Sherlock Holmes und Tante Emma

Im Einsatz im Handel, bei Versicherungen und in der Wirtschaftsprüfung: Die generative KI schafft Möglichkeiten, Kosten zu sparen und Umsätze zu steigern. Zentral ist dabei, dass sie den Menschen nur dann ersetzt, wenn es um Routinearbeiten geht. Entscheidend für eine erfolgreiche Implementierung ist, dass Mensch und Maschine an den entscheidenden Schnittstellen optimal zusammenarbeiten – und sich bestmöglich ergänzen. Ein Essay von André Boße

Zwar übernimmt die generative KI bestimmte Jobs, aber in der Regel diejenigen, die als Routinearbeiten für menschliche Fachkräfte gelten.
Mit der Anwendung von Large Language Models (LLMs) macht die Künstliche Intelligenz den nächsten Schritt. Die Rede ist an dieser Stelle von generativer KI, die durch die richtigen Prompts vom Menschen in die Lage versetzt wird, eigene Inhalte zu erzeugen, also Texte, Bilder und Sprache. Interessant sind diese Entwicklungen für nahezu alle Bereiche, in denen Wirtschaftswissenschaftler*innen tätig sind. Und, um direkt eine Sorge zu nehmen, auch weiterhin tätig sein werden. Zwar übernimmt die generative KI bestimmte Jobs, aber in der Regel diejenigen, die als Routinearbeiten für menschliche Fachkräfte gelten. Der Vorteil: Die KI erledigt diese Jobs so schnell und produktiv, dass sich die Menschen im Anschluss strategische Gedanken dazu machen können, wie sich danach Geschäftsprozesse optimieren lassen. Hinzu kommt, dass die generative KI niemals von sich aus tätig wird. Sie braucht den Menschen, damit dieser sie auf die richtige Fährte führt. Auf diese Art ergibt sich ein neues Verhältnis zwischen Mensch und Maschine, im Idealfall finden beide an den Schnittstellen zu einem neuartigen Arbeitsverhältnis: Der Mensch ist der strategisch Denkende, der seine Empathie und sein Gespür für Kund*innen und Mandant*innen mitbringt. Die Maschine unterstützt ihn dabei, in dem sie Daten analysiert und aus diesen Schlussfolgerungen zieht, die den geschäftlichen Horizont erweitern.

Handel: Die Rückkehr von Tante Emma

Denkt man an eine Revolution, hat man das Bild vor Augen, dass sich alles in rasender Geschwindigkeit ändert. Mit Blick auf die Entwicklungen im Handel, angetrieben durch die generative KI, geht Achim Himmelreich, Global Head Consumer Engagement beim Beratungsunternehmen Capgemini, von einer anderen Art des Umsturzes aus: Die generative KI werde den Markt für Konsumgüter „nicht mit einer einzigen großen Lösung revolutionieren, sondern schrittweise mit vielen kleinen“, wird er im Report „Generative KI für den Handel“ von Capgemini zitiert. Anders gesagt: Die generative KI ist nicht einfach plötzlich da – und alle, die im Handel tätig sind, müssen sich danach richten. Es ist eher so, dass die Möglichkeiten der LLMs in beinahe allen Bereichen des Retails für neue Möglichkeiten sorgen.
Foto: AdobeStock/Grafi criver
Foto: AdobeStock/Grafi criver

LLMS: CHATGPT & CO.

Das derzeit bekannteste unter den Large Language Models (LLMs) ist ChatGPT, aktuell läuft die Fassung GPT-4. Dem Entwickler OpenAI war es gelungen, das Modell im November 2022 bereits sehr früh in der Breite einzuführen. Massenweise Nutzer*innen sammelten niedrigschwellige Erfahrungen mit diesem Modell und probierten es aus. Wobei man zu Hause am Rechner in der Regel nur an der Oberfläche dessen kratzt, was dieses LLM zu leisten vermag. LLM-Systeme gibt es aber auch von Google (PaLM 2) oder Meta (Llama 2). Das Fraunhofer Institut, das das Ziel verfolgt, generative KI-Modelle für die Wirtschaft nutzbar zu machen, definiert die LLMs als „leistungsstarke Modelle, die darauf ausgelegt sind, menschliche Sprache zu verstehen und zu generieren. Sie können Text analysieren und verstehen, kohärente Antworten generieren und sprachbezogene Aufgaben ausführen.“
Im Capgemini-Report definieren die Expert*innen ein Feld, in dem die generative KI das Verhältnis zwischen Retailer und Kund*innen neu definieren kann. Im Marketing sei es zum Beispiel möglich, Botschaften ohne großen Mehraufwand zu personalisieren – wobei es hier wichtig ist, „ethische und qualitätsbezogene Aspekte bei der Anwendung von Gen AI zu berücksichtigen“, wie es im Report heißt. Sprich: Die Menschen haben hohe Ansprüche, wenn sie von Handelsunternehmen kontaktiert werden. Marketing im Zeitalter der generativen KI zündet nur dann, wenn die Kund*innen erkennen, dass die Botschaft, die sie erreicht, ihrem Geschmack sowie ihren ethischen Haltungen und sozialen Realitäten entspricht. Durch ihre Fähigkeit, mit Menschen menschenähnliche Kommunikation durchzuführen (also lösungsorientiert und mit der nötigen kommunikativen Flexibilität ausgestattet), werden LLMs zu einem wirkungsmächtigen Tool im Kundenservice. „Mithilfe von Chatbots ist der Kundenservice rund um die Uhr für Endverbraucher verfügbar“, heißt es im Capgemini- Report. „Auf Fragen und Reklamationen kann schneller und effizienter reagiert werden. Das erleichtert die Interaktion mit dem Kunden und erhöht zugleich langfristig ihre Zufriedenheit.“ Darüber hinaus werde personalisierte Beratung, egal ob als Text, Stimme oder virtueller Avatar, künftig zur Norm. Die Prognose der Retail-Expert*innen von Capgemini: „Tante Emma kommt also zurück – diesmal als künstliche und nicht als menschliche Intelligenz!“ Zudem unterstütze die generative KI dabei, neue Produkte zu entwickeln, wenn die generative KI Verkaufsdaten oder das Verbraucherfeedback analysiert und auf Basis dieser Informationen einen Bedarf formuliert. Auch für interne Prozesse besitze die generative KI laut Report interessante Potenziale, gerade, was die Steigerung der Effizienz betreffe. „Der Einsatz von generativer KI ermöglicht das Vorhersagen des Bedarfs an Lagerbeständen, die Planung der Lieferwege und Senkung der Lagerkosten“, heißt es. Insgesamt könne die generative KI „den Handel an vielen Stellen effizienter machen – von der Werbung bis zum Checkout“, wird Ingrid Hochwind, Vice President Retail bei Capgemini, im Report zitiert. Wobei es eben nicht die Technik selbst ist, die diese Entwicklungen vorantreibt, sondern der ideenreiche Einsatz dieser Technik durch die Menschen. Hochwild: „Die Innovation wird schon bald nicht mehr an der generativen KI selbst liegen, sondern smart darauf aufsetzen.“

Versicherungen: Ungewissheit planbar machen

Versicherungen sind immer der Versuch, die Ungewissheit zu managen. Kann die generative KI dabei helfen, dieses Paradox aufzulösen? Giovanni Zuchelli, Global Leiter Insurance bei Bearing Point, schreibt in einem Meinungsbeitrag auf der Homepage der Management- und Technologieberatung zumindest von einer „planbaren Ungewissheit“. Dass es sich hierbei eben nicht um ein Paradoxon handelt, wissen Vielfahrer* innen bei der Deutschen Bahn, die genau das täglich machen – mit der Ungewissheit zu planen.
Was ist mit den Risiken, wenn generative KI im sensiblen Umfeld von Versicherungen angewendet wird?
Zurück zu den Versicherungen, in seinem Beitrag lässt Zuchelli nicht unerwähnt, dass der Einsatz von Systemen mit generativer KI auch neue Unsicherheiten ins Geschäft bringt, „etwa hinsichtlich neuer regulatorischer Herausforderungen und ethischer Aspekte im Zusammenhang mit der Datennutzung“. Nun könnte man denken, dass das Auferlegen neuer Ungewissheiten der Kernidee des Versicherungsgeschäfts widerspricht, indem es ja darum geht, das Risiko zu managen, sprich: Unsicherheiten zu verhindern. Doch glaubt der Experte: „Tatsächlich ist das Potenzial der generativen KI, interne Prozesse und Kundenerfahrungen drastisch zu verbessern, so groß, dass Versicherungen sich schlicht nicht leisten können, sie zu ignorieren.“
Foto: AdobeStock/Icons-Studio
Foto: AdobeStock/Icons-Studio

