Der digitale Zwilling passt auf

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Das Industrial Internet ermöglicht der Industrie bahnbrechende Effizienzgewinne und gänzlich neue Geschäftsmodelle. Eines der revolutionärsten Konzepte ist die virtuelle Abbildung eines realen Produktionsteils über den gesamten Produkt-Lebenszyklus hinweg: der digitale Zwilling. Von Marc Dietrich, Aviation Program Manager und User Experience Designer, GE Global Research Europe

Digitale Zwillinge eignen sich perfekt für die Zustandsüberwachung in Echtzeit, eine darauf aufbauende vorausschauende Wartung der Anlagen und auch für Prognosen und Tests beziehungsweise „Performance Scenarios“, die auf zukünftige Anwendungen abzielen und risikolos simuliert werden können, ohne den operativen Betrieb zu gefährden. Digitale Zwillinge verändern die Branche radikal. Sie machen den Betrieb effizienter und eröffnen dadurch Wachstumschancen. GE wendet die Digital-Twin-Technologie als Pionier dieser Entwicklung bereits für 800.000 industrielle Anlagen weltweit an, Tendenz steigend. Virtuell abgebildet und animiert werden Technologien sämtlicher Industriebereiche, etwa Windenergieanlagen, Flugzeugtriebwerke und ganze Kraftwerke. Auch die Pipeline-Inspektion ist ein wichtiges Feld. Mit den digitalen Modellen kann die Beanspruchung wesentlicher Teile mittels Sensorik und entsprechender Analysen am PC repliziert werden. Serviceeinsätze werden entlang der voraussichtlichen Nutzung ideal abgestimmt, der laufende Betrieb wird optimiert, Ausfallzeiten können entscheidend minimiert werden. Gerade in der Luftfahrtbranche ist das von essenzieller Bedeutung. Das merke ich in meinem Job als Aviation Program Manager und User Experience Designer im europäischen Forschungszentrum von GE bei München jeden Tag. Anlagen, Informationstechnologien und operative Prozesse müssen ineinander greifen, damit ein digitaler Zwilling entstehen kann. Je mehr Parameter diesen beschreiben und je zeitnaher und umfangreicher die relevanten Daten verfügbar sind, desto schärfer wird das Abbild des Zwillings zum realen Objekt. Ein digitaler Zwilling ist demnach kein statisches Element, es wächst quasi heran wie ein Lebewesen und erhält über die Zeit neue Eigenschaften. Mit Kunden suchen wir geeignete Anwendungsfelder, in denen digitale Zwillinge in Bezug auf den aktuellen Reifegrad des Umfelds sinnvoll sind. Dann versuchen wir zu verstehen, welche Daten relevant sind, wo und wie diese einbezogen werden können und welche Schlüsse sie zulassen, um die Effizienz zu erhöhen und Ausfälle zu vermeiden. Im Kontext des Digital-Twin-Konzepts wird transparent, wie sehr sich informationstechnische Aspekte und geschäftsbezogene Perspektiven annähern und verschmelzen. Mein Studium in Informatik und Wirtschaftsingenieurwesen, das ich in Berlin absolviert habe, hat hier die Grundlage geschaffen, diese Szenarien ganzheitlich zu verstehen und selbst aufbauen zu können – von der wirtschaftlichen Relevanz für das Unternehmen bis hin zur technischen Anforderung. Mich reizt die Kombination aus wirtschaftlichen, hardware- und informationstechnischen Faktoren und die Tatsache, einen Beitrag dazu zu leisten, die Luftfahrtindustrie mit modernsten Technologien noch effizienter und sicherer zu machen.

„Das Internet der Dinge betrifft alle Branchen“

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Was ist eigentlich dieses „Internet of Things“, von dem alle sprechen? Und was bedeutet es für die Ingenieure von morgen? Sabine Olschner sprach mit Prof. Dr. Markus Weinberger, Dozent für den Bachelor-Studiengang „Internet der Dinge“ an der Hochschule Aalen.

Zur Person

Markus Weinberger, Foto: privat
Markus Weinberger, Foto: privat
Markus Weinberger, 44 Jahre, studierte Maschinenbau an der TU München und in Trondheim, Norwegen, bevor er in unterschiedlichen Funktionen bei Bosch arbeitete. 2012 wurde er Direktor des Internet of Things (IoT) Lab an der Universität St. Gallen, einer Kooperation der Robert Bosch GmbH mit der Universität St. Gallen und der ETH Zürich. Er und sein Team erforschten und entwickelten IoT-Anwendungen in den Bereichen „Smart Home“ und „Connected Car“. Seit 2016 hat er an der Hochschule Aalen die Professur „Internet der Dinge“ inne.
Prof. Weinberger, bitte beschreiben Sie uns zunächst einmal, was „Internet der Dinge“ bedeutet. Es geht darum, Dinge zu vernetzen. Das ist nichts grundsätzlich Neues. Verkehrsflugzeuge sind zum Beispiel schon seit 40 Jahren in irgendeiner Form etwa mit dem Hersteller der Triebwerke vernetzt und übertragen ihm Daten. Was sich nun ändert: Die Technologien und die technischen Komponenten, die man braucht, um Dinge zu vernetzen, werden immer kleiner und billiger und brauchen weniger Strom. Als Folge können in Zukunft nicht nur sehr große Dinge mit hohen Sicherheitsanforderungen, wie ein Flugzeug, vernetzt werden, sondern praktisch jeder physische Gegenstand kann Teil des Internet werden. Dadurch ergeben sich ganz neue Möglichkeiten. Wo sehen Sie hier die größten Chancen? Produkte und Gegenstände, die es heute schon gibt, können ganz neue Funktionen bekommen: zusätzliche digitale Services. So kann zum Beispiel eine LED-Birne, die mit zusätzlichen Sensoren ausgestattet wird, künftig etwa auch als Alarmsystem genutzt werden, indem die Information, dass jemand anwesend ist, an einen anderen Ort übertragen wird. Ein weiterer Vorteil: Wenn viele Dinge Sensoren haben, können sie damit Daten über ihre Umwelt erfassen. Das führt dazu, dass man über viele Vorgänge sehr viele Informationen bekommt. Ein Beispiel ist hier Google Traffic, das Verkehrsinformationen anhand der Handys der Autofahrer in Echtzeit abbildet. Aber das birgt doch auch Risiken? Natürlich. Ganz wichtig ist hier das Thema Datenschutz. Das wird noch mal viel sensibler beim Thema Smart Home, wenn also Kameras im Haus installiert werden oder man Online-Sprachservices nutzt. Diese Geräte sammeln unzählige persönliche Informationen. Auch das Thema Industrie 4.0, ein Unterthema des Internet der Dinge, birgt Risiken: Wenn Industrieanlagen vernetzt werden, haben viele Unternehmen Bedenken, dass daraus Rückschlüsse zum Beispiel auf ihre Produktivität gezogen werden können. Das andere große Sicherheitsrisiko sind Hacker, die über das Internet Kontrolle über ein Ding erlangen könnten – zum Beispiel über ein Auto, das sie fernsteuern könnten. Wenn ein Ingenieur sich mit dem Thema „Internet der Dinge“ beschäftigen möchte: Auf welche  Branchen sollte er sich fokussieren? Ich glaube, dass es keine Branche geben wird, in der das Internet der Dinge künftig keine Rolle spielen wird. Das wird eine ähnliche Entwicklung nehmen wie das Internet, ohne das heute ja auch kein Unternehmen mehr überleben könnte. Einige Branchen wie etwa die produzierende Industrie – und auch große Unternehmen eher als kleinere – sind weiter als andere, aber im Grunde stecken sie alle erst in den Anfängen. Klar ist: Mit dem Internet der Dinge zieht die Digitalisierung auch in Branchen ein, die bislang weniger davon berührt werden. Ein Beispiel: Ein Fensterrahmenhersteller könnte künftig in seine Rahmen Sensoren einbauen, die die Luftqualität messen oder den Öffnungszustand des Fensters erkennen. Die Daten zur Luftqualität könnte der Hersteller an Wetterdienste verkaufen. Oder das Fenster erkennt selbstständig, dass es aufgebrochen wurde und informiert den Rahmenhersteller, dass er dem Kunden ein Reparaturangebot machen sollte. Das kann zu ganz neuen Geschäftsfeldern und -möglichkeiten führen. Für Ingenieure tun sich zudem ganz neue Arbeitsfelder in Branchen auf, die sie bislang eher nicht auf dem Schirm hatten. Wie kann das Internet der Dinge Unternehmen noch nützen? Neben den Vorteilen für ihre Produkte können Unternehmen auch ihre Produktion durch die neuen Technologien effizienter machen. Sie können ihre Anlagen vernetzen und sie zum Beispiel mit dem Fuhrpark verbinden. Damit sind Maschinen und Transporter besser ausgelastet, und Wartung und Reparatur können besser geplant werden. Welche Fähigkeiten muss ein Ingenieur für diese neue digitalisierte Arbeitswelt mitbringen? Um das Internet der Dinge sinnvoll zu nutzen, braucht es Maschinenbauer, Elektrotechniker, Nachrichtentechniker, Informatiker und Designer. Nicht jeder kann alles wissen, aber wichtig ist, über die eigene Fachrichtung hinaus vernetzt zu denken und mit den anderen zu kommunizieren. Aber wir werden auch Allrounder brauchen, die den Überblick über dieses komplexe Thema haben, das uns alle in Zukunft beschäftigen wird.  

