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Das letzte Wort hat: Prof. Dr. Burkhard Schwenker, Unternehmensberater

Prof. Dr. Burkhard Schwenker hat sich mit Leidenschaft der Beratung verschrieben. Nun hat er mit Mitstreiter*innen ein Plädoyer für die Betriebswirtschaftslehre verfasst. Oder: Das Strategieberatungskonzept für eine Wissenschaftsdisziplin. Im Interview erklärt er zudem, welche Rolle BWLer*innen in Beratungsunternehmen zukommt. Die Fragen stellte Christoph Berger

Zur Person

Prof. Dr. Schwenker, Foto: privat
Prof. Dr. Schwenker, Foto: privat

Prof. Dr. Burkhard Schwenker, Jahrgang 1958, studierte Mathematik und Betriebswirtschaftslehre. Seine berufliche Karriere startete er bei der PWA Papierwerke Waldhof- Aschaffenburg AG. Später wurde er Berater bei Roland Berger. Dort stieg er bis zum Vorsitzenden des Executive Committee auf. Es folgte der Vorsitz im Aufsichtsrat. Heute besetzt er zahlreiche Posten in Unternehmen und Institutionen und widmet sich der Lehre.

Herr Dr. Schwenker, vor welchen Herausforderungen steht die Disziplin Betriebswirtschaftslehre heute und auf welche Herausforderungen sollte sie Antworten finden?
Inhaltlich und von der Hauptzielgruppe kommend, den Unternehmen, wird Unternehmensführung schwieriger und anspruchsvoller. Kurzfristig hängt das mit den Corona- Effekten zusammen. Aber auch darüber hinaus können wir davon ausgehen, dass technologische Sprünge weiterhin extrem zunehmen werden. Damit verbunden sind die Vermischung von Branchengrenzen, die Abgrenzungen des Tätigkeitsfelds eines Unternehmens schwieriger machen. Wir können davon ausgehen, dass die politischen Konflikte zunehmen werden und selbstverständlich gibt es das gesamte Thema Nachhaltigkeit – sowohl auf Kundenseite als auch aus Richtung der Regulatorik. Die ganz große Überschrift für diese Phänomene ist: Ungewissheit. Wir wissen heute weder, welche Ereignisse vor uns liegen, noch wie ihre Wahrscheinlichkeiten aussehen. Das führt dazu, dass viele der klassischen betriebswirtschaftlichen Instrumente, die explizit oder implizit immer auf der Vorstellung beruhen, dass Wahrscheinlichkeiten bekannt sind, heute nicht mehr funktionieren. Man muss also neu denken.

In Ihrem Buch tauchen auch Schlagworte wie Purpose, New Work oder Agilität auf. Sind dies Themen, die umgesetzt werden müssen, um zu einer „guten“ BWL zu kommen, wie Sie sie nennen?
Die Herausforderung besteht darin, all dies in der Unternehmensführung umzusetzen. Mit der Zunahme des Anspruchs muss sich auch die BWL darauf ausrichten. Das muss der Anspruch sein: Sie muss die Forschung auf diese Themen ausrichten, die Lehre umstellen – es geht darum, die Instrumente zu reflektieren statt nur ihre Anwendung zu lehren. Das Paket ist groß. Andererseits wird BWL von den Unternehmensführungen sehr geschätzt. Sie setzt somit auf einer guten Basis auf, von der aus sie sich weiterentwickeln kann.

Damit steht die BWL genau vor dem Wandel, vor dem auch die Branchen und Unternehmen stehen.
Genau. Auch die BWL muss ihre Denkmuster überarbeiten. Dabei wäre es wünschenswert, wenn sie schneller als die Unternehmen wäre. Denn die Aufgabe jeder anwendungsorientierten Wissenschaft ist es, Entscheidungshilfen zu bieten.

Kann ein/eine Betriebswirt*in dieser komplexer werdenden Welt überhaupt noch den Überblick behalten?
Es geht immer darum, sich einen Überblick zu verschaffen, ein Gespür für mögliche Entwicklungen aufzubauen. Das bedeutet, dass man sich breit aufstellen muss, dass man als Betriebswirt Interesse daran haben muss, was in der Welt passiert, was geopolitisch läuft, was in der Politik eine Rolle spielt. Und, bezogen auf die Forschung, was in den Nachbarwissenschaften passiert. Es ist sehr deutlich geworden, dass ein Teil der Zukunft darin liegt, interdisziplinärer vorzugehen. Im Kern muss also die Fähigkeit gelehrt werden, zu denken, komplexe Sachverhalte versuchen zu durchdringen. Die Auseinandersetzung mit Theorien wird somit bedeutsam. Dies braucht man, um besser denken zu können.

Mit diesen Fähigkeiten und diesem Know-how ausgestattet: Welche Rolle können Betriebswirte dann in Strategieberatungen übernehmen?
Jede wichtige. Für exzellente Betriebswirte, Frauen oder Männer, stehen die Türen auf und die Karriereleitern offen. Vorausgesetzt, sie sind kreativ, weltoffen und bringen genau das Rüstzeug mit, über das wir gesprochen haben: hohe analytische Fähigkeiten, Reflexionsvermögen, Empathie – denn wer führen will, muss Menschen mögen – und Einsatzbereitschaft.

Buchtipp

Erfolgsfaktor BWLSchwenker, Albers, Ballwieser, Raffel, Weißenberger: Erfolgsfaktor Betriebswirtschaftslehre. Vahlen 2021, 24,90 Euro

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