STUDIE: NUTZUNGSGRAD VON KI IN DEUTSCHEN UNTERNEHMEN

Ist KI weiterhin ein Zukunftsthema – oder längst in den Unternehmen angekommen? Das Beratungsunternehmen KPMG befragte für die 2024 veröffentlichte, internationale Studie „AI in financial reporting and audit: Navigating the new era“ 300 Unternehmen aus Deutschland. Die Befragung ergab, dass sich gegenwärtig rund „46 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland in der praktischen Planung und Testphase und 42 Prozent bereits in der aktiven Nutzung“ befinden. Für die kommenden Jahre planten drei von vier der befragten Unternehmen, in die aktive Nutzung überzugehen.
Dieses Potenzial besteht erstens darin, Kosten zu sparen und die Mitarbeitenden bestmöglich einzusetzen. So könne die generative KI „wiederkehrende, gleichförmige Aufgaben übernehmen und so die Beschäftigten entlasten – die sich in der Folge stärker auf wertschöpfende Tätigkeiten konzentrieren können“. Ein weiterer Punkt: „Chat-Bots sparen Zeit und Aufwand für die Recherche von dokumentiertem Wissen und helfen so, Effizienz und Produktivität zu verbessern.“ Doch die generative KI kann noch mehr: Giovanni Zuchelli glaubt an das Potenzial, mit ihrer Hilfe Umsätze zu steigern. „Mit generativer KI können Versicherungen ihre Produkte und Dienstleistungen stärker personalisieren und sich deutlich von ihren Wettbewerbern abheben“, formuliert er es in seinem Beitrag. Gleichzeitig verringerten eine verbesserte Risikobewertung sowie eine präzisere Betrugserkennung die Unsicherheiten. Und was ist mit den Risiken, wenn generative KI im sensiblen Umfeld von Versicherungen angewendet wird? Der Experte von Bearing Point plädiert dafür, proaktiv an das Thema heranzugehen. Um die Unsicherheiten in Bezug auf Governance, geistiges Eigentum, Datenschutz und Informationsqualität zu managen, sei es wichtig, dass Versicherungsunternehmen eine klare Strategie definieren: „Sie müssen die Schlüsselbereiche identifizieren, in denen generative KI einen Mehrwert schaffen kann, dann ihre Anstrengungen und Ressourcen auf diese Bereiche konzentrieren und die Auswirkungen messen.“

Wirtschaftsprüfung: Mit dem Gespür von Sherlock Holmes

Für Sebastian Stöckle, Partner beim Wirtschaftsprüfungsund Beratungsunternehmen KPMG, steht eines fest: Die generative KI wird die Arbeit von Wirtschaftsprüfer*innen verändern. Aber nicht nur das: Sie werde diese auch verbessern. Sein Optimismus ist deshalb angebracht, weil er mit den Erwartungen der Unternehmen korrespondiert, für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften im Einsatz sind. In einem Meinungsbeitrag auf der Homepage verweist Sebastian Stöckle auf eine KPMG-Studie, für die weltweit 1800 Führungskr.fte befragt wurden. Das zentrale Ergebnis der Befragung fasst der Experte so zusammen: „Mehr als die Hälfte der Unternehmen erhofft sich von der KI einen hohen oder sehr hohen Nutzen für die Finanzberichterstattung.“
Foto: AdobeStock/ Slowlifetrader
Foto: AdobeStock/ Slowlifetrader
Die Chancen stehen gut, dass die Wirtschaftsprüfer*innen diese Hoffnungen erfüllen können. So besitzt die Technologie die Fähigkeit, Prozesse zu automatisieren und die Datenanalyse deutlich zu beschleunigen. Die generative KI geht nun noch einen Schritt weiter, indem sie auf Basis des gigantischen Datenwissens, mit dem sie trainiert worden ist, eigene Inhalte erstellt. „So kann sie uns helfen, in verschiedensten Situationen schneller auf unser digitales Wissen über Buchhaltungs- und Prüfungsstandards, unsere eigenen Prüfungsmethoden und -vorgaben sowie globales digitalisiertes Wissen zuzugreifen“, schreibt Sebastian Stöckle. Darüber hinaus erhöhe generative KI die Prüfungssicherheit, in der Funktion als Superspürnase mit Sherlock Holmes-Qualitäten: Die Technik helfe dabei, „dolose Handlungen zu identifizieren, also Betrug, Unterschlagung oder Diebstahl von Vermögenswerten ebenso wie die Manipulation von Finanzdaten.“ Auch erkenne die KI sehr frühzeitig verdächtige Daten sowie erste Anzeichen von Betrug oder Korruption in Texten und E-Mails. Selbst bei der Identifizierung von Deepfakes werde die Technologie eine große Hilfe sein, also von gefälschten Nachrichten oder Videos, die betrügerische Transaktionen auslösen sollen. Zudem gebe es das Potenzial, dass die generative KI aktiv Transaktionen oder Buchungen überwacht und Alarm schlägt, sobald sie Abweichungen erkennt. „Tatsächlich wünschen sich die von uns befragten Unternehmen sogar, dass ihre Wirtschaftsprüfer*innen prädiktive Analysen priorisieren“, nimmt Sebastian Stöckle Bezug auf die Studie. „Viele Unternehmen können sich sogar vorstellen, dass bei ihnen das ganze Jahr über Echtzeit-Audits durchgeführt werden.“
Was die generative KI auch in Zukunft nicht mitbringen wird, sind Individualität, Empathie und ein persönlicher Erfahrungsschatz.
Was die Wirtschaftsprüfer*innen selbst in dieser neuen KIWelt zu tun haben? Sebastian Stöckle geht nicht von Langeweile oder Jobverlust aus, im Gegenteil: „Die KI kann in der Wirtschaftsprüfung nur sinnvoll unterstützen, wenn wir als Prüfer*innen genau verstehen, wie sie funktioniert und auch ihre Ergebnisse zu jeder Zeit nachvollziehen können.“ Schließlich seien es die Menschen, die die Verantwortung übernehmen, „dass die KI ethische Grundsätze einhält und diskriminierungsfrei sowie rechtmäßig vorgeht“. Das wiederum setze voraus, dass die Wirtschaftsprüfer*innen ihr Wissen stetig erweitern: „Nicht zuletzt leiten wir mit unseren Kenntnissen in den Bereichen Rechnungslegung, Wirtschaftsprüfung und Industrie auch das Training der KI.“ Darüber hinaus seien die Prüfer*innen in einem zentralen Punkt unersetzbar: im zwischenmenschlichen Umgang. Stöckle: „Als Prüfer*innen ist es unsere Aufgabe, Vertrauen zu schaffen.“ Was die generative KI auch in Zukunft nicht mitbringen wird, sind Individualität, Empathie und ein persönlicher Erfahrungsschatz.

GENERATIVE KI IN DER STEUERBERATUNG

Foto: AdobeStock/Angger Dwi
Foto: AdobeStock/Angger Dwi
Heiko Preisser, Diplom-Ökonom und Steuerberater, macht in einem Meinungsbeitrag auf der Homepage der Beratungsgesellschaft Rödl & Partner zurecht darauf aufmerksam, dass nicht jede technische Entwicklung, die als große Innovation verkauft wird, tatsächlich Auswirkungen auf das operative Geschäft seiner Branche habe. So sei die Blockchain vor wenigen Jahren ein riesiges Thema gewesen, habe aber „außer in Kryptowährungen bislang keine prominenten Anwendungsgebiete gefunden“, schreibt Preisser. Im Fall der generativen KI ist seine Prognose optimistischer, schließlich zeige sich bereits heute ein erkennbarer Nutzen, „beispielsweise beim Erstellen von grammatikalisch fehlerfreien Anschreiben oder beim Zusammenfassen oder Verschlagworten von Gerichtsurteilen“. Seine Prognose: Der Bedarf an generativer KI wird weiterwachsen, „da sie dem Fachkräftemangel in den Steuerabteilungen bzw. in der Steuerberatung entgegenwirkt.“

