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Interview mit Thomas Künstner

Direkt nach seinem Studienabschluss stieg Thomas Künstner bei der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton ein, wo er mittlerweile als Partner für den Bereich Medien und Kommunikation sowie für das Thema Personal verantwortlich ist. Mit Sabine Olschner sprach er über Leidenschaft, Dynamik und High Potentials.

Zur Person

Thomas Künstner, 41 Jahre, ist seit 2001 Partner der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton in Düsseldorf. Für die Abteilung Media and Consumer Practice berät er Top-Management Teams in der Kommunikation- und Medienindustrie in strategischen und organisatorischen Fragen. Seit April ist er darüber hinaus „People Partner“ und damit zuständig für den Bereich Human Resources im deutschsprachigen Raum.

Der Diplomkaufmann arbeitet seit 1993 bei Booz Allen Hamilton. Er hat an der Universität Passau und an der Aston Business School in Birmingham, England, Betriebswirtschaftslehre studiert, bevor er direkt nach Studienabschluss bei der internationalen Unternehmensberatung einstieg.

Thomas Künstner ist verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Seine Leidenschaft ist seit vielen Jahren die Zauberei. Darüber hinaus fährt er in seiner Freizeit gerne Ski.

Warum sollten Absolventen in die Beratung gehen statt in ein Wirtschaftsunternehmen?
Die Argumente, die mich damals bewogen haben, in die Consultingbranche einzusteigen, haben sich gar nicht so sehr verändert: Die Beratung ist heute wie damals ein hochattraktives Berufsfeld. Sie ermöglicht einen steilen Karriereaufstieg. Man wird sehr schnell an Themen herangeführt, die bei den Unternehmen eine große Wirkung haben, und sieht, wie wichtige Entscheidungen vorangetrieben werden. Früher als in anderen Funktionen arbeitet man direkt auf der Entscheiderebene. Man kann Konzepte nicht nur entwickeln, sondern sie auch umsetzen. Wer Spaß daran hat, im Team zusammen mit anderen hochklassigen Leuten Dinge zu bewegen, wird in der Beratung ein sehr interessantes Betätigungsfeld finden.

Was muss ein guter Berater können?
Wir bei Booz Allen Hamilton suchen Absolventen, die eine Kombination aus hohen analytischen Fähigkeiten und einer sehr stark ausgeprägten Sozialkompetenz mitbringen. Da wir ein internationales Unternehmen sind, müssen die Bewerber auf alle Fälle zweisprachig sein – Englisch ist ein Muss, weitere Sprachen sind gern gesehen. Dazu erwarten wir Auslandserfahrung und damit verbunden die Fähigkeit, sich ohne Probleme in anderen Kulturen zu bewegen. Wichtig sind uns auch außeruniversitäre Aktivitäten, allen voran Praktika. Kurz gesagt: Wir wollen Leute, die in ihrem bisherigen Werdegang gezeigt haben, dass sie Dinge bewegen wollen und bewegen können.

Warum suchen Consultingunternehmen eigentlich so viele High Potentials?
Wir arbeiten für die besten Unternehmen an sehr komplexen Problemen. Wenn wir diese Probleme gelöst bekommen wollen, brauchen wir Mitarbeiter, die die oben genannten Voraussetzungen mitbringen – die einfach die Besten sind. Beratung findet heute in der Regel in gemischten Teams zusammen mit dem Kunden statt. Und auch auf Kundenseite arbeiten High Potentials, deren Anforderungen die Berater standhalten müssen.

Wie sieht der klassische Karriereweg eines Consultants aus?
Bei uns steigen Absolventen mit Bachelor als Consultants ein, mit Diplom oder Masterabschluss als Senior Consultants. Die nächste Stufe ist der Associate, der Teilprojekte leitet, während ein Senior Associate Projekte in vollem Umfang verantwortet. Principals sind Mitglieder der Geschäftsleitung. Und schließlich ist die höchste Stufe die Partnerschaft, innerhalb derer es wiederum verschiedene Ebenen gibt, bis hin zum Senior Partner.

Sie selbst sind schon mit 35 Jahren Partner geworden. Was sind Ihre Tipps für eine steile Karriere?
Es ist sehr wichtig, sich auf Dinge zu fokussieren, für die man Leidenschaft entwickeln kann. Man sollte versuchen, recht früh einen Bereich zu finden, von dem man sich vorstellen kann, dort auch längerfristig aktiv zu sein. Für eine steile Karriere sollte man darüber hinaus auch einen gewissen Hang zur Perfektion mitbringen und sich frühzeitig auf Ergebnisse konzentrieren. Wenn man dann noch das richtige Umfeld findet, um seine Talente zum Einsatz zu bringen, hat man die besten Voraussetzungen, schnell voranzukommen.

