis sollte die Tagung den Ingenieurinnen und Studentinnen eine Plattform bieten, um über Lösungen für die drängenden Probleme der Welt zu diskutieren. Der Austausch zwischen berufserfahrenen Frauen und jungen Berufsanfängerinnen sollte auf beiden Seiten zu kreativen und umsetzbaren Ideen führen.

Die Ingenieurwissenschaften sind nicht mehr in sich geschlossen, sondern die Produkte sind in Systeme eingebettet. Zum Beispiel geht es heutzutage um Mobilität und Verkehrsplanung, statt das einzelne Auto zu betrachten. Daher ist zukünftig mehr Interdisziplinarität bei der Entwicklung von Systemen gefordert. Frauen können das gut. Und es ist für viele Frauen oft interessanter, als zum Beispiel „nur“ zu konstruieren. Denn mit der Digitalisierung werden zunehmend smarte Produkte wie mechatronische und selbstregelnde Systeme entwickelt, die vernetzt arbeiten. Auch bei der Entwicklung von Algorithmen für die künstliche Intelligenz müssen sinnvolle Fragestellungen und ethische Grenzen mitgedacht werden. Auch die HAW Hamburg plant, sich an den Sustainable Development Goals auszurichten. Zukünftige Ingenieurinnen, die für eine nachhaltige Zukunft arbeiten wollen, finden hier ein solides Grundwissen zu den benötigten Technologien. Denn auch Wasserwirtschaft, Stromversorgung, Mobilität und Produktion brauchen nachhaltige Lösungen.

Themen der Tagung Girls for Global Goals

Im Startvortrag auf der Tagung „Girls for Global Goals“ im vorigen November stellte Prof. Dr. h.c. Christa Randzio-Plath den Kampf um nachhaltige Entwicklungspolitik vor. Sie fragte, wie Ungleichheit überwunden und Geschlechtergleichheit durchgesetzt werden kann. Technische Aspekte standen im Vortrag von Prof. Anika Sievers im Mittelpunkt: „Wir entwickeln Produkte. Diese müssen nach Nutzungsende entsorgt werden. Aber wo landen diese?“ Sie erforscht unter dem Titel „Erst der Teller, dann der Tank!“ die Herstellung erneuerbarer Kraftstoffe aus Altspeisefetten mit dem READi™-Verfahren. „Wie fördert die Digitalisierung längst überkommene Geschlechter-Stereotype, die sich in KI-Algorithmen manifestieren?“ fragte die Genderforscherin Doris Cornils. Sie zeigte mit Auswertungen von Internetdaten, wie Frauen häufiger mit „Küche“ und „Familie“, Männer dagegen mit „Auto“ und „Technik“ verknüpft werden. Als vorbildliches Engagement stellten die Studierenden der Hochschule Emden-Leer die Ergebnisse der Nachhaltigkeits initiative von Prof. Kathrin Ottink vor. Sie verbindet ihre Lehre zum Beispiel mit dem Bau innovativer Fahrradreparatur ständer oder einem Solarbootwettbewerb, um zu zeigen, wie sich die Ressourcen schonen lassen. Und die Berliner Studentin Theresa Jansen berichtete über das „Netzwerk Blue Engineering – Ingenieurinnen und Ingenieure mit sozialer und ökologischer Verantwortung“.

www.blue-engineering.org

Daimler-Vorstand Britta Seeger im Interview

Die Teamplayerin Britta Seeger ist seit 2017 Vorstandsmitglied bei der Daimler AG – und damit eine von derzeit zwei Frauen im Top-Gremium des Konzerns. Im Interview erzählt die studierte Betriebswirtin, wie es ihr gelungen ist, Karriere und Drillinge unter einen Hut zu bekommen – und welche Fortschritte ihr Arbeitgeber beim Thema Diversität gemacht hat. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Britta Seeger, geboren 1969, trat 1989 nach dem Abitur in die damalige Mercedes-Benz AG ein und absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaft an der Berufsakademie in Stuttgart mit dem Abschluss Diplom- Betriebswirtin BA. Im Konzern war sie zunächst als Managerin im Verkaufs- und Markentraining tätig, 2000 stieg sie zur Senior Managerin eBusiness Unit auf. Nach Top-Positionen in den Bereichen After Sales und Produktmanagement wurde sie 2008 Director Service Operations & Service Sales. Ab 2013 führte sie ihr Weg bei Daimler als President & CEO nach Seoul und später auch nach Istanbul. Britta Seeger ist seit 2017 Vorstandsmitglied der Daimler AG und in dieser Funktion verantwortlich für Mercedes- Benz Cars Vertrieb. Sie ist außerdem Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz AG und Mitglied des Aufsichtsrats der Daimler Mobility AG.