Interview mit BWL-Draufsattlerin Katharina Kreitz

Katharina Kreitz ist studierte Maschinenbauerin. Als in der Gründungsphase des eigenen technischen Unternehmens Vectoflow, spezialisiert auf Messinstrumente, BWL-Kompetenz gefragt war, entschied sie sich, ein MBA-Stipendiat des Collège des Ingénieurs in Paris anzunehmen. Im ersten Moment hielt sie diese betriebswirtschaftliche Zusatzausbildung für Zeitverschwendung. Bald aber merkte sie: Genau dieses Know-how brachte sie erst in die Lage, ihr Start-up erfolgreich zu führen. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Katharina Kreitz, geboren 1987 in München, studierte Maschinenbau an der Technischen Universität München mit der Vertiefung Luft- und Raumfahrttechnik. Weil in der Gründungsphase des eigenen technischen Unternehmens BWL-Kompetenz gefragt war, entschied sie sich, ein MBA-Stipendiat des Collège des Ingénieurs anzunehmen. Die Idee zur Gründung von Vectoflow entstand aus ihren langjährigen Erfahrungen im akademischen und industriellen Bereich. Während ihrer Tätigkeiten bei der der NASA, Airbus und BMW im Bereich der Strömungsanalyse sammelte sie Erfahrungen mit der Arbeit von Messsystemen. Bei Vectoflow ist sie hauptsächlich für die Bereiche Strategie, Geschäftsentwicklung und Finanzen zuständig. Sie hat eine Tochter und lebt mit ihrer Familie in München.
Frau Kreitz, das von Ihnen mitgegründete und geführte Unternehmen hat in einer Finanzierungsrunde Anfang 2024 vier Millionen Euro eingesammelt. Das bedeutet: Die Investoren glauben an den Erfolg von Vectoflow. Was für ein Verhältnis haben Sie zu diesen Millionensummen? Ich spüre da keine großen Gefühlsbewegungen, sondern sehe das sehr pragmatisch: Das Unternehmen wächst. Was wir da aufbauen, funktioniert – und das ist gut. Und natürlich hilft es, wenn Investoren uns dabei unterstützen. Das war nicht immer so. Genau, wir waren zu Beginn quasi „bootstrapped“. Das heißt, dass Sie das Unternehmen ohne Fremdkapital gegründet haben. Genau, mit Ausnahme eines kleinen Investments vom 3D-Druck-Unternehmen EOS vor sieben Jahren, also in der frühen Phase, mit dem Hintergrund, einen Windkanal zu bauen. Das war es dann aber auch, danach sind wir ohne externe Investments gewachsen, langsam, mit eigenen Schritten, so, wie Firmen früher gewachsen sind, als es die Start-up-Kultur noch nicht gab, wie es heute der Fall ist. Was steckt hinter dem Erfolg Ihres Unternehmens? Alle technischen Unternehmen legen heute größten Wert auf Effizienz und Nachhaltigkeit, und da sind unsere Themen Messtechnik und Strömungsmechanik ein wichtiger Hebel. Wir gewinnen immer neue Kundengruppen dazu, wir werden von Unternehmen angesprochen, die in Bereichen tätig sind, von denen wir niemals dachten, dass wir dort einen Markt finden würden. Zum Beispiel? Wir arbeiten aktuell an Messinstrumenten für eine Milchpulveranlage, wir haben auch schon Optimierungen für Dunstabzugshauben entwickelt. Dahinter steckt eine Logik: Überall, wo es Luftströmungen gibt und die Effizienz ein Thema ist, sind unsere Lösungen gefragt. Und dieser Markt wächst.
Der BWL-Teil wird immer wichtiger. Es ist komplett falsch, als technisch denkender Mensch zu glauben, betriebswirtschaftliches Wissen sei verzichtbar. Im Gegenteil, es ist nützlich und notwendig.
Was waren rückblickend die Meilensteine für den Erfolg Ihres Unternehmens? Bei meinem Maschinenbaustudium mit den Schwerpunkten Luftfahrt, Gasdynamik und Astronautik an der Technischen Universität München habe ich viel auf Prüfst.nden gearbeitet, wo ich praktische Erfahrungen im Bereich der Messtechnik sammeln konnte. Dort sind auch schon erste Ideen für spätere Innovationen entstanden. Als wir uns später für ein Gründungsstipendium beworben haben, brauchten wir im Team jemanden mit BWL-Hintergrund. Ich hatte das zunächst nicht ernst genommen: Was braucht man denn einen Schmalspur- BWLer, wenn man technisch unterwegs ist? Ich habe dann eher pflichtbewusst meinen MBA am Collège des Ingénieurs in Paris gemacht. Heute weiß ich aber: Der BWL-Teil wird immer wichtiger. Es ist komplett falsch, als technisch denkender Mensch zu glauben, betriebswirtschaftliches Wissen sei verzichtbar. Im Gegenteil, es ist nützlich und notwendig. Wann zum Beispiel? Ich bin sehr technikverliebt, und wenn es darum geht, eine neue Sensorik zu entwickeln, dann will ich am liebsten alle Potenziale nutzen: Hier noch ein Feature, dort noch eine Innovation, das wird super! Der BWL-Teil besteht nun darin, dieses rein technikverliebte Denken einzufangen, verbunden mit der Kernfrage: Gibt es auch jemanden, der für diese Features bezahlen möchte? Gibt es einen Markt, gibt es Kunden? Diese Fragen habe ich mir als Ingenieurin zunächst nicht gestellt. Sie sind aber unverzichtbar. Denn nur, weil ich ein Feature geil finde, heißt das ja nicht, dass alle anderen das ebenfalls so sehen und vor allem bereit sind, dafür zu zahlen. In einem Filmfeature in der ARD über Sie gibt es einen heimlichen Star: ihre Mutter. Sie tritt dort als Skeptikerin auf, die sehr liebevoll einige Ihrer Entscheidungen hinterfragt. Warum ist es wichtig, einen solchen Menschen im Umfeld zu haben? Meine Mutter war Beamtin bei der Post – und keine Freundin des Risikos. Nach dem Studium bekam sie mit, wie ich zig Angebote von großen Unternehmen bekam, die mich einstellen wollten. Ich habe sie alle ausgeschlagen, und das hat sie nicht verstanden: „Mädchen, jetzt hast du ein so tolles Studium hingelegt und bekommst dieses Angebot – dann nimm doch den Job!“ Haben Sie aber nicht gemacht. Nein, aber dennoch war die Haltung meiner Mutter wichtig. Es ist gut, wenn man von verschiedenen Seiten Input bekommt, weil dies dabei hilft, sich immer wieder selbst zu hinterfragen: Was willst du wirklich? Das ist gerade in den Momenten wichtig, in denen Zweifel aufkommen. Und solche Momente gibt es bei jeder Gründung, davon bin ich überzeugt. Wer etwas anderes behauptet, der lügt.
Katharina Kreitz, Foto: Vectoflow
Katharina Kreitz, Foto: Vectoflow
Was war für Sie das Hauptargument, die attraktiven Angebote der großen Unternehmen auszuschlagen? Wenn ich das, was ich vorhabe, nicht selbst ausprobiere, und dann jemand anderes kommt und das macht, dann ärgere ich mich darüber mein Leben lang. Wer es nicht selbst ausprobiert, wird niemals erfahren, ob es funktioniert. Dieses Denken hat mich getriggert. Mein Appell an alle jungen Menschen, die Interesse haben, zu gründen: Macht es, versucht es, habt keine Angst! Es gibt einen so krassen Personalmangel, gerade in technischen Unternehmen. Wenn es also nicht klappt, bekommt man trotzdem eine gute Stelle. Man ist dann nicht gescheitert, sondern hat bei der Gründung unendlich viel gelernt. Sie sprachen schon von den Zweifeln, die bei der Gründung dazugehören. An welchen Punkten waren Ihre Zweifel besonders groß? Gerade am Anfang kommen viele Professoren, erfahrene Leute, die einem sagen: „Katharina, nee, das würde ich so nicht machen, das ist keine gute Idee.“ Heute sind das alles Fans unserer Messsysteme. (lacht) Aber zu Beginn führen solche Aussagen natürlich zu Zweifeln, weil diese Leute ja eine gewisse Industrieerfahrung besitzen. Aber auch in diesen Phasen hatte ich immer den Gedanken: Ob ich recht habe oder die Professoren – das lässt sich nur dann herausfinden, wenn ich es probiere. Wenn es Zweifel gibt oder der Stress groß ist, was machen Sie, um sich zu entspannen? Sport, aber nicht joggen, denn das finde ich schrecklich! Die ersten zehn Minuten sind gut, aber dann kommt man in diesen Flow… … in den Flow zu kommen, ist doch das Ziel beim Joggen, oder nicht? Für mich nicht, denn im Flow fängt mein Kopf mit dem Denken an. Und ich treibe ja Sport, um eben nicht zu denken. Deshalb mache ich lieber sehr anstrengende Sachen oder Ballsport, da hat mein Kopf keine Zeit, ins Denken zu kommen. Einer meiner besten Urlaube war ein Segelkurs: Eine Woche lang früh morgens raus, bis abends Segeln, dann todmüde ins Bett fallen. Das ist für mich Entspannung. Sie hatten 2019 einen schlimmen Skiunfall, Sie lagen im Koma, hatten eine schwere Kopfverletzung. Dass Sie wieder gesund werden – körperlich wie geistig – stand auf der Kippe. Wie erinnern Sie sich an dieses Ereignis? An das Aufwachen aus dem Koma kann ich mit mich gar nicht erinnern, mein Gedächtnis setzt ein, als ich in die Früh-Reha kam. Dass es schlimm um mich steht, war mir gar nicht bewusst. Wie krass der Unfall war, wurde mir erst später klar, als es schon wieder aufwärts ging. Haben Sie nach dem Unfall etwas geändert? Ja, ich mache mir heute viel mehr Notizen und dokumentiere mehr. Ich hatte das vorher nicht gemacht, ich hatte die Dinge alle im Kopf. Durch den Unfall fiel mein Kopf für einige Wochen aus, und das war für meine Kollegen im Unternehmen ein echtes Problem, weil ihnen viele wichtige Infos fehlten. Sie mussten daher einige unangenehme Telefonate mit unseren Kunden führen, weshalb ich versprochen habe, fortan alles Relevante zu dokumentieren und zugänglich zu machen. Finden Sie es okay, wenn man Sie einen Workaholic nennt? Schon, ja, ich arbeite nun einmal sehr, sehr gerne. Nun haben Sie den größten Feind des Workaholics im Haus: ein Baby. Wie verträgt sich die Mutterrolle mit Ihrem Arbeitspensum? Sehr gut, wobei ich Glück habe: Mein Kind schläft sehr gut und beschäftigt sich auch über Tag gerne selbst, was bei meinen zwei Tagen im Home- Office hilft. Was ich aber merke: Lange habe ich bestimmte Arbeiten, die am Tag liegengeblieben waren, auf die Abendstunden geschoben. Das funktioniert heute nicht mehr unter Garantie. Ein Kleinkind, das noch nicht schläft, hat immer Priorität. Und wenn es dann schläft, kann es sein, dass auch ich supermüde bin. Ich brauche zwar nicht viel Schlaf – aber zu wenig darf es auch nicht sein.