Die Branchen sortieren sich neu

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Dr. Anja Hartmann war Top-Beraterin bei McKinsey, heute ist sie als selbstständige Beraterin für zahlreiche DAX-30-Unternehmen tätig. Der karriereführer sprach mit ihr über die Herausforderungen der Digitalisierung. Die Fragen stellte Elisa Maifeld.

Anja Hartmann, Foto: Anja Hartmann
Anja Hartmann, Foto: Anja Hartmann
Welche Chancen und Erfolgsstrategien der Digitalisierung sehen Sie – und vor welchen ungelösten Herausforderungen stehen die Unternehmen heute? Auch im digitalen Zeitalter geht es im Kern weiter darum, dass und wie Menschen miteinander kommunizieren und interagieren. Dadurch entstehen Innovation, Produktion und Handel, aber auch Vertrieb oder Marketing, und vom Erfolg dieser Aktivitäten hängt letztlich auch der Erfolg von Unternehmen ab. Unternehmen, die eine grundsätzliche Haltung dazu haben, wie und warum ihre Produkte und Dienstleistungen von Menschen ge- und benutzt werden, werden auch die Möglichkeiten der Digitalisierung erfolgreich zum Vorteil ihres Geschäfts einsetzen. Mit anderen Worten: Die größte Herausforderung in der Digitalisierung ist es meines Erachtens, dass wir alle – Unternehmen wie Individuen – nicht aus den Augen verlieren dürfen, dass am Ende und am Anfang aller digitalen Prozesse immer (noch) Menschen stehen. Die digitale Transformation bietet Chancen, um mit innovativen Ideen die Zukunft zu gestalten. Wie entwickeln sich zukünftig neue Geschäftsmodelle? Die spannendste Entwicklung im Umfeld der digitalen Transformation ist in meinen Augen das Auseinanderfallen und die anschließende komplette Neusortierung von Branchen, Wertschöpfungsketten und Wettbewerbern. Mein ehemaliger Arbeitgeber McKinsey hat sich mit dem Thema unter der Überschrift „Sectors without border“ befasst; Accenture behandelt das Phänomen unter dem Titel „Industry X.0“. Worum es im Kern geht: Digitale Produkte und Dienstleistungen führen dazu, dass Unternehmen in Branchen wettbewerbsfähig werden, in denen sie bisher keine Rolle gespielt haben – und umgekehrt: Etablierte Spieler sehen sich mit neuen Wettbewerbern konfrontiert, die sie klassischerweise nie auf dem Wettbewerbsradar hatten. Die Aktivitäten von Google im Energieoder Auto-Umfeld sind dafür ein bekanntes Beispiel, aber auch traditionellere Unternehmen entdecken, dass ihnen ihre Daten oder ihr Wissen digitale Einstiege in ganz andere Branchen erlauben. Können progressive Einfälle/Ideen sowie Start-ups in etablierte Märkte integriert werden – und wenn ja, wie? Da bin ich, ehrlich gesagt, skeptisch. Die größten Innovationen sind in den meisten Industrien am Rande der etablierten Märkte entstanden – nicht zuletzt, weil der typische Reflex alteingesessener Spieler immer zunächst ist, die disruptive Innovation aus dem Markt herauszuhalten und kleinzureden. Das Phänomen ist ja seit Clayton Christensens Arbeiten über disruptive Innovation („The Innovator’s Dilemma“, 1997) bekannt, und ich sehe nicht, dass sich an der Grundlogik heute etwas geändert hat. Etablierte Spieler, die erfolgreich Innovationen anstoßen und verfolgen, die letztendlich ihr eigenes Kerngeschäft verdrängen könnten, sind selten und sehr einzigartig. Wie wichtig ist der Faktor Mensch, welche Strategien sollten Unternehmen fahren, damit sie wettbewerbsfähig bleiben? Müssen Führungstätigkeiten neu definiert werden? Grundsätzlich wird – für Führungskräfte und Mitarbeiter – immer wichtiger, dass sie sich kurzfristig und flexibel auf neue Arbeitsfelder, -aufgaben und -umstände einstellen können. In vielen Unternehmen lösen sich Hierarchien auf und werden durch flachere, netzwerkartige Führungsstrukturen ersetzt – das fordert Führungskräfte und Mitarbeiter gleichermaßen heraus. Allgemein gilt meiner Beobachtung nach, dass Führungskräfte und Mitarbeiter, die ihre eigenen Stärken und Schwächen gut kennen, erfolgreicher und zufriedener mit dem sind, was sie tun – selbst wenn sich Aufgaben, Positionen oder Rollen ändern. Unternehmen, die Menschen dabei helfen, sich als Persönlichkeiten weiterzuentwickeln, haben dabei einen Vorteil.

Vermittlerin im Produktionsprozess

Katharina Hein, Wirtschaftsingenieurin bei der Liebherr-Hydraulikbagger GmbH, hat sich schon früh für technische Zusammenhänge interessiert. Ihr Studium des Wirtschaftsingenieurwesens hat sie gut auf ihre heutige Arbeit im technischen Büro des Weltmarktführers für Mobilbagger vorbereitet.