Frau Seeger, Sie sind bereits mit 19 Jahren zu Daimler gegangen und haben dem Konzern die Treue gehalten. Wie werden Sie Ihren Enkeln einmal erklären, warum Sie nie gewechselt sind?
Da gibt es viele Gründe, wie zum Beispiel die weltweit bekannte und faszinierende Marke Mercedes-Benz. Aber besonders begeistern und inspirieren mich die Mitarbeiter und Persönlichkeiten bei Daimler, denen ich tagtäglich begegne. Der starke Teamspirit und die internationale Leidenschaft für unsere Marke und unsere Produkte spornen mich immer wieder aufs Neue an. Das hat sich seit meinem ersten Tag bei Daimler nicht geändert.

Im Rückblick auf Ihre Jahre im Konzern: Wie hat das Thema Diversität in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen?
Wir haben uns als Unternehmen das Ziel gesetzt, dass der Anteil von Frauen in leitenden Führungspositionen bis zum Ende des Jahres 2020 weltweit 20 Prozent betragen soll. Aktuell liegen wir bereits bei 19 Prozent. Außerdem ist auch der Aspekt Internationalität für ein global agierendes Unternehmen ein wichtiges Thema. Bei uns arbeiten weltweit Menschen mit mehr als 160 Nationalitäten unterschiedlichen Alters. Dadurch erhalten wir auch wichtige Einblicke in unsere verschiedenen Märkte und Kundengruppen. Ich bin überzeugt, dass die Vielfalt an Menschen und Kulturen mit unterschiedlichen Perspektiven, Erfahrungen und Fachkenntnissen unsere Teams zusammenbringt und unseren weltweiten Erfolg ausmacht. Um die Herausforderungen unserer Branche auch in Zukunft erfolgreich zu bewältigen, werden wir weiterhin aktiv diese Vielfalt im Unternehmen fördern.

Sie haben es selbst angesprochen: Ihre Branche wandelt sich aktuell grundlegend. Werden die Kunden bald ganz selbstverständlich Ihre Neuwagen über Online- Shops kaufen, und was bedeutet das für die Vertriebsstrategie des Konzerns?
Schon sehr bald, davon bin ich überzeugt. Im Gebrauchtwagenhandel läuft bereits ein großer Teil des Vertriebs online. Es ist es ein natürlicher Prozess, dass künftig auch vermehrt Neuwagen im Internet bestellt werden. Wir gehen davon aus, dass wir bis zum Jahr 2025 ein Viertel unseres weltweiten Pkw-Absatzes über Online-Kanäle erzielen werden. Das Autohaus bleibt aber weiterhin unverzichtbar. Mehr als 80 Prozent der Kunden möchten noch immer im persönlichen Kontakt beraten werden und Probefahrten machen. Wir wollen unseren Kunden ein nahtloses und bequemes Luxuserlebnis bieten, wann immer sie mit Mercedes-Benz in Kontakt treten möchten. Deshalb verbinden wir unseren Handel nahtlos mit den digitalen Kanälen und gestalten ihn mit innovativen Store- und Standortkonzepten neu. Schon heute informieren sich Interessenten umfassend im Internet, bevor sie das Autohaus betreten. Unsere Kunden wollen selbst entscheiden, ob und wann sie online oder offline mit uns in Kontakt treten möchten.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – vor allem als Familienteam. Ich kann junge Frauen und Männer nur ermuntern: Wenn ihr Familie und Beruf wollt, traut es euch zu!