Zum Unternehmen

Vectoflow ist ein Unternehmen im Bereich der fluiddynamischen Messtechnik. Für die Kunden aus verschiedenen Branchen entwickelt die Firma Strömungsmesstechnik und Systeme. Bei einer Finanzierungsrunde Ende 2023 sammelte Vectoflow vier Millionen Euro von Investoren ein. Investiert wird das Kapital laut Unternehmensangaben für den Aufbau einer Serienproduktion. Zusätzlich plane das Start-up die Erschließung neuer Märkte, speziell in der Luftfahrt und Windkraft.

Kuratiert

Versicherungen: mehr Frauen in Führung

Das Versicherungsgeschäft ist zwar schon lange keine reine Männer-Domäne mehr, dennoch sind Frauen auf Führungsebene unterrepräsentiert. Das soll sich ändern. Als erste Branche in Deutschland verfolgt die Versicherungswirtschaft gemeinschaftlich das Ziel, den Frauenanteil in Führungspositionen zu steigern – im Interesse der Chancengleichheit, aber auch der Wettbewerbsfähigkeit der Branche. Der Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland e. V. (AGV) begleitet und unterstützt die Versicherungen dabei und hat das Projekt Women in Leadership & Culture etabliert. So werden Synergien gebündelt und neue Initiativen zur Verbesserung der Chancengleichheit von Männern und Frauen angestoßen.

Engagement von Unternehmen beeinflusst die Mitarbeitenden

Wenn Unternehmen sich verstärkt in gesellschaftlichen und Umweltbelangen engagieren, wirkt sich das positiv auch auf das moralische Verhalten ihrer Mitarbeitenden außerhalb der Arbeit aus. Das haben Wirtschaftswissenschaftler*innen der Universität Mannheim in einer neuen Studie herausgefunden. Agiert ein Unternehmen im Sinne der CSR, sind auch die Angestellten bereit, Spenden zu leisten und Freiwilligenarbeit zu übernehmen. Und umgekehrt: Betriebe, die kein nennenswertes CSR-Engagement vorzuweisen haben, bremsen die gesellschaftliche Initiative ihrer Angestellten aus. Koch-Bayram, I., Biemann, T. (2024). How Corporate Social (Ir)Responsibility Influences Employees’ Private Prosocial Behaviour: An Experimental Study. Journal of Business Ethics.

Digitalisierung leistet wichtigen Beitrag zum Klimaziel 2030

Eine Studie des Branchenverbands der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche Bitkom e.V. zeigt: Digitale Technologien können rund 24 Prozent zum Klimaziel 2030 beitragen. Im Jahr 2030 darf Deutschland nur noch 438 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen. Dazu hat sich die Bundesregierung mit der Novellierung des Klimaschutzgesetzes 2021 verpflichtet. Das heißt: Verglichen mit 2022 sind Einsparungen von 308 Millionen Tonnen CO2nötig. Laut der Studie kann der jährliche CO2-Ausstoß mithilfe digitaler Technologien um rund 43 bis 80 Millionen Tonnen reduziert werden, je nach Digitalisierungsgeschwindigkeit. Je schneller die Digitalisierung vorangetrieben wird, desto höher sind die dadurch erzielten CO2- Einsparungen. Studie „Klimaeffekte der Digitalisierung 2.0“: von Kerstin Neurohr

Raus aus dem Alltag, ab ins Ausland!

Ein Auslandssemester ist eine wunderbare Möglichkeit, den Horizont zu erweitern: Da kann man seine Sprachkenntnisse verbessern, neue Kontakte knüpfen interkulturelle Kompetenz erwerben, ein anderes Land und eine andere Kultur kennenlernen. Viele, die sich für „Study abroad“ entscheiden, profitieren enorm von ihren Erfahrungen, sowohl privat als auch beruflich. Also nichts wie los! Wir zeigen, worauf es bei der Planung ankommt. Von Kerstin Neurohr

Ein oder zwei Auslandssemester einzulegen ist sowohl im Bachelor- als auch im Masterstudium sowie im Promotionsstudium möglich. Den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht – wichtig ist auf jeden Fall, rechtzeitig mit der Planung zu beginnen, denn vor der Abreise ist einiges zu erledigen! Als erste Anlaufstelle empfiehlt sich das Akademische Auslandsamt, das an fast jeder deutschen Universität oder Hochschule angesiedelt ist. Dort werden regelmäßig Informationsveranstaltungen sowie individuelle Beratungen angeboten und es gibt Hilfe für die Planung, Vorbereitung und Durchführung von Auslandsaufenthalten. In welches Land soll es gehen, an welche Hochschule? Die Möglichkeiten sind schier unendlich, doch abhängig vom gewählten Studiengang, den Sprachkenntnissen und persönlichen Interessen und Vorlieben lässt sich eine Eingrenzung vornehmen. Die deutschen Hochschulen pflegen üblicherweise gute Kontakte zu ihren Partneruniversitäten und bieten Austauschprogramme an. Sich danach zu richten, lohnt sich meist sowohl organisatorisch als auch finanziell. Wer die Uni gewählt hat, kann sich im nächsten Schritt um eine Unterkunft kümmern. Vermittelt die Gasthochschule Zimmer im Wohnheim? Dort wohnt man nicht nur günstig, sondern knüpft auch schnell und unkompliziert Kontakte. In manchen Ländern ist es gängig, in einer Gastfamilie unterzukommen – wer Glück hat, findet so schnell Anschluss und kann seine Sprachkenntnisse verbessern. Und natürlich gibt es die Möglichkeit, privat ein Appartment oder ein WG-Zimmer anzumieten, was meist die teuerste Variante ist.
Zum Glück gibt es Stipendien, Auslands- BAföG und das Programm Erasmus+
Apropos – wer soll das bezahlen? Zum Glück gibt es Stipendien, Auslands- BAföG und das Programm Erasmus+. Wichtig ist, sich frühzeitig zu informieren und zu bewerben. Eine Übersicht über Stipendien und andere Förderoptionen bietet der DAAD, der Deutsche Akademische Austausch- Dienst – ohnehin eine hilfreiche Anlaufstelle! Je nach Zielland ist unter Umständen ein Visum nötig, um das man sich rechtzeitig bemühen sollte, und eine Auslandskrankenversicherung ist obligatorisch. Wer ein Zielland außerhalb der EU gewählt hat, sollte sich außerdem zum Thema Telefonie und Internet informieren, denn Roaming ist dort nicht möglich. Alles Organisatorische geklärt? Dann ist es sinnvoll, noch Fremdsprachenkenntnisse zu vertiefen und sich über das Zielland zu informieren: Welche kulturellen Unterschiede und Besonderheiten gibt es? Gilt es Verhaltensregeln zu beachten? Wer sich vorher schlau macht und sich vor Ort respektvoll verhält, offen ist für neue Kontakte und Erfahrungen, hat gute Chancen, die Zeit seines Lebens zu haben. Denn so ein Auslandssemester ist im besten Fall nicht nur ungemein lehrreich, sondern auch eine Erfahrung fürs Leben. Gute Reise und viel Spaß!

