Bewerbung in der Krise

Steht es schlecht um die Wirtschaft, nehmen auch die Karrierechancen ab. Eines steht fest: Derzeit ist manche mühsam zusammengestellte Bewerbungsmappe Zeitverschwendung, denn bei vielen Unternehmen steht Stellenabbau statt Neubesetzung im Mittelpunkt der Personalpolitik. Die geringe Zahl an Stellenausschreibungen verzerrt aber die Wirklichkeit, denn offene Stellen gibt es weiterhin: Um sie zu bekommen müssen Bewerber allerdings umdenken und sich ein Stück weit in die Person des Arbeitgebers hinein versetzen.

Unternehmen wollen auf „Nummer sicher“ gehen
Es kann bei jedem Bewerbungsverfahren passieren, dass der falsche Mann oder die falsche Frau eingestellt wird. Wer sich gut darstellen kann, ist nicht notwendigerweise der Richtige. In Krisenzeiten wirken sich diese Fehler besonders drastisch aus, da die Personaldecke dünn ist. Werden Aufgaben nicht oder falsch bearbeitet, wirkt sich das auf die Effizienz des Unternehmens aus, welches möglicherweise ohnehin an der Krise leidet. Das geringste Risiko bei der Personalauswahl gehen Unternehmen dann ein, wenn Sie die offenen Stellen intern besetzen, und zwar mit Leuten, die sie bereits kennen oder die ihnen von Dritten empfohlen werden.

Lösungsansatz 1: Zeitarbeit
Was ist nun zu tun? Es gilt: Wer sich nicht beweisen darf, kann auch nichts erreichen. Den Kopf in den Sand stecken sollte aber niemand, denn die Möglichkeit zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen hat beispielsweise derjenige, der bei der Zeitarbeit beginnt. Vorteile:

  • Arbeitsplatz (wenn auch i. d. R. eher schlecht bezahlt)
  • Zugang zu Führungspersonen, die Personalentscheidungen anstoßen können.

Lösungsansatz 2: Praktika und Nebenjobs
Praktika und Nebenjobs sind für diejenigen Bewerber das richtige, die wissen was sie wollen. Denn bei der Zeitarbeit ist es nur begrenzt möglich sich einen Arbeitsplatz auszusuchen. Der Einsatzort ergibt sich aus den Qualifikationen der Jobsuchenden und den Vereinbarungen mit den Kunden der Personaldienstleister. Da Praktikanten und „Jobber“, also z. B. geringfügig Beschäftigte (325-Euro-Jobs) und Werksstudenten preiswert oder umsonst arbeiten, sind sie in der Regel überall willkommen. Im Falle eines unbezahlten Praktikums von bis zu drei Monaten setzen die Arbeitsämter die Zahlung des Arbeitslosengelds bei arbeitslosen Stellensuchenden fort. Dies muss jedoch mit dem zuständigen Arbeitsberater im Arbeitsamt abgestimmt werden. Deklariert als „Trainingsmaßnahme bei einem potenziellen Arbeitgeber“ ist die Genehmigung aber wahrscheinlich. Die Vorteile liegen auch hier auf der Hand:

  • Jobsucher kann Praxiserfahrungen sammeln (wohlgemerkt nur dann, wenn ihm dazu seitens des Unternehmens Gelegenheit gegeben wird)
  • Arbeitgeber kann sich preiswert oder kostenlos einen Eindruck verschaffen

Neben den persönlichen Erfahrungen, die der Jobsucher während des Praktikums sammelt, verschafft er sich auch eine bessere Ausgangslage für künftige Bewerbungen, denn letztlich ist der Eintrag „Praktikum“ im Lebenslauf eine elegantere Verlegenheitslösung als die Lebenslauflücke bzw. der Eintrag „arbeitslos“.

Lösungsansatz 3: Kontakte
Verwandte und Bekannte um Kontakte bitten ist nicht jedermanns Sache. Es kann aber nicht geleugnet werden, dass Kontakte gerade in wirtschaftlich schlechten Zeiten Gold wert sind. Die namentliche Empfehlung beim potenziellen Arbeitgeber führt erheblich sicherer zum nächsten Job, als die Nummer 12 im Stapel von 50-100 Bewerbungen zu sein. Kontakte müssen allerdings gepflegt werden, und auf den Grundsätzen Geben und Nehmen aufgebaut sein. Eine gewisse Vertrautheit zwischen der Kontaktperson und dem Jobsucher ist unumgänglich, da möglicherweise auch der Kontakt seine Empfehlung beim potenziellen Arbeitgeber verantworten bzw. begründen muss.

Lösungsansatz 4: Weiterbildung
Wenn partout kein Weg aus der Arbeitslosigkeit führt, kann eine Weiterbildung Jobsuchern zu einer Erhöhung der „Wettbewerbsfähigkeit“ auf dem Arbeitsmarkt verhelfen. Karriereberaterin Brenner
macht darauf aufmerksam, dass eine Weiterbildung zwar nicht die ständig geforderte Berufserfahrung ersetzt, aber doch zumindest Einsatzbereitsschaft beweist. Zum anderen gehöre permanenter Wissensausbau mittlerweile zu den wichtigsten Investitionen in die Zukunft – gering Qualifizierte litten doppelt so häufig unter Arbeitslosigkeit wie hoch Qualifizierte, gibt Brenner zu bedenken.