Glauben Sie denn generell, dass Ihre Kinder eines Tages das Auto noch als Statussymbol betrachten werden?
Mobilität ist ein Grundbedürfnis, das stetig wächst. Sicherlich haben jüngere Kunden heute einen anderen Fokus beim Autokauf, aber der Wunsch nach Freiheit und individueller Mobilität vereint am Ende alle unsere Kundengruppen. Grundsätzlich wissen wir, dass die Bedeutung des eigenen Autos von Region zu Region unterschiedlich ist. In Asien etwa ist der Besitz eines Autos essenziell und hat damit einen deutlich höheren Stellenwert als beispielsweise in der europäischen Kultur. Vieles hängt auch vom individuellen Fahrprofil des Kunden ab: Pendler in den Vororten oder auf dem Land haben andere Bedürfnisse als die Bewohner der Ballungsräume, die über Alternativen verfügen.

Wie ist das bei Ihnen persönlich, verbinden Sie mit dem Auto eine Leidenschaft oder ist es für Sie eher von Nutzen?
Ganz klar Leidenschaft, ich bin beispielsweise großer Cabrio-Fan. Für mich ist es etwas ganz Besonderes, dass ich Leidenschaft und Beruf miteinander verbinden kann.

Ich kann Frauen nur ermuntern, ihre Wünsche und Ziele immer klar zu benennen.

Sie sind Mutter von Drillingen. Als Ihre Kinder noch sehr klein waren, was waren mit Blick auf die Karriere die größten Herausforderungen?
Natürlich war das nicht immer einfach, aber: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – vor allem als Familienteam. Ich kann junge Frauen und Männer nur ermuntern: Wenn ihr Familie und Beruf wollt, traut es euch zu! Es ist wichtig, die individuelle Entscheidung gemeinsam in der Familie zu treffen und dann als Team eng zusammenzuarbeiten.

Wie hat Ihnen Ihr berufliches Umfeld geholfen, diese Herausforderungen zu meistern?
Daimler tut viel für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zum Beispiel mit Kinderbetreuung, Teilzeit und Sabbaticals. Das Unternehmen hat viel getan, um auch mir meine Karriere zu ermöglichen. An Möglichkeiten hat es noch nie gemangelt. Darüber hinaus spielt das persönliche Umfeld natürlich auch eine große Rolle: Mein Mann und ich sind ein gutes Team.

Authentisch zu sein, halte ich für die Basis von Erfolg. Viele Karriereschritte habe ich nur gemacht, weil ich sehr klar sowohl im Privat- als auch im Berufsleben gesagt habe, was ich möchte.

Haben Sie durch Ihre persönlichen Erfahrungen heute einen besseren Blick darauf wie junge und ambitionierte Mütter verhindern können, dass durch die Familie die Karriere abgebremst wird?
Authentisch zu sein, halte ich für die Basis von Erfolg. Viele Karriereschritte habe ich nur gemacht, weil ich sehr klar sowohl im Privat- als auch im Berufsleben gesagt habe, was ich möchte. Vor jeder neuen Station habe ich mir gesagt: Ich traue mir das zu, ich habe Spaß an dieser Aufgabe. Man muss die Chancen ergreifen, die sich bieten. Das muss aber jede und jeder für sich entscheiden.

Angenommen, eine Einsteigerin fragt Sie: „Hand aufs Herz, wie meistert man als Vorstandsfrau bei Daimler den Alltag, ohne sich selbst zu verlieren?“ – was würden Sie antworten?
Es ist entscheidend, sich auf seine Stärken zu fokussieren. Für mich war es in meiner Berufslaufbahn immer wichtig, authentisch zu bleiben. Auch die interkulturelle und internationale Arbeit war mir ein Anliegen. Und: Ich kann Frauen nur ermuntern, ihre Wünsche und Ziele immer klar zu benennen.

