StartProminenteInterview mit Klaus Christian Plönzke

Interview mit Klaus Christian Plönzke

Selbst Unternehmen zu gründen und andere dabei zu unterstützen – das ist eine der Leidenschaften von Klaus Christian Plönzke. Er stieg bereits vor 53 Jahren in die IT-Branche ein, die Begeisterung für Neues hat er in all den Jahren niemals verloren. Im karriereführer spricht er über seinen Berufseinstieg, den Wert von Mitarbeitern und den Wunsch, niemals stehen zu bleiben. Die Fragen stellte Christoph Berger.

Zur Person

Klaus Christian Plönzke wurde 1936 in Schwedt an der Oder geboren. 1955 stieg er nach Abschluss der Berufsfachschule bei IBM ein. 1969 machte er sich selbstständig.

2003 erhielt Plönzke für seine Leistungen beim Aufbau der deutschen IT-Branche und sein Engagement für junge Unternehmensgründer das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er betreibt im Taunus ein Gestüt, auf dem sich auch viele unterschiedliche Tierarten wie kanadische Wildgänse, Lamas, Pfauen und Enten tummeln. Außerdem besitzt er auf Mallorca eine Ölmühle mit Hotel und Restaurant als Think-Tank und Tagungsstätte.

Sie haben bereits 1955 bei IBM angefangen. Wie war Ihr Einstieg damals?
Mich würde man heute als einen klassischen Quereinsteiger bezeichnen. Wir besuchten damals mit der Schulklasse IBM, und ich habe mitbekommen, dass da ein Tabellierer gesucht wird. Ich habe mich um diesen Job beworben, ihn bekommen, 299 DM im Monat erhalten und bin dann 15 Jahre bei dem Unternehmen geblieben, bevor ich die Möglichkeit bekam, mich selbstständig zu machen. Damals haben wir noch mit Lochkarten und Hollerithmaschinen gearbeitet. Später bin ich dann in den Bereich der Programmierung hineingewachsen. Das erste System war das Rechnersystem 1401 von IBM, 1970 folgte das System 370. Es war das erste IBM-System mit monolithischem Speicher.

Wie hat sich die Branche seitdem verändert?
Alles ist vor allem schneller und leistungsfähiger geworden. Die zwei großen Sprünge sehe ich von den Lochkarten zu den Großrechneranlagen und später dann den Schritt in die PC-Welt und in Web-Applikationen. Das lösungsorientierte Denken ist aber in den all den Jahren geblieben. Insgesamt würde ich sagen, dass die Zeit heute spannender ist, weil sie so schnelllebig und weitaus komplexer ist. Früher dachten wir immer, wir seien an den Grenzen der Technologie angelangt. Das ist heute nicht mehr so.

Wie sehen die Chancen für Absolventen aus, in der IT-Branche Fuß zu fassen?
Gerade in der letzten Zeit waren die Chancen sehr gut, und so wird es auch weiterhin bleiben. Der Vorteil liegt ja vor allem auch darin, dass in den verschiedensten Branchen IT-Leute gesucht werden. Denken Sie alleine an die Bereiche Logistik und Beratung. Oder an den elektronischen Zahlungsverkehr. Es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten, Branchen und Berufe inhaltlich kennenzulernen. Und immer geht es darum, die Anforderungen der Kunden in IT-Lösungen umzusetzen.

Welche Voraussetzungen haben die Einsteiger mitzubringen?
Da hat sich in den letzten zehn Jahren nicht viel geändert. Einsteiger sollten lernwillig und begierig sein, sie sollten Einsatz zeigen. Die Ausbildung ist auch sehr gut, sie ist strukturiert, und es gibt viele Spezialisierungen, so dass sie breiter aufgestellt ist. Sicher nehmen Analysen heute einen größeren Stellenwert ein, und die Konzepte werden meist tief bis in Details schriftlich fixiert.

Sie waren selbst immer wieder Gründer, unterstützen auch kleine IT-Firmen. Was fasziniert Sie bei jungen Unternehmern?
Mich fasziniert, welche guten Ideen immer noch kommen. Deshalb unterstütze ich seit zwölf Jahren auch immer wieder Ideen, die aus der IT und Forschung kommen. Meine Gründer – initiative Forum Kiedrich ist zum Beispiel so ein Projekt. Darin unterstützen wir jedes Halbjahr mit 150 Mentoren – alte Hasen aus der Branche und ehemalige Mitarbeiter – 80 unterschiedliche Gründer.

Würden Sie Absolventen raten, sich auch bei kleineren Unternehmen zu bewerben?
Der Eintritt in kleine und mittlere Unternehmen lohnt sich auf jeden Fall. Zwar haben die Großen meist einen Namen, der in der Wirtschaft bekannt ist. Allerdings gibt es viele exzellente Unternehmen, die etwa zwischen 50 und 100 Mitarbeiter haben. Der Vorteil von denen ist, dass sie sehr nah am Kunden sind und somit schnelle Reaktionszeiten haben. Meist ist auch das Unternehmensklima persönlicher und familiärer, die Mitarbeiterzufriedenheit spielt eine größere Rolle. Ohnehin ist der gesamte Mittelstand sehr viel größer als die wenigen Großen. Und wer beides sehen will, kann ja nach fünf Jahren auch mal wechseln.