Nach einer ganz klassischen Ausbildung zur Industriekauffrau habe ich 2009 mit dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens in Ulm/Neu-Ulm begonnen. Von klein auf interessierten mich technische Zusammenhänge. Sachen zu analysieren und zu reparieren waren schon früh mein Ding – ich wollte eben wissen, wie alles funktioniert. So war für mich schnell klar, was ich studieren wollte. Die wirtschaftlichen Aspekte meines Studienfaches kannte ich schon durch meine Ausbildung, das technische Know-how fehlte mir allerdings noch. Das Studium zur Wirtschaftsingenieurin war optimal für mich, um beide Tätigkeitsbereiche kombinieren zu können. Meine Vorkenntnisse aus der Ausbildung waren auch wirklich sehr hilfreich. Diese und der stetige Praxisbezug während meines Studiums haben mir den Berufseinstieg enorm erleichtert. Ich bereue definitiv nicht, beides gemacht zu haben. Im Gegenteil, ich finde es gut so, denn es war für mich in vielerlei Hinsicht vorteilhaft.
Katharina Hein, Foto: privat
Katharina Hein, Foto: privat
Mein Praxissemester habe ich bei der Liebherr-Hydraulikbagger GmbH in Kirchdorf gemacht – damals noch im Bereich Produktmanagement und nicht im technischen Büro, wo ich heute arbeite. Die Arbeit dort an der Schnittstelle zwischen Technik und Vertrieb hat mich sehr begeistert und mir nochmals gezeigt, dass das Studium zur Wirtschaftsingenieurin die richtige Wahl war. Ich habe in viele Themengebiete hineingeschnuppert und somit auch schnell herausgefunden, was mich interessiert und was eher nicht. Zudem hat mich auch die technische Komplexität der Maschinen fasziniert. Ich habe meine Ausbildung schon in der Metallbranche gemacht, jedoch war mein Ausbildungsbetrieb ein Zulieferer für Maschinenhersteller und das Endprodukt nur über Bilder oder Prospekte zu sehen. Hier bei Liebherr hatte ich dann erstmals den fertigen Bagger direkt vor Augen. Die technische Komplexität in Zusammenhang mit der dahintersteckenden Ingenieurskunst hat mich sehr begeistert, und deshalb war Liebherr nach meinem Studium auch eines meiner Wunschunternehmen. Nach meinem Studium bin ich als Wirtschaftsingenieurin im Bereich Value Engineering eingestiegen. Zu den Hauptaufgaben dieses Bereichs innerhalb des technischen Büros gehört unter anderem das Kostenmanagement während der Produktentwicklung. Um gegebenenfalls auf Kostendruck reagieren zu können, ist es notwendig, Produktkosten bereits in frühen Phasen der Produktentstehung zu ermitteln und entsprechend zu beeinflussen. Konstruktionsbegleitende Kalkulationen müssen während der Produktentwicklung erstellt werden, um Transparenz zu gewährleisten. Die Vorgabe von Kostenzielen sowie etwaige Maßnahmen zur Kostenbeeinflussung gehören auch in meinen Tätigkeitsbereich. Meine Aufgaben sind also sehr vielseitig.
Die Fähigkeit, auch bei komplexen Themen und Konstruktionen den Überblick zu behalten, ist neben technischem Fachwissen eine wichtige Voraussetzung für den beruflichen Erfolg.
Während früher der klassische Ingenieur an der Verbesserung oder Neugestaltung technischer Komponenten des Produkts arbeitete und der Betriebswirt danach für die Preisbildung und Markteinführung zuständig war, muss ein Wirtschaftsingenieur sich mit beiden Seiten gleichzeitig befassen. Somit bin ich mitten im Produktentwicklungsprozess tätig und arbeite mit vielen verschiedenen Abteilungen zusammen. Ich bin sozusagen der Vermittler zwischen Vertrieb, Entwicklung, Controlling und Einkauf. Technisches Wissen kombiniert mit wirtschaftlichem Denken und Flexibilität sind Voraussetzungen für meinen Beruf. Inzwischen arbeite ich seit drei Jahren als Wirtschaftsingenieurin im Bereich Value Engineering, und langweilig wird mir dabei nie. Jeden Tag warten neue, spannende Aufgaben auf mich. An meiner Tätigkeit gefällt mir besonders, dass ich sehr selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten kann. Ich werde oft gefragt, wie es so als Frau in einem technischen Beruf ist, also in einer typischen Männerdomäne zu arbeiten. In erster Linie muss man, wie überall, Leistung bringen. Damit kann man sich, egal ob Mann oder Frau, am besten durchsetzen. Eine Portion Selbstvertrauen, gemischt mit Durchsetzungsvermögen, Entschlossenheit und ein wenig Robustheit und man wird sich unter den Kollegen sehr wohl fühlen – so wie ich. Zudem ist Kommunikationsfähigkeit eine sehr wichtige Eigenschaft in meinem Beruf. Man darf nicht davor zurückschrecken, Fragen zu stellen. Gerade weil Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieure ständig an verschiedenen Themen aus unterschiedlichen Fachbereichen arbeiten, ist es notwendig, sich die entsprechenden Informationen, egal ob technisch oder betriebswirtschaftlich, zu beschaffen. Man muss oft sehr gezielt nachfragen, um wichtige Details zu erfahren, die für die anfallenden Arbeiten relevant und zielführend sind. Ich finde, das Ingenieurwesen ist ein sehr spannendes Berufsfeld mit Zukunft. Man weiß oftmals nicht, woran man in 20 bis 30 Jahren arbeiten wird, weil sich so vieles im Bereich der Technik wandelt und die Neuentwicklungen stetig zunehmen. Absolventinnen und Absolventen kann ich deshalb vor allem eines raten: Um im Job erfolgreich zu sein, darf das Interesse an lebenslangem Lernen nicht nachlassen. Die Fähigkeit, auch bei komplexen Themen und Konstruktionen den Überblick zu behalten, ist neben technischem Fachwissen eine wichtige Voraussetzung für den beruflichen Erfolg. Man sollte sich ganz genau überlegen, was man gerne macht. Ich glaube, dass man am erfolgreichsten sein wird, wenn man das machen kann, was einem Spaß macht. Ingenieuren stehen so viele Möglichkeiten und Chancen offen – und wer Freude am Gestalten und an kreativen Aufgaben hat, wird seinen Weg auch finden

Gehirntraining – Innovations-, Buch- und Linktipps

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BÄSSE MIT MASCHINENBAU-KNOW-HOW

Foto: Jo Teichmann
Foto: Jo Teichmann
Als Kind lernte Jens Ritter in der Schreinerwerkstatt seines Großvaters viel über Holzbearbeitung. Als Jugendlicher fing er an, sich für Musik zu interessieren. Er kaufte eine alte E-Gitarre und baute sie nach seinen eigenen Vorstellungen um. Danach war sein Ehrgeiz geweckt, und er wollte ein komplettes Instrument selbst bauen – mit Erfolg: Seinen ersten Bass verkaufte er im Tausch gegen einen Kamin. Vor 20 Jahren hängte der Maschinenbautechniker seinen Beruf schließlich an den Nagel, um sich nur noch dem Bau von Bässen zu widmen. Heute gehören prominente Bassisten zu seinen Kunden, darunter Phil Lesh von der Band Grateful Dead. Mittlerweile ist der Bassbauer aus dem pfälzischen Deidesheim in der Musikbranche zu einer festen Größe geworden. www.ritter-instruments.com

RENNWAGEN OHNE FAHRER

Die Formula Student ist ein Testlabor für Studenten-Teams, die eigene Rennwagen entwickeln wollen. Seit 2017 gibt es eine neue Kategorie: Erstmals treten 15 Teams mit autonomen Rennwagen gegeneinander an. „In der Formula Student Driverless müssen wir Algorithmen programmieren, damit der Rennwagen vollautonom durch den Parcours fahren kann“, sagt Roman Dörflinger, Leiter des Karlsruher Rennteams KA-RaceIng e.V. Die zentrale Frage war: Wie verschafft man dem Fahrzeug Orientierung? „Nach Tests mit Radar, Laser, Kameras und Ultraschall entschieden wir uns für eine Kombination aus Videoerkennung und Laserscanner“, sagt Dörflinger. Unterstützt wurden sein Team und mehr als 30 weitere Gruppen dabei von Bosch. www.formulastudent.de

ZAUBERWATTE HILFT BEI ÖLKATASTROPHEN

Foto: Deurex
Foto: Deurex
Mit den Gedanken schon im Feierabend unterliefen dem Mitarbeiter gleich mehrere Fehler: Bei der Produktion von Wachs wählte er das falsche Material, den falschen Druck und die falsche Temperatur. Heraus kommen statt Wachs zehn Tonnen faserige Watte. Zuhause stellt er mithilfe von Salatöl fest, dass seine Watte Öl von Wasser trennen kann – eine neue Idee war geboren, für die die Chemiefirma Deurex in Sachsen-Anhalt den Europäischen Erfinderpreis erhielt. Die „Zauberwatte“ kann über das Sechsfache ihrer Masse aufnehmen und hinterlässt keine Rückstände im Wasser. Die vollgesaugte Wachs-Watte kann man danach wieder auswringen und erneut verwenden. Bei Ölkatastrophen im Meer, wie sie leider immer wieder vorkommen, könnte die „Zauberwatte“ eine Lösung sein. Die Zauberwatte im Einsatz auf YouTube: www.youtube.com/watch?v=757dYtBU6I4