Zum Unternehmen

Die Daimler AG ist eines der erfolgreichsten Automobilunternehmen der Welt. Mit den Geschäftsfeldern Mercedes-Benz Cars & Vans, Daimler Trucks & Buses und Daimler Mobility gehört der Fahrzeughersteller zu den größten Anbietern von Premium-Pkw und ist einer der weltgrößten Hersteller von Nutzfahrzeugen. Daimler Mobility bietet Finanzierung, Leasing, Flottenmanagement, Geldanlagen, die Vermittlung von Kreditkarten und Versicherungen sowie innovative Mobilitätsdienstleistungen an. Als Pionier des Automobilbaus betrachtet Daimler es als Verpflichtung, die Zukunft der Mobilität sicher und nachhaltig zu gestalten. Das Unternehmen will dabei auf innovative und grüne Technologien sowie auf sichere und hochwertige Fahrzeuge setzen. Darüber hinaus treibt das Unternehmen die intelligente Vernetzung seiner Fahrzeuge, das autonome Fahren und neue Mobilitätskonzepte voran.

Was macht eigentlich ein Digital Analyst, Frau Schmeil?

„Hi! Ich bin Eva-Maria, 31 Jahre alt. Ursprünglich komme ich aus München, aber seit zehn Jahren wohne ich in Hamburg, der Heimatstadt meines Herzens. Seit 2016 arbeite ich bei OTTO. Privat bin ich begeisterte Köchin und Genießerin – und ich singe im Chor von Hamburgs Hauptkirche St. Michaelis.“

Nach meinem Abitur in Karlsruhe habe ich zuerst sieben Monate in Ecuador verbracht und in einem sozialen Projekt mitgearbeitet, danach bin ich für das BWL-Studium nach Hamburg gezogen. Dort habe ich meinen Bachelorabschluss gemacht, zu der Zeit war ich bereits bei OTTO in einem Statistikprojekt als Werkstudentin eingesetzt. Anschließend entschied ich mich für einen Master in E-Commerce an der FH Wedel. E-Commerce ist ein sehr breites Studienfeld, das von Onlinemarketing bis Business Intelligence reicht. Statistik und Web-Analyse haben mich von Anfang an begeistert, doch was ich damit genau machen würde, war mir noch nicht klar. Durch mehrere Werkstudentenstellen in der Otto Group habe ich mich „herangerobbt“ und zum Ende meines Studiengangs intern die Stelle als Digital Analyst gefunden.

Im September 2016 bin ich in meinen Beruf gestartet. Durch das entspannte, kollegiale Verhältnis im Team und in der Abteilung ist mir der Start leicht gefallen und ich habe mich direkt wohlgefühlt. Heute bin ich Teil der Abteilung „E-Commerce Analytics“, sitze allerdings in einem cross-funktionalen Team, bestehend aus Projektleiter, Produktmanagern, UX Designer, Technical Designer und mehreren Entwicklern. Das Team ist so geschnitten, dass wir die gesamte Produktentwicklung von der Idee bis zur Livestellung umsetzen können. Als Analystin supporte ich mit Zahlen, Daten und Fakten, ich bin aber auch Teil des fachlichen Teams mit Produktbezug und daher von Anfang an beteiligt an der Produktentwicklung. Ich sorge mit Vor- und Nachanalysen für eine datenbasierte Entwicklung oder auch Weiterentwicklung von Produkten.

Entscheidungen sollten nicht aus dem Bauch heraus getroffen werden, sondern auf Basis von Daten. Zudem werden ab und zu Ad-hoc-Analysen von den Produktmanagern benötigt. Das tägliche Monitoring der KPIs eines Teils von otto.de gehört ebenso zu den Aufgaben wie die Erstellung und Aufbereitung von Erkenntnissen für verschiedene Stakeholder. Viele fachliche Teams haben keine eigenen Analysten und fragen bei uns nach. Ein weiterer Schwerpunkt meines Jobs ist das Testing, also die neutrale Überprüfung des Erfolges oder auch Nichterfolges eines neuen Features. Somit umfasst der Digital Analyst die gesamte quantitative Palette des Monitorings und Reportings.

Als Erfolge sehe ich in meinem Job jede Entscheidung, die aufgrund von Daten getroffen wurde. Wir werden jeden Tag besser darin, uns nicht mehr von Meinungen leiten zu lassen, sondern von Fakten.