Lernen – aber effizient!

Dr. Stefan Schrumpf ist der „Lerndoktor“: Den promovierten Historiker beschäftigt das Lernen bereits sein ganzes Leben in den unterschiedlichsten Funktionen und aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Er war lange an der Universität Bonn und an einem Gymnasium tätig, heute unterstützt er Studierende als Partner für alles rund ums Lernen. In seinem Gastartikel gibt er wertvolle Tipps, wie man effi zient lernt. Von Dr. Stefan Schrumpf

Es gibt nichts zu verschenken. Erst recht nicht das kostbarste Gut überhaupt: Zeit! Und der größte Zeitfresser ist Ineffizienz, in jeder Branche, in jedem Fachbereich. Das gilt ganz besonders für alles, was mit Lernen zu tun hat. Dabei ist Lernen mehr als die reine Aufnahme von Informationen. Das ist nur der Auftakt, mehrere komplexe, ineinandergreifende Verarbeitungsschritte müssen im Kopf stattfinden, bis am Ende das Produkt „Lernen“ steht. Und genau diese Arbeitsschritte kann man mit den geeigneten Werkzeugen unterstützen, Prozesse verkürzen, Nachhaltigkeit erhöhen – kurz: effizient lernen!

Schritt Nr. 1: Knapp, aber richtig – Informationen aufnehmen

Schon bei diesem ersten Schritt kannst Du ungeheuer viel Zeit und Kraft sparen, wenn Du Methoden verwendest, die dem Gehirn die Aufnahme erleichtern. Besonders hilfreich ist, gleich beim ersten Kontakt Zusammenhänge intellektuell zu durchdringen, anstelle des mechanischen Lernens von unverbundenen Einzelaspekten. Heißt konkret: Statt Satz für Satz zu unterstreichen und herauszuschreiben, lies den Text(-abschnitt) komplett und fasse den Inhalt anschließend aus dem Gedächtnis zusammen.

Schritt Nr. 2: Erfolg mit System – strukturieren

Je mehr Struktur Du bereits selbst erarbeitest, je strukturierter Du Deinem Gehirn die Informationen verabreichst, desto weniger Arbeit hat es. Und desto einfacher ist es, diese Informationen auch dauerhaft im Kopf zu verankern. Eine Art Schweizer Taschenmesser der Lernmethoden ist die Mindmap. Vorteil der Mindmap ist vor allem die Flexibilität beim intellektuellen Anspruch. Du kannst banale Dinge einfach nur grafisch aufbereiten. Du kannst aber auch hochkomplexe, sich bedingende und vielfach verknüpfte Wirkungsgefüge einfach verständlich machen, ohne sie unzulässig zu simplifizieren.

Schritt Nr. 3: Fluide statt stupide – nachhaltig verfestigen

Im Bereich der Memo-Techniken findest Du meterweise Literatur, gigabyteweise Tutorials und kluge Ratschläge, wie Du Informationen nachhaltig abspeicherst. Und wenn Du Dich fragst, welche die beste ist, dann lautet die Antwort: alle! Methodenvielfalt heißt das Zauberwort. Nachhaltiges Verfestigen funktioniert vor allem mit häufigen Wiederholungen. Die aber sind nur effizient, wenn ich dem Gehirn durch unterschiedliche Methoden neue Reizpunkte setze, wenn ich Lerninhalte merk-würdig mache.

Schritt Nr. 4: Auf den Output kommt es an – Wissen abrufbar machen

Linktipp

lerndoktor.de
Natürlich ist für das Bestehen einer Prüfung wichtig, was Du in den Kopf hineingesteckt hast. Aber entscheidend ist letztlich, was Du im Ernstfall aus dem Kopf rausholen kannst. Also baue frühzeitig in Deinen Lernrhythmus Einheiten ein, in denen Du genau diese Kompetenz trainierst. Das kann eine richtige Prüfungssimulation sein, aber auch der spontane, mündliche Vortrag zu einem idealerweise per Losverfahren ausgewählten Thema – nicht vergessen, Dich dabei aufzunehmen, denn die Selbstüberprüfung ist eine weitere clevere Methode zu lernen, ohne dass Du merkst, dass Du es tust.

Lebensverändernde Begegnungen bringen Karrieren weiter

Eine Karriere wäre ohne den Einfluss und die Empfehlungen von anderen Menschen nicht möglich, sagen Dorothea Assig und Dorothee Echter. Gemeinsam leiten sie Seminare für Community-Building im Topmanagement und erleben, wie die vielversprechenden Karrieren von Menschen stagnieren, wenn ihnen Impulse von anderen Hochkarätern fehlen. In ihrem Gastartikel beschreiben sie, welch positive Wendungen Leben und Karrieren mit nur wenigen Begegnungen nehmen können.

Wie alle Menschen kennen auch Sie lebensverändernde Begegnungen und besitzen die Fähigkeit, neue Menschen in ihr Leben zu integrieren. Sie haben sich verliebt, Freundschaften geschlossen, in Ihrem Leben gibt es Menschen, denen Sie nahe und verbunden sind. „Ohne Begegnung mit anderen können wir unmöglich wissen, was uns wirklich antreibt, wozu wir fähig sind; wir können unmöglich aus dem Gefängnis unserer Identität ausbrechen, unsere sozialen und mentalen Fesseln sprengen; unmöglich auch, unsere moralische Ader zu entdecken, jene Disposition, uns manchmal zurückzunehmen und dem anderen den Vortritt zu lassen.“ – so schreibt Charles Pépin in seinem Buch „Kleine Philosophie der Begegnung“ (Hanser 2022). Die Bedeutung des Community-Habitus für die eigene berufliche Entwicklung zu erkennen, ist unfassbar schwer: weil er nirgendwo erklärt wird, nie auch nur ausgesprochen, deshalb unterschätzt wird. Es scheint so selbstverständlich, doch wenn schon beim Gedanken an eine einzige Cappuccino-Einladung an Business-Partner oder -Freunde Ihre Widerstände rebellieren – „keine Zeit – vielleicht später“, „das kann ich doch nicht einfach so machen ohne Anlass“, „das ist gar nicht üblich“ etc. pp. … dann müssen Sie wissen: Sie können das nicht nur machen, Sie sollten das wirklich tun. Jetzt. Immer wieder.
Cover Eines TagesAssig + Echter sind Beraterinnen für Topmanager*innen und Organisationen. Ihre Erkenntnisse teilen sie in Vorträgen, Seminaren und Fachzeitschriften. In ihren Büchern haben sie ihr Wissen im Detail konzeptualisiert: • AMBITION. Wie große Karrieren gelingen (Campus Verlag) • FREIHEIT für Manager. Wie Kontrollwahn den Unternehmenserfolg verhindert (Campus Verlag) • Eines Tages werden sie sehen, wie gut ich bin!“ Wie Karrieremythen Ihren Erfolg blockieren und Sie dennoch weiterkommen (Ariston Verlag).
Die eigene Komfortzone verlassen, das kennen Sie, und jetzt, während und nach dem Studium, brauchen Sie diesen Modus. Unbekannten Menschen nach einer Begegnung, nach einem Auftritt, per E-Mail, LinkedIn oder mit einer Karte gratulieren. Jemanden in der Lounge ansprechen, der gerade auch einen griechischen Bergtee bestellt. Auf einer Konferenz die eigene In-Group verlassen und sich zu einer „fremden“ Gruppe gesellen. Einladungen annehmen, auch an anderen Orten. Einladungen aussprechen, zu der auch Menschen willkommen sind, die Sie (noch) nicht kennen. Dieses Verlassen der Komfortzone kann Vorfreude auslösen oder soziale Ängste stimulieren: „Werde ich überhaupt gesehen, bin ich interessant genug? Werde ich alles richtigmachen, gehöre ich überhaupt da hin?“. Menschen gehen Risiken ein, wenn sie auf neue Menschen treffen. Diese Risikofreude kennen Sie, jeder Entwicklungsschritt war davon begleitet. Begegnungen können lebensbestimmend sein, auch wenn Sie das im Augenblick des Kennenlernens nicht wissen können. Nicht einmal ahnen, welche Chancen sich draußen für Sie erschließen, wenn Sie es nicht ausprobiert haben. Sie streben eine Karriere an? Stellen Sie sich ein auf: Weit mehr.

