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„Wir wollen lernen, wie weibliche Identität in der Bauwirtschaft beschaffen ist.“

Interview mit Jutta Beeke Vizepräsidentin des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Jutta Beeke ist geschäftsführende Gesellschafterin der Echterhoff Bau- Gruppe mit Sitz in Westerkappeln. Im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie ist sie Vizepräsidentin Sozialpolitik und an dieser Stelle Mit-Initiatorin des FrauenNetzwerks Bau. Die Diplom-Kauffrau studierte BWL in Passau, Parma sowie in München, bevor sie in fünfter Generation in das Bauunternehmen

ihrer Familie einstieg.

 

Als Vizepräsidentin im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie

verantwortet Jutta Beeke den Bereich Sozialpolitik. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Frage, wie sich junge Menschen und insbesondere Frauen für eine Karriere im Bauwesen begeistern lassen. Durch die Verbandsarbeit und ihre Tätigkeit als geschäftsführende Gesellschafterin des Bauunternehmens Echterhoff hat Jutta Beeke erfahren, dass es darum geht, junge Frauen sichtbar zu machen – mit ihren Skills, Zielen und Wünschen. Das neu gegründete FrauenNetzwerk- Bau wird dafür Plattformen bieten.

Frau Beeke, welches Ziel verfolgen Sie mit dem FrauenNetzwerk-Bau?
Wir wollen die Frauen in unserer Branche sichtbar machen und ihnen gebündelt eine Stimme geben. Wer heute noch glaubt, die Baubranche sei eine reine Männerdomäne, der liegt falsch. Seit Jahrzehnten bestimmen Frauen vor allem in den Ingenieurberufen die Geschicke der Branche mit und steuern wichtige Innovationen bei. Diese Tatsache wollen wir nun sichtbarer machen. Mit dem Ziel, dass sich noch mehr Frauen für eine Karriere in der Baubranche interessieren, wenn sie sehen, was in unseren Unternehmen möglich ist.

Was braucht es für diese Sichtbarkeit?
Zum Beispiel Role-Models, also Frauen mit Vorbildfunktion, die von ihren Tätigkeiten und ihrem Werdegang berichten. Dafür braucht es ein Netzwerk, mit dessen Hilfe die Frauen, die in der gesamten Wertschöpfungskette Bau tätig sind, Ansprechpartnerinnen finden, die sie beim Einstieg sowie Aufstieg in der Branche unterstützen. Im besten Fall verhindern wir dadurch auch, dass Frauen irgendwann aus der Branche aussteigen. Das Netzwerk ist damit ein Weg, um gegen den Fachkräftemangel zu kämpfen, der uns als Branche vor große Herausforderungen stellt.

Wie werden Sie den Austausch der Frauen untereinander organisieren?
Es wird Plattformen und Veranstaltungen geben, die den Austausch zwischen den Frauen fördern. Das hat mit dem Kick-off im September in Berlin begonnen, nun sind verschiedene regionale Veranstaltungen angedacht. Geplant sind zudem Workshops und spezielle Fortbildungen sowie Webinare für Frauen. Ein Mentoring-Programm richtet sich gezielt an weibliche Nachwuchskräfte, die wir mit Frauen in Führungspositionen zusammenbringen. Wichtig ist uns, dass die konkreten Inhalte von den Frauen selbst mitbestimmt werden. Das ist ein zentraler Punkt des Netzwerks: Wir wollen zusammen mit den Frauen aus der Branche herausfinden: Was sind eure Themen, was wünscht ihr euch, wo erhofft ihr euch mehr Unterstützung?

Haben Sie eine Vermutung, welche Themen dabei eine große Rolle spielen werden?
Ein Thema, das ich persönlich sehe, ist die Frage der Führung. Klar, damit beschäftigen sich auch die Männer. Aber ich glaube, dass viele Frauen verstärkt darüber nachdenken, wie sie ihre Stärken „weiblich“ nutzen können und somit ihren eigenen Führungsstil entwickeln.