GLAS AUS DEM 3-D-DRUCKER

Foto: KIT
Foto: KIT
Teile aus Kunststoff oder Metall konnten bislang schon mit 3-D-Druckern gefertigt werden. Nun hat das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ein Verfahren entwickelt, mit dem sich erstmals auch Glas im 3-D-Drucker verwenden lässt. Der Maschinenbauingenieur Dr. Bastian E. Rapp und sein interdisziplinäres Forscherteam mischen dazu Nanopartikel hochreinen Quarzglases mit einer kleinen Menge flüssigen Kunststoffs und lassen diese Mischung durch Licht an bestimmten Stellen aushärten. Das flüssig gebliebene Material wird in einem Lösungsmittelbad herausgewaschen, so bleibt nur die gewünschte, ausgehärtete Struktur bestehen. Der in dieser Glasstruktur noch eingemischte Kunststoff wird anschließend durch Erhitzen entfernt. Aufgrund seiner Eigenschaften wie Transparenz, Hitzebeständigkeit und Säureresistenz eröffnen sich mit dem Glas aus dem 3-D-Drucker ganz neue Anwendungsmöglichkeiten, zum Beispiel in der Optik, der Datenübertragung und der Biotechnologie.

DAS AUTO IST KULT

Foto: VG-Bild-Kunst
Foto: VG-Bild-Kunst
Das Auto war und ist Kult: als Gebrauchsgegenstand, soziales Symbol, ästhetisches Objekt, groteske Karikatur, als Sinnbild gesellschaftlicher Entwicklung oder nostalgischer Verklärung. Keine technische Erfindung hat die Kunst so nachhaltig und vielfältig beeinflusst wie das Auto. Namhafte Künstler des 20. und 21. Jahrhundert haben sich mit ihm auseinandergesetzt. Daher hat die Kunsthalle Emden nun dem Auto eine eigene Ausstellung gewidmet: „Rasende Leidenschaft“. In den rund 100 Kunstwerken erkennt der Besucher die sich verändernde Perspektive auf das Auto: von überschwänglicher Technikbegeisterung in der Zeit des Wirtschaftswunders bis zu den großen Kontroversen aus ökologischer Sicht. Und die Künstler fragen auch, wie es weitergeht in Zeiten von Elektromobilität, Abgasdiskussion und autonomem Fahren. Wird die Begeisterung und Faszination fürs Auto weiter bestehen? www.kunsthalle-emden.de/autoinderkunst

DER, DIE, DAS TECHNIK?

Was haben Geschlecht und Technik miteinander zu tun? Bietet Technik nicht einfach nur Lösungen für Aufgaben aller Art, von denen Frauen und Männer gleichermaßen profitieren? Oder hat Geschlecht als soziale Kategorie Einfluss auf Technikgestaltung und umgekehrt? Diese Fragen will eine Vortragsreihe des Exzellenzclusters Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC) der Universität Bielefeld in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. aus unterschiedlichen Perspektiven beantworten. Die Vorträge sind nun in der Veröffentlichung „Gender-Effekte: Wie Frauen die Technik von morgen gestalten“ nachzulesen. Die Beiträge geben Anregungen zu Überlegungen, wie Technik männlich wurde, wie die Expertise von Frauen in der Entwicklung von Technik sichtbar gemacht und wie Anwendungen, Produkte und digitale Arbeitswelten gendersensibel werden können. Der Band zum kostenlosen Download: https://pub.uni-bielefeld.de/publication/2912032

JAZZ IM UNIVERSUM

Cover The Jazz of physicsWie haben sich aus dem leeren und eigenschaftslosen Ur-Universum die ersten Strukturen herausgebildet? Wie wirken die Grundgesetze der Physik auf komplizierte Art und Weise zusammen, um die große Struktur des Universums zu schaffen und aufrechtzuerhalten? Diesen und weiteren Fragen rund ums Universum geht Stephon Alexander mithilfe von Jazzmusik auf die Spur. Der Professor für Theoretische Physik ist Jazzmusiker. Er spielt Saxophon und will in diesem Buch zeigen, wie die Kunst, die richtigen Analogien zu finden, helfen kann, das Universum zu verstehen. Musik ist für den Professor die Analogie zur Physik, für ihn gibt es eine tiefe Verbindung zwischen der Musik und der Struktur des Universums. Stephon Alexander: The Jazz of Physics. Die Verbindung von Musik und der Struktur des Universums. Eichborn 2017. 25 Euro

Fahrräder aus Bambus

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Jedes Rad ein Unikat: Stefan Eisen, 49, ist nicht nur Ingenieur der Versorgungstechnik, sondern auch Rennrad-Fan. Neben seiner Arbeit als freiberuflicher Versorgungsingenieur in der Automobilindustrie baut er Räder aus badischem Bambus. Seine Expertise hat er sich durch Ausprobieren angeeignet. Mittlerweile haben seine Räder viele Liebhaber gefunden. Das Interview führte Sabine Olschner

Wie kamen Sie auf die Idee, Fahrradrahmen aus Bambus herzustellen? Ich traf vor ein paar Jahren jemanden, der Fahrräder aus Bambus herstellen wollte. Da ich die Idee sehr spannend fand, wollten wir uns zusammentun, aber unsere Vorstellungen gingen dann doch auseinander: Er plante etwas Rustikales, ich eher etwas Schickes. Da mein Partner dann auch noch in die Schweiz zog, fing ich allein an und habe die Idee durchgezogen. Von meinem ersten Rad waren alle, denen ich es gezeigt habe, begeistert – auch wenn es noch lange nicht perfekt war. Ich habe andere Materialfachleute gefragt, viel im Internet gelesen, ausprobiert, und dadurch habe ich mich immer weiter verbessert und weitere Räder für meine Familie gebaut.
Stefan Eisen, Foto: Bambushelden
Stefan Eisen, Foto: Bambushelden
Wie haben Sie die ersten Käufer gefunden? Ich habe im Urlaub eine Bloggerin kennengelernt, die mich überredet hat, einen Beitrag über mich zu veröffentlichen. Kaum war der Bericht online, kam das Fernsehen auf mich zu, Printmedien folgten. Schnell kamen die ersten Anfragen nach Rädern, und ich habe ein Gewerbe angemeldet. Dabei hatte ich Glück, dass ich Ingenieurwesen studiert habe, denn eigentlich hätte ich einen Meisterbrief vorweisen müssen, um ein Zweiradgewerbe anzumelden – aber das Ingenieurstudium wurde auch für die Gewerbeanmeldung anerkannt. Wie ging es dann mit Ihrer Idee weiter? Da ich bei meiner Arbeit als Versorgungsingenieur seit über 20 Jahren mit CAD-Anwendungen zu tun habe, habe ich mir einen 3-D-Drucker angeschafft, mit dem ich einzelne Rahmenteile aus Carbon oder Glasfaser selber fertigen kann. Manchmal komme ich da an meine Grenzen, weil ich immer wieder abgefahrene Sachen ausprobiere. Weitere Teile für das Rad, wie die Ausfall-Enden oder das Tretlager, hole ich – mit meinem eigenen Fahrrad – von Herstellern aus der näheren Region. Mittlerweile habe ich rund 25 Räder gebaut.
Bilder der Bambusräder auf Instagram: www.instagram.com/bambushelden www.bambusheld.de
Was ist das Schwierigste beim Bau der Bambusräder? Das Trocknen des Bambus. Das ist ein sehr komplexer Prozess, weil der Bambus beim Trocknen häufig der Länge nach reißt. Hier habe ich viel herumexperimentiert – und mein Prozess ist auch das Einzige, was ich nicht verrate. Ansonsten kann mir gern jeder bei der Arbeit zuschauen. Leben könnte ich von meinen Bambusrädern wohl nicht, denn sie sind ein Luxusprodukt, das sich nicht jeder leisten will. Der Preis von rund 3000 Euro ist jedoch gerechtfertigt, denn jedes Rad ist ein Unikat. Was ist Ihre größte Herausforderung? Wenn ich mit dem Bau eines Rades anfange, habe ich schon wieder drei neue Modelle im Kopf. Um mich nicht zu verzetteln, schreibe ich meine Ideen in ein Buch. Wenn ich die Idee nach ein paar Wochen immer noch gut finde, dann setze ich sie um. Sobald die Konstruktion eines Rades einmal auf dem Zettel fixiert ist, mache ich keine Änderungen mehr. Generell gilt: Man braucht bei verrückten Ideen einen langen Atem und darf sich nicht von Rückschlägen aus der Bahn werfen lassen.