Business-Smoothie – Kultur-, Buch- und Linktipps

Wir können Zukunft

Cover Wir können ZukunftWir haben eine gute Zukunft, wenn jede*r mit anpackt – davon ist Vera Schneevoigt überzeugt. Die Technologieexpertin und ehemalige Top-Managerin plädiert in ihrem Buch für Machen statt Meckern, Lernen statt Lamentieren, Offenheit statt Opposition Sie zeigt, wie man mit Neugier, Mut und klarer Haltung die richtigen Entscheidungen treffen und zu ihnen stehen kann. Vera Schneevoigt: Wir können Zukunft. Meine Impulse zu Führung, Wandel und Vielfalt. Haufe 2024. 22 Euro.

25 letzte Sommer

Cover 25 letzte SommerAm Küchentisch eines alten Bauernhauses treffen zwei Menschen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Erzähler dieser Geschichte führt ein gehetztes Leben, das er als endlose To-do-Liste empfindet; Karl hingegen sortiert Tag für Tag Kartoffeln – und denkt nach. Als Karl seinen Gast mit der Tatsache konfrontiert, dass ihm noch ungefähr 25 Sommer bleiben, beginnen beide ein Gespräch über die großen Fragen des Lebens: Warum verbringen wir so viel Zeit mit unserer Arbeit anstatt mit den Menschen und Dingen, die uns wirklich wichtig sind? Woher nehmen wir den Mut, unsere eigenen Träume zu verwirklichen? Stephan Schäfer: 25 letzte Sommer. Ullstein 2024. 22,00 Euro.

Planet Aqua. Unser Zuhause im Universum neu denken

Cover Planet AquaZu lange haben wir Menschen eine dem Wesen unserer Existenz widersprechende Zivilisation und Infrastruktur aufgebaut, warnt der Ökonom und Vordenker Jeremy Rifkin. Denn jetzt rebelliert die Hydrosphäre unseres Planeten und ist dabei, unsere Spezies und unsere Mitgeschöpfe im Zuge des Klimawandels in ein Massensterben zu stürzen. Rifkin fordert uns auf, unseren Platz im Universum ganz neu zu definieren. Auf Basis solider Forschungsergebnisse nimmt er die Leser*innen mit auf eine Reise in die Zukunft, auf der es jeden Aspekt unseres Lebens zu überdenken gilt – wie wir mit der Natur umgehen, die Gesellschaft steuern, das Wirtschaftsleben konzipieren und uns in Zeit und Raum bewegen. Jeremy Rifkin: Planet Aqua. Unser Zuhause im Universum neu denken. Campus 2024. 32,00 Euro.

Lange Finger – falsche Münzen

Eine Ausstellung im Bode-Museum in Berlin zeigt „die dunkle Seite der Numismatik“ – sie widmet sich Falschmünzerei und Münzf.lschungen. Seit es Münzen und Medaillen aus edlem Metall gibt, werden diese gestohlen, geraubt und unterschlagen. Falschmünzen für den Geldumlauf untergraben das Vertrauen in Währungen. Bereits seit der Renaissance werden außerdem Münzf.lschungen speziell für Sammler*innen hergestellt. In der Ausstellung werden Originale und Fälschungen einander gegenübergestellt und Werkzeuge geben Aufschluss über die Techniken von Fälscher*innen. Bis 21.09.2025.

Macht und Millionen

Im Podcast „Macht und Millionen“ geht es um die spektakulärsten Verbrechen und Skandale der Wirtschaftswelt: Der Journalist Kayhan Özgenç spricht mit Reporter*innen über ihre Recherchen. Im Gespräch erklären sie komplexe Zusammenhänge und Hintergrundgeschichten auf unterhaltsame Weise. Die Episoden sind etwa 40 Minuten lang und erscheinen alle zwei Wochen.

Das Mädchen mit dem Heiermann

Cover Das Mädchen mit dem HeiermannTanja Bogusz ist auf St. Pauli aufgewachsen, mit ihrer Oma, die Ringkämpferin war, und ihrer Mutter, die als Barfrau arbeitete. Dass es ihre Tochter einmal besser hat als sie selbst, dass sie mehr Chancen bekommt, war der Mutter sehr wichtig. Und Tanja Bogusz nutzte ihre Chancen: Sie machte Abitur, studierte in Paris bei Pierre Bourdieu, war Fellow an der New York University, hatte Gastprofessuren in Berlin, Paris und Kassel inne. Heute ist die habilitierte Soziologin und Anthropologin als Forscherin an der Universität Hamburg tätig. In ihrer ersten autobiografischen Veröffentlichung zeichnet sie ihren Weg vom Kiez in die Wissenschaft nach – sehr lebendig, fesselnd und anrührend. Tanja Bogusz: Das Mädchen mit dem Heiermann. Großwerden auf St. Pauli. Rowohlt 2024. 18.00 Euro.

Arbeit – Broterwerb oder Berufung?

Welchen Sinn hat Arbeit? Einerseits bedeutet sie Mühe, ist Mittel zum Zweck. Andererseits bietet sie ein Wirkungsfeld, das dem eigenen Leben Sinn und Bedeutung gibt. Gesellschaftlich kommt der Arbeit noch eine weitere Funktion zu: Integration. Erwerbsarbeit bietet nicht nur gesellschaftliche Teilhabe, sondern auch soziale Anerkennung und sie strukturiert Lebensentwürfe. Der Beitrag aus der Reihe „Respekt“ von ARD alpha fragt danach, welchen Stellenwert Arbeit im Leben von vier Menschen aus dem Nürnberger Raum hat und begleitet sie an ihrem Arbeitsplatz: einen Oberarzt, einen freischaffenden Künstler, eine Bloggerin und Influencerin, die ihren festen Job als Controllerin in Teilzeit noch zur Lebenssicherung hält, sowie eine ehemalige Langzeitarbeitslose, die nun als Energieberaterin arbeitet.

Die aus dem Osten – als Wendekind ins Big Business

Cover Die aus dem OstenSimona Stoytchkova wuchs zu DDR-Zeiten in einem Ostberliner Plattenbau auf. Nach der Wende startete sie im Westen eine außergewöhnliche Karriere: Angefangen in der Wirtschaftsprüfung, führte sie ihre Karriere durch London, Paris, München und Frankfurt, wo sie bei renommierten Banken arbeitete und Vorständin in international börsengelisteten Unternehmen war. Eine absolute Ausnahme in der Unternehmenswelt – denn Führungskr.fte aus dem Osten Deutschlands sind im Westen immer noch eine Seltenheit. Heute sitzt Simona Stoytchkova in der Chefetage eines weltweit operierenden Finanzunternehmens und setzt sich für Diversität, Female Empowerment und nachhaltiges Leadership ein. In ihrem Buch „Die aus dem Osten“ schreibt sie in bestechender Offenheit über ihren Weg und erzählt, wie entscheidend ihre ostdeutsche Herkunft war. Simona Stoytchkova: Die aus dem Osten. Als Wendekind ins Big Business. Murmann 2024. 25,00 Euro.

