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Das letzte Wort hat: Kai Redlich, Bauplanungsunternehmer und Holzschnitzer

Kai Redlich ist selbstständiger Bauingenieur und Inhaber eines Bauplanungsbüros in St. Egidien, Sachsen. Seit seinem elften Lebensjahr schnitzt er, vor etwa elf Jahren begann er, in seiner Freizeit Prominente mit seinen Schnitzwerkzeugen entstehen zu lassen. Im Interview erklärt er, worauf es beim Handwerk Schnitzen ankommt und was er am Baustoff Holz besonders schätzt. Die Fragen stellte Christoph Berger

Herr Redlich, Sie schnitzen seit Jahren Holzfiguren von Prominenten: zum Beispiel Sean Connery, Marilyn Monroe, die Mitglieder der Rolling Stones, Halle Berry, Bruce Willis und viele mehr. Was reizt Sie an den Promis, die Sie für Ihre Schnitzereien auswählen beziehungsweise: Gibt es Kriterien für Ihre Auswahl?
Das Schnitzen von Portraits ist so eine Sache: Zum einen muss es eine Person sein, die ein Dritter wiedererkennen kann, die also einer breiten Masse bekannt ist. Erst die Wiedererkennung durch die dritte Person ist die Referenz für die Qualität der eigenen Fähigkeiten. „Die Rolling Stones, meine Frau und ich“ waren bisher die schwierigsten Anforderungen. Dabei sind die Stones nicht die Herausforderung an sich, die Köpfe sind relativ klein und aufgrund der markanten Gesichtszüge ging das schon. Aber die eigene Ehefrau zu schnitzen, ist nicht ungefährlich. Ansonsten habe ich mit sogenannten Promis eigentlich nichts am Hut. Zu jeder Figur gehört ein Gesicht mit seinen Gesetzmäßigkeiten, es ist die eigentliche Erkennung einer Person. Weiterhin gibt es einen Algorithmus speziell zum Schnitzen von Gesichtern. Den habe ich mir aber nicht ausgedacht. Auf meinem Tisch ist eher die Vorbereitung dafür gewachsen, wie man die notwendigen Details aus dem Bildmaterial herausliest, um es umzusetzen. Weiterhin steht mir die Farbkomponente nicht zu Verfügung. Das engt ebenfalls die Auswahl ein, weil ich keine Fassmalerei beherrsche.

Bei Ihren Figuren legen Sie großen Wert auf Präzision und Wiedererkennung. Sind dies Eigenschaften, die Ihr Hobby und Ihr Beruf gemeinsam haben?
Die Präzision bei einer Figur – ich darf es nicht übertreiben – haucht ihr „Leben“ ein. Bei der Schnitzerei sind immer Kritiken angebracht. Der eine erkennt die Personen, der andere nicht. In der Baubranche ist es hingegen so, dass mangelnde Präzision, egal ob bei Planung oder Ausführung, im Regelfall zu Auseinandersetzungen ums liebe Geld führen. Bei den von mir betreuten Bauprojekten kommt es zudem weniger auf den Wiedererkennungswert und meinen Sti als auf die Anforderungen an die Bauwerke an. Es ist mir weniger wichtig, ob ein Bauwerk durch meinen Stil wiedererkannt wird. Wenn der Bauherr sagt: „Ich hab‘s mir leisten können, weil Sie es geplant haben“, reicht mir das aus.

Ist Holz auch beim Bauen der Baustoff Ihrer Wahl?
Holz ist das Material mit Zukunft. In Sachsen dauert es vielleicht noch eine Weile bis es sich durchsetzt, aber auch hier entscheidet letztlich das Geld. Derzeit habe ich viele Vorhaben in Holzrahmenbauweise, aber die modernen Bauweisen, wie CLT (Anm. d. Red.: CLT steht für „Cross Laminated Timber“), ist der nächste Level. Die Musterbauordnungen der Länder werden auch die Tür für die Gebäudeklasse 5 für Holzbauten schrittweise öffnen. Allerdings bezweifle ich, dass die Mengen Holz soweit ausreichen werden, dass Ziegel/Porenbeton/Kalksandstein ersetzt werden können, wenn auch die Dämmstoffindustrie und Brennstoffproduktion auf Holz ausweichen sollen. Prognosen sind derzeit schwierig.

Beim Bauen werden immer häufiger digitale Modelle vor dem eigentlichen Bauen als Vorlage erstellt. Welche Medien nutzen Sie als Vorlage für Ihre Figuren?
Ich nutze die üblichen Bilder aus dem Internet, exakte Fotos ohne Isometrie. Zur Bestimmung der Abstände, der Gesichtsmerkmale, nutze ich die Bausoftware.

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