Der Frauenanteil im Bauingenieurswesen liegt bei 30 Prozent, im Maschinenbau sind es nur 18 Prozent. Warum ist der Bau bei Ingenieurinnen vergleichsweise beliebt?
Ein Vorteil ist, dass es im Bau zusätzlich zu Arbeitgebern in der freien Wirtschaft eine Reihe von Karriereoptionen im öffentlichen Sektor gibt. Und dieser öffentliche Sektor mit seinen planbareren Karrierewegen ist, gerade im Hinblick auf Familienplanung und Jobsicherheit, für Frauen attraktiv. Ein zweiter zentraler Aspekt ist das

Denn dort, wo viele Frauen sichtbar sind, entsteht eine Sogwirkung. Das ist an den Hochschulen so, später dann in den Unternehmen sowie in Führungspositionen.

„Gesetz der kritischen Masse“: Ich sprach eben schon von der Vorbildfunktion, die Frauen in der Branche auf andere ausüben. Dieser Effekt setzt schon an den Hochschulen ein. Wenn Sie dort einen höheren Frauenanteil im Bauingenieurwesen haben, dann erscheint diese Richtung für Studentinnen attraktiver. Denn dort, wo viele Frauen sichtbar sind, entsteht eine Sogwirkung. Das ist an den Hochschulen so, später dann in den Unternehmen sowie in Führungspositionen.

Studien zeigen, dass für Frauen auch Berufe attraktiv sind, bei denen man die Umwelt nachhaltig mitgestalten kann. Beim Bau ist dies der Fall. Wie können Sie das Potenzial nutzen, um für Frauen noch attraktiver zu sein?
Unsere Branche besitzt beim Kampf gegen den Klimawandel und für eine nachhaltig gebaute Umwelt eine große Innovationskraft. Wir plädieren daher für Gesetzesänderungen, die wirksamen Klima- und Ressourcenschutz vom Beginn an noch mehr in der Bauplanung berücksichtigen. Jedoch müssen wir immer wieder Rückschläge hinnehmen, zum Beispiel, wenn uns politische und gesetzliche Vorgaben ausbremsen. Ein Beispiel ist das Kreislaufwirtschaftsgesetz, das für uns als Bauverband nicht konsequent genug formuliert ist. Es ist unsere Aufgabe, klarzustellen, dass bestimmte langsame Entwicklungen nicht an uns liegen, sondern dass unsere Innovationen für mehr Klimaschutz durch politische und gesetzliche Vorgaben blockiert werden. Hier ist die Politik gefragt – aber auch wir müssen noch besser kommunizieren, wie groß unser Beitrag beim Klimaschutz ist. Viele junge Menschen wünschen sich heute Jobs, die einen sinnvollen Beitrag für die Zukunft in unserer gebauten Umwelt leisten. Hier haben wir für die junge Generation viel zu bieten.

Info und Anmeldung

FrauenNetzwerk Bau

Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich für den Hauptverband der Deutschen Bauindustrie von der Netzwerkarbeit und vom Austausch mit den Frauen?
Der Erfolg unserer Branche beruht auf der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen. Diese ist abhängig von den Entscheidungen, die in den Unternehmen getroffen und umgesetzt werden – und zwar von Menschen. Wir benötigen daher hochqualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in ihrer Tätigkeit nicht nur einen Broterwerb sehen, sondern die durch ihre Arbeit eine Identität finden. Im Frauennetzwerk wollen wir lernen, wie weibliche Identität in der Bauwirtschaft beschaffen ist. Sprich, welche Wege und Ziele Frauen in unserer Branche verfolgen, welche Hürden sie dabei überwinden müssen. Ausgehend von diesen Erzählungen und Erfahrungen wollen wir lernen, wie wir als Branche noch mehr Frauen dafür motivieren können, ihren beruflichen Weg bei uns zu finden und sich mit dem Bau zu identifizieren. Dieses Wissen ist wichtig für uns als Verband, wir geben es aber auch an unsere Unternehmen weiter.

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