Sie beschäftigen sich heute sehr stark mit Netzwerken. Was verstehen Sie genau darunter, und was fasziniert Sie so daran?
Ein Netzwerk bedeutet für mich etwa die bereits 150 erwähnten Mentoren oder das Plönzke Netzwerk, bei dem sich kleinere, aber sehr professionelle und agile Unternehmen unter einem gemeinsamen Wertesystem zusammengeschlossen haben. Da kommen Menschen unterschiedlichster Coleur zusammen, die das Thema Vertrauen, Verantwortung und Fairness untereinander und zum Kunden hin sehr ernst nehmen. Ich selbst engagiere mich zudem in der Bitkom, der IHK, dem Forum Kiedrich, und pflege Kontakte zu ehemaligen Mitarbeitern all meiner Firmen. Immer wieder treffe ich Menschen aus diesem Netzwerk im Zug oder Flugzeug. Das Schöne ist: Man lernt voneinander und bereichert sich gegenseitig. Davon profitiert jeder. Allerdings muss man dafür auch offen für viele Ansichten sein. Und Netzwerken hilft, Aufträge zu finden. Denn jeder ist auf der Suche nach neuen Ressourcen. Durch die virtuelle Ebene ist das Netzwerken natürlich einfacher geworden.

Welches sind die entscheidenden Herausforderungen, denen sich die Branche zu stellen hat, und wie kann ihnen begegnet werden?
Da sind zum einen die großen Themen: der demographische Wandel unserer Gesellschaft und die Energieversorgung. Ebenso das Thema Ausbildung, die gut und auf dem hohen Level bleiben muss. Des Weiteren ist es wichtig, die Leute frühzeitig zu vernetzen, ihnen Kontakte zu bieten, die sie voranbringen, mit denen sie sich austauschen können und die eine gegenseitige Bereicherung liefern. Es ist wichtig für den Einzelnen, in seinem Handeln schnell und flexibel zu sein, diese beiden Fähigkeiten sollte sich jeder aneignen. Wir haben bei der Ploenzke AG immer von U- und Schnellbooten gesprochen, die im Gegensatz zu den Kreuzern viel manövrierfähiger sind. Dazu muss jedoch das Unternehmerdenken im Unternehmen verwirklicht werden. Das Achten der Mitarbeiter spielt eine Rolle, das Aufstellen eines Wertesystems, das die Arbeit und Fähigkeiten jedes einzelnen Mitarbeiters schätzt und als unverzichtbaren Baustein im Ganzen sieht.

Sehen Sie sich selbst als einen Pionier in der deutschen IT-Landschaft?
Früher hätte ich das niemals von mir behauptet. Da ich heute jedoch so gesehen werde, muss ich Ja dazu sagen. Ich betrachte mich aber auch als eine Art Visionär, der durch die Anforderungen des Marktes gewachsen ist. Während meiner gesamten Laufbahn habe ich anderen immer wieder über die Schulter gesehen, und diese Neugierde ist bis heute geblieben. Dadurch weiß ich auch, dass andere in bestimmten Bereichen besser sind. Das sollte auch jeder für sich akzeptieren können.

Zum Unternehmen

Plönzke Holding AG – Klaus Christian Plönzke gründete 1969 das EDV Studio Ploenzke. 1992 strukturierte er das Unternehmen zu einer Aktiengesellschaft um, der Ploenzke AG. Das Unternehmen gehörte zu den führenden IT-Beratungsunternehmen im deutschsprachigen Raum mit Niederlassungen in Südeuropa..
Ab 1995 verkaufte Plönzke das Unternehmen schrittweise an das amerikanische IT-Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen Computer Science Corporation. Mit dem Ende der Transaktion im Jahr 1999 gab er den Vorstandsvorsitz ab.
1997 gründete Plönzke außerdem die Gründerinitiative Forum Kiedrich, aus dem die Forum Kiedrich GmbH hervorging. Zwei Jahre später folgte das Venture Capital-Unternehmen Plönzke Holding AG und im Jahr 2000 die Gründung des Plönzke Netzwerks. Im selben Jahr noch ging er mit der alego AG an den Markt, der heutigen Pluralis AG.

Das könnte dich auch interessieren

Der Roman „Die Kündigung“ von Hubertus Meyer-Burckhardt

SPIEGEL-Bestseller: Der Roman „Die Kündigung“ von Hubertus Meyer-Burckhardt jetzt auch als Taschenbuch erhältlich.

Interview mit Annette Kulenkampff

Annette Kulenkampff leitet den Hatje Cantz Verlag in Ostfildern bei Stuttgart. Als einer der...

Interview mit Christian Pape

Christian Pape ist einer von Deutschlands Top-Personalberatern, passionierter Koch und Autor von „Traum! Job!...



Anzeige




Anzeige
BWI