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Die Digitalisierung der Städte

Wie sehen die Städte der Zukunft aus? Die Bestrebungen laufen dahin, sie sowohl smarter als auch lebenswerter und gerechter zu machen. Mithilfe der Digitalisierung. Von Christoph Berger

Die österreichische Hauptstadt Wien ist seit Jahren eine Vorzeigestadt, wenn es um das Thema Smart Cities geht. Schon 2019, bei der Veröffentlichung des Smart City Index von Roland Berger, überzeugte die Stadt an der Donau zum Beispiel mit fortschrittlichen E-Health-Ansätzen und offenen Verwaltungsdaten. Auch mit vernetzten Lösungen für Mobilität und Umwelt wurde gepunktet und so im Gesamtranking die Spitzenposition erreicht. Hinter all dem steht eine Rahmenstrategie. Der zentrale Anspruch lautet: „Hohe Lebensqualität für alle Wienerinnen und Wiener bei größtmöglicher Ressourcenschonung durch soziale und technische Innovationen.“

Auf einer sogenannten Urban Data Platform werden die in Smart-City-Projekten gewonnen Daten nutz- und teilbar zur Verfügung gestellt. So ist beispielsweise in Echtzeit erkennbar, wo sich Sharing-Autos oder Fahrräder befinden. Oder es kann der Status des Straßenverkehrs oder die Luftqualität abgefragt werden. Anhand dieser Daten können dann zum Beispiel von Unternehmen neue Anwendungen für einen smarten Stadtbetrieb entwickelt werden. Allerdings wäre Wien auf dem Weg zur Smart City längst nicht so erfolgreich mit seiner Strategie, wenn es nicht auch ein zentrales Steuerungsorgan zur Koordination etabliert hätte: die Smart City Agency. Dort werden die technischen Kompetenzen gebündelt und zudem die Interessen von Stadt, Service- und Lösungsanbietern sowie der Regierung koordiniert.

In Deutschland ist Hamburg laut dem Smart City Index vom Digitalverband Bitkom die smarteste Stadt. Es folgen die Städte München und Köln. Die Hansestadt erreichte in allen Themenfeldern Spitzenwerte, in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens ist die Digitalisierung dort laut den Studienergebnissen am weitesten fortgeschritten. Dies gelte im besonderen Maße für das Teilranking der Mobilität, das die Hanseaten mit 96,8 Punkten anführen. Im Bereich der Multimodalität werde mit „hvv switch“ eine Mobilitäts- App mit smarten Möglichkeiten angeboten, die es erlaube, sowohl ÖPNV- als auch Sharing-Angebote zu buchen und online Tickets zu kaufen. Und mit dem Hochbahn-Projekt „HEAT“ habe Hamburg zudem ein bislang einmaliges Forschungs- und Entwicklungsprojekt für elektrisch automatisiert fahrende Kleinbusse im ÖPNV. Die Abkürzung HEAT steht für „Hamburg Electric Autonomous Transportation“ und ist Teil der städtischen Strategie für Intelligente Verkehrssysteme (ITS) im Handlungsfeld „Automatisiertes und Vernetztes Fahren“. Das Projekt HEAT ist eines der Vorzeigeprojekte der Hamburger ITS-Strategie und plant bis zum ITS-Weltkongress im Oktober 2021 für das automatisierte Fahren zugelassen zu werden – dann auch mit smarten Buchungsmöglichkeiten.

Digitales löst Herausforderungen

Digitale Technologien können Lösungsansätze für eine Vielzahl von aktuellen Herausforderungen bieten: auf die steigenden Einwohnerzahlen in den Städten, den Verkehr, die Luftverschmutzung oder auch die unzureichende Infrastruktur. Die wichtigsten Themen in Bezug auf die Zukunft für die Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister der deutschen Städte sind laut dem OB-Barometer 2021 des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) das Klima, die Energie sowie die Nachhaltigkeit. Es folgen Mobilität und Digitalisierung.