Ausländische Absolventen in Deutschland: Herausforderungen einer internationalen Karriere

Immer mehr kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind auch auf ausländischen Märkten aktiv und könnten daher von einem internationalen Team profitieren. Trotzdem fällt es vielen Hochschulabsolventen aus Nicht EU-Staaten schwer, einen Job in Deutschland zu finden.

Das liegt allerdings nicht an mangelnder Motivation: Laut dem „Hochschul-Bildungs-Report 2020 – Jahresbericht 2015“ der Unternehmensberatung McKinsey und des Stifterverbandes möchten rund 80 Prozent der ausländischen Master-Absolventen Berufserfahrung in Deutschland sammeln. Dass das nicht so einfach ist, zeigt sich daran, dass gemäß der Studie ein Jahr nach demAbschluss noch mehr als ein Viertel von ihnen auf Arbeitssuche ist.

In China daheim, in der Welt zuhause

Auch Sarah Chen, eine 30-jährige Absolventin aus China, hat sich nicht so leichtgetan. Sarah kam nach Deutschland, um an der Internationalen Hochschule Bad Honnef Bonn (IUBH) zu studieren. Nach ihrem Master in International Management an der IUBH hätte sie auch in China einen guten Job finden können. Doch die Freunde lebten und arbeiteten längst über das ganze Land verstreut. „Das fühlte sich nicht mehr wie Zuhause an. Da dachte ich mir: In China daheim, in der Welt zuhause.“ Sie machte sich auf Jobsuche, erhielt jedoch anfangs wenig positives Feedback von den Unternehmen. „Vor allem, da ich keine Arbeitserfahrung vorweisen konnte und weder EU-Bürgerin bin noch fließend Deutsch spreche“, so Sarah Chen.

Hohes internationales Fachkräftepotenzial für KMU

Dabei stellen internationale Hochschulabsolventen laut der Initiative „Study & Work“ des Bundeswirtschaftsministeriums und des Stifterverbands vom Mai 2017 ein bislang wenig ausgeschöpftes Fachkräftepotenzial für KMU dar. Immerhin sind nach Angaben des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) über 12 Prozent der Studierenden an deutschen Hochschulen 2017 keine deutschen Staatsbürger. Gerade KMU könnten hiervon enorm profitieren: Im Zuge der steigenden Internationalisierung der Märkte und wachsenden Exportkapazitäten für Produkte und Dienstleistungen können Mitarbeiter mit einer internationalen Biografie vielfältige Möglichkeiten eröffnen.

Einbindung in hochkarätige Netzwerke

Dazu ist allerdings eine engere Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Hochschulen unabdingbar: Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) empfiehlt KMU deshalb, mit den Career Centern von Hochschulen in Kontakt zu treten und zu kooperieren. Doch wie der Hochschul-Bildungs-Report feststellt, arbeiten nur 28 Prozent der Hochschulen regelmäßig mit Unternehmen zusammen. So ist es kein Wunder, dass für internationale Absolventen vor allem die Hochschulen interessant sind, die über gute Kontakte in die Wirtschaft verfügen und ihre Studierenden in hochkarätige Netzwerke einbinden.

Career Services: Unterstützung durch die Hochschule

Die IUBH unterstützt ihre Studierenden bereits von Anfang an: Die Studienanfänger werden von der Hochschule zu Seminaren oder Workshops rund um das Thema deutscher Arbeitsmarkt eingeladen, um den Start in die Karriere zu erleichtern. Der Career Service hilft bei allen Fragen rund um den Berufseinstieg und unterstützt auch die Absolventen. Mit über 2.000 Unternehmenskooperationen ist die IUBH gut vernetzt und bietet – neben der jährlich auf dem Campus in Bad Honnef stattfindenden eigenen Karrieremesse – Studierenden die Möglichkeit, weitere Karrieremessen zu besuchen sowie potenzielle Arbeitgeber im Rahmen von Exkursionen kennenzulernen. Sarah hat von den Angeboten ihrer Hochschule profitiert. „Ohne das gute Netzwerk der IUBH wäre es viel schwieriger gewesen, an Vorstellungsgespräche zu kommen“, erzählt sie. Die Leiterin des Career Services, Susanne Dusel, am Campus in Bad Honnef habe ihr Kontakte vermittelt, sie beraten und – das sei am allerwichtigsten gewesen – sie motiviert. Doch solche Career Services gibt es längst nicht an allen Hochschulen; das Matching von qualifizierten internationalen Arbeitskräften und passenden Arbeitgebern ist also nach wie vor schwierig. Für Sarah Chen hat sich die Unterstützung gelohnt. Sie arbeitet dank der Vermittlung durch die IUBH bei Kumpan Electric, einem Hersteller von Elektro-Rollern in der Nähe von Bonn, als Projektmanagerin und Koordinatorin zwischen dem Tochterunternehmen in Shanghai und der Zentrale in Remagen.

7 Tipps für die Jobsuche

  1.  Rechtzeitig mit der Jobsuche beginnen: Wer nach dem Studium in Deutschland arbeiten möchte, sollte spätestens im letzten Semester mit der Jobsuche beginnen.
  2. Überlegen, wo die eigenen Fähigkeiten liegen: Wichtige Fragen zur Selbsteinschätzung sind zum Beispiel laut DAAD: • Wer bin ich? • Was kann ich? • Was will ich? • Was ist möglich?
  3. Fremde Meinungen einholen: Man kann auch andere Menschen um eine Charakterisierung bitten. Der anschließende Vergleich zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung kann neue Perspektiven eröffnen.
  4. Deutsch-Kenntnisse verbessern: Die Chancen auf einen Arbeitsplatz in Deutschland sind meist deutlich besser, wenn gute Deutschkenntnisse vorhanden sind. Infos zu Deutschkursen sind über die Hochschulen zu bekommen.
  5. Überall suchen: Es gibt zahlreiche Jobportale in Deutschland u.a. Monster, StepStone, Jobware oder Indeed.com. Außerdem kann man sich bei der Bundesagentur für Arbeit informieren oder Zeitungsanzeigen durchforsten.
  6. Netzwerken: In der Arbeitswelt werden gute Netzwerke immer wichtiger. Es lohnt sich bereits vor dem Abschluss Praktika zu machen und Arbeitserfahrung zu sammeln. Theoretisches Wissen verbunden mit praktischer Erfahrung ist bei Unternehmen besonders gefragt. Auch persönliche Kontakte oder solche, die der Career Service der Hochschule vermitteln kann, sowie Empfehlungsschreiben können hilfreich sein.
  7. Lernen, mit Zurückweisung umzugehen: Obwohl man sich nach einer Absage zunächst schlecht fühlt und denkt, dass einen niemand einstellen will, darf man nicht aufgeben. Ob jemand Erfolg hat, hängt auch davon ab, wie er mit Rückschlägen umgehen kann. Daher: Nicht aufgeben!