„Verhandeln will geübt sein“

Susanne Westphal ist Coach, Gründerin des Instituts für Arbeitslust und Buchautorin – gerade ist ihr Ratgeber mit dem Titel „Überzeugungstäterin“ erschienen. Sie zeigt Frauen und Männern, wie sie ihre Kommunikationsfähigkeit und Durchsetzungskraft verbessern und unterstützt sie dabei, ihre berufl ichen Ziele zu erreichen. Die Fragen stellte Kerstin Neurohr

Frau Westphal, was macht eine Überzeugungstäterin aus?
Eine Überzeugungstäterin weiß was sie will und was ihr gut tut: Und sie bekommt es auch! Sie handelt aus Überzeugung, und sie wirkt überzeugend.

Im Vorwort zu ihrem Buch schreiben Sie: „Wenn wir beruflich weiterkommen wollen, sind Verhandlungsstärke und Durchsetzungskraft nötig.“ Doch wie erlangt man die?
Verhandlungsgeschick ist keine Glückssache, sondern Handwerk. Und das will geübt sein. Also: Wann immer wir etwas Wichtiges vorhaben, sollten wir trainieren, im Einzelgespräch zu überzeugen. Manche üben das schon im Kindesalter mit ihren Eltern. Dabei gilt: Überzeugen heißt nicht „überreden“. Die erfolgreichsten Verhandlerinnen und Verhandler sprechen eher wenig, stellen dafür mehr Fragen und führen geschickt in die gewünschte Richtung.

Dem Neinsagen haben Sie ein ganzes Kapitel gewidmet – tatsächlich ist es für viele Menschen ja auch eine schwierige Sache. Wie schafft man das?
Wir wollen freundlich sein und niemanden mit einem Problem hängen lassen — und das ist auch gut so. Blöd wird es nur, wenn unsere Gutmütigkeit ausgenutzt wird. Um das zu überprüfen hilft manchmal schon die einfache Frage: Wenn ich das nun wirklich nicht erledigen könnte: Wie würde ich mich fühlen, nun eine dritte Person zu fragen? Würde ich mich genieren? Finde ich das Anliegen unverschämt? Dann liegt die Überlegung nah: Warum schämt sich mein Gegenüber nicht, mich zu bitten?

Buchtipp:

Susanne Westphal: Überzeugungstäterin. Hart in der Sache, charmant in der Art. So setzen Sie sich durch! Campus 2020. 18,95 Euro (Amazon-Werbelink)

Nein sagen, sich selbst loben, Kritik äußern – erscheint man damit nicht unsympathisch?
Wie definieren Sie „sympathisch“?! Beim Neinsagen kommt es doch sehr darauf an, wie wir es formulieren. Das kann man nämlich auch sehr klar und freundlich tun. Das fühlt sich besser an. Wenn jemand grandiose Arbeit leistet, finde ich es sehr sympathisch, wenn die Person dann sagt: „Schau mal, was mir da Tolles gelungen ist! Ich freue mich total.“ Ich mag dieses „fishing-for-compliments“ nicht so gern: „ooooch… findest Du? Ich finde ja mein Konzeptpapier nicht so toll …“. Und ich mag auch Menschen, die mich wertschätzend kritisieren. Es ist doch großartig, wenn sich jemand mit mir und mit meiner Arbeit beschäftigt hat und mir dazu verhilft, dass ich mich weiterentwickle!

Sie haben für den Buchtitel die weibliche Form gewählt, „Überzeugungstäterin“, und dazu geschrieben, dass Männer mitgemeint sind. Wollten Sie den Spieß des ewigen „Mitgemeint- Seins“ einmal umdrehen oder müssen Frauen in Sachen Durchsetzungskraft noch mehr lernen?
Genau diesen Spieß wollte ich einmal umdrehen. Ich finde: Frauen haben keine besondere Nachhilfe nötig. Es ist mir ein großes Anliegen, dass sie sich ihrer Stärken noch bewusster werden und sie zum Glänzen bringen. In meinen Seminaren trainiere ich sehr gern mit Männern und mit Frauen.

