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Fachkräfte für klimaneutrale IT

Nachhaltiges Wirtschaften bringt für Unternehmen viele Vorteile mit sich: sinkende Energiekosten, eine Verringerung des CO2-Abdrucks sowie mehr Resilienz. Zudem ist Nachhaltigkeit ein gutes Argument, zukünftige Fachkräfte vom eigenen Business zu überzeugen. Zur Erreichung dieser Ziele braucht es moderne IT-Systeme und qualitativ hochwertige Daten. Allerdings, und hier beißt sich die Katze in den eigenen Schwanz: Die größte Hürde beim Aufbau einer nachhaltigen Unternehmens-IT sind fehelendes Fachwissen und der Fachkräftemangel. Von Christoph Berger

Der Green Deal der Europäischen Kommission hat ein klares Ziel: Bis zum Jahr 2050 soll Europa klimaneutral sein. Die Unternehmen werden in diesem Zuge verpflichtet, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren und ressourcenschonender zu produzieren. Da ist es nur allzu klar, dass das Thema Nachhaltigkeit bereits in neun von zehn Unternehmen einen hohen Stellenwert hat. Das hat das Marktforschungsunternehmen PAC im Auftrag von Lufthansa Industry Solutions im Rahmen der Studie „IT & Sustainability – Reifegradindex 2023“ herausgefunden. Die Ergebnisse brachten aber auch noch ein anderes Ergebnis hervor: Über die Hälfte von ihnen verschiebt das Erreichen einer CO2-Neutralität sowie den Aufbau einer klimaneutralen IT auf das nächste Jahrzehnt.

„Es zeigt sich eine erhebliche Diskrepanz zwischen der generellen Entscheidung für nachhaltiges Wirtschaften und der Umsetzung klar definierter Ziele“, sagt demnach auch Stephanie Hackenholt, Product Owner Customer Sustainability bei Lufthansa Industry Solutions (LHIND) in einer zur Studie veröffentlichten Mitteilung. Nur vier von zehn Unternehmen hätten bereits Nachhaltigkeitsziele verabschiedet, deren Erreichung mit konkreten Kennzahlen gemessen werden soll. Der Rest arbeite strategisch noch im Ungefähren oder befinde sich in der Planungsphase.

Eine saubere Datenbasis ist ein Muss

Was aufgrund zweier Dinge verwundert. Erstens nehmen neun von zehn Befragten die Anfang des Jahres in Kraft getretene EU-Richtlinie „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) als einen der wichtigsten Treiber für das Thema wahr. Und zweitens rechnet sich Nachhaltigkeit auch unter wirtschaftlichen Aspekten. „90 Prozent versprechen sich Wettbewerbsvorteile zum Beispiel durch einen effizienteren Ressourceneinsatz und eine optimierte Auslastung“, sagt Stephanie Hackenholt. Um dieses Potenzial zu heben, führe an einer sauberen Datenbasis kein Weg vorbei, heißt es in der Studie. Drei von vier Studienteilnehmern halten daher für das Erstellen eines Nachhaltigkeits-Reportings ein professionelles IT-Tool für unerlässlich. 37 Prozent sind allerdings der Meinung, dass die eigene IT-Abteilung noch zu wenig über Nachhaltigkeitsthemen weiß.

Automatisierte Bewertung für nachhaltige Software

Foto: AdobeStock/ Vilogsign
Foto: AdobeStock/ Vilogsign

Das Projekt „Enabling green COmputing and DIGItal Transformation“ (ECO:DIGIT) startete Anfang August 2023 offiziell mit dem Ziel, eine Bewertungsumgebung für Software- bzw. Cloud-Anwendungen zu entwickeln, die umfassende Informationen über Ressourcenverbräuche und Umweltauswirkungen transparent offenlegt. Das Projekt wird im Rahmen des GreenTech Innovationswettbewerbs des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert.

Und nicht nur das: 80 Prozent bemängeln die zur Verfügung stehende Datenqualität, rund 50 Prozent fehlt die geeignete Datenbasis. Hinzu kommt die Problematik der Zusammenführung heterogener Daten. Dabei, so Stephanie Hackenholt, werde erst durch das Zusammenbringen von Daten aus unterschiedlichen Quellen Nachhaltigkeit anhand geeigneter KPIs messbar, zum Beispiel für CO2-Emissionen, Energieeffizienz, Ressourceneffizienz oder Recyclingquoten.

