Anzeige
BLING. BLIING. Der neue Merchstore für Bauingenieur*innen
StartBerufslebenWas macht eigentlichWas macht eigentlich eine Mülldesignerin, Frau Gélébart?

Was macht eigentlich eine Mülldesignerin, Frau Gélébart?

Katell Gélébart fertigt Kleider, Schreibwaren und Kleinmöbel – aus Müll. Aus ihrer Vorgehensweise können Ingenieure ein ganz neues Arbeiten lernen. Von Petrina Engelke

„Das Material ist die Botschaft“, sagt Katell Gélébart. Dabei dient ihr als Material, was andere ausgemustert haben – von Armeedecken bis Zementsäcken. Daraus macht Gélébart Neues: Damenkleider aus grünen Postsäcken, Stoffrestschuhe mit Reifensohlen, Notizbücher aus Röntgenbildern, Schals aus alten Teddybären, Lampen aus Jalousien, Schürzen aus Tetrapacks. 1998 hat sie dazu das Label „Art d’Eco“ gegründet. Als Katell Gélébart ihren Satz über das Material sagt, denkt sie nicht an technische Schwierigkeiten, sondern an Wahrnehmung: „Die Leute sehen: Wow, diese Jacke war mal eine Decke! Oder ein Segel! Wegen dieser Botschaft kaufen sie es. Da spricht sie nicht das Design an, sondern das Material.“

Inzwischen hat Gélébart einen guten Ruf als Mülldesignerin und Umweltkünstlerin, den Kairos-Preis der Töpfer- Stiftung in der Tasche und – mit 39 Jahren – eine eigene Biografie im Buchregal. Wie eine Nomadin streift sie durch die Welt, mal spannt sie in Indien traditionelle Handwerker für ihre Ideen ein, mal diskutiert sie in einem Residenzprogramm mit Künstlern. Nur eines hat sie noch nie getan: einen Ingenieur um Rat gefragt. „Ich bin Autodidaktin, und ich glaube, deshalb kann ich in meiner Materialnutzung auch so breit und offen sein“, sagt sie. Ein Ingenieur mit seinem ganzen Wissen darüber, was man normalerweise zu welchem Zweck einsetzt, würde sie womöglich bremsen. Oder er würde einfach über Gélébarts einzige Grenze staunen: „Es muss etwas sein, das ich mit einer Nähmaschine durchstechen kann. Wenn ich es nicht nähen kann, interessiert mich das Material nicht.“ Sie benutzt weder Kleber oder andere Hilfsmittel, auch nicht für die Lampenserie aus Aluminium- Jalousien – die sind allerdings von Hand genäht.

Klingt dilettantisch? Im Gegenteil. Ingenieure können viel von Katell Gélébart lernen. Beziehungsweise verlernen. „Verlernt, was ihr gelernt habt“ ist in ihren Workshops das erste Gebot. Statt vom fertigen Produkt auszugehen und dann Materialart und -menge zu berechnen, soll man den Prozess von der anderen Seite beginnen. Zum Beispiel berechnen Modedesigner normalerweise zuerst, wie viel Stoff sie für eine Kleideridee brauchen. Gélébart hingegen gibt ihnen einen Postsack mit fester Breite und Länge und einem Aufdruck in bestimmter Laufrichtung. „Aus diesen Rahmenbedingungen musst du ein Kleid machen. Der Prozess läuft also genau andersherum. Ingenieuren würde ich denselben Rat geben: Schaut, was um euch herum vorhanden ist, wie ihr es wiederverwerten oder ihm eine neue Bedeutung geben könnt.“ Das Material ist die Botschaft. Sagt sie doch.

Buchtipp

Christine Eichel: Die Mülldesignerin. Wie Katell Gélébart die Welt verändert.
Scorpio Verlag München 2013. ISBN 978-3943416022. 18,99 Euro

Das könnte dich auch interessieren

Kannst du mit der Konkurrenz im Ingenieurwesen mithalten?

Fällt es dir manchmal auch schwer, deine individuelle Work-Life-Balance zu finden? Zweifelst du an...

kuratiert

Quanteninternet: 1000-fach bessere Kommunikationsrate Für das Quanteninternet ist Diamantmaterial von großer Bedeutung. Spezielle Verunreinigungen des...

Von New Work zu My Work? Arbeiten, wie es gefällt

New Work krempelt die Arbeitswelt um, aktuell im Gespräch ist vor allem die Vier-Tage-Woche....







Anzeige
BWI