„Auch ein Hartz-IVKind muss Dax-CEO werden können“

Natalya Nepomnyashcha, 34 Jahre, ist soziale Aufsteigerin: Sie wuchs in einem sozialen Brennpunkt auf, ihre Familie bezog Hartz IV – heute ist sie für eine der größten internationalen Unternehmensberatungen tätig und als Key-Note-Speakerin gefragt. Mit dem „Netzwerk Chancen“ hat sie außerdem ein soziales Unternehmen gegründet, mit dem sie das Thema auf die Agenda bringt. In ihrem Gastbeitrag erzählt sie, wie sie all das geschaff t hat – und wie sie heute für mehr Chancengleichheit kämpft. Von Natalya Nepomnyashcha

Ich wurde in Kyjiw geboren, bin in Bayern in einem sozialen Brennpunkt aufgewachsen, meine Familie bezog Hartz IV – durch meine soziale Herkunft musste ich viele Hürden überwinden. Angefangen hat es schon damit, dass ich nicht aufs Gymnasium durfte – angeblich war ich nicht gut genug. Das hat bei mir sehr viele Selbstzweifel ausgelöst, doch ich habe es geschafft und später meinen Master mit Auszeichnung abgeschlossen. Mir kann also niemand erzählen, dass ich das Gymnasium nicht geschafft hätte! Nach der Schule war es weiterhin schwierig, gerade finanziell. Für meine erste schulische Ausbildung habe ich monatlich nur rund 200 Euro BAföG bekommen, für mein Auslandsstudium ein paar Jahre später dann gar kein BAföG mehr. Und auch im Berufsleben war es nicht einfach: Ich haben einen sehr ungeraden Lebenslauf, erst habe ich zwei schulische Ausbildungen absolviert, später ein Master-Studium, dann folgten Stationen in unterschiedlichen Branchen. Das ist recht typisch für soziale Aufsteiger*innen.
Cover Wir von untenNatalya Nepomnyashcha: Wir von unten. Wie soziale Herkunft über Karrierechancen entscheidet. Ullstein 2024. 19,99 Euro
Geholfen hat mir, dass ich nicht aufgegeben habe, sondern irgendwann angefangen habe, wie wild zu netzwerken. Der Weg war sehr, sehr schwer. Und heute ist es immer noch schwer, den sozialen Aufstieg zu schaffen. Deshalb habe ich 2016 das Netzwerk Chancen gegründet – mit dem Ziel, die Chancengleichheit von Kindern und jungen Menschen aus finanzschwachen und nichtakademischen Familien zu verbessern. Wir fördern über 2.500 Menschen zwischen 18 und 39 Jahren, die aus finanzschwachen oder nichtakademischen Familien kommen. Dafür bieten wir Coachings, Job-Angebote, Mentoring und Workshops an – alles komplett kostenfrei. 90 % unserer Mitglieder sind Akademiker*innen, die Hälfte studiert oder macht eine Ausbildung, die anderen sind bereits berufstätig. Dabei sind sowohl Berufseinsteiger*innen als auch Führungskräfte, die nach wie vor die Auswirkungen ihrer sozialen Herkunft auf ihre Karriere merken. Es ist wirklich großartig, diesen jungen Menschen dabei zu helfen, herauszufinden, wo ihre Stärken liegen und wie sie dazu passende Jobs finden. Wir sehen täglich, wie Unternehmen, die soziale Aufsteiger*innen beschäftigen, von der Diversität ihrer Mitarbeiter*innen profitieren: Sie sind durch ihren Werdegang besonders durchsetzungsstark, lösungsorientiert, aber auch empathisch und flexibel.
Das Netzwerk Chancen bietet jungen Erwachsenen aus ganz Deutschland Workshops, Mentoring, ein starkes Netzwerk und Kontakte zu Arbeitgebenden.

Interview mit Prof. Dr. med. Dr. phil. Manfred Spitzer, Ärztlicher Direktor

Wir und die KI müssen noch viel lernen, ist Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer überzeugt. Denn neben den enormen Chancen der KI birgt die Technologie auch viele Risiken. In „Künstliche Intelligenz“ analysiert er den Einsatz von KI in den Bereichen Medizin, Militär, Klima, Natur- und Geisteswissenschaften, Verbrechensbekämpfung, Politik, Wirtschaft sowie im Alltag. Die Fragen stellte Dr. Marion Steinbach.

Zur Person

Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm und hat den Lehrstuhl für Psychiatrie der Universität Ulm inne. Spitzer studierte Medizin, Psychologie und Philosophie. Seine Gastprofessuren an der Harvard- Universität und ein Forschungsaufenthalt am Institut for Cognitive and Decision Sciences der Universität Oregon prägten seinen Forschungsschwerpunkt im Grenzbereich der kognitiven Neurowissenschaft und Psychiatrie.
Warum stellt uns die Technologie der KI vor neue Herausforderungen? Computer arbeiten mit Algorithmen, die man prinzipiell nachvollziehen und daher verstehen kann. Was man heute KI nennt, sind dagegen neuronale Netzwerke, die lernen können und danach bestimmte Fähigkeiten haben. Sie wandeln einen Input in einen Output um, ohne dass man – ganz prinzipiell – wissen kann, wie sie dies tun. Sie tun es einfach, weil sie zuvor gelernt haben. Mittlerweile gibt es in vielen Bereichen KI, die irgendetwas besser kann als die besten menschlichen Experten: Mit Brettspielen fing es vor acht Jahren an – die KI spielte besser Schach oder Go als die weltbesten Spieler – und mit realen Problemen ging es rasch weiter: Diagnose von Hautkrebs in der Dermatologie, Entwicklung neuer Medikamente, Entdeckung von Gravitationslinsen in der Astronomie, Entzifferung der Keilschrift in der Altphilologie. KI hilft sogar beim Bierbrauen und Kaffeemischen. Ist ChatGPT eine Gefahr für die Menschheit? Diese Frage habe ich mir auch gestellt, als die Macher von KI – Sam Altman, Demis Hassabis, Geoffrey Hinton und viele andere um Ostern und Pfingsten 2023, also etwa ein halbes Jahr nach Erscheinen von ChatGPT – ein Moratorium, also einen Stopp, von KI-Forschung forderten. „Was wissen die, was ich nicht weiß“, fragte ich mich damals, denn ein plaudernder Roboter wie ChatGPT mag zuweilen Unfug von sich geben, aber die Welt bedrohen, wie eine neue Pandemie oder ein Atomkrieg – das hielt ich dann doch für übertrieben. Mitte Juni konnte man dann im Fachblatt Science nachlesen, worin das Problem ganz offensichtlich bestand. KI kann in den Händen von kriminellen Menschen zum Problem werden. Es ist wie mit vielen anderen Sachen: Ein Küchenmesser dient Millionen Menschen zum Kochen, wird jedoch zuweilen von Kriminellen auch als Mordwaffe verwendet. KI kann man in etwa so schwer verbieten wie Küchenmesser. Was also tun? Aus meiner Sicht werden uns solche Probleme noch lange beschäftigen.
Cover Künstliche IntelligenzKünstliche Intelligenz. 336 Seiten. Droemer 2023. 24,00 €
Welche weiteren Probleme können entstehen und wie können wir ihnen begegnen? Neben der Verwendung für kriminelle Zwecke besteht beim Training von KI immer das Problem, dass menschliche Vorurteile von der KI mitgelernt werden. Man konnte beispielsweise zeigen, dass ChatGPT das „Weltbild“ hellhäutiger Männer aus Industrienationen vertritt, ganz einfach, weil die Texte, mit denen diese KI trainiert wurde, zur Hauptsache von diesen Autoren verfasst worden waren. Die oben erwähnten Dermatologen beispielsweise mussten leider erkennen, dass sie die KI zur Erkennung von Hautkrebs vor allem mit Bildern von – zumeist hellhäutigen – Briten trainiert hatten, weswegen die KI-Diagnose bei schwarzen Menschen deutlich unsicherer war. In welchen Lebensbereichen bietet KI Chancen für Fortschritt? In allen! – Das ist ja gerade das unglaublich Spannende an ihr. Wie wird KI den Beruf des Informatikers prägen? Programmierer können mit Large Language Models wie ChatGPT viel produktiver arbeiten als ohne, aber nur, wenn sie Experten sind. Auch in diesem Bereich gilt, dass KI nicht die Experten ersetzen wird, dass aber Experten, die KI verwenden, Experten ersetzen werden, die keine KI verwenden.

