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Interview mit Regina Först


Wie ein roter Faden zieht sich die Mode durch ihre Vita, obwohl sie mit dem Jahrmarkt der Eitelkeiten nichts am Hut hat. Nach einer Lehre in einem feinen Modehaus studiert sie Textilbetriebswirtschaft und steigt steil auf. Die junge Filial- und Personalleiterin managed, powert, rast – verheddert sich und entwickelt Ihr Leben neu. Wer ist diese Frau, die Menschen zum Strahlen bringt? Sie zunächst mit ihrer inneren Schönheit vertraut macht, um dann die äußere Hülle auf überraschend stimmige Weise hinzuzufügen? Regina Först plauderte für uns aus dem Näh-Kästchen: Über Wege, Irrwege und glückliche Fügungen und darüber wie sie aus ihrem Lebenslauf eine Lebensaufgabe machte.

Von Viola Strüder

Allein unter Kaschmir-Ziegen
Regina Först kommt gerade mit ihren Kindern vom Reiten und hat es sich mit einer Tasse Tee gemütlich gemacht. Auf dem elterlichen Bauernhof mit Pferdezucht lebt sie, liebt die Weite des Nordens, die Menschen, die Möwen, die Nähe zum Meer. Wir unterhalten uns über die Anfänge ihres Berufsweges. „Ich wurde in eine Lehre gesteckt, zu der ich keine Lust hatte. Das exquisite Modehaus in Kiel, die Menschen dort und ich passten einfach nicht zusammen“, sprudelt es aus ihr heraus. Und doch baute die gelernte Einzelhandelskauffrau auf ihrer Ausbildung auf, studierte am Lehrinstitut des deutschen Textilhandels, bei den so genannten „Texern“ in Nagold bei Stuttgart. – Und wieder passte es nicht wirklich.

Faible oder Label?
„Mir war egal, welche Marke ich trug“, sagt die damals Label-Lose, „aber plötzlich stellte ich fest, wie ich mich von meinem Umfeld beeinflussen ließ, von den Kommilitonen mit ihren teuren Klamotten, ihrem Schmuck und dem Styling“. Dem Reiz der Marke erlegen, schuftete auch sie, um ein bestimmtes Teil eines Herstellers zu besitzen, mit dem Etikett einer selbst gewählten Etikette zu entsprechen. „Aber die Heilung kam bald“, sagt sie im Rückblick. Die Ausbildereignungsprüfung machte ihr großen Spaß, Schulungen, Seminare. „Dass Menschen mein zentrales Berufs- und Lebensthema werden, spürte ich hier.“

Auch Texer sind keine Hexer
„Wer in Nagold studiert hat, dem eilte damals in der Branche der Ruf voraus, er verdoppele den Umsatz. Der Erwartungsdruck ist riesig und der Jobwechsel im ersten Jahr entsprechend hoch.“ Die heute 43-Jährige machte ebenfalls diese Erfahrung. Dann aber bewirbt sich die diplomierte Textil-Betriebswirtin 1981 bei H&M. „Ich fand es toll, dass – egal, was man vorzuweisen hatte – alle an der Basis anfingen: als Verkäufer.“ Innerhalb von einem Vierteljahr ist sie Filialleiterin und Merchandiserin und bleibt drei Jahre „mit viel Spaß an der Sache“.

Eine Weg-Marke
1984 geht sie zurück nach Kiel, startet bei „New Yorker“. Weniger als zehn Filialen zählte das Unternehmen als sie begann, 90 als sie es 1989 verließ. Zunächst arbeitete sie als Verkaufsleiterin, hatte freie Hand. Später, als Personalleiterin, war sie zuständig für 700 Mitarbeiter und kam der eigenen Bestimmung näher. „Menschen zu begleiten, die sich anfangs unter ihren Möglichkeiten verkauften, ihnen bei ihrer Entwicklung zu helfen – in diesem Thema war ich zu Hause.“ Die Weg-Marke wurde zum Scheide-Weg. Als Macherin war sie voll in ihrem Element. „Hier noch eine Überstunde und da ein Wochenende reingehängt, fröhlich-dynamische zehn bis zwölf Stunden am Tag. Das Gefühl, den Job zu brauchen, um sich selbst wahrzunehmen. Das war wie eine Sucht.“ Von der heutigen Regina Först mit einem Satz ad acta gelegt: „Ich habe mich selbst verloren, mich nur über Leistung definiert.“

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