Ein Gespräch mit Dipl.-Ing. Peter Hübner, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.
Herr Hübner, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl zum Präsidenten des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie! Was werden die entscheidenden Herausforderungen für die Unternehmen Ihres Verbandes und damit auch die der Bauingenieure in den nächsten Jahren sein? Vielen Dank! Die Unternehmen der deutschen Bauindustrie stehen in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen. Das ist zum einen die fortschreitende Digitalisierung, die die Wertschöpfungsprozesse in der Bauwirtschaft bereits heute erheblich verändert. Verpassen wir hier den Anschluss, können wir in Zukunft nicht mehr mithalten bei Infrastrukturprojekten, bei den vielfältigen Aufgaben im Hochbau oder auf internationalen Märkten. Länder wie Großbritannien sind zum Teil schon viel weiter. Zum anderen stellt die Sicherung des Fachkräftebedarfs eine enorme Herausforderung für uns dar. Inzwischen sehen knapp 70 Prozent der Unternehmen im Fachkräftemangel das größte Risiko für die eigene wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten. 85 Prozent der Unternehmen hatten Schwierigkeiten, offene Stellen innerhalb von sechs Monaten wieder zu besetzen. Dabei können wir Nachwuchskräften heute nicht nur sichere, sondern auch interessante Arbeitsplätze anbieten. Gerade die Bauindustrie wird heute mehr denn je gebraucht – sei es bei der Bekämpfung der Wohnungsengpässe in Deutschland, bei der Beseitigung des Investitionsstaus auf unseren Straßen und Schienenwegen oder bei der Modernisierung unserer Bildungsinfrastruktur in Schulen und Hochschulen. Der Branche kommt somit eine ganz entscheidende Rolle für die Zukunft Deutschlands zu. Was müssen Bauingenieure vor diesem Hintergrund mitbringen, um die Aufgaben zu meistern? Zunächst einmal benötigen Bauingenieure – wie in jedem anderen Beruf auch – eine grundlegende Fachkompetenz, die es ihnen ermöglicht, die alltäglichen Anforderungen zu bewältigen. Hierzu gehören ein ingenieurwissenschaftliches Grundverständnis, insbesondere aber auch das Verständnis für komplexe Zusammenhänge, sowie kommunikative Fähigkeiten, möglichst auch in mindestens einer Fremdsprache. Als Bauingenieur ist man an der Schnittstelle verschiedener Gewerke tätig und für die Gesamtkoordination eines oder mehrerer Projekte verantwortlich. Dies erfordert vernetztes Denken, schnelles Urteilsvermögen und Freude daran, im Team zu arbeiten. ihre Attraktivität. Was ist Ihr Plädoyer für einen Einstieg in die Branche? Die Chancen für Nachwuchskräfte in unserer Industrie waren lange nicht mehr so groß wie heute. Im September konnten die offenen Stellen für Bauingenieure noch nicht einmal rechnerisch aus der immer kleiner werdenden Zahl der Arbeitssuchenden besetzt werden – und das, obwohl erfahrungsgemäß nur jede zweite bis dritte Stelle überhaupt der Arbeitsagentur gemeldet wird. Mit anderen Worten: Junge Bauingenieure sind gesucht. Unserem Nachwuchs haben wir aber auch viel zu bieten. Ich kann mir keine andere Branche vorstellen, die jungen Leuten ein vergleichbar vielfältiges Arbeitsfeld anbieten kann wie die Bauwirtschaft. Eine echte Herausforderung für alle technikbegeisterten jungen Leute, die bereits in jungen Jahren Führungsverantwortung suchen. Ich kenne auch keine andere Branche, in der die Identifikation der Beschäftigten mit den Produkten ihrer Arbeit so groß ist wie in der Bauwirtschaft. Wir schaffen als Bauingenieure Werte, die in der Regel auch noch nach Jahrzehnten Bestand haben. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir uns das Motto „Schaffen, was bleibt“ auf unsere Fahnen geschrieben haben.Wenn ein Gebäude mit den Maschinen einer Produktionsstrecke vernetzt ist, dann lässt sich Energie besonders effizient nutzen. An der TU Darmstadt entstand für die Erforschung und Vermittlung dieser Einsparpotenziale eine Fabrik im Originalmaßstab, die ETA-Modellfabik. An und in ihr arbeiteten auch maßgeblich Bauingenieure mit. Von Christoph Berger
ETA hat eine zweifache Bedeutung: Zum einen stehen die drei Buchstaben für Energieeffizienz-, Technologie- und Anwendungszentrum. Zum anderen verbirgt sich hinter ihnen der griechische Buchstabe „eta“. In den Ingenieurwissenschaften steht dieser für den Wirkungsgrad, also das Verhältnis der Nutzenergie zur zugeführten Energie – somit ist er eine zentrale Größe für die Energieeffizienz.
Und um all das geht es auch in der in diesem Jahr eröffneten Modellfabrik an der TU Darmstadt. 36 Forschungspartner aus Industrie und Wissenschaft sind an dem etwa 15 Millionen Euro teuren Bau beteiligt. Darunter befinden sich Wissenschaftler aus den Bereichen Maschinenbau, Bauingenieurwesen und Architektur. Die Gebäudegrundfläche ist zirka 810 Quadratmeter groß. Im Inneren ist eine reale Produktionsprozesskette zur Herstellung eines Hydraulikpumpenbauteils aufgebaut: spanende Werkzeugmaschinen, wässrige Bauteilreinigungs- und Laserreinigungsverfahren sowie ein Wärmebehandlungsofen.
Diese Maschinen sind nicht nur untereinander aufeinander ausgerichtet, sondern auch mit der Gebäudehülle vernetzt. So dient beispielsweise die Abwärme der Werkzeugmaschinen, die eigentlich verloren wäre, in der 550 Quadratmeter großen Maschinenhalle dazu, weitere Anlagen mit Wärme zu versorgen oder die Halle zu beheizen. Die ausgeklügelten Werkstoffe in der mit Kapillarmatten durchzogenen Fassade interagieren gleichsam mit der Außenwelt, sodass möglichst energiearm geheizt oder gekühlt werden kann. In den Wänden kann so Wasser geführt werden und „damit können wir die Abwärme nutzen, um das Gebäude auch zu heizen“, erklärt Professor Dr.-Ing. Jens Schneider vom Institut für Statik und Konstruktion der TU.
Außerdem ist zur Dämmung in die Wände eine 30 Zentimeter dicke Schicht Betonschaum eingelassen. An der Außenseite befinden sich Elemente aus mikrobewehrtem, ultrahochfestem Beton. Auch diese sind mit Kappilarrohrmatten ausgestattet und tragen damit zur Energieeffizienz bei. Genauso wie die Glasfront. In das Isolierglas sind beispielsweise Lichtlenklamellen integriert, die Sonnenlicht an die Decke der Halle lenken. Auch die Teilsysteme Maschine, technische Infrastruktur und Gebäude sind hinsichtlich der Energieeffizienz optimiert. Die Gebäudekonstruktion selbst ist nahezu vollständig recyclebar.
Auf diese Weise werden nun bislang verborgene Einsparpotenziale erschlossen. Es wird davon ausgegangen, dass sich zusätzlich 15 bis 20 Prozent mit dem integrierenden, ganzheitlichen Ansatz der ETA-Fabrik gegenüber der Optimierung einzelner Komponenten an Energie einsparen lassen.