KI und Klimaschutz: Optimismus angebracht?

Künstliche Intelligenz Klimaschutz, Foto: AdobeStock/ Thomas
Foto: AdobeStock/ Thomas

Die Digitalisierung inklusive der Künstlichen Intelligenz (KI), gilt als Hoffnungsträger, um den globalen Energiebedarf zu verringern und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Doch diese Zuversicht ist laut einer aktuellen Studie unbegründet. Von Christoph Berger

Laut der von Microsoft beauftragten und durch PwC durchgeführten Studie „How AI can able a Sustainable Future“ könnte die Anwendung von KI-Hebeln die weltweiten Treibhausgas Emissionen bis 2030 um vier Prozent reduzieren. Das wären insgesamt 2,4 Gigatonnen CO2-Emissionen – diese Menge entspreche der gesamten erwarteten Emissionsmenge von Australien, Kanada und Japan im Jahr 2030, heißt es darin. Unter anderem könnten Lieferketten nachhaltig organsiert, saubere Energienetze durch KI gesteuert und die Umwelt überwacht werden. All das ist durch KI-Einsatz mit Sicherheit möglich.

Doch, wie so oft, es gibt auch eine Kehrseite der Medaille. In dem fünfjährigen Forschungsprojekt „Digitalisierung und sozial ökologische Transformation“ entstand der Artikel „Digitalization and energy consumption. Does ICT reduce energy demand?”. In ihm ziehen die Digitalisierungsexperten des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Technischen Universität Berlin das Fazit: Steigende Energieverbräuche des Informations- und Kommunikationstechnologie- Sektors (IKT) und höheres Wirtschaftswachstum konterkarieren eine Reduktion des Energiebedarfs. Wirtschaftsforscher Steffen Lange vom IÖW erläutert: „Zwar kann durch die Digitalisierung Energie eingespart werden – durch Effizienzsteigerungen in verschiedenen Wirtschaftssektoren, aber auch bei technischen Geräten des täglichen Gebrauchs. Legt man diese Einsparungen in die eine Waagschale und vergleicht sie mit den Effekten des wachsenden IKT-Sektors und den Auswirkungen des durch gesteigerte Produktivität ausgelösten Wirtschaftswachstums, wiegen die letzteren deutlich schwerer. Die Hoffnung, dass die Digitalisierung den Gesamtenergieverbrauch senkt, erfüllt sich derzeit nicht.“ Kurz: Energieeinsparungen würden an anderer Stelle zu mehr Nachfrage führen.

Doch wie kann die Digitalisierung vor diesem Hintergrund nachhaltiger werden? Dies gehe laut den Wissenschaftlern des IÖW nur dann, wenn sie gezielt für Energieeffizienzsteigerungen eingesetzt wird oder um Sektoren energiesparend zu verändern. Gleichzeitig müssten aber auch Maßnahmen greifen, die den Energiebedarf des Sektors selbst eindämmen und Rebound- und Wachstumseffekten entgegensteuern. „Aber selbst dann würden die Energiespareffekte der Digitalisierung nicht ausreichen, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Wir müssen noch einen Schritt weitergehen und daran arbeiten, die digitalen Möglichkeiten in den Dienst einer ökologischen Transformation der Ökonomie zu stellen“, sagt Steffen Lange. Er plädiert dafür, nicht die Nebenwirkungen der Digitalisierung zu bekämpfen, sondern alle ökonomischen Sektoren zu transformieren – insbesondere Industrie, Landwirtschaft, Energie, Bau und Verkehr. Bei dieser Transformation könnten digitale Technologien eine wichtige Rolle spielen. Sofern sie richtig eingesetzt werden.