Als Bauingenieur im Großunternehmen

Foto: AdobeStock/ Bernd Leitner
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Große Firmen aller Branchen bieten zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten für Bauingenieure. Der berufliche Werdegang und die Arbeitszeit können flexibel und individuell gestaltet werden. Gesundheitsförderung und Unterstützung im Alltag sind weitere Vorteile. Von Fabian Hesse M.A. bauingenieur24 Informationsdienst

Große Unternehmen und Institutionen verfügen häufig über eine Vielzahl unterschiedlicher Liegenschaften, darunter Bürogebäude, Produktionsstätten, Lagerhallen oder Industrieanlagen. Unabhängig von der jeweiligen Branche werden für Planung, Bau und Betrieb dieser firmeneigenen Bauten fach- und sachkundige Bauingenieure benötigt. Daraus ergibt sich für Bauingenieure ein breites Spektrum an potenziellen Arbeitgebern mit konzernähnlichen Strukturen. Sowohl die berufliche Karriere als auch das Privatleben mit Familie und Freizeit können davon profitieren. Zunächst kann ein großes Unternehmen unterschiedliche Positionen anbieten. Für Bauingenieure bei der Deutschen Bahn AG sind das beispielsweise die Gewerke „konstruktiver Ingenieurbau“, „Fahrbahn“ sowie „Elektrotechnik“ und „Leit- und Sicherungstechnik“. Zu den vielfältigen Aufgaben gehören die Planung von Stellwerken, Gleisen, Weichen oder Brücken, deren Erhalt sowie die Bauüberwachung externer Unternehmen.

Wem es in seinem Beruf auch um gesellschaftliche Anerkennung geht, der hat bei der Bahn mit etwas Zielstrebigkeit womöglich auch die Chance, an prestigeträchtigen Großprojekten, wie zum Beispiel der Verbindung Stuttgart- Ulm („Stuttgart 21“), mitzuwirken. Maja Weihgold von der DB Netz ist sich sicher: „Von einigen dieser Bauwerke werden noch die Enkel und Urenkel sprechen. Oder sie zumindest nutzen.“ Um bleibende Bauwerke der Infrastruktur geht es auch bei der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH, kurz Deges. Bauingenieure werden hier für die Straßenplanung (Autobahnen), den konstruktiven Ingenieurbau sowie in der Bauvorbereitung und der Bauüberwachung beschäftigt. Darüber hinaus ist der Einsatz im Vertragsmanagement beziehungsweise Vertrags- und Vergabewesen möglich.

Als Verwalterin der bundeseigenen Liegenschaften ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ebenfalls ein großer Arbeitgeber für Bauingenieure. Nach eigenen Angaben wird die BImA in den kommenden Jahren ein Bauvolumen von über zehn Milliarden Euro umsetzen. Dafür werden deutschlandweit Bauingenieure gebraucht, die von der Projektleitung einzelner Baumaßnahmen bis zur Übernahme von Führungsaufgaben als Teamleiter oder als Experte für ein Fachthema tätig sind.

Vielfältige Einstiegsmöglichkeiten

Bewerber bei großen Unternehmen wie den genannten haben derzeit ausgesprochen gute Chancen. Allein die Deutsche Bahn stellt aktuell jährlich etwa 1000 neue Ingenieure ein. Vorteile haben hier naturgemäß erfahrene Bewerber, die bereits Infrastrukturaufgaben gemeistert haben. Zwingend sind diese Voraussetzungen laut Maja Weihgold aber nicht: „Wenn jemand für eine Aufgabe bei der Bahn brennt und voll motiviert ist, dann findet sich fast immer ein Weg.“

Ähnlich verhält es sich auch bei der Deges. Neben dem Direkteinstieg wird ein internes Traineeprogramm angeboten. Gesucht werden sowohl Berufseinsteiger als auch erfahrene Fachkräfte. „Wichtig ist uns eine langfristig erfolgreiche und zufriedenstellende Zusammenarbeit mit Perspektive“, so Nicole Drieschner von der Kommunikationsabteilung. Die BImA wirbt ihrerseits damit, dass eine Laufbahn „vom Baumanager zur Führungsperson“ für Bedienstete nicht nur möglich, sondern „erwünscht“ ist. Interne Wechsel in eine der Hauptstellen oder in die Zentrale in Bonn würden dabei keine Hürde darstellen. Um sich für einen höheren Posten zu qualifizieren, wird ein postgradualer Masterstudiengang an der Bergischen Universität Wuppertal angeboten.

Umfangreiche Work-Life-Balance-Angebote

Neben dem Blick auf die Möglichkeiten der Karriere stellt sich für Absolventen die Frage nach der Work-Life-Balance. Große Unternehmen und Konzerne haben inzwischen die Bedeutung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben erkannt. Moderne Tarifverträge sorgen daher zum Beispiel bei der Bahn dafür, dass man zwischen mehr Gehalt oder mehr Urlaub wählen kann. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit zu temporären Auszeiten. Weitere Vorzüge bei der Bahn sind Freifahrten und eine betriebliche Altersvorsorge.

Die Deges wirbt für sich mit Vertrauensarbeitszeit beziehungsweise generell flexiblen Arbeitszeiten. Mitarbeiter können auch mobil arbeiten und Überstunden in Freizeit ausgleichen. In Kooperation mit einem Dienstleistungsund Beratungsunternehmen wird zudem Unterstützung in allen Lebenslagen angeboten, darunter Kinderbetreuung, Pflege oder Krisenberatung. Um die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern, erhalten diese bei der Deges einen Zuschuss von 250 Euro im Jahr für Sport- beziehungsweise Präventionsmaßnahmen. Weiterhin bezuschusst das Unternehmen den sportlichen Ausgleich in der Freizeit bei Staffelläufen und beim Beachvolleyball.

Redaktionstipp:

BIM-Institut

Um die Entwicklung und Implementierung der Methode BIM voranzutreiben, die Forschung in diesem Bereich für die Bauwirtschaft zu bündeln, Lehr-, Ausbildungs- und Weiterbildungskonzepte zu entwickeln und Beratung zur Optimierung von Bauprozessen anzubieten, wurde von den Wissenschaftlern der Bergischen Universität Wuppertal das BIM-Institut gegründet.

www.biminstitut.de

Gleitzeit, Teilzeit und Telearbeit (Homeoffice) sowie Gesundheitsförderung und Altersvorsorge sind, neben anderen Angeboten, wie einem geförderten Jobticket, auch bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gängige Praxis. Besonders attraktiv dürfte die Hilfe bei der Suche nach möglichst arbeitsortnahem und bezahlbarem Wohnraum im Rahmen der Wohnungsfürsorge des Bundes sein. Vergleichbare Angebote finden sich immer häufiger auch in den Stellenanzeigen anderer Arbeitgeber und in Stellenportalen.

Die genannten Beispiele zeigen, dass große Firmen, Konzerne oder Behörden ihren Mitarbeitern im Vergleich zu kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) vor allem hinsichtlich der Arbeitszeit mehr Flexibilität bieten können. Den Grund nennt Sebastian Jung von der Personalberatung Cobalt Recruitment: „KMU können auf den einzelnen Mitarbeiter schwieriger im Arbeitsalltag verzichten. Unternehmen mit einer deutlich größeren Belegschaft können Auszeiten und mehr Freizeit der Angestellten leichter tragen.“