Digital Health (M.A.) als neuer Studiengang der AKAD University

0

Die Zukunft der Medizin aktiv mitgestalten: Digital Health studieren

Ob Gesundheits-Apps, Telemedizin oder Robotik in der Chirurgie – der digitale Wandel hat auch eine Revolution in der Gesundheitsbranche herbeigeführt. Der Begriff Digital Health umfasst die Anwendung von digitalen Technologien, die zur Optimierung der Gesundheitsversorgung beitragen. Dies reicht von der Nutzung über Wearables, die die Vitaldaten von Patient:innen in Echtzeit überwachen, über Telemedizin, bis hin zu komplexen Algorithmen, die bei Diagnosen und Therapieentscheidungen assistieren. Der Studiengang Digital Health greift eben diese Entwicklung auf und bietet medizinischen Fachkräften die Möglichkeit, sich gezielt auf die Herausforderungen und Chancen der digitalen Gesundheitsversorgung vorzubereiten.

Für wen lohnt sich ein Master-Abschluss in Digital Health?

Der Master-Studiengang Digital Health (M.A.) der AKAD University vermittelt nicht nur das nötige Wissen zur Anwendung dieser innovativen Technologien, sondern dient dazu, sie zu entwickeln und in die Praxis zu integrieren. Dabei steht die Vernetzung von Medizin und Informatik im Mittelpunkt dieses zukunftsorientierten Studiengangs. Besonders für Ärzt:innen und Mediziner:innen bietet dieser Studiengang eine hervorragende Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erwerben, um nicht nur auf dem neuesten Stand der Forschung zu bleiben, sondern auch um den Patient:innen die bestmögliche medizinische Versorgung zu bieten. Gleichzeitig eröffnet es medizinischen Fachkräften neue Karrieremöglichkeiten, etwa in der Lehre, Forschung, im Management oder in spezialisierten Bereichen der Medizin. Ebenfalls interessant ist der Studiengang für Pflegekräfte oder Pflegewissenschaftler:innen, um ihre Expertise zu erweitern und die Zukunft der Medizin aktiv mitzugestalten. Darüber hinaus fördert ein vertieftes Studium die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Berufsgruppen innerhalb des Gesundheitswesens, wodurch die Behandlungsqualität und -effizienz gesteigert werden kann. Durch die Konzeption des Studiengangs als Fernstudium, stellt ebenfalls das berufsbegleitende Studium eine Option dar, sodass Sie die Berufspraxis eng mit neuem Theorie-Input verknüpfen können.

Interdisziplinär, innovativ, digital: Das lernen Sie im Studiengang Digital Health

Der Digital Health Studiengang ist interdisziplinär ausgerichtet und verbindet Elemente aus der Medizin, Informatik, Gesundheitswissenschaften und Management. Dabei erwerben Sie Fachkenntnisse aus den folgenden Bereichen:
  • Grundlagen der Gesundheitsinformatik: Sie lernen die grundlegenden Prinzipien der Informatik kennen, die speziell auf das Gesundheitswesen angewendet werden. Dazu gehören elektronische Patient:innenakten, Krankenhausinformationssysteme und die Verarbeitung von Big Data.
  • Telemedizin und E-Health: Dieses Themengebiet befasst sich mit der digitalen Kommunikation zwischen Ärzt:innen und Patient:innen. Telemedizinische Anwendungen, wie Videoberatung und Fernüberwachung von Patient:innen, erhalten eine immer größere Relevanz. Dabei lernen Sie, wie solche Systeme entwickelt und implementiert werden.
  • Künstliche Intelligenz in der Medizin: Künstliche Intelligenz birgt durch die Anwendung in der Diagnostik und Therapie das Potenzial, die Medizin zu revolutionieren. Medizinische Fachkräfte lernen, wie KI in der Radiologie oder der Pathologie genutzt werden kann.
  • Datenschutz und Datensicherheit: Im Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten ist der Schutz dieser Daten von größter Bedeutung. Hier lernen Sie, wie moderne Verschlüsselungstechnologien und Datenschutzmaßnahmen angewendet werden.
  • Medizinische Robotik und Wearables: Roboter und tragbare Geräte sind schon heute in vielen Bereichen der Medizin im Einsatz – Ziel ist es, dass dieser Einsatz in medizinischen Versorgungszentren zur Norm wird.
  • Digital Health Management: Erfolgreiche Digital-Health-Projekte erfordern nicht nur technisches und medizinisches Know-how, sondern auch Organisationstalente, um Gesundheitsprojekte zu planen und leiten.
Das Studium vermittelt demnach sowohl technisches Know-how als auch ein tiefes Verständnis der medizinischen und organisatorischen Aspekte, die erforderlich sind, um die Gesundheitsversorgung im digitalen Zeitalter voranzutreiben. Von besonderem Vorteil ist es also, wenn Sie bereits über Expertise im medizinischen Bereich verfügen oder eventuell sogar Berufserfahrung mitbringen.

Karriere im Gesundheitswesen: Diese Chancen erwarten Sie nach dem Digital Health Studium

Die Gesundheitsbranche benötigt Expert:innen, die die digitale Transformation vorantreiben können. Nach Ihrem Master-Abschluss können Sie vielfältige Karrieremöglichkeiten in einer Vielzahl von Bereichen erwarten:
  • Krankenhäuser und Kliniken: Die Einführung und Verwaltung digitaler Gesundheitstechnologien in medizinischen Einrichtungen ist eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre. Absolvent:innen können in Krankenhäusern als Digital-Health-Manager:in, IT-Leiter:in oder Consultant tätig werden.
  • Gesundheitsämter und Behörden: Auch im öffentlichen Sektor stehen Fachkräften die Türen offen, um die digitale Infrastruktur des Gesundheitswesens weiterzuentwicklen.
  • Pharma- und Medizintechnikunternehmen: Unternehmen dieser Branche setzen massiv in digitale Gesundheitslösungen und suchen Fachkräfte, die sowohl medizinisches als auch technisches Wissen mitbringen.
  • Startups und Innovationszentren: Die Digitalisierung des Gesundheitswesens bietet enormes Innovationspotenzial. Startups, die sich auf E-Health, Telemedizin oder KI-Anwendungen in der Medizin spezialisiert haben, suchen nach kreativen Köpfen, die neue Lösungen entwickeln.
Durch die Verknüpfung von medizinischem Fachwissen mit Fähigkeiten können Absolvent:innen die Zukunft der Medizin aktiv mitgestalten – und gleichzeitig die Versorgung ihrer Patient:innen auf hohem Niveau gewährleisten. Medizinische Fachkräfte, die diesen Weg einschlagen, sind bestens gerüstet für die Herausforderungen und Chancen, die die Digitalisierung mit sich bringt. Eines steht immerhin fest: der digitale Wandel setzt auf digitale Lösungen und vor allem auf Menschen, die bereit sind, sich neues Wissen anzueignen und diese umzusetzen.

AKAD Bildungsgesellschaft

0

Auf einen Blick

Die AKAD University gehört als erste staatlich anerkannte private Fernhochschule Deutschlands zu den größten Bildungsanbietenden im Fernstudium. Sie bietet mehr als 70 Bologna-Fernstudiengänge mit den Abschlüssen Bachelor, Master und MBA sowie Dual-Studiengänge, Hochschulzertifikate und Vorbereitungskurse für staatlich anerkannte Prüfungen in den Bereichen Wirtschaft & Management, Technik & Informatik, Kommunikation & Kultur sowie Gesundheit & Soziales an.

Das digitale AKAD-Fernstudienmodell ist speziell auf Berufstätige ausgerichtet, die flexibel, individuell und effizient zum Abschluss kommen – der Studienbeginn ist jederzeit möglich.

Mit über 65 Jahren Erfahrung und über 71.000 erfolgreichen Alumni ist die AKAD University der ausgewiesene Spezialist für das nebenberufliche digitale Fernstudium. Die AKAD University ist staatlich anerkannt und durch den Wissenschaftsrat institutionell sowie systemakkreditiert. Ihre Studiengänge sind einzeln von den Akkreditierungsstellen ACQUIN und ZEvA akkreditiert und von der ZFU – Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht zugelassen.

AKAD Logo

Anschrift
Heilbronner Straße 86
70191 Stuttgart

E-Mail
beratung@akad.de

Internet
www.akad.de
AKAD Bildungsgesellschaft > Prüfungszentren