Dass es zwischen den Themen zum Teil weitreichende Schnittmengen gibt, steht außer Frage. So heißt es von Seiten des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, dass nachhaltige und soziale Lösungen eine intelligente Kombination aus innovativen Technologien, attraktivem und funktionalem Design sowie angewandtem Wissen erfordern. Wie so eine Lösung konkret aussehen und welche Auswirkungen diese auf die Stadt haben könnte, lasse sich mithilfe eines Digitalen Zwillings betrachten. Dieser könne Objekte oder Prozesse aus der realen Welt, also auch eine physische Stadt, digital nachbilden und mögliche Eingriffe in die reale Umgebung zunächst in virtueller Form bildlich simulieren.

Das Digital City Program hilft, die komplexen Fragen der Stadtentwicklung greifbar und transparent zu machen. Es veranschaulicht, an welchen Stellschrauben die Stadtverwaltung drehen kann.

Dafür wurde das „Digital City Program“ ins Leben gerufen. Dessen Ziel ist es, digitale Lösungen in Bezug auf eine integrierte und nachhaltige Stadtplanung mithilfe von urbanen Digitalen Zwillingen und Virtueller Realität (VR) anzutreiben. „Das Digital City Program hilft, die komplexen Fragen der Stadtentwicklung greifbar und transparent zu machen. Es veranschaulicht, an welchen Stellschrauben die Stadtverwaltung drehen kann“, sagt Michiel Oomen von der Stadtverwaltung Eindhoven/Digital City Program. Das Datengerüst des Digitalen Zwillings basiere auf statischen Daten sowie Echtzeitdaten für Vorhersagen – unter anderem in Bezug auf Mobilität, Klima, Energie und Lärm. Die themenübergreifende Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an Akteuren aus der Wirtschaft und dem öffentlichen sowie halböffentlichen Sektor trage zur Schaffung von Ökosystemen mit hoher Innovationskraft bei. Ist also ähnlich der Urban Data Platform in Wien.

Dies zeigt, dass von intelligenten Stadtstrukturen und -prozessen nicht nur die Kommunen mit ihren Bürgern profitieren, sondern auch Unternehmen. Unterlegt wird dies durch eine aktuelle wissenschaftliche Studie im Auftrag der Kanzlei Noerr, für die 120 Entscheider in Unternehmen und Stadtverwaltungen befragt wurden. Energie, Mobilität, Quartiersentwicklung und Verwaltung – 95 Prozent der Befragten bewerten die Vernetzung dieser Bereiche als entscheidende Voraussetzung für die Smart City.

Atlas der Digitalisierung

Siemens hat einen datengetriebenen Index erstellt, der unter anderem demonstriert, wie sich die digitale Transformation in Städten manifestiert.

Eine Mehrheit der Unternehmen sieht die Digitalisierung als Chance, über den Austausch von mobilen Daten vernetzte, nachhaltige und ressourcenschonende Geschäftsmodelle zu entwickeln. Aus den Initiativen Marketplace of the European Innovation Partnership on Smart Cities and Communities und EU Smart Cities Information System der Europäischen Kommission ist seit dem ersten Oktober 2020 der Smart Cities Marketplace geworden. Dort finden sowohl Anbieter für zukunftsgerichtete Technologien und Lösungen, Universitäten, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen als auch Verbände und Behörden sowie Regierungsvertreter die richtigen Informationen und Anknüpfungspunkte, wenn sie ihre Smart City-Projekte starten oder weiterentwickeln wollen.

Für Absolvent*innen bieten sich in der komplexen und weitgefächerten Welt zahlreiche Möglichkeiten, um an der Digitalisierung der Städte mitzuwirken: Angefangen von strategischen Überlegungen bis hin zur Umsetzung unter Beteiligung der unterschiedlichsten Stakeholder, vom Internet der Dinge, über Smart Homes und dem autonomen Fahren bis zur Datensicherheit.

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