Darüber hinaus tun sich Unternehmen noch bei einer weiteren Herausforderung schwer: beim Aufbau einer insgesamt nachhaltigen Unternehmens-IT. Bis 2040 soll auch dieses Ziel in den meisten Unternehmen gelingen. Vorher müssen allerdings die Wissenslücken durch Schulungen, Mitgliedschaften in Branchenverbänden oder Neueinstellungen geschlossen werden. Mehr als drei Viertel der Unternehmen (77 %) wollen dabei mit externen Beratern zusammenarbeiten. „Die Entwicklung einer grünen Unternehmens-IT ist eine anspruchsvolle Aufgabe“, sagt Stephanie Hackenholt. „Durch die Verringerung des CO2-Fußabdrucks in ihrem Bereich können die IT-Verantwortlichen einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz im Unternehmen leisten und damit auch für einen höheren Reifegrad der Organisation insgesamt sorgen.“

Fehlendes Fachwissen und Fachkräftemangel sind größten Hürden

Dass Nachhaltigkeit schon lange nicht mehr nur ein „Nice to have“ ist, belegt auch die IDC-Studie „IT & Sustainability in Deutschland 2023“. Die kommt zu tendenziell ähnlichen Ergebnissen wie die oben besprochene PAC-Studie, hebt aber ganz klar den Fachkräftemangel und fehlendes Fachwissen als größte Hürden zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele hervor. Diese Mängel seien als kritisch zu bewerten, da zum einen Fachkräfte fehlen würden, um nachhaltigkeitsfördernde Projekte umzusetzen, zum anderen werde das Nachhaltigkeitsprofil eines Unternehmens den Studienergebnissen zufolge zunehmend zu einem wichtigen Entscheidungskriterium für neue Talente (59 %). Unternehmen haben somit keine andere Wahl: Wollen sie wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie in eine moderne, digitalisierte und von Beginn an nachhaltig gestaltete IT-Infrastruktur investieren.

Besonders Public Clouds beziehungsweise Hybrid Clouds könnten unter anderem durch Virtualisierung, Skalierungseffekt sowie eine bessere Auslastung nachhaltiger sein als reine On-Premise-Bereitstellungsmodelle.

Und auf welche modernen Maßnahmen und IT-Lösungen setzen die Unternehmen, um Wertschöpfungsprozesse, aber auch die IT selbst nachhaltiger zu machen? Auch hierzu hat IDC nachgefragt. Um das Unternehmen beziehungsweise Wertschöpfungsprozesse nachhaltiger zu gestalten, setzen 52 Prozent auf eine Private oder hybride Cloud-Umgebung. Weitere 45 Prozent auf die Public Cloud und 43 Prozent auf Technologien für Remote Work. Besonders Public Clouds beziehungsweise Hybrid Clouds könnten unter anderem durch Virtualisierung, Skalierungseffekt sowie eine bessere Auslastung nachhaltiger sein als reine On-Premise-Bereitstellungsmodelle, heißt es in der Studienauswertung.

Konkrete Vorteile von Cloud in puncto Nachhaltigkeit sehen die Unternehmen in der Senkung der Energiekosten (39 %), der Verringerung des CO2-Abdrucks (25 %) sowie einer verbesserten Business Resilienz (22 %). Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Maschinelles Lernen, Predictive Analytics und Internet of Things (IoT) würden von den Unternehmen derzeit weniger genutzt, seien in den nächsten 12 bis 24 Monaten jedoch umfassend geplant. Ein guter Ansatz, da mittels KI, Predictive Analytics und im Rahmen von IoT kontinuierlich Daten erfasst und ausgewertet werden könnten und somit frühzeitige Verbesserungen von Verbräuchen und Effizienzsteigerungen möglich seien. Um die IT-Infrastruktur selbst nachhaltiger zu machen, setzt jeweils ein Drittel auf neue Hardware, ein verbessertes Energiebewusstsein für Softwareanwendungen (Green Coding) und einen Mix aus erneuerbaren Energiequellen bei der Energieversorgung.

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