Startup: Gute Gründe zum Gründen

Startup: Gute Gründe zum Gründen, Foto: Fotolia/fotogestoeber
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Worauf es bei der Gründung eines Unternehmens ankommt, erklärt Markus Schranner, Vorstandsvorsitzender von Startup Germany, in seinem Gastbeitrag.

Wenn wir über die Gründungskultur in Deutschland sprechen, dann hören wir oft, wie unwahrscheinlich es ist, dass eine Gründung erfolgreich ist. Wir hören aber auch von der fehlenden Risikobereitschaft unserer Bevölkerung und der mangelnden Innovationskraft deutscher Unternehmer und Unternehmen. Wir kennen die Gründe für diese mangelnde Gründungskultur nicht im Detail. Selbst die umfangreichsten Studien zum Thema können keine eindeutige Antwort geben. Doch wir sind überzeugt: Auch wenn es Hürden und Schwierigkeiten gibt, kann sich der Versuch, ein eigenes Unternehmen aufzubauen, lohnen. Dabei gibt es einige Faktoren, die für den Erfolg entscheidend sind – hier ein Überblick:

Wann ist die richtige Zeit zu gründen?
Während wir in der Jugend über eine Menge Energie verfügen und mit Veränderungen noch sehr viel einfacher zurechtkommen, verfügen wir später im Leben in vielen Fällen über mehr Erfahrungen, ein größeres Netzwerk und mehr Ressourcen. Trotzdem hat die Jugend einen kleinen, aber wichtigen Vorteil – weniger Verantwortung. Wer Kinder hat, hat nicht nur höhere Kosten, sondern auch weniger Zeit und mehr bereits vordefinierte Aufgaben. Dies kann ein enormer Nachteil sein. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Schwierigkeiten nicht weniger werden, sondern sich mit dem Alter nur verändern. Der richtige Zeitpunkt ist dann, wenn sich der Gründer bereit fühlt.

Welches Umfeld ist das richtige für eine Gründung?
Das Umfeld ist einer der wichtigsten Faktoren bei einer Gründung. Dazu gehören Menschen, Orte und die Ausstattung. Entsprechend der eigenen Möglichkeiten und Vorlieben müssen wir hier priorisieren. Aufgrund von begrenzten Ressourcen muss die Ausstattung häufig zu Beginn vor allem funktionieren, und auch der Arbeitsort wird in vielen Fällen eher pragmatisch gewählt. Die Menschen, mit denen man sich umgibt, haben aber einen enormen Einfluss und sollten daher sehr genau gewählt werden. Negativ eingestellte Menschen bringen uns nicht nur zum Nachdenken, sondern es kostet sehr viel Kraft, negative Gedanken zu kontrollieren. Dementsprechend ist es sinnvoll, zwischen konstruktiver Kritik und einer prinzipiell negativen Einstellung zu unterscheiden – nach Ersterer sollten wir uns richten, während wir Menschen mit einer negativen Grundeinstellung nicht nur ignorieren, sondern sogar meiden sollten.

Welche Ideen sollten verfolgt werden?
Gerade zu Beginn ist es sehr schwer einzuschätzen, ob eine Idee eine Chance auf Erfolg hat und deshalb weiterverfolgt werden sollte. Doch es gibt gewisse Kriterien, die uns helfen: Zuallererst sollten wir uns überlegen, welches Problem unsere Idee löst. Denn liegt der Idee kein Problem zugrunde, werden wir wahrscheinlich keine Kunden finden, die für unser Produkt oder unseren Service bezahlen. Nun können wir beginnen, unsere Lösung mit potenziellen Kunden zu testen. So sparen wir uns teure Entwicklungen, die im Anschluss von der angepeilten Zielgruppe abgelehnt werden. Diese Methode (genannt „Customer Development“ oder einfach „Lean Startup“ oder „Design Thinking“) hilft gerade zu Beginn einer Gründung dabei, die Idee zu validieren und die entsprechenden Zielgruppen zu finden.

Was, wenn das Projekt scheitert?
Diese Angst haben nahezu alle. Was passiert, wenn wir scheitern? Noch dazu, wenn wir uns als junge Menschen und ohne eigene Mittel auf ein derartiges Abenteuer einlassen? Was bedeutet ein Scheitern für den Lebenslauf, schadet es der Karriere? Die Antwort darauf ist leicht: Auch von einem gescheiterten Projekt können wir profitieren. Wir sammeln Erfahrungen auf einem Niveau, welches uns während einer klassischen Angestelltenkarriere auf Jahre verschlossen bleiben würde. Als Gründer liegt es an uns, Ziele zu setzen und zu kommunizieren, Netzwerke aufzubauen und Verträge auszuarbeiten. Wir müssen uns selbst das nötige Wissen aneignen und Lösungen für unerwartete Probleme finden. Kunden und Investoren wollen von der eigenen Lösung und dem eigenen Können überzeugt werden, und ein Team muss aufgebaut und gemanagt werden. Mit jedem Fehler lernen wir – fachlich, aber noch viel mehr mit, von und über Menschen. Und schließlich erarbeiten wir uns Wege, mit Unbekanntem umzugehen und Lösungen für Probleme zu finden. Mit diesen Erfahrungen, kombiniert mit dem Netzwerk, welches wir uns aufbauen, ist der Weg in ein Angestelltenverhältnis kein Problem mehr. Arbeitgeber schätzen diese Kompetenzen in einer sich immer schneller verändernden Welt.

Nicht jeder ist zum Gründer gemacht. Aber wer sich noch unsicher ist, wohin die eigene Karriere führen soll und sogar schon die eine oder andere Idee hat, der überlegt sich vielleicht, es mit einer Gründung zu versuchen. Startup Germany organisiert in ganz Deutschland sogenannte „Startup Weekends“. Diese fanden 2014 in Berlin, Hamburg, München, Köln, Stuttgart, Leipzig, Mainz, Dresden und einigen anderen Städten statt. Teilnehmer können das Unternehmerleben an einem Wochenende testen, eine Idee vorstellen, Teamkollegen rekrutieren und einen Prototypen bauen. Mentoren unterstützen die angehenden Unternehmer und helfen bei der ersten Orientierung im Unternehmerleben, und Juroren geben professionelles Feedback und helfen bei einer ersten Einordnung der Idee und der eigenen Fähigkeiten. Mehr Informationen dazu auf www.startupgermany.org.

Linktipps:

Seedmatch: Crowdfunding für Startups.
www.seedmatch.de

Deutsche Startups A-Z
www.deutsche-startups.de

Deutscher Gründerpreis: Auszeichnung für unternehmerische Leistungen in Deutschland
www.deutscher-gruenderpreis.de