FLYERALARM GmbH

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Branche
Online-Druck, E-Commerce

Produkte/Dienstleistungen
Druck, Messeausstattung, Gastroartikel, Werbetechnik, Werbeartikel bedrucken

Anzahl der Standorte
8 Produktionsstandorte im Inland, 11 Stores deutschlandweit, in 14 anderen Ländern präsent

Jahresumsatz
33 Mio. Euro im Jahr 2016

Anzahl der MitarbeiterInnen
2000

Gesuchte Fachrichtungen
IT, Medien, Betriebswirtschaft, Maschinenbau, Logistik, Büromanagement

Einsatzmöglichkeiten
Gestaltung, Marketing, Personal, Controlling, Einzelhandel

Einstiegsprogramme
Ausbildung, Duales Studiaum, Direkteinstieg

Mögliche Einstiegstermine
Jederzeit

Auswahlverfahren
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Mandanten für die Zukunft rüsten

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Dass sich das Wirtschaftsrecht wandelt, ist nicht neu. Bemerkenswert ist jedoch das Tempo der Veränderungen. Megatrends wie die Digitalisierung und die Globalisierung sorgen für neue Gesetze, die Unternehmen beachten müssen. Die Aufgabe der Anwälte: Das Recht strukturieren und die Mandanten beraten, damit diese bestenfalls von der neuen Rechtslage profitieren. Wir haben in den Kanzleien nachgefragt, was dies für Spezialisten in den Bereichen Datenschutz, Patentrecht und Finanzen bedeutet. Von André Boße

Im Mai 2018 tritt das neue EU-Datenschutzgesetz in Kraft. Viele Nutzer profitieren davon, so gibt es zum Beispiel ein „Recht auf Vergessen“. Sprich: Wer will, kann dafür sorgen, dass zum Beispiel Kundendaten wieder gelöscht werden. Zudem haben Kunden das Recht, zu erfahren, was mit ihren Daten geschieht. Gehen Daten verloren, müssen die Unternehmen dies so schnell wie möglich melden. Ein Punkt der Verordnung trifft Unternehmen dabei besonders: Verstoßen sie gegen das neue Recht, drohen harte Bußgelder – bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes sind möglich. „Für meine Mandanten birgt das neue Recht in erster Linie mehr Bürokratie und drastisch erhöhte Risiken“, sagt Jens Nebel von der Kanzlei Kümmerlein, dort Fachanwalt für ITRecht. „Nur ein Beispiel: Unternehmen müssen künftig die Einhaltung des Datenschutzrechts durch geeignete Dokumentationen nachweisen. Wer das nicht kann, begeht schon allein hierdurch einen Rechtsverstoß.“

„Digital Economy & Recht“

In der Studie „Digital Economy & Recht“ des Bundesverbandes der Unternehmensjuristen (BUJ) aus dem November 2016 geben Vertreter aus 305 Rechtsabteilungen an, welche Rechtsgebiete von der Digitalisierung am meisten betroffen sind. Knapp 70 Prozent der Befragten sehen einen starken Einfluss der digitalen Transformation auf die Arbeit in der Rechtsabteilung. Dabei beurteilen die Befragten den Veränderungsprozess überwiegend positiv. Rund 73 Prozent der Befragten erwarten, dass der Bedarf an digital kompetenten Juristen zusätzliche Jobs in den Rechtsabteilungen schaffen wird. 85 Prozent erwarten höhere Anforderungen an das Know-how bei spezifischen Rechtsgebieten wie dem Datenschutz und der IT-Sicherheit sowie bei Haftungs- und Regulierungsfragen.
Einen positiven Blick auf die Verordnung hat Dr. Grace Nacimiento: „Das neue Recht bietet Unternehmen einen guten Anlass, die bestehenden Prozesse zu hinterfragen und auf den Prüfstand zu stellen“, bewertet die Partnerin bei Kleiner Rechtsanwälte das Gesetz. Viele Unternehmen erkennen die Bedeutung von Daten für gegenwärtige und zukünftige Geschäftsmodelle. „Daher müssen wir häufig vermitteln, dass bei aller Goldgräberstimmung gesetzliche Vorschriften bestehen, die die technischen Möglichkeiten der Datennutzung beschränken“, sagt Grace Nacimiento – und glaubt, dass ein Unternehmen, das die Rechtslage kennt und klar einhält, auch auf positive Effekte hoffen darf: „Gegenüber Kunden kann es ein nicht zu unterschätzender Bonus sein, sich an datenschutzrechtliche Vorgaben zu halten oder sogar einen Standard anzubieten, der über diese hinausgeht.“ Jens Nebel von Kümmerlein, der seit mehr als einem Jahrzehnt Unternehmen zu datenschutzrechtlichen Gestaltungsfragen berät, hält dagegen, dass es im Bereich des Datenrechts noch immer viele offene Fragen gebe. Zum Beispiel die nach der Rechtsinhaberschaft an Daten: „Es gibt kein „Dateneigentum“ im klassischen Sinne, etwa so, wie ich Eigentümer eines Autos sein kann. Denn Daten sind keine körperlichen Gegenstände.“ Gleich mehrere Rechtsinstitute schützen die Daten, das Urheberrecht, das Betriebs- und Geschäftsgeheimnis und eben auch das Datenschutzrecht. Dabei könne es vorkommen, dass die Rechtsordnung die Befugnisse unterschiedlich zuweist, wie Jens Nebel sagt, der aktuell eines der großen datenschutzrechtlichen Musterverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof betreut: „Ein Datenbankhersteller kann zum Beispiel ein Schutzrecht an der Datenbank haben, die Verarbeitung der darin abgelegten personenbezogenen Daten kann trotzdem durch das Datenschutzrecht beschränkt oder gar unzulässig sein.“ Das Datenschutzrecht ist ein Rechtsgebiet mit großer Dynamik – „aber das gilt im Grund für alle Bereiche, in denen sich das Recht mit Fragen der Digitalisierung auseinandersetzt“, ergänzt Dr. Carolin Küll, die sich bei Kleiner Rechtsanwälte mit Fragen der Digitalisierung befasst. Die Anwältin berät Unternehmen insbesondere zu IT-Compliance, Datenschutz und Datensicherheit. „Ergeben sich neue Fragen, müssen wir den technischen Hintergrund klären und die hieran anknüpfenden Rechtsfragen strukturieren“, berichtet sie von ihrer Arbeit. Inhaltlich setze auch die Rechtsberatung im Bereich Digitalisierung und Datenschutz ein gewisses technisches Verständnis und ein hohes Abstraktionsvermögen voraus. „Einsteiger sollten daher keine Berührungsängste mit technischen und informationstechnologischen Fragen haben und auch das Gespräch mit der operativen Ebene in den Unternehmen suchen.“

Syndikus: Dr. Siegfried Schwung im Interview

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Dr. Siegfried Schwung leitet beim Automatisierungsspezialisten Kuka die Rechtsabteilung. Bestimmt wird seine juristische Arbeit vom rasanten Wandel, der sich aus den Industrie-4.0-Themen wie der künstlichen Intelligenz und dem Internet der Dinge ergibt. Die Fragen stellte André Boße

