Interview mit Felix Amrhein

Mitglied der Geschäftsführung bei der OSCAR GmbH

Felix Amrhein, Foto: OSCAR GmbH
Felix Amrhein, Foto: OSCAR GmbH

Herr Amrhein, stellen Sie OSCAR bitte kurz vor.
OSCAR ist eine studentische Unternehmensberatung. Das bedeutet, wir sind alle ausnahmslos Studenten oder junge Absolventen, und wir beraten Unternehmen in ganz unterschiedlichen Projekten. Was bei uns anders ist als bei vielen anderen studentischen Unternehmensberatungen: Wir arbeiten Vollzeit, also in den Semesterferien oder in Praxissemestern, und uns gibt es schon seit 16 Jahren. Wir haben daher einen sehr guten Ruf in der Wirtschaft und dadurch die Möglichkeit, für sehr namhafte Auftraggeber spannende Projekte durchzuführen. Eine weitere Besonderheit: Mit OSCAR verdient niemand Geld, denn das Unternehmen gehört niemandem, der mit der „billigen Arbeitskraft Student“ einen Reibach macht. Wir sehen unseren Zweck in der Ausbildung. Dies alles hat Auswirkungen darauf, welche Projekte wir annehmen und welche nicht. Es muss immer ein gewisser Anspruch gegeben sein.

Steht OSCAR allen Studenten aller Studiengänge offen, oder gibt es Präferenzen?
Wir sehen Bewerbungen aus allen Studiengängen und -richtungen sehr gerne. Bei uns sind „interdisziplinäre Teams“ sogar ausdrückliches Ziel. Und interdisziplinär kann auch schon mal bedeuten: ein Wirtschaftswissenschaftler, ein Informatiker und ein Philosoph. Auch die Noten stehen nicht im Vordergrund, viel wichtiger ist dass man im Assessment Center überzeugt und eine gehörige Portion Motivation und Lernbegeisterung mitbringt.

Die Ämter wechseln bei Ihnen halbjährlich. Kann man in der kurzen Zeit ein Projekt komplett betreuen?
Die Abteilungsstellen sind immer für rund ein halbes Jahr besetzt. Projekte können auch deutlich kürzer laufen, manchmal nur vier Wochen, oft aber auch drei Monate und mehr. Die Projektteams arbeiten sehr eigenverantwortlich, werden aber von einem Projektleiter betreut. In der Regel ist das jemand aus der Geschäftsführung, teilweise aber auch Mitarbeiter aus den Abteilungen. Es ist also in der Regel für jeden was dabei.

Wie wird man – wie Sie – Geschäftsführer von OSCAR?
Eine Voraussetzung ist es, dass man eine gewisse Zeit bei OSCAR verbracht hat, Erfahrung in Projekt- und Abteilungsarbeit hat und am Besten einmal Projektleiter war. Wer sich dabei besonders hervorgetan hat, kann von der aktuellen Geschäftsführung vorgeschlagen werden. Die letzte Zustimmung muss dann noch ein Beirat aus ehemaligen Geschäftsführern geben. Bei mir war das vor gut zehn Monaten, vorher habe ich längere Zeit in der Abteilung IT-Entwicklung gearbeitet und mehrere Projekte geleitet.

Was sind Ihre Aufgaben?
Das Wichtigste ist die Leitung von Abteilungen und Projekten. Diese Projekte müssen natürlich erst einmal starten. Dazu fahren wir zu bestehenden oder neuen Kunden, besprechen deren aktuelle Zielsetzungen, Probleme und mögliche Lösungswege. Auf dieser Basis planen wir Beratungsprojekte und stellen aus den Bewerbern, die unser Assessment Center durchlaufen haben, die Teams zusammen. Das machen wir alles zusammen mit den Abteilungsmitarbeitern, die letzte Verantwortung bleibt aber bei uns in der Geschäftsführung. Neben diesen eher operativen Aufgaben gehört natürlich auch alles Strategische in unseren Aufgabenbereich. Wir bestimmen – wenn man so will – welchen Kurs das Schiff einschlägt.

Wie definieren Sie eine erfolgreiche Karriere?
In einer erfolgreichen Karriere gibt man sein Bestes bei einer Aufgabe, die einem liegt und die man mit Begeisterung ausfüllt. Idealerweise sind es diese Begeisterung und der Wille, seine Sache gut zu machen, der eigentliche Antrieb. Ob man dabei einen Managerposten samt Sportwagen und Yacht haben muss, sollte jeder für sich selber entscheiden.

Wie hilft die Mitarbeit bei OSCAR beim Aufbau einer Karriere?
OSCAR gibt einem drei Dinge mit auf dem Weg: Lernerfahrung, Kontakte und Referenzen im Lebenslauf. Lernerfahrung ist dabei für mich das Wichtigste. Man bekommt eine Menge Handwerkszeug mit auf dem Weg. Vom Erstellen und Halten professioneller Präsentationen bis hin zu Projektmanagement. Aber noch wichtiger: Man lernt, was einem liegt und was man will, wie es bei vermeintlichen Traumarbeitgebern zugeht oder welche Karrieremöglichkeiten man bei expandierenden Mittelständlern hat. Man lernt auch welche Rolle man im Team einnimmt oder ob man Führungsqualitäten hat. All das hilft unheimlich bei der späteren Planung der eigenen Karriere. Die Referenzen im Lebenslauf und die Kontakte unterstützen den Studenten dann, diese Karriere auch tatsächlich einschlagen zu können.

Was muss Ihrer Meinung nach jeder Bewerber zum Bewerbungsgespräch an Erfahrungen mitbringen?
Praktische Erfahrungen in der Wirtschaft sollte jeder vorweisen können. Dabei gilt: je intensiver, je anspruchsvoller, je eigenverantwortlicher, desto besser. Der Name des Unternehmens, bei dem man diese Erfahrungen gemacht hat, ist nicht alles. Wichtiger ist, was man dort gemacht hat.

Ist es schwieriger, in einer Consultant-Firma unterzukommen, als in anderen Großkonzernen?
Das kommt ein bisschen darauf an, wo man hin will. Als Berater bei den großen Namen der Strategie- und Managementberatung einzusteigen, ist schon schwer, da diese Unternehmen sehr stark über die typischen Hard Facts der Bewerbung selektieren: Noten, Semesteranzahl, Auslandserfahrung etc. Wer einige der Voraussetzungen nicht mitbringt, hat einfach keine Chance. Man darf nicht vergessen, dass Beratungsunternehmen ihre Berater sozusagen „weitervermieten“. McKinsey kann einfach keine Berater mit Dreierschnitt im Diplom für 2000 Euro am Tag und mehr an seine Kunden vermieten. Nur wenige, meist kleinere Beratungen leisten es sich, ihre Leute primär darüber auszuwählen, was sie wirklich können.

Welche drei Dinge raten Sie jedem Hochschulabsolventen, während des Studiums gelernt zu haben?
1. Was kann ich gut, und was mache ich gerne? Extrem wichtig für die Berufswahl und einen überzeugenden Auftritt im Bewerbungsgespräch.
2. Lernen und Lernbegeisterung. Denn viel wichtiger als das Gelernte ist, was man noch lernen wird.
3. Anpacken. Die ganze Theorie ist wichtig, aber in der Wirtschaft kommt es auf smarte und pragmatische Lösungen an.