Was reizt Sie persönlich an der Consultingbranche?
Mit hochtalentierten, engagierten und leidenschaftlichen Menschen an herausfordernden Projekten zu arbeiten. Ich verbringe selbst nach 15 Jahren in der Beratung meine Zeit mit Fragestellungen und Problemen, die in dieser Form meist noch nie angegangen und gelöst worden sind. Ich halte es nach wie vor für ein sehr großes Privileg, in diesem dynamischen Umfeld zu arbeiten.

Wie kamen Sie zu Ihrem Schwerpunkt Kommunikation und Medien?
Zu Beginn ein bisschen wie die Jungfrau zum Kinde: Ich bin Anfang der 90er Jahre in die Beratung eingestiegen, zu einer Zeit, als sich die Telekommunikation auf die Liberalisierung vorbereit hat. Das war zu dieser Zeit ein sehr aktives und auch spannendes Beratungsumfeld. Außerdem hatte ich schon immer eine Affinität zu neuen Technologien und ihre Wirkung auf den Konsumenten. Diese Kombination hat mich letztlich in die Telekommunikation gebracht. An den zweiten Schwerpunkt kam ich durch das verstärkte Zusammenwachsen von Telekommunikation und Medien. Diese Kombination hat mich schon damals fasziniert.

Sie sind unter anderem Autor zahlreicher Artikel und Publikationen. Ist das ein fester Teil Ihres Beraterjobs?
In der Beratung geht es nicht nur darum, Projekte zu lösen, sondern auch, Methoden und Konzepte, die wir aus unserer Arbeit gewinnen, nutzbar zu machen. Wir bezeichnen das als „Intellectual Capital“. Man muss ja nicht in jedem Projekt das Rad neu erfinden. Darüber hinaus wollen wir bestimmte Themen der Öffentlichkeit zur Diskussion geben und – aus Marketinggesichtspunkten – natürlich als weltweit führende Strategie- und Technologieberatung bestimmte Themenfelder besetzen. Nicht jeder Berater muss allerdings Bücher schreiben – manche haben ihre Qualitäten in anderen Bereichen.

Sie haben unter anderem in Birmingham studiert. Was bringt ein Auslandsaufenthalt für die Karriere?
Primär ist ein Auslandsaufenthalt ein persönlicher Gewinn. Ich kann jedem nur dringend ans Herz legen – gerade auch im Zeitalter der Globalisierung – ins Ausland zu gehen. Ich habe mein Jahr in England als sehr starke persönliche Bereicherung gesehen. In einer anderen Kultur zu leben und seine eigene Kultur einmal aus einer anderen Perspektive anzuschauen – das sind Erfahrungen, die gerade in jungen Jahren sehr prägen. Diese persönliche Erfahrung sollte die Hauptmotivation für einen Auslandsaufenthalt sein. Dann strahlt sie automatisch auch auf das Karriereprofil aus.

Könnten Sie sich ausmalen, in einem ganz anderen Job, fernab von der Beratung, zu arbeiten?
Ich könnte mir eine ganze Reihe von Berufen vorstellen, angefangen von angrenzenden Bereichen wie Investment Banking oder Private Equity, aber auch eine Karriere in der Industrie kann sicherlich reizvoll sein. Entscheidend ist für mich ein dynamisches Arbeitsfeld, das viel Bewegung und Veränderung mit sich bringt. Und auch die Personen, mit denen ich zusammenarbeite, müssen diese Dynamik in sich tragen.

Zum Unternehmen

Booz Allen Hamilton ist mit mehr als 18.000 Mitarbeitern und Büros auf sechs Kontinenten die weltweit führende Strategie- und Technologieberatung. Das Unternehmen befindet sich im Besitz seiner rund 300 aktiven Partner. Im deutschsprachigen Raum gibt es sechs Büros: in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, München, Wien und Zürich. Der Umsatz beläuft sich weltweit auf 3,7 Milliarden US-Dollar, im deutschsprachigen Raum auf 205 Millionen Euro.

Die Consultants von Booz Allen Hamilton beraten in den Bereichen Strategie, Turnaround, Restrukturierung, Organisation, Operations, Systems und Technologie. Zu ihren Kunden zählen weltweit führende Industrieunternehmen, staatliche Institutionen und Regierungen. Strategische und operative unternehmerische Aufgaben werden in enger Zusammenarbeit mit dem Klienten gelöst.

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