Zur Person

Dr. Siegfried Schwung, 63 Jahre alt, leitet als Chefsyndikus bei Kuka die Full-Service-Rechtsabteilung des Unternehmens. Der Jurist begann seine Karriere als Syndikusanwalt im Auslandsbereich des Baukonzerns BiIfinger Berger. Anschließend war er mehr als 20 Jahre im Daimler-Konzern tätig, unter anderem als General Counsel bei Mercedes-Benz U.S. International, Leiter Kapitalmarktrecht sowie Chefsyndikus der Daimler Financial Services. Vor seinem Einstieg bei Kuka war er als niedergelassener Anwalt tätig, unter anderem leitete er für Thümmel Schütze & Partner das Büro in Singapur.
Herr Dr. Schwung, wie hat sich Ihrer Ansicht nach generell die Arbeit eines Syndikusanwalts in einem Unternehmen gewandelt? Der Syndikusanwalt nimmt generell am Wandel eines Unternehmens teil. Seine Kernkompetenzen, neben der Beherrschung der relevanten rechtlichen Rahmenbedingungen, liegen also in der tiefen Kenntnis des Unternehmens, seiner Produkte und des Umfeldes, in dem es geschäftsaktiv ist. Ändern sich diese Rechtstatsachen, dann muss der Syndikusanwalt auf der Höhe der Entwicklung sein. Können Sie das an einem Beispiel verdeutlichen? Industrie 4.0 ist ein gutes Beispiel. Für die hierunter fallenden Geschäftsmodelle müssen etwa Verträge entworfen werden, für die bisher noch in keinem Praxishandbuch Muster zu finden sind. Die besonderen Skills liegen folglich in der völlig eigenständigen Gestaltung von Vertragsstrukturen und -texten – und dies in der Mehrzahl der Fälle nach angelsächsischem Aufbau und in englischer Sprache. In einem von neuen Technologien geprägten Unternehmen gewinnt zudem der gewerbliche Rechtsschutz an Bedeutung, im Hinblick auf vermehrt in Betracht kommende Kooperationen auch das Kartellrecht. Kernthema bleibt das Gesellschaftsrecht. Und klassische Rechtsstreitigkeiten? Hier vergeben wir weitgehend Mandate an externe Kanzleien, die vor allen Dingen im Prozessrecht und mit den Usancen am konkreten Gericht mehr Erfahrung besitzen. Die Rechtsabteilung steuert die Prozesse. Wie sehen Sie Ihre Rolle im Unternehmen: Betrachten Sie sich als einen rechtlichen Berater, der zwar im Unternehmen arbeitet, aber eine unabhängige Stellung einnimmt? Der Syndikusanwalt ist als Organ der Rechtspflege unabhängig – und das vielleicht sogar noch stärker als die externen Rechtsanwälte, die sich ihr nächstes Mandat sozusagen verdienen müssen. Dies zeigt sich gelegentlich bei gutachterlichen Stellungnahmen, bei denen die Inhouse-Option mit der gestellten Rechtsfrage durchaus konservativer umgehen kann. Andererseits darf der Syndikusanwalt aber nicht eine unternehmerische Einstellung vermissen lassen: Er sollte mit gut vertretbaren Standpunkten Verantwortung übernehmen.
Wir haben erst Recht 2.0 – die Industrie ist aber schon weiter.
Wie organisieren Sie die Kooperation mit Kanzleien, die extern für das Unternehmen arbeiten? Kanzleien sind Partner und arbeiten komplementär. Ein Konkurrenzdenken verbietet sich. Entscheidend ist das Arbeitsverhältnis zu den jeweiligen Partnern und Associates, mit ihnen muss höchstes Vertrauen bestehen. So sind die Arbeitsergebnisse der externen Kanzlei immer über die Rechtsabteilung einzusteuern, die ja die Federführung beansprucht. Funktioniert das nicht, etwa durch eine unkoordinierte Direktansprache des Mandanten im Unternehmen, haben wir ein Problem. Kostenmanagement ist wichtig, da die Rechtsabteilung das Budget zu verantworten hat. Bei Kuka gibt es eine Liste der bisher mandatierten Kanzleien mit Bewertungen, auf die bei neuen Mandaten zurückgegriffen werden kann. Kuka ist ein besonderes Unternehmen, es gilt als einer der wichtigsten Treiber für die Themen Automatisierung und Industrie 4.0. Welche besonderen Themen bestimmen Ihre Arbeit? Der dynamische Wandel und das internationale Umfeld kennzeichnen die Arbeitsfelder des Unternehmens. In Kontakt kommen wir überwiegend mit Ingenieuren, die sich immer wieder neu aufkommenden Projekten, wie jetzt im Hinblick auf die künstliche Intelligenz und anderen disruptiven Technologien, widmen. Unsere Rechtsabteilung ist also sehr technologieaffin, und wir erleben geradezu aufregende Zeiten. Wer sich als Jurist mit Themen wie dem Internet der Dinge, Künstlicher Intelligenz und Automatisierung beschäftigt, stößt schnell auf interessante juristische Fragen. Welche dieser neuen Themen empfinden Sie als besonders interessant? Natürlich ist das Haftungsthema überaus relevant, da muss bei der Beschreibung des Leistungsversprechens genau gearbeitet werden. Leider lässt sich die Haftungsproblematik im Geschäft mit anderen Unternehmen vor dem Hintergrund der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes durch AGBs schlecht interessengerecht ausgleichen. Die Industrie hofft insofern auf eine überfällige Korrektur durch den Gesetzgeber. Es scheint, dass in einigen Bereichen die Technik schon weiter ist als das Recht. Zum Beispiel eben auch bei Haftungsfragen im Bereich der Industrie 4.0. Dem stimme ich zu. Wir haben erst Recht 2.0 – die Industrie ist aber schon weiter. Ist das eine neue Entwicklung – oder hatte das Recht es schon immer schwer, mit der technischen Entwicklung mitzuhalten? Leider hinkt die Rechtsordnung, sowohl mit Blick auf die Gesetze als auch auf die Rechtsprechung, der Entwicklung seit jeher hinterher. Das beruht darauf, dass regelmäßig eine Ex-post-Betrachtung angestellt wird, also eine Beurteilung aus nachträglicher Sicht.
Mit gut vertretbaren Standpunkten Verantwortung übernehmen.
Inwieweit wirken sich Geschäftsmodell und Strategie von Kuka auch auf die Organisation des Unternehmens aus? In der Tat befindet sich die Kuka in einer Phase der Neuaufstellung. Dabei ist die Rechtsabteilung mit der Nachziehung der rechtlichen Organisation involviert. Eine Herausforderung stellt die Gestaltung von rechtlich unkritischen virtuellen Konzernstrukturen dar. So dürfen beispielsweise gesellschaftsübergreifende Berichtswege – Stichwort: Matrix im Konzern – weder zu ungewollten Betriebsstätten und Arbeitsverhältnissen noch zu Haftungsdurchgriffen führen. Sorgfältiger Prüfung bedürfen auch Aspekte des Datenschutzrechtes, das sich bekanntlich selbst im Umbruch befindet. Mit Blick auf Einsteiger, die von der Hochschule kommen und sich für eine Karriere als Syndikusanwalt interessieren: Welche fachlichen und beruflichen Perspektiven machen Ihren Beruf interessant? Der Syndikusanwalt ist Rechtsanwalt und arbeitet entsprechend diesem Berufsbild. Das heißt, die Berufswahl muss zunächst schon bewusst auf die des Rechtsanwalts fallen. Das Interessante ist, dass wir uns mit kompletten Sachverhalten befassen und nicht nur mit Teilaspekten – wenn also ein Mandant bei hohem Leidensdruck ab einem bestimmten Punkt nicht mehr um anwaltliche Hilfe herumkommt.

Lesetipp der Redaktion:

The Rise of Robots and the Law of Humans In einem Aufsatz hat sich Dr. Horst Eidenmüller, Professor für Wirtschaftsrecht an der University of Oxford, mit dem Aufkommen der Robotik und dem menschlichen Recht auseinandergesetzt: https://goo.gl/9c7ajr Interview zur Thematik: https://goo.gl/L6XGmc
Welche Skills sind notwendig? Für eine Tätigkeit im Unternehmen empfiehlt sich stets eine gute Portion Unternehmergeist. Das einzubringende Herzblut macht den Arbeitstag besonders reizvoll, denn nichts stellt sich als eine reine akademische Übung dar. Und wie beurteilen Sie die Karriereaussichten als Syndikusanwalt? Gute Juristen mit Persönlichkeit werden immer eine Chance haben. Durch die rasante Verrechtlichung des Geschäftslebens – man denke nur an die Flut von Regulierungen aus Brüssel – wird der Bedarf an Syndikusanwälten eher zu- als abnehmen. Daran dürfte auch Legal Tech nichts ändern, also die Automatisierung bestimmter anwaltlicher Dienstleistungen. Und übrigens hätte ich meiner Tochter nicht zum Jurastudium geraten, wenn das Ergebnis nur eine brotlose Kunst wäre.

