StartBauingenieureThe Cradle – der Name ist Programm

The Cradle – der Name ist Programm

Über 50 Prozent der weltweiten Abfallproduktion und fast 40 Prozent der globalen CO₂-Emissionen entfallen auf die Immobilien- und Baubranche. Diese harten Zahlen zeigen den Handlungsbedarf und auch die Verantwortung, die die Branchen mit sich tragen. Von Sascha König, Arrow Global Germany GmbH

Das Projekt The Cradle im Düsseldorfer Medienhafen steht als Leuchtturmprojekt für nachhaltige Baukultur. Der Name verdeutlicht die hochgesteckten Ziele einer engagierten Umsetzung des Cradle- to-Cradle-Konzepts. Das Gebäude ist Ausdruck einer ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltigen Zukunft. Die Einhaltung des Cradle-to-Cradle-Prinzips hat bei The Cradle höchste Priorität: Demnach dürfen die Materialien und Verbindungen keine giftigen Stoffe enthalten, wofür eine sogenannte „banned list“ die Grundlage ist. Dieses konsequente Vorgehen kommt der Umwelt und der Gesundheit der Nutzerinnen und Nutzer im Gebäude zugute. Die banned list führt jene Chemikalien und Substanzen auf, die für die Verwendung in Cradle to Cradle Certified™-Produkten verboten sind. Darüber hinaus wurden mehrere Substanzen aufgrund von gefährlichen Eigenschaften ausgeschlossen, die mit ihrer Herstellung, Verwendung und Entsorgung verbunden sind. Somit soll sichergestellt werden, dass keiner dieser Inhaltsstoffe in Produkten verbaut und das Gebäude bzw. die Nutzerinnen und Nutzer gesundheitlich belastet werden. Darüber hinaus können so Materialien wieder im Sinne der Kreislaufwirtschaft zurückgeführt werden.

Das wohl markanteste Merkmal von The Cradle ist der Rohstoff Holz, der in den Geschossdecken und mit der imposanten Holzfassade zum Ausdruck gebracht wird. Holz steht als Sinnbild für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft, da Holz ein nachwachsender Rohstoff ist, der endliche Rohstoffe wie Beton oder Kunststoff ersetzt. Zum anderen bindet Holz CO₂ und wirkt sich positiv auf das Raumklima sowie das Herz-Kreislauf-System aus. In Verbindung mit feinstaubabsorbierenden Teppichböden, Lehmwänden und grünen Wänden wird so eine deutlich bessere Luftqualität erreicht.

Mehr erfahren

 

Foto: Ralph Richter, Düsseldorf
Foto: Ralph Richter, Düsseldorf

www.the-cradle.de

Wenn man die gesamte Bau- und Nutzungsphase einbezieht, wird die CO₂- Reduktion des Gebäudes auf über ein Drittel im Vergleich zu herkömmlichen Gebäuden berechnet. Darüber hinaus wurde auch das Thema Mobilität im Sinne der Shared Economy neu gedacht. Ein Mobilitätshub steht nicht nur den Nutzerinnen und Nutzern von The Cradle, sondern auch der Nachbarschaft zur Verfügung.

The Cradle wurde mit einem interdisziplinären Team aus Architekten, Fachplanern und Beratern als zukünftiges werthaltiges Rohstofflager konzipiert. Die verwendeten Materialien sind kreislauffähig, werden entsprechend verortet und sind rückholbar. Voraussetzung ist, dass durch intelligente Verbindungstechniken eine sortenreine Trennbarkeit gegeben ist und die Stoffe keine Schadstoffe enthalten. Das Gebäude fungiert sozusagen als Materiallager. Der Material Passport dient als digitalisierter Bauteilkatalog, in dem die Materialien in Hinblick auf Recyclingfähigkeit, Gesundheitsklasse, Schadstoffgehalt, Trennbarkeit und CO₂- Verbrauch erfasst werden. Dadurch kann nachverfolgt werden, welches Bauteil an welcher Stelle und zu welcher Zeit eingesetzt wurde und wann dieses gegebenenfalls erneuert werden muss. Die Materialien sind klar nach ihrer Identität für den biologischen oder technischen Kreislauf gekennzeichnet und sind nach Nutzung reintegrierbar. Wesentlich ist hierbei die Trennbarkeit der Baustoffe, ihre Rezyklierbarkeit und ihre eindeutige, schadstofffreie Materialität.

Foto: Olaf Wiechers
Foto: Olaf Wiechers

Das könnte dich auch interessieren

Die 3 Trends: New Work, Future Skills, Jobsicherheit

3 Trends – 3 Fragen an Peter Hübner, Präsident der BAUINDUSTRIE New Work ist nicht...

Ab zum Bau – gegen alle Widerstände

In der Baubranche gibt es viel zu tun - beispielsweise auch beim Zukunftsthema Digitalisierung....

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Katharina Klemt-Albert im Interview

Digitalisierung als Motor für Effizienz und Nachhaltigkeit. Der Bau einer 450 km langen Hochgeschwindigkeitsstrecke...



Anzeige




Anzeige
BWI