„Löstige Reechterinne“

Foto: Stefanie Rüntz
Foto: Stefanie Rüntz

Der ausschließlich aus Richterinnen bestehende Verein „De Löstige Reechterinne lila-türkis von 2010“ zeigt, dass in der sonst ernsthaften Welt des Gerichts durchaus Raum für Geselligkeit und kölsche Brauchtumspflege sowie soziales Engagement ist. Von Sabine Baum und Dr. Mareike Meier, Präsidentin und Geschäftsführerin der Löstigen Reechterinne lila-türkis von 2010

Aus über 40 Richterinnen besteht der erst im Jahr 2010 gegründete Verein. Ins Leben gerufen wurde er im Rahmen des Rosenmontagszugs 2010 von sieben Richterinnen des Amts- und Landgerichts Köln. Nachdem die Gründungsmitglieder schon das ganze Karnevalswochende gemeinsam durchgefeiert und festgestellt hatten, dass sie die Liebe zum Karneval teilten, gründeten sie spontan einen Karnevalsverein. Weil nur weibliche Kolleginnen anwesend waren, wurden die Aufnahmekriterien entsprechend gefasst: „Weiblich, löstig, Reechterin, textsicher, trinkerprobt, jeck op Kölle, Kölsch und Karneval“. Auf der Suche nach individuelleren Vereinsfarben als „rut un wiess“ – also den Kölner Wappenfarben rot und weiß – fiel die Wahl auf lila-türkis.

Dass der Verein bereits ein Jahr später als deutscher Repräsentant des Karnevals im Ausland auftreten würde, hätten die Gründungsmitglieder damals nicht gedacht. Unverhofft kam im Februar 2011 das Angebot, bei einem Umzug anlässlich der 200-jährigen Unabhängigkeit Paraguays in der Hauptstadt Asunción teilzunehmen. Ein in der deutschen Botschaft in Asunción tätiger Rechtsreferendar hatte den Kontakt zu dem bis dahin allenfalls in Kölner Justizkreisen bekannten Verein der löstigen Reechterinnen hergestellt. Im Mai war es dann für die 18 mitreisenden Vereinsmitglieder soweit: Das paraguayanische Fernsehen übertrug nicht nur den Umzug live, auch Vereinspräsidentin Sabine Baum wurde zweimal vor laufender Kamera interviewt. Bei den Zuschauern sorgten die deutschen Richterinnen zunächst für Verwirrung, da das Werfen von „Kamelle“ in Südamerika unbekannt ist. Binnen kürzester Zeit wurden die Kamelle jedoch ebenso begeistert in Empfang genommen wie jedes „Paraguay Alaaf“ mit freudigem Applaus bedacht.

An dieses unvergessliche Erlebnis hat der Verein in den Folgejahren nahtlos angeknüpft: 2012 stand die Teilnahme am „Veedelszoch“ im Kölner Stadtviertel Sülz/Klettenberg auf dem Programm, 2013 die am Karnevalssonntag in Köln stattfindenden und vom WDR übertragenen „Schull- und Veedelszöch“.

Neben der Freude am Karneval steht vor allem das Gemeinschaftsgefühl der Kolleginnen außerhalb des Gerichts im Vordergrund. Nicht nur die Teilnahme an den Karnevalsumzügen, sondern auch schon die Vorbereitung in den einzelnen Ausschüssen (Kamelle, Kostüme, Deko) und andere Freizeitaktivitäten, wie Wanderungen in der Eifel, machen das Vereinsleben aus. Der Verein engagiert sich zudem für soziale Zwecke. So wird zum Beispiel ein Patenkind in Paraguay finanziell unterstützt.