Mensch kommuniziert mit KI, KI mit Mensch

Foto: AdobeStock / bht2000
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Wer Künstliche Intelligenz nutzen und ihr gleichzeitig vertrauen möchte, muss sich tiefgehend mit der Technologie auseinandersetzen. Denn die Kommunikation mit KI ist keine Einbahnstraße, sondern Interaktion. Von Christoph Berger

Ein Ergebnis des von Bearing Point im Januar 2020 veröffentlichten „Digitalisierungsmonitor 2020“ ist eindeutig: Demnach finden 81 Prozent der 600 befragten Unternehmensvertreter, dass KI menschliches Handeln unterstützen, nicht aber die Autonomie der Menschen verringern soll. Den gleichen Wert erzielen die Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen von KI sowie der Privatsphäre und Datenqualitätsmanagement. Doch wer sich einerseits Unterstützung wünscht, andererseits seine Autonomie erhalten will, der muss sich intensiv mit den neuen Entwicklungen auseinandersetzen. Und die Frage klären: Wie lassen sich die Interaktionen und unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit zwischen Menschen und KI sinnvoll gestalten? Antworten darauf liefert beispielsweise eine gemeinsame Studie der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik FIT sowie der Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young).

Prof. Dr. Nils Urbach, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Universität Bayreuth und stellvertretender wissenschaftlicher Leiter der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des FIT, sagt: „Es ist wichtig zu verstehen, wie wir Menschen mit Technologien interagieren werden, die uns auch in komplexen Denkaufgaben unterstützen und dabei individuell auf unsere Gedanken und Gefühle eingehen. Und umgekehrt müssen wir verstehen lernen, wie diese Technologien unsere Handlungen wahrnehmen, interpretieren und darauf reagieren.“ Gegenseitiges Verständnis also? Demnach scheint die Beziehung zwischen Technik und Mensch der zwischen Menschen schon sehr nahe zu kommen. Und das kann sie unter Umständen auch.

Studie

Digitalisierungsmonitor 2020 von Bearing Point

Denn die Berater und Wissenschaftler haben drei Gruppen von Interaktionstypen identifiziert, wobei bei einer KI durch eine hohe Personalisierung und soziale Elemente in der Interaktion als eine Art bester Freund wahrgenommen wird. Bei den beiden anderen übernimmt KI entweder die Rolle eines Automaten wodurch Handlungen des Menschen als eine Art Schutzengel überwacht, abgesichert und bei Bedarf unterstützt werden, oder aber als vielfältiger Helfer. Hierbei werden die Interaktionen umfasst, in denen KI im Hintergrund Arbeiten des Menschen unterstützt, den Menschen bedarfsgetrieben mit Informationen versorgt oder im engen Austausch gemeinsame Ergebnisse erarbeitet werden.

In allen drei Gruppen kommt es also zu einer unterschiedlichen Ausprägung der Wechselseitigkeit. Setzt man nun den Wunsch der durch Bearing Point befragten Unternehmen als das zu erreichende Ziel und legt darüber die Ergebnisse der EY- und FIT-Studie, so ist „KI als Informant“ ein geeigneter Mittelweg: Die Wechselseitigkeit der Interaktion befindet sich auf halber Strecke zwischen gering und hoch, die Handlungsfähigkeit zwischen abhängig handelnd und autonom handelnd.