Pionierinnen

Sie kämpften in einer männlich dominierten Gesellschaft für ihre Überzeugungen, setzten sich an die Spitze der technischen und künstlerischen Innovation und prägten den Verlauf der Geschichte mit ihren Ideen. In diesem Teil unserer Pionierinnen-Reihe stellen wir Frauen vor, die mit ihrem Mut und ihrem Durchsetzungsvermögen den Weg zur Gleichberechtigung geebnet haben. Von Kerstin Neurohr

Vivienne Westwood – Modeschöpferin (*1941)

Die Engländerin ist nicht einfach eine Modedesignerin – sie ist die Queen of Punk, erfolgreiche Exzentrikerin, Aktivistin für Naturschutz, Tier- und Menschenrechte sowie Dame Commander of the Order of the British Empire, also Trägerin eines der höchsten britischen Ritterordens. Gerade ist Vivienne Westwood 79 Jahre alt geworden. Sie ist in dritter Ehe verheiratet, ihr Mann Andreas Kronthaler ist 25 Jahre jünger als sie. Ursprünglich war sie Grundschullehrerin, bis sie in den Siebziger Jahren mit Malcolm McLaren, ihrem zweiten Ehemann, eine Boutique in London eröffnete. Die beiden schneiderten und verkauften Kleidung, die außergewöhnlich, verrückt und provokant war. Gemeinsam kleideten sie die Sex Pistols ein, McLaren wurde zum Manager der Punk-Band. Westwood baute ein Mode-Imperium auf, wurde zu einer der weltweit berühmtesten Engländerinnen und einer Ikone der Modebranche.

Katie Sowers – Football-Trainerin (*1986)

„Ich wollte schon immer etwas schaffen, was zuvor noch niemandem gelungen ist, und wirklich eine Wegbereiterin sein“, sagte Katie Sowers, Trainerin der San Francisco 49ers, als ihre Mannschaft am 2. Februar 2020 im Finale der National Football League (NFL), dem Super Bowl, stand. Sie verlor zwar gegen die Kansas City Chiefs – aber Sowers hatte ihr Ziel erreicht, sie war nämlich die erste weibliche Trainerin, die im Super Bowl stand. Der Weg dorthin war nicht einfach: Sowers wollte an ihrem College die Basketballer trainieren, wurde aber nicht zugelassen, weil man eine lesbische Trainerin nicht akzeptieren wollte. Bei den 49ers ist sie heute Offensive Assistant Coach – und das nächste Ziel hat sie vor Augen: Cheftrainerin werden!

Olga Witt – Zero-Waste-Aktivistin (*1983)

Olga Witt: Ein Leben ohne Müll. Mein Weg mit Zero Waste. Tectum 2019. 20 Euro

Die 36-jährige Olga Witt ist eigentlich Architektin. Doch als sie vor sechs Jahren von der Amerikanerin Beo Johnson und deren Lebensphilosophie „Zero Waste“ hörte, kündigte sie ihren Job und krempelte ihr Leben um: Als eine der ersten in Deutschland entschied sie sich für den „Zero Waste“-Lebensstil und machte Müllvermeidung und Nachhaltigkeit zu ihrem Lebensthema. Sie bloggt, schreibt Bücher, betreibt einen Online-Shop sowie zwei Unverpackt-Läden in Köln und ist gefragte Gesprächspartnerin, auch für Politik, Handel und Industrie. Ihre Tipps für Einsteiger: Wasser aus der Leitung trinken. Backwaren sowie Obst und Gemüse in mitgebrachte Beutel packen. Shampoo und Duschgel durch Seife bzw. festes Shampoo ersetzen.
www.zerowastelifestyle.de
www.instagram.com/zerowastelifestyle.de

Florence Nightingale – Pionierin der Krankenpflege (1820 – 1910)

