Photonik Campus

Langtext zur Meldung im kf ingenieure 2.2012 zum Photonik Campus

Musik und Licht gehören zusammen

High-Tech-Branche mit Nachwuchssorgen – Doktorand dreht ein Musikvideo

Photonik ist die technische Beherrschung von Licht in jeder Form. Im Blickpunkt stehen Erzeugung, Kontrolle, Messung und vor allem die Nutzung von Licht in nahezu allen gesellschaftlich und ökonomisch wichtigen Gebieten. Die Photonik ist eine führenden Branchen in Deutschland und Europa. Aber die High-Tech-Branche kämpft mit Nachwuchssorgen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat deshalb in Zusammenarbeit mit Forschung und Wirtschaftsverbänden die Förderinitiative Photoink Campus Deutschland ins Leben gerufen. Neben einer alljährlich stattfindenden Akademie ist auch eine eigene Website Teil der Kampagne. Hier können angehende Photoniker miteinander diskutieren, Kontakt zu künftigen Arbeitgebern aufnehmen und oder junge Menschen für ein Studium im diesem Bereich begeistern.

Falk Eilenberger ist Doktorand am Abbe Center of Photonics an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. In Jena, und zwar am Fraunhofer-Institut für Optik und Feinmechanik, findet auch die nächste Photonik-Akademie im Jahr 2013 statt, die Bewerbungsphase läuft bereits (www.photonik-campus.de/online-bewerbung). Für die Website des Photonik-Campus Deutschland hat Falk Eilenberger ein ungewöhnliches Video über seine Arbeit an der Universität gedreht. Im selbst gedrehten Musikvideo „Science of Light” schildert er den Hochschulalltag aus der Sicht des Rappers MCLightBullet. Klaus Mertens von der TEMA Technologie Marketing AG führte ein Interview mit dem kreativen Photoniker und stellte es dem karriereführer zur Veröffentlichung zur Verfügung.

Wie sind Sie auf die Idee mit dem Song gekommen?
Als das VDI Technologiezentrum mit der Bitte an uns herantrat, einen Beitrag für den Photonik Campus zu drehen, war uns sofort klar, dass man den Zuschauer überraschen muss, um ihn an den Bildschirm zu fesseln. Darüber hinaus ist es ein wohlgehütetes Geheimnis, dass Naturwissenschaftler im Allgemeinen und Physiker im Speziellen einen ziemlich deftigen Sinn für Humor haben und auch vor gnadenlosen Selbstparodien nicht zurückschrecken. Die eigentliche Idee für das Video ist aber auf unserer jährlichen Doktorandenkonferenz „DoKDoK“ entstanden, in einer jener herrlich blödsinnig-kreativen „was-wäre-wenn“ Diskussionsrunden, die recht typisch für Wissenschaftler sind. Und natürlich liegt es irgendwie nahe, dem Bild vom biederen sozial gehemmten Labornerd den Möchtegernrapper MCLightBullet gegenüberzustellen. Leider hat uns der Photonik Campus genötigt, unsere Groupies, die sich immer auf unseren Laborbänken räkeln, zu verstecken. Was denken die denn warum die Teile „optischer Tisch“ genannt werden?

Licht und Musik – passt das zusammen?
Das liegt natürlich im Auge des Betrachters. Beziehungsweise im Ohr. Aber ich denke, dass ich nicht der erste bin, der diese Verbindung zieht. Von Händels Feuerwerksmusik bis zu Festivals mit Lasershow passt Licht und Musik einfach zusammen. Stellen Sie sich doch mal ein Konzert von Rammstein ohne Pyrotechnik vor. Oder MTV mit Bildstörung. Licht und Musik passt nicht nur zusammen, es gehört zusammen! Vom Standpunkt des Physikers gesehen ist aber zusätzlich spannend, dass Licht und Schall sehr verwandt sind. Unser Verständnis von ultraschnellen Lasern zum Beispiel, basiert auf der Interpretation von sogenannten Sonogrammen – die wir in der Alltagssprache als Notenblätter kennen. Die Probleme der nichtlinearen Optik spiegeln sich in quietschenden Bremsen und im Wind flatternden Fahnen, um nur einige Analogie zu nennen.

Wie sind Sie zur Photonik gekommen?
Zur Photonik bin ich über viele Zufälle gekommen. Obwohl ich schon immer ziemlich neugierig war und nicht nur den einen oder anderen Lehrer mit meinen Fragen zur Verzweiflung gebracht habe. Die wichtigere Frage ist doch: warum bin ich bei der Photonik geblieben? Ein Manager verdient mehr Geld, ein Politiker hat mehr Macht, ein Beamter hat ein sichereres Einkommen.
Als Wissenschaftler sind wir die Entdecker und Abenteurer unserer Zeit. Unsere Reisen führen uns vielleicht nicht zu neuen Kontinenten, dafür an die faszinierenden Grenzen des menschlichen Wissens und Denkens. Die Photonik erlaubt uns ungeahnte Einblicke in die Natur – wir können Atomen beim Schwingen zusehen und werden Zeuge, wie das Universum atmet. Und ganz nebenbei fällt die eine oder andere technische Revolution ab: Internet ohne Photonik? Undenkbar. Autos ohne Laser? Unfahrbar. Moderne Medizin ohne Licht? Unüberlebbar.

Wie stellen Sie sich ihre weitere Karriere in der Photonik/Musikbranche vor?
Ich werde nach diesem Interview wieder in mein Labor verschwinden und den Photonen beim Schwingen zuschauen, dann einige Ergebnisse der letzten Tage auswerten und zu Papier bringen. Wir arbeiten seit einiger Zeit an einer neuen Analysemethode, die uns ungeahnte Einblicke in die Eigenschaften des Lichts auf der Skala von Femtosekunden geben wird. Im Vergleich zu einer Sekunde ist das ungefähr so, als ob man ein einzelnes Atom auf der Oberfläche des Mondes sehen könnte.
Demnächst geht es wieder einmal auf Konferenz, um mit den Kollegen aus der ganzen Welt die neusten Entwicklungen zu diskutieren und Ideen auszutauschen. Dann beginnt bald das Semester und ich bin schon mindestens so neugierig auf die neuen Studenten der Abbe School of Photonics, wie die Studenten auf uns.
Langfristig gibt es jede Menge interessanter Perspektiven. Gerade hier in Jena ist die Photonik extrem breit aufgestellt. Aber als Wissenschaftler, vor allem als Physiker, ist man ja immer auch ein Spezialist fürs Allgemeine und hat so viele Möglichkeiten den eigenen Talenten und Interessen beruflich nachzugehen, dass es manchmal schwer fällt eine Auswahl zu treffen. Selbst Kanzlerin kann man werden. Oder Chef von Volkswagen. Nur Gitarrist von Queen – der Posten ist schon weg – schade eigentlich.

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