Weniger CO2-Emissionen mit Holzbauten

Das Baden-Württemberg-Haus auf der Expo 2020 in Dubai. Foto: CATALIN MARIN
Das Baden-Württemberg-Haus auf der Expo 2020 in Dubai. Foto: CATALIN MARIN

Holz kommt immer häufiger im Hoch- und Ingenieurbau zum Einsatz. Dass beim Bauen vermehrt auf eine nachhaltige und ressourcenschonende Bauweise geachtet wird, ist ein Grund dafür. Doch die Holzbauweise eignet sich darüber hinaus auch für die städtische Nachverdichtung. Doch prinzipiell sollte laut Nachhaltigkeitsexpert*innen das Material nicht vor die Bauaufgabe gestellt werden. Von Christoph Berger

Die Zahlen des Statistischen Bundesamts und der Heinze Marktforschung vermitteln eine eindeutige Richtung: Die Holzbauquote, also die Anzahl der genehmigten Gebäude, die überwiegend mit Holz gebaut wurden, ist bei den Ein- und Zweifamilienhäusern 2020 auf 23,1 Prozent (Vorjahr 21,3 Prozent) gestiegen. Bei den Mehrfamilienhäusern lag die Quote 2020 erstmals bei 4,5 Prozent (2019: 3,7 Prozent) und bei den Nichtwohngebäuden ist sie von 19,5 Prozent (2019) auf 20,9 Prozent im Jahr 2020 geklettert. Das hat laut Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes klare Gründe: Der Holzbau könne einen wichtigen Beitrag leisten, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen, er verringere die CO2-Emissionen, indem er der Atmosphäre CO2 entziehe, den Sauerstoff wieder abgebe und den Kohlenstoff langfristig speichere. Der nachwachende Rohstoff Holz sei zudem regional in ausreichender Menge verfügbar. Das sorge beim Bauen für kurze Transportwege.

Die Holzbauweise eigne sich außerdem für die städtische Nachverdichtung in Form von Aufstockungen und Lückenschließungen – sie sei schnell, flexibel und präzise. Zudem seien Holzbauteile leicht und würden so Aufstockungen auch bei geringen statischen Reserven des Gebäudebestandes ermöglichen.

Positionspapier Holzbau der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.

 

Das Team „Building Culture Innovation“ des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO hat einen Digitalen Zwilling des Baden-Württemberg-Hauses auf der Expo 2020 entwickelt. Dabei handelt es sich um eine 3D Echtzeitanwendung, die es ermöglicht, eine virtuelle Tour durch das BW-Haus zu erleben. 

Wie angesagt Holzbauten sind, zeigen aktuelle Beispiele. So wurde zum Beispiel am 1. Oktober 2021 der Neu- und Erweiterungsbau der Universität Witten/ Herdecke, ein Holz-Hybridbau eingeweiht. Ehrengast Ursula von der Leyen, amtierende Präsidentin der EU-Kommission, sagte: „Wir wollen den Europäischen Grünen Deal den Menschen näherbringen. Und hier in diesem neuen Gebäude der UW/H kann man spüren, wie es gehen kann. Dieser Bau ist ebenso nachhaltig wie funktional und schön.“ Auf der Weltausstellung in Dubai wurde zwei Tage später das Baden-Württemberg Haus eröffnet, ebenfalls ein Holz-Hybridbauwerk. Und bereits im Dezember 2020 wurde in Freiburg das Holzbau-Projekt „BUGGI 52“ aufgestellt, erste FSC-zertifizierte Gebäude in Deutschland. Ab dem ersten Obergeschoss besteht das Gebäude vollständig aus Holz – auch beim Aufzugsschacht, im Treppenhaus und an der Außenfassade.

Doch nicht immer ist der Holzbau die optimale Lösung. „Dass diese Potenziale zu einem ganzheitlich nachhaltigen Ergebnis führen, hängt jedoch von der Planung und einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Thema der Materialität ab“, sagt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. Dazu gehöre auch, die Materialwahl nicht vor die Bauaufgabe zu stellen oder per se auf einen Baustoff zu setzen. Um die Zukunftsaufgaben zu lösen, müssten wir uns faktenorientiert mit allen Kriterien einer nachhaltigen Architektur auseinandersetzen, fordert die Nachhaltigkeitsexpertin. Falle die Wahl auf Holz, sei es beispielsweise wichtig im Sinne der Circular Economy vom Ende her zu planen. Sie erklärt: „Wenn wir Holz-Komposite verbauen, die am Ende zu Abfällen werden oder ein Holzhaus planen, das schon nach wenigen Jahren wieder abgerissen und thermisch verwertet wird, ist von der CO2-senkenden Wirkung nicht mehr viel übrig.“ Vielmehr müsse der Baustoff mit dem darin gespeicherten Kohlenstoff so lange wie möglich in der Gebäudenutzung gehalten werden.