Zum Unternehmen

Kuka ist ein international tätiger Automatisierungskonzern mit einem Umsatz von rund drei Milliarden Euro und mehr als 13.000 Mitarbeitern. Als einer der weltweit führenden Anbieter von intelligenten Automatisierungslösungen bietet das Augsburger Unternehmen den Kunden alles aus einer Hand: Von der Komponente – dem Roboter – über die Zelle bis hin zur vollautomatisierten Anlage in den Branchen Automotive und in der General Industry. Kuka treibt Industrie 4.0. und damit die digital vernetzte Produktion voran.

Baurechtler

Bauvorhaben begleiten uns auf Schritt und Tritt. Ob man in einem privat gebauten Eigenheim lebt, eine Brücke nach deren Sanierung überfährt, die ertüchtigte Strecke der Eisenbahn nutzt oder die Berichterstattung über die neue Elbphilharmonie in Hamburg oder den Flughafen Berlin liest: Immer und überall wird gebaut. Dies eröffnet dem Baurechtler ein unerschöpfliches und abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld, welches insbesondere auch die baubegleitende Beratung umfasst. Von Dr. Birgit Franz, Partnerin bei Leinemann Partner Rechtsanwälte mbB

Wird der Anwalt auf Seiten des Bauherrn tätig, so beginnt sein Einsatzbereich mit der Projektierung des Vorhabens, erstreckt sich über die Auftragsvergabe bis hin zur Bauabwicklung. Hier unterstützt er den Auftraggeber in Fragen der geänderten Bauausführung ebenso wie bei regelmäßig auftretenden Bauzeitverlängerungen und damit in Zusammenhang stehenden zusätzlichen Vergütungsansprüchen des Bauunternehmers, Architekten oder Ingenieurs sowie natürlich beim Auftreten von Mängeln. Letzteres nimmt in der Praxis allerdings – entgegen der landläufigen Meinung – erfreulicherweise den kleinsten Teil der anwaltlichen Tätigkeit ein. Auf Seiten des Auftragnehmers geht es in erster Linie um die Wahrung ihrer Vergütungsinteressen sowie die Realisierung der entsprechenden Forderungen. Hier ist der Baurechtler gefragt, gemeinsam mit dem Mandanten herauszufinden, welche Leistungen vereinbart sind – ob beispielsweise eine im Zuge von Straßenbaumaßnahmen in der Trasse vorgefundene Wasserleitung vom Unternehmer zu verlegen ist und ob er hierfür eine gesonderte Vergütung beanspruchen kann – und wie ein Anspruch auf eine zusätzliche Vergütung begründet werden kann. Gemeinsam entwickelt wird regelmäßig auch die Frage, wie sich die Vergütung bemisst und anschließend, welche Möglichkeiten bezüglich der Durchsetzung des Anspruchs bestehen. In all diesen Situationen steht der Anwalt dem Mandanten mit Rat und Tat zur Seite. Hierzu muss er die technischen Bedingungen der jeweiligen Bauleistung erfasst haben. Er muss wissen, wovon der Mandant spricht, wenn er einen „Berliner Verbau“ oder eine „überschnittene Bohrpfahlwand“ erwähnt. Genau das macht den Reiz des Baurechtlers aus: Er ist immer wieder gefordert, sich mit ihm bisher unbekannten Sachverhalten auseinanderzusetzen, sich in diese hinein zu fuchsen und vor allem vermittelnd – um nicht zu sagen übersetzend – als Bindeglied mit anderen Nichttechnikern und gegebenenfalls dem Gericht zu agieren. Er darf keine Scheu davor haben, sich auf der einen Seite von einem hemdsärmeligen Polier im zugigen Baucontainer die Ausführung einer „weißen Wanne“ erläutern zu lassen und auf der anderen Seite mit der Geschäftsleitung die juristische Taktik für die Verhandlungen mit der Gegenseite zu besprechen. Kurzum: Baurecht – das ist eine ausgesprochen vielseitige, spannende und abwechslungsreiche Tätigkeit.

Apothekenrechtler

Spezialisten im Apothekenrecht sind zwar auf eine bestimmte Branche fokussiert. Sie haben es aber bei einer umfassenden Beratung ihrer Mandanten mit zahlreichen Rechtsgebieten, verschiedenen Gerichtszweigen und kontinuierlichen Gesetzesänderungen, die das heutige Gesundheitswesen kennzeichnen, zu tun. Berater im Apothekenrecht müssen daher bereit sein, sich ständig in neue Fragestellungen einzuarbeiten und eigenständige Lösungen zu erarbeiten. Von Dr. Ulrich Grau, Rechtsanwalt Wirtschaftsjurist bei Dierks + Bohle Rechtsanwälte Partnerschaft mbB

In Deutschland gibt es mehr als 20.000 Apotheken. Ihnen obliegt, wie das Apothekengesetz formuliert, die Sicherstellung der ordnungsgemäßen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln. Der Apotheker hat eine Zwitterstellung: Zum einen betreibt er ein Handelsgewerbe, er ist also ein Kaufmann. Zum anderen ist er freiberuflich tätig. Das deutsche Apothekenrecht ist weiterhin vom Fremdbesitzverbot geprägt. Das bedeutet, dass nur Apotheker eine Apotheke betreiben dürfen. Daneben darf ein Apotheker auch nicht mehr als vier Apotheken insgesamt betreiben, die zudem noch innerhalb einer bestimmten Region angesiedelt sein müssen. Der Anwalt hat wegen dieser Besonderheiten in der Regel direkt mit dem Inhaber der Apotheke zu tun. Das gilt selbst bei der Beratung großer Apotheken, die in vielen Geschäftsfeldern, wie zum Beispiel der Krankenhausversorgung oder Rezepturherstellung, aktiv sind. Die rechtliche Beratung umfasst zunächst die Gründung oder Veräußerung einer Apotheke, sei es eine Haupt- oder Filialapotheke, eines pharmazeutischen Großhandels oder eines Herstellungsbetriebes. Seit Einführung des Versandhandels im Jahre 2004 steigt der Beratungsbedarf von Arzneimittelversendern, der auch IT- und E-Commerce Themen und zunehmend auch internationale Mandanten und Fragen des Europarechts umfasst. Man denke nur an die Diskussionen um ein Versandhandelsverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel, das durch die Boni-Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs vom 19.10.2016 ausgelöst wurde. Sollte es bei den kontinuierlich stattfindenden Inspektionen der Apotheken durch die Aufsichtsbehörde zu Beanstandungen kommen, ist der Berater ebenfalls gefragt, um die Interessen des Apothekers gegenüber der Aufsicht zu wahren. Auseinandersetzungen mit der Aufsicht werden dabei vor den Verwaltungsgerichten ausgetragen. Anders ist dies bei wettbewerbsrechtlichen Streitigkeiten mit Wettbewerbsverbänden und Konkurrenten. Auch Apotheken sind häufig von Abmahnungen betroffen. Dies gilt gerade im Bereich der Versandapotheken. Hier ist der Apothekenrechtler gefragt, um den Apotheker in einer etwaigen Auseinandersetzung vor den Zivilgerichten zu unterstützen. Da der Apotheker als wichtiger Bestandteil der Arzneimittelversorgung der gesetzlich versicherten Patienten in das Recht der gesetzlichen Krankenversicherung eingebunden ist, spielen Fragen des Sozialversicherungsrechts in der täglichen Beratung ebenfalls eine gewichtige Rolle.