Schon als Jugendliche entwickelte sie ihren Berufswunsch, der für eine Tochter der britischen Upperclass absolut außergewöhnlich war: Florence Nightingale wollte Krankenschwester werden. Sie kämpfte lange, bis ihre Eltern ihr eine Ausbildung in einem Krankenhaus bei Düsseldorf ermöglichten – dort eignete sie sich umfassendes Wissen und praktische Erfahrung an und ging glücklich in ihrer Tätigkeit auf. Berühmtheit erlangte Nightingale, als sie in das heutige Istanbul zog: Dort, in Scutari, ist das Hauptquartier der Briten, die ab 1854 im Krimkrieg gegen die Russen kämpfen. Täglich wurden verletzte Soldaten eingeliefert, sehr viele starben. Florence Nightingale stand in dieser Situation einem Team von Krankenschwestern vor, organisierte den Lazarett-Betrieb und forderte mit viel Engagement das benötigte Material ein. Sie kümmerte sich um die Verletzten und rettete vielen das Leben – dafür wurde sie von den Soldaten verehrt und in ganz Großbritannien zur Berühmtheit. Auf Bildern wird sie meist mit einer Lampe in der Hand dargestellt, wie sie nachts nach den Patienten schaut. Daher rührt die Bezeichnung „The Lady with the Lamp“. Aus dem Krimkrieg kehrte sie krank zurück nach London, sie trug dennoch ganz wesentlich zur Reform des britischen Gesundheitswesens bei und veröffentlichte zahlreiche Bücher zur Krankenpflege. Das Florence-Nightingale-Museum in London feiert dieses Jahr groß ihren 200. Geburtstag

Hedy Lamarr – Schauspielerin und Erfinderin (1914 – 2000)

Hedy Lamarr, eigentlich Hedwig Kiesler, wurde in Wien geboren, war Jüdin und machte als Schauspielerin Karriere in Hollywood. Das Filmstudio MGM vermarktete sie als „schönste Frau der Welt“ – aber Hedy Lamarr war viel mehr: Als engagierte Gegnerin der Nazis entwickelte sie eine störungssichere Technik, mit der Torpedos per Funk ferngesteuert werden konnten. 1942 wurde ihre Erfindung, das sogenannte Frequenzsprungverfahren, patentiert. Bei der Entwicklung der Technik profitierte Hedy Lamarr zum einen davon, dass sie Klavier spielen konnte und für einen Film mehrere Pianolas synchronisiert hatte – mithilfe gleichzeitig ablaufender Klavierrollen, also Lochstreifen. Solche Lochstreifen verwendete sie auch für die Sender und Empfänger der Funkfernsteuerung. Bis heute profitieren wir von ihrer cleveren Erfindung: Sie war die Grundlage für Technologien wie Bluetooth. Michaela Lindinger: Hedy Lamarr: Filmgöttin – Antifaschistin – Erfinderin. Molden 2019. 28 Euro (Amazon-Werbelink)

Chapeau! Kultur-, Buch- und Linktipps

EINE FAMILIE IM WELTALL

Cover: Thiele_Astronauten_2D_RGBAls erste deutsche Frau wird sie dieses Jahr ins All fliegen – so der Plan. Insa Thiele-Eich, Meteorologin, dreifache Mutter und die Frau, die sich im Auswahlverfahren „Die Astronautin“ gegen 400 andere Bewerberinnen durchgesetzt hat. Nun hat sie ein Buch geschrieben, zusammen mit ihrem Vater Gerhard Thiele, der selbst bereits vor zwanzig Jahren als Astronaut im All war. Das Vater-Tochter-Gespann schreibt über die Faszination Weltall, die Rolle der Frau in der Raumfahrt, den Alltag eines Astronauten und die Zukunft der Raumfahrt. Gerhard Thiele, Insa Thiele-Eich: Astronauten: Eine Familiengeschichte. Komplett Media 2018. 22,90 Euro (Amazon-Werbelink)

#FRAUENLESEN

Foto: AdobeStock/SFIO CRACHO
Foto: AdobeStock/SFIO CRACHO

Das Projekt #frauenzählen dokumentierte 2018 in seiner Pilotstudie die Sichtbarkeit von Frauen in Rezensionen und Literaturkritiken und zeigte: Autoren und Kritiker dominieren den literarischen Rezensionsbetrieb. Zwei Drittel aller Besprechungen würdigen die Werke von Autoren, Männer schreiben überwiegend über Männer, und ihnen steht ein deutlich größerer Raum für Kritiken zur Verfügung. Nun werden Leserinnen selbst aktiv und empfehlen mit dem Hashtag #frauenlesen Bücher von Frauen – sehr inspirierend! Und: Emilia von Senger will im Herbst in Berlin-Neukölln eine Buchhandlung eröffnen, die nur Werke von weiblichen und queeren Autor*innen führt – „She said“ soll sie heißen. Auf Instagram berichtet die Gründerin über den Fortschritt:
#frauenlesen, www.instagram.com/shesaidbooks

