Interview mit Dunja Hayali

Power-Frau

Sie ist im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen und hat irakische Wurzeln. Sie ist sportlich, ehrgeizig und nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie weiß, was sie will und kämpft dafür. Sie nutzt die Chancen, die sich ihr bieten, und bringt frischen Wind ins ZDF. Seit 2007 moderiert sie neben Claus Kleber das heute-journal. Außerdem die heute-Nachrichten und das Morgenmagazin. Die Journalistin und Moderatorin Dunja Hayali.

Wegmarken im Lebenslauf von Dunja Hayali

1974: Geboren am 06.06.1974 in Datteln
1995: Studium an der Deutschen Sporthochschule Köln
1998: Sportmoderatorin bei Deutsche Welle Radio, Köln
2000: Volontariat bei „R1 – Das Redaktionsbüro“, Essen und Köln
2006: Moderatorin der Nachrichtensendung „Journal“ bei Deutsche Welle TV, Berlin
2007: Einstieg als Moderatorin beim ZDF

Ihr Migrationshintergrund wurde viel diskutiert. Wie stark hat er Sie tatsächlich geprägt?
Ich bin in einem Umfeld groß geworden, in dem das keine Rolle gespielt hat. Meine Eltern waren von Anfang an sehr gut integriert. Mein Vater hat mich zwar mal auf meine irakischen Wurzeln hingewiesen, aber ansonsten war das nie ein Thema. Ich habe auch nie mit ausländerfeindlichen oder rassistischen Begrifflichkeiten zu tun gehabt. Das heißt natürlich nicht, dass ich nicht wusste, was auf mich hätte zukommen können.

Hat das auch etwas mit dem Ruhrgebiet zu tun?
Mit Sicherheit. Die Atmosphäre im Ruhrgebiet ist insgesamt locker, angenehm und offen. Ich glaube, dass dieses Mischmasch der Nationalitäten das Ruhrgebiet positiv geprägt hat. Da war es egal, ob der Nachbar Türke, Rumäne oder Pole ist. So bin ich groß geworden.

Welche Rolle spielt das Ruhrgebiet für Sie heute?
Im Ruhrgebiet bin ich geboren und aufgewachsen. Da auch meine Familie dort lebt, hat es natürlich einen hohen Stellenwert. Auch wenn mein Lebensmittelpunkt nun woanders liegt, dort bin ich verwurzelt.

Sie sind Fan von Borussia Mönchengladbach. Warum keiner der Ruhrpott-Vereine?
Im Pott gibt es ja nur eine Borussia, aber für mich ist eben die Gladbacher Borussia das Größte. Als ich drei Jahre alt war, habe ich mich unsterblich in den Sohn unserer Haushälterin verliebt. Der war Gladbach- Fan. Da ich eine treue Seele bin, bin ich zwar nicht mehr in ihn unsterblich verliebt, aber immer noch in den Verein.

Sie sind ja selbst sehr sportlich und haben verschiedene Sportsendungen moderiert. Was haben Sport und Karriere gemeinsam?
Gemeinsam ist ihnen vor allem, dass man nie am Ende ist. Es geht darum, die eigenen Fähigkeiten immer weiterzuentwickeln. Wer irgendwann glaubt, der Lernprozess sei abgeschlossen, der hat was falsch gemacht. Beides ist schweißtreibend, setzt Ehrgeiz und manchmal Ellbogeneinsatz voraus – aber man sollte immer fair bleiben. Außerdem macht beides wahnsinnig viel Spaß. Je mehr Erfolg man hat, desto mehr Spaß bereitet es.

Warum hat Herr Kleber sich für Sie entschieden?
Zum einen war es wohl die menschliche Komponente. Ich denke, dass es ihm gefallen hat, dass ich kein Blatt vor den Mund nehme, sondern meine Meinung sage. Dabei bin ich jedoch nicht respektlos. Zum anderen wusste er, wie ich arbeite. Letzten Endes suchte er wohl jemanden, der ins Team passt und frischen Wind mitbringt.

Sie haben über Ihren neuen Job beim heute-journal mal gesagt: „Ich fühle mich wie ein Neuling in der Fußball-Bundesliga, der nach einem Jahr gleich in der Champions League spielen darf!“ Was kommt nach der Champions League?
Die Weltmeisterschaft! Das ist natürlich nicht ganz korrekt, weil ein Klub keine Weltmeisterschaft gewinnt. Ich sage immer: „Jeder Mensch braucht Ziele und Stillstand ist der Tod.“

Bei Ihrer Traum-Karriere: Mussten Sie auch mal Enttäuschungen einstecken?
Das gehört dazu. Ich habe zum Beispiel im Mai 2005 meinen Job verloren. Jahre davor wurde ich von einer Chefin beim Hörfunk gezwungen, meine Tätigkeit als freie Mitarbeiterin aufzugeben, weil sie mehr Zeit von mir verlangt hat, als ich zur Verfügung hatte. Und während des Studiums habe ich eine Klausur nicht bestanden und bin deswegen nicht ins Hauptstudium gekommen. Aber: Aus allen drei Situationen haben sich immer wieder fantastische neue Gelegenheiten entwickelt.

Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich bin jemand, der nach vorne denkt. Ich bin zwar auch mal frustriert, aber ich stehe dann auch wieder auf. Mein Motto lautet: „Nutzt ja nix. Es kommt eh, wie es kommt.“ Als ich zum Beispiel 2005 meine Festanstellung verlor, weil die Firma pleiteging, bin ich über den Tipp einer Kollegin zur Deutschen Welle nach Berlin gekommen. Dafür hätte ich mich nie beworben, wenn ich noch meinen Job gehabt hätte. Innerhalb von zwei Wochen hat sich alles verändert – auch dazu muss man in letzter Konsequenz erst einmal bereit sein.

Verraten Sie mir eines Ihrer aktuellen Ziele?
Das soll nicht vermessen klingen, wenn ich sage: Irgendwann in fünf, sechs, sieben Jahren möchte ich gern auf den rechten Stuhl beim heute-journal. Jetzt wäre das aber noch zu früh – links, da wo ich jetzt sitze, bin ich bestens aufgehoben und kann dort noch jede Menge lernen. Ich habe das große Privileg, drei sehr unterschiedliche Sendungen moderieren zu dürfen. Im Moment bin ich also sehr glücklich. Aber wie gesagt: Jeder sollte Ziele haben, und sie zu äußern, ist legitim.

Ihr Tipp für junge Leute, die Karriere machen wollen?
Man sollte wissen, was man will. Man muss kämpfen und darf sich nicht verstellen. Charaktereigenschaften spielen eine große Rolle: Teamfähigkeit, Geduld, Durchhaltevermögen … Natürlich gehört auch ein bisschen Glück dazu. Es gibt da diesen Spruch: „Zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ Oder: „Immer ein Mal mehr aufstehen als hinfallen.“