MENSCHLICHKEIT KULTIVIEREN, BESTLEISTUNG ERNTEN

Wie können Unternehmen und ihre Mitarbeiter die enormen Anforderungen des digitalen Wandels in einem positiven, menschlichen Arbeitsumfeld meistern? Feelgood Management spielt dabei eine wesentliche Rolle. Monika Kraus-Wildegger beschreibt, warum Feelgood Management zukunftsrelevant ist, welche Haltung und konkreten Schritte in Organisationen notwendig sind und welche Rollen der Feelgood Manager hat.
Monika Kraus-Wildegger: Feelgood Management. Mit Wertschätzung und Menschlichkeit erfolgreich in die Arbeitswelt von morgen. Metropolitan 2019. 29,95 Euro (Amazon-Werbelink)

FANTASTISCHE FRAUEN

Foto: © Banco de México Diego Rivera Frida Kahlo Museums Trust/VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Foto: © Banco de México Diego Rivera Frida Kahlo Museums Trust/VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Künstlerinnen des Surrealismus präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt in der Ausstellung „Fantastische Frauen. Surreale Welten von Meret Oppenheim bis Frida Kahlo“. Mit rund 260 Gemälden, Papierarbeiten, Skulpturen, Fotografien und Filmen von 34 Künstlerinnen aus 11 Ländern bildet die Schau ein vielfältiges stilistisches und inhaltliches Spektrum ab.

Empfehlenswert ist auch das ergänzende Digitorial: Künstlerinnen des Surrealismus

ERFINDERINNENPREIS

Foto: AdobeStock/Sergey Nivens
Foto: AdobeStock/Sergey Nivens

In vier Kategorien wird der women & work-Erfinderinnenpreis verliehen: Technologie, Service & Sozial, Geschäftsmodell & Organisation und Sonderpreis Humanismus 4.0. Mit dem Preis soll auf weiblichen Erfinderinnengeist aufmerksam gemacht werden. www.erfinderinnenpreis.de

GENDER DATA GAP MACHT FRAUEN UNSICHTBAR

Unsere Welt ist von Männern für Männer gemacht und tendiert dazu, die Hälfte der Bevölkerung zu ignorieren, meint die Autorin und Journalistin Caroline Criado-Perez. In ihrem neuen Buch legt sie die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Erhebung wissenschaftlicher Daten offen und erklärt, wie die so entstehende Wissenslücke zur Diskriminierung von Frauen führt – beispielsweise am Arbeitsplatz, beim Arzt oder im Verkehr. Caroline Criado-Perez: Unsichtbare Frauen. Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert. btb 2020. 15 Euro (Amazon-Werbelink)

DIESE WAHRHEITEN

In ihrem Meisterwerk „Diese Wahrheiten erzählt Jill Lepore die Geschichte der USA von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Die Professorin für amerikanische Geschichte an der Harvard Universität und Essayistin des Magazins „The New Yorker“ verknüpft das widersprüchliche Ringen um den richtigen Weg Amerikas mit den Menschen, die seine Geschichte gestaltet oder durchlitten haben. Sklaverei und Rassendiskriminierung kommen ebenso zur Sprache wie der Kampf für die Gleichberechtigung der Frauen oder die wachsende Bedeutung der Medien. Eine Geschichte der politischen Kultur, die neue Wege beschreitet und das historische Geschehen geradezu hautnah lebendig werden lässt. Jill Lepore: Diese Wahrheiten. Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. C.H.Beck 2020. 39,95 Euro (Amazon-Werbelink)

100 SEITEN FEMINISMUS

Was genau ist Feminismus, wer sind die wichtigsten Personen und Strömungen? Die Journalistin Barbara Streidl gibt eine Einführung, erläutert Begriffe und gibt eine hilfreiche Übersicht. Zahlreiche Beispiele und Streidls eingängiger Sprachstil machen das Buch gut lesbar. Streidl, Barbara: Feminismus. 100 Seiten. Reclam 2020. 10 